Marschmusik
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Ein Marsch (ital. marcia, frz. marche; von lat. marcare, hämmernd schreiten) ist ein musikalischer Stil, dessen Zweck darin besteht, die Bewegung einer größeren Menschenmenge zu regeln, in diesem Sinn dem Tanz, insbesondere mit den Schreittänzen wie Intrada, Pavane und Polonaise verwandt.
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[Bearbeiten] Entwicklung
Der Marsch ist ohne Zweifel sehr alt. Festliche Aufzüge wurden schon im Altertum mit Musik begleitet; eine höhere künstlerische Gestaltung erhielt der Marsch in der griechischen Tragödie, wo der Chor in gemessener Bewegung auftrat und ebenso abtrat, freilich nicht mit Instrumentalbegleitung, sondern singend.
Den Militärmarsch führt man gelegentlich unzutreffend auf den Dreißigjährigen Krieg zurück. Die Trommeln, Pauken, Trompeten und Schweizerpfeifen waren schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts in Gebrauch, wenn ein Fürst in eine Stadt einritt oder in das Feld zog (Sebastian Virdung); auch spätmittelalterliche Prozessionsgesänge sowie Kreuzfahrer- und Landsknechtslieder bilden die Vorläufer des modernen Marsches.
Die Form des Marsches, wie wir ihn als Kunstmusik zuerst in Opern (Jean-Baptiste Lully) und dann als Klavierstück (François Couperin) finden, ist die der alten Tanzformen (zwei 8- bis 16-taktige Reprisen).
[Bearbeiten] Formen
Der heutige Marsch ist in der Regel weiter ausgeführt und hat ein mehr melodiös gehaltenes Trio, oft in der Subdominante. Die Militärmärsche sind entweder Parademärsche (Pas ordinaires) oder Geschwindmärsche (Pas redoublés, Quick march) oder Sturmmärsche (Pas de charge).
Aus der Zahl der für besondere Zwecke und Gelegenheiten bestimmten Märsche (Festmärsche, Huldigungsmärsche, kirchliche Märsche; fast nur auf der Bühne bei Aufzügen etc.) hebt sich als besonders charakteristisch der Trauermarsch (Marcia funebre) heraus.
[Bearbeiten] Beispiele
Priestermarsch:
Trauermarsch:
- Beethoven: 3. Sinfonie
- Chopin: Sonate op. 35
- Händel : Saul
- Lully : Alceste
- Mahler: 5. Sinfonie
- Wagner: Götterdämmerung
Hochzeitsmarsch:
Märsche in der klassischen Musik:
- Johann Sebastian Bach : Marcia zur Kantate Nr. 207 Vereinigte Zwietracht
- Wolfgang Amadeus Mozart: Türkischer Marsch aus der Klaviersonate Nr. 11 A-Dur KV 331, Janitscharenmarsch aus Die Entführung aus dem Serail (KV 384)
- Ludwig van Beethoven: Yorckscher Marsch
- Franz Schubert: Militärmarsch
- Charles Gounod: Marche funèbre d'une marionette (Trauermarsch einer Marionette)
- Giuseppe Verdi: Triumphmarsch aus Aida
Turnermarsch:
- T. Weißmann, M. Sturz: Kyffhäuser-Turnermarsch
Bekannte militärische Marschmusik:
- Deutschland
- Georg Fürst: Badenweiler Marsch
- Karl Komzák: Erzherzog Albrecht Marsch
- Hermann Ludwig Blankenburg: Abschied der Gladiatoren, Deutschlands Waffenehre, Klar zum Gefecht!, Mein Regiment
- Kuno Graf von Moltke: Des Großen Kurfürsten Reitermarsch
- König Friedrich II. von Preußen: Der Hohenfriedberger
- König Friedrich Wilhelm III. von Preußen: Präsentiermarsch, Marsch Bataillon Garde
- Gottfried Piefke: Preußens Gloria, Königgrätzer Marsch
- Carl Teike: Alte Kameraden, Graf Zeppelin-Marsch, In Treue fest!
- Adolf Scherzer: Bayerischer Defiliermarsch
- England
- Niederlande
- Johan Wichers: Mars di Medici (Marsch der Medici), Naar Hoger Doel, Veteranen Mars
- Österreich
- Johann Strauß (Vater): Radetzkymarsch
- Hans Schmid: Rainermarsch
- Julius Fucik: Regimentskinder, Florentiner Marsch, Einzug der Gladiatoren
- Franz von Suppé: Oh Du mein Österreich
- Wilhelm August Jurek: Deutschmeister Regimentsmarsch
- Josef Franz Wagner: Unter dem Doppeladler
- Schweiz
- Carl Friedemann: Gruss an Bern
- Stefan Jäggi: General-Guisan-Marsch
- Gian Battista Mantegazzi: Bellinzona
- Heinrich Steinbeck: Regimentsgruß, Thurgauer Marsch (Marsch des Infanterieregiment 31)
- Berner Marsch: traditioneller alter Marsch, vmtl. aus dem 17. Jh; verschiedene Bearbeitungen
- Ungarn
- Rákóczi-Marsch, ungarisches Nationallied, bearbeitet u. a. von Franz Liszt und Hector Berlioz (La Damnation de Faust)
- USA
- John Philip Sousa: The Stars and Stripes Forever, The Washington Post March
- Henry Fillmore: Military Escort
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- Marsch. Artikel in: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl. 1888 ff., Bd. 11, S. 284 f.
- Brockhaus Riemann Musiklexikon, München 1979.