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Ernst Jünger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ernst Jünger (* 29. März 1895 in Heidelberg; † 17. Februar 1998 in Riedlingen) war ein deutscher Schriftsteller und Insektenkundler.

Ernst Jünger als Soldat im Ersten Weltkrieg
Ernst Jünger als Soldat im Ersten Weltkrieg

Inhaltsverzeichnis

Leben

1895–1918

1895 wurde Ernst Jünger in Heidelberg als ältestes von sieben Kindern (zwei davon starben im Säuglingsalter) des Chemikers Dr. Ernst Jünger (* 1868 † 1943 in Rehburg) und dessen späterer Frau Karolina (* 1873 † 1950 in Rehburg) geboren. Jünger verbrachte seine Kindheit unter anderem in Hannover, wo sich sein Vater ein Labor als Lebensmittelchemiker eingerichtet hatte, in Schwarzenberg und schließlich ab 1907 in Rehburg, wo sich die Familie nach beträchtlichen Einkünften des Vaters als Bergwerkunternehmer niederließ. 1913 meldete sich Jünger als Gymnasiast bei der Fremdenlegion und wurde in Algerien stationiert. Allerdings wurde er nach einer Intervention des Auswärtigen Amtes (betrieben durch seinen Vater) auf Grund seines Alters bald wieder entlassen. Diese Episode seines Lebens wird in dem Buch Afrikanische Spiele verarbeitet.

1914 meldete sich Ernst Jünger als Kriegsfreiwilliger. Nach dem Notabitur diente er im 73. Füsilierregiment an der Westfront in Frankreich und Flandern. Er wurde zum Offizier befördert und diente ab 1917 als Chef diverser Kompanien dieses Regiments. Als Führer von Patrouillen und Stoßtrupps zeichnete er sich dabei besonders aus. Insgesamt erlitt er sieben Doppelverwundungen. Jünger erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt 1918 als Infanterieleutnant den selten vergebenen Orden Pour le Mérite. Das Kriegsende erlebte er im Lazarett.

1918–1933

Nach dem Krieg diente er zunächst noch in der Reichswehr, in der er unter anderem mit der Ausarbeitung von Dienstvorschriften für den Infanteriekampf befasst war. Seine Kriegserlebnisse verarbeitete er in den Werken In Stahlgewittern. Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers (1920), Der Kampf als inneres Erlebnis (1922), Sturm (1923), Das Wäldchen 125 (1925) und Feuer und Blut (1925). Jüngers Erstlingswerk In Stahlgewittern wurde von der rechten Presse mit Begeisterung aufgenommen und als „Siegfried-Buch“ bezeichnet, andererseits aber auch von der Linken wegen der Drastik und Realistik der Darstellung beachtet.

Nach seinem Ausscheiden aus der Reichswehr (1923) studierte er in Leipzig und Neapel Zoologie und Philosophie. Das Studium brach er ohne Abschluss ab und wandte sich ganz der Schriftstellerei zu. 1925 heiratete er Gretha von Jeinsen. Er schrieb zahlreiche Artikel für nationalrevolutionäre Publikationsorgane wie Die Standarte, Arminius, Der Vormarsch oder Ernst Niekischs Widerstand. Zeitschrift für nationalrevolutionäre Politik. Trotz seiner Sympathie für die Idee einer nationalen Revolution hielt sich Jünger, nach anfänglichen Kontakten, von Hitler und der NSDAP fern. In seinen politischen Schriften dieser Zeit finden sich vereinzelte antisemitische Äußerungen. So schreibt er 1930 „über Nationalismus und Judenfrage“: die „nationalen Bewegungen, die sich als revolutionär bezeichnen“ litten unter einem „Mangel an Folgerichtigkeit“, da bei ihnen „der Stoß gegen den Juden … immer viel zu flach angesetzt wird, um wirksam zu sein.“. Diese Äußerungen seien im Zusammenhang mit seinem radikalen „Anti-Liberalismus und Anti-Demokratismus“ (Harro Segeberg) zu sehen und richteten sich daher in erster Linie gegen die „Assimilation“ der deutschen Juden; Jünger präferierte, wie damals auch sein Bruder Friedrich Georg Jünger und andere Nationalrevolutionäre das orthodoxe Judentum bzw. später den modernen Zionismus: Franz Schauwecker und Friedrich Hielscher etwa sprachen sich hierbei besonders für Martin Bubers spirituellen Zionismus aus. 1928 erregte Jüngers an die Tradition des europäischen Surrealismus anknüpfendes Buch Das Abenteuerliche Herz Aufsehen, zumal es als „Literarisierung“ des Autors und Abwendung von der Politik interpretiert wurde. 1932 erschien Jüngers Großessay Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt; hier etablierte er im Rekurs auf die mythische Figur des Juden Ahasver eine moderne Wahrnehmungsästhetik, mit der sich der Text unter der Hand von seinen imperialen, nationalistischen Phantasmen löst.

1933–1945

Nach der Machtübernahme der NSDAP versuchte diese erneut, Ernst Jünger für sich zu gewinnen. Ihm wurde ein Sitz im Reichstag angeboten, den er ablehnte. Im selben Jahr wies Jünger die Aufnahme in die – nationalsozialistisch „gesäuberte“ – Dichterakademie zurück, und seine Wohnung wurde durch die Geheime Staatspolizei durchsucht, woraufhin Jünger sich nach Goslar zurückzog. 1939 erschien seine Erzählung Auf den Marmorklippen, eine offene Kritik an den blutigen Methoden des Oberförsters, der die Macht übernommen hatte. Jünger wehrte sich zeitlebens gegen die Interpretation der Marmorklippen als Widerstandsbuch.

Im gleichen Jahr wurde Jünger zur Wehrmacht eingezogen und zum Hauptmann befördert; zunächst kam er als Kompaniechef am sog. Westwall gegenüber der Maginot-Linie zum Einsatz. Später fand er Verwendung im Stab des Militärbefehlshabers von Frankreich in Paris, wo er unter anderem für die Briefzensur zuständig war. Als wichtiges Zeitdokument einer deutschen, anti-nationalsozialistischen Sicht des Zweiten Weltkrieges, entstanden die Pariser Tagebücher, die einige Jahre später in das Buch Strahlungen Eingang fanden. 1942 schickte der Militärbefehlshaber in Frankreich Karl-Heinrich von Stülpnagel Jünger in den Kaukasus, angeblich um die Truppenmoral vor einem eventuellen Attentat auf Adolf Hitler zu untersuchen. Dort setzte Jünger sein Tagebuchwerk unter dem Titel Kaukasische Aufzeichnungen fort, welche ebenfalls in die Strahlungen aufgenommen wurden. Jünger stand zahlreichen Beteiligten des Attentats vom 20. Juli 1944 nahe. Im September 1944 wurde er aus der Wehrmacht entlassen. Er zog sich nach Kirchhorst in Niedersachsen zurück, wo er gegen Kriegsende als Volkssturmkommandant befahl, keinen Widerstand gegen die anrückenden alliierten Truppen zu leisten. Jüngers Sohn wurde 1944 aufgrund kritischer Bemerkungen in ein Strafbataillon versetzt und fiel kurz darauf in Italien.

Ernst Jüngers Schreibtisch in Wilflingen
Ernst Jüngers Schreibtisch in Wilflingen

1945–1998

Nach dem Krieg weigerte sich Jünger den Fragebogen der Alliierten für eine sog. Entnazifizierung auszufüllen und erhielt daraufhin in der britischen Besatzungszone bis 1949 Publikationsverbot. Er siedelte zunächst nach Ravensburg in die französische Besatzungszone und später dann in den Ort Wilflingen (heute Ortsteil der Gemeinde Langenenslingen, Landkreis Biberach) in Baden-Württemberg, über. Ernst Jünger wurde auf den jungen Journalisten Armin Mohler aufmerksam, da dieser einen recht positiven Artikel über Jünger 1946 in der Weltwoche geschrieben hatte. Von 1949 bis 1953 war Mohler Privatsekretär von Jünger.

1951 entstand seine Publikation Der Waldgang, eine Widerstands-Fibel gegen Totalitarismus und Anpassung. Fortsetzung und Abschluss dieser Thematik sind in dem 1977 erschienenen Roman Eumeswil zu sehen, in dem Jünger "das Gebäude seiner Weltweisheit" (Armin Mohler) errichtete. Er entwickelt darin die Gestalt des Waldgängers zu der des Anarchen weiter, wobei er sich hauptsächlich auf Max Stirner und dessen 1845 erschienenes Buch Der Einzige und sein Eigentum bezieht.

1959 erhielt Jünger das Große Bundesverdienstkreuz. 1960 starb seine Frau Gretha. 1962 heiratete Jünger die promovierte Germanistin Liselotte Lohrer, die unter anderem das Cotta-Archiv im Deutschen Literaturarchiv aufgebaut und betreut hat. 1974 wurde ihm der Schiller-Gedächtnispreis und 1978 die Friedensmedaille der Stadt Verdun verliehen. 1982 folgte nach Kontroversen um seine Person die Verleihung des Goethe-Preises der Stadt Frankfurt/Main. An der Seite von Helmut Kohl und François Mitterrand nahm Jünger 1984 in Verdun an der Ehrung der Opfer des Ersten Weltkrieges und 1988 an der 25-Jahr-Feier des deutsch-französischen Freundschafts-Vertrages in Paris teil. 1985 Verleihung des großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband. 1989 Ehrendoktorat der Universität von Bilbao. 1993 erhielt Jünger den Großen Preis der Jury der Kunstbiennale in Venedig. Jünger reiste und schrieb bis kurz vor seinem Tode.

Seine Forschungsreisen schilderte Jünger in weiteren Tagebüchern, beispielsweise Zwei Mal Halley. Das diaristische Hauptwerk Siebzig verweht entstand ab 1965 und endete erst 1996. Weitere hervorzuhebende Veröffentlichungen sind der Roman Heliopolis (1949) und die Detektiv-Geschichte Eine gefährliche Begegnung (1985). Ernst Jünger konvertierte am 26. September 1996 zur Römisch-Katholischen Kirche.

Rezeption

Neben der bis heute nicht verstummenden Kritik an der Verherrlichung von Gewalt und einer wohl auch psychoanalytisch interpretierbaren Männlichkeitsidealisierung als „Krieger“ wird das Werk Jüngers inzwischen häufig aus einer ästhetischen Perspektive rezipiert, die wiederum brisante politische Implikationen in seinem Werk ausblendet. Im Dritten Reich selbst wurde freilich Auf den Marmorklippen auch als leicht entschlüsselbare, mutige Kritik am Hitlerregime gelesen. Des weiteren schätzen einige Kritiker seine Texte aus der Nachkriegszeit als politisch weniger relevant, umso mehr aber ästhetisch interessant ein. Einen Markstein der wissenschaftlichen Rezeption bildete hier Karl Heinz Bohrers Studie Ästhetik des Schreckens (Frankfurt am Main 1978), die die Verflechtung von Jüngers Texten mit der europäischen und US-amerikanischen Avantgarde zeigt. Im Gefolge dieser Forschungsöffnung fand Jünger als Klassiker moderner Medientheorie – neben Walter Benjamin, Siegfried Kracauer und anderen – Beachtung, im Zuge auch der poststrukturalistischen Theoriebildung in Frankreich (Virilio, Baudrillard). Erst in jüngster Zeit mehren sich wieder Interpretationen, die versuchen, den Nachweis subtiler, impliziter Subtexte im Werk Jüngers zu erbringen und die These vertreten, daß es ihm gelinge, politische Auffassungen auf diese Weise gleichsam unbemerkt zu transportieren. Dem Autor eignete zu Lebzeiten ein hohes Faszinationspotential. Schon früh versuchte Alfred Andersch in Deutsche Literatur in der Entscheidung (1948) die nicht zuletzt durch die Umstrittenheit selbst gegebene Bedeutung Ernst Jüngers herauszustellen; auch Autoren wie Heiner Müller oder Rolf Hochhuth suchten die Verbindung noch des alten Jünger. Die internationale Verbreitung des Autors ist enorm und von der in Deutschland virulenten Fixierung auf die politische Publizistik Jüngers wenig beeindruckt; schon die Frühschriften des Autors fanden Übersetzungen in zahlreiche Sprachen.

Erstaunlicherweise übergangen wird seine oft kühne Themenwahl (Heliopolis ist ein Science-Fiction-Text mit Weltraumflug, Gläserne Bienen enthält eine Antizipation nanotechnisch betriebener Roboter); ebenso seine lebenslange Behandlung des Themas Drogen. Belächelt werden auch seine wissenschaftlichen Beiträge zur Insektenkunde. Überhaupt litt die ästhetische Beurteilung des Stilisten stets unter der sich vordrängenden politischen; seine unlyrische Sprache und die Tatsache, dass er sich in den Prosagattungen kaum über die Erzählung hinaus versucht hat (typisch sein Insistieren auf der Tagebuch-Form), ist wenig problematisiert worden.

Urteile über Jünger

„… der uns die Barbarei als neue Gesinnung vorgaukelt … Dass er schreiben kann, erst das macht ihn gefährlich … Ein Geist von der finsteren Glut Jüngers kann Unheil stiften.“ Klaus Mann, 1930

„Was Ernst Jünger dartut, der inzwischen ein tüchtiger Kriegsberichterstatter geworden ist, emsig, betriebsam und hopphopp, ist geistig dünn, unterernährt und umso mehr von gestern, als es sich von morgen zu sein gibt. Immerhin ist es bedeutend lyrischer als die kalte Grundanschauung der ewigen Offiziere, die nichts sind als das. Jünger versucht sich in einem Mystizismus, dessen Wolken mit einer Handbewegung zu verscheuchen sind; dahinter grinst das blanke Nichts, die sture Grundanschauung, Kampf an sich sei etwas Bejahenswertes.“ Kurt Tucholsky, 1930

"Ernst Jünger halte ich für den weitaus begabtesten und bedeutendsten der in Deutschland verbliebenen Autoren. Ich glaube dass sowohl seine wie seines jüngeren Bruders Opposition gegen das Naziregime echt ist..." [...] Solche Erscheinungen wie E. und F.W. Jünger mögen in einem gegen die Nazis gewandten Nachkriegsdeutschland noch isolierter sein als jetzt, und werden vermutlich von der Mehrheit der Linkskreise als reaktionär abgetan und abgelehnt werden. In Wirklichkeit sind sie weniger reaktionär als viele der Progressiven die nichts dazu gelernt haben." Carl Zuckmayer, 1944

„… ich finde bei ihm enorm viel inneren Kitsch und was er als ‚Angriff‘ gesehen haben möchte, ist mehr Vorwölbung und Blähung bei ihm als Front.“ Gottfried Benn, 1935

„… ist unstreitig das schönste Kriegsbuch, das ich kenne; vollständig gutgläubig, wahrheitsgemäß, ehrlich.“ André Gide über In Stahlgewittern, 1942

"Er ist aber ein Wegbereiter und eiskalter Genüssling des Barbarismus und hat noch jetzt, unter der Besetzung, offen erklärt, es sei lächerlich, zu glauben, dass sein Buch [Auf den Marmorklippen] mit irgendwelcher Kritik am nationalsozialistischen Regime etwas zu tun habe. Das ist mir lieber, als das humanistische Schwanzwedeln und die gefälschten Leidens-Tagebücher jewisser Renegaten und Opportunisten. Aber eine Hoffnung für die 'deutsche Demokratie' stellt Jünger auch nicht gerade dar." Thomas Mann, 1945

„Ich hasse ihn, nicht als Deutschen, sondern als Aristokraten.“ Jean-Paul Sartre

„Die Axt des Kritikers kann da nur zuschlagen. Prosa wie aus einem oberbayerischen Landratsamt. Brei auf Stelzen, sozusagen. (...) Dass Jünger manches weiß, bestreitet niemand. Dass er ein großer Dichter ist, wird kaum einer behaupten. ‚Schlechte Dichter‘, sagt Hebbel, ‚die aber gute Köpfe sind, liefern statt der Charaktere ihr Schema und statt der Leidenschaften ihr System.‘ Und statt der Landschaft liefern sie ein Feuilleton. Und statt des Lebens eine Leiche.“ Karlheinz Deschner, 1957

„Wie weit nun Jüngers Dichtungen und Prognosen ‚stimmen‘, oder was von diesem oder jenem Standort aus Triftiges gegen sie vorgebracht werden kann, berührt mich nicht. Der Streit darüber wird Literatur und Geschwätz sein. Mir genügt es vollauf, an dieser Schau teilgenommen und fruchtbare Tage mit ihr verbracht zu haben.“ Hermann Hesse, 1960

„… der Elitedenker nicht imstande ist, den Menschen als Wert an sich ins Auge zu fassen, ohne Ränge und Stufungen diesseitigen und transzendenten Wertes: Weil seiner Weltanschauung insgesamt die historisch real begründete Humanität abgeht, so bleibt, trotz allem, das Schreiben des Hochbefähigten kahl und menschenleer.“ Annemarie Auer in DDR-Zeitschrift Weimarer Beiträge, 1966

„… für das … immerwährend rechtsgerichtete CDU-Bürgertum … ist Jünger, den solche Leute niemals genau lesen, ganz einfach ein nationaler und konservativer Mann, dem Unrecht zugefügt wurde. Daran ist soviel wahr: Unrecht ist ihm geschehen; ein nationaler Mann ist er nicht, sondern er war einmal ein fürchterlicher Nationalist (ein Nationalist zum Fürchten!), heute ist er ein milder Patriot und Anhänger eines Weltstaats; konservativ war er nie. Niemals. Sein radikalstes Buch, ‚Der Arbeiter‘, ist das Gegenteil eines konservativen Buches; es ist eine bolschewistische Phantasie mit nihilistischem Vorzeichen.“ Alfred Andersch, 1975

„Jemand wie Ernst Jünger hat sicher die Todesangst überwunden (das heißt, ‚beschlossen, sich ihr nicht anheim zu geben‘); und was hat er damit gewonnen? Selbstgefälligkeit und Auserwähltheitsdünkel.“ Peter Handke, 1982

„Jüngers Problem ist ein Jahrhundertproblem. Bevor Frauen für ihn eine Erfahrung sein konnten, war es der Krieg.“ Heiner Müller, 1992

Der Präsident der Akademie der Künste, Walter Jens, warf Jünger 1993 „extrem antisemitische Äußerungen“ vor, die er „nie zurückgenommen“ habe. Auch als „dezidierter Militarist“ sei er bekannt geworden.

„… einer der größten Kriegsverherrlicher dieses Jahrhunderts.“ Johann Kresnik, 1994

„… befand er sich im Gegensatz zu den mehr oder minder begabten Nachläufern der epischen Moderne, die die literarische Szene beherrschten, den angeblich fabulöseren Autoren, deren groß angelegte Romanwerke oft auf einem gesinnungstüchtigen und gedanklichen Gehalt gründeten, der sie mittlerweile, auf einen Schlag, zu ‚historischen Schinken‘ werden ließ. Jünger hingegen hat täglich Geheimnisse entdeckt und genannt …“ Botho Strauß, 1995

„Zu begreifen, was einen ergreift – darum geht es. So hat Ernst Jünger Fühlung mit Daseinsmächten, die den meisten verschlossen bleiben. Wie sonst hätte ein solches Leben, das die gefährlichen Zonen suchte, überleben können. Da wirkt ein Glutkern im Lebensentwurf und im Schreiben, der den Autor offenbar katastrophenresistent gemacht hat.“ Rüdiger Safranski, 1995

„Bedenke ich meine eigene linksradikale Biographie, so kreuzte Jünger mehrmals meinen Weg. Sowohl Ernst Jünger als auch Carl Schmitt galten bereits während der Studentenrevolte im SDS als eine Art intellektueller Geheimtip, umgeben von der Aura des intellektuell Obszönen. Denn es waren Faschisten, zweifellos, und dennoch las man sie mit großem Interesse. Je militanter sich die Revolte gestaltete, je mehr der „Kämpfer“, der „Fighter“ in den Vordergrund trat, desto sinnfälliger wurden die Parallelen. Später, als längst die „Subjektivität“, die „Politik der ersten Person“ angesagt war, da las man wiederum Ernst Jünger, diesmal den Drogen-Jünger. Und noch später, als der Klassenkampf endgültig Don Juan oder fernöstlicher Erleuchtung gewichen war, da starrte das neulinke Dritte Auge auf den kosmischen Jünger, von Jüngers Affinität zur vorindustriellen Welt und seiner Zivilisationskritik ganz zu schweigen.“ Joschka Fischer, 1982

Eine komische Szene: wie Carl Schmitt, Benn und Ernst Jünger misstrauisch daraufhin beobachtete, wer als erster mit den neuen Mächten kollaborieren würde? Jünger und Benn gelang es ja irgendwann glänzend, Schmitt dagegen nie. Helmut Lethen im Buch "Der Sound der Väter. Gottfried Benn und seine Zeit" 2006 (mit "neue Mächte" sind die alliierten Besatzungsmächte nach 1945 gemeint.)

  • Das tiefste Glück des Menschen besteht darin, dass er geopfert wird, hat einer der literarischen Apologeten des Märtyrertums geschrieben: Und die höchste Befehlskunst (besteht) darin, Ziele zu zeigen, die des Opfers würdig sind. Das könnte von Bin Laden sein. Stammt aber von Ernst Jünger. (...) - Christoph Reuter, STERN (in: Das Parlament, 4. September 2006)

Werke

  • In Stahlgewittern, 1920
  • Der Kampf als inneres Erlebnis, 1922
  • Sturm, 1923
  • Das Wäldchen 125, 1924
  • Feuer und Blut, 1925
  • Das abenteuerliche Herz. Aufzeichnungen bei Tag und Nacht, 1929
  • Der Kampf um das Reich, 1929 (Thema Freikorps)
  • Krieg und Krieger, 1930 (Thema Freikorps)
  • Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt, 1932
  • Blätter und Steine, 1934
  • Afrikanische Spiele, 1936
  • Das abenteuerliche Herz. Figuren und Capriccios, 1938
  • Auf den Marmorklippen, 1939
  • Gärten und Straßen, 1942
  • Myrdun. Briefe aus Norwegen, 1943
  • Der Friede. Ein Wort an die Jugend Europas und an die Jugend der Welt, 1945
  • Atlantische Fahrt, 1947
  • Sprache und Körperbau, 1947
  • Ein Inselfrühling, 1948
  • Heliopolis. Rückblick auf eine Stadt, 1949
  • Strahlungen, 1949
  • Am Kieselstrand, 1951
  • Über die Linie, 1951
  • Der Waldgang, 1951
  • Besuch auf Godenholm, 1952
  • Der gordische Knoten, 1953
  • Das Sanduhrbuch, 1954
  • Am Sarazenenturm, 1955
  • Rivarol, 1956
  • Gläserne Bienen, 1957
  • Jahre der Okkupation, 1958
  • An der Zeitmauer, 1959
  • Der Weltstaat, 1960
  • Typus, Name, Gestalt, 1963
  • Dezember. Bois de Noel,1964
  • Grenzgänge. Essays. Reden. Träume, 1966
  • Subtile Jagden, 1967
  • Sgraffiti, 1969
  • Ad hoc, 1970
  • Annäherungen. Drogen und Rausch, 1970
  • Träume. Nocturnes,1970
  • Die Zwille, 1973
  • Zahlen und Götter. Philemon und Baucis. Zwei Essays, 1974
  • Eumeswil, 1977
  • Siebzig verweht I, 1980
  • Siebzig verweht II, 1981
  • Aladins Problem, 1983
  • Maxima–Minima, Adnoten zum »Arbeiter«, 1983
  • Autor und Autorschaft, 1984
  • Eine gefährliche Begegnung, 1985
  • Zwei Mal Halley, 1987
  • Die Schere, 1990
  • Prognosen, 1993
  • Siebzig verweht III, 1993
  • Siebzig verweht IV, 1995
  • Siebzig verweht V, 1997
  • Weiße Nächte, 1997

Editionen

  • Ernst Jünger: Politische Publizistik 1919 bis 1933. Hrsg., kommentiert und mit einem Nachwort von Sven Olaf Berggötz. Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-93550-9
  • Ernst Jünger, Rudolf Schlichter: Briefe 1935–1955. Hrsg., kommentiert und mit einem Nachwort von Dirk Heißerer. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, ISBN 3-608-93682-3
  • Ernst Jünger, Carl Schmitt: Briefe 1930–1983. Hrsg., kommentiert und mit einem Nachwort von Helmuth Kiesel. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-93452-9
  • Ernst Jünger, Gerhard Nebel: Briefe 1938–1974. Hrsg., kommentiert und mit einem Nachwort von Ulrich Fröschle und Michael Neumann. Klett-Cotta, Stuttgart 2003, ISBN 3-608-93626-2
  • Ernst Jünger, Friedrich Hielscher: Briefe 1927–1985. Hrsg., kommentiert und mit einem Nachwort von Ina Schmidt und Stefan Breuer. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-93617-3
  • Gottfried Benn, Ernst Jünger: Briefwechsel 1949–1956. Hrsg., kommentiert und mit einem Nachwort von Holger Hof. Klett-Cotta, Stuttgart 2006, ISBN 3-608-93619-X

Literatur

a. Bibliographische Hilfsmittel und Register

  • Horst Mühleisen: Bibliographie der Werke Ernst Jüngers. Begründet von Hans Peter des Coudres. J. G. Cotta’sche Nachfolger GmbH, Stuttgart 1995, ISBN 3-7681-9803-0
  • Nicolai Riedel: Ernst-Jünger-Bibliographie. Wissenschaftliche und essayistische Beiträge zu seinem Werk (1928–2002). J. B. Metzler, Stuttgart, Weimar 2003, ISBN 3-476-01961-6
  • Tobias Wimbauer: Personenregister der Tagebücher Ernst Jüngers. Überarb., erg. und erw. Neuausgabe. Schnellroda 2003. ISBN 3-935063-51-2

b. Neuere Literatur

  • Svend Buhl: "Licht heißt hier Klang" - Synästhesie und Stereoskopie in den Tagebüchern Ernst Jüngers, Bonn R. Nenzel Verlag 2003, ISBN 3-9290-3506-5.
  • Lutz Hagestedt (Hg.): Ernst Jünger. Politik – Mythos – Kunst. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2004, ISBN 3-11-018093-6
  • Steffen Martus: Ernst Jünger. J. B. Metzler, Stuttgart, Weimar 2001, ISBN 3-476-10333-1
  • Paul Noack: Ernst Jünger. Eine Biographie. Berlin 1998, ISBN 3-8286-0024-7
  • Bernd A. Laska: Katechon und Anarch. Nürnberg, LSR, 1997, ISBN 3-922058-63-9 (ü. Carl Schmitt und Ernst Jünger)
  • Ulrich Prill, "Mir ward Alles Spiel" - Ernst Jünger als homo ludens, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2002, ISBN 3-8260-2355-2.
  • Helmut Lethen: Verhaltenslehren der Kälte. Lebensversuche zwischen den Kriegen., Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-1884-6
  • Klaus Theweleit: Männerphantasien 1 + 2 Stroemfeld 1977 + 1978, Neuauflage Piper Verlag 2000

Weblinks

Fußnoten

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