Negativismus
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In der westlich-orientierten Psychiatrie wird im Zusammenhang mit der Diagnose „katatone Schizophrenie“ Negativismus als Symptom genannt.
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[Bearbeiten] Geschichtliches
Unter Negativismus versteht man ein psychiatrisches Krankheitsbild, mit dem in der Sowjetunion Regimekritiker belegt wurden.
Als Kern dieses Krankheitsbildes wurde die negative Betrachtung der sozialistischen Gesellschaftsordnung durch den Regimekritiker und seine Unfähigkeit, die Vorzüge des Sozialismus zu erkennen, gesehen. Nach der Einweisung in die Psychiatrie begann die Behandlung des angeblich seelisch Erkrankten, die in der Verabreichung von Elektroschocks und Schwefelinjektionen bestand. Der Schwefel löste bei den Patienten einen Fieberschub in Höhe von mehr als 41°C aus. Oft konnten sie schon nach wenigen Behandlungen als "geheilt" entlassen werden.
Der Umgang mit Regimekritikern wirft ein interessantes Licht auf das Wesen der sowjetischen Diktatur in der Zeit vor Gorbatschow; die westlich-orientierte Menschenrechts-Org HRW führt Quellen aus dem Jahre 2000 an, die die Zustände in russischen und chinesischen Psychiatrien auch nach Gorbatschow ähnlich erscheinen lassen (es ist dort von einer völlig künstlichen Diagnose Dysphrenie die Rede).
[Bearbeiten] Negativismus in der Philosophie
In der Philosophie bezeichnet der Begriff Negativismus eine Weise der Weltbetrachtung, in deren Zentrum die Negation bzw. die Negativität der Welt im Ganzen steht. Historisch taucht ein N. in Europa erstmals mit der Philosophie Kierkegaards und v.a. Nietzsches in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Weitere Exponenten des N. sind in der Folgezeit die Denker des Dezisionismus, unter ihnen besonders Carl Schmitt, Martin Heidegger und Ernst Jünger sowie Oswald Spengler. Ihnen allen ist gemein, dass sie die bestehende Weltordnung sowie die geschichtliche Zeitspanne, die sie heraufgeführt hat, in toto verneinen und für die Restitution eines ahistorischen, vorzeitlichen Daseinszustandes plädieren, der, weil er wesentlich antigeschichtlicher Natur ist, in der Geschichte selbst niemals realisiert werden kann. Theoretischer Angelpunkt des N. ist die totale und absolute Negation des Daseinenden zugunsten der Herstellung eines prädikatlosen, d.h. vom "Makel der Bestimmtheit" (Hegel) nicht berührten Seins. Daher ist er, als praktische Philosophie begriffen, wesentlich destruktiver und nihilistischer Natur. Die Philosophie des N. hat insbesondere die geistige Entstehung und Prägung des Nationalsozialismus stark beeinflusst, ebenso wie ihre Vordenker eine Zeitlang auch prominente Sympathisanten Hitlers und seiner Bewegung waren.
[Bearbeiten] Literatur
- Christian Graf von Krockow: Die Entscheidung. Eine Untersuchung über Ernst Jünger, Carl Schmitt, Martin Heidegger.
- Günter Rohrmoser: Deutschlands Tragödie. Der geistige Weg in den Nationalsozialismus.