Ria Deeg
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Ria Deeg (* 2. Oktober 1907 in Dutenhofen/Kreis Wetzlar, † 13. August 2000 in Gießen) war eine Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus.
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[Bearbeiten] Biographie
Ria Deeg wurde mit zwei weiteren Geschwistern allein von ihrer Mutter aufgezogen. Sie ernährte die Familie mit Arbeiten als Wasch- und Putzfrau, nachdem der Vater, ein Tagelöhner, kurz nach Rias Geburt tödlich verunglückte.
Von 1914 bis 1922 besuchte Ria in Gießen die Volksschule und arbeitete danach als Hausangestellte, Hilfsarbeiterin, Volontärin im Buchhandel und später bis 1932 im Gießener Konsumverein.
1923 trat sie in die Sozialistische Arbeiterjugend ein, 1925 in die SPD und die Gewerkschaft.
1932 verließ sie die SPD, weil sie sich nach ihrer Meinung gegenüber dem aufkommenden Nationalsozialismus zu lasch verhielt und wurde Mitglied in der KPD. Daraufhin wurde sie beim sozialdemokratisch orientierten Konsumverein entlassen. Im gleichen Jahr arbeitete sie an der KPD Regionalzeitung Gießener Echo mit.
Konsequent arbeitete sie nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten illegal, sie verteilte Flugblätter und Zeitungen, sammelte für die Rote Hilfe Geld und Lebensmittel zur Unterstützung der Familien Verhafteter. Nachdem die illegale Bezirksleitung verhaftet worden war, gab sie verstärkt eigene Flugblätter heraus, um die verhafteten Genossen zu entlasten. Die Materialien wurden unter abenteuerlichen Umständen hergestellt und verbreitet und sie war immer in der Gefahr, entdeckt und verhaftet zu werden. Beispielsweise versteckte sie die illegale Schreibmaschine in der Schublade eines SA-Mannes, der bei ihrer Mutter zur Untermiete wohnte.
Im November 1934 wurde Ria Deeg verhaftet. Im Juli 1935 wurde sie wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 38 Monaten Haft verurteilt. Dabei wurden 8 Monate U-Haft wegen "hartnäckigen Leugnens" nicht angerechnet.
Nach ihren Haftstationen in Gießen, Darmstadt, Mainz und Aichach/Oberbayern stand sie unter Polizeiaufsicht und musste sich dreimal wöchentlich melden. Sie musste ihren Hausschlüssel abgeben, durfte die Stadt nicht verlassen und musste von 22 bis 6 Uhr im Haus bleiben.
1940 heiratete sie den "Hochverräter" Walter Deeg. Ihnen beiden war jeder Kontakt miteinander verboten; beide hatten bei der Haftentlassung u.a. schriftlich versichern müssen "keinen Kontakt mit Gleichgesinnten oder politisch vorbestraften Personen" aufzunehmen - andernfalls erfolge sofortige Einweisung in ein KZ.
Es folgte neuer Terror der Gestapo, Vorladungen und Bespitzelungen von Hausbewohnern. Nachdem ihr Mann im Frühjahr 1943 zur Strafdivision 999 eingezogen worden war, blieb sie mit drei kleinen Kindern - dem gemeinsamen Sohn Werner, sowie seinen Kindern aus erster Ehe Edith und Walter - allein auf sich gestellt, erlebte Krieg, die Bombenangriffe und die Befreiung.
Nach der Befreiung vom NS-Regime gab es für viele nur eine Losung "Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg!"; bei den Kommunisten und vielen Sozialdemokraten, die Verfolgung, KZ und Krieg überlebt hatten, war der Wille stark, in Zukunft gemeinsam zu kämpfen.
Sie nahm an illegalen Zusammenkünften mit Genossen von KPD und SPD teil, mit dem Ziel, den Faschismus auszurotten und eine Einheitspartei vorzubereiten; eine solche kam nicht zustande, weil sich die Programme als zu unterschiedlich herausstellten.
Im Dezember 1945 wurde sie Leiterin der Betreuungstelle für politisch, rassisch und religiös Verfolgte in Gießen.
Nach Zulassung der KPD war sie im Kreisvorstand und Mitglied des Landesvorstands; sie war zusammen mit Anton Kaiser Stadtverordnete bis zum Verbot der Partei im Jahre 1956. Auf ihrer letzten Stadtverordnetenversammlung verlas sie einen Antrag "gegen die Erfassung der Wehrpflicht" durch die Gießener Stadtverwaltung. Der kalte Krieg war in vollem Gange; die Remilitarisierung Deutschlands wurde vorangetrieben.
1958 wurde ihr Mann wegen illegaler Tätigkeit für die inzwischen verbotene KPD zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Es ging um Flugblätter gegen die Wehrpflicht und gegen die Landbeschaffung für militärische Zwecke. Sie wurde wegen Mangels an Beweisen freigesprochen.
Später beteiligte sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann bei Aktionen wie "Kampf dem Atomtod" und den Ostermärschen.
Sie war wesentliche Gestalterin in VVN, die sie 1947 in Hessen mitbegründet hatte, und der DKP, die im Herbst 1968 konstituiert wurde.
Nach dem Putsch von Augusto Pinochet in Chile 1973 gehörte sie zu den ersten, die sich um chilenische Flüchtlinge kümmerten. Sie arbeitete im Chile-Komitee mit und unterstützte die Antifaschisten in Spanien, Portugal und Griechenland.
[Bearbeiten] Zitat
Aus dem Vorwort zur 4. Auflage der "Signale aus der Zelle" (1993):
- Nun bin ich 86 Jahre alt und habe mein Leben lang für Frieden und Sozialismus gekämpft. Ich bereue nicht einen Tag. Das sozialistische Lager ist zusammengebrochen, Fehler wurden gemacht. Aber das soll uns nicht entmutigen. Karl Marx ist nicht tot, seine Idee lebt, und es gilt immer noch, und heute mehr denn je, für eine bessere Welt zu kämpfen - gegen Kapitalismus und Krieg.
- Leider ist das Gedächtnis der Menschen sehr kurz.
[Bearbeiten] Literatur
- Ria Deeg Lebenserinnerungen "Signale aus der Zelle", erschienen im Verlag der DKP Gießen
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Deeg, Ria |
KURZBESCHREIBUNG | Widerstandskämpferin gegen den Faschismus |
GEBURTSDATUM | 2. Oktober 1907 |
GEBURTSORT | Dutenhofen/Kreis Wetzlar |
STERBEDATUM | 13. August 2000 |