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Landsknecht - Wikipedia

Landsknecht

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt die Söldner des 15. und 16. Jahrhunderts, für das gleichnamige Kartenglücksspiel siehe Landsknecht (Kartenspiel).

Als Landsknecht bezeichnet man den zu Fuß kämpfenden, zumeist deutschen Söldner des späten 15. und des 16. Jahrhunderts, dessen primäre Waffe nach Schweizer Vorbild die Pike war. Obwohl Landsknechte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ursprünglich als kaiserlich-habsburgische Söldner angeworben wurden, kämpften sie unter den verschiedensten europäischen Fürsten. Sie galten aufgrund ihrer fortschrittlichen und disziplinierten Kampfweise als besonders schlagkräftig, waren aber zugleich als Plünderer bekannt, die nach ausgebliebenen Soldzahlungen ganze Landstriche verheerten. Begründet wurden die Landsknechtheere von Kaiser Maximilian I., der auch als „Vater der Landsknechte“ bekannt ist.

„Die fünf Landsknechte“, Eisenradierung von Daniel Hopfer aus dem frühen 16. Jahrhundert
„Die fünf Landsknechte“, Eisenradierung von Daniel Hopfer aus dem frühen 16. Jahrhundert
Fähnrich im Kampf mit fünf Landsknechten, Eisenradierung von Daniel Hopfer
Fähnrich im Kampf mit fünf Landsknechten, Eisenradierung von Daniel Hopfer


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Etymologie

Die Bezeichnung Landsknecht ist seit den 1480er Jahren belegt, ihre Bedeutung wird als bewusste Abgrenzung von den aus dem Gebirge – und nicht vom flachen Land – stammenden, Schweizer Pikenieren vermutet. Als "Lantknecht" bezeichnete man allerdings schon im 15. Jahrhundert einen Gendarm oder Gerichtsboten, der auch kriegerische Tätigkeiten übernahm. Bereits um 1500 setzte sich die irreführende Bezeichnung Lanzknecht durch, welche auf die eigentlich als Langspieße einzustufenden Piken der Söldner anspielte. „Knecht“ (siehe auch dort) weist wahrscheinlich auf die Verpflichtung des Söldners gegenüber Reich und Kaiser hin. Das aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Wort „Landser“ leitet sich direkt von Landsknecht ab. Im heutigen Sprachgebrauch wird Landsknecht gelegentlich als Synonym für „Söldner“ verwendet.

[Bearbeiten] Entwicklung des Landsknechtswesens

[Bearbeiten] Ursprung der Landsknechte

Im Verlauf des Spätmittelalters wurde in mehreren Schlachten deutlich, dass eine eigenständig agierende, schwere Reiterei, wie sie für die Ritterheere des Mittelalters typisch gewesen war, gegen eine mit Stangenwaffen ausgestattete, diszipliniert kämpfende Infanterie nur wenig ausrichten konnte. Auf blutige Weise demonstrierten dies vor allem die Schweizer Eidgenossen, die 1315 in der Schlacht am Morgarten und 1386 in der Schlacht bei Sempach die habsburgischen Österreicher vernichtend schlugen. In den Burgunderkriegen (14741477) errangen die Schweizer Hellebardiere und Pikeniere, die in mehreren Tausend Mann starken Gewalthaufen kämpften, diverse Siege über Karl den Kühnen von Burgund, welcher in der Schlacht bei Nancy den Tod fand. Diese militärischen Erfolge veranlassten zahlreiche europäische Herrscher dazu, Schweizer Söldner anzuwerben, die auch als „Reisläufer“ bekannt waren.

Landsknecht mit Zweihänder
Landsknecht mit Zweihänder
Landsknecht mit Weib. Eisenradierung von Daniel Hopfer aus dem frühen 16. Jahrhundert.  Beachte den Zweihänder über der Schulter und den kleineren Katzbalger am Gürtel, beides typische Landsknechtswaffen.
Landsknecht mit Weib. Eisenradierung von Daniel Hopfer aus dem frühen 16. Jahrhundert. Beachte den Zweihänder über der Schulter und den kleineren Katzbalger am Gürtel, beides typische Landsknechtswaffen.

[Bearbeiten] Blütezeit der Landsknechte

Durch Erbfolge fielen die burgundischen Territorien an den Habsburger Maximilian, Sohn des damaligen Kaisers Friedrich III.. In der Schlacht bei Guinegate (1479) konnte Maximilian den Großteil seiner neu gewonnenen Gebiete gegen König Ludwig XI. von Frankreich behaupten, darunter die Niederlande, Luxemburg und die Freigrafschaft Burgund. Um weiteren französischen Angriffen begegnen zu können und um Druck auf die mächtigen Territorialstaaten Bayern und Böhmen auszuüben, plante Maximilian die Aufstellung eines schlagkräftigen Heeres von Fußsoldaten. Im Jahre 1487 ließ der wenige Monate zuvor zum deutschen König gekrönte Maximilian die ersten Einheiten dieses Fußvolkes zusammenstellen. Er war es, der

das Fussvolk nach Art der römischen Legionen in Haufen, Regimenter, teilte, dieselben mit langen Stangsspiessen oder Piquen versehen lassen und sie in diesem Gewehr dermassen abgerichtet, dass sie es allen anderen Nationen zuvorthaten, dannenhero von dieser Zeit an kein Krieg in Europa ohne die Teutschen Lanzknechte geführet worden und kein kriegsführender Potentat derselben entbehren wollen (Reallexikon der deutschen Altertümer, 1885)

Sie wurden in Brügge von Graf Eitelfritz von Hohenzollern ausgebildet und gingen siegreich aus Feldzügen in Flandern und Böhmen hervor. Um die Kampfmoral seiner Soldaten zu erhöhen, verpflichtete sie Maximilian seit 1490 dazu, einen Gefolgschaftseid auf ihn zu leisten.

Als Ende des 15. Jahrhunderts der Konflikt zwischen dem Schwäbischen Bund und der Schweizerischen Eidgenossenschaft eskalierte, kam es zum bewaffneten Konflikt. In dem so genannten Schwabenkrieg kämpften Maximilians Truppen auf Seiten des Schwäbischen Bundes, der 1488 als Gegengewicht zu den Expansionsbestrebungen der bayerischen Wittelsbacher gegründet worden war. Die kaiserlichen und schwäbischen Aufgebote mussten im Kampf gegen die Schweizer schwere Niederlagen hinnehmen, die mit dem Frieden von Basel 1499 ihre faktische Unabhängigkeit vom Reich erlangten. An dem Krieg hatte auf schwäbischer Seite auch Georg von Frundsberg teilgenommen, der noch im selben Jahr in kaiserlichen Diensten gegen die in das Herzogtum Mailand eingefallenen Franzosen kämpfte. Frundsberg half Maximilian bei der Aufstellung und Ausbildung der Landsknechtheere, wobei er sich aufgrund der im Schwabenkrieg gesammelten Erfahrungen an den Schweizer Söldnerhaufen orientierte, deren Taktiken er aber weiterentwickelte. Frundsberg sollte zum bedeutendsten Landsknechtführer werden, dessen Truppen in den Italienkriegen mehrere wichtige Siege gegen Franzosen und auch Schweizer erkämpfen konnten. Sein Tod im Jahre 1528 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Landsknechte.

Bereits im frühen 16. Jahrhundert war der militärische Ruf der deutschen Landsknechte mit dem der Schweizer Reisläufer vergleichbar. Dies führte dazu, dass nicht nur der Kaiser und die Reichsfürsten, sondern auch ausländische Herrscher Landsknechte anwarben, insbesondere die französischen Könige. Zwischen Landsknechten und Reisläufern entwickelte sich eine latente Feindschaft, die in mehreren Schlachten der Italienkriege zum Ausdruck kam.

[Bearbeiten] Niedergang der Landsknechtheere

Landsknechte nahmen an diversen kriegerischen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts teil. Sie kämpften unter anderem in den Italienkriegen, im Landshuter Erbfolgekrieg, im Bauernkrieg und im Schmalkaldischen Krieg. Da Maximilian I. und sein Nachfolger Karl V. stets mit finanziellen Problemen zu kämpfen hatten, ließen sich zahlreiche Landsknechte von fremden Mächten abwerben. Dadurch beschleunigten sie ihren Bedeutungsverlust, da ihre Taktiken von diversen Armeen adaptiert wurden. Es sollten ausdrücklich nur unbescholtene und ehrliche Männer geworben werden, doch stellte man später jedes Gesindel ein. Verarmte Landsknechte und Kriegsversehrte durchstreiften als Räuber und Bettler heimatlos das Land und terrorisierten die Bevölkerung.

Bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatten sich in großen Teilen Europas militärische Standards herausgebildet. Zwischen den Formationen, der Bewaffnung, den Truppengattungen und der Organisation der europäischen Heere bestanden keine nennenswerten Unterschiede mehr, womit auch die herausragende Stellung der Landsknechte wegfiel. Dies zeigte sich nicht nur an der Tatsache, dass die gepuffte und geschlitzte Kleidung außer Mode kam, sondern auch an der Verdrängung der Bezeichnung Landsknecht durch Kaiserlicher Fußknecht. Die Anwerbung und Organisation von Söldnerheeren folgte jedoch im deutschen Raum bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts der Vorgehensweise aus der Landsknechtzeit. Das Söldnertum spielte zwar im Dreißigjährigen Krieg noch einmal eine entscheidende Rolle, jedoch waren zu diesem Zeitpunkt bereits Kämpfer aus weiten Teilen Europas beteiligt, so dass Landsknechte (im engeren Sinn als deutschsprachige Söldner) nicht mehr dominierten. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde das gesamte Söldnertum weitgehend durch Stehende Heere verdrängt.

[Bearbeiten] Anwerbung

Der „Riese Romäus“, Landsknecht aus Villingen
Der „Riese Romäus“, Landsknecht aus Villingen

Die meisten Landsknechte stammten aus Baden, dem Elsass, Tirol und Württemberg, aber auch aus dem Rheinland und Norddeutschland. Ihre Anwerbung und Musterung wurde nach schweizerischem Vorbild durchgeführt. Ein Kriegsherr wurde vom Kaiser, einem Fürsten oder einer Stadt durch den so genannten Bestallungsbrief oder das Patent mit der Aufstellung eines Landsknechtregiments beauftragt. Nachdem der Kriegsherr die nötigen finanziellen Mittel beschafft hatte, stellte er als Obrist des Regiments den Offiziersstab zusammen und stattete seine Offiziere mit Werbepatenten aus, um sie dann mit Trommlern auszuschicken, die auf Marktplätzen potentielle Rekruten herbeitrommelten.

Hatten sich die Rekruten eingeschrieben, mussten sie sich zur Musterung begeben, die auf einem im Bestallungsbrief festgelegten Musterplatz durchgeführt wurde. Dort angekommen, wurden sie in zwei Gruppen aufgeteilt, die sich gegenüber standen. Am Ende der beiden Gruppen wurde mit zwei Hellebarden und einer Pike ein Durchgang errichtet, den jeder „Bewerbsmann“ durchschreiten musste, wobei ein Offizier oder der Obrist selbst als Musterherr dessen körperliche Verfassung und seine Bewaffnung prüfte. Nach der Befragung der Angeworbenen wurden dann Name, Herkunft, Alter und Stand vom Regimentsschreiber in die Musterrolle eingetragen. Da ein Landsknecht selbst für seine Ausrüstung aufkommen musste, verkauften Marketender auf den Sammelplätzen überteuerte Waffen und Rüstungen. Die für die Musterung zuständigen Offiziere versuchten oftmals, den Obristen zu übervorteilen. So zählten sie manche Rekruten doppelt oder stuften unerfahrene und schlecht ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen ein, um vom Obristen eine höhere Summe für die Besoldung des Regiments zu erhalten. Die Differenz zur tatsächlichen Summe behielten sie für sich selbst.

Die Rekrutierung erfolgte für einen Zeitraum von 3 bis 6 Monaten. Nach der Musterung wurde den Landsknechten ihr erster Monatssold ausgezahlt und das Regiment in Fähnlein von ca. 500 Mann unterteilt, darunter im Idealfall mindestens 100 kampferfahrene Landsknechte, die den doppelten Sold erhielten und deshalb als Doppelsöldner bezeichnet wurden. Das gesamte Regiment musste sich in einem Kreis um den Obristen sammeln, der den im Bestallungsbrief enthaltenen Artikelbrief verlas. Der Artikelbrief umfasste die Rechte und vor allem die Pflichten der Landsknechte und wurde alle sechs Monate von Neuem verlesen. Nach der Verlesung der Kriegsartikel mussten alle Landsknechte auf Weisung des Schultheiß einen Eid auf den Kaiser oder den Obristen schwören und geloben, sich gemäß der im Artikelbrief festgelegten Feldordnung zu verhalten. Die zu Fähnrichen bestimmten Landsknechte mussten zudem schwören, die ihnen anvertraute Fahne unter keinen Umständen im Gefecht zu verlieren. Die Aufstellung des Regiments wurde durch die Unterteilung in Fähnlein (ab ca. 1600 als Kompanien bezeichnet) und Rotten abgeschlossen.

[Bearbeiten] Organisation

Die Organisation der Landsknechte unter Maximilian I. bildete die Grundlage des späteren Heerwesens und wurde von anderen Heeresführern übernommen. Für ein Landsknechtregiment war eine Stärke von 4.000 Mann vorgesehen, doch wurde diese Zahl nur selten erreicht. Ein Obrist, der mehrere Regimenter kommandierte, hatte den Rang eines Obersten Feldhauptmannes oder General-Obristen inne. Ihm stand dem zur Befehlsübermittlung ein Herold im Offiziersrang zur Seite. Bei Abwesenheit des Obristen war ein (Obrist-)Locotenens (der spätere Oberstleutnant) sein Vertreter, meist ein besonders erfahrener Hauptmann und selbst Führer eines Fähnleins.

Der Obrist verfügte neben Feldarzt, Dolmetscher, Schreiber, Trommler, Pfeifer und als Söldner und Diener festangestellten Trabanten (Leibwachen) über einen „Staat“ (Stab) aus Spezialisten:

  • Der Pfennigmeister (später Zahlmeister), verwaltete die Kriegskasse, nahm Kontributionen ein und zahlte den Sold aus. Die Besoldung der Landsknechtheere basierte zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf dem Faktor 4, da einfache Landsknechte 4 Gulden (in Norddeutschland Taler) ausgezahlt bekamen. Die Zulage für Hakenschützen betrug 1 Gulden. 8 Gulden erhielten die Doppelsöldner sowie die Gemeinwebel, Gerichtswebel, Fouriere, Feldschere, Trabanten, Spielleute und Kapläne, 12 Gulden die Schreiber, 16 Gulden die Feldwebel und Locotenenten der Fähnlein, 20 Gulden die Fähnriche, 40 Gulden die Hauptleute und 400 Gulden der Obrist. Abgerechnet wurde monatlich, außerdem stand den Knechten das Recht zu, nach jeder bestandenen Schlacht unabhängig vom Kalender einen neuen Soldmonat zu verlangen. Bemessen an Lebenshaltungskosten von 1-2 Gulden war der Sold damit recht hoch. Eine regelmäßige und angemessene Besoldung stellte aber oft nicht den Regelfall dar, was Meutereien und ungeordnete Plünderungen nach sich zog.
  • So kam zum Sold auch die Aussicht auf Beute. Um unkontrolliertes Rauben, Brennen und Morden zu vermeiden sollten Zerstörung und Plünderung nur auf ausdrücklichen Befehl des Obristen erfolgen. Ihm unterstand daher ebenfalls der Beutmeister, der für die mehr oder weniger gerechte Verteilung der Beute zu sorgen hatte
  • und der Brandmeister, der nach Vorgabe des Obristen mit seinen Brandknechten feindliche Gebäude und Ortschaften niederbrennen oder einreißen sollte.
  • Quartiermeister und Proviantmeister kümmerten sich mit den Fourieren um die Erkundung der Quartierplätze und die Versorgung mit Lebensmitteln (Fourage).
  • Der bei größeren Kriegshaufen (ab 5.000 Mann) eingesetzte Wachtmeister sorgte für Bewachung, Sicherung und Befestigung des Lagers,
  • der Wagenmeister war für den Fuhrpark verantwortlich.
  • Um Recht und Ordnung sowie die Einhaltung des Artikelbriefs überwachen zu lassen, erhielt das Regiment einen Schultheiß als Richter und Justizbeamten im Hauptmannsrang. Der Schultheiß leitete das Feldgericht, unterstützt von seinem Schreiber und vom Gerichtswebel, einem Doppelsöldner, der die Gerichtsakten führte, die Gebühren eintrieb, Verhandlungen vorbereitete und als Gerichtsdiener diente.
  • Daneben wirkte der Provost oder Profoss, der als Ordnungshüter und Strafverfolger gefürchtet war. Seine Steckenknechte überwachten und verhafteten verdächtige Landsknechte, sorgten aber auch mit den Trossweibern für die Latrinenreinigung. Der aus dem Kreis der Steckenknechte bestimmte Stockmeister verwahrte die Gefangenen. Im Gefolge des Provost befand sich schließlich der in einen blutroten Mantel gehüllte Scharfrichter, Freimann oder Nachrichter, der mit seinem Richtschwert und dem Strick Todesurteile und Leibestrafen vollstreckte. Der Provost führte auch die Aufsicht über Markt und Marketender und erhielt dafür einen Anteil am Warenumsatz, außerdem unterstand ihm der Tross- oder Hurenwebel, der als aufsichtsführender Organisator des umfangreichen Trosses aus Marketendern, Kleinhandwerkern, Köchen, Trossbuben, Prostituierten und den Angehörigen der Landsknechte unverzichtbar war. Für viele Landsknechte stellte die Ernennung zum Hurenwebel die einzige militärische Aufstiegsmöglichkeit dar. Er besaß einen eigenen Locotenens als Stellvertreter und wurde zudem vom Rumormeister unterstützt, oft einem älteren, nicht mehr waffentauglichen Landsknecht, dessen Aufgabe meist im Auseinandertreiben von streitenden Trossweibern bestand, wobei er nicht selten einen Knüppel verwendete, mit dem er nachts auch auf die Zapfen der Fässer schlug, um den Ausschank zu beenden (Zapfenstreich) und Nachtruhe zu befehlen. Mitunter führte der umfangreiche und nur schwer zu führende Tross eines Landsknechtsheeres auch eine eigene Fahne mit sich, die vom Rennfähnrich getragen wurde.

Auch der Hauptmann oder Kapitän eines Fähnleins hatte seinen eigenen „Staat“.

Hauptmann mit Partisane, Holzschnitt aus dem Jahr 1545
Hauptmann mit Partisane, Holzschnitt aus dem Jahr 1545
  • Dazu zählte zunächst sein Locotenens (lat. "Locumtenens" = Platzhaltender, verdeutscht auch Leutinger genannt; heute: Leutnant);
  • eine wichtige Aufgabe hatte der Fähnrich, der zusammen mit Trommler und Pfeifer beim Sammeln, Marschieren oder im Gefecht das Zentrum des Fähnleins markierte und optische Marsch- und Bewegungszeichen gab, woraus sich später die Funktion des Tambourmajors ableitete. Dazu hatte jedes Fähnlein zwei "Spiele" aus jeweils Trommler und Feldpfeifer zu halten, wobei die Trommler auch als Parlamentäre für Verhandlungen mit dem Feind ausgesandt werden konnten. Trommler und Pfeifer gaben im Lager das Zeichen für Wecken, Alarm und Sammeln, zur Vergatterung der Wachen und zum Zapfenstreich, und sie spielten Landsknechtslieder auf dem Marsch, mitunter aus allen Fähnlein zur Regimentsmusik zusammengefasst, und sorgten so - auch wenn der Gleichschritt noch unbekannt war - für die Marschordnung.
  • Im Fähnlein waren zudem ein Feldscher als Sanitäter und Wundarzt für das körperliche und
  • ein Feldkaplan als Geistlicher das seelische Heil der Landsknechte zuständig.
  • Ein besonders erfahrener Landsknecht wurde vom Obristen zum Feldwebel bestimmt; seine Aufgabe war es, die Landsknechte zu drillen und im Formationskampf zu unterweisen; außerdem kümmerte er sich um Diensteinteilungen und die Organisation des Innendienstes.
  • Dabei wurde er von meist zwei "Gemeinwebeln" unterstützt. Die Gemeinwebel wurden ebenso wie
  • der "Führer" zur Wegeerkundung und Aufklärung,
  • der "Fourier" zur Quartiererkundung und
  • bei Bedarf auch die "Ambrosaten" als Vertrauensleute von den Landsknechten monatlich neu gewählt.
  • Die unterste Führungsebene bildeten die Rottmeister, erfahrene Doppelsöldner vergleichbar den späteren Unteroffizieren, die von den ihren jeweils ca. 10 Mann oder 6 Doppelsöldner starken Rotten gewählt wurden.

[Bearbeiten] Rechtordnung

Gerichtsverhandlung im Ring, Eisenradierung Aus dem Frundsberger Kriegsbuch von Jost Amman 1566
Gerichtsverhandlung im Ring, Eisenradierung Aus dem Frundsberger Kriegsbuch von Jost Amman 1566

Als besonderes Privileg durften die Landsknechte ein eigenes Gerichtswesen organisierten. Führer, Gemeinwebel und Ambrosaten wirkten als Fürsprecher vor Gericht und Beschwerdeführer. Auch die Ambrosaten, auch als „Ringfertige“ bezeichnet, vertraten die Interessen der Landsknechtsgemeinschaft vor den Offizieren, dem Obristen und im "Ring", der Tagungsstätte, den die Vollversammlung bildete, um Entscheidungen im Namen der "Gemein" zu treffen.

Gelang es weder Feldwebel noch Vertrauensleuten wie Gemeinwebeln, Führer oder Ambrosaten, einen Streit zu schlichten oder lagen schwere Verstöße gegen die im Artikelbrief niedergelegten Pflichten vor, so traten unter Leitung des Schultheiß zwölf Geschworene aus der Gemeinschaft zum Malefizgericht zusammen und tagten im "Ring", der öffentlichen Vollversammlung des Kriegshaufens. Im "Ring" herrschte strenge Disziplin, es durfte weder geflucht noch ungefragt gesprochen werden. Die Vertreter der Streitparteien und der Provost als Anklagevertreter trugen ihr Anliegen vor. Ein Beklagter konnte bis zu dreimal um Vertagung bitten um Zeugen oder Beweise zu beschaffen, spätestens bei der vierten Sitzung aber mussten die Geschworenen urteilen. Zu den besonderen Strafen, die über einen Landsknecht verhängt werden konnten, gehörte das Lanzengericht oder das „Recht der langen Spieße“, die Urform des Spießrutenlaufs bei besonders unehrenhaften oder besonders schweren Straftaten, das die Landsknechtsgemeinde als Selbstjustiz gemeinschaftlich einforderen konnte.

[Bearbeiten] Artillerie

Geschützzug und Pulverwagen der Artillerie, Holzschnitt aus Solms Kriegsbuch 1559-60
Geschützzug und Pulverwagen der Artillerie, Holzschnitt aus Solms Kriegsbuch 1559-60


Die "Arckeley" oder Artillerie eines Landsknechtheeres hatte eine rechtliche und organisatorische Sonderstellung inne.

Büchsenmeister oder Stückmeister dienten als hochbezahlte Kriegsingenieure und Artillerieoffiziere. Unter ihrer Leitung arbeiteten Feuerwerker, Glockengießer, Schmiede, Pulvermacher, Zimmerleute und andere Handwerker. Kommandiert wurde sie von dem Obersten Zeugmeister, der bei der Plünderung einer eroberten Stadt ein Anrecht auf sämtliche intakten Geschütze und sonstige Waffen der besiegten Gegner hatte. Ein Drittel dieser Beute musste jedoch dem Obristen übergeben werden. Für den Transport der Geschütze war der Geschirrmeister zuständig, während der Zeugwart über die Munition und den Tross der Artillerie wachte.

Die Artilleristen verfügten über einen eigenen Tross und konnten nicht vom Provost belangt werden. Gelang es gar einem Landsknecht, der eines Verbrechens beschuldigt war, auf der Flucht vor dem Provost ein Geschütz zu berühren, konnte er sich für eine bestimmte Zeit in Sicherheit wähnen. Der Provost durfte ihn unter diesen Umständen innerhalb der darauf folgenden 72 Stunden nicht festnehmen, doch durfte sich der Landsknecht nicht mehr als 24 Schritte von dem Geschütz entfernen. Grund dieser aufschiebenden Wirkung gegen die Festnahme war, dass der Verfolgte durch Berühren des Geschützes zu verstehen gab, dass er Landsknecht der Artillerie sei, die innerhalb des Heeres über einen eigenen Tross verfügte und deren Landsknechte nicht vom Provost belangt werden konnten. Da Geschütze in der Regel nicht längere Zeit unbeaufsichtigt blieben, konnte der Verfolgte damit rechnen, dass innerhalb von 72 Stunden ein Angehöriger der Artillerie auf seinen Fall aufmerksam wurde. Der Artillerie war es auf diese Weise möglich, die Identität des vermeintlichen Artilleristen festzustellen und, falls es sich tatsächlich um einen Artilleristen handelte, ihn der eigenen Befehlsgewalt zwecks Aufklärung zuzuführen. Verstieß der Provost gegen dieses Gesetz, durfte der Kommandant der Artillerie aus Protest sämtliche Geschütze abziehen lassen.

Die Besoldung der Stückknechte war höher als die der restlichen Landsknechte, da sie an Plünderungen nicht teilnehmen durften. So erhielt ein Schneller, der die Geschütze nachladen musste, 6 Gulden monatlich, womit sein Sold 50 % höher war als der eines einfachen Landsknechts. Auch bei der Essensausgabe wurden die Artilleristen stets bevorzugt behandelt.

Bei den Geschützen mit ihren oft klangvollen Frauennamen, wie "Faule Magd", "Chriemhilde", Spinnerin" oder "Tolle Grete" herrschte große Typen- und Begriffsvielfalt; für die Geschütze der Landsknechtheere ließ Maximilian I. daher eine eigene Nomenklatur schaffen, darunter

  • die Scharfmetze, ein 70pfündiges Belagerungsgeschütz, dessen Rohr von 16 und dessen Lafette von 6 Pferden gezogen wurde, sowie
  • die Quarte, ein 40pfünder, von 12, bzw. 6 Pferden gezogen.
  • Es folgten die Feldgeschütze wie die 20pfündige Notschlange,
  • die 11pfündige Feldschlange oder Serpent,
  • die 8pfündige Halbschlange,
  • das 6pfündige Falkonett,

sowie die Hauptbüchse, die Notbüchse oder Nachtigall, die Basiliske, die Kartaune, die Singerin, die Falkaune, die Haussnitze, die Ronterde, die Pommer, die Sau, die Wagen-, Bock, Not-, Zentner- und Riegelbüchse und das Orgelgeschütz. Für das Steilfeuer, gegen Festungen oder bei Belagerungen eingesetzt, wurden Feuertöpfe oder Mörser, Böller, Roller und Wurfkessel verwendet, wobei zum Teil sogar pulvergefüllte Hohlkugeln als Sprengeschosse verschossen wurden. Hinzu kam die ortsfest auf stabilen Holzbalken aufgebockte Bombarde zur Zerstörung von Festungswerken im direkten Schuss, oft hinter einem hochklappbaren Schirm aus stabilen Holzbalken. Bei längeren Stellungsgefechten und Belagerungen wurden für die Artillerie Notbollwerke oder Bastionen angelegt, gegen Gewehrfeuer und als Splitterschutz dienten Schanzköre und Palisadenzäune. Diese Arbeiten wurden oft durch Schanzbauern oder Trossleute verrichtet.

[Bearbeiten] Bewaffnung

Landsknecht-Doppelsöldner mit Arkebuse und Morion
Landsknecht-Doppelsöldner mit Arkebuse und Morion

Die Hauptwaffe der Landsknechte war der Langspieß, ab 1560 als Pike bezeichnet, eine bis zu 6 Meter lange Stangenwaffe mit knapp 30 cm langer Spitze. Manche Landsknechte banden einen Fuchsschwanz an ihre Pike, den sie als Glücksbringer betrachteten. Die mit einer Länge von etwa 2 Metern deutlich kürzere Hellebarde wurde von den Unteroffizieren und Doppelsöldnern getragen. Der Feldwebel (im späteren Militärjargon als "Spieß" etabliert) und die Gemeinwebel richteten mit ihr die Reihen aus und stellten so die Geschlossenheit der Formation sicher. Als Varianten der Hellebarde kamen auch Glefen und Partisanen zum Einsatz. Anfangs kam auch der Schefflin, ein Wurfspieß, zum Einsatz. Zu den Schwertern der Landsknechte zählte der Katzbalger, mit kurzem Griff, S-förmiger Parierstange und stumpf zulaufender Klinge oder die langmesserartige Bauernwehr, die als Stichwaffe benutzt wurde. Die gewaltigen Flamberge und Zweihandschwerter (auch Biehänder oder Biedenhander genannt), die länger als 1,60 Meter sein konnten, dienten zum Breschen schlagen (Gassenhauer) und waren anfangs in den vorderen Reihen zu finden. Die so ausgestatteten Doppelsöldner mussten auch ein Schreiben eines Meisters des Langschwertes vorzeigen, in dem bezeugt wurde, dass sie dieses Schwert beherrschen. Später dienten sie eher nur repräsentativen Zwecken, da sie äußerst unhandlich waren. Die Hauptleute oder Kapitäne waren mitunter beritten, im Kampf jedoch ebenfalls zu Fuß unterwegs, und kämpften mit einem Schwert, einer Streitaxt oder einer Helmbarte oder Hellebarde.

Im Gegensatz zu den Schweizern setzten die Landsknechte bereits früh auf die Verwendung von Handfeuerwaffen, zumal die Armbrust 1507 durch Verordnung Kaiser Maximilians offiziell aus dem Gebrauch genommen wurde, obwohl sie schnell gespannt war, lautlos den Bolzen verschoss, keinen Pulverdampf verursachte, auch bei schlechtem Wetter einsetzbar war und eine verheerende Wirkung sogar gegen gepanzerte Reiter erzielen konnte. Ein Teil der Doppelsöldner war stattdessen mit Hakenbüchsen oder Arkebusen bewaffnet, bei denen es sich um Luntenschlossgewehre handelte, deren Kugeln auf kurze Entfernung ebenfalls Harnische oder Brustpanzer durchschlagen konnten. Allerdings setzten der schwere Rückstoß, der gefährliche Umgang mit dem Zündpulver und die zielgenaue Handhabung, die nur aufgelegt auf einer Stützgabel möglich war, Geschick, Kraft und Übung voraus. Zielen und Treffen war außer auf kürzeste Distanz eher Zufall. Da die Kugel Spiel haben musste, um die Arkebuse mühelos laden zukönnen, schlotterte das Geschoss beim Abfeuern im Lauf und verließ das Rohr in unkalkulierbarer Richtung. Das Laden war umständlich und der Umgang mit dem unhandlichen und 20 kg schweren Waffem mühsam und zeitaufwendig. Der Hakenschütze trug ein über die linke Schulter und quer über die Brust gehängtes Bandelier, an dem die Pulverflasche mit ca. 1 Pfund Schwarzpulver für 40-50 Treibladungen sowie zapfenartige Zündkrautflaschen mit den einzelnen Pulverladungen hingen. Hinzu kam die mit den 80g schweren, 30 mm dicken Bleikugeln gefüllte Ledertasche. Im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts übernahmen manche Landsknechte auch Radschlosspistolen.

Ein Fähnlein umfasste im Idealfall 300 Pikeniere und 100 Doppelsöldner, darunter 50 Arkebusiere und 50 Hellebardiere, doch verschob sich das zahlenmäßige Gewicht im Laufe der Zeit zugunsten der Arkebusiere.

Links und rechts: Landsknecht-Doppelsöldner mit Pike, Mitte: Hackenschütze mit Arkebuse und Gabel zum Auflegen, Darstellung von Jacques de Gheyn
Links und rechts: Landsknecht-Doppelsöldner mit Pike, Mitte: Hackenschütze mit Arkebuse und Gabel zum Auflegen, Darstellung von Jacques de Gheyn

Nur ein Teil der Landsknechte war durch eine Rüstung geschützt. Manche Pikeniere und Hellebardiere trugen einen schlichten Kürass oder Brustpanzer, der über Beintaschen zum Schutz der Oberschenkel verfügen konnte. Dabei wurde aus Kostengründen mitunter auf die Rückenplatte verzichtet. Der Preis eines Pikenierharnischs betrug üblicherweise 12 Gulden, was dem Sold für drei Monate entsprach. Rege Verbreitung fand der „Bischofskragen“ aus Kettengeflecht, der den Hals- und Schulterbereich bedeckte. Manche Landsknechte trugen eine stählerne Hirnhaube oder einen Eisenhut, bis sich die Sturmhaube und der Morion durchsetzten. Die Hauptleute schützten sich meist durch einen nahezu vollständigen Harnisch, da sie in den vordersten Reihen der Formation kämpfen mussten und sich im Gegensatz zu den einfachen Landsknechten einen derartigen Körperschutz leisten konnten. Die Obristen legten bei der Wahl ihrer Rüstung großen Wert auf Repräsentation. Zu einem qualitativ hochwertigen Feldharnisch erwarben manche einen Rossharnisch für ihr Pferd.





[Bearbeiten] Taktik

Landsknechte erstürmen eine Stadt, Darstellung aus der Schweizerchronik, erschienen in Zürich 1548
Landsknechte erstürmen eine Stadt, Darstellung aus der Schweizerchronik, erschienen in Zürich 1548
Lanzknechte im Gefecht; Darstellung von Hans Holbein
Lanzknechte im Gefecht; Darstellung von Hans Holbein

Die Formation der Landsknechtregimenter orientierte sich zunächst stark an den annähernd quadratischen Gewalt- oder Gevierthaufen der Schweizer, die über 5.000 Mann umfassen konnten. Das Zentrum des der 18 Mann tiefen und breiten gevierten Ordnung oder Gevierthaufens bestand aus den Hellebardieren und Pikenieren, wobei in den ersten und letzten Reihen die erfahrensten und besser gepanzerten Doppelsöldner postiert wurden. Diejenigen, die in den letzten Reihen standen, sollten ihre Vordermänner antreiben und fliehende Kameraden rücksichtslos umbringen. So ergab sich die Kampfkraft sich aus der Wucht der dichtgedrängten Spießträger, deren Stoßkraft durch den Druck der hinteren Glieder gesteigert wurde. Ebenfalls vorn kämpfte der Hauptmann, als linker und rechter Flügelmann hielten die beiden Gemeinweibel zusammen mit dem Feldwebel die Ordnung. Arkebusiere traten vor und schossen Lücken in die gegnerischen Formationen, in die dann mit Hellebarden und Katzbalgern bewaffnete Doppelsöldner eindrangen. In den Ladepausen traten die Arkebusiere in das Geviert zurück und wurden von den Pikenieren geschützt. Der Fähnrich schwenkte hoch über dem Haupt als für Freund und Feind sichtbares Feldzeichen die Fahne, die den buntgemischten Landsknechthaufen zusammenhielt. An seiner Seite, im Zentrum der Schlachtordnung, marschierte das Spiel: Der Trommler oder Trummetschlager mit der hohen hölzernen, kalbfellbespannten Holzpauke am Bandelier, vor der Brust die Trommelstöcke eingesteckt, wenn er nicht gerade den fünfschlägigen Marschtakt schlug, daneben schritt der Feldpfeifer, der mit seiner sechslöchrigen, zylindrisch gebohrten Querpfeife gemeinsam mit dem Trommler im Schlachtenlärm die Befehlssignale weitergab. Das zweite Spiel rückte vor zwischen die "Spießer" und Arkebusiere.

Abgesetzt vom „Hellen Haufen“ kämpfte der „Verlorene Haufen“ mit etwa 1/5 bis 1/10 der Gesamtstärke des Regiments. Dieser kam in besonders kritischen Gefechtssituationen zum Einsatz wie als Vorausabteilung beim Angriff oder als Nachhut beim Rückzug. Er bestand aus Freiwilligen, Sträflingen und ausgelosten Landsknechten, oft nur mit Katzbalger und Zweihändern ausgerüstet. Sein Erkennungszeichen war die rote Blutfahne.

Drohte die Umzingelung des Gevierthaufens durch gegnerische Truppen, bildeten die Landsknechte den kreisförmigen „Igel“, auch „Rädlein“ genannt. Dabei zogen sich die Arkebusiere hinter die Pikeniere zurück, die mit aufgestützter Waffe den Angriff abwarteten.

Während der Italienkriege gewannen die Arkebusiere kriegstaktisch an Bedeutung. Die Landsknechtführer gingen dazu über, ihre Regimenter nach dem Vorbild des spanischen Feldherren Gonzalo Fernándo de Córdoba anzuordnen. Dieser hatte bereits 1495 2.000 Landsknechte von Maximilian I. zur Verfügung gestellt bekommen, um mit ihrer Hilfe die spanische Infanterie zu reformieren. Tatsächlich erlangte die spanische Infanterie innerhalb weniger Jahre einen herausragenden Ruf. Zu den Reformen von Córdoba zählte die Entwicklung der so genannten Tercio-Formation. Dabei wurde der Gevierthaufen verkleinert, so dass er sich besser manövrieren ließ. Zum Schutz der Flanken und zur Erhöhung der Feuerkraft postierten sich an den Ecken des Gevierthaufens Arkebusiere. Die so entstandenen Tercios verteilten sich schachbrettartig auf dem Schlachtfeld, um sich gegenseitig Feuerschutz geben zu können. Bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein kämpften die Fußsoldaten der meisten europäischen Armeen in der Tercio-Formation, die auch als „Spanisches Viereck“ bekannt war.

[Bearbeiten] Landsknechtmode

Landsknecht 1530
Landsknecht 1530

Die Landsknechte waren nicht nur für ihre Kampfkraft, sondern auch für ihr extravagantes Erscheinungsbild bekannt. Ihre äußerst bunte Bekleidung bestand aus gepufften und geschlitzten Hemden und Hosen, zu denen sie ein breitkrempiges mit Federn und Wollbüschen bunt geschmücktes Barett oder eine Bundhaube und die nach ihrer Form benannten Kuhmaulschuhe trugen. Typisch waren auch das vor der Brust verschnürte Lederwams und bunt gefärbte Socken. Der Ursprung der geschlitzten Mode ist unklar; so wird vermutet, dass die enge Kleidung des späten 15. Jahrhunderts im Kampf äußerst hinderlich war. Die Landsknechte schlitzten sie deshalb auf, banden sich Stofffetzen um die Ärmel und ließen die dicken Unterstoffe herauspludern. Beliebt war auch zweifarbig geteilte Kleidung, nach italienischer Mode „mi-parti“ genannt. Die auffällige gepuffte und geschlitzte Kleidung der Landsknechte, die eine imponierende Wirkung erzielen sollte, wurde in adeligen Kreisen als Anmaßung betrachtet. Auf Initiative Maximilians I. gewährte ihnen der 1503 tagende Reichstag zu Augsburg jedoch das Recht, sich nach eigenem Gutdünken zu kleiden. Die Bekleidung war absolut uneinheitlich, lediglich die Offiziere waren meist durch eine bunte Schärpe erkennbar. Gelegentlich schnitten sich die „Spießer“ oder „Spießgesellen“ ihr Beinkleid dicht über dem linken Knie ab, um die Pike besser handhaben zu können und den Stolz auf ihren Stand kund zu tun. Der Hosenlatz der meisten Landsknechte suggerierte ein besonders großes Geschlechtsteil, was insbesondere Geistliche mit Entsetzen zur Kenntnis nahmen. Die Kleidung der Landsknechte beeinflusste die zivile Mode des damaligen Europas stark und wurde sogar in Stahl nachgebildet. So entstanden „gepuffte und geschlitzte“ Paraderüstungen, die repräsentativen Zwecken dienten. Der Brayette genannte Genitalschutz der damaligen Rüstungen war ein stählernes Abbild des Hosenlatzes der Landsknechte.

[Bearbeiten] Lebensumstände

Bei den meisten Landsknechten handelte es sich um Tagelöhner, einfache Handwerker und Gesellen, Kleinkriminelle und Bauernsöhne, die sich von dem relativ hohen Sold und etwaigen Plünderungen eine finanzielle Alternative erhofften. Einfache Landsknechte lebten jedoch im Regelfall am Rande der Armut, da sie ihre Ausrüstung und Nahrung zu überhöhten Preisen verkauft bekamen. Zudem waren sie unter Zivilisten Außenseiter, denen man bestenfalls Misstrauen entgegenbrachte. Landsknechte galten weithin als Sinnbild der Unmoral und Gotteslästerlichkeit. In deutschen Kreuzigungsgemälden des 16. Jahrhunderts war es üblich, die römischen Soldaten als Landsknechte darzustellen. Sebastian Franck beschreibt sie in seiner „Chronica des gantzen Teutschen lands“ entsprechend:

Es ist durch die bank hindurch alweg und alzeit ein böss unnütz volk, nit wenige dann münch und pfaffen. Ist es im krieg, so ist under tausend kaum einer an seinem sold begnuegig, sunder stechen, hawen, gotslestern, huoren, spielen, morden, brennen, rauben, witwen und weisen machen, ist ir gemein handwerk und höchste kurzweil.

Im Volk waren sie nicht immer gern gesehen. Auch außerhalb des Krieges benahmen sie sich nach eigenen Moralvorstellungen und nahmen sich etliche Freiheiten heraus. Entsprechend schreibt Sebastian Franck weiter:

Kummen sie denn nach dem kreg mit dem bluotgeld und schweiss der armen heim, so machen sie ander leut mit inen werklos, spacieren müessig in der statt creuzweiss umb mit jedermann ärgernus, und sind niemand nicht nutz denn den würten. und stellen sich, als sei inen geboten, sie sollen eilends wider verderben. Die andern, denen die beut nicht geraten ist, laufen daussen auf der gart um, das zuo Teutsch bettlen heisst, des sich ein frommer heid, will geschweigen ein christ, in sein herz hinein schämt.

Neben die soziale Randstellung der Landsknechte trat ihre äußerst geringe Lebenserwartung. Bereits eine leichte Verletzung im Kampf konnte eine Wundinfektion zur Folge haben, die zum Tod des Betroffenen führte. Eine nennenswerte medizinische Versorgung oder gar Lazarette existierten nicht. Hinzu kamen Seuchen, die vor allem bei längeren Belagerungen zahlreiche Menschen dahinraffen ließen. Auch Geschlechtskrankheiten waren äußerst verbreitet. Eine zeitgenössische Redensart wies nicht zu Unrecht darauf hin, dass man nur selten alte Landsknechte sieht. Nach dem Ende eines Feldzuges oder Krieges wurden die Landsknechte von ihren militärischen Pflichten entbunden. Sie sahen sich dann gezwungen, zu „garten“, also bettelnd oder plündernd durch das Land zu ziehen. Auch Kriegversehrten blieb nur ein Leben als Bettler übrig. Das Problem der umherziehenden Söldnerbanden, unter denen vor allem die bäuerliche Bevölkerung zu leiden hatte, konnte bis weit in das 17. Jahrhundert hinein nicht gelöst werden.


[Bearbeiten] Berühmte Landsknechtsführer

[Bearbeiten] Sonstiges

Landsknecht oder französisch korrumpiert Lansquenet ist der Name eines Karten-Glücksspiels aus der Landsknechtszeit.

[Bearbeiten] Literatur

  • Thomas Arnold: The Renaissance at War, London 2002, ISBN 0-304-36353-7
  • Ernst Götzinger: Reallexikon der deutschen Altertümer, Leipzig 1885, daraus die Zitate von Sebastian Franck: Chronica des gantzen Teutschen lands, Bern 1539
  • Baumann, Reinhard: Landknechte. Ihre Geschichte und Kultur vom späten Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg, München 1994
  • Blau, Friedrich: Die deutschen Landsknechte, Görlitz 1882, Nachdruck Wien 1985, ISBN 3-88851-032-5
  • Burschel, Peter: Söldner in Nordwestdeutschland des 16. und 17. Jahrhunderts. Sozialgeschichtliche Studien, Göttingen 1994
  • Fiedler, Siegfried: „Taktik und Strategie der Landsknechte“, Augsburg 2002
  • Kroll, Stefan/ Krüger, Kersten (Hrsg.): Militär und ländliche Gesellschaft in der frühen Neuzeit, Hamburg 2000
  • Liebe, Georg: Soldat und Waffenhandwerk, Leipzig 1899
  • Douglas Miller, John Richards: Landsknechte 1486-1560, St. Augustin 2004, ISBN 3-877-48636-3
  • Müller, Reinhold und Lachmann, Manfred: Spielmann, Trompeter, Hoboist, Berlin (Ost) 1988, ISBN 3-327-0052-3
  • N.N.: Der große Brockhaus (Band 11), Leipzig 1932
  • Ortenburg, Georg: Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Landsknechte, Koblenz 1984
  • Rogg, Matthias: Landsknechte und Reisläufer: Bilder vom Soldaten: ein Stand in der Kunst des 16. Jahrhunderts, Paderborn u.a. 2002
  • Von Seggern, Birgit: Der Landsknecht im Spiegel der Renaissancegrafik, Bonn 2003

[Bearbeiten] Weblinks

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