Polizeipuppenbühne

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Polizeipuppenbühnen oder Verkehrspuppenbühnen gehören seit den 1950er Jahren zur Ausstattung zahlreicher Polizeidirektionen und Polizeipräsidien und sind meist dem "Kommissariat Vorbeugung" unterstellt.

Inhaltsverzeichnis

1 Geschichte, Intention und Verbreitung
2 Polizeipuppenspiele als Hörspiele
3 Nachahmer der Idee: Das sogenannte "Zweckspiel"
4 Quellen
5 Weblinks

[Bearbeiten] Geschichte, Intention und Verbreitung

Diesem Hohnsteiner Kasper ähneln viele der heutigen Polizeikasper; aber auch neuere Darstellungsformen kommen auf den Polizeipuppenbühnen zum Einsatz

Die erste bundesdeutsche Polizeipuppenbühne entstand in Hamburg unter Federführung von Heinz Krause; ein weiterer "Veteran" dieser Sonderform des Puppentheaters war der Gründer und langjährige Leiter der Bonner Polizeipuppenbühne, Theo Flohr.

Bei den Polizeipuppenbühnen fungieren Polizeibeamte - in aller Regel in Uniform - als Puppenspieler und führen vor Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter Stücke zu Themen der Unfall- und Kriminalprävention auf. Spielerisch versuchen sie so, die Kinder hinsichtlich der Gefahren im Straßenverkehr und beim Umgang mit unbekannten Personen zu sensibelisieren. In aller Regel bedienen sie sich dabei der puppenspielerischen Führungstechnik der Handpuppe.

In Deutschland gibt es heute ein dichtes Netz von Polizeipuppenbühnen, die unter anderem zu finden sind bei der Polizei in: Ludwigshafen, Detmold, Eberswalde, Mayen, Schwelm, Heilbronn, Bonn, Neuruppin, Gütersloh, Waldshut, München, Osnabrück, Mönchengladbach, Duisburg, Nürnberg, Mainz, Weiden, Sankt Augustin und nach wie vor in Hamburg.

Im Rahmen der polizeilichen Sparmaßnahmen liebäugeln viele Landesregierungen mit der Abschaffung ihrer Polizeipuppenbühnen; bei Pädagogen und Kollegen aus den Reihen des künstlerischen Puppenspiels stoßen derartige Pläne jedoch meist auf heftige Kritik, weswegen die theaterspielenden Polizeibeamten bislang unangetastet blieben. So sind imm Bundesland Schleswig-Holstein Privatisierungsgedanken mittlerweile verworfen worden. Im Bundesland Rheinland-Pfalz werden entgegen den bunbdesweiten Trend weiterhin Polizeipuppenbühnen aufgebaut; zur Zeit (Dezember 2006) wird ein neues Spielerteam für die Polizei in Trier gecastet.

In Stuttgart werden Verkehrspuppenspiele nicht von der Politzei, sondern von Mitarbeitern der Verkehrswacht dargeboten. Ebenfalls unabhängig von der Polizei führte Jo Micovich aus Wuppertal verkehrspädagogische Puppenspiele mit ihrer Vagantenbühne auf.

[Bearbeiten] Polizeipuppenspiele als Hörspiele

Polizist in heutiger Uniform statt märchenhafter Schutzmann des traditionellen Kasperspiels: Diese Handpuppe zum Verkehrspuppenspiel schuf Till de Kock

Der wachsende Erfolg der ersten Polizeipuppenbühnen in den 1960er und 1970er Jahren machte es möglich, einzelne Stücke auch als Hörspiele herauszubringen. Die wichtigsten dieser Langspielplatten wurden unter Mitwirkung der Spielgruppen der Hamburger Polizei hergestellt:

Der Polizeikasper und seine Freunde stellen dem Verkehrsteufel ein Bein (E287)
Der Polizeikasper jagt einen gefährlichen Mann (E2011)

beide gespielt und gesprochen durch die Aufführenden Helmuth Arndt, Wolfgang Preuss und Horst Persch, herausgegeben bei EUROPA (Nummern siehe bei den Titeln)

Kasper stoppt den Fahrbahnschreck
Kasper jagt die Ampelsünder
Kasper schützt den Zebrastreifen
Kasper stoppt die Straßenbälle
Kasper fängt den Fahrraddieb

alle außer Fahrbahnschreck gespielt und gesprochen durch die Aufführenden Heinz Krause, Herbert Behnke und Hans-Werner Sperling, produziert von Peter Folken und Konrad Halver und veröffentlicht beim Plattenlabel der BASF. Bei Fahrbahnschreck spielte das Team um Helmuth Arndt (wie bei den o.g. EUROPA-Hörspielen)

Außerdem gab es eine Vielzahl von verkehrspädagogischen Kasper-Hörspielen, die ohne Mitwirkung der eigentlichen Polizeipuppenbühnen entstanden. Als die künstlerisch und pädagogisch Wertvolleren unter ihnen sind die von Gerd von Haßler zu nennen.

[Bearbeiten] Nachahmer der Idee: Das sogenannte "Zweckspiel"

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich zahlreiche andere Interessen- und Berufsgruppen nach dem Vorbild der Polizeipuppenbühnen das Medium des Puppenspiels zu Nutzen gemacht, woraus das puppenspielerische Genre des Zweckspiels erwachsen ist. Derartige mit einem oder mehreren konkreten Lernzielen verbundene Aufführungen finden sich beispielsweise im Arbeitsumfeld der Feuerwehren, der Krankenkassen und Gesundheitsämter (Themen wie "Gesunde Ernährung" oder "Zahngesundheit") oder auch der Umwelt- und Naturschutzorganisationen (Themen wie "Abfallentsorgung" und "Verhalten im Wald").

(Der Vollständigkeit halber sei auch erwähnt, daß es so etwas wie Zweckspiele - wenn auch in pervertierter Form - auch schon zu früheren Zeiten gegeben hat: So haben die Nationalsozialisten das Puppenspiel genutzt, um Kinder und Jugendliche auf ihre Linie zu bringen. Zugleich aber waren es Puppenspieler wie Walter Büttner und Oswald Hempel, die mit ihrer Kunst gegen den Nazi-Ungeist anzuspielen versuchten.)