Tanz
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Tanz (von italienisch danza, ursprünglicher althochdeutscher Begriff laikan) nennt man auf Musik ausgeführte rhythmische Körperbewegungen.
Tanzen ist ein Ritual, ein Brauchtum, eine darstellende Kunstgattung, eine Berufstätigkeit, eine Sportart, eine Therapieform, ein Gefühlsausdruck und nach Aussage vieler Tänzer „das schönste Hobby zu zweit“. Die Komposition eines Tanzes nennt man Choreografie.
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[Bearbeiten] Motivation
Tanzen und Spielen sind sich in ihrer Wesensart sehr ähnlich: Es geht nicht darum, durch gezieltes Tun einen bestimmten Zweck zu erreichen, sondern darum, sich durch die Beschäftigung an sich zu vergnügen. Daher ist Tanzen nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder (Kindertanz), eine geeignete Freizeitbeschäftigung, die besonders (durch die Gesellschaft geprägt) Mädchen anspricht,wie vor allem im Ballett. Die Verbindung aus tänzerischer Bewegung und gleichzeitigem Musikgenuss bereitet den Tänzern Glücksgefühle, die sich bis zur Trance oder Ekstase steigern können. Manche Musikformen sind so „treibend“ und „gehen in die Beine“, dass die Zuhörer ohne bewusstes Zutun in rhythmische Bewegungen verfallen – und sei es nur, dass sie mit den Fingern schnipsen oder mit dem Fuß den Takt mitklopfen. Auch überschwängliche Freude kann einen kaum zu bändigenden Bewegungsdrang auslösen.
Besonders in der körperlichen Nähe des Paartanzes äußern sich Wünsche nach Zuneigung, aber auch Trost und menschlicher Wärme an sich. Die geschmeidigen Bewegungen der Umworbenen zu beobachten oder den Körper des Umwerbenden zu fühlen sind erotische Erfahrungen, das geistige Einlassen auf den Partner – um zu führen oder sich führen zu lassen – schafft gegenseitiges Vertrauen.
Ritualisiertes Tanzen drückt Zusammenhörigkeit aus und kann als festlicher Initiationsritus die Aufnahme neuer Mitglieder in eine Gemeinschaft begleiten, etwa wenn junge Mädchen beim Debütantinnenball der Gesellschaft vorgestellt werden oder wenn Schüler beim Abschlussball eine bestandene Prüfung feiern. Vor religiösem Hintergrund werden mit Tanzritualen Götter geehrt oder um Beistand gebeten, während böse Geister abgewehrt oder vertrieben werden.
Tanzen dient als Sport der körperlichen Ertüchtigung und fördert Muskelaufbau, Motorik, Koordination und Gleichgewichtssinn. Das erfolgreiche Erlernen, Planen und Umsetzen komplexer Bewegungsabläufe bildet Selbstvertrauen und unterstützt ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper. Im Turniertanz kann die Überlegenheit gegenüber anderen unter Beweis gestellt werden und der persönliche Ehrgeiz gestillt werden.
Als Kunstform dient Tanzen dazu, Gefühle und Handlungen bildlich darzustellen. Mimik, Gestik und ganzkörperliche Tanzbewegungen bilden zusammen mit Musik das anspruchsvolle Arbeitsmaterial des künstlerischen Tanzes, der dem Zuschauer Eleganz und Ausdruckskraft des menschlichen Körpers vor Augen führt.
[Bearbeiten] Geschichte
Historiker halten es für wahrscheinlich, dass der Mensch schon immer getanzt hat; dafür spricht neben dem hohen Alter archäologischer Fundstücke vor allem, dass Tanzen in ausnahmslos allen menschlichen Kulturen verbreitet ist. Die ursprünglichste Form des Tanzes scheinen der rituelle Kulttanz und der darstellende Tanz zu sein, bei denen die Tänzer Gottheiten ehren oder mit dem Körper Geschichten erzählen.
Die ältesten erhaltenen Dokumentationen des Tanzens sind indische Höhlenmalereien, die im Zeitraum zwischen 5000 und 2000 v. Chr. entstanden; eine Malerei in den Höhlen von Bhimbetka zeigt eine Reihentanzformation[1]. Darstellungen der frühesten Formen des Hinduismus zeigen den Gott Shiva als Natraj, den „König des Tanzes“. In Indien findet sich mit dem zwischen 400 und 200 v. Chr. entstandenen Natya Shastra, der „heiligen Wissenschaft des Tanzes“, das einflussreichste Frühwerk zum Thema Tanz.
Im antiken Ägypten gab es rituelle Tänze, die Tod und Wiedergeburt des Gottes Osiris darstellten und die technisch so anspruchsvoll waren, dass sie nur von professionellen Tänzern ausgeführt werden konnten.
Die alten Griechen systematisierten den Tanz nach Gottheiten und den mit ihnen verbundenen Gefühlsausdrücken. Als wichtiges Zeitzeugnis gilt Homers Beschreibung des Tanzes Chorea in der Ilias aus dem 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. Extatische Tänze waren Teil der Dionysien, aus denen sich später Drama und Komödie entwickelten. In diesen Theaterformen spielte oft ein Chor mit, dessen Bewegungen als sogenannte Choreografie in den Stücken vermerkt wurde; hieraus entwickelte sich der moderne Begriff Choreografie als Aufzeichnung von Tanzbewegungen.
[Bearbeiten] Tanzformen
Es gibt eine schier unüberschaubare Fülle an Tanzformen; die Liste der Tänze trägt die wichtigsten Tänze dieser Welt zusammen. An dieser Stelle werden nur die bekanntesten Tänze und solche Tanzformen, die sich durch einzigartige Merkmale von der Masse abheben, dargestellt.
Die folgende Untergliederung dient nur der groben Orientierung und ist keine verbindliche Kategorisierung. Der Versuch, Tänze in einer allumfassenden Systematik zu ordnen, hat sich in der Vergangenheit (nicht nur in der Wikipedia) wiederholt als unfruchtbar herausgestellt. Es ist nicht schwierig, Merkmale zu finden, nach denen sich Tänze grob gruppieren lassen, harte Kriterien, die eine scharfe Trennung vornehmen, gibt es aber kaum.
Eine verbreitete Kategorisierung ist die nach dem gesellschaftlichen Anlass oder Zweck des Tanzens. Nach Anlass kennt man rituelle Tänze, die religiösen Hintergrund haben, Volkstänze, die zum volkstümlichen Brauchtum gehören und Gesellschaftstänze, die zu geselligen Anlässen aller Art aufgelegt werden. Nach dem Zweck unterscheidet man vor allem den Kunsttanz, eine Kunstform für sich, den Turniertanz, der dem sportlichen Wettkampf dient, den Showtanz, der reinen Unterhaltungscharakter hat und den Werbetanz, der als Partnerwerbung dient.
Auch die Unterteilung nach der Anzahl der Tänzer in Einzeltanz, Paartanz und Gruppentanz ist populär; problematisch ist hierbei, dass viele Tänze in mehreren Aufstellungen getanzt werden. Im Gruppentanz unterscheidet man nach der geometrischen Anordnung der Tänzer weiter zwischen Kreistanz, Kettentanz (hintereinander) und Reihentanz (nebeneinander); ferner gibt es den Formationstanz, in dem die Formation der Tänzer häufig wechselt.
Es gibt zahlreiche weitere Charakteristika, nach denen man Tänze unterteilen kann, allen voran Merkmale der Tanztechnik, diese sind aber vergleichsweise selten anzutreffen.
[Bearbeiten] Folkloristischer, historischer und spiritueller Tanz
Eine herausragende Stellung nimmt in vielen Belangen der Volkstanz ein. Die Unterartikel Afrikanischer Tanz, Chinesischer Tanz und Bolivianische Tänze gehen örtlich spezialisiert auf die Vielfalt dieses Gebiets ein. Bekannte Volkstänze des deutschen Sprachraums sind der Schuhplattler und der Landler, aus dem sich später der Wiener Walzer entwickelte. Ein Beispiel für einen international bekannten Volkstanz ist der hawai'ianische Hula. Technisch herausragende Volkstänze sind der südpazifische Sitztanz, der im Sitzen getanzt wird, und der schottische Schwerttanz, der mit Schwertern getanzt wird.
Spezielle Tanzformen sind aus der völkischen Tradition des Karneval, Fastnacht und Fasching heute nicht mehr wegzudenken. Fällt einem mit Blick auf die deutsche Tradition vor allem der Gardetanz ein, so ist international vor allem die brasilianische Samba des Karneval in Rio de Janeiro ein Begriff.
Unter dem Begriff Historischer Tanz versuchen Tänzer in aller Welt, Tänze nachzustellen, die heute praktisch nicht mehr existieren und nur noch aus schriftlichen oder bildlichen Quellen rekonstruiert werden können. In dieses Gebiet fallen Tänze wie die durch überlieferte Musik bekannte Pavane, die im modernen Karnevalstreiben aufgegangene Polonaise und die Quadrille, die vor allem Liebhabern von Kreuzworträtseln ein Begriff ist.
Tanzformen wie Trancetanz oder Kirchentanz zielen darauf ab, beim Tanzen spirituelle Erfahrungen zu machen. Im Mittelpunkt steht hierbei meist eine Konzentration auf den eigenen Körper in Verbindung mit Meditation. Berühmt für diese Art des Tanzens sind die indischen Derwische. Ebenso bekannt sind die Derwische der Mevlevi-Tariqa aus dem türkischen Konya, die auch oft die Tanzenden Derwische genannt werden, obwohl es sich bei der sogenannten Sema-Zeremonie strenggenommen nicht um einen Tanz im herkömmlichen Sinne handelt. Richtiger ist es daher, sie die Drehenden Derwische zu nennen.
[Bearbeiten] Kunst-, Theater- und Experimentaltanz
Kunsttanz und Tanztheater leben von der künstlerischen Interpretation der Musik. Speziell das Ballett gilt als technisch vollendete Form des Tanzens und hat zahlreiche andere Tanzformen stark beeinflusst. Klassische Ballettbegriffe wie Pas de deux haben ihren Platz in der Umgangssprache gefunden und Begriffe wie Spitzentanz und Tutu sind Teil der Allgemeinbildung. Dennoch besteht der Kunsttanz aus mehr als nur dem Ballett: Auch der chinesische Tanz und das japanische Tanztheater Butoh können dieser Form zugerechnet werden. Eine recht junge Form des Kunsttanzes ist der Ausdruckstanz. Der spanische Flamenco führt ein tänzerisches Eigenleben, das dem Kunsttanzt vergleichbar ist, selbst wenn er ursprünglich nichts mit der klassischen Theaterbühne zu tun hat.
Mit dem Kunsttanz verwandt ist die Sparte des Experimentaltanzes, deren Ziel es ist, die vielseitigen Bewegungsmöglichkeiten des menschlichen Körpers voll auszuschöpfen.
[Bearbeiten] Gesellschaftstanz
Der moderene internationale Gesellschaftstanz ist vor allem geprägt durch das Welttanzprogramm mit Tänzen wie Foxtrott, Discofox, den Standardtänzen und den jüngeren lateinamerikanischen Tänzen, aber auch durch den Stehblues. Weitere Begriffe sind die Tänze Salsa, Merengue und Tango Argentino, die sich weltweit großer Beliebtheit erfreuen. Auch der aus der Jazzbewegung der Vereinigten Staaten heraus entstandene Tanzkomplex des Swing und der daraus hervorgegangene Rock ’n’ Roll haben eine große Anhängerschaft. Im Gesellschaftstanz sind auch die meist sehr kurzlebigen Modetänze anzusiedeln, die oft auf ein fest vorgegebenes Musikstück getanzt werden; ein bekannter Vertreter dieser Gattung ist Lambada. Ferner gibt es hier die Partytänze, die in der Gruppe nach fester Choreografie auf ein vorgegebenes Musikstück getanzt werden; einer der ältesten Partytänze ist Memphis, zu den bekanntesten gehört der Time Warp der Rocky Horror Picture Show. Im Rollstuhltanz werden die klassischen Paartänze behindertengerecht getanzt.
Als beliebter moderner Vertreter der Tänze mit „Ansager“ darf der Square Dance nicht außen vor gelassen werden. Hier ruft ein Caller oder Sänger Figurennamen in den Raum, auf die die Tanzgruppe spontan reagieren muss. Diese Art des Tanzens ist auch in anderen Tanzformen zu finden, beispielsweise dem Contra Dance oder der Rueda de Casino.
[Bearbeiten] Schautanz
Der Stepptanz und seine Verwandten Irish Dance und Clogging zeichnen sich dadurch aus, dass die Tänzer vor allem mit den Füßen agieren, während Körper- und Armbewegungen untergeordnete Rollen spielen. Markant sind hier die speziell beschlagenen Schuhe, wodurch sich jeder Bodenkontakt als hörbares klack! ausnimmt und die Tänzer selbst musikalisch tätig werden.
Jazz und Modern Dance fasst eine ganze Reihe von Tänzen zusammen, die sich über kurz oder lang aus dem Jazz entwickelt haben. Neben dem klassischen Jazz Dance und Modern Dance finden sich hier jugendliche Tanzformen wie Hip-Hop. Eine Welt für sich ist der Breakdance, bei dem Tänzer bei außergewöhnlich viel Bodenkontakt akrobatische Höchstleistungen vollbringen. Hierunter fällt auch Popping, bei dem die Tänzer die ruckhaften Bewegungen von Robotern nachahmen.
Der wegen seiner hüftbetonten, schlangenhaften Bewegungen auch als Bauchtanz bekannte orientalische Tanz wird in der Regel von einer einzelnen Frau getanzt. Die verschiedenen Stile und Unterformen schauen auf eine lange aber diffuse Entstehungsgeschichte zurück. Obwohl häufig auf erotische Weise interpretiert, hat der orientalische Tanz prinzipiell nichts mit dem rein erotischen Tanz zu tun.
Möglicherweise ebenso alt wie der Tanz selbst sind erotische Tanzformen. In der modernen Welt werden diese hauptsächlich durch Gogotanz, Tabledance und Striptease verkörpert, in denen sexuell anzügliche Bewegungen den Zuschauer becircen sollen.
[Bearbeiten] Weitere Tanzformen
Im Eiskunstlauf, insbesondere im Eistanz, werden verschiedene Tanzformen mit Schlittschuhen auf dem Eis vertanzt. Auch das Synchronschwimmen ist eine Form des Tanzens. Eine junge und äußerst ungewöhnliche Tanzform entwickelte das Projekt Bandaloop: In dieser Verbindung aus Klettern und Tanzen schweben die Tänzer meterweit über dem Erdboden. Headbangen ist eine Tanzform, die untrennbar mit der Musikgattung Metal verbunden ist und fast ausschließlich mit dem Kopf getanzt wird. Noch intensiver bis hin zur Gewaltätigkeit ist Pogo, in der in großen Gruppen meist bei Live-Musik wild gegeneinander gesprungen wird. Diese Art des Tanzes findet man vor allem im Punk. Kampfsportarten weisen viele Bewegungsabläufe auf, die Tanzbewegungen sehr ähnlich sind; besonders deutlich zeigt sich dies in stilisierten Kämpfen wie der Kata. Aufgrund dieser Ähnlichkeit wurde die von Sklaven entwickelte Kampfsportart Capoeira als musikalisch unterlegter Tanz getarnt.
[Bearbeiten] Musik
Musik und Tanz sind eng miteinander verbunden, in einigen Kulturen – etwa im afrikanischen Tanz – sogar so eng, dass es für beide zusammen nur eine Bezeichnung gibt. Besonders deutlich zeigt sich dies, wenn Musik und Tanz rituelle Bedeutung haben und beispielsweise bestimmte Instrumente und Tanzbewegungen Götter symbolisieren.
Mit der Entstehung des Gesellschaftstanzes fand in der westlichen Welt eine Trennung in zwei eigenständige Kunstformen statt. Ab dem 14. Jahrhundert wurden völkische Tänze stilisiert, um der steifen höfischen Etikette zu genügen, und mit „standesgemäßer“ Musik unterlegt, die kaum mehr war als die Taktangabe durch ein Metronom.
In der Folge entwickelten sich beide Formen zwar weiterhin wechselseitig, aber nicht mehr unbedingt gemeinsam. Für gewöhnlich ist es heute das Ziel des Tänzers, die Musik zu interpretieren, also möglichst wirkungsvoll und stimmig in Bewegung umzusetzen, es gibt aber auch Tanzformen wie den Ausdruckstanz, die ohne musikalische Begleitung auskommen.
Das wesentliche, Musik und Tanz verbindende Element ist der Rhythmus. Im modernen Gesellschaftstanz ist beispielsweise jeder Tanz fest an einen bestimmten Grundrhythmus gebunden, den die Musik über die gesamte Dauer eines Stücks im selben Tempo aufrecht erhalten muss. Die gleich bleibende Abfolge von Dauern und Pausen gibt Beginn und Geschwindigkeit der Bewegungen vor und schlägt sich in sogenannten Zählweisen wie slow-quick-quick (Slowfox) oder 1,2,3 - 5,6,7 (Salsa) nieder. In anderen Tanzformen variiert der gemeinsame Rhythmus häufiger und nach komplexeren Mustern.
[Bearbeiten] Kleidung
In fast allen Tänzen spielt die stilechte Aufmachung der Tänzer eine wichtige Rolle: Rituelle schamanistische Tänze in gewöhnlicher Alltagskluft sind undenkbar, Volkstänze wirken nur mit traditioneller Tracht authentisch und im Wettkampfsport will die Aufmerksamkeit der Wertungsrichter durch auffällige Bekleidung angezogen werden. So ist es nicht ungewöhnlich, dass zahlreiche Kleidungsstücke wie Ballkleid, Frack und Petticoat und Accessoires wie Federboa, Seidenschleier und die im Mund getragene langstielige rote Rose unweigerlich mit bestimmten Tänzen in Verbindung gebracht werden.
Von besonderem Interesse sind bei vielen Tänzen die Tanzschuhe, denn nur mit der richtigen Mischung aus Rauhigkeit und Glattheit der Sohle gleiten Standardtänzer elegant über das Parkett und ohne Gummistiefel wäre der afrikanische Gummistiefel-Tanz witzlos. Spezielle Tanzfiguren wie etwa Michael Jacksons Lean erfordern sogar patentierte Spezialschuhe. Es gibt jedoch auch Tänze, in denen das Schuhwerk völlig unerheblich ist, beispielsweise werden die meisten afrikanischen Tänze traditionell barfuß getanzt.
[Bearbeiten] Aufzeichnung
Tänze dauerhaft aufzuzeichnen, um sie zu verbreiten oder der Nachwelt zu erhalten, ist ein derart schwieriges Problem, das erst in jüngerer Zeit befriedigende Lösungen gefunden wurden. Aus informatischer Sicht sind zur Beschreibung eines Tanzes mehrdimensionale Daten nötig: Neben den Bewegungen an sich in drei Raumrichtungen und ihrer zeitlichen Abfolge muss auch die Begleitmusik berücksichtigt werden; in den meisten Fällen kommen Erklärungen hinzu, ohne die das Nachvollziehen der Bewegungen für menschliche Betrachter schwierig ist.
Einen Tanz nur mit Worten umfassend zu beschreiben ist deswegen unmöglich; so komplex sind die Bewegungsabläufe und so unpräzise die natürliche Sprache, dass selbst detailliert ausgearbeitete Texte der Fachliteratur nur denjenigen weiterhelfen, die sich sowieso schon mit dem dargestellten Material auskennen. Auch die frühen Versuche, Tänze auf Bilder zu bannen, sind wenig hilfreich, da dabei die zeitlichen Zusammenhänge nicht genügend erfasst werden.
Zahlreiche Tanznotationen versuchen bis heute, Tanzen wie Musik durch Musiknoten durch eigenstände Notationen festzuhalten. Skizzen, abstrakte Symbole und nachgezeichnete Bewegungspfade in Verbindung mit textuellen Anmerkungen sind nur einige der Ideen, die dabei verfolgt wurden. Obwohl sich Tanznotationen in begrenztem Umfang als nützlich herausgestellt haben und im Kunsttanz auch unterrichtet und verwendet werden, sind sie für den Alltagsgebrauch zu komplex und umständlich.
Heute ist es gang und gäbe, Tänze durch Videoaufzeichnungen oder Animationen festzuhalten. Erst auf diese Weise werden die wesentlichen Charakteristika eines Tanzes auch für Nichtexperten erkennbar dargestellt.
[Bearbeiten] Technik
Das Hauptanwendungsfeld der Tanztechnik besteht darin, tänzerische Aufführungen durch technische Finessen aufzuwerten. So gibt es beispielsweise elektronische Geräte, die am Körper getragen werden und Tanzbewegungen in Musik umsetzen und interaktive Tanzflächen und Räume, die Tanzdarbietungen durch abgestimmte Spezialeffekte unterstützen.
Zu diesem Gebiet zählen auch Forschungsarbeiten, die sich mit der effizienten Aufzeichnung von Tanzbewegungen beschäftigen. Hier sind beispielsweise Projekte angesiedelt, die versuchen, Tänze durch Motion Capturing und dreidimensionale Computeranimationen zu vermitteln.
[Bearbeiten] Beruf
Es gibt verschiedene Berufsbilder, die mit dem Tanzen in Verbindung stehen: Tänzer, Tanzlehrer, Tanzsporttrainer, Tanzpädagoge, Tanztherapeut und Choreograf.
[Bearbeiten] Tänzer
Die Ausbildung zum Tänzer unterscheidet sich je nach Tanzform sehr stark und reicht vom staatlich anerkannten Universitätsstudium an einer Akademie für klassischen Tanz (z. B. Ballett) über die sportliche Ausbildung im Turniertanz (z. B. Lateintanz) bis zur privaten Ausbildung zur Solotänzerin (z. B. orientalischer Tanz). Tänzer werden üblicherweise auftrittsweise oder kurzzeitig engagiert. Ständig wechselnde Arbeitslage, starker Konkurrenzdruck und nur selten üppige Gagen können Interessierte davon abschrecken, diesen Beruf zu ergreifen. Professionelle Tänzer wählen nicht selten ein zweites Standbein, etwa als Tanzsporttrainer, um finanzielle Stabilität zu erlangen.
[Bearbeiten] Tanzlehrer
Zertifizierter Tanzlehrer wird man in Deutschland durch eine klassische, staatlich allerdings nicht anerkannte Ausbildung bei einem der beiden Tanzlehrerverbände Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband (ADTV) oder Berufsverband Deutscher Tanzlehrer (BDT). Zum Tragen der Bezeichnung Tanzlehrer oder zum Eröffnen einer Tanzschule ist jedoch prinzipiell kein Zertifikat notwendig. Insbesondere bei Tanzformen ohne Verbandsstruktur wie Salsa oder Tango Argentino finden sich meist Tanzlehrer, die ihr Hobby ohne formalisierte Ausbildung zum Beruf gemacht haben. Tanzlehrer sind für gewöhnlich fest angestellt oder selbständige Unternehmer.
[Bearbeiten] Tanzsporttrainer
Tanzsporttrainer sind Turniertänzer oder ehemalige Tanzsportler, die eine von einem Tanzsportverband vorgeschriebene Lehre durchlaufen haben. Diese umfasst eine Reihe von tanzklassenbezogenen Trainerscheinen (C-,B-,A-Schein), die den Trainer jeweils für fähig erklären, Tänzer der genannten Klasse zu unterrichten. Meist kann ein Schein einer Klasse erst dann abgelegt werden, wenn der Trainer die Klasse selbst erfolgreich hinter sich gelassen hat. Tanzsporttrainer werden hauptsächlich von Tanzsportvereinen beschäftigt oder geben den Turnierpaaren Privatunterricht.
[Bearbeiten] Choreograf
Die Ausbildung zum Choreografen ist ein Universitätsstudium an einer Akademie für Tanz, das mit einem Diplom abgeschlossen wird. Choreografen werden projekt- oder stückweise beschäftigt, seltener dauerhaft an einer Akademie oder einem Theater. Eine Choreografie ist geschütztes geistiges Eigentum, dessen Nutzungsrechte sich unter Umständen mit großer Gewinnspanne veräußern lässt. Einzel- oder Paartänzer erstellen ihre Choreografien in der Regel selbst, erst bei größeren Tanzformationen und Kompagnien gewinnt die Arbeit des Choreografen an Bedeutung.
[Bearbeiten] Tanzschulen
Die Tanzschulen der Verbände Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband (ADTV) und Berufsverband Deutscher Tanzlehrer (BDT) lehren vorrangig die klassischen Paartänze, können jedoch auch zusätzliche Tänze wie Salsa, Tango Argentino* und Video-Clip Dancing oder ergänzende Kurse wie Umgangsformen- und Rhetorikseminare anbieten. Sie beschäftigen hauptsächlich Tanzlehrer, die eine Ausbildung beim jeweiligen Verband abgeschlossen haben. Die Beendigung des ersten Tanzkurses wird hier traditionellerweise mit einem festlichen Abschlussball gefeiert. Ehrgeizige Schüler der BDT-Tanzschulen können sich in den Hobbyturnieren des Deutschen Amateur Turnieramts (DAT) auf regionaler bis nationaler Ebene miteinander messen. Der ADTV hat sich mit dem Deutschen Tanzsportverband (DTV) darauf verständigt, keine Tanzsportturniere in tänzerischen Disziplinen auszurichten, die vom DTV veranstaltet werden; einzige Ausnahme ist der Discofox.
* Tango Argentino sollte man bei Lehrern lernen, die sozusagen mit dem Tango aufgewachsen sind, eine zeitlang in Argentinien gelebt haben und das Lebensgefühl des Tangos übertragen können. Das Lernen der Schrittfolgen ist nicht angesagt, der Grundschritt eine Hilfskonstruktion. Es kommt auf die Kommunikation im Paar an, Führen und Folgen, das hineinfühlen in den Partner und in die Musik. Individualität, eigene Stilfindung und -bildung, Improvisation und Kreativität sollen vom Lehrer vermittelt werden. Das alles können ausgebildete ADTV-Lehrer nicht vermitteln.
Freie Tanzschulen gehören keinem der oben genannten Verbände an. Sie sind in der Regel auf Tänze spezialisiert, die nicht zum Standardrepertoire des Gesellschaftstanzes gehören, etwa Ballett, Hip Hop oder orientalischer Tanz. Einen Ausbildungsplan für Tanzlehrer gibt es hier nicht, private Autodidakten können ebenso eine freie Tanzschule betreiben wie ehemalige Turniertänzer. Durch die fehlende Verbandsanbindung
[Bearbeiten] Tanzsport
In Tanzsportvereinen wird Tanzen eher als Sportart gelehrt, denn als Freizeitevent angesehen. Sie vermitteln Grundfertigkeiten, um an losen Breitensportwettbewerben und dem straffer organisierten Turniertanz teil zu nehmen, daneben gibt es aber auch durchaus zahlreiche Gruppen für geselligen Tanz, ähnlich wie in den Tanzschulen. Tanzsportvereine bemühen sich jedoch, zumindest für die Turniertänzer professionell ausgebildete Trainer zu beschäftigen, die im Gegensatz zu vielen Tanzlehrern auf eine langjährige Amateur- oder Profikarriere zurückschauen können, wenn auch die methodische-didaktische Ausbildung bei den zahlreichen Amateurtrainern lückenhaft bleiben muss, weil sie die Ausbildung eben neben ihrem eigentlichen Beruf erhalten. Außerdem ist ein guter Tänzer nicht immer auch ein guter Lehrer, gerade weil er durch sein Talent weniger über die Ausführung des Tanzens, zumindest auf niedrigerem Niveaus, reflektieren musste. Allerdings lernt der weit fortgeschrittene Tänzer indem er und sie sich in der Regel vom Gruppentraining in ihrem Verein lösen und zusätzlich Einzelunterricht bei verschiedenen professionellen Trainern nehmen, um als Tänzer ein Gefühl besseren Tanzens von einem erfahreneren Tänzer zu erhalten.
Als großes Manko des Tanzsports wird oft angesehen, dass er sehr teuer ist: Zum Vereinsbeitrag kommen Trainergehälter und Kosten für spezielle Tanzkleidung sowie weite Anfahrtswege zum Training/Wettkampf. Nur wenige TänzerInnen machen allerdings den letzten Schritt und wechseln mit einer Trainerausbildung selbst in das professionelle Lager über. Ungefähr lauten die Zahlen: Jedes 10. Mitglied in den Tanzsportvereinen bestreitet Turniere, jeder 50. Turniertänzer professionell.
[Bearbeiten] Weblinks
Portal: Tanz – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Tanz |
Wiktionary: Tanz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Commons: Category:Dance – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Wikibooks: Tanzen – Lern- und Lehrmaterialien |
- www.musicanddance.de Musik- und Tanzgeschichte (deutsch)