Problem
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Ein Problem (von gr. problematon: "das, was [zur Lösung] vorgelegt wurde") ist der Ausdruck für die Schwierigkeit, einen unbefriedigenden Ist-Zustand in einen besseren Zustand, einen zufriedenstellenden Soll-Zustand zu überführen.[1] Bei einem Problem ist die Lösung oft unbekannt, unmöglich oder schwierig. Probleme können zum Beispiel zu einer Gefahr für Gesundheit, Eigentum oder Umwelt führen. Probleme treten oft plötzlich und unvermittelt auf. Beispielsweise fuhr ein Fahrstuhl mit zwei Insassen nach einer Havarie, bei dem ein Heißwasserrohr platzte, in den Keller. Das Problem bestand darin, die Gefahr des Verbrühens zu beseitigen. Da sie das Problem nicht lösten, verbrühten sie sich die Beine. Und nun hatten sie die neuen Probleme, die Schmerzen zu ertragen und eine Heilung der verbrühten Beine herbeizuführen. Ein Problem bedarf einer Lösung, aber nicht für alle Probleme gibt es Lösungen.
Technische Probleme
Unter der Lösung eines Problems versteht man die Erreichung eines Soll-Zustandes, durch den die negativen Merkmale des gewesenen Ist-Zustandes überwunden sind.
Ein Problem ist gekennzeichnet durch ein Spannungsfeld zwischen dem Ziel (Soll-Zustand) (eines oder mehrerer Individuen) und einer gegebenen Ausgangssituation (Ist-Zustand), die von diesem Ziel abweicht. Das Beseitigen eines Problems durch die Überwindung des beschriebenen Spannungsfeldes bezeichnet man als Problemlösen. Außerdem kann auch ein Konflikt ein Problem sein, der zwischen mehreren Personen oder Gruppen etwa aufgrund unterschiedlicher Interessen auftreten kann. Ein solcher Konflikt entsteht oft durch unterschiedliche, manchmal antagonistische Auffassungen oder Einschätzungen einer Situation, durch unterschiedliche Bewertungen, durch unterschiedliche Ziele aber auch durch verschiedene Kenntnisse.
Ein Problem ist nicht gleich einer Aufgabe. Für Aufgaben besitzen wir Regeln zur Lösung. Da wir alle über ein unterschiedliches Maß an Wissen verfügen, sind Aufgaben personenspezifisch aber auch Probleme personenspezifisch.
Alternativ kann man ein Problem mithilfe von 3 Komponenten definieren: Ein Problem besteht aus einem Ausgangszustand, einem Zielzustand und einer Barriere dazwischen. Ist eine solche Barriere nicht gegeben kann man von einer Aufgabe sprechen.
Antagonistische Probleme
Man unterscheidet Probleme, die nur für ein einzelnes Individuum existieren, von solchen, die für mehrere Individuen bestehen. Letztere können antagonistische Probleme sein. Beim Lösen antagonistischer Probleme kann es typischerweise zu neuen Problemen kommen, die auf Interessenkonflikten der beteiligten Individuen beruhen.
Lässt sich ein Gesamtproblem in mehrere Teilprobleme zerlegen, so bezeichnet man es als hierarchisch. Ist dies nicht möglich, so handelt es sich um ein elementares Problem.
Wissenschafts- und Erkenntnistheorie
In der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie besteht ein Problem dann, wenn an der Richtigkeit von mindestens zwei Sätzen, die einander ausschließen, festgehalten wird. Dies führt zu einer Aporie, welche unter anderem bei Sokrates seine Anwendung gefunden hat (siehe dazu auch Schopenhauer: Apagoge durch eine Instanz). Dabei ist das Problem in keinerlei Beziehung zu einer Lösung oder einem Wissen, sondern eine grundsätzliche und unumgehbare Unvereinbarkeit von Sätzen, die notwendigerweise für wahr gehalten werden.
Eine Steigerung des Problems ist die Anomalie.
Problemstrukturen
Wohldefiniertes vs. Nicht-Wohldefiniertes Problem
Bei einem Wohldefinierten Problem stehen die Merkmale der Lösung von vornherein fest. Beispiel: xxx oder ooo in einer Reihe beim xox-Spiel (engl. Tic Tac Toe).
Dagegen ist bei einem Nicht-Wohldefinierten Problem keine Zielvorgabe definiert. Es ist Teil der Problemlösung, die Kriterien, welchen die Lösung des Problems gerecht werden soll, festzulegen. Beispiele: Entscheidung für einen Beruf, Wahl eines Urlaubsortes, behelfsmäßige Reparatur eines Defektes.
Einsichtsproblem vs. Transformationsproblem
Bei einem Einsichtsproblem ist eine neue Sichtweise auf die Situation nötig um die Situation zu lösen. Z.B. Bei der Flächenberechnung eines Parallelogramms: das Parallelogramm kann als Rechteck gesehen werden, wenn man die Enden rechtwinklig "abschneidet" und das Dreieck an der gegenüberliegenden Seite anfügt. Max Wertheimer beschäftigte sich mit dieser Problemart. Er verweist dabei auf die Erkennung der Struktur der Sache als den zentralen Vorgang beim Problemlösen. Dagegen sind bei Transformationsproblemen mehr als EIN einziger Transformations- (=Umorganisations-) Schritt nötig, sondern eine ganze Reihe von strategischen Handlungen. Als Beispiel ist das Türme von Hanoi- Problem zu nennen.
Entscheidungsprobleme vs. Optimierungsprobleme
Will man für bestimmte Problem nur wissen, ob eine Lösung existiert, ist jedoch nicht an deren weiterer Struktur interessiert, so spricht man von Entscheidungsproblemen. Will man jedoch wissen, wie genau eine Lösung des Problems aussieht, so spricht von Optimierungsproblemen.
Ein Beispiel hierfür:
- Entscheidungsvariante
- Lässt sich eine Zahl x in ihre Primfaktoren zerlegen? Dies gilt für alle Zahlen
.
- Optimierungsvariante
- Wie sieht die Primfaktorzerlegung von x aus? Welche Primfaktoren hat x? Dies ist bei großen Zahlen nicht mehr so einfach zu bestimmen, es gibt verschiedene Verfahren zur Faktorisierung.
Viele Optimierungsprobleme sind nicht wesentlich schwieriger als ihre Entscheidungsvarianten, obwohl dies auf den ersten Blick durchaus zu sein scheint. Wie Probleme bezüglich ihrer Schwierigkeit eingeteilt werden können und wie sich diese Einteilungen zueinander verhalten, damit beschäftigt sich die Komplexitätstheorie der Informatik.
Problemspektrum
Für Organisationsprobleme schlagen Farmer, Mabey und Thomson[2] ein zweidimensionales Modell vor, dass die Komplexität über zwei Dimensionen verteilt. Die emotionale Dimension bezeichnen sie bei niedriger emotionaler Beteiligung als "hart" und bei hoher Beteiligung als "weich". Mit Beispielen sieht die Matrix so aus:
hohe emotionale Beteiligung |
Scheidung mit einfachen Vermögensverhältnissen ohne Kinder | Tod der Mutter ohne Testament bei gleichzeitig unklaren Vermögensverhältnissen |
---|---|---|
niedrige emotionale Beteiligung |
Pepsi oder Coca Cola | Schach-Problem |
Niedrige "rechnerische" Schwierigkeit |
Hohe "rechnerische" Schwierigkeit |
Die Gliederung hilft bei der Einsicht, dass es häufig weniger um sachliche Lösungen geht, als um das Behandeln der mit einem Problem verbundenen Emotionen.
Problemeigenschaften
- Regularität
- Konsistenz
- Vorhersagbarkeit
- Kontinuität
- Zerlegbarkeit
- Lösungsdichte
- Merkmalsnamen
- Komplexität
- Grenzenlosigkeit
- Verschiedenheit
- Seltenheit von Lösungen
- Unvorhersagbarkeit
Berühmte Probleme
- Drei-Türen-Problem
- Hamiltonkreisproblem
- Königsberger Brückenproblem
- Quadratur des Kreises
- Problem des Handlungsreisenden (traveling-salesman problem)
Charakterisierung von Problemen in der Informatik
In der Informatik spricht man von einem Problem, wenn von einem gegebenen Ausgangszustand eines Systems der gewünschte Zielzustand nicht ohne weiteres erreicht werden kann. Die zwischen Ist- und Soll-Zustand liegende Barriere muss durch Einsatz von Regeln oder Operatoren beseitigt werden. Ein formaler Ansatz zur Beschreibung von Problemen sieht folgendermaßen aus:
Ein Problem ist ein Quadrupel ''P'' = <P, A, Z, Op> mit
- P: einer Menge von Problemzuständen
: ist der Anfangszustand
: eine Menge von Zielzuständen
- Op: eine Menge von (partiellen) Operationen o: P -> P.
Psychische Probleme
Psychische Probleme stellen oft eine erhebliche Belastung für den Betroffenen dar und können selten auf einfache Weise überwunden werden. Sie können Ursache oder Wirkung von Angst und Depressionen sein. Mit Ursachen und Beseitigung psychischer Probleme befassen sich beispielsweise Psychologie und Psychiatrie.
Gesellschaftliche Probleme
Gesellschaftliche Probleme sind Abweichungen von erwünschten Zuständen der Gesellschaft. Dabei gibt es unterschiedliche Vorstellungen darüber, was gesellschaftlich erwünscht ist. Auch ist bereits die Frage, ob ein gesellschaftliches Problem vorliegt und wie dies korrekt zu beschreiben wäre, häufig umstritten. Die Problemwahrnehmung variiert je nach Perspektive. Beispielsweise mag ein Problem sich für die Wirtschaft als Allokationsproblem darstellen, während es für das Recht um die Zuweisung rechtlicher Ansprüche geht, und die Politik gar kein Problem sieht. Erst recht umstritten sind oft die Vorschläge zur Problemlösung. Nicht selten erzeugen Problemlösungen neue Probleme, wie zum Beispiel bei Hartz IV. Die prinzipielle Möglichkeit verschiedene Ursachen für ein gesellschaftliches Problem verantwortlich zu machen erschweren die Problemlösung weiterhin.
Zitat
Auch Probleme möchten gerne am Leben bleiben. - Werner Winkler (Probleme schnell und einfach lösen, ISBN 3636070010, S. 13)
Probleme sind Probleme, weil sie aufrecht erhalten werden. - Steve de Shazer, zit. ebd. S. 24)
Es gibt keine Lösung, weil es kein Problem gibt. - Marcel Duchamp
Probleme sind nur dann Probleme, wenn sie nicht isoliert, nicht Stück für Stück bearbeitet und gelöst werden können. Gerade das macht ihre Problematik aus. - Niklas Luhmann, Soziale Systeme
Siehe auch
Wiktionary: Problem – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Lösung, Intelligenz, Denken und Problemlösen
Literatur
- Joachim Funke: Problemlösendes Denken. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-017425-8
- George Polya: Schule des Denkens. Vom Lösen mathematischer Probleme. Francke, Tübingen 1995, ISBN 3-7720-0608-6
- Walter Edelmann: Lernpsychologie. Psychologie Verlags Union, Weinheim 1996, ISBN 3-621-27310-7
Einzelnachweise und Quellen
- ↑ Vgl. etwa Volker Bugdahl, Kreatives Problemlösen, Reihe Management, Vogel Buchverlag, Würzburg 1991, ISBN 3-8023-0492-6.
- ↑ Eion Farmer, Christopher Mabey and Rosemary Thomson 1999 The Imperative of Development and Change Open University, Milton Keynes ISBN 0-749-29558-9; Seite 37 ff.