Rautmann (Geigenbauer)
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Rautmann ist der Name einer Geigenbauer-Familie aus Braunschweig, deren Werkstatt 1844 gegründet wurde. Sie wird derzeit in der fünften Generation von Elfi Rautmann (* 1939) fortgeführt und ist damit die älteste Geigenbauwerkstatt Deutschlands.
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[Bearbeiten] Geschichte
Carl Rautmann (1818-1895), ursprünglich Tischler von Beruf, erhielt am 13. September 1844 vom Magistrat der Stadt Braunschweig die Lizenz zum Geigenbau. Fortan wurden Violinen, Violen, Celli und Kontrabässe nach eignen Modellen und unter Verwendung ausgesucht schöner Hölzer gefertigt. Noch seine Nachfahren nutzten für ihre Arbeiten die reichhaltigen Holzlagerbestände des Gründers. Ab 1846 reparierte Rautmann die Bässe des Herzoglichen Hoftheaters sowie die privaten Streichinstrumente der Hofkapelle. Carl Rautmann gilt als einer der Pioniere der „modernen Geigenform“ nach Cremonenser Vorbild (s. Antonio Stradivari).
Im Orchester des Staatstheaters Braunschweig hat sich ein Bass aus dem Jahre 1866 erhalten, der noch heute gespielt wird. 1873 war die Geigenbauwerkstatt auf der Weltausstellung in Wien vertreten, wo mehrere Instrumente prämiert wurden. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die alte Werkstatt während des Bombenangriffes vom 15. Oktober 1944 vollständig zerstört, doch waren kurze Zeit vorher die wertvollen Holzvorräte, Instrumente und Werkzeuge ausgelagert und so gerettet worden. Nach Kriegsende wurde zunächst in der Wohnung der Familie produziert, erst 1956 konnte eine neue Werkstatt bezogen werden; sie befindet sich noch heute in der Schöppenstedter Straße 42.
[Bearbeiten] Qualität
Die Qualität der Instrumente wird auch durch die zahlreichen bekannten Musiker belegt, die sie spiel(t)en, unter ihnen: Walter Fenske, Michail Goldstein, Ulf Hoelscher, Yehudi Menuhin und Tibor Varga. Ein repräsentativer Überblick über Rautmann-Instrumente aller Generationen befindet sich im Städtischen Museum Braunschweig.
[Bearbeiten] Geigenbauer der Familie Rautmann
- Carl Rautmann (1818-1895), Gründer
- Gustav Rautmann (1849-1917)
- Hermann Rautmann (1853-1918) Nach ihm ist im Stadtteil Kanzlerfeld eine Straße benannt.
- Karl Rautmann (1875-1934)
- Gustav Rautmann (1908-1978)
- Elfi Rautmann (* 1939)
Es steht zu befürchten, dass das Familienunternehmen mit Elfie Rautmann, der ersten Frau an der Unternehmensspitze, wahrscheinlich erlöschen wird, da es in der Familie keinen Nachfolger für die Fortführung dieses Handwerks zu geben scheint und somit eine über 160-jährige Familien- und Unternehmenstradition ihr Ende finden könnte.
[Bearbeiten] Literatur
- Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992
- Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996
- Berndt Strobach: Geigenbau in Braunschweig - 125 Jahre Werkstatt Rautmann, in: Arbeitsberichte aus dem städtischen Museum Braunschweig 15, Braunschweig 1969