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Geigenbauer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Berufsbezeichnung Geigenbauer umfasst die Herstellung von Streichinstrumenten (neben der Violine, die Bratsche, das Cello, den Kontrabass, anderer Instrumente der Gambenfamilie sowie allgemein von Streichinstrumenten). Die Herstellung der Streichbögen wird in der Regel nicht vom Geigenbauer sondern vom Bogenmacher durchgeführt.

Der Beruf ist eng mit dem Zupfinstrumentenbau verwandt. Viele große Geigenbauer haben Zupfinstrumente wie Lauten, Mandolinen, Harfen, Gitarren, aber auch Drehleiern gebaut. Die französische Bezeichnung für Geigenbauer, Luthier, geht darauf zurück. Der Geigenbau ist ein recht konservativer Beruf. Zum Herstellen der Instrumente werden Handwerkstechniken genutzt, die bereits Jahrhunderte alt sind. Der Bau umfasst rund 500 Arbeitsgänge und dauert in der Regel ca. 1-3 Monate, bei besonders guten Instrumenten aber auch weit länger.

Vogtländischer Geigenbauer
Vogtländischer Geigenbauer

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Historie

Vor Einführung der Violine um 1525 waren die Geigenbauer Lauten- und Gambenbauer. Zu den ersten bekannten Geigenbauern zählen Andrea Amati (ca. 1505-ca. 1577) und Gasparo da Salò (1542-1609). Der in Cremona, Norditalien lebende Amati erhielt einen Auftrag vom französischen König über den Bau von Streichinstrumenten, darunter auch die damals neue Violinengattung. Da Salò baute in Brescia vorwiegend Violinen, Bratschen und Streichbässe. Besonders begehrt sind heute seine Bratsche. Diese haben zwar zum großen Teil eine beträchtliche Korpuslänge, eignen sich aber im Konzertbetrieb als Soloinstrumente. Er begründete eine eigenständige Geigenbauschule, sein bedeutendster Schüler war Giovanni Paolo Maggini, der die Werkstatt nach dessen Tod übernahm.

[Bearbeiten] Geigenbauzentren

[Bearbeiten] Sachsen

[Bearbeiten] Süddeutscher Raum

  • Bubenreuth - Zentrum des fränkischen Streich- und Zupfinstrumentenbaus
  • Füssen
    • In der europäischen Musikgeschichte erlangte das Füssener Land durch seine Lauten- und Geigenmacher herausragende Bedeutung. Füssen gilt heute in der musikwissenschaftlichen Forschung als die Wiege des gewerbsmäßig betriebenen Lautenbaus in Europa (Adolf Layer). Hunderte Namen von Lautenmachern und Geigenbauern aus dem Füssener Kulturraum sind zwischen 1436, der ersten archivalischen Nennung, und 1866, dem Tod des letzten Füssener Geigenmachers Joseph Alois Stoß, bekannt.
  • Mittenwald
    • Matthias Klotz in (auch: Matthias Kloz, erster einer Dynastie von 36 Geigenbauern)
    • Sebastian Klotz (seine Instrumente richten sich nach Vorbildern wie Amati Geigen, während die anderen Familienmitglieder nach dem Stainermodell mit höherer Wölbung arbeiten)

[Bearbeiten] Schweiz

[Bearbeiten] Österreich

  • Salzburg
    • Marcell Pichler; arbeitete zunächst in Hallein bei Salzburg, später in der Stadt Salzburg.
    • Johann Schorn; gilt als Erfinder der Viola d'Amore. Arbeitete im Stil von Jakob Stainer und Matthias Alban. Wenige, jedoch sehr qualitätvolle Instrumente sind erhalten.
    • Andreas Ferdinand Mayr; wenige, jedoch sehr qualitätvolle Instrumente sind erhalten.
  • Tirol
    • Jakobus Stainer (Absam), dessen Instrumente bis um 1800 wertvoller waren als die italienischen. Leider wurden im 19. Jahrhundert bei der „Anpassung“ der Stainergeigen an das Klangideal der Romantik viele Geigen Stainers unwiederbringlich zerstört.
    • Matthias Alban (1634-1712) wirkte in Bozen.
  • Wien
    • In Wien sind Lauten- und Geigenmacher bereits seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar. Der Wiener Geigenbau erlebt seine Blüte mit dem Aufstieg der Stadt zum politischen und kulturellen Zentrum der Monarchie am Anfang des 18. Jahrhunderts. Während im 17. und 18. Jahrhundert vor allem die aus Füssen zugewanderten Geigenbauer dominieren, ist der Wiener Geigenbau des 19. Jahrhunderts in stilistischer Hinsicht durch eine enge Verbindung mit der Prager und Budapester Geigenbauschule gekennzeichnet.

[Bearbeiten] England

  • Die Hill Familie
  • Die 1972 gegründete Newark School of Violin Making bei Nottingham zählt zu den renommierten Instrumentenbauschulen. Webseite

Sie ist Lehrstätte für rund 100 Schüler aus aller Welt. Ihr offenes, modernes Konzept verbindet die Jahrhunderte alte Tradition des Geigenbaus mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auf den Gebieten der Akustik und Materialkunde. Ihre Lehrer sind allesamt gleichzeitig Geigenbauer oder -Restauratoren, so dass ein enger Praxisbezug die Unterrichtsatmosphäre prägt.

[Bearbeiten] Italien

Die Zentren: Cremona, Mailand, Brescia, Venedig, Neapel und Turin.

[Bearbeiten] Frankreich

Die Zentren: Lothringen, vor allem in Mirecourt und Nancy, sowie Paris

  • Apparut (Familie aus Mirecourt)
  • Bernadel (Familie aus Mirecourt)
  • Gand (Familie aus Mirecourt)
  • Nicolas Lupot
  • Jacquot (Familie aus Mirecourt)
  • Médard (Familie aus Nancy)
  • Vuillaume (Familie in Mirecourt), der berühmeste war Jean Baptiste Vuillaume (1798-1875)
  • Bazin hauptsächlich Bogenbau
  • Étienne Vatelot *1942

[Bearbeiten] Niederlande

Die Zentren: Hauptsächlich Amsterdam

  • Hendrik Jacobs (1629-1704)
  • Pieter Rombouts (1667-1740)

[Bearbeiten] Tschechien

    • Johannes Kulik (1800-1872)Prag
    • Karel Vavra (1...-1973)
    • Premysl Otakar Ŝpidlen (1896-1958)
    • Ladislav Prokop

[Bearbeiten] Japan

  • Masakichi Suzuki (1859-1944)

[Bearbeiten] Arbeiten eines Geigenbauers

[Bearbeiten] Material

Für den Bau eines Streichinstruments verwendet man verschiedene Holzarten. Der Korpus wird aus Fichte und Ahorn gefertigt; Griffbrett, Wirbel und Saitenhalter werden aus Ebenholz oder seltener aus anderen Harthölzern wie Buchsbaum und Palisander gebaut.

Die Decke besteht fast immer aus Fichte, weil dieses Holz sehr elastisch ist und über eine große Widerstandskraft verfügt. Die Güte dieses Deckenholzes spielt für den späteren Klang des Instruments eine große Rolle. Das Holz muss trocken und leicht sein und gleichmäßig verlaufende Jahresringe besitzen. Diese dürfen weder zu weit noch zu eng sein. Ausschlaggebend für die Güte des Holzes ist der Standort des Baumes. Für den Instrumentenbau besonders geeignete Hölzer findet man in Gebirgsregionen wie den Alpen, den Pyrenäen oder den Karpaten. Der Boden darf nicht zu schwer und nicht zu feucht sein, damit das Holz weniger Harze enthält, langsamer wächst und somit elastischer, leichter und dichter ist.

Der korrekte Aufschnitt des Holzes spielt beim Bau eine große Rolle. Das Fichtenholz darf nicht gesägt, sondern nur in den Fasern gespalten werden. Dies gewährleistet, dass die Fasern durchgängig sind und dem Resonanzkörper die besten Voraussetzungen für einen guten Klang geben.

[Bearbeiten] Herstellung eines Streichinstruments

Geigenkorpus
Geigenkorpus

Wenn ein Geigenbauer beginnt, ein neues Instrument zu bauen, steht er zunächst vor der Modellfrage. So kann er entweder ältere Modelle kopieren oder in Anlehnung an diese neue Instrumente entwickeln oder aber komplett neue Entwürfe anfertigen. Häufig sind die Unterschiede selbst für die Instrumentalisten nur durch einen direkten Vergleich beim Spielen erkennbar. Neukonstruktionen sind im Streichinstrumentenbau allerdings kaum gebräuchlich, meist hält man sich an die Maße der großen Meister. Vor allem Stradivari, Amati und Guarneri haben in dieser Hinsicht höchste Maßstäbe gesetzt.

Zunächst wird die Geigeninnenform und Schablonen für Boden- und Deckenumriss sowie die Halsschablone hergestellt, danach werden Boden und Decke gefugt, gewölbt und umgeschnitten.

Fingerhobel verschiedener Stärke zur Bearbeitung des Holzes
Fingerhobel verschiedener Stärke zur Bearbeitung des Holzes

Zu Baubeginn bestehen Decke und Boden aus massiven Holzplatten, die horizontal gespalten und danach gefugt werden. Dadurch verläuft die Holzmaserung der linken und rechten Seite symmetrisch. Die Dicke dieser Platten entspricht mindestens der Höhe der späteren maximalem Wölbung. Erst nach vollkommener Fertigstellung der Außenwölbung mit verschiedenen Handeisen wird die Innenwölbung begonnen.

Im Gegensatz zu Decke und Boden werden die Zargen, die zusammen mit den vier Eckklötzen sowie dem Ober-und Unterklotz den Zargenkranz bilden, zunächst als plane Streifen auf die richtige Stärke gehobelt. Danach erfolgt mit Dampf und Druck auf einem speziell dafür geformten Eisen (Biegeeisen) ihre Biegung in die richtige Form. Die Klötze, an denen die Zargen festgeleimt sind, dienen als Gerüst. In den Oberklotz wird später der Hals eingelassen und eingeleimt.

Auf den Boden werden nun die Zargenteile aufgeschachtelt, und nach Einschneiden der F-Löcher und Einleimen des Bassbalkens in die Decke wird diese auf die Zargen geleimt. Der Korpus ist fertig.

Bevor der Hals in den Korpus eingepasst werden kann, muss noch das Griffbrett gewölbt und eine geschnitzte Schnecke angebracht werden. Der nun folgende Arbeitsgang des Lackierens wird auch im Artikel Geigenlack behandelt.

Zum Leimen verwendet man beim Streichinstrumentenbau ausschließlich Tierleime, z.B. Knochen- und Hautleime. Im heißen, flüssigen Zustand lassen sich solche Leime gut verarbeiten. Zudem können sie später trotz ihrer hohen Stabilität mit Feuchtigkeit wieder lösbar gemacht werden, was für Reparaturarbeiten wichtig ist.

Nach dem Aufleimen des Griffbrettes wird die Arbeit vollendet: Die (Wirbel werden eingepasst, das Instrument wird poliert, der Steg aufgeschnitten, der Stimmstock gesetzt und schließlich die Saiten aufgezogen.

Die reine Handwerksarbeit ist damit abgeschlossen. Um jedoch daraus ein Spitzeninstrument zu machen, ist eine aufwändige Justierung notwendig. Der Geigenbauer spielt das neue Instrument ein paar Wochen lang und notiert sich, welche Töne ihm nicht gefallen, weil sie zu schwach, zu stark, zu dumpf, zu schrill etc. sind. Wenn er glaubt, alle Fehler entdeckt zu haben, öffnet er die Geige wieder und beginnt, an bestimmten Stellen dünne Holzschichten abzutragen. Die Kunst ist dabei, zu wissen, welche Änderungen am Korpus welche Töne und Klangfarben beeinflussen können. Schließlich wird die Geige wieder zusammengeleimt und lackiert, dann beginnt wieder das Probespielen. Dieser Zyklus kann mehrere Male durchlaufen werden, bis die Geige perfekt klingt. Für derartige Spitzeninstrumente werden natürlich auch Spitzenpreise bezahlt.

[Bearbeiten] Weitere Arbeiten

Der Geigenbauer befindet sich bei der Restaurierung von Streichinstrumenten in einem steten Dilemma, einerseits soll er möglichst den originalen Zustand und die originale Substanz der Instrumente konservieren, andererseits muss er das Instrument möglichst leistungsfähig in Bezug auf den Klang wiederherstellen.

[Bearbeiten] Geigenbauschulen

In Deutschland existieren lediglich 2 Geigenbauschulen:

  • Berufs- und Berufsfachschule „Vogtländischer Musikinstrumentenbau“ Klingenthal
  • Staatlichen Berufsfach- und Fachschule für Geigenbau und Zupfinstrumentenmacher in Mittenwald. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine 3-jährige Ausbildung bei einem selbständigen Geigenbaumeister zu absolvieren. Voraussetzungen für diese Ausbildungen sind einerseits Hauptschulabschluss, Realschulabschluss oder Abitur, und zum Anderen natürlich Kreativität, Musikalität und handwerkliche Geschicklichkeit. Sie dauert 3 Jahre (36 Monate) und endet mit dem Erwerb des Gesellenbriefes. Außerdem existiert ein Studiengang Musikinstrumentenbau (Spezialisierung Streichinstrumentenbau) an der Fachhochschule Zwickau.
  • In der Schweiz ist in Brienz, im Berner Oberland die Geigenbauschule Brienz angesiedelt.
  • In Cremona, Italien, der Geburtsstadt von Antonio Stradivari, der Familien Guarneri und Amati gibt es ebenfalls eine Geigenbauschule: Geigenbauschule Cremona.
  • Im belgischen Antwerpen gibt es die Internationale Lutherie School Antwerpen.

[Bearbeiten] Siehe auch

Liste von Geigenbauern, Streichinstrument, Musikinstrumentenbau, Geigenzettel,

[Bearbeiten] Weblinks

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