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Porsche 959

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Porsche
959
Hersteller: Porsche
Produktionszeitraum: 1987–1988
Klasse: Supersportwagen
Karosserieversionen: Coupé
Motoren: 2,85 l Boxermotoren, 331 kW
Länge: 4260 mm
Breite: 1840 mm
Höhe: 1280 mm
Leergewicht: 1350–1450 kg
Vorgängermodell: Porsche 911
Nachfolgemodell: Porsche Carrera GT
Ähnliche Modelle: Porsche 961, Ferrari F40, Jaguar XJ220
Porsche 959 in Heckansicht
Porsche 959 in Heckansicht
959-Lenkrad und -Armaturen
959-Lenkrad und -Armaturen

Der Porsche 959 ist ein Supersportwagen von Porsche. Er galt bei seiner Erstauslieferung im Jahre 1987 als schnellstes Serienfahrzeug der Welt mit einer Straßenzulassung. Mit seinen vielen damaligen technischen Neuerungen (u. a. Registeraufladung und elektronisch gesteuerter variabler Allradantrieb) galt er als Technologieträger und als State of the Art des Automobilbaus.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Weil Porsche nach mehreren Le-Mans-Siegen auch im Rallyesport Erfolge feiern wollte, entstand 1982 das 959-Rallye-Projekt, das aus dem 911 SC und nach dem damals aktuellen Gruppe-B-Reglement der FIA entwickelt wurde. Daraus entstanden anfangs drei umfassend überarbeitete 911er mit Allradantrieb, genannt 911 4×4 bzw. 953. 1984 landete das Prodrive-Team, allerdings noch mit einem 911 4×4 (953) bei der Paris-Dakar unter dem Franzosen René Metge einen Überraschungssieg, obwohl der 959 bereits 1983 auf der IAA in Frankfurt der Öffentlichkeit vorgestellt worden war. Schon bei dieser IAA wurden die für die Gruppe-B-Homologation geforderten 200 Straßenmodelle bestellt, doch wegen bundesweiter Streiks und der großen Komplexität der Konstruktion verzögerte sich die Fertigstellung, und erst 1987 wurden die ersten Exemplare ausgeliefert.

Angespornt durch den Vorjahreserfolg des 911 4×4 gingen 1985 drei 959 bei der Rallye Paris-Dakar an den Start, doch die 600 PS starken Biturbo-Motoren wurden nicht rechtzeitig fertiggestellt. Deswegen mussten sie mit den schwächeren 911er Motoren starten und schienen nun wie gelähmt. Alle drei Piloten brachen die Rallye vorzeitig ab. Erst im Laufe des Jahres 1985 konnte man bei der ägyptischen Pharaonen-Rallye den ersten Erfolg eines 959 feiern.

Als 1986 wieder drei 959 bei der Rallye Paris-Dakar antraten, gab es erneut Schwierigkeiten. Dave Richards und sein Prodrive-Team waren von den ständigen Werksverzögerungen bereits ziemlich genervt, und angesichts des Gerüchts, dass die Straßenmodelle des 959 doppelt soviel in der Herstellung kosten würden, wie sie Porsche beim Verkauf einbringen könnten, schien das Projekt 959 zum Scheitern verurteilt. Man konnte zwar die Dakar mit einem Doppelsieg beenden und gewann im selben Jahr auch die 1000-Pisten-Rallye in Frankreich, doch diese Siege kamen zu spät. Denn als der Finne Henri Toivonen bei der Korsika-Rallye im Lancia Delta S4 tödlich verunglückte, entschied sich die FIA endgültig gegen die Gruppe B, verwarf auch alle Pläne für die bereits vorbereitete Gruppe S, und in der Folge dieser Entscheidungen legte man auch bei Porsche das Vorhaben, die internationale Rallye-Szene aufmischen zu wollen, wieder auf Eis.

Nachdem die Gruppe B eingestellt worden war, baute Porsche noch einen 959 für die GTX-Klasse, genannt 961. Dieser gewann 1986 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans seine Klassenwertung und wurde Gesamtsiebter. 1987 startete der 961 auch beim 24-Stunden-Rennen von Daytona und erneut in Le Mans, doch brannte er dort nach einem Unfall völlig aus.

Bis 1988 wurde der 959 gebaut. Über die Stückzahlen gibt es widersprüchliche Angaben. Am häufigsten wird die Zahl 288 genannt. Davon sollen 29 in der Sportversion ausgeliefert worden sein. Porsche selbst nennt auf seiner Homepage die Zahl 292, aufgeteilt in 113 Stück 1987 und 179 Stück 1988.

[Bearbeiten] Technik

Der 2,85-l-Biturbo-Motor
Der 2,85-l-Biturbo-Motor

[Bearbeiten] Karosserie

Mit Hilfe von Produktionstechniken aus der Luftfahrt wurden das Dach, die Kotflügel und der Heckbereich aus Kevlar, die Frontschürze aus Polyurethan und die Fronthaube sowie die Türen aus Aluminium hergestellt.

[Bearbeiten] Antrieb

Der Allradantrieb des 911 4×4 wurde für den 959 nochmals verbessert. Über ein gewöhnliches Differenzial werden die Hinterräder angetrieben, das vordere Differenzial wird über die Antriebswelle mit dem Getriebe verbunden. Bei Schlupf werden die Reibflächen der ölgeschmierten Lamellenkupplung aneinander gepresst und das somit angepasste Drehmoment gleicht die Geschwindigkeit der Räder aus. Das System erkennt über Sensoren Raddrehzahl, Schlupf, Motordrehzahl und Lenkwinkel, damit der Allradantrieb optimal arbeiten kann. Der Allradantrieb passt sich automatisch an die jeweilige Situation an.

[Bearbeiten] Motor

Zum ersten Mal in einem Serien-PKW wird eine Registeraufladung mit zwei KKK-Turboladern samt Ladeluftkühler eingesetzt - bis heute für Otto-Motoren einzigartig. Der Sechszylinder-Boxer-Motor, der aus einer Aluminiumlegierung hergestellt wurde, hat 2,85 l Hubraum, zwei obenliegende Nockenwellen pro Seite, vier natriumgekühlte Ventile pro Zylinder und Trockensumpfschmierung. Der Motor hat eine digital gesteuerte Einspritzung und Zündung mit Druckfühler von Bosch, genannt Motronic.

Der Motorblock selbst ist in alter Porsche-Tradition noch luftgekühlt, aber die Zylinderköpfe sind bereits wassergekühlt. Dadurch leistet er 331 kW (450 PS) bei 6500/min und hat ein maximales Drehmoment von 500 Nm.

[Bearbeiten] Fahrwerk und Bremsen

Der 959 hat rundum Einzelradaufhängung, Doppelquerlenker und Schraubenfedern, zwei variable Bilstein-Teleskopstoßdämpfer pro Rad und eine automatische, geschwindigkeitsabhängige Niveauregulierung. Zudem kann man die Härte des Fahrwerks einstellen. Abgebremst wird der 959 über Vierkolben-Festsättel an 322 mm großen Bremsscheiben vorne und an 304 mm großen Bremsscheiben hinten, die mit einem von Porsche und WABCO neu entwickelten ABS ausgestattet waren. Die Reifen haben die Dimension 235/45VR17 vorne und hinten 255/40VR17, aufgezogen auf Magnesiumfelgen, die mit hohlen Speichen realisiert wurden, was eine Reifendruckkontrolle ermöglichte.

[Bearbeiten] Gewicht

Das Leergewicht beträgt 1450 kg bzw. 1350 kg in der Leichtbauversion. Ein Test der AMS 12/1987 bescheinigte dem 959 in der "Komfortversion" allerdings 1566 kg Leergewicht. Damit war er rund 300 kg schwerer als sein zeitgenössischer Rivale, der Ferrari F40. Dieser Umstand brachte dem 959 einiges an Kritik ein, denn in Vergleichstests mit dem italienischen Konkurrenten wurde er als behäbiger und schwerfälliger empfunden.

[Bearbeiten] Kraftübertragung

Die Kraftübertragung erfolgt über ein manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe.

[Bearbeiten] Die Fahrleistungen

  • Beschleunigung
  • 0–80 km/h 3,0 s
  • 0–100 km/h 3,7 s
  • 0–120 km/h 5,3 s
  • 0–140 km/h 6,5 s
  • 0–160 km/h 8,5 s
  • 0–180 km/h 10,5 s
  • 0–200 km/h 13,3 s
  • 400 m mit stehendem Start: 11,8 s
  • 1000 m mit stehendem Start: 21,6 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 317 km/h

[Bearbeiten] Technische Daten im Überblick

959: 959
Motor:  6-Zylinder-Boxermotor mit Bi-Turboaufladung
Hubraum:  2847 cm³
Bohrung x Hub:  93 x 70,4 mm
Leistung:  331 kW (450 PS)
bei 1/min:  6500
Max. Drehmoment bei 1/min:  500 Nm
Verdichtung: 
Ventilsteuerung:  zweimal zwei oben liegende Nockenwellen
Kühlung:  Luftkühlung (Gebläse), Zylinderköpfe mit Wasserkühlung
Getriebe:  6-Gang-Getriebe, Allradantrieb
Bremsen:  Stahlscheibenbremsen (innenbelüftet), ABS
Radaufhängung vorn:  Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern je Rad
Radaufhängung hinten:  Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern je Rad
Federung vorn:  eine Schraubenfeder je Rad
Federung hinten:  eine Schraubenfeder je Rad
Karosserie:  Selbsttragende Stahl-Karosserie mit Komponenten
aus Kunststoff (Aramid und Kevlar) und Leichtmetall (Aluminium)
Spurweite vorn/hinten: 
Radstand 2272 mm
Reifen:  Magnesium-Felgen (vorne: 235 x 45 VR17/hinten: 255 x 40 VR17)
mit Reifendrucksensor
Maße L x B x H:  4260 x 1840 x 1280 mm
Leergewicht 1450 kg (1350 kg bei Leichtbauversion)
Höchstgeschwindigkeit:  317 km/h
Beschleunigung
0 – 100 km/h: 
3,7 s
Beschleunigung
0 – 200 km/h: 
13,3 s

[Bearbeiten] Sonstiges

[Bearbeiten] Wertentwicklung

Der Kaufpreis für die günstigste 959-Version betrug 1987 420.000 DM, allerdings konnte man das Auto nicht frei kaufen – es wurde ursprünglich einer selektierten Käuferschicht angeboten. Um noch höhere Preise auf dem Gebrauchtmarkt zu vermeiden, wurde darüber hinaus den Kunden auferlegt, ihr Auto in den ersten sechs Monaten nicht weiter zu veräußern.[1]

2006 werden Gebrauchtfahrzeuge in einem groben Rahmen von 180.000 bis 250.000 Euro gehandelt. Bei gut gepflegten und wenig gefahrenen Exemplaren kann der aufgerufene Kaufpreis aber auch weitaus höher liegen. Besonders die seltene Sportvariante erzielt aufgrund der geringen Produktionszahl einen deutlich höheren Preis. Zur Hochperiode der Sammler-Autos (gegen Ende der 1980er) wurden 959-Kaufpreise von über 1 Million DM bekannt.

Von mindestens zwei Exemplaren des 959 ist bekannt, dass sie nach Unfällen ohne Personenschaden aufgrund wirtschaftlicher Totalschäden aus dem Verkehr gezogen wurden.

[Bearbeiten] Kunden

Zu den ausgewählten Fahrern des 959 gehörten bei seiner Einführung u. a. Herbert von Karajan, der US-amerikanische Komiker Jerry Seinfeld und Martina Navratilova, die angeblich ihre Lebensgefährtin bei über 300 km/h auf einer deutschen Autobahn um das Jawort bat. Die Microsoft-Gründer Bill Gates und Paul Allen hatten sich 1998 jeweils einen 959 in der US-Version gekauft, die jedoch in den USA wegen fehlender Crashtests und schlechter Emissionswerte erst gar nicht für den Straßenverkehr zugelassen wurden. Bill Clinton unterzeichnete später extra ein Bundesgesetz, das die Zulassung erlaubte.[2]

Boris Becker hingegen erhielt damals keinen 959, er galt dem Porsche-Vertrieb für den Supersportwagen als zu jung und unerfahren.[3]

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweis

  1. http://searchchicago.suntimes.com/autos/research/jedlicka/270620,CAR-News-Clas26.article „Other 959 owners had to promise not to sell the car for six months because it could be sold for a huge profit after a buyer took delivery.“]
  2. „In fact, due to the 959’s questionable emissions and unknown crash ratings, it took a federal law signed by President Clinton for Bill Gates to legally drive his 959 on American roads.“
  3. http://searchchicago.suntimes.com/autos/research/jedlicka/270620,CAR-News-Clas26.article „But some famous, wealthy ones couldn't get one. For example, Porsche wouldn't sell a 959 to tennis great Boris Becker because it thought he was too young and inexperienced to handle the car. Porsche was probably right about Becker“]
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