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Psychomachia - Wikipedia

Psychomachia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Psychomachia, British Library, MS 24199; Hiob als Begleiter der Patientia (Geduld)
Psychomachia, British Library, MS 24199; Hiob als Begleiter der Patientia (Geduld)

Die Psychomachia (griech.: Seelenkampf) des christlichen Dichters Prudentius (* 348 † nach 405) stellt einen allegorischen Kampf zwischen personifizierten Tugenden und Lastern dar. Sie gilt als eines der bedeutendsten Werke der christlichen lateinischen Epik. Sprachlich ist das Werk eng an die klassisch-heidnische Poesie, besonders die Aeneis des Vergil, angelehnt. Auf die mittelalterliche Bau- und Dichtkunst übte es erheblichen Einfluss aus.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Werk

[Bearbeiten] Inhalt

Der Titel Psychomachia leitet sich aus den beiden griechischen Wörtern psyche („Seele“) und machein („kämpfen“) ab. Der erste Bestandteil kann gleichzeitig als subjektiver und objektiver Genitiv verstanden werden, d. h. die Seele ist sowohl Kämpfende als auch das Ziel des Kampfes, sie kämpft um sich selbst. Es handelt sich um ein Epos mit einer Praefatio (Vorwort) und einem Hauptteil aus 916 Hexametern.

Die 68 iambischen Trimeter des Vorworts setzen an bei der alttestamentlichen Erzählung der Rettung Loths durch Abraham aus den heidnischen Städten Sodom und Gomorrha. Die im Bibeltext erwähnten 318 Sklaven des Abraham,[1] in griechischer Transkription ΤΙΗ, repräsentieren die ursprüngliche Kreuzesform und die beiden Anfangsbuchstaben Jesu (griechisch: ΙΗΣΟΥΣ). Die Erscheinung dreier Engel, welche die Empfängnis Saras verkünden,[2] präfiguriert das trinitarische Dogma der Wesenseinheit von Vater, Sohn und heiligem Geist, der Hohepriester Melchisedech den Heiland.[3] Die Bibelexegese kündigt damit das zentrale Thema des Werkes an und stellt es zugleich in seinen heilsgeschichtlichen Zusammenhang: den Kampf von heidnischen Lastern und christlichen Tugenden auf dem Schauplatz der menschlichen Seele sowie die anschließende Errichtung eines Tempels der Weisheit.

Die ersten 725 Verse des Hauptteils stellen eine Folge von sieben allegorischen Kämpfen zwischen Tugenden und entgegengesetzten Lastern dar: Götzenverehrung und Rechtgläubigkeit; Keuschheit und Wollust; Geduld und Jähzornigkeit; Demut und Hochmut; Enthaltsamkeit und Ausschweifung; Vernunft und Habgier; Einigkeit und Zwietracht (lateinisch: Veterum Cultura Deorum vs. Fides; Pudicitia vs. Sodomita Libido; Patientia vs. Ira; Mens Humilis vs. Superbia; Sobrietas vs. Luxuria; Ratio vs. Avaritia; Concordia vs. Discordia). Die Tugenden und Laster sind jeweils als Frauengestalten mit charakteristischen Attributen und Verhaltensweisen dargestellt.

Eine Christus-Anrufung leitet den Seelenkampf ein. Die Rechtgläubigkeit stellt sich im Vertrauen auf ihre Stärke unbewaffnet dem offenen Kampf. Indem sie wächst, schlägt sie die Götzenverehrung zu Boden und drückt ihr die Kehle zu, so dass deren eingezwängte Seele den Körper am Leben hält, derweil die Legion der 1.000 Märtyrer einen Triumph feiert. Die Wollust bedroht mit einer Schwefelfackel die Keuscheit, die deren Kehle mit einem Schwert durchstößt. Die Keuscheit gedenkt der Tötung des Holofernes durch Judith,[4] welche die unbefleckte Empfängnis und Fleischwerdung Gottes präfiguriert. Die Wollust fällt in einen Schwefelpfuhl, während die Keuschheit ihr beflecktes Schwert im Jordan reinwäscht und einem Taufbecken weiht. Derweil sieht die Geduld ungerührt zu, wie alle von der Jähzornigkeit eingesetzten Waffen an ihrer Rüstung zersplittern und diese sich frustriert selbst erschlägt. In Begleitung des Hiob, dessen Leiden mit vielfacher Belohnung vergolten wurden, unterstützt die Geduld als einzige alle anderen Tugenden im Kampf. Zufällig reitet die Hochmut auf hohem Ross einher, mit aufgetürmter Haarpracht, und blickt herab auf das armselige Gefolge der Demut, welche die himmlische Hoffnung zur Gefährtin erwählt hat. Sie brüstet sich mit der militärischen Dominanz, die seit dem von ihr verursachten Sündenfall ihr Volk auszeichnet, und verspottet die unmännlichen Neuankömmlinge: die Keuschheit, Frömmigkeit, Gerechtigkeit, Ehre, Mäßigung, Enthaltsamkeit, Reinheit und Einfalt. Beim Angriff fällt sie in eine Grube, welche die List gegraben hat, und wird von ihrem Pferd zerquetscht. Die Hoffnung veranlasst die Demut, das Laster zu enthaupten, und gedenkt der Tötung des Goliath durch David. Sie fährt in den Himmel, die anderen Tugenden sehen ihr sehnsüchtig nach.

Aus dem Westen trifft mit kostbarem Wagen die verkaterte Ausschweifung ein, die ihren Ruf verloren hat und nur noch der Lust lebt, und zieht die Tugenden in ihren Bann. Einzig die Enthaltsamkeit bleibt nüchtern, richtet die Kreuzesstandarte auf und erinnert die Tugenden an das Nahrungswunder in der ägyptischen Wüste, welches das Abendmahl präfiguriert, an Davids und Samuels Kampf gegen die Heiden und die Buße des Jonathan. Mit dem Kreuz blockiert sie die Wagenspeichen, so dass die Wollust nach vorn stürzt und den Wagen bremst. Die Zufälligkeit gibt der Enthaltsamkeit einen Felsblock, mit dem sie das geräderte Gesicht der Wollust zerschmettert, deren Magen die Körpersplitter wieder ausspeit. Es fliehen die Lästerung, Frechheit, Liebe, Schminke, Anmut, Zwietracht und Lust, deren Schmuckstücke von der Enthaltsamkeit zertrampelt werden. Die Habgier soll die Kostbarkeiten in Säcke gefüllt haben, in Begleitung der Sorge, Esssucht, Furcht, Angst, Falschaussage, Blässe, Verderbnis, List, Lüge, Schlaflosigkeit und Schande, schließlich auch der Bürgerzwietracht und Besitzergreifung, die ihre gefallenen Verwandten ausrauben. Die Habgier blendet die Menschheit, verdammt sie, verwundet sogar leicht die Gottespriester, die jedoch von der Vernunft geschirmt werden. Die Habgier erkennt, dass ihre Allmacht hier endet und trauert ihrer früheren Macht über Judas Ischariot und die Juden in Jericho nach, die auch deren Nachfolger täuschen sollte. Sie verkleidet sich als Sparsamkeit, die nun unter dem Vorwand der Kinderliebe ihrer Opfer verführt, doch wird sie von der Barmherzigkeit, die ihr Vermögen den Armen gegeben hat, grausam erwürgt, die Beute an die Armen verteilt, die ihr tägliches Brot von Gott erhalten.

Daraufhin fliehen die Furcht, Mühseligkeit, Gewalt, Kriminalität und Täuschung, die Friedfertigkeit beendet den Krieg. Über dem chaotischen Schlachtfeld öffnet Christus den Himmel, die Eintracht gibt den Tugenden den Befehl zum Rückzug, die singend marschieren, wie Irael, dem sich der Nil öffnete. Doch vor dem Lager wird die Friedfertigkeit gestört, die Eintracht ist an der untersten Kette ihres Panzers leicht getroffen von der Zwietracht, die sich eingeschlichen hat, nachdem sie Mantel und Schlangenpeitsche fortwarf. Sie stellt sich vor als Häresie, ihren Gott als veränderlich, als ihre Heimat die Welt und Belia als ihre Lehrerin. Die Rechtgläubigkeit stößt ihr eine Lanze in den Rachen, die Zwietracht wird von unzähligen Händen zerstückelt, ihre Einzelteile an Tiere verfüttert oder in Kloaken geworfen.

Eine starke inhaltliche Zäsur nach Vers 725 leitet vom Seelenkampf zum Tempelbau über. Auf einer eigens errichteten Rednertribüne mahnt die Eintracht, Zwietracht zu vermeiden, den Frieden zu wahren und den Wolf im Schafsfell zu erkennen, wie Photinus und Arius. Die Rechtgläubigkeit lässt die Trauernden verstummen, da die Eintracht zwar verwundet, sie selbst aber verteidigt worden ist. In Gedenken an den Tempelbau des Salomon in Jerusalem, der auf die Vertreibung der Könige folgte, gibt sie den Tempel in Auftrag, als Palast des Christus. Gemeinsam mit der Eintracht legt sie die perfekten Ausmaße des Tempels fest. Als Grundstein wird ein hohler Edelstein gelegt, der das Eingangstor bildet. Die Eingangshalle ist aus einem Block gemeißelt, an den oberen Säulenenden sind die zwölf Namen des apostolischen Senats eingeschrieben, welche die Seele vor Sünde schützen sollen. Zwölf verschiedene Edelsteine lassen das Himmelslicht aus den Mauern in bunter Farbenpracht ein. Der innere Bezirk das Tempels ruht auf sieben Kristallsäulen, welche die Rechtgläubigkeit erwarb, nachdem sie ihre Kriegsausrüstung versteigert hatte. Darin thront die Weisheit, welche die Gesetze gibt und regiert. Sie hält als Szepter einen immergrünenden Zweig, der durch den Stab des Aaron präfiguriert ist.[5]

Eine zweite Christus-Anrufung beschließt das Epos. Es wird darum gebeten, dass die Menschen die verborgenen Laster ihres Herzens erkennen, das in beständigem Kampf mit Licht und Dunkel liegt, bis Christus die Juwelen der Tugenden zu einem Tempel ordnet, in dem die Göttin Weisheit ewig regiert.

[Bearbeiten] Datierung

Hieronymus erwähnt in seinem Werk De viris inlustribus, das die gesamte christliche Literatur bis zum Jahr 392 berücksichtigt, weder die Psychomachia noch ihren Dichter. Da das Werk in der Vorrede der 404/5 vom Dichter selbst veranlassten Gesamtausgabe ebenfalls nicht genannt wird, ist seine Entstehung wahrscheinlich nach diesem Datum anzusetzen. Es wird vermutet, dass Prudentius die Zerstörung Roms 410 nicht mehr erlebte, da sie trotz häufiger Erwähnung zeitgenössischer Schlachten nirgendwo im Gesamtwerk einen Widerhall findet. Es gibt Spekulationen, dass einzelne Schlachtenbeschreibungen der Psychomachia auf eine unmittelbare Bedrohung der ewigen Stadt anspielen könnten und daher die Entstehung um 408/9 anzusetzen sei.[6]

[Bearbeiten] Deutung

Die Psychomachia ist sprachlich anspruchsvoll gestaltet, inhaltlich von vielschichtiger Symbolik und daher auch unterschiedlich interpretiert worden. Die sieben Laster sind nicht mit den sieben christlichen Todsünden gleichzusetzen.

[Bearbeiten] Zeitgeschichtliche Anspielungen

Die vielerorts eingestreuten dogmatischen, besonders christologischen Ausführungen, sind zweifellos Zeugnis der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Häresien, besonders dem Arianismus, ebenso wie die Kampfszene zwischen (häretischer) Zwietracht und (orthodoxer) Einigkeit. Einzelne Abschnitte sowie Handlung und Form des Werkes deuten auf eine fortdauernde Auseinandersetzung oder Konversionsbemühung mit Blick auf die heidnische Elite hin. Anspielungen an die jüngere Geschichte sind gelegentlich zu erkennen.

Durch die Symbiose von heidnischer Form und christlichem Inhalt wollte Prudentius vermutlich dem heidnischen Argument der auch nach der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion andauernden Religionskontroverse entgegentreten, christliche Literatur sei der traditionellen römischen Literatur unterlegen.

Die Allegorie des am Boden liegenden, jedoch am Sterben gehinderten heidnischen Kultes dürfte zusätzlich auf dessen aktuelle historische Situation verweisen.

Der in Spanien, dem Heimatland des Dichters, stark verbreitete Priscillianismus ist weder in der Psychomachia noch im übrigen Werk erwähnt oder thematisiert.

[Bearbeiten] Gewalt

Die Sterbeszenen der Laster sind ausführlich dargestellt und erinnern zum Teil an die Märtyrerliteratur und deren Verarbeitung in Prudentius' Peristephanon. Sie sind in der Psychomachia jeweils als geziemende Strafen nach dem Prinzip der Wiedervergeltung (Talion) gestaltet, wonach zwischen Bestrafungsart und Vergehen ein Verhältnis nicht nur der graduellen Angemessenheit, sondern auch der signifikanten sachlichen Gleichheit ("Auge um Auge") oder Analogie (talio analogica, z.B. Strafe am ausführenden Körperteil) besteht, so dass im Sterben der Lasterpersonifikation noch einmal besondere Eigentümlichkeiten der gestraften Laster kenntlich werden. Um diese Bezüge nachvollziehen zu können, muss der Leser allerdings ein gewisses sachliches Verständnis und auch Kenntnis einschlägiger biblischer oder literarischer Metaphorik mitbringen. So stürzt etwa die Allegorie des Hochmuts vom Pferd in eine Fallgrube, die die Allegorie der Arglist eigentlich für die gegnerische Tugend ausgehoben hatte. Oder die Habgier wird von ihrer Gegnerin speziell durch Zuschnüren der Kehle zu Tode gebracht, weil die Habgier nach klassischer und biblischer Vorstellung "unersättlich" Gold und Reichtümer "verschlingt".

[Bearbeiten] Bibelexegese

Die Beschreibungen des Tempels mit zahlreichen Edelsteinen erinnert an Kirchbauten und die Edelsteine in der Himmelsstadt in der Johannesapokalypse, während das Bild des Tempels speziell an die paulinisch geprägte Metapher vom Leib oder der Seele als einem Tempel anknüpft, den der Gläubige für Gott errichten und reinhalten soll.

In Begleitung der Tugenden erscheinen zum Teil auch Personen der biblischen Geschichte als exemplarische Vertreter der jeweiligen Tugend oder werden als solche in ihren Reden benannt, wie auch den Lastern verschiedentlich biblische Beispielfiguren zugeordnet sind. So wird etwa die Geduld von Hiob begleitet, und die Habgier beruft sich stolz darauf, mit Judas Ischariot sogar einen der Apostel Christi in ihren Bann gezogen zu haben. Der christliche Glaube erscheint zudem mit einer Schar von Märtyrern.

[Bearbeiten] Literarische Vorbilder

[Bearbeiten] Klassisch-heidnische Dichtung

Der Bezug zur kanonischen Epik des Vergil und gleichzeitig die Transformation deren heidnischen Ursprungs in die christliche Botschaft ist bereits durch den ersten hexametrischen Vers programmatisch angedeutet:

Christe, graves semper hominum miserate labores („Christus, der du immer die schweren Mühen der Menschen bemitleidet hast“)

wodurch sprachlich auf ein Gebet des Aeneas an Apollo angespielt wird: Verg. Aen. 6,56

Phoebe, grauis Troiae semper miserate labores („Phoebus, der du immer die schweren Mühen Trojas bemitleidet hast“).

In Sprache und Stil lehnt sich die Psychomachia einerseits an die Epik der klassisch-heidnischen Antike, besonders Vergils Aeneis, an, auf die sie sich durch zahlreiche wörtliche und motivische Parallelen bezieht. Auch Elemente des antiken Lehrgedichts sind verarbeitet. Die Verwendung der Personifikation als durchgängiges Strukturprinzip einer epischen Erzählung besitzt jedoch kein Vorbild in der heidnischen Tradition, die zumindest in klassischer Zeit die Prosopopoiia nur als gelegentliches Stilmittel kennt (vgl. die Personifiktion der Discordia bei Vergil), sondern hierin kommt bei Prudentius neben einer allgemeinen spätantiken Entwicklung (vgl. Martianus Capella) der Einfluss der jüdisch-christlichen Bibelexegese, insbesondere der platonisierenden Exegese alexandrinischer Prägung, zum Tragen.

In der bildenden Kunst sind allegorische Darstellungen seit der Antike üblich. Berühmt ist das verschollene Bild Die Verleumdung des Malers Apelles mit seinem Aufmarsch allegorischer Figuren wie Gerücht, Neid oder der nackten Wahrheit, das in der Renaissance nach einer Ekphrasis des Lukian von Sandro Botticelli nachgeschaffen wurde oder das nur in einer römischen Kopie erhaltene Relief des Kairos, Allegorie der günstigen Gelegenheit, des hellenistischen Bildhauers Lysipp.

Sog. Prometheus-Sarkophag, ein Relief am Kapitol in Rom
Sog. Prometheus-Sarkophag, ein Relief am Kapitol in Rom

In der römischen Kunst ist die Allegorie eine übliche Darstellungsform auf Gemmen, Münzen, Sarkophagen oder Triumphbögen. Personifizierungen abstrakter Ideen und Vorstellungen, wie Glück, Frieden, Eintracht, Jahreszeiten,Geld oder bestimmter Städte oder Staatswesen wurden benutzt zur bildlichen Erinnerung an einen bestimmten Menschen (Sarkophage), zur Verherrlichung bestimmter historischer Ereignisse (Triumphbögen) bzw. zur Verbildlichung religiöser oder kosmologischer Vorstellungen.

Cicero schrieb in seinem Buch De oratore der Allegorie verschiedene Anwendungsmöglichkeiten zu: Sie diene zur Verdeutlichung des Redegegenstandes bzw. zu dessen Verbergen, der Kürze der Darstellung und der Unterhaltung des Publikums. In seinem bis ins Mittelalter maßgebenden Buch über die Redekunst De institutione oratoria lieferte Quintilian eine rhetorische Theorie der Allegorie.

[Bearbeiten] Christliche Literatur

Allegorese wurde schon früh auch für die Bibel praktiziert. So deutet der Apostel Paulus die Söhne der Sarah und der Hagar als Altes Testament und Neues Testament. Origenes bezieht das Hohelied des Alten Testaments auf die Liebe zwischen Christus und der Seele des Gläubigen.

Die Geschichte der Haupt- oder Todsünden beginnt in der ägyptischen Wüste. Evagrius Ponticus (345-399), ein gelehrter Anachoret des 4. Jahrhunderts, erarbeitete aufgrund von neuplatonischen und gnostischen Elementen einen Achtlasterkatalog.[7] Die acht Laster verstand Evagrius als ‚böse Gedanken‘, die Dämonen einsetzten, um Einsiedler von ihrem Ziel abzulenken, die apatheia zu erreichen. Dieses Lasterschema wurde von Johannes Cassian (360-435) übernommen und damit dem lateinischen Westen überliefert.

[Bearbeiten] Handschriftliche Überlieferung

[Bearbeiten] Rezeption

Für die ausgehende Antike sind kaum Anspielungen auf die Psychomachia auszumachen. Augustinus gebraucht gelegentlich Vergleiche, die an Motive der Psychomachia erinnern, doch ist eine Rezeption nicht nachweisbar.[8] Aus dem 6. Jahrhundert stammt das Buch Tröstungen der Philosophie des Boëthius, in dem neben den Musen der Dichtkunst die Philosophie als handlungstragende Allegorien dargestellt sind.

Die Sieben Kardinaltugenden und die Sieben Todsünden werden in der frühchristlichen Malerei, der Skulptur und der Architektur dargestellt. Die romanische Bauplastik entnahm eine Vielzahl von Themen der Psychomachia, so in Notre Dame de Cunault (Anfang 12. Jh. n. Chr.), deren immenses Kapitellprogramm Kampfszenen aufweist, für welche die Psychomachia als Vorbild dienten. Der Einband des Melisende-Psalter (um 1140) besteht aus Elfenbein-Schnitzereien, die mit Türkisen und anderen Edelsteinen verziert sind. Sie zeigen Szenen aus dem Leben von König David und aus der Psychomachia des Prudentius auf der Vorderseite.

Die Psychomachia beeinflusste auch die Darstellung weltlicher Liebesthematik, so im Rosenroman von Guillaume de Lorris und Jean de Meung (14. Jahrhundert). Durchgehend allegorische Darstellungsformen verwandte unter anderem Dante (Göttliche Komödie). In der Barockzeit erlebten Allegorien eine Blüte in allen Bereichen der Literatur, sei es in Gedichten, Reden aller Art, Predigten, Grabinschriften etc.

Allegorische Kampfdarstellungen der sieben Tugenden und Todsünden versinnbildlichen im Stummfilm Metropolis das lasterhafte Leben der Oberschicht.

[Bearbeiten] Editionen und Übersetzungen

  • Maurice P. Cunningham (Hrsg.): Aurelii Prudentii Clementis Carmina. Brepols, Turnhout 1966 (= CCSL, Bd. 126)
  • H. J. Thomson (Hrsg.): Prudentius. With an English Translation. William Heinemann, London; Harvard University Press, Cambridge (MA); 1949-1953, 2 Bde.
  • Online-Version von James O'Donnell
  • Die deutsche Übersetzung von Ursmar Engelmann (Die Psychomachia des Prudentius, Herder, Freiburg/Br. u.a. 1959) ist nur eingeschränkt zu empfehlen.

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

[Bearbeiten] Philologie

  • C. Brockhaus: Aurelius Prudentius Clemens in seiner Bedeutung für die Kirche seiner Zeit. (Diss.) Leipzig 1872
  • Vinzenz Buchheit: Glaube gegen Götzendienst. In: Rheinisches Museum für Philologie 133 (1990), S. 389-96
  • Christian Gnilka: Studien zur Psychomachia des Prudentius. Harrassowitz, Wiesbaden 1963 (Klassisch-philologische Studien, 27; zugleich Diss. Bonn)
  • Ders., Interpretation frühchristlicher Natur. In: Prudentiana Bd. 2: Exegetica, München 2001, S. 32-90 (= H. Krefeld (Hrsg.), Impulse für die lateinische Lektüre. Frankfurt 1979, 138-180)
  • Jill Harries: Prudentius and Theodosius. In: Latomus 43 (1984), S. 69-84
  • Kenneth R. Haworth: Deified Virtues, Demonic Vices and Descriptive Allegory in Prudentius’ Psychomachia. Amsterdam 1980
  • M. Kah: „Die Welt der Römer mit der Seele suchend ...“ Die Religiösiät des Prudentius im Spannungsfeld zwischen ‚pietas christiana‘ und ‚pietas Romana‘. (Diss.) Bonn 1990
  • W. Kirsch: Die lateinische Versepik des 4. Jahrhunderts. Berlin 1989 (Schriften zur Geschichte und Kultur der Antike Bd. 28)
  • W. Ludwig, Die christliche Dichtung des Prudentius und die Transformation der klassischen Gattungen. In: Christianisme et formes litteraires de l’antiquité tardive en occident (Entretiens sur l’antiquité classique 23) Genf 1977, S. 303-372
  • M. Lühken: Christianorum Maro et Flaccus. Zur Vergil- und Horazrezeption des Prudentius. (Diss.) Göttingen 2002 (Hypomnemata 141)
  • G. S. Nugent: Allegory and Poetics. The Structure and Imagery of Prudentius’ „Psychomachia“. Frankfurt a. M. u. a. 1985
  • I. Rodriguez-Herrera: Poeta Christianus. Prudentius’ Auffassung vom Wesen und von der Aufgabe des christlichen Dichters. (Diss.) Speyer 1936
  • Dirk Rohmann: Das langsame Sterben der Veterum Cultura Deorum – Pagane Kulte bei Prudentius. In: Hermes 131 (2003), S. 235-253
  • Ch. Schwen: Vergil bei Prudentius. (Diss.) Leipzig 1937
  • Danuta Shanzer: Allegory and Reality: Spes, Victoria and the Date of Prudentius’ Psychomachia, in: Illinois Classical Studies 14 (1989), S. 347-363
  • Macklin Smith: Prudentius' Psychomachia: A Reexamination. Princeton University Press, Princeton (NJ) 1976, ISBN 0-691-06299-4

[Bearbeiten] Ikonographie

  • Jennifer O'Reilly: Studies in the Iconography of the Virtues and Vices in the Middle Ages. New York [et al.], Garland, 1988, xxii+465 pp.
  • Joanne S. Norman: Metamorphoses of an Allegory: The Iconography of the Psychomachia in Medieval Art. New York [et al.]: Lang, 1988 (= American University Studies, 9, 29), viii+353 pp.
  • Helen Woodruff: The Illustrated Manuscripts of Prudentius. Cambridge (Mass.): Harvard UP, 1930

[Bearbeiten] Anmerkungen und Quellen

  1. Gen 14,14.
  2. Gen 18,1-15.
  3. Gen 14,18; Hebr. 7,1-3.
  4. Judith 13
  5. Num 17,6-8.
  6. Danuta Shanzer: Allegory and Reality: Spes, Victoria and the Date of Prudentius’ Psychomachia, in: Illinois Classical Studies 14 (1989), S. 347-363.
  7. Zur Vorgeschichte der Lasterkataloge z.B. M.W. Bloomfield, The Seven Deadly Sins, Michigan 1952.
  8. Augustinus, Civitas Dei, 18,51.
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