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Franquismus

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Spanische Flagge zur Zeit des Franco-Regimes
Spanische Flagge zur Zeit des Franco-Regimes

Als Franquismus (span. franquismo [fraŋˈkismo], dt. auch Franco-Regime) bezeichnet man das System und, soweit vorhanden, die ideologische Untermauerung der autoritären Diktatur Francisco Francos in Spanien von 1936 bis zu den ersten freien Wahlen 1977.

Die Herrschaftsform bzw. das System des Franquismus gilt als ausgesprochen personalistisch. Der Franquismus war in weit größerem Maße durch die Person des Diktators als durch eine bestimmte Ideologie oder Weltanschauung geprägt. Franco verstand es, sich seine fast unumschränkte Macht bis zu seinem Tod im Jahr 1975 zu erhalten. In Spanien gab es während seines Regimes keine kodifizierte Verfassung, sondern nur eine geringe Anzahl von ihm erlassener Grundgesetze mit Verfassungsrang. Der wenig charismatische Franco hielt unter anderem dadurch die Zügel in der Hand, dass er alle wichtigen politischen Ämter, bis hin zur Provinzebene, auf der Basis persönlicher Vertrauensverhältnisse besetzte. Zudem hielt er diejenigen Institutionen, welchen er Machtbefugnisse übertragen hatte oder die er nicht ignorieren konnte – unter anderem die Staatspartei Movimiento Nacional, die katholische Kirche und das Militär – dadurch unter Kontrolle, dass er sie fortwährend gegeneinander ausspielte.

Seine Legitimation leitete der Franquismus aus der Sicht seiner Eliten im wesentlichen aus dem militärischem Sieg im Bürgerkrieg ab, welcher nicht nur als Sieg der eigenen Weltanschauung, sondern darüber hinaus als Verteidigung der spanischen und europäischen Zivilisation und Kultur verstanden wurde. Da der Katholizismus als integrierender Bestandteil der spanischen Kultur betrachtet wurde, kam es zu einer engen Zusammenarbeit von Kirche und Staat im Rahmen des sogenannten nacional-catolicismo.

Der Franco-Staat war während der etwa vierzig Jahre seiner Existenz in wirtschaftlicher und außenpolitischer, in geringerem Maße auch in innenpolitischer Hinsicht, bedeutenden Entwicklungen unterworfen. Daher lässt sich die Zeit der Herrschaft des Diktators in mehrere Phasen einteilen. Die anfängliche Despotie, in der grausame Vergeltung an den im Bürgerkrieg unterlegenen Parteien geübt wurde, wies gewisse Merkmale zeitgenössischer faschistischer Systeme auf und zeigte planwirtschaftliche Züge. Zum Schluss war die Herrschaftsform eher autoritär-konservativ geprägt, und Spanien erlebte ein „Wirtschaftswunder“. Es gelang der Aufstieg vom Niveau eines Entwicklungslandes unter die zehn größten Industrienationen der Erde. Dem ökonomischen Fortschritt stand allerdings keine nennenswerte politische Öffnung im Inneren gegenüber.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehung des franquistischen Systems

[Bearbeiten] Francos Weg zur Macht

Siehe Hauptartikel: Spanischer Bürgerkrieg

Francisco Francos Herrschaft nahm 1936 mit dem Spanischen Bürgerkrieg in den von der nationalspanischen Koalition kontrollierten Teilen Spaniens ihren Anfang. Ausgangspunkt war ein Putsch gegen die wenige Monate zuvor gewählte Regierung der Zweiten Republik, die aus einem Volksfront-Bündnis hervorgegangen war. In der Interimshauptstadt Burgos entstand bereits in der ersten Woche des Bürgerkriegs eine provisorische Junta, welche umgehend alle Gewerkschaften und Parteien sowie die Autonomierechte der Regionen aufhob und Streiks verbot.[1]

Dem bereits seit seiner Rolle bei der Niederschlagung des asturischen Bergarbeiteraufstandes von 1934 bei der spanischen Rechten angesehenen Franco gelang es, durch die propagandawirksame Entsetzung Toledos und die besondere Unterstützung Hitlers, der in Franco den fähigsten der putschenden Generäle sah, in dieser Junta eine Führungsrolle zu übernehmen. Am 1. Oktober 1936 - später im franquistischen Jahreslauf als „Tag des Caudillo“ festlich begangen - wurde Franco im Thronsaal des Palasts von Burgos von dieser Junta und den Vertretern der befreundeten Mächte Deutschland, Italien und Portugal zum Generalísimo aller Streitkräfte ernannt. Gleichfalls am 1. Oktober 1936 wurde die Junta Técnica del Estado zum Zweck der Einrichtung eines provisorischen Staatswesens begründet. Von da an galt Franco als unumschränkter Herrscher der nationalspanischen Bürgerkriegspartei. Mögliche Rivalen, wie die Generäle Sanjurjo und Mola, kamen während des Bürgerkriegs (am 20. Juli 1936 bzw. am 3. Juni 1937) durch Flugzeugabstürze ums Leben.

Nicht alle Beteiligten an der frente nacional, der Nationalen Front, kämpften – anders als es oft vereinfachend dargestellt wird – im Zeichen und für Ziele des Faschismus. Das Bündnis beruhte vielmehr auf einem recht allgemeinen kleinsten gemeinsamen Nenner: dem von einem rigiden Antikommunismus herrührenden Wunsch nach einem anderen Spanien sowie der Abneigung gegen die Demokratie im allgemeinen und gegen die herrschende Volksfrontregierung (Frente Popular) im besonderen. Die Angreifer im spanischen Bürgerkrieg bestanden aus einer Koalition verschiedenartiger radikaler, aber auch gemäßigt rechter Parteien, Bewegungen und Sympathisanten. Diese umfasste sowohl die Großgrundbesitzer, die rechtsrepublikanische-katholische Partei CEDA, die akademisch-katholische Laienbewegung Acción Católica als auch Monarchisten und Carlisten bis hin zu der faschistischen Falange Española de las JONS.

Vorrangig wurden, nach Auffassung vieler Historiker, im Spanischen Bürgerkrieg alte Konflikte der mindestens seit der Zeit der napoleonischen Kriege unversöhnlich entzweiten Gesellschaft gewaltsam ausgetragen, die oft nur oberflächlich mit den politischen, ideologischen und sozialen Streitfragen des damaligen Europas verbunden waren.[2]

Die Putschisten hatten, wie bereits beim vereitelten Putschversuch Sanjurjos von 1932, ohne vorherige klare politische Zielvorstellungen gehandelt. Die beteiligten Generäle erwarteten nämlich, binnen weniger Tage die Herrschaft über das Land erringen zu können, ohne hierbei auf Bundesgenossen wie die Falange angewiesen zu sein (die Carlisten nahmen hingegen an der Verschwörung teil). Abgesehen von einigen Schlagworten und Vorstellungen darüber, was abgeschafft werden sollte, existierte während mehrerer Monate kein weitergehendes Konzept für die angestrebte politische Nachkriegsordnung, auf das sich alle Mitglieder der Nationalen Front hätten einigen können.

Im Detail waren die politischen Ziele der Koalitionsteilnehmer vielfach fast völlig unvereinbar. Franco sah die Gefahr des Scheitern und strebte danach, die auf nationalspanischer Seite am Bürgerkrieg teilnehmenden Kräfte möglichst umgehend unter seiner Führung zu vereinen und die Deutungshoheit über Sinn und Zweck des Kampfes gegen die Republik zu erlangen.

[Bearbeiten] Der Griff nach der Falange

Ayerbe: Graffiti aus der Zeit des Bürgerkriegs
Ayerbe: Graffiti aus der Zeit des Bürgerkriegs

Mit der Rolle des Anführers der Junta konnte sich Franco auf Dauer nicht zufrieden geben. Er wollte nach seinem ausdrücklichen Bekunden die Fehler des früheren spanischen Diktators Miguel Primo de Rivera vermeiden, dessen Diktatur zwischen 1923 und 1930 nie über eine „persönliche Militärdiktatur lateinamerikanischen Stils“[3] hinausgekommen war, weil seine Herrschaft jeder politischen Inspiration, Doktrin oder Struktur entbehrt hatte. Zur Vereinigung der spanischen Rechten unter seiner Führung bedurfte es jedoch eines geeigneten Sammelbeckens. Er fand es in der „Falange Española de las JONS“, die aufgrund ihres Führerprinzips (caudillaje) dafür besonders geeignet schien.

1934, noch zu Zeiten der Zweiten Republik, hatte sich die 1933 gegründete Falange Española mit den ihr weltanschaulich nahe stehenden Juntas de Ofensiva Nacional Sindicalista (JONS), zu deutsch „Vereinigungen der Nationalsyndikalistischen Offensive“ zur „Falange Española de las JONS“ zusammengeschlossen. Die neue Organisation propagierte in einem aus 27 Punkten bestehenden Parteiprogramm aus dem Jahr 1934 unter anderem die Abschaffung der Demokratie und einen „nationalen Syndikalismus“. Unter Letzterem verstand sie die Erfassung der Bevölkerung in ständischen Organisationen. Hierbei beschränkte sich der Falangismus jedoch im Wesentlichen auf die Zwangsmitgliedschaft aller Arbeitsfähigen in so genannten Syndikaten. Ferner enthielt das Programm Forderungen nach Verstaatlichung des Bankenwesens und einer radikalen Agrarreform.

Der Anführer der Falange, José Antonio Primo de Rivera, Sohn Miguel Primo de Riveras, glorifizierte ähnlich wie Mussolini das Soldatentum. Der 1935 aus der Falange wieder ausgeschlossene Ramiro Ledesma, vormals Anführer der JONS, war ein offener Bewunderer der faschistischen Squadren, welche Italien in den Jahren um den „Marsch auf Rom“ (Herbst 1922) mit Terror überzogen hatten. Der Einfluss dieser Partei mit ihren etwa acht- bis zehntausend Mitgliedern war während der gesamten Zweiten Republik zu vernachlässigen. Sie gehörte auch nicht zu den Urhebern des pronunciamiento im Juli 1936. Obwohl die Falange von den Putschplänen wusste, war sie nicht daran beteiligt.

Am 19. November 1936 wurde der bereits seit März dieses Jahres inhaftierte José Antonio Primo de Rivera durch die spanische Republik nach einem Gerichtsverfahren hingerichtet und die Partei damit führerlos. Franco (dem Beevor nachsagt, einen Befreiungsversuch persönlich unterbunden zu haben, um im eigenen Lager keinem charismatischen Rivalen ausgesetzt zu sein[4]) bemächtigte sich an Stelle des vorläufigen Führers der Falange, Manuel Hedilla, handstreichartig der geschwächten und zerstrittenen falangistischen Bewegung und wurde deren Caudillo (span. – Anführer). Er hatte der Falange vorher weder angehört noch politisch nahe gestanden. Dieser Erhebung Francos zum Caudillo wohnt etwas Zufälliges inne. Hätte sich eine andere Bewegung mit vergleichbarer Verfassung und ähnlicher Eignung für die Herrschaft über einen autoritären Staat angeboten, hätte Franco sich wohl ebenso gut dieser anderen Bewegung bedient. Ironischerweise hatte Primo de Rivera junior aus der Zelle heraus seine Anhänger ermahnt:

„‚Passt auf die Rechte auf… Die Falange ist keine konservative Kraft.‘ Sie sollten sich nicht als Außenseiter an einer Bewegung beteiligen, ‚die nicht zur Errichtung des national-syndikalistischen Staats führen wird.‘ Offensichtlich wusste er, dass ein solcher Versuch bevorstand […] Nur wenige Tage vor Ausbruch des nationalistischen Aufstands, am 12. Juli, schrieb er an einen Freund: ‚Eines der schrecklichsten Dinge würde die nationalrepublikanische Diktatur sein. Ein anderer falscher Versuch, den ich befürchte, ist… die Herrschaft eines falschen, konservativen Faschismus ohne revolutionären Mut und junges Blut.‘ […] Was er befürchtete, war genau das, was eintrat.“

Francis L. Carsten: Der Aufstieg des Faschismus in Europa, S. 237

Franco zeigte bald darauf, dass er sich der Falange hauptsächlich zum Zweck der Machtergreifung und als Klammer für die Parteien und Bewegungen der frente nacional bemächtigt hatte. Mit ihren Zielsetzungen identifizierte er sich wenig, obwohl er gewisse Punkte und Forderungen des Parteiprogramms umsetzte. Das falangistische Programm von nunmehr sechsundzwanzig Punkten wurde in den Rang einer Staatsdoktrin erhoben, während Franco dieses Programm nur als Ausgangspunkt bezeichnete, das nach den Anforderungen der Zeit abzuwandeln sei. Darum nahm er die falangistischen Vorstellungen auf und ließ sie wieder fallen, wann immer das opportun erschien.

General Franco hatte nicht die geringste Absicht, die revolutionären Losungen und Forderungen der Falange zu übernehmen, mit denen er keinerlei Sympathie hatte. Er war ein Konservativer der alten Schule und der Aufstand der Generale ein Putsch, und nicht die soziale und nationale Revolution, von der die Falange geträumt hatte. […] Da er [Primo de Rivera jun.] die Kreise des Regimes nicht mehr stören konnte, wurde er zum offiziellen Märtyrer und Schutzheiligen der Diktatur Francos, einer Diktatur, deren erklärter Gegner er sicherlich geworden wäre, falls sein Leben länger gedauert hätte.

Francis L. Carsten: Der Aufstieg des Faschismus in Europa, S. 237 f.

[Bearbeiten] Die Gründung der franquistischen Staatspartei

Der 19. April 1937 ist die eigentliche Geburtsstunde des franquistischen Staates. An diesem Tag wurde die revolutionär-antimonarchistischen Falange mit der monarchistisch-absolutistischen und daher im Spektrum der rechten Bewegungen genau entgegengesetzten carlistischen Comunión Tradicionalista zur Einheitspartei Falange Española Tradicionalista y de las JONS zusammengeschlossen. Diese eigenartige Vereinigung einer revolutionären mit einer reaktionären Bewegung[5] kam auf das Betreiben von Francos Schwager Ramón Serrano Súñer zustande, welcher selbst weder der Falange noch den Carlisten, sondern der CEDA angehörte. Serrano hatte Franco die Vereinigung vorgeschlagen, da seiner Ansicht nach keine der an der nationalspanischen Koalition beteiligten Fraktionen den „Anforderungen des Tages“ entsprach. Er selbst wurde auf Wunsch Francos der erste Generalsekretär der neuen Partei und befasste sich damit, die verschiedenen Teile der neuen Bewegung zu koordinieren. Dies gelang ihm aber nicht vollständig, da nicht alle Falangisten sich dem neuen Kurs anschließen wollten. Ansonsten ließen die vorher selbständigen Organisationen die Vereinigung geschehen, da Franco ihnen für die Zeit nach Abschluss des Bürgerkriegs die Beteiligung an der Macht in Aussicht stellte.

Die olympische Verachtung, die Franco für die Spanier, für Freund und Feind empfand, äußerte sich von Anfang an in der Auffassung von dem Staat, zu dessen Oberhaupt er sich ausrief. […] Unterstützt von einem unübersichtlichen Konglomerat von Faschisten, die sich „Falangisten“ nannten (d. h. Republikaner und Syndikalisten), „Traditionalisten“, also religiös verwurzelten Karlisten, „Juntas de ofensiva nacional sindicalista“, also Nazis mit Knoblauchsuppe, knetete er diese seelenruhig wie einen Brotteig zusammen zur „Falange Española Tradicionalista y de las JONS“. Konnte man sich eine größere Beleidigung dieser drei Gruppen mit ihren grundverschiedenen Ideologien denken? Aber sie hörten ihn unbewegt, dann begeistert an, weil es ihnen dabei um nicht wenig politische Macht ging, zum ausschließlichen und monopolistischen Gebrauch.

Salvador de Madariaga: Spanien, S. 450

Durch diesen Zusammenschluss der beiden sehr ungleichen Partner hatte Franco das franquistische System in seinen Grundzügen angelegt: aus einer lockeren Koalition war eine Bewegung unter Francos alleiniger Führung geworden. Bald darauf wurden auch die legitimistischen Monarchisten der Bewegung angeschlossen, andere Organisationen wie die CEDA waren zu diesem Zeitpunkt schon aufgelöst.

Die neue Organisation „F.E.T. y de las JONS“, genannt „Movimiento Nacional“ legte in vieler Hinsicht Ideologie und Zielsetzungen der „alten“ Falange ab: konservative und monarchistische Zielsetzungen traten in den Vordergrund, von einer Bodenreform war keine Rede mehr. Andererseits wurden zentrale falangistische Programmpunkte wie der Syndikalismus beibehalten. Die F.E.T. y de las JONS stellte, bedingt durch ihre Heterogenität, einen Kompromiss dar, der allen etwas bot: den spanischen Antimonarchisten ebenso wie den Königstreuen, der alten Rechten ebenso wie den faschistischen, teilweise sozialistisch orientierten Falangisten.

So wurden nach und nach alle politischen Kräfte der nationalspanischen Kriegspartei unter Francos Führung zusammengefasst, während umgekehrt das politische Spektrum auf Seiten der Republik – welches noch heterogener als die nationale Seite war[6] – immer uneiniger wurde und (wie in Barcelona im Frühjahr 1937) sogar Bürgerkriege innerhalb des Bürgerkriegs austrug. Neben den italienischen Waffenlieferungen war dieses geschlossene Vorgehen der Grund für den Sieg der nationalspanischen Sache über die Republik im Frühjahr 1939. Der Franquismus herrschte nunmehr in ganz Spanien.

[Bearbeiten] Die Phasen des franquistischen Regimes

Franco stellte am 1. April 1939 das Ende des Bürgerkriegs fest. Der Text lautet auf Deutsch wie folgt: „Am heutigen Tage wurde die rote Streitmacht gefangengesetzt und entwaffnet, und die nationalen Truppen haben ihre militärischen Endziele erreicht. Der Krieg ist beendet.“
Franco stellte am 1. April 1939 das Ende des Bürgerkriegs fest.[7] Der Text lautet auf Deutsch wie folgt: „Am heutigen Tage wurde die rote Streitmacht gefangengesetzt und entwaffnet, und die nationalen Truppen haben ihre militärischen Endziele erreicht. Der Krieg ist beendet.“

Die Franco-Diktatur begann nach dem militärischen Erfolg mit einer etwa fünfjährigen Phase gewaltsamer Säuberungen, gefolgt von einem eher ideologisch geprägten Zeitabschnitt, in welchem versucht wurde, Ansätze einer Planwirtschaft durchzusetzen. Ab etwa Ende der fünfziger Jahre bis zu Francos Tod folgte eine lange Zeit der politischen und gesellschaftlichen Lethargie, der jedoch eine beachtliche wirtschaftliche Belebung gegenüberstand. [8]

Historisch zog der franquistische Staat einen Schlussstrich unter mehr als hundert Jahre politischen Kampf und Instabilität in Spanien und erwies sich als erstes stabiles politisches System seit den napoleonischen Kriegen. Der Umstand, dass sich der Franquismus fast vierzig Jahre lang halten konnte, wird nicht zuletzt darauf zurückgeführt, dass sich Franco nach dem Sieg im Bürgerkrieg in einer Position sah, welche ihm praktisch absolute Macht einräumte und ihm erlaubte, sein Herrschaftssystem nach seinem Gutdünken zu gestalten.

[Bearbeiten] Die „Blaue Periode“

Verkörpert im so genannen „Estado Nuevo“, zeigte sich der Franqismus in den Jahren des Spanischen Bürgerkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit als grausame Despotie in einem verwüsteten, bankrotten und wirtschaftlich am Boden liegenden Land. Nach der Parteifarbe der Falange wurden die Säuberungsaktionen auch als „blauer Terror“ bezeichnet. Bereits seit Beginn des Bürgerkriegs dominierten in den nationalspanisch beherrschten Landesteilen Repression, Folter und Rache am politischen Gegner. Die spanische Gesellschaft teilte sich in Sieger und Besiegte, und „[die] Besiegten, die in den Augen Francos das absolut Böse verkörpert hatten, sollten zahlen und büßen“[9]. Schon am 13. Februar 1939 wurde ein Dekret über das „Verfahren mit politischen Missetätern“ in Kraft gesetzt, welches Aktivitäten, die von Franco als umstürzlerische Tätigkeit angesehen wurden, bis zurück in das Jahr 1934 rückwirkend unter Strafe stellte.[10]

Die Zahl der politisch motivierten Hinrichtungen ging in die Hunderttausende. Bernecker gibt die Zahl derer, die im franquistischen Spanien zwischen 1936 und 1944 durch politischen Mord und Justizverbrechen ums Leben kamen, mit bis zu 400.000 Menschen an. Neuere Schätzungen (u. a. von Michael Richards) gehen von 150.000 bis 200.000 Opfern aus. Die Exekutierten wurden in der Regel anonym in Massengräbern beigesetzt, um sie dort dem Vergessen zu überantworten: In Galicien soll darum sogar die Ausstellung von Totenscheinen verweigert worden sein.

In der Literatur wird die Zahl der politischen Häftlinge nach dem Bürgerkrieg zumeist auf ca 1,5 Millionen geschätzt. Sie und ihre Angehörigen wurden beispielsweise bei der Zuteilung von Lebensmittelmarken systematisch benachteiligt, hatten ständige Demütigungen hinzunehmen und lebten auch nach Entlassung aus der Haft stets in Angst vor einer erneuten Inhaftierung. Nach seiner Konsolidierung ging das Regime allmählich zu weniger offen gewaltsamen Repressionsmaßnahmen über. Doch die letzten Konzentrationslager[11], von denen es in Spanien über einhundert gegeben haben soll und in welchen nicht nur Parteigänger der spanischen Republik, sondern während des Zweiten Weltkriegs auch einige zehntausend Flüchtlinge aus ganz Europa interniert worden sein sollen[12], wurden erst 1962 geschlossen. Hinzu kamen Strafbataillone, welche vor allem im Straßenbau eingesetzt wurden.

400.000–500.000 Menschen (Bernecker zufolge ist dies die Obergrenze der Schätzungen), darunter allein 150.000 Basken, flüchteten ab 1939 hauptsächlich nach Frankreich, aber auch nach Mexiko, wohin sich die republikanischen Exilregierung wandte. Hierbei handelte es sich um die größte Exilantenbewegung der spanischen Geschichte. Führende Politiker der Republik wurden jedoch von Vichy-Frankreich oder durch die Gestapo an Spanien ausgeliefert und dort – wie im Falle von Lluís Companys – hingerichtet. In der Forschung ist von 13.000 „Rotspaniern“ die Rede, die nach der Besetzung Frankreichs durch Hitlers Truppen aufgegriffen wurden und den Weg in deutsche Konzentrationslager nahmen, wo nicht weniger als 10.000 von ihnen ums Leben gekommen sein sollen – 7.000 davon allein im KZ Mauthausen. Etwa die Hälfte aller Exilanten ist demnach aufgrund einer Anzahl von Straferlassen – wie Ende 1939 einer Teilamnestie für kleinere Vergehen der „Marxisten“ – in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wieder heimgekehrt. Eine Generalamnestie wurde jedoch niemals ausgesprochen, und so kehrten sehr viele Spanier erst nach Francos Tod aus dem Exil zurück.

1946 hatte die UNO einen diplomatischen Boykott gegen Spanien verhängt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Franco-Regime fast vollständig außenpolitisch und wirtschaftlich isoliert. Dies führte zu großen Problemen bei der Versorgung der Bevölkerung. Erst 1953 konnte Franco mit den USA ein Truppenstationierungsabkommen und wenig später ein Konkordat mit dem Vatikan abschließen. 1955 trat das Land schließlich der UNO bei.

[Bearbeiten] Der Spätfranquismus

Der außenpolitischen Offensive zur Absicherung des Franqismus folgten keine politischen Freiheiten. Erst unter dem Druck eines bevorstehenden wirtschaftlichen Kollapses und nach wachsenden Protesten der Bevölkerung erfolgte, nach einem fast vollständigen Austausch der Regierungsmannschaft durch ein Technokratenregime, eine wirtschaftspolitische Liberalisierung, die von konservativen Eliten wie etwa Angehörigen des Opus Dei getragen wurde.

Die Phase des Regimes, die mit diesem wirtschaftlichen Umschwung anhob, wird als tardofranquismo (Spätfranquismus) bezeichnet. Mit der allerdings erst spät einsetzenden wirtschaftlichen Gesundung Spaniens und dem daraus folgenden zunehmendem Wohlstand breiterer Schichten der spanischen Bevölkerung konsolidierte Franco seine Herrschaft noch einmal. Dieser wirtschaftspolitische Paradigmenwechsel, der innenpolitisch mit der relativen Machtverlust des Militärs und des Movimiento einherging, wurde dadurch ermöglicht, dass Franco auf der Grundlage der außenpolitischen Erfolge, auch die innere Lage stabilisieren konnte.

Franco-Statue in Santander
Franco-Statue in Santander

Der Franquismus endete in einem Staat, der zwar eine autoritäre Diktatur geblieben war, andererseits aber seine Bürger im Alltag weitgehend unbehelligt ließ – wenngleich in den letzten Jahren des Franquismus die Repression wegen der Aktivitäten der ETA und weiterer oppositioneller Gruppen wieder zunahm. Franco vertrat bis zu seinem Tod antimodernistische staatspolitische Vorstellungen. Er gestand der Bevölkerung kaum demokratische Rechte und keine Koalitionsfreiheit außerhalb der vom System kontrollierten Syndikate zu und behielt sich als Diktator vor, jederzeit nach seinem Ermessen sämtliche Instrumente politischer und gesellschaftspolitischer Unterdrückung gegen jede Art von Opposition einzusetzen. Die staatlichen Institutionen von der Staatspartei Movimiento Nacional bis zu den ständischen Organisationen der Sindicatos verticales blieben bis zuletzt Instrumente der persönlichen Machtausübung des Caudillo. Der franquistische Staat übertrug der Polizei (einschließlich der Guardia Civil) und den Sicherheitsdiensten erhebliche Macht. Die internen Sicherheitskräfte waren in vieler Hinsicht besser ausgerüstet und organisiert als die spanische Armee. Besonders die Guardia Civil bekämpfte jahrzehntelang mit erheblicher Brutalität alle Versuche, unabhängige, partikularistische oder oppositionelle Parteien und Gewerkschaften zu bilden oder entsprechende persönliche Meinungen zu äußern.

Der franquistische Staat wurde nach dem Tod des Diktators 1975 binnen weniger Jahre im Rahmen einer Transition (spanisch transición) beispielhaft friedlich – mit der Ausnahme des Putschversuchs in den Cortes am 23. Februar 1981 – in eine parlamentarische Demokratie umgewandelt.

[Bearbeiten] Das System des Franquismus

Francos System bestand in der Hauptsache – wie Hugh Thomas und Bernecker übereinstimmend feststellen – aus einem Kompromiss zwischen Militär, Movimiento Nacional und katholischer Kirche. Seine Fähigkeit bestand darin, dass er fortwährend alle diese innenpolitischen Gruppierungen, die ihn stützten bzw. die er nicht ignorieren konnte, gegeneinander ausspielte. Daneben gab es, wie Bernecker ausführt, mit den Latifundisten und der Großfinanz weitere Gruppierungen, die zahlenmäßig weniger bedeutend waren, aber deren Einfluss in Spanien unübersehbar war. Außerdem sind in dem Zusammenhang die Acción Católica und nicht zuletzt das erst in späteren Jahren einflussreiche Opus Dei zu nennen. Im Zusammenhang mit dem Aufbau des franquistischen Staats dürfen ferner die Zwangskorporationen, die Syndikate, nicht vergessen werden.

Mit den einzelnen Phasen des Regimes wechselten auch die Stützen des Staates, ihre Bedeutung für das System oder der Grad ihrer Loyalität zu Franco – der Diktator selbst war die einzige echte Konstante des Systems. Auf lange Sicht verloren nicht nur die Anhänger der Spanischen Republik, sondern auch viele Gruppen, welche Franco im Bürgerkrieg an die Macht gebracht hatten, an Einfluss zugunsten des Despotismus eines Einzelnen und seiner Vasallen.

Die Ziele, für die man gekämpft hatte, waren 1939 … mehr oder minder tot. Aus leidenschaftlichen ideellen Konflikten war zum Schluss nur noch ein opportunistisches Tauziehen um die Weiterexistenz der Kämpfenden geworden. Liberalismus und Freimaurerei waren ausgetrieben, aber die Kirche war von der Falange praktisch entmachtet. Die sozialen Ziele der Falange jedoch waren fast ebenso verblichen wie die der Kommunisten, Anarchisten und Sozialdemokraten. Carlisten und legitime Monarchisten konnten ihren Standpunkt nicht durchsetzen. Auf dieser Schädelstätte der Ideologien thronte triumphierend ein kühler, farbloser, grauer Mann, der den Spanischen Bürgerkrieg überlebt hatte wie Octavian den römischen. Cäsar und Pompeius, Brutus und Antonius, Cato und Cicero – alle diese Genies ermangelten des geringeren Talents, die Dinge überleben zu können. Francisco Franco war der Octavian Spaniens.

Hugh Thomas: Der Spanische Bürgerkrieg, S. 465

[Bearbeiten] Der Diktator: Francisco Franco

Siehe Hauptartikel: Francisco Franco

Francos Griff nach der Macht in den Jahren 1936 und 1937 war im politischen Umfeld einer ausgesprochen heterogenen Kriegspartei erfolgt. Es war abzusehen, dass die einzelnen Gruppen der fragilen, im wesentlichen nur durch die augenblickliche Krisenlage zusammengehaltenen Koalition früher oder später ihre Waffen gegeneinander richten würden. Die schlecht austarierte Koalition konnte jederzeit zerbrechen, sobald eine der Gruppierungen, aus denen sie sich zusammensetzte, aus welchen Gründen auch immer das Übergewicht erhalten und sodann die eigenen Zielvorstellungen gegen die anderen Parteien durchzusetzen versuchen würde. Franco löste dieses Dilemma, indem er die unter seiner Führung kämpfenden politischen Gruppierungen teils durch Zwang, teils durch Überredung und Versprechungen unter seine persönliche Kontrolle brachte und ihre überschüssigen politischen Energien auf Flügelkämpfe im Rahmen des Movimiento Nacional richtete. In der Staatspartei hielt er die einzelnen Fraktionen dadurch in Gleichgewicht, dass er sie gegeneinander auszuspielen pflegte. Das ideologische Vakuum füllte Franco absichtlich bis zuletzt nicht aus: Basis und Legitimationsquelle seiner Herrschaft war neben dem traditionalen Katholizismus im wesentlichen die im Bürgerkrieg erworbene Machtfülle, über die Franco nach dem Prinzip „teile und herrsche“ verfügte.

Francos persönliche Standarte
Francos persönliche Standarte

Im Unterschied zu anderen zeitgenössischen Diktaturen, wurde Spanien weniger von einer die Staatsziele vorgebenden Ideologie als vielmehr von der Person des Diktators geprägt, was auch in der Bezeichnung „Franquismus“ zum Ausdruck kommt, auch wenn es Franco nicht gegeben war, Volksmassen zu begeistern. Der kleingewachsene Franco mit seinem Kugelbauch wirkte reichlich unmilitärisch und hatte sich in seiner aktiven Militärzeit darum Spitznamen wie „Kommandantchen“ oder „Franquito“ zugezogen[13]. Seinem fehlenden Charisma versuchte der Generalísimo, dessen Fistelstimme „seinen Kommandos den Klang eines Gebets“[14] gab, mit der Inszenierung eines Personenkults aufzuhelfen. Das System funktionierte auch ohne charismatischen Führer. Franco, der sich in Naturell und Temperament von Mussolini und Hitler wesentlich unterschied, war alles andere als ein Mann der Tat, sondern verdankte sein politisches Überleben bis zuletzt seiner Umsicht, seinem Organisationstalent und seiner beeindruckenden Fähigkeit, Probleme auszusitzen und nie etwas zu überstürzen. Bernecker berichtet von einer bezeichnenden Anekdote, wonach sich auf Francos Schreibtisch zwei Aktenstapel befunden hätten – einer für Probleme, die sich mit der Zeit erledigt hatten, und ein anderer für Probleme, die sich mit der Zeit noch erledigen mussten[15]. Auch darin, dass Franco eher reagierte als agierte, sich allzu sehr zu exponieren vermied und Risiken möglichst aus dem Weg ging, zeigt sich – wie Hugh Thomas es ausdrückt – der „Unterschied zwischen Franco und dem imperialistischen, eroberungssüchtigen Diktatoren des eigentlich faschistischen Typs“[16]: Franco wusste, wann man aufhören muss.[17] Nach Beevor hatte Franco jedenfalls vor dem Bürgerkrieg trotz allem eine Leidenschaft, nämlich alles begierig zu lesen, was er über die „bolschewistische Gefahr“ auftreiben konnte.[18]

Obwohl Franco nicht in vergleichbarem Maße wie andere zeitgenössische Diktatoren in der Öffentlichkeit in Erscheinung trat, war seine Stellung im Staatsganzen in vieler Hinsicht unabhängiger als diejenige anderer Despoten. Davon abgesehen, dass sich während Francos gesamter Regierung nie ein ernstzunehmender Konkurrent zeigte, war dies darauf zurückzuführen, dass Franco über einige wenige Leitlinien und Schlagworte hinaus nie eine zusammenhängende Ideologie formulierte und somit auch kaum durch eine solche in seiner Entschlussfreiheit beschränkt war. Hinzu kam, dass nicht eine der verschiedenen Fraktionen des Movimiento Nacional und auch nicht eine der anderen Stützen des Regimes wie die katholische Kirche und sogar das Militär wirklich für sich in Anspruch nehmen konnte, dass Franco einer der Ihren sei. Franco herrschte, indem er alle seine Stützen gegeneinander ausspielte und es vermied, sich zugunsten einer Gruppierung festzulegen. Der persönlich anspruchslose Diktator hielt sich im Hinblick auf seine eigene Haltung zu Fragen der Staatsführung und gesellschaftliche Politik häufig bedeckt und behielt sich die Rolle des die Debatte abschließenden Schiedsrichters vor. Abgesehen von seiner Familie brachte er nur sehr wenigen Personen jemals echtes Vertrauen entgegen.

Dies ging so weit, dass zahlreiche Institutionen des franquistischen Staats und viele der Elemente des franquistischen Ideologiegebäudes weniger auf Franco selbst als vielmehr auf das Betreiben der Säulen von Francos Macht – wie insbesondere des durch die Falange dominierten Movimiento Nacional und der Kirche –zurückzuführen waren. Die Staatsgewalt ist zwar nicht ohne die Verflechtung mit diesen Machtzentren, doch großenteils ohne die Konzessionen vorstellbar, welche Franco den Stützen des Systems je nach Opportunität machte. Einzelne Punkte der ideologischen Ansätze stellten sich zudem als verhandelbar heraus, wenn es Franco für seine Zwecke nützlich erschien. Salvador de Madariaga stellt Franco als einen machtgierigen Egoisten ohne Ideale dar:

„Er [Franco] war ein Besessener, besessen von dieser Herrschergabe, und bis zu seinem Ende herrschte in ihm die Herrschsucht derart, dass er nicht einmal dem Tod erlauben wollte, sie ihm streitig zu machen … Diese Verachtung für alles und jeden, die er selten zu verheimlichen bemüht war (außer im religiösen Bereich, und auch dort, ohne sich sehr anzustrengen), rührte daher, dass er nur von einem Gedanken beseelt war: Franco diente nur Franco. Die politischen Theorien und Ideologien ließen ihn unberührt. Er unterstützte Hitler, weil damals die ganze Macht von Hitler ausging. […] Als er ins amerikanische Lager übergehen musste, warf er seine antidemokratischen Reden in den Papierkorb. Franco hat nie eine uneigennützige Meinung vertreten, die sich aus Logik, Vernunft, Großmut, Nächstenliebe oder dem Rechtsgefühl ergeben hätte; jegliche Interpretation seiner Handlungen, die Religiöses zur Erklärung zulässt, muss irrig sein. Franco glaubte stets nur an Franco.“

Salvador de Madariaga: Spanien, S. 449 f.

Nach Francos Vorstellungen sollte jedoch seine eigene diktatorische Herrschaftsform nicht von Dauer sein, wenngleich der autoritär-konservative Charakter des spanischen Staates erhalten bleiben sollte. Er sorgte bereits zu Lebzeiten dafür, dass nach ihm niemand dieselbe Machtfülle auf sich vereinen würde. Das Amt des Regierungschefs übertrug er bereits zu Lebzeiten zuerst auf Luis Carrero Blanco, nach dessen Ermordung durch die ETA im Jahr 1973 auf Carlos Arias Navarro. Bereits 1947 hatte Franco die Monarchie in Spanien gesetzlich wieder verankert, jedoch den Thron zu seinen Lebzeiten vakant gelassen. Diese Wiedereinführung sah Franco jedoch als Instauration, nicht als Restauration an[19], da die Monarchie zukünftig in vollem Einklang mit den Prinzipien des Movimiento Nacional stehen sollte. Sich selbst sah Franco wohl als Reichsverweser an, der die Wiedereinsetzung der Monarchie vorbereiten wollte, sich aber selbst mit monarchischem Glanz umgab. So trug er eine Uniform, die an sich dem König vorbehalten war. Überdies ließ er sein Konterfei auf dem Münzgeld abbilden und maß sich sogar Gottesgnadentum bei – sein persönlicher Titel lautete por la gracia de Dios, Caudillo de España y de la Cruzada. Zudem genoss Franco die liturgischen Ehrenrechte, welche vordem dem König zugestanden hatten. Er übernahm und leitete die Erziehung Juan Carlos I., den er schließlich 1969 zu seinem Nachfolger ernannte, nachdem er die Entscheidung über die Festlegung seines königlichen Nachfolgers jahrzehntelang aufgeschoben und dabei alle möglichen Prätendenten, einschließlich derjenigen der Carlisten, gegeneinander ausgespielt hatte.

[Bearbeiten] Das Militär

Franco, der aus den Reihen des Militärs kam, räumte diesem anfangs – quasi als Siegesbeute – bedeutende Macht und eine Anzahl von Privilegien ein. Schon bald entzog er ihm jedoch nach und nach seinen politischen Einfluss und besetzte die Regierungsämter überwiegend mit Zivilisten. Das Militär, das ihm im wesentlichen treu ergeben war, blieb jedoch infolge seines Einflusses auf die Sicherheitskräfte sowie seiner Stellung in der öffentlichen Verwaltung und im Wirtschaftsleben während der gesamten Regierungszeit Francos eine Macht, die er nicht vernachlässigen durfte. Das Militär erwies sich als zuverlässige Stütze bei der „Entfaschisierung“ des Systems in den Nachkriegsjahren, als es vorübergehend – bis zur Berufung modernerer Eliten – einige der bis dahin von der F. E. T. y de las JONS gehaltenen Positionen, vor allem im Bereich der öffentlichen Verwaltung, übernahm.

Dieser Einfluss des Militärs sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Francos Herrschaft – jedenfalls nach Ende des Zweiten Weltkriegs – keine Militärdiktatur im eigentlichen Sinne war. Dies zeigt sich einerseits am anhaltend niedrigen Anteil der staatlichen Rüstungsausgaben nach 1945 und andererseits daran, dass die Repräsentanten des Heers bei wichtigen politischen Weichenstellungen keine entscheidende Rolle spielten und vor allem im Spätfranquismus auch kaum gefragt wurden.

Das Selbstverständnis des Militärs hatte sich während Francos Herrschaft gewandelt. Der Umstand, dass es zuletzt kaum noch Einfluss auf politischer Ebene ausüben konnte, führte zu einer längst überfälligen Entpolitisierung und Disziplinierung des Militärs[20]. So kam es, dass nach Francos Tod die Streitkräfte in den Prozess der transición nicht eingriffen, sondern den legalen Machtwechsel auf der Basis freier Wahlen geschehen ließen. Diese Haltung war keineswegs selbstverständlich, wenn man berücksichtigt, dass die Streitkräfte vor dem Bürgerkrieg für ihren Prätorianismus berüchtigt waren und allein im 19. Jahrhundert etwa 50 Putsche und Putschversuche ins Werk gesetzt hatten.

[Bearbeiten] Der Movimiento Nacional

Die Abzeichen der Falange Española de las JONS (oben) und der Comunión Tradicionalista wurden zusammen von der F.E.T. y de las JONS fortgeführt. Üblicherweise wurden von 1936 bis 1977 beide Flaggen aufgezogen, zwischen ihnen die Flagge des spanischen Staats – ebenso, wie üblicherweise als so genannter Triple Himno zusätzlich zur Nationalhymne Marcha Real (auch genannt: Marcha de Granadera) die falangistische Parteihymne Cara al Sol und die carlistische Marcha de Oriamendi intoniert wurden.
Die Abzeichen der Falange Española de las JONS (oben) und der Comunión Tradicionalista wurden zusammen von der F.E.T. y de las JONS fortgeführt. Üblicherweise wurden von 1936 bis 1977 beide Flaggen aufgezogen, zwischen ihnen die Flagge des spanischen Staats – ebenso, wie üblicherweise als so genannter Triple Himno zusätzlich zur Nationalhymne Marcha Real (auch genannt: Marcha de Granadera) die falangistische Parteihymne Cara al Sol und die carlistische Marcha de Oriamendi intoniert wurden.

Staatspartei des franquistischen Systems war die Falange Española Tradicionalista y de las Juntas de Ofensiva Nacional Sindicalista (in wörtlicher Übersetzung: „Spanische Traditionalistische Phalanx der Vereinigungen der Nationalsyndikalistischen Offensive“, kurz F.E.T. y de las JONS, eine „Organisation […] so schwerfällig wie ihr Name“[21]). Ihre Namensbestandteile weisen auf die carlistische Comunión Tradicionalista („Traditionalistische Glaubensgemeinschaft“) und auf die faschistische Falange Española de las JONS hin. Sie wurde auch Movimiento Nacional oder nach der lange Zeit dominierenden Teilfraktion oft einfach „Falange“ genannt.

Bernecker bezeichnet die Herrschaft dieser Bewegung während des Bürgerkriegs und in den ersten Nachkriegsjahren als die „Blaue Periode“. Die Machtfülle des Moviento Nacional war besonders groß, als Franco zwischen den Parteien des Zweiten Weltkrieges die Balance zu wahren und nach Kriegsende die außenpolitische Isolation zu überwinden versuchte. In den frühen Jahren bis nach dem 2. Weltkrieg prägte die Bewegung entscheidend die Ideologie des Franquismus. Franco führte jedoch während seiner gesamten Amtszeit den Einfluss des Movimiento immer weiter zurück. Einige Historiker sprechen sogar – soweit der ideologische Zustand dieses rechten Sammelbeckens das rechtfertigte – von einer „Entfaschisierung“ des franquistischen Staats durch Franco selbst. So kosteten die Regierungswechsel von 1957 und 1969 den Movimiento jeweils erhebliche Macht, welche anderen Gruppierungen, vor allem dem Militär und später dem Opus Dei übertragen wurde. Da zahlreiche Altfalangisten (camisas viejas, Althemden) den Kurs Francos ablehnten, der auf ihre Zurückdrängung abzielte, gab es im franquistischen Spanien sogar so etwas wie eine rechte Opposition.

Ab 1958 erwähnten die offiziellen Texte des Staats die Bezeichnung „Falange“ nicht mehr, und ab 1970 wurde die Bewegung auch offiziell in Movimiento Nacional umbenannt. Der Movimiento füllte die Funktionen einer Staatspartei immer eingeschränkter aus. Bereits während des Bürgerkriegs hatte die Staatspartei einen Vergleich mit den Parteiorganisationen totalitärer Regimes nur eingeschränkt zugelassen. Ihre ideologische Ausrichtung war wegen der Verschiedenartigkeit der in ihm zusammengefassten Organisationen bereits während des Bürgerkrieges unklar und wurde nach einem umfangreichen Zustrom von Mitgliedern im Jahr 1939 noch diffuser. Der Movimiento setzte sich ausschließlich aus Flügeln zusammen, weil ein ideologisches Zentrum oder eine Parteilinie kaum auszumachen war. Aus diesem Grund war er auch weit entfernt von der ideologischen Geschlossenheit eines Partito Nazionale Fascista oder gar einer NSDAP. Waren die Fraktionen des Movimiento selbst auch von der direkten Macht ausgeschlossen, die von Franco ausgeübt wurde, so waren sie deshalb nicht machtlos. Ihre Anführer wurden durch Franco auf Basis eines Vertrauensverhältnisses eingesetzt, was dazu führte, dass keine dieser Gruppen gänzlich oder auf Dauer übergangen wurde.[22]

Der Movimiento bewirkte aufgrund seiner unübersichtlichen Zusammensetzung aber immerhin, dass im autoritären System Francos in der Praxis ein sehr eingeschränkter Pluralismus[23] möglich war, welcher in totalitären Systemen – man denke in Hinblick auf den deutschen Nationalsozialismus nur an Gregor Strasser oder Ernst Röhm) – undenkbar gewesen wäre.

Ideologisch deutlich divergierende Gruppen wie etwa die carlistischen, monarchistischen, altrechten und falangistischen Flügel innerhalb der Staatspartei F.E.T y de las JONS konnten sich gerade aufgrund des für den franquistischen Staat charakteristischen Fehlens einer positiv formulierten Staatsideologie bilden und ihre mitunter sehr verschiedenen Auffassungen zu tagesaktuellen und selbst grundsätzlichen Fragen artikulieren. Franco verwendete große Sorgfalt darauf, dass dieser sehr relative Pluralismus der einzelnen Fraktionen nicht etwa in oppositionelle Haltungen umschlug. Als der Prätendent der carlistischen Bewegung, Francisco Javier (I.), Verständnis für baskische und katalanische Autonomiebestrebungen äußerte und sein Sohn Carlos-Hugo seinen Vater wegen dessen Haltung, den Anhängern der carlistischen Bewegung im Zuge des Plebiszits von 1966 über das Staatsorganisationsgesetz (Ley Orgánica del Estado) eine Zustimmung zu Francos Nachfolgeregelung zu empfehlen, sinngemäß als Opportunisten bezeichnete, ließ Franco den Prätendenten und sämtliche Prinzen der II. Carlistischen Dynastie aus Spanien ausweisen.

Die amorphe und hochbürokratisierte F.E.T. y de las JONS übte nicht, wie die entsprechenden Parteiorganisationen Deutschlands oder Italiens, das Monopol der Rekrutierung sämtlicher Machteliten aus, allein schon weil Franco sich in der Zusammensetzung seiner Regierungen gerne auf Kleriker und Militärs stützte, die der Staatspartei nicht anzugehören brauchten. Somit war der Movimiento nur ein Element in der Architektur des franquistischen Staats. Er war war – Bernecker zufolge – ein „innenpolitisches Instrument Francos“, welches er dazu verwendete, die rechten Kräfte in Spanien gegeneinander auszuspielen. Mit dem Antimonarchismus der falangistischen Fraktion etwa war es ihm demnach möglich, ein Gegengewicht zu den monarchistischen Gruppen, vor allem den Carlisten zu schaffen. Aus demselben Grund war die Falange wegen ihres sozialistischen Einschlags gegenüber den Konservativen und der alten Rechte nützlich. Auch Teile des Militärs, welche mit der Falange sympathisierten, ließen sich gegen andere Fraktionen innerhalb des Militärs in Aufstellung bringen.

Der Movimiento behielt jedoch bis zuletzt eine nicht zu übergehende Stellung durch die ständische Organisation des Staatswesens, durch seine Vertretung in den Cortes Generales sowie durch seinen Einfluss auf das Universitätssystem und auf die Massenmedien: Radio und Fernsehen waren gänzlich, die Presse zu einem beträchtlichen Teil von der Staatspartei kontrolliert.

[Bearbeiten] Die Sindicatos verticales

Straßenschild 2004
Straßenschild 2004

Der Estado Nuevo zeigt deutliche Ansätze einer korporativen Gliederung, umfasste jedoch nicht die gesamte Gesellschaft. Das ständestaatliche Modell wurde im Gesetz über die Prinzipien des Movimiento Nacional von 1958 festgeschrieben. Art. VI sah neben den Familien und den Gemeinden die Syndikate als entidades de la vida social („Elemente des gesellschaftlichen Lebens“) und estructuras básicas de la comunidad nacional („Grundstrukturen der nationalen Gemeinschaft“) an. Politische Organisationen, welche außerhalb der genannten Grundstrukturen und anderer für diesen Zweck eingerichteter Körperschaften, insbesondere also außerhalb der Syndikate standen, waren nach Art. VIII verboten (Toda organización politica de cualquier indole al margen de este sistema representativo será considerada ilegal).

Die Syndikate gingen auf José António Primo de Rivera zurück. Dieser hatte bereits 1935 die Umwandlung der Gewerkschaften und Arbeitgebervereinigungen in berufsständische Syndikate gefordert, welche nach Produktionszweigen gegliedert, Arbeitnehmer und Arbeitgeber in einer einzigen Organisation unter Aufsicht und Leitung des Staates zusammenfassen sollten. Andere Organisationen mit gewerkschaftsähnlichen Funktionen wurden aufgelöst und mit einem Verbot der Neubildung belegt. Dieses Verbot wurde jedoch nicht lückenlos durchgesetzt, da die Hermandades Obrera de Accion Católica (Arbeiterbruderschaften der Katholischen Aktion, HOAC) sich weiter betätigten und offen als Alternative zu den Sindicatos verticales darstellten. Wegen ihres immer schärferen Konfrontationskurses wurde Anfang der 1960er Jahre schließlich die katholische HOAC-Führungsmannschaft auf Druck des Regimes abgesetzt.

Die Syndikate hatten eine politische und eine repräsentative Funktion, verfügten allerdings über wenig konkrete Machtbefugnisse. Erst 1958 erhielten die schon 1947 eingerichteten Betriebsausschüsse das Recht, die Interessen der jeweiligen Arbeitnehmerschaft bei betrieblichen Abkommen zu vertreten. Wie Bernecker ausführt[24], wurden trotz dieser relativen Stärkung der Kompetenzen in den Folgejahren die „Kritik an der mangelnden Repräsentivität der Syndikatsführung, der Unverantwortlichkeit der Befehlslinie und der Abhängigkeit der Syndikate von der politischen Führung geübt.“

Das Syndikatssystem bestand im wesentlichen unverändert bis zu Francos Tod, wurde allerdings von illegalen Interessenvertretungen wie den Comisiones Obreras (CC.OO) zuletzt bis fast zur Bedeutungslosigkeit unterwandert und ausgehöhlt.

[Bearbeiten] Die katholische Kirche

Während etwa der ersten zwei Jahrzehnte der ausgeprägt klerikalistischen Herrschaft Francos war die katholische Kirche eine der effektivsten Stützen des franquistischen Staats. Im Gegenzug für die Legitimierung der Diktatur erhielt sie weitreichenden Einfluss auf dem Gebiet der spanischen Gesellschaftspolitik. Dieser sogenannte nacional-catolicismo der Franco-Zeit lastet nach Manfred Tietz[25] auch nach der Demokratisierung des Landes als schwere Hypothek auf der spanischen Kirche.[26]

[Bearbeiten] Der Nationalkatholizismus

Die Herrschaft Francisco Francos gab sich betont katholisch und suchte die Nähe der kirchlichen Institutionen, von welchen sie Legitimation beanspruchte und erhielt. So erkannte die Kirche Franco unter anderem ein Gottesgnadentum zu, welches Bestandteil seines offiziellen Titels wurde. Dieses besondere Verhältnis zwischen Kirche und Diktator wurde als nacional-catolicismo bezeichnet.

Der nacional-catolicismo hatte bereits während des Bürgerkriegs Gestalt angenommen. Einerseits ging es der Kirche mit ihrer Parteinahme für die nationalspanische Seite darum, ihre Privilegien zurück zu erhalten, die sie in der antiklerikal geprägten Zweiten Republik verloren hatte. Andererseits lagen dieser Entscheidung aber auch die zahlreichen gewalttätigen Übergriffe gegen Klerus, Laien und Kirchengebäude während des Bürgerkriegs zugrunde, angesichts derer sich die Kirche in einem Kampf auf Leben und Tod wähnte. 1937 erschien darum ein von allen spanischen Bischöfen bis auf zwei verfasster Hirtenbrief an alle Bischöfe der Welt, in dem der Kampf gegen die Republikaner als „Kreuzzug“ und „nationale Bewegung“ gerechtfertigt wurde. Franco versicherte sich dieses mächtigen Bundesgenossen dadurch, dass er seinen Putsch als einen Kampf für die gesamte Christenheit in Gestalt der westlichen Zivilisation im Allgemeinen und der Hispanität (hispanidad) im Besonderen ausgab und als cruzada (Kreuzzug) zur Verteidigung der Religion bezeichnete. Dieser Kampf für die Religion wurde zu einem Gründungsmythos des franquistischen Regimes (s. u. im Abschnitt „¡Viva Cristo Rey!“).

Nach dem Bürgerkrieg räumte Franco den kirchlichen Institutionen die alten Privilegien wieder ein und garantierte sie im „Grundgesetz der Spanier“ auch verfassungsrechtlich. Dem Katholizismus wurde als einziger Konfession die Abhaltung öffentlicher Zeremonien und Kundgebungen ermöglicht. Die Kirche war in den Cortes direkt repräsentiert, Kleriker waren in politischen Spitzenpositionen vertreten. Das ranghöchste franquistische Grundgesetz, das „Gesetz über die Prinzipien des Movimiento Nacional“ von 1958, formulierte (in Art. II) das enge Verhältnis zwischen Kirche und Staat wie folgt: La nación española considera como timbre de honor el acatamiento a la Ley de Dios, según la doctrina de la Santa Iglesia Católica, Apostólica y Romana, única verdadera y fe inseparable de la conciencia nacional, que inspirará su legislación (etwa: „Die spanische Nation berühmt sich der Ehrfurcht vor Gottes Gesetz gemäß der einzig wahren Lehre der heiligen katholischen, apostolischen und römischen Kirche und dem vom nationalen Bewusstsein untrennbaren Glauben, welcher seine Gesetzgebung inspirieren wird“). Im Rahmen des nacional-catolicismo kam es so zu einer Verschmelzung von Kirche und Staat. Eine für das Franco-Regime bezeichnende Geste war es, der Mutter Gottes den Rang eines Ehrengenerals der spanischen Armee einzuräumen[27]

[Bearbeiten] Das Konkordat von 1953

Im Jahr 1953 schloss Franco mit dem Vatikan ein für den Heiligen Stuhl sehr vorteilhaftes Konkordat ab. Abgesehen davon, dass sich der Franco-Staat und die katholische Kirche gegenseitig offen begünstigten, steht der Abschluss dieses Konkordats auch im Zusammenhang mit den Bemühungen des Franco-Regimes, die internationale Ächtung zu durchbrechen. Daher hatte der Vatikan lange mit dem Abschluss einer solchen Vereinbarung gezögert. Erst die Verhandlungen der USA über den Abschluss eines Stationierungsabkommens mit Spanien beendeten die Hinhaltetaktik des Heiligen Stuhls.

Das Konkordat sicherte der katholischen Kirche neben der Bestätigung bereits bestehender Vorrechte eine noch weitergehendere Einflussnahme auf das öffentliche Leben – insbesondere durch die Übertragung elementarer Teile des Bildungs- und Erziehungswesens sowie von Zensurbefugnissen in dogmatischen und moralischen Belangen. Der Kirche wurde das spanische Bildungs- und Erziehungswesen größtenteils übertragen; das Konkordat schrieb unter anderem verbindlichen Religionsunterricht von der Grundschule bis zur Universität vor, der in vollem Einklang mit der katholischen Dogmatik und Morallehre zu stehen hatte.

Weitere Bestandteile des Konkordats waren großzügige Steuerbefreiungen für die kirchlichen Institutionen und eine Entschädigung für staatliche Enteignungen während der Zweiten Republik. Ferner sollte der spanische Staat für den Unterhalt der Priester und die Erhaltung der Kirchengebäude aufkommen. Die Möglichkeit einer zivilrechtlichen Scheidung wurde abgeschafft. Bis 1979 gab es keinerlei zivile Trauungen. Im Gegenzug erhielt der Staat ein Vorschlagsrecht für die Besetzung der spanischen Bischofsstühle und damit die Möglichkeit der Einflussnahme auf die Spitzen der spanischen Kirche. Erst 1968 kam es im Rahmen eines Gesetzes über die Freiheit des Kultus' (Ley de libertad de cultos) zu einer Besserstellung der nichtkatholischen Konfessionen, welche allerdings bei weitem keine Gleichberechtigung bewirkte.

Während des Spätfranquismus drängte die Kirche auf eine Revision des Konkordats, weil ihr die enge Verflechtung mit dem Regime nunmehr als Belastung erschien. Nachdem der Vatikan Franco vergebens aufgefordert hatte, auf sein Mitbestimmungsrecht bei der Investitur von Bischöfen zu verzichten, ließ er Bischofssitze vakant und ernannte lediglich Weihbischöfe, ein Amt, bei dessen Besetzung Franco Mitbestimmung laut Konkordat nicht zustand. Zu ersten Änderungen des Konkordats kam es in der Endphase des Franquismus 1976. 1979 wurden schließlich etwa zwei Drittel der Bestimmungen gestrichen.

[Bearbeiten] Gegenbewegungen innerhalb der Kirche

Ab etwa dem Jahr 1960 griff indessen an der kirchlichen Basis eine andere, oppositionelle Einstellung zum Regime um sich. Es ist ein häufig zu beobachtendes Phänomen, dass der Klerus (nicht nur der katholischen Kirche in Spanien) in autoritären Staaten Freiräume bietet und die Rolle von Korporationen wie zum Beispiel Gewerkschaften ausfüllt, welche dem Volk vorenthalten werden. Die Kirche wurde – zuerst im Baskenland – zu einer Keimzelle und Zuflucht für die Opposition gegen das Regime und rückte von der ihr zuerkannten Rolle ab, das Regime zu legitimieren. Dies war ein schleichender Prozess, welcher lange Jahre in Anspruch nahm. An der Kirchenbasis handelten in diesem Sinne die so genannten curas rojos und (als Kommunisten verschriene) Arbeiterpriester. Zusammen mit Institutionen wie der Acción Católica und vor allem ihrer Arbeiterbruderschaft HOAC bot die spanische Kirche an ihrer Basis denjenigen Menschen in Francos Staat, denen es versagt war, sich öffentlich zu artikulieren, manche Freiräume. Die Staatsmacht reagierte auf diese Betätigung mit der üblichen Repression und nahm Priester ohne Zustimmung ihrer Bischöfe fest, um sie einem besonderen Gefängnis für Geistliche (bei Zamora) zuzuführen. Durch solche Maßnahmen kam es auch an der Kirchenspitze zu einem Umdenken und zu einer zunehmenden Distanzierung von Franco, was nach dem II. Vaticanum dazu führte, dass die Spanische Bischofskonferenz Franco die Forderungen der katholischen Weltkirche vortrug.

Hinzu kam das Engagement der Kirche für die nichtkastilische Bevölkerung, das einen Höhepunkt erreichte, als der Erzbischof von Bilbao, Antonio Añoveros, auch um den Preis eines ernsten Konflikts mit Franco um 1974 das Recht der Basken auf eigene Sprache und Kultur postulierte. Auch das Kloster Montserrat, in dem die Messen in der verbotenen katalanischen Sprache gelesen wurden, ist in diesem Zusammenhang bekannt geworden.

[Bearbeiten] Latifundisten und Großfinanz

Als Stützen des Systems sind noch der Großgrundbesitz und die Finanzbourgeoisie zu erwähnen. Diese Kreise profitierten vor allem in der Autarkiephase nach 1939 erheblich, konnten auch nach Ende dieser Phase und sogar nach Francos Tod, ihren Einfluss bewahren.

Die Großgrundbesitzer hatten Franco von Anfang an ideell und vor allem finanziell unterstützt. Sie waren seit langem die wesentlichen Träger des Klientelsystems caciquismo, welches das Wahlverhalten der Landbevölkerung kontrollierte. Der Diktator dankte es ihnen mit staatlich garantierten Abnahmepreisen.

Eng mit den Latifundisten war die Finanzbourgeoisie verflochten: die bestehenden Banken erhielten von 1936 bis 1962 eine gesetzlich durch den status quo bancario garantierte Monopolstellung, wobei Franco unbedenklich das Parteiprogramm der Falange von 1934, welches die Verstaatlichung der Banken forderte, ein weiteres Mal überging. Dieses Bankenoligopol wurde mit einem Verbot der Neugründung von Banken verbunden. Die Folge davon war ein starker Konzentrationsprozess auf dem Banksektor, in dessen Zuge sich sieben Großbanken etablierten, während die Zahl der Banken durch Übernahmen und Fusionen sich fast halbierte.

[Bearbeiten] Das Opus Dei

Das Opus Dei stieß erst später zu den staatstragenden Kräften und Organisationen hinzu, wenngleich eine pauschale Zurechnung dieser Organisation zu den „Stützen des Systems“ ebenso sehr oder ebenso wenig seine Berechtigung hat wie im Falle der katholischen Kirche selbst. Auch führende Männer der Opposition[28] gehörten dem Opus Dei an. Gegründet und geleitet wurde dieser katholische Laienorden von dem Franco-Bewunderer Josémaría Escrivá de Balaguer.

Ende der fünfziger Jahre war Francos Herrschaft ernstlich gefährdet als die Autarkiepolitik das Regime an den Rand einer wirtschaftlichen Katastrophe führte. Franco warf im Jahr 1957 das Ruder herum und berief ein Technokratenkabinett, dessen Schlüsselressorts Handel und Finanzen mit Alberto Ullastres beziehungsweise Navarro Rubio besetzt wurden, beide Männer des Opus Dei. Diese Organisation konnte nun auf Kosten der Falange ihre Macht ausbauen.

Josemaría Escrivá de Balaguer
Josemaría Escrivá de Balaguer

Das Opus Dei ist wegen der Verschwiegenheitspflicht seiner Mitglieder und wegen ihres Wirkens im Sinne der Ideale ihres Bundes in Alltag und Beruf gelegentlich mit der Freimaurerbewegung verglichen worden. Seine Mitglieder, unter welchen Laien weit überwiegen, bilden keine Konvente, sondern bleiben in der Welt und in ihren Berufen tätig. Das Opus ist eine Bewegung akademisch gebildeter Eliten und als solches ein wenngleich vergleichsweise straff geführtes und hierarchisch aufgebautes inkorporiertes Netzwerk Gleichgesinnter. Nach Manfred Tietz stellten sich Ideologie und Handeln des Opus „häufig als militanter Katholizismus, autoritärer Konservativismus, klerikaler Integrismus und gesellschaftspolitischen Elitismus“[29] dar. Bernecker hingegen hebt hervor, dass die Doktrin des Opus durch „starke Betonung des Arbeits- und Pflichtethos […] große Bedeutung für die Überlagerung vorkapitalistischer Strukturen und Einstellungen durch eine kapitalistische Wirtschaftsgesinnung [erlangte]“[30]. In anderen Worten wurde – wie Bernecker im weiteren[31] anklingen lässt – die Entwicklung, welche die spanische Wirtschaft in den sechzigern und siebziger Jahren einschlug, durch eine Organisation vom Schlage des Opus Dei vielleicht überhaupt erst möglich.

In Spanien hatte sich das Umfeld für das Opus besonders günstig gezeigt. Dort waren in der Zeit nach dem Bürgerkrieg Studenten aus den höheren gesellschaftlichen Schichten, welche sich weder von der Falange noch von traditionellen Orden angezogen fühlten, keine Seltenheit. Dieses bereits seit Jahren auf seine Chance hinarbeitende Netzwerk überwiegend gut ausgebildeter jüngerer Männer sorgte nach dem jähen Sturz der Falange dafür, dass Gleichgesinnte in führende Positionen nachrückten, was zu einer beachtlichen wirtschaftlichen und politischen Konzentration von Macht und Mitteln in seinen Händen führte. Das Opus Dei ermöglichte es Franco, Spanien einem umfassenden Modernisierungsschub auszusetzen, ohne dass der Kongregation daran gelegen gewesen wäre, zugleich eine politische Liberalisierung herbeizuführen, wenngleich allerdings Bernecker hervorhebt, dass „innerhalb des Opus [stets] ein relativ breiter Meinungspluralismus bestehen [blieb] – etwa hinsichtlich der Staatsform oder der einzuschlagenden Wirtschaftskonzeption“.[32]

Denn durch die historische Chance um 1957 konnte sich die Gemeinschaft erst im Bankenwesen und schließlich in weiten Teilen der spanischen Industrie etablieren und damit der falangistischen Autarkiepolitik und dem Staatsdirigismus ein Ende setzen, indem sie die die Wirtschaft nach wirtschaftsliberalen Gesichtspunkten neu organisierte. Dabei erzielten ihre Mitglieder beachtliche Erfolge: das so genannte „spanische Wirtschaftswunder“ nach langen Jahren der Stagnation war wesentlich auf ihre Reformen zurückzuführen. Hierbei konzentrierte sich das Opus zunächst auf den Bankensektor, da die Frage der Finanzierung von Investitionen im Rahmen moderner Finanzprodukte für die Entwicklung der spanischen Industrie wesentlich war.

Der Einfluss des Opus Dei war vorrangig auf wirtschaftlichem und wirtschaftspolitischem, weniger hingegen auf allgemeinpolitischem Gebiet spürbar. Die unmittelbare Einflussnahme auf die spanische Politik sollte daher nicht überschätzt werden, und wirklich gehörten von 116 durch Franco während seiner Regierungszeit ernannten Ministern gerade acht dem Opus Dei an[33]. Hinzu kam allerdings eine Anzahl von Personen in führenden politischen Positionen, welche dem Opus zwar nicht angehörten, aber ihm nahestanden und ihn förderten, wie vor allem Luis Carrero Blanco. Bis über das Ende des Franco-Regimes hinaus übte das Netzwerk des Opus Dei starken Einfluss auf die spanische Wirtschaftspolitik, insbesondere im Bereich des Bankwesens und im Bildungssektor aus.

Durch den Matesa-Skandal von 1969, der Affäre um einen Steuer- und Subventionsbetrug unter Beteiligung des führenden Opus-Dei-Mitglieds Juan Vilá Reyes, wurde der Glauben an die Integrität der Kongregation stark beschädigt, die politische Macht demzufolge erheblich gemindert. Mit dem Tod seines Protektors Luis Carrero Blancos im Jahr 1973 wurden dem Opus seine Möglichkeiten zur direkten Einflussnahme auf die spanische Politik im wesentlichen genommen.

[Bearbeiten] Die Acción Católica

Die katholisch-akademische Laienbewegung Acción Católica hatte 1931, nach der Aufgabe der alten monarchistischen Parteien, mit der Acción Nacional – später Accion Popular – einen politischen Arm gebildet, der sich als katholische Reaktion auf die Zweite Republik verstand. Diese Partei akzeptierte die Republik, wenngleich nicht ihre antikirchliche Gesetzgebung. Gleichwohl war ihre Hauptforderung die Wiederherstellung der alten Verfassung. Ihr Anführer José María Gil Robles nahm sich den österreichischen Korporativismus unter Engelbert Dollfuß zum Vorbild. Mit einigen kleineren Gruppen ähnlicher Ausrichtung bildete die Acción Popular die Confederación Española de Derechos Autónomos (CEDA), welche in der Zweiten Republik für zwei Jahre zur Regierungspartei wurde. Mit allen anderen Parteien verschwand auch die CEDA, die Teil der nationalspanischen Koalition wurde, 1936 unter Franco von der Bildfläche. Es verblieb die Acción Católica.

Neben dem Opus stellte auch die Acción Católica vor allem nach der Zurückdrängung der F.E.T. y de las JONS ab 1957 zahlreiche Mitglieder in führenden Positionen, insbesondere im Außenministerium und im diplomatischen Corps. Dieser Bewegung war im Konkordat, als einziger Laienorganisation, das Recht auf Betätigung eingeräumt worden. Doch auch hier wendeten sich im letzten Jahrzehnt der Franco-Diktatur zahlreiche Mitglieder von dem franquistischen Regime ab.

Teile der Bewegung, nämlich die HOAC, entwickelten teils neben, teils zusammen mit der illegalen freigewerkschaftlichen Bewegung der CC.OO Züge einer Gewerkschaft, obwohl die gewerkschaftliche Betätigung außerhalb der Sindicatos verticales verboten war.

Im Umkreis der HOAC wurde Anfang der sechziger Jahre ferner die illegale unabhängige Gewerkschaft USO (Unión Sindical Obrera, „Arbeitergewerkschaftsbund“) mit einem linkskatholischen Programm errichtet, die sich vorübergehend mit der ebenfalls illegalen freien Gewerkschaftsbewegung der CC.OO verbündete. Gil Robles, der 1980 verstarb, versuchte sich nach Francos Tod an der Gründung einer christdemokratischen Partei, die allerdings in den Wahlen von 1977 nicht erfolgreich war.

[Bearbeiten] Ideologie des Franquismus

Die Franco-Herrschaft war eine personalistische, also sehr stark von der Persönlichkeit Francos geprägte Diktatur. Salvador de Madariaga bringt das wie folgt zum Ausdruck:

Francisco Franco war der einzige despotische Monarch in der Geschichte Spaniens. Während seiner ganzen Regierungszeit war es immer sein höchster Wille, der das öffentliche Wohl bestimmte, ohne Beratung oder Berufung. Weder die Katholischen Könige noch die Habsburger oder die Bourbonen haben auch nur annähernd die Identifikation zwischen Staatsgewalt und dem persönlichen Willen erreicht, wie dies Franco in den 39 Jahren seiner Herrschaft gelungen ist.

Salvador de Madariaga: Spanien, S. 448

Daher stand im franquistischen System keine positiv formulierte Ideologie im Vordergrund. Francos Weltanschauung und politische Ziele setzten sich im Wesentlichen aus Negationen zusammen. Schon in seinem Manifest zu Beginn des Bürgerkriegs eröffnete der spätere Diktator – neben der Aufzählung einer Reihe von umzusetzenden Maßnahmen wie der Auflösung aller Gewerkschaften und der Bildung einer Regierung von „Fachleuten“ – kaum ideologische Perspektiven, abgesehen von recht allgemeinen Formulierungen wie der Einführung der „strengsten Grundsätze der Autorität“ oder der Herbeiführung „vollständiger nationaler Einheit“.

Der Franquismus war, wenngleich oder gerade weil er der katholischen Kirche und katholisch-traditionalistischem Gedankengut die Eigenschaft eines staatstragenden Elements einräumte, selbst keine Säkularreligion mit determiniertem Geschichtsbild wie der Nationalsozialismus oder der Kommunismus. Franco erklärte niemandem die Weltgeschichte und postulierte keine nach bestimmten Schemata ablaufende gesellschaftliche Entwicklungen; er interessierte sich kaum für derartige Themen, sieht man davon ab, dass er die Verantwortung für Misserfolge regelmäßig der „internationalen Freimaurerei“ anlastete. Insofern unter einer Ideologie – nach François Furet – „ein System zur Erklärung der Welt“ zu verstehen ist, „das dem politischen Verhalten der Menschen eine vorherbestimmte Richtung gibt, die jedoch frei von göttlichem Einfluss ist“[34], wies der Franquismus darum keine Ideologie auf.

[Bearbeiten] Die politischen Ziele des Diktators

Franquistisches Emblem
Franquistisches Emblem

Eine positive Formulierung des ideologischen Gehalts des Franquismus fällt nicht leicht. Die wesentlichen Elemente lassen sich in erster Linie den Grundgesetzen des franquistischen Staats oder dem freilich erst nach Francos Tod veröffentlichten Testament des Diktators entnehmen, wenngleich Franco einige Sorgfalt darauf verwendete, diesen Grundgesetzen Formulierungen zu geben, welche seine Handlungsfreiheit möglichst wenig einengten. Er [Franco] musste nach wie vor seine Mission für Spanien erfüllen, die kaum genau zu definieren war, aber nach seiner Auffassung hoch über der Tagespolitik stand[35]. Der Franco-Staat erhielt – wie unten noch gezeigt werden wird – im Wege allmählich und über die gesamte Dauer seines Regimes hinweg erlassener Grundgesetze erst nach und nach eine Art Verfassung: Franco interessierte sich nicht sonderlich für staatsrechtliche Fragen.

[Bearbeiten] Allgemeines

Franco war – weit eher als an einem totalitären Staat nach faschistischem Muster – insgesamt an einer konservativ-katholischen gesellschaftlichen Renaissance interessiert. Seine Herrschaft kann am zutreffendsten als konservativ-autoritärer und katholischer Paternalismus klassifiziert werden.

Die klaren Vorstellungen von der künftigen Staatsform, welche die Falange vor Ausbruch des Bürgerkriegs zum Programm gemacht hatte, wurden von Franco vollkommen ignoriert, ihre sozialrevolutionären Programmpunkte wurden bis fast zur Unkenntlichkeit mit dem Traditionalismus vermengt, und von einer Kontrolle des Bankensektors, einer Bodenreform oder der Verstaatlichung der Industrie war keine Rede mehr. Selbst das Verhältnis der Einheitspartei Movimiento Nacional zum Staat und zum Diktator war unklar.

In Art. 2 und 3 des Ley de Principios del Movimiento Nacional waren einige Grundsätze des franquistischen Staats andeutungsweise festgeschrieben worden, zu welchen das intime Verhältnis zwischen Kirche und Staat (nacional-catoliscismo) und die aus der Zusammengehörigkeit der spanischsprachigen Völker erwachsende Propagierung und Förderung als besonders spanisch angesehener Werte (hispanidad) gehörten.

Hinzu kam eine ständestaatliche Organisation des öffentlichen Lebens, weshalb der spanische Staat in der Präambel des Fuero del Trabajo (in der bis 1967 gültigen Fassung) als „national und syndikalistisch“ bezeichnet wurde, worunter – charakteristischerweise wiederum im Wege einer schwammigen Formulierung und einer Negativabgrenzung – einerseits zu verstehen war, dass der Staat ein instrumento totalitario al servicio de la integridad patria („totalitäres Instrument im Dienst der Unverletzlichkeit des Vaterlands“) sei, andererseits, dass sich die spanische Ordnung sowohl gegen den „liberalen Kapitalismus“ als auch gegen den „marxistischen Materialismus“ wandte.

In seinem Testament beschwor Francisco Franco ein letztes Mal eine Bedrohung der christlichen Zivilisation: ein Gedanke, welchen er bereits im Bürgerkrieg unter dem Schlagwort der cruzada aufgegriffen hatte. Dieses vielseitige Schlagwort umfasste neben dem Gedanken der Hispanidad und dem als integralen Bestandteil der spanischen Kultur angesehenen katholischen Bekenntnis den Kampf gegen alles, was Franco als Bedrohung der spanischen Gesellschaft ansah, vor allem den Parlamentarismus, der nach Francos Auffassung nur zu kleinlichem Gezänk führte, und insbesondere den Marxismus. Ein Austausch von Botschaftern mit der Sowjetunion wurde erst im Jahre 1973 beschlossen.

[Bearbeiten] Die Hispanidad

Unter der Hispanidad („Hispanität“) – einem zuerst von dem falangistischen Vordenker Ramiro de Maeztu geprägten Schlagwort – versteht man sowohl die Gesamtheit der spanischsprachigen Welt als auch eine Spanien verherrlichende Lehre von der Größe, Sendung und Auserwähltheit des Landes, auf Spanisch mit der Bezeichnung la vocación imperial (Berufung zum Imperium) umschrieben. Diese Anschauung erhob Franco zu einem der Hauptziele der Außenpolitik, das als Programmsatz sogar Verfassungsrang hatte: Nach Art. I des „Gesetz über die Prinzipien des Movimiento Nacional“ von 1958 war Spanien als una unidad de destino en lo universal (etwa: weltumspannende Schicksalsgemeinschaft) anzusehen und empfand sich nach Art. III als raíz de una gran familia de pueblos, con los que se siente indisolublemente hermanada („Ursprung einer großen Völkerfamilie, der es sich unauflöslich verbunden fühlt“). So zielte der Gedanke der Hispanidad auf einen Führungsanspruch Spaniens in der spanischsprachigen Welt ab. Zu diesem Zweck wurde 1941 ein „Rat der Hispanität“ eingesetzt, welcher sich aus spanischen intellektuellen und den Botschaftern der lateinamerikanischen Staaten zusammensetzte, wobei freilich unklar blieb, was eigentlich Aufgabe dieses Rates sein sollte.[36]

Dieser Führungsanspruch ist allerdings weniger im Sinne eines aggressiv nach außen wirkenden Nationalismus zu verstehen. Franco-Spanien träumte nicht von einem „Groß-Spanien“, trachtete nicht nach fremdem Gebiet, und es setzte seine Nachbarn nicht unter Druck[37].

Die spanischsprachige Welt
Die spanischsprachige Welt

Von diesen vordergründigen außenpolitischen Aspekten abgesehen allerdings wandte sich der Gedanke der Hispanidad – als weit wichtigerer Aspekt dieser politisch-kulturellen Haltung – vornehmlich nach innen als Wunsch nach einer Wiedergeburt Spaniens, welche Nationalspanien sich von einem Sieg über die Republik versprach und nach dem Bürgerkrieg ins Werk zu setzen beabsichtigte. So wollte der Franquismus im Sinne der Hispanidad hinter die moderne Zeit zurück und auf eine Gesellschaft hinaus, die in ihrer Pflege christlicher und als besonders spanisch angesehener Werte ideale Züge trug. Diese Werte sollten nach dem Empfinden der Anhänger der Hispanidad von der gesamten spanischsprachigen Welt geteilt werden. Ein in diesem Sinne wiedergeborenes Spanien würde sodann erneut unbestrittene Vormacht der spanischsprachigen Welt sein – nicht durch militärische Gewalt, sondern indem es ihr gleichsam durch die Würde und Majestät eines mächtigen, einigen und starken Mutterlands als natürliches Oberhaupt vorstehen würde.

Die Zeit als Spanien eine Weltmacht war, in deren Reich die Sonne nicht unterging, war eine Zeit der strengen Ordnung einer mittelalterlichen Gesellschaft mit ihrer konfessionellen Geschlossenheit, ihrer ständischen Ordnung und der unangefochtenen Autorität des Königs und der Kirche gewesen. Spanien konnte im Sinne seiner Sendung, wie sie im Lichte der Hispanidad gesehen wurde, damals Großes bewirken: es konnte im Rahmen der Conquista ein Weltreich erobern und im Zuge dessen ganze Kontinente zum Christentum bekehren, und es war in der Alten Welt der Motor der Gegenreformation in Europa gewesen. Die Hispanidad stellte hier einen Zusammenhang her: Spanien war demnach eine Macht gewesen, weil es damals seine „spanischen“ Werte lebte. Diese idealisierte Vergangenheit Spaniens klang auch in nationalspanischen Bürgerkriegsplakaten[38] an, welche Parolen wie „España, orientadora espiritual del mundo“ (Spanien, geistiger Führer der Welt) zeigten und Schlagwörter wie dasjenige von der cruzada (Kreuzzug) proklamierten. Der Verwendung dieses Begriffs tat es keinen Abbruch, dass im Bürgerkrieg auf der Seite Nationalspaniens zahlenstarke marokkanische Regimenter zum Einsatz kamen, die sich aus den Nachfahren der Mauren zusammensetzten.

Die Gruppierungen, auf welche der Franquismus sich stützte, verfolgten den Gedanken der Hispanidad in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität. Dabei tat sich der Carlismus – eine absolutistisch-monarchistische Bewegung, welche lange die Religionsfreiheit abgelehnt und die Wiedereinführung der Inquisition gefordert hatte – besonders hervor. Doch selbst die antimonarchistische und in Teilen ihres Programms deutlich sozialistisch inspirierte Falange entlehnte ihre Symbole – Joch und Pfeilbündel – der Zeit der Reyes Católicos, welche auch sie als Spaniens größte Zeit betrachtete. Die Falange propagierte den Gedanken der Hispanidad zudem ausdrücklich in ihrem Programm vom Oktober 1934.

Zu einer solchen geistigen und moralischen Führung hatte Spanien in den Augen der spanischen Rechten sich seit geraumer Zeit wenig geeignet: sie empfanden Spanien als durch Parteienhader und „unspanische“ linke Umtriebe heruntergekommen. Daher war ein rigider Antikommunismus eine der wenigen gemeinsamen Nenner der Parteien der nationalspanischen Koalition und ihre wesentliche Antriebskraft während des Bürgerkriegs. Die Zweite Republik stand in ihren Augen stellvertretend für alle die zahlreichen Demütigungen, welche die frühere Weltmacht seit Napoleon hatte hinnehmen müssen und von denen das Jahr 1898 (noventa y ocho), als Spanien im Spanisch-Amerikanischen Krieg durch die USA die letzten Kolonien und somit die letzten Illusionen über seinen Niedergang abgenommen wurden, besonders hervorzuheben ist.[39] Auch aus diesem Grunde war es für den Franquismus essentiell, die Erinnerung an den Bürgerkrieg wach zu halten und gleichsam die Republik jedes Jahr zum Siegestag erneut zu schlagen.

Die aus europäischer Sicht isolationistische Hispanidad und mit ihr der Franquismus waren mangels Attraktivität für jedes andere europäische Land freilich nicht exportierbar und sollten es auch nicht sein – bezeichnenderweise mit Ausnahme Lateinamerikas, wo die Hispanidad ebenfalls populär war und Franco ein Vorbild für zahlreiche Diktatoren.[40]

[Bearbeiten] Typologie des Franquismus

Straßenschild in Ávila
Straßenschild in Ávila

Der Franquismus wurde und wird gelegentlich als der „spanische Faschismus“ bezeichnet. Diese Typisierung geht zwar von einer Anzahl unstreitiger augenscheinlicher Gemeinsamkeiten aus, nimmt allerdings wenig Rücksicht auf die regelmäßig zu konstatierende Oberflächlichkeit dieser Gemeinsamkeiten und die oft grundlegenden ideologischen und systemtechnischen Unterschiede, welche das (an sich ideologiearme) franquistische System und dasjenige anderer faschistischer Staaten oder Bewegungen aufwiesen. Zudem ist nicht immer einfach zu unterscheiden, wie weit diese Gemeinsamkeiten systemimmanent waren und wie weit ihnen bloßer Opportunismus zugrunde lag. So nimmt Payne an, dass im Falle des militärischen Obsiegens der Achse im Zweiten Weltkrieg „der Franquismus wahrscheinlich in seiner Form weniger konservativ und rechtsgerichtet und mehr radikal und offen faschistisch geworden“[41] wäre.

In Hinblick auf die Wandlungsfähigkeit des Regimes erscheint der Faschismusbegriff jedenfalls nicht geeignet, alle Phasen des Regimes – die „blaue Periode“ der unmittelbaren Nachkriegszeit ebenso wie den „tardofranquismo“, die späte Franco-Zeit – gleichermaßen zu charakterisieren.[42]

Zwar wurde, wie Bernecker ausführt, das franquistische Spanien lange als totalitär und faschistisch charakterisiert. Und

[z]weifellos wies das Regime (vor allem in seiner Frühphase) eine Reihe von Charakteristiken auf, die es als faschistisch erscheinen ließen: Es war dem Anspruch nach und in der Terminologie einiger Propangandisten totalitär; eine Einheitspartei war die einzig zugelassene politische Organisation, deren faschistischer, unter Hedilla stehender Flügel anfangs eine Parteidiktatur erstrebte und Bündnisse lediglich unter der Führung der Falange abschließen wollte; die Arbeiterbewegungen und ihre Interessenvertretungen wurden zerschlagen, eine Gleichschaltung auf vielen Gebieten versucht, der Terror massiv als Einschüchterungsmittel der (!) Zivilbevölkerung eingesetzt.

Walther L. Bernecker: Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S. 75

Freilich lassen sich, so Bernecker weiter, eben diese Eigenschaften auch dazu ins Feld führen,

um Zweifel an eben diesem „faschistischen“ Charakter des Franquismus zu äußern. Denn: Auch wenn Falange/Movimiento eine „Einheitspartei“ war, übte sie nie die unumstrittene Herrschaft im Staate aus; auch gelang ihr nie eine Mobilisierung der Massen wie etwa der NSDAP im „Dritten Reich“; viel eher könnte von einer weitverbreiteten politische Apathie gesprochen werden. Des weiteren fehlte es dem Regime an einer umgreifenden, einheitlichen und verbindlichen Ideologie, da allzu viele gegensätzliche politische Kräfte in der „Bewegung“ zusammengeschlossen waren. […] Der Staat erwies sich als unfähig, das Erziehungssystem voll zu kontrollieren; er überließ es größtenteils der Kirche […] und was den systematischen Einsatz terroristischer Mittel betrifft, so ist er keineswegs auf faschistische Systeme beschränkt. Lassen diese Einschränkungen bereits deutlich werden, dass die Charakterisierung des Franco-Regimes als „faschistisch“ eher politisch-polemischen Sprachgebrauch als analytischer Terminologie entspricht, so weist das Abrücken der Regime-Anhänger von faschistischen Symbolen oder Gesten (etwa dem Faschistengruß) spätestens ab 1943 auch äußerlich auf eine zunehmende Distanzierung zum politischen System der Achsenmächte hin… [Die] Charakterisierung des Franquismus als totalitär oder faschistisch [ist] inzwischen weitgehend aufgegeben [worden] und [findet] fast nur noch zu primär akkusatorischen Zwecken Verwendung […]“

Walther L. Bernecker: Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S. 75 f.

Die Liste der vordergründigen Gemeinsamkeiten, welche bei näherem Hinsehen gerade als Argument gegen eine Klassifizierung des Regimes als „faschistisch“ dienen können, ließe sich fortführen. Bernecker weist a. a. O. darauf hin, dass die Bezeichnungen „totaler Staat“ und „Einheit von Staat und Gesellschaft“ (wie etwa in der Präambel des Fuero de Trabajo) in der Praxis über bloße Floskeln nicht hinauskamen. Auch die „¡Franco! ¡Franco! ¡Franco!“-Rufe waren – nach Auffassung Paynes – ebenso wie das Übernehmen gewisser parteilicher oder staatlicher Instutitionen (wie des Auxilio de Invierno, auf deutsch „Winterhilfswerk“) in den frühen Jahren „einfach Nachahmungen des italienischen Faschismus oder gelegentlich des Nationalsozialismus“[43]

Obgleich Franco vordergründig mit der Einrichtung der Sindicatos verticales einer zentralen Forderung der Falange nachkam, zeigt ein direkter Vergleich zwischen dem faschistischen und dem franquistischen Ständewesen einige Unterschiede in der Zielsetzung. Die Ansichten Francos und der Falange über die Funktion dieser Syndikate unterschieden sich beträchtlich: während die Falange die Syndikate nach Art etwa der Deutschen Arbeitsfront als Werkzeug zur Ideologisierung und zur sozialen Revolution heranziehen wollte, hatte Franco mit der Stabilisierung, Überwachung und Ruhigstellung der Bevölkerung das ziemlich genaue Gegenteil im Sinn. Da sich die Falange auch hier nicht durchsetzen konnte, trug dies dazu bei, dass sich die ideologiefesten Falangisten, die so genannten camisas viejas (Althemden), von Franco abwandten und eine an der reinen Lehre Primo de Riveras jun. orientierte oppositionelle Haltung einnahmen.

Die von Mussolini (zunächst in Libyen und Abessinien, später auch im italienischen Mutterland) und erst recht von Hitler propagierten Rassenlehren fanden in Spanien keinen Widerhall. Der Chefideologe Serrano Suñer erklärte die Unvereinbarkeit der Rassenlehre mit dem katholischen Menschenbild. Im Punkt der so genannten „Judenfrage“ unterschied sich Franco grundlegend von Hitler: Spanien soll an die 50.000 europäische Juden gerettet haben, welche sich vor den nationalsozialistischen Häschern nach Spanien flüchteten.[44] Bernecker berichtet ferner, dass Franco die Freilassung der sephardischen Gemeinden in Griechenland mit der Begründung durchsetzte, dass es sich um die Nachfahren spanischer Juden handle, welche unter den Katholischen Königen das Land hatten verlassen müssen.[45]

Dieser Haltung Spaniens in der sogenannten jüdischen Frage stehen jedoch anti-jüdische Äußerungen Francos gegenüber. Im Dezember 1943 stellte er etwa gegenüber dem deutschen Botschafter Dieckhoff die offizielle spanische Position mit den Worten heraus, dass „…die Einstellung der spanischen Regierung gegenüber Bolschewismus und Kommunismus sich nicht ändern werde, und dass dieser Kampf im In- und Ausland fortgeführt werden würde, ebenso wie gegen das Judentum und die Freimaurerei.“[46] Außerdem fanden nach 1945 hochrangige nationalsozialistische Parteimitglieder, darunter auch gesuchte Kriegsverbrecher, Zuflucht in Spanien.

Das seinem Wesen nach restaurative franquistische System stützte sich wesentlich auf die Oberschicht und auf in Spanien traditionell mächtige Institutionen, wie vor allem die katholische Kirche. Das System in Italien und mehr noch in Deutschland stützte sich hingegen vorwiegend auf die Mittelschicht und auch das Proletariat – wenngleich auch dort Kompromisse und Bündnisse mit der Oberschicht oder Teilen davon geschlossen wurden, die im Gegenzug Beitrage zur Stützung Mussolinis bzw. Hitlers leisteten.

Schließlich war das Franco-Regime keineswegs von der für faschistische Regimes so typischen Massenbegeisterung unter Propagierung immer neuer Feindbilder geprägt. Bernecker weist darauf hin[47], dass der spanische Historiker Juan J. Linz das Fehlen extensiver und intensiver politischer Massenmobilisierung konstatiert; passive Zustimmung und politische Apathie seien in autoritären Regimen viel häufiger anzutreffen als Enthusiasmus und Massenbegeisterung.

Zweifel daran, dass Francos Regime nicht als faschistisches Regime gelten könne, äußerte auch der Mussolini-Biograf Renzo de Felice im Jahr 1975: Heute ist es [das Franco-Regime] das [ein faschistisches Regime] ohne Zweifel nicht, und man müsste darüber diskutieren, ob es das je gewesen ist. Wahrscheinlicher handelt es sich um ein klassisch autoritäres Regime mit modernen Einsprengseln, aber nicht mehr als das.[48] Laqueur versteht das Franco-Regime „eher als konservative Militärdiktatur denn als faschistische[n] Staat“[49] und als autoritäres Regime. In diesem Zusammenhang weist Laqueur darauf hin, dass die Unterschiede zwischen einem autoritären und einem totalitären Staat beileibe nicht nur akademischer Natur sind, wobei er als bezeichnendes Beispiel die Schwierigkeiten beim Übergang zu einem demokratischen System heranzieht, die sich in Spanien und der Sowjetunion stellten: „Die Leichtigkeit, mit der sich dieser Prozess auf der Iberischen Halbinsel vollzog, beweist schlagender als jede theoretische Debatte, dass die Unterschiede zwischen autoritären und totalitären Regimen in der Tat gewaltig sind“.[50]

Auch darüber, ob vermittelnde Begriffe wie „Klerikalfaschismus“ oder „Halbfaschismus“ – die ihrerseits eher im politisch-polemischen Sprachgebrauch als in der analytischen Terminologie Verwendung finden – das Regime zutreffend charakterisieren, herrscht keine Einigkeit: Manfred Tietz[51] etwa hält die Bezeichnung „klerikalautoritär“ für zutreffender. Im übrigen führt Bernecker aus, dass sich für den Franquismus systemtypologisch die Bezeichnung „Autoritatismus“ durchgesetzt habe[52]. Auch das Regime in der Zeit nach dem Bürgerkrieg möchte Bernecker lediglich als „faschistisch inspiriert“ bezeichnen[53]. Hingegen hält Payne die Bezeichnung des Franco-Regimes der ersten Jahre als „halbfaschistisch“ für am zutreffendsten, da der frühe Franquismus einerseits „eine starke faschistische Komponente“ enthielt, aber das Regime in Francos Spanien „nicht von generischen oder kategorischen Faschisten beherrscht und aufgebaut“ wurde und die erwähnte faschistische Komponente „eingezwängt [war] in einer rechtsgerichteten, prätorianischen, katholischen und halbpluralistischen Struktur“[54]. Payne verweist andererseits auf zahlreiche Gemeinsamkeiten des frühen Franco-Staates mit dem mussolinischen Italien und die – außer auf außenpolitischem Gebiet – nach seiner Auffassung weitgehend parallele politische Entwicklung in beiden Systemen, räumt jedoch ein, dass es sich hierbei um „ein ziemlich gängiges Muster neuer Systeme“ handele.[55]

Salvador de Madariaga gibt als einziges Land, dessen (zeitgenössisches) Regime demjenigen des franquistischen Spanien vergleichbar gewesen sei, Jugoslawien an, wo „ein Heerführer, nachdem er mit der Fahne in der Hand die Macht erobert hat, an der Macht geblieben [ist], mit oder ohne die Fahne, die ihm zum Aufstieg diente“[56], wobei er freilich einschränkt, dass sich bei Tito immerhin eine ideologische Überzeugung habe vermuten lassen.

[Bearbeiten] Außenpolitik

Adolf Hitler und Benito Mussolini waren Francos erste außenpolitische Verbündete. Bereits in den ersten Tagen bewahrten sie den Militärputsch dadurch vor dem Scheitern , dass sie die in Spanisch-Marokko gebundenen Armeeteile auf das spanische Festland übersetzten. Sie unterstützten Franco erheblich durch Materiallieferungen und die Beistellung eigener Truppen. Es ist zweifelhaft, ob Franco ohne diese Hilfe den Bürgerkrieg für sich hätte entscheiden können. Der italienische und der deutsche Diktator sahen den konservativen General nicht recht als einen der Ihren an. Es kam ihnen in erster Linie darauf an, ihren Einfluss auf Spanien auszudehnen, Zugriff auf seine kriegswichtigen Ressourcen zu erhalten sowie Frankreich und Großbritannien in Schach zu halten.

In vielen Bereichen war der deutsche Nationalsozialismus und der italienische Faschismus Vorbild für den Franco-Staat: so wurden nicht nur einige Strukturen der NSDAP, sondern auch verschiedene Institutionen aus Italien übernommen, beispielsweise das Gründungsgesetz des Instituto Nacional de Industria teils wörtlich von Mussolinis Istituto per la Ricostruzione Industriale (IRI) kopiert.

Straßenschild 2004
Straßenschild 2004

Obgleich Franco unbestreitbar Sympathien für die faschistischen Regimes Deutschlands und Italiens hegte, hielt sich in der Praxis die Solidarität mit seinen angeblichen weltanschaulichen Verbündeten in Grenzen. Mit den genannten Regimes verband ihn eher eine Geschäftsbeziehung als eine ideologische Schicksalsgemeinschaft. Spanien trat im März 1939 dem Antikominternpakt bei. Franco erklärte im Juli 1940, dass sein Land nicht neutral, sondern lediglich nicht Krieg führend sei und stellte gegenüber Hitler in einem vom Februar 1941 datierten Brief fest, dass wir drei Männer, der Duce, Sie und ich, durch den härtesten Zwang der Geschichte aneinander gebunden sind[57]. Kennzeichnender für Francos Einstellung zu den Achsenmächten ist allerdings auch sein oben bereits erwähntes Verhalten in Hendaye im Jahr 1940 (somit auf dem Gipfelpunkt der nazideutschen Macht in Europa) anlässlich seines einzigen Zusammentreffens mit Hitler, als Franco für den Kriegseintritt Spaniens nicht nur französisches Kolonialgebiet forderte, sondern sich darüber hinaus weigerte, deutsche Truppen in sein Land zu lassen. Franco soll sich seinen eigenen Angaben zufolge Hitler gegenüber sogar dahin geäußert haben, dass Spanien gegen jeden Eindringling bis zum letzten Mann kämpfen werde, von wo immer er komme. Außerdem verlangte Franco die Lieferung von Rohstoffen wie Baumwolle und Kautschuk, welche Deutschland kaum liefern konnte. Franco verschloss sich schließlich trotz seiner vordergründigen Zustimmung in diesem Punkt der Anregung Hitlers, das seit langem von England geforderte Gibraltar zu besetzen – denn dies hätte Francos Eintritt in den Zweiten Weltkrieg bedeutet.[58] Sein Entgegenkommen bestand schließlich darin, dass er die División Azul an die Ostfront schickte, 47.000 falangistische Freiwillige unter General Muñoz Grandes, welche er aber 1943 nach der Schlacht von Stalingrad dort wieder abziehen ließ. Außerdem stellte Franco Deutschland unter anderem U-Boot-Stützpunkte und Nachrichtenmaterial zur Verfügung.

Payne sieht bereits Absetzungsbewegungen Spaniens von Deutschland und Italien, noch bevor sich in Russland das Blatt wendete, da bereits zu dieser Zeit ein Artikel eines falangistischen Führers, in dem Spanien von den totalitären Regimes unterschieden wurde, in Druck gehen durfte. „1943 wurde dieser Gedanke Allgemeingut, so dass Spanien, als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, auf dem Weg des Übergangs von einem teilweise mobilisierten, halbfaschistischen Staat zu einem katholischen, korporativen und zunehmend demobilisierten autoritärem Regime schon weit fortgeschritten war.“[59] Als sich um das Jahr 1943 ihre Niederlage abzeichnete, ging Franco auf Distanz zu den Achsenmächten. Er erklärte in diesem Jahr Spanien für neutral und stellte im Austausch gegen alliierte Öllieferungen die materielle und ideelle Unterstützung Deutschlands weitgehend ein. Zudem entließ der die mit der Achse sympathisierenden Mitglieder seiner Regierung, darunter seinen Schwager Ramón Serrano Súñer. Durch dieses Umschwenken konnte Franco die Alliierten etwas beschwichtigen. Hinzu kam bereits während des Zweiten Weltkriegs die Abschaffung äußerer Symbole wie des Faschistengrußes. Für Franco waren Hitler und Mussolini nur so lange interessant, als sie mächtig waren und er etwas von ihnen zu erwarten hatte. Ein anderer Aspekt ist allerdings, dass das vom wenige Jahre zurückliegenden Bürgerkrieg noch immer stark geschwächte Spanien sich die Teilnahme an einem weiteren Waffengang nicht leisten konnte.

Außenpolitisch war das Franco-Regime direkt nach dem Zweiten Weltkrieg fast völlig isoliert: Spanien wurde als Verbündeter der Achsenmächte angesehen.[60] Im Dezember 1946 zogen nach einer UN-Resolution fast alle Staaten ihre Botschafter aus Madrid ab. Diese, vor allem von der Sowjetunion und Polen initiierte, Resolution kam allerdings in einer Weise zustande, die erkennen ließ, dass die USA und Großbritannien sie nicht begrüßten[61]. Frankreich schloss zudem seine Pyrenäengrenze. Franco überstand diese Krise durch Geduld und durch umfangreiche Weizenlieferungen des mit ihm sympathisierenden argentinischen Diktators Juan Perón.

Bald schon änderte sich die außenpolitische Lage wieder zu Francos Gunsten: mit Beginn des Kalten Kriegs konnte es sich die NATO nicht mehr leisten, das strategisch wichtige Spanien weiter auszugrenzen. Obwohl eine Mitgliedschaft Franco-Spaniens für die NATO nicht in Frage kam, konnte Franco durch ein Stützpunktabkommen mit den USA (Tratado de Amistad y Cooperación, Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit) einen fast gleichwertigen Status herbeiführen, wenngleich Spanien kaum greifbare Gegenleistungen von den USA erhielt[62]. Mit diesem Abkommen und dem Abschluss eines Konkordats mit dem Vatikan im Jahr 1953 war die außenpolitische Isolation aufgebrochen. Von da an hatte das Franco-Regime zwar noch immer wenige Freunde und weltanschaulich Verbündete (vornehmlich nur in Südamerika und im benachbarten Portugal), wurde aber respektiert. Diese relative Integration des Franco-Regimes in die westliche Staatenwelt pflegte die Sowjetunion und Teile der europäischen Linken bereits früh – im Sinne eines tu quoque und einer Beschuldigung des Westens, mit faschistischen Staaten Kumpanei zu treiben – für Propagandazwecke zu nutzen.[63]

Die Aufnahme in die Vereinten Nationen erfolgte im Jahr 1955. Vom Beginn der sechziger Jahre an bemühte sich Franco um ein Assoziierungsabkommen mit der EG. Einen entsprechenden Antrag reichte er am 9. Februar 1962 ein. Erst 1966 begannen die Verhandlungen, die sich vor allem wegen politischer Vorbehalte der damals noch sechs Staaten bis zum Abschluss eines ersten Abkommens im Jahr 1970 hinauszögerten.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Bevölkerungsbewegungen in Spanien zwischen 1950 und 1981 (von blau zu rot)
Bevölkerungsbewegungen in Spanien zwischen 1950 und 1981 (von blau zu rot)

Auch ökonomisch lassen sich – ähnlich wie in der Außenpolitik – zwei Phasen unterscheiden: zunächst die Autarkiepolitik während und nach Ende des Bürgerkriegs und später die wirtschaftsliberalen Reformen (die Bernecker als „technokratische Phase“ bezeichnet[64]), welche binnen weniger Jahre ein spanisches Wirtschaftswunder nach sich zogen.

Die Autarkiepolitik hatte verschiedene Ursachen. In ihren Anfängen war sie aus der Not geboren worden, da Spanien außenpolitisch als Paria galt und das auch zu spüren bekam. Hatten die westlichen Alliierten auch den Vorschlag Stalins nicht gutgeheißen, die alliierten Waffen bis nach Madrid zu tragen, wurde Spanien doch von der Mitgliedschaft in der UNO fern gehalten – und vor allen Dingen von der Teilnahme am Marshallplan und generell von billigen Krediten aus dem Ausland ausgeschlossen. Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren für die spanische Bevölkerung eine Zeit der Knappheit und selbst des Hungers (die so genannten años del hambre). Bis 1951 blieben die Grundnahrungsmittel in Spanien bei äußerst kleinen, phasenweise unter dem Existenzminimum liegenden Zuteilungen rationiert.

Zudem war die staatsinterventionistische, mit hohen Schutzzöllen bewehrte Autarkiepolitik ein zentraler Punkt des ideologischen Programms der Falange, welche die Vorstellung hegte, dass die Wirtschaft sich der Politik unterzuordnen und sich in den Dienst am Vaterland zu stellen habe. Franco strebte im Sinne dieser ideologisch motivierten Wirtschaftspolitik danach, Spanien von Einfuhren unabhängig zu machen und im Wesentlichen nur für den eigenen Bedarf des Landes zu produzieren. Er unterzog zu diesem Zweck die spanische Wirtschaft einer Anzahl einschneidender Maßnahmen wie staatlicher Lenkung und der Festsetzung von Höchstpreisen. Ein wichtiges Instrument dieser Politik war der 1941 gegründete Instituto Nacional de Industria (INI). Diese Politik führte, abgesehen davon, dass Spanien ein Agrarland mit einer international nicht konkurrenzfähigen Wirtschaft blieb, zu einer lange Jahre anhaltenden Stagnation bei stetig sinkenden Reallöhnen und den typischen Folgeerscheinungen einer Mangelwirtschaft wie Schwarzmärkten, hoher (offiziell aber inexistenter) Arbeitslosigkeit, Nepotismus und Herstellung von Waren mangelhafter Qualität.

Um 1957 spitzte sich die Krise zu, als die Inflation Rekordhöhen erreichte, welche von Lohnsteigerungen höchst ungenügend aufgefangen wurden. Streiks, die sich auch durch dekretierte Lohnerhöhungen nicht beschwichtigen ließen, brachten die spanische Wirtschaft fast zum Erliegen. Franco sah sich dazu veranlasst, das Steuer herumzuwerfen. Die falangistische Wirtschaftspolitik wurde aufgegeben und mit der Zulassung eines Wirtschaftsliberalismus die entgegengesetzte Strategie verfolgt. Im Rahmen einer Kabinettsumbildung, in deren Zuge zwei Drittel des Kabinetts auf einmal ausgetauscht wurden, installierte Franco ein Technokratenkabinett, in welchem Mitglieder des Opus Dei führende Posten einnahmen.

Ein SEAT 600
Ein SEAT 600

Der franquistische Autarkismus wurde umgehend durch wirtschaftlichen Liberalismus ersetzt. Im Zuge dieser Reformpolitik wurde eine Reihe alter Zöpfe abgeschnitten. Unter anderem trat Spanien dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der OEEC bei, die mit den heimischen Technokraten ein „klassisches“ Stabilisierungs- und Liberalisierungsprogramm ausarbeiteten, das ab 1959 umgesetzt wurde. Um 1962 waren die Mitglieder des Opus bereits in einer Position, die es erlaubte, die spanische Wirtschaft sehr weitgehend zu kontrollieren.

Der rasante wirtschaftlichen Aufschwung in den Folgejahren, rettete das Regime und legitimierte Francos Herrschaft nun auch ökonomisch. Die Industrialisierung erfolgte mit hohem Tempo: 1974 sank der Anteil des Agrarsektors an der heimischen Wirtschaft auf unter zehn Prozent. Spanien, das jahrelang die neben Japan zweitgrößten Wachstumsraten der westlichen Welt aufwies, war zur zehntgrößten Industrienation der Welt aufgerückt. Ferner wurde Spanien als Touristenziel entdeckt – 1,4 Millionen Touristen im Jahr 1955 standen 33 Millionen im Jahr 1972 gegenüber – und konkurrierte bald mit Italien um den Mittelmeertourismus. Symbol des spanischen Wirtschaftswunders wurde der Seat 600, für viele Spanier das erste Auto, das sie ihr Eigen nennen konnten.

Im Ergebnis führten die Reformen zu einer wirtschaftlichen Liberalisierung, der freilich keine politische Öffnung entsprach. In diesem Sinne hat Spanien den Weg einer Anzahl heutiger so genannter Schwellenländer vorweggenommen.

[Bearbeiten] Grundgesetze des Franquismus

Franquistisches Emblem in La Orotava, Kanarische Inseln
Franquistisches Emblem in La Orotava, Kanarische Inseln

Der Estado Nuevo zog seine Legitimation aus dem Bürgerkrieg und dem traditionalistischen Katholizismus und bedurfte nach Ansicht seiner Eliten deswegen keiner demokratischen Verfassung und keiner Gewaltenteilung. Eine zusammenhängende Verfassung besaß der Franco-Staat bis zuletzt nicht; stattdessen bestand das spanische Verfassungsrecht aus grundlegenden Gesetzen, die erst nach und nach erlassen wurden. Sie können nach ihrem Inhalt in ideologisch-staatsphilosophische und staatsrechtlich-organisatorische Grundgesetze unterteilt werden.[65] Die Grundgesetze des franquistischen Staats wurden durch Schlussbestimmungen der Verfassung von 1978[66] aufgehoben.

Franco triumphierte deshalb, weil ihm die Verhältnisse die absolute Gewalt anboten, die er seinerseits in den Grundgesetzen definierte, die mit äußerster Sorgfalt formuliert waren, so dass sie seine Allmacht in nichts beschränkten; der Gesetzesapparat, der ganz dem Kopf seines Autors entsprungen war, verkündet die völlige Ohnmacht der Nation und die völlige Allmacht des Despoten.

Salvador de Madariaga: Spanien, S. 449

Im franquistischen Staat war die Rechtsprechung nicht unabhängig. Streiks galten als Aufruhr und wurden als solcher bestraft. Hinzu kam eine Zensurbehörde, die für Medien aller Art zuständig war. Das Gesetz gegen „Banditentum“ und „Terror“ vom 18. April 1947, das sich gegen politische Gegner richtete, wurde durch Militärgerichtshöfe umgesetzt, welche Urteile im Rahmen eines summarischen Verfahrens aussprechen konnten[67].

[Bearbeiten] Gesetz über die Prinzipien des Movimiento Nacional (1937/1958)

„Zwischen Volk und Staat vermittelt[e]“ nach einem Erlass vom 19. April 1937 die Falange Española Tradicionalista y de las JONS. Anführer dieser Organisation war Franco selbst. Am 17. Mai 1958 wurde zusätzlich das „Gesetz über die Prinzipien des Movimiento Nacional“ (Ley de Principios del Movimiento Nacional) erlassen, das nicht nur dem Movimiento als solchem galt, sondern darüber hinaus Auswirkungen hatte. Denn der ganze Staat sollte auf den Prinzipien der Bewegung fußen, welche das Gesetz als „Gemeinschaft aller Spanier im Glauben an die Ideale, deretwegen der Kreuzzug geführt wurde“ definierte. Von den verschiedenen „Grundgesetzen“, welche im franquistischen Staat im Lauf der Zeit erlassen wurden, war dieses Gesetz das ranghöchste, da kein anderes Gesetz gegen die Prinzipien des Movimiento Nacional verstoßen durfte. Diese unwandelbaren Prinzipien waren im einzelnen: der Konfessionalismus des Staates, die monarchische Staatsform und die ständestaatliche Vertretung.

[Bearbeiten] Gesetz zur Organisation der Zentralverwaltung (1938)

Nach dem am 30. Januar 1938 erlassenen Gesetz zur Organisation der Zentralverwaltung hatten die Entscheidungen des Staatschefs Gesetzeskraft, sofern es sich um staatsrechtliche Fragen handelte. Aus dieser grundlegenden Zuständigkeit leiteten sich alle weiteren Befugnisse ab. Durch dieses Grundgesetz wurden zudem die Ministerien eingerichtet. Der spanische Staat selbst hatte keine eigentliche rechtliche Grundlage; vielmehr beruhte er allein auf Franco, der nur „vor Gott und der Geschichte“ verantwortlich war. Seine Macht unterlag keinen Schranken. Nicht nur Minister, sondern die Inhaber aller wichtigen Staatsämter bis hin zu den Provinzgouverneuren konnte er nach Belieben ernennen und entlassen. Franco behielt sich im Rahmen seiner persönlichen und außerordentlichen „Magistratur“ insbesondere die folgenden Ämter vor:

  • das Amt des Staatsoberhaupts,
  • das Amt des Regierungschefs (später auf Luis Carrero Blanco und nach dessen Tod auf Carlos Arias Navarro übertragen)
  • das Amt des Generalísimo im Sinne eines Oberbefehlshabers der Streitkräfte,
  • das Amt des Anführers der Staatspartei F.E.T. y de las JONS, die später in Movimiento Nacional umbenannt wurde.

[Bearbeiten] Grundgesetz der Arbeit (1938)

Franquistisches Emblem (sogenannter „Águila de San Juan“)
Franquistisches Emblem (sogenannter „Águila de San Juan“)

Im Jahr 1938 wurde ferner das „Grundgesetz der Arbeit“ (Fuero del Trabajo) erlassen, das erst am 26. Juli 1947 als Verfassungsgesetz verkündet wurde. Dieses Gesetz richtete sich als Ausdruck der falangistischen syndikalistischen Ordnung sowohl gegen Kapitalismus als auch Marxismus. Seit dem „Gesetz über die syndikale Einheit“ (Ley de Unidad Sindical) von 1940 wurden – getreu den Vorstellungen José Antonio Primo de Riveras, der sich hierbei an italienische Vorbilder anlehnte – Arbeitskräfte und Unternehmer in einer Art Einheitsgewerkschaft, der Organización Sindical, zusammengefasst, deren Vorsitzender Ministerrang hatte. Die Organización Sindical umfasste nach Produktionszweigen gegliederte „vertikale Gewerkschaften“ (sindicatos verticales), in denen Arbeiter und Arbeitgeber zwangsvereint wurden. Die Syndikate sollten bestimmungsgemäß ein Werkzeug des Staates sein, mit welchem dieser Einfluss auf die Wirtschaft ausüben konnte. Dies geschah über „Verbindungsleute“ (enlaces) und über Betriebsräte (jurados de empresa). Diese Strukturen erwiesen sich nicht zuletzt wegen der unklaren Verteilung der Verantwortlichkeiten als ineffektiv und wurden bereits vor Francos Tod durch die CC.OO weitgehend unterlaufen. Ihr endgültiges Ende fanden die Syndikate im Jahr 1977 durch die Aufhebung der Zwangsmitgliedschaft.

[Bearbeiten] Gesetz zur Einrichtung der Cortes (1942)

1942 erließ Franco das „Gesetz zur Einrichtung der Cortes“ (Ley de la Creación de las Cortes), durch das die Cortes Generales wieder institutionalisiert wurden und ein Vorschlagsrecht für Gesetze erhielten. Über Annahme und Ablehnung der Gesetzesvorhaben bestimmte Franco. Die Cortes traten zwei- oder dreimal im Jahr auf Ladung ihres durch Franco berufenen Vorstehers zusammen. Franco stand es auch zu, zwei Drittel der Mitglieder der Cortes direkt und das letzte Drittel indirekt zu bestimmen – durch Wahlen ständischer und kommunaler Kreise nämlich, bei welchen wenig dem Zufall überlassen wurde. 1967 reduzierte eine Reform die Anzahl der ernannten Abgeordneten erheblich und legte ein stärkeres Gewicht auf Wahlen, wobei allerdings die Hürden für die Ausübung des passiven Wahlrechts so hoch lagen, dass andere als regimetreue Kandidaten kaum eine Chance hatten.

[Bearbeiten] Grundgesetz der Spanier und Gesetz über Plebiszite (1945)

1945 wurden – als Ausdruck der Bemühungen Francos, die außenpolitische Isolation der unmittelbaren Nachkriegszeit, als Spanien von den Siegermächten ausdrücklich von der Teilnahme an der UNO und dem Marshallplan ausgeschlossen worden war, wenigstens abzuschwächen – am 17. Juli das „Grundgesetz der Spanier“ (Fuero de los Españoles) und am 22. Oktober das Gesetz über Plebiszite (Ley del Referendum) erlassen. Mit dem ersten wurden im Bestreben, angesichts der starken außenpolitischen Bedrängnis dieser Jahre den Gegnern des Systems den Wind etwas aus den Segeln zu nehmen, einige Grundrechte garantiert. Die Anerkennung dieser Grundrechte war allerdings davon abhängig, dass ihre Ausübung systemkonform geschah. Zudem standen ihnen generalklauselartige Pflichten wie die „Treue zum Staatsoberhaupt“ gegenüber. Die Schwelle für die Aufhebung der Grundrechte blieb bei alldem niedrig, Franco machte von dieser Möglichkeit nicht selten Gebrauch. Durch das „Grundgesetz der Spanier“ wurde politische Betätigung zwar zugelassen, allerdings ausdrücklich auf Familie, Kommune und Syndikat beschränkt. Das Gesetz über Plebiszite diente dazu, den Entscheidungen Francos durch Akklamation einen Anschein demokratischer Legitimität zu verleihen, da ausschließlich er selbst solche Plebiszite ansetzen konnte und dies in der Praxis nur veranlasste, wenn er sich seiner Sache sicher sein konnte.

[Bearbeiten] Nachfolgegesetz (1947)

Das „Nachfolgegesetz“ vom 28. Juli 1947 (Ley de Sucesión a la Jefatura de Estado) erklärte Spanien zu einem „katholischen und sozialen“ Staat, der „sich in Übereinstimmung mit seiner Tradition zu einer Monarchie erklärt“. Mit diesem Gesetz wurde also – nach einem Jahrzehnt, in welchem Franco die Frage der Staatsform mit Rücksicht auf die antimonarchistische Falange bewusst offen gelassen hatte – die Monarchie wieder eingeführt. Der Thron blieb jedoch zu Lebzeiten Francos vakant – ein deutliches Zeichen, dass die Zeiten des größten Einflusses der Falange sich ihrem Ende zuneigten. Bereits der darauf folgende Artikel allerdings sah vor, dass die Macht im Staate Franco selbst zustand. Anstelle eines Monarchen wurde in diesem Gesetz ein Regentschaftsrat bestimmt.

[Bearbeiten] Pressegesetz (1966)

1966 wurde ein reformiertes „Pressegesetz“ (umgangssprachlich nach dem Informationsminister als Fraga-Gesetz bekannt) erlassen. Es löste dasjenige aus der Zeit des Bürgerkriegs ab. Die Zensur wurde etwas gelockert. Obwohl die Pressefreiheit damit noch immer keineswegs gewährleistet war, sollte es in der Praxis dennoch erhebliche Auswirkungen auf die spanische Gesellschaft haben, da diese erstmals seit Jahrzehnten den Zeitungen in Form von Berichten über Streiks und Unruhen entnehmen konnte, dass nicht alles im Lande so problemlos verlief, wie die falangistisch kontrollierten Medien es glauben machen wollten. Es wurde allgemein bekannt, wie viele verschiedene Kräfte sich mit ihren jeweiligen Anliegen gegen das Regime stellten, so viele Studenten, Basken und Katalanen, der Klerus der späten Jahre, und diejenigen, die Koalitions- und Streikrechte für Arbeitnehmer forderten.

[Bearbeiten] Staatsorganisationsgesetz (1967)

Den Abschluss der franquistischen Staatsverfassung bildete das am 11. Januar 1967 erlassene „Staatsorganisationsgesetz“ (Ley Orgánica del Estado). Neben einigen weiteren Umbauten in der Staatsorganisation, welche die Zuständigkeiten verschiedener Gremien wie des Nationalrats und des Rates des Königreichs neu regelten, wurden im wesentlichen die Ämter des Staatsoberhaupts und des Haupts der Exekutive (des Ministerpräsidenten) getrennt. Staatsoberhaupt blieb Franco, das Amt des Ministerpräsidenten blieb zunächst vakant. Bedeutung hatte das Gesetz für Francos Nachfolge. Zu einer konkreten Regelung der Sukzession in das Amt des Staatsoberhaupts kam es jedoch erst zwei jahre später, als Juan Carlos I. auch offiziell für Francos Nachfolge ausgewählt wurde.

[Bearbeiten] Opposition gegen Franco

Flagge der Zweiten Republik
Flagge der Zweiten Republik

Im franquistischen System gab es keine legale Opposition, wohl aber, insbesondere in den ersten Jahren des Regimes, Widerstandsgruppen der traditionellen Linken, welche den Guerillakampf gegen Franco aufnahmen. Sie mussten allerdings spätestens in der Zeit der Entfaschisierung in den fünfziger Jahren infolge des Desinteresses der Bevölkerung, die Waffen vollends strecken. Als sich herausstellte, dass das Regime bis auf weiteres weder von innen noch durch Interventionen von außen zu stürzen war, besannen sich diese Gruppen auf andere Vorgehensweisen, welche allerdings Franco nicht mehr ernsthaft gefährlich wurden.

Durch alle Jahre des Franquismus existierte bis in das Jahr 1977 eine Exilregierung der Republik in Mexiko, die sich erst unmittelbar nach den ersten freien Wahlen auflöste. Im Zuge der ökonomischen Krise Ende der fünfziger Jahre, die das Opus Dei in seiner Machtrolle beförderte, sah sich auch die Opposition außerhalb Spaniens zu einigen Aktionen berufen und gab ein viel beachtetes Lebenszeichen von sich, als alle oppositionellen spanischen Parteien mit Ausnahme der Kommunisten einen Kongress in München abhielten.

In den späteren Jahren des Franco-Regimes bildeten sich von diesen traditionellen Parteien und Bewegungen weitgehend unabhängige oppositionelle Gruppen heraus. Widerstand war selbst – und sogar vor allem – unter den nominellen Verbündeten Francos zu finden. Bereits erwähnt wurden die kirchliche Opposition gegen Franco in den letzten Jahren seines Regimes sowie die Oppositionshaltung der falangistischen so genannten Althemden.

[Bearbeiten] Die Comisiones Obreras (CC.OO)

Als eine neue Form der Opposition, die nicht allgemeinpolitisch tätig war und von der traditionellen Linken und Teilen der katholischen Kirche unterstützt wurde, sind insbesondere die illegalen freien Gewerkschaften anzusehen. Diese Gewerkschaften konnten im franquistischen Staat insoweit Erhebliches bewirken, als sie einer tragenden Säule des franquistischen Regimes – nämlich den vertikalen Syndikaten – und damit dem System des Franco-Regimes ganz konkret gefährlich wurden.

Neben der HOAC und der USO sind hier besonders die Comisiones Obreras (CC.OO, Arbeiterkommissionen) hervorzuheben. Sie wurden von 1956 an, als das franquistische System gerade durch Streiks und Wirtschaftskrise gelähmt wurde, als freie Gewerkschaftsbewegung zu einer der bedeutsamsten oppositionellen Gruppierungen. Ihr gelang es in noch höherem Maße als den anderen illegalen Gewerkschaften, die Zwangskorporierung der Arbeiter unter staatlicher Aufsicht – den Syndikalismus – zu unterlaufen und die Arbeiterschaft recht weitgehend der Kontrolle durch den franquistischen Staat zu entziehen. Die von verschiedener – kommunistischer wie linkskatholischer – Seite inspirierten CC.OO machten gewissermaßen die Prinzipien des Guerillakampfes dem Gebiet des Arbeitskampfes dienlich: sie organisierten zum Kampf für jeweils konkrete, fest umrissene Ziele die Arbeiterschaft in Versammlungen, die anschließend sofort wieder aufgelöst wurden. Aus diesem Grund waren die CC.OO für die Obrigkeit kaum zu fassen. Dennoch kam es in den letzten Jahren des Regimes zu Verhaftungen und zu Verurteilungen zu langjährigen Haftstrafen, wie insbesondere im Falle der „11 von Carabanchel“ oder 1972/73 im „Prozess Tausendeins“ gegen die Führungsmannschaft der CC.OO.

[Bearbeiten] Der Franquismus und die nichtkastilischen Gebiete Spaniens

Emblem der Franco-Zeit, welches sich aus den Buchstaben VICTOR (Sieger) zusammensetzt
Emblem der Franco-Zeit, welches sich aus den Buchstaben VICTOR (Sieger) zusammensetzt

Der Franquismus war streng zentralistisch ausgerichtet und stand Autonomiebestrebungen der seit jeher mangelhaft in den spanischen Staat integrierten nichtkastilischen Gebiete Spaniens, insbesondere Kataloniens und des Baskenlands, mit größtem Misstrauen gegenüber. Diese Gebiete hatten zudem während des Bürgerkriegs die Republik unterstützt, weshalb die Repressionsmaßnamen hier besonders hart ausfielen – am stärksten hatte das Baskenland, dessen drei Provinzen Franco wegen ihrer Rolle im Spanischen Bürgerkrieg als „Verräterprovinzen“ bezeichnete, zu leiden. Unter Franco konnte bereits ein katalanischer Volkstanz oder das Zeigen der baskischen Flagge, der Ikurriña, als Zeichen zum Umsturz aufgefasst werden.

Die Repression bezog sich auch auf den öffentlichen Sprachgebrauch. Der Unterricht in nichtkastilischen Sprachen wurde abgeschafft, so dass alleine noch der Unterricht in „christlicher“ (kastilischer) Sprache zulässig war. Ortsnamen wurden hispanisiert, und der Gebrauch der katalanischen, baskischen und galicischen Sprache wurde unter Einsatz des Slogans „Wenn du Spanier bist, sprich spanisch!“ bei Behörden und in der Öffentlichkeit verboten. Das ging so weit, dass der bereits nominierte Sänger Joan Manuel Serrat nicht beim Eurovision Song Contest 1968 antreten durfte, weil er den Song „La la la“ in katalanischer Sprache singen wollte. Die Regionen reagierten zuerst, indem die spezifische Landeskultur im privaten Bereich gepflegt wurde und indem sie sich bei Volksabstimmungen aller Art massenhaft der Stimme enthielten.

In Katalonien überwog dieser passive Widerstand bis in die siebziger Jahre und fand ab Anfang der sechziger Jahre Ausdruck im Nueva Canción (auf katalanisch Nova Cançó), dem „Neuen Lied“. Vorbilder fanden die zuerst anonymen Liedermacher beim angelsächsischen Folk, beim Chanson und im eigenen Volksliedergut.

In Katalonien kam der Brauch auf, in Kneipenhinterzimmern in der aus der Öffentlichkeit verbannten katalanischen Sprache Lieder zu singen. Die Liedermacher verfassten ihre Werke selbst und traten wegen der stets drohenden Repression zumeist im bescheidenen Rahmen auf. Die Lieder hatten oft das Gemeinschaftsgefühl einer Gruppe zum Gegenstand. Berühmte Vertreter des Nova Cançó waren Lluís Llach (nicht zuletzt mit seinem Lied L'estaca (Der morsche Pfahl), mit welchem er auf das Franco-Regime anspielte), Francesc Pi de la Serra, María del Mar Bonet und Raimon. In Katalonien ist bis heute der Auftritt Raimons am 18. Mai 1968 legendär (bekannt als 18 de maig a la villa), zu welchem trotz um sich knüppelnder Polizei Hunderttausende strömten. Der Nova Cançó wurde nach dem Ende des Franquismus zunächst voreilig als überholt abgetan, setzte sich aber auch in der Folgezeit durch, als Lluís Llach in den Achtzigern daran mit Liedern wie No es aixó (Kein solches Spanien war gemeint) anknüpfte.[68]

Im Baskenland begann ab etwa 1960 – dem Jahr der Gründung der ETA in Bilbao – sich aktiver zu formieren, welcher sich ab 1967 in Bombenanschlägen äußerte. Das Mittel gewaltsamer Anschlägen zur sukzessiven Erreichung einer Autonomie bzw. Unabhängigkeit vom Nationalstaat war jedoch unter der baskischen Bevölkerung bereits damals keineswegs unumstritten. Die hierauf einsetzenden Repressionsmaßnahmen des Regimes trugen dazu bei, Franco im Baskenland noch verhasster zu machen.

Im Zuge des so genannten Burgos-Prozesses von 1970, in welchem 16 etarras vor Gericht gestellt wurden, erlitt das Franco-Regime einen erheblichen innen- wie außenpolitischen Gesichtsverlust, als die unerschrockenen Angeklagten vor dem Gericht das Regime unter den Augen der Weltöffentlichkeit wegen seiner antibaskischen Politik und seiner Foltermethoden anprangerten.

[Bearbeiten] Mythologie des Franquismus

Der militärische Sieg Francos im Spanischen Bürgerkrieg diente als zentrale Legitimationsquelle des Regimes. Der Franquismus zielte darauf ab, jedermann fortwährend an diesen Sieg zu erinnern, um niemanden jemals den Bürgerkrieg vergessen zu lassen. Der Bürgerkrieg und die Begebenheiten, welche sich zur heroischen Stilisierung eigneten, wurden zum Gründungsmythos der Franco-Diktatur. Im diesem Sinne wurde zum 1. April, dem Tag des Sieges und wichtigstem Anlass im franquistischen Jahreslauf, alljährlich eine Militärparade (desfile de la Victoria) abgehalten.[69]

[Bearbeiten] „¡El Alcázar no se rinde!“

Toledo mit dem Alcàzar
Toledo mit dem Alcàzar
Der Alcázar von Toledo
Der Alcázar von Toledo
Aufnahme aus den Ruinen von Belchite
Aufnahme aus den Ruinen von Belchite

Eine zentrale franquistische Weihestätte, in welcher die nationalistischen Leistungen im Bürgerkrieg verherrlicht wurden, war der Alcázar von Toledo. Diese alte Festung, welche das Stadtbild Toledos dominiert, war von Oberst Moscardó Ituarte 1936 unter großen Entbehrungen durch zwei Monate gegen die republikanischen Streitkräfte verteidigt worden. Franco hatte den Heeresteil unter Oberst José Varela im September 1936, als die nationalspanischen Truppen sich Toledo hinreichend genähert hatten, nicht zuletzt unter propagandistischen Gesichtspunkten mit dem Auftrag entsandt, den Alcázar vor dem Fall zu bewahren. Seine Rechnung ging auf[70]: die Kämpfe in Toledo, das Ausharren des Alcázars und seine Entsetzung aus höchster Not – die Besatzung, unter ihnen Frauen und Kinder[71], lebte zuletzt von 180 Gramm Brot am Tag und kratzte als Ersatz für das Speisesalz den Salpeter von den Wänden – wurde zu einem Bürgerkriegsmythos des Franco-Regimes, der auch außerhalb Spaniens Beachtung fand. Der Slogan ¡El Alcázar no se rinde! (Der Alcázar ergibt sich nicht!) wurde zu einem franquistischen Gegenstück des von Dolores Ibárruri geprägten republikanischen Slogans ¡No pasarán! – (Sie werden nicht durchkommen!).

Der Kampf um Toledo und den Alcázar wurde zu einem Monument des Siegs im Bürgerkrieg. In den Kellergängen des Alcazar, wo die Besatzung ausgeharrt hatte, hingen Grußtafeln der Regimenter des spanischen Heers, und in den oberen Räumen wurden republikanische Geschosse, Bilder der bei der Verteidigung Gefallenen und ähnliche Objekte gezeigt.

Insbesondere war im Alcázar noch lange nach Francos Tod das Büro Moscardós zu sehen, welches man eigens in dem halbzerstörten, einschussübersäten Zustand belassen hatte, in welchem es nach der Durchbrechung der republikanischen Belagerung vorgefunden worden war. In diesem Raum zeichneten Tafeln in zahlreichen Sprachen den entsetzlichen Dialog nach, welchen Moscardó telefonisch mit seinem gefangen genommenen Sohn Luis hielt. Dieser war Faustpfand der republikanischen Truppen, welche die Kapitulation des Alcázars forderten: Der Sohn sollte für den Fall getötet werden, dass der Alcázar nicht übergeben werden würde. Moscardó war sich allerdings gewärtig, dass das Leben seines Sohnes im spanischen Juli 1936 (als Antoine de Saint-Exupéry notierte: „Man erschießt hier, wie man Bäume fällt“) wohl auf jeden Fall verloren[72] und dass äußerst ungewiss war, wie mit der Besatzung des Alcázars nach ihrer Kapitulation verfahren werden würde. Der Dialog gipfelt darin, dass Moscardó seinem Sohn rät, seine Seele Gott zu empfehlen, Viva España zu rufen und wie ein Patriot zu sterben (Pues encomienda tu alma á Dios, dà un grito de ¡Viva España! y muere como un patriota[73]). Nachdem sein Sohn sich verabschiedet hat, lässt Moscardó dem republikanischen Befehlshaber ausrichten: Puede ahorrarse el plazo que me ha dado, puesto que el Alcázar no se rendirá jamás (Sie können sich die mir eingeräumte Bedenkzeit sparen, denn der Alcázar wird sich niemals ergeben). Diese Episode fand weltweit besondere Beachtung. So verfasste der Südafrikaner Roy Campbell, dessen Sympathien bei Franco lagen und der den Ausbruch des Bürgerkriegs und den anschließenden Kampf um Toledo selbst erlebt hatte, ein längeres Gedicht mit dem Titel „Flowering Rifle“, worin er Moscardó mit Gott vergleicht, da er wie jener seinen eigenen Sohn hingegeben habe.[74]

Ein anderes derartiges Denkmal ist der Ort Belchite in der Provinz Saragossa. Dieser war zwischen dem 24. August und dem 6. September 1937 Schauplatz eines Häuserkampfes infolge einer republikanischen Offensive auf Saragossa. Die hierdurch beinahe vollständig zerstörte Stadt, die Francos Truppen 1938 zurückeroberten, wurde als ein Symbol für die „rote Barbarei“ nicht wieder aufgebaut. 1954 eröffnete Franco in einem Gedenkakt das in der Nachbarschaft neu aufgebaute „neue Belchite“.

[Bearbeiten] „¡Viva Cristo Rey!“

Ein weiterer Mythos, der vom Franquismus als Stütze seiner Legitimation verwendet wurde, bezieht sich auf die gegen Klerus, Laien und das Eigentum der Kirche gerichtete Gewalt, die, vor allem durch anarcho-syndikalistische Aktivisten, bereits zu Zeiten der Zweiten Republik (wie in den Tagen nach dem 10. Mai 1931) begonnen hatte. Während der ersten Zeit des spanischen Bürgerkriegs äußerte sich diese Gewalt gegen den spanischen Klerus in Brandstiftungen und Bilderstürmereien in spanischen Kirchen und Klöstern. Auch H. Thomas räumt ein, dass man „[nie] in der europäischen Geschichte oder sogar Weltgeschichte […] einen so leidenschaftlichen Hass gegen die Religion und alles damit Zusammenhängende gesehen“[75] habe. Auch wenn die massiven Verfolgungen - unter anderem durch Todesschwadronen, die sich selbst als „Tschekas“ bezeichneten[76] - nach einigen Monaten stark abebbten, war der nationalspanische Mythos und das propagandistische Instrument einer fanatischen Religionsfeindlichkeit der republikanischen Seite geboren.[77]

Unter den Begriff der Christenverfolgung werden hier nicht nur jene Gewaltakte gegen die katholische Kirche und ihre Gläubigen gefasst, die oft von erheblicher Grausamkeit gegen Kleriker und Gläubige geprägt und an blasphemischen Elementen nicht arm[78] waren, sondern auch gegen die Religionsfreiheit gerichtete Akte wie die praktisch vollständige Einstellung der Gottesdienste, die Zweckentfremdung zahlreicher Kirchen als Warenhäuser und Markthallen oder zugunsten anderer profaner Zwecke[79] und selbst die Vernichtung privater Devotionalien als „Kultobjekte“[80]. Wenngleich die großen Kunstschätze erhalten blieben, wurden dennoch zahlreiche Kunstwerke in der Zeit des Bürgerkriegs unwiederbringlich zerstört.[81]

Brenan führt aus, dass „[m]an […] kaum falsch in der Behauptung [gehe], daß alle in der letzten Zeit in Spanien niedergebrannten Kirchen von Anarchisten angezündet wurden und dass die meisten getöteten Priester von ihrer Hand starben.“[82] Dies erklärt Brenan so, dass solches „nur aus dem Haß eines Häretikers gegen die Kirche [zu erklären sei], aus der er hervorging. Denn in den Augen spanischer Anarchisten nimmt die katholische Kirche einen ähnlichen Platz ein, wie im christlichen Denken der Antichrist. Sie bedeutet ihnen weit mehr als nur ein Hindernis zur Revolution. Sie erkennen in ihr die Quelle allen Übels, die Verführerin der Jugend mit ihrer Lehre von der Erbsünde, die Leugnerin von Natur und Naturgesetz, das sie salud, Heil, nannten. Auch karikiert die Kirche mit ihrer angeblich brüderlichen Liebe und gegenseitigen Vergebung das große Ideal menschlicher Solidarität.“[83]

Ein häufig wiedergegebenes Erklärungsmuster für diesen fanatischen Antiklerikalismus ist das Folgende. In den vergangenen hundert Jahren war der Kirche zunächst der materielle Boden entzogen worden, als 1836 die Orden und 1841 die Kirche selbst enteignet wurden, und im Konkordat von 1851 hatte die Kirche auf diesen enteigneten Besitz auch formell verzichtet. Das allerdings geschah gegen das Zugeständnis, dass der Staat für den Unterhalt der Kirche und der Geistlichkeit aufkam und sie seinem besonderen Schutz unterstellte. Im Konkordat vollends wurde die katholische Konfession als „Religion der spanischen Nation“ anerkannt, und der Staat hatte für Religionsunterricht in den Schulen zu sorgen. In der Verfassung von 1876 wurde der Katholizismus wie bereits 1812 endgültig wieder zur Staatsreligion erklärt und die Kirche sukzessive in ihre alten Rechte wieder eingesetzt.

Hatte die Kirche in früheren Jahrhunderten noch daran mitgewirkt, Spanien zu einem der egalitärsten Staaten Europas zu machen[84], so nahm sie, die nun vom Wohlwollen des Staats abhängig geworden war, betont Rücksicht auf die Oberschicht, um sich gut mit ihr zu stellen. Die Oberschicht vergalt es ihr damit, dass sie es der Kirche gestattete, regelrechte Konzerne aufzubauen und zu betreiben, womit die Kirche ihre wirtschaftliche Handlungsfähigkeit bald wieder herstellen konnte. In den Augen der unteren Schichten aber hatte die Kirche sie vergessen und verraten und war habgierig geworden. Diese neue Sicht setzte sich vor allem in der Tagelöhnerwirtschaft des Südens durch. Gerade der Süden aber – vor allem Andalusien – wurde zur Hochburg der anarchosyndikalistischen Bewegung. Salvador de Madariaga zitiert einen katalanischen Priester mit den folgenden Worten: „Die Roten haben unsere Kirchen verbrannt, doch zuerst haben wir Priester die Kirche zerstört.“ [85]

Wie auch immer die Kirchenverfolgungen zu erklären waren – die Außenwelt war nicht immer geneigt, zwischen der Republik als solcher und den Urhebern der Gewalt gegen die katholische Kirche zu unterscheiden, deren in Spanien einflussreiche politische Stellung im Ausland wenig bekannt war. Im republikanischen Gebiet wurden die exzessiven Gewaltakte in der Regel – soweit unter den gegebenen Umständen möglich – eingedämmt, sobald die chaotischen Zustände der ersten Wochen vorbei waren. Im Unterschied dazu wurde im nationalspanischen Gebiet gegen Gewalttätigkeiten im Hinterland kaum etwas unternommen. Die unleugbaren Gräuel verursachten jedoch einen nicht wieder gutzumachenden Schaden am Image der Republik. Denn der Umstand, dass es sich um militärisch nicht gebotene und somit um politisch motivierte Gewalthandlungen und Tötungen handelte, lag hierbei auf der Hand[86], weshalb die Zahl der getöteten religiosos sehr viel größere Aufmerksamkeit auf sich zog als die absolut oft bedeutend höheren Zahlen der Getöteten aus anderen gesellschaftlichen Gruppen. Relativ war die Zahl der getöteten Kleriker indessen beachtlich hoch: Salvador de Madariaga geht davon aus, dass 13 Prozent des Klerus und 23 Prozent der Ordensangehörigen getötet worden seien.[87]

Nach Hugh Thomas soll sich die Zahl der getöteten Geistlichen, die er mit 7.937 Geistlichen angibt[88], in der Größenordnung der „sechzehntausend Priester“ jener Hymne Paul Claudels „Aux Martyrs Espagnols“ (An die spanischen Märtyrer) halten:

On nous met le ciel et l'enfer dans la main
et nous avons quarante secondes pour choisir.
Quarante secondes, c'est trop!
Sœur Espagne, sainte Espagne, tu as choisi!
Onze évêques, seize mille prêtres massacrés
et pas une apostasie!
[89]

Man legt uns Himmel und Hölle in die Hände
und gibt uns vierzig Sekunden, uns zu entscheiden.
Vierzig Sekunden sind noch zu viel!
Schwester Spanien, heiliges Spanien, du hast gewählt!
Elf Bischöfe, sechzehntausend Priester wurden massakriert
und doch ist keiner vom Glauben abgefallen!

Sechzehntausend entspräche allerdings glatt der doppelten von Hugh Thomas genannten Opferzahl. Diese Angabe geht offenbar auf die vom Vatikan im Jahr 1937 veröffentlichten, damals zu hoch gegriffenen Zahl getöteter Kleriker zurück. Der Vatikan geht heute von 6.845 getöteten Geistlichen aus, zu welchen er allerdings mehrere tausend Laien zählt, deren genaue Zahl nicht bestimmbar sei. Auch andere Quellen geben gegen 7.000 ermordete Geistliche an. [90]

Flagge Nationalspaniens während des Bürgerkriegs
Flagge Nationalspaniens während des Bürgerkriegs

Der nationalspanischen Seite war mit diesen Vorfällen ein propagandistisch bestens verwertbares Argument für ihren Kampf gegen die Republik an die Hand gegeben, welche in den Augen vieler Betrachter innerhalb und außerhalb Spaniens sogar den eher großspurigen Ausdruck der cruzada und den Ehrgeiz rechtfertigen konnte, in Spanien das christliche Abendland mit der Waffe in der Hand gegen die „rote Barbarei“ zu verteidigen. So konnte eine moralische Rechtfertigung von annähernd gleichem Gewicht dem republikanischen Anspruch entgegengesetzt werden, dass in Spanien die Demokratie gegen den Faschismus verteidigt werde – ein Mythos auch dies, war doch in der Republik alsbald eine „durchgreifende soziale Revolution […] vierspännig über die Verfassung von 1931 hinweggefahren“[91].

Die dramatischen Geschehnisse erweckten bei zahlreichen Zeitgenossen den Eindruck, als ginge geradezu ein endzeitlicher Kampf vor sich, und die Wirkung auf die Katholiken nicht nur Spaniens, sondern Europas war beträchtlich. Viele Kämpfer auf nationalspanischer Seite zogen darum mit dem bereits im Zuge der antiklerikalen Mexikanischen Revolution während des Cristero-Kriegs bekannt gewordenen Ruf „¡Viva Cristo Rey!“ (Es lebe Christus, unser König) auf den Lippen in die Schlacht. Sogar die Falange entwickelte einen bis dahin bei ihr nicht feststellbaren religiösen Eifer; „die Propaganda stellte den idealen Falangisten als halb Mönch, halb Krieger dar“[92]. Hinzu kam der erwähnte am 1. Juli 1937 von den meisten spanischen Bischöfen veröffentlichte Hirtenbrief, in dem die Kriegsführung der nationalistischen Seite als Verteidigung der Religion gerechtfertigt wurde. Neben dem Umstand, dass die nationalspanische Seite alles tat, um die Sympathien dieser mächtigen Verbündeten auf ihre Seite zu ziehen – was nicht allzu schwierig war, da wenig Zweifel daran statthaft waren, welcher Seite die Abneigung der Kirche von vorneherein zukam – wird man gewiss den Eindruck in Rechnung zu stellen haben, welchen die Morde an ihren Amtskollegen bei im Klerus hervorrufen mussten.

Die zahlreichen Fälle von Priestern und Ordensangehörigen, aber auch von Laien, von denen viele noch im Angesicht ihrer Mörder ihren Glauben bezeugten (233 von ihnen wurden von der katholischen Kirche im Jahr 2001 selig gesprochen[93]), wurden in Francos Spanien (und nicht nur dort) unter der Bezeichnung „Christkönigshelden“ an den Schulen gelehrt. Von dem Historiker Hugh Thomas[94] wird die Geschichte des Priesters von Navalmoral geschildert, welchen seine Peiniger mit Auspeitschen, Dornenkrone und einem mit Essig getränkten Schwamm die Passion Christi nachleiden ließen, bevor sie die Lust an der Sache verloren und ihn, der seine Mörder segnete und ihnen vergab, erschossen, statt ihn an ein Kreuz zu heften. Obgleich es unbestreitbar zu unerschrockenen Glaubensbezeugungen im Angesicht des Todes kam, sind im Einzelfall Tatsachen und propagandistische Fiktion mitunter schwer auseinanderzuhalten. So scheinen die Berichte über angeblich vergewaltigte Nonnen, welche erhebliche propagandistische Wirkungen im Ausland hervorriefen, praktisch vollständig dem Reich der Phantasie entsprungen.[95] Eine unter dem Franquismus besonders häufig kolportierte, aber ebenfalls mindestens ausgeschmückt anmutende Geschichte eines „Christkönigshelden“ ist zum Beispiel der Bericht vom Schicksal des jungen Carlisten António Molle Lazo[96], der einem Zug von „Marxisten“, welche „¡Muera España! ¡Viva Rusia!“ (Tod Spanien! Hoch Russland!) gerufen haben sollen, ein „¡Viva España! ¡Viva Cristo Rey!“ (Es lebe Spanien! Es lebe Christus, der König!) entgegensetzte. Hierauf soll dem Anführer die Idee gekommen sein, Molle solange zu foltern, bis er „¡Viva el comunismo!“ von sich geben würde, wobei Molle der Geschichte zufolge starb, ohne sich dieses Wort entringen zu lassen.

Das Bild des damit einhergehenden, von Franco gepflegten und für seinen Führerkult in vieler Hinsicht verwendeten Mythos einer spanischen Kirche von Märtyrern ist jedoch unvollständig. So ist festzustellen, dass in der Republik keineswegs alle Priester umgebracht oder vertrieben wurden, sondern der Mehrheit der Kleriker lediglich die Ausübung ihrer Arbeit und das Tragen geistlicher Tracht untersagt wurde[97]. Zudem kam es auch auf Seiten der Nationalen zu Übergriffen gegen den Klerus, besonders gegen baskische Priester, die aus nationalen Gründen mit der Republik kooperiert hatten[98]. Bereits vor dem Spanischen Bürgerkrieg hatte ferner die Falange selbst Kirchengebäude angezündet, um die Tat dann den Anarchosyndikalisten anzuhängen[99], und beim Fall der Stadt Badajoz fanden die Eroberer wenig dabei, Milizionäre der republikanischen Seite noch auf den Stufen des Hochaltars der Kathedrale zu töten.[100]

[Bearbeiten] „¡Tenemos un Caudillo!“

Valle de los Caídos
Valle de los Caídos

Franco selbst wurde zum Gegenstand der Mythologisierung. Der Führerkult um Franco (der sich allerdings im Vergleich mit Hitler und vor allem Stalin insgesamt noch verhältnismäßig harmlos ausnahm) bediente sich nicht selten religiöser Vergleiche, indem er Franco als auserwählten Retter Spaniens und sogar als vom Heiligen Geist erleuchtet darstellte[101]. Franco wurde von seinen Anhängern ferner mit Alexander dem Großen, Napoléon Bonaparte oder dem Erzengel Gabriel verglichen[102]. Der Diktator, dessen Geburtsstadt Ferrol in „El Ferrol del Caudillo“ umbenannt wurde, war in den größeren spanischen Städten mit einem Standbild hoch zu Ross als Anführer der cruzada und in zahllosen weiteren spanischen Städten und Dörfern als Namensgeber der Hauptstraßen vertreten.

Als Beispiel für den Führerkult soll auszugsweise das folgende Lied der Jugendorganisation des Movimiento Nacional dienen, das aus der Zeit vor dem Umbau des Staats Ende der fünfziger Jahre stammt. Es stammt von José Antonio Medrano, trägt den Titel Tenemos un Caudillo (Wir haben einen Caudillo) und kann für eine Anzahl von Liedern dieser Zeit als typisch angesehen werden[103]:

Nuestro guía y capitán:
unidos en la guerra
hermanados en la paz,
tan solo a ti juramos
como guía y capitán
que prometemos
seguir con lealtad. […]

Tenemos un Caudillo
forjador de nueva historia
es Franco, ¡Franco! ¡Franco!,
nuestro guía y capitán
es Franco ¡Franco! ¡Franco!
en la guerra y en la paz.

Unser Führer und Kapitän:
im Krieg vereinigt,
im Frieden verbrüdert
nur dir allein schwören wir
als Führer und Kapitän
dass wir versprechen,
dir in Treue zu folgen. […]

Wir haben einen Caudillo
den Schmied der neuen Geschichte
es ist Franco! Franco! Franco!
unser Führer und Kapitän
es ist Franco! Franco! Franco!
in Krieg und Frieden.

Der franquistische Führerkult und das franquistische Bürgerkriegsgedenken kommen in dem franquistischen Bauwerk par excellence – dem Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) bei El Escorial – am reinsten zum Ausdruck. Das Valle de los Caídos wurde von Kriegs- und politischen Gefangenen in den Felsen der Sierra de Guadarrama gehauen. In diesem Mahnmal wurden neben den Gebeinen zehntausender auf Seiten Nationalspaniens sowie der Republik gefallener Krieger nicht nur Franco selbst, sondern auch der (der franquistischen Darstellung zufolge – ein weiterer Gründungsmythos – als Märtyrer ums Leben gekommene) Gründer der Falange José Antonio Primo de Rivera beigesetzt. Es handelt sich zwar um einen Ausdruck der Versöhnung, da auch Spanier der anderen Seite dort ihre letzte Ruhestätte fanden – einer vordergründigen Versöhnung allerdings, die nicht nur architektonisch zu den Bedingungen des Siegers geschah und neben der Apotheose Francos und des jüngeren Primo de Rivera eher wie ein Almosen anmutet. Zudem ist die Basilika mit Szenen aus der Apokalypse des Johannes ausgeschmückt, wobei die Anspielungen auf das Tier mit den sieben Hörnern oder den Antichristen kaum missverständlich sind.

[Bearbeiten] Ende und Nachwirkungen des Franquismus

Francos Grab im Valle de los Caídos
Francos Grab im Valle de los Caídos

Mitte Oktober 1975 erkrankte Franco, der immer deutlichere Zeichen von Senilität gezeigt hatte[104], an Grippe und erlitt hierauf drei Herzinfarkte. Wochenlang lag der Diktator in Agonie, das Elektroenzephalogramm zeigte längst kein Leben mehr an. Erst am 20. November 1975 (in Spanien als „20-N“ bekannt) – dem 39. Todestag José Antonio Primo de Riveras – wurde Francos Tod bekannt gegeben.[105] In seinem Testament ermahnte er die Spanier, dass die Feinde Spaniens und der christlichen Zivilisation nicht ruhen würden und dass sie, die Spanier, sich um den zukünftigen König Spaniens scharen und die Einheit Spaniens bewahren sollten.[106]

Mit Francos Tod war der Franquismus noch nicht am Ende. Die maßgeblichen Stellen des franquistischen Staats, der Nationalrat, der Königliche Rat und die Cortes, waren durch seine Anhänger besetzt. Entsprechend gering war der Spielraum des Königs Juan Carlos I., der noch im selben Jahr 1975 inthronisiert wurde und eine mutige Thronrede hielt, in welcher er ausführte, dass „eine freie und moderne Gesellschaft die Beteiligung aller in den Entscheidungszentren, den Medien, den unterschiedlichen Ebenen des Erziehungswesens und der Kontrolle des nationalen Wohlstands“ erfordere[107]. Er sah sich, wie er weiter ausführte, als „König aller Spanier, Wächter der Verfassung und Kämpfer für die Gerechtigkeit“[108].

Es war keine leichte Aufgabe für Juan Carlos, die Transition Spaniens ins Werk zu setzen. Zunächst blieben der Premier Carlos Arias Navarro – der ausdrücklich kundtat, den Franquismus weiterführen zu wollen – und seine Regierung im Amt. Juan Carlos sah sich gleichsam zwischen Hammer und Amboss: der Linken und der Mitte, welche ihn zu einem radikalen Bruch mit dem alten Regime aufforderten, und Guardia Civil, Militär und Movimiento Nacional, welche den König wissen ließen, nur kleine Reformen, keineswegs aber einen vollständigen Umbau des Staates mittragen zu wollen.

Juan Carlos I.
Juan Carlos I.

Unter dem Eindruck von Massendemonstrationen und auf nachdrückliches Verlangen des Königs reichte Arias schließlich seinen Rücktritt ein. Neuer Premier wurde Adolfo Suárez, der Generalsekretär des Movimiento Nacional. Zwar war er ein Mann des alten Regimes, und die Enttäuschung der Reformkräfte war zunächst groß. Doch gerade in dieser Eigenschaft, als ein Mann, dem die Stützen des Systems vertrauten, konnte Suárez den entscheidenden Schritt wagen. Sein Programm umschrieb er wie folgt: „Die Krone hat ihrem Wunsch Ausdruck verliehen, aus Spanien eine moderne Demokratie zu formen. Es ist mein fester Entschluss, dem zu dienen.“[109]

1976 wurde im Zuge einer Strafrechtsreform die Bildung von Parteien wieder legalisiert. Im Zentrum der von Suárez angestoßenen Reform aber stand eine neue Verfassung, die aus den Cortes, welche zuvor ein Ständeparlament gewesen waren, ein allgemein, frei, gleich und geheim gewähltes Zweikammerparlament machte. Juan Carlos' Anteil an diesen Reformen bestand nicht zuletzt darin, dass er sich hinter seinen Premier stellte, seine eigene Reputation für ihn in die Waagschale warf und bei den alten Stützen des Systems für die Neubegründung des spanischen Staats warb. Ein Referendum sprach dem neuen System eine Zustimmung von nicht weniger als 95% der Stimmen aus. Damit war es in Spanien gelungen, aus dem herrschenden System heraus einen Demokratisierungsprozess umzusetzen. In diesem Sinne wurde der Franquismus nicht gestürzt und brach auch nicht zusammen: er machte einem neuen System in einer unblutigen Weise Platz.

Die wichtigste Nachfolgeorganisation der historischen Falange, die von Blas Piñar geleitete „Fuerza Nueva“ (später „Frente Nacional“) spielte seit den Achtzigern keine Rolle mehr, nicht zuletzt, weil der Partido Popular das Spektrum rechts der PSOE erfolgreich abdeckte und die Nachfolgeorganisationen „mit dem untüchtigen und verhassten Franco-Regime identifiziert wurden. […] Selbst jene, die Francos Regime unterstützt hatten, mussten zugeben, dass sich in den letzten Jahrzehnten eine politische, soziale und wirtschaftliche Revolution in Spanien vollzogen hatte und dass das Franco-Regime nicht wiederzuerwecken war.“[110] [111]

Insbesondere der Spanische Bürgerkrieg und die Nachkriegsjahre werden in der spanischen Gesellschaft bis heute ungern thematisiert, und erst in den letzten Jahren ist ein gesteigertes Interesse an den damaligen Vorkommnissen festzustellen. [112] Einen breitenwirksamen Impuls zur Aufarbeitung des Bürgerkriegs von 1936 setzte in den neunziger Jahren der Film Land and Freedom[113]. Aber erst seit etwa der Jahrtausendwende werden die Massengräber aus der Zeit während und nach dem Bürgerkrieg geöffnet[114]. Erst seitdem wird darüber debattiert, dass an zahlreichen Stellen das falangistische Pfeilbündel und auf Straßentafeln der Name des Diktators zu sehen ist. In der ersten Jahreshälfte 2005 kam es auf Betreiben der PSOE-Regierung zur Entfernung zweier verbliebener Franco-Statuen aus Madrid und Guadalajara[115], was nicht ohne Zwischenfälle vor sich ging.

[Bearbeiten] Quellenangaben

  1. Decreto no 108 de la Junta Técnica del Estado (span.)
  2. „Die Auseinandersetzung, die später in der westlichen Welt über den Bürgerkrieg entbrennen sollte, geriet auf ein falsches Geleise, weil die meisten Beurteiler die spezifisch spanische Natur des Konflikts entweder für unwesentlich hielten, oder gar ignorierten und seinen internationalen Charakter übermäßig betonten.“ (Salvador de Madariaga, Spanien, S. 321)
  3. Stanley Payne, Geschichte des Faschismus, S. 323
  4. Beevor, Der Spanische Bürgerkrieg, S. 132
  5. Der Zusammenschluss der Carlisten mit der Falange konnte allerdings auf ein unmittelbares Vorbild zurückgreifen: die JONS, einer der Vorgängerorganisationen der Falange, waren durch – allerdings freiwillige – Vereinigung der faschistischen Bewegung Ramiro Ledesmas mit der streng katholischen Gruppe um Onésimo Redondo entstanden. Ferner hatten die Carlisten und die Falange vor ihrem späteren zwangsweise betriebenen Zusammenschluss Vereinigungsgespräche geführt, da ihre Ziele in vielem nicht allzuweit auseinanderlagen; die Carlisten hatten freilich zuletzt gegen eine Fusion ausgesprochen.
  6. Salvador de Madariaga (Spanien, S. 355) beschreibt die republikanische Seite als eine „echte revolutionäre Hydra, mit einem syndikalistischen, einem anarchistischen, zwei kommunistischen und drei sozialistischen Köpfen, die sich gegenseitig zu beißen suchten“.
  7. Vgl. auch dieses franquistische Propagandaplakat.
  8. http://www.fortunecity.es/imaginapoder/humanidades/587/franquismo.htm - eine knappe Zusammenfassung der einzelnen Phasen des Regimes mit ihren Charakteristica (span.)
  9. Bernecker, Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S. 55
  10. Salvador de Marariaga, Spanien, S. 376 f.
  11. vgl. z. B. http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/72582/index.html (Bild von einem Lager bei Barcelona – Prisioneros republicanos en un campo de concentración cerca de Barcelona)
  12. Nicht wenigen Flüchtlingen mag die Internierung in Spanien allerdings als hinnehmbar erschienen sein – wenn man sich vor Augen hält, welches Schicksal ihnen drohte, wenn sie sich nicht aus dem von Nazideutschland direkt oder indirekt kontrollierten Territorium hinausbegaben, vgl. z. B. im Artikel zum Lager Gurs. Die Internierung bedeutete zwar Festsetzung, aber immerhin nicht Auslieferung an die Behörden des besetzten Frankreichs oder an die Gestapo, was für viele Flüchtlinge den sicheren Tod bedeutet hätte. Ähnlich verhielt sich übrigens die Schweiz, welche zwar zunächst Flüchtlinge auslieferte, später jedoch nach einer Protestwelle selbst Internierungslager einrichtete. Vgl. Manès Sperber, Bis man mir Scherben auf die Augen legt, Deutscher Taschenbuch-Verlag, München, 1982, S. 215
  13. Beevor, Der Spanische Bürgerkrieg, S.73
  14. H. Thomas, Der Spanische Bürgerkrieg, S. 78
  15. Bernecker, Speniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S. 184
  16. Hugh Thomas, Der Spanische Bürgerkrieg, S.472
  17. Dieser Feststellung stehen auch Francos Forderungen anlässlich seines einzigen persönlichen Zusammentreffens mit Hitler in Hendaye 1940 nach der Niederwerfung Frankreichs nicht entgegen, als er vom deutschen Diktator als Gegenleistung für eine Beteiligung am Weltkrieg unter anderem den französischen Teil Marokkos forderte. Francos gesamtes Betragen bei dieser Gelegenheit (er ließ Hitler zunächst eine volle halbe Stunde antichambrieren, bis er seine Siesta abgehalten hatte, und kam in einem darauf folgenden neunstündigen Gespräch Hitlers Begehren um Unterstützung so wenig entgegen, dass Hitler – Hugh Thomas zufolge (Der Spanische Bürgerkrieg, S. 472) – anschließend äußerte, sich lieber drei Zähne ziehen zu lassen, als eine solche Unterredung nochmals zu führen) legt eher den Schluss nahe, dass Franco mit dieser Forderung lediglich den Preis für seine Unterstützung unannehmbar hoch treiben wollte. Notizen zum Ablauf des Treffens zwischen Franco und Hitler in Hendaye 1940 (engl.); einige Bilder von dieser Zusammenkunft: [1] [2] [3] [4] [5]
  18. Beevor, Der Spanische Bürgerkrieg, S.73
  19. Was u. a. darin zum Ausdruck kam, dass Juan Carlos I. 1969 in das Amt eines „Prinzen von Spanien“, nicht eines „Prinzen von Asturien“ berufen wurde.
  20. Bernecker, Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S. 69
  21. Salvador de Madariaga, Spanien, S. 353
  22. Bernecker, Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S. 77
  23. So Bernecker unter Hinweis auf die Ausführungen von Juan J. Linz.
  24. Spanien-Lexikon, S401 f.
  25. Spanien-Lexikon, S. 239
  26. Die Verfassung von 1931 bestimmte in Tít. Prel. Art. 3, dass der spanische Staat keine offizielle Religion habe. Die Wiedereinführung der Trennung von Kirche und Staat war bei der Redaktion der Verfassung von 1978 höchst umstritten, wurde jedoch durchgesetzt, wenngleich sich Art. 16 entnehmen lässt, dass der spanische Staat die religiöse Orientierung der spanischen Gesellschaft zu berücksichtigen und entsprechende Beziehungen zur katholischen Kirche zu unterhalten habe.
  27. Bernecker, Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S. 71).
  28. Bernecker (Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S. 113) nennt in im Zusammenhang mit Mitgliedern des Opus Dei den „Chefideologen“ Rafael Calvo Serer, der sich „vom reaktionären Restaurationsideologen zum gemäßigten Liberalen und Oppositionspolitiker gewandelt“ habe.
  29. Spanien-Lexikon, S.312
  30. Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S. 114
  31. Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, a. a. O.
  32. Bernecker, Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S.113)
  33. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 2. April 2006, S. 59
  34. François Furet, Das Ende der Illusionen. Der Kommunismus im 20. Jahrhundert, Piper Verlag, München, 1995/1996, 2. A. 1998, ISBN 3492040381, S. 15
  35. Bernd Rill, in: Geschichte 2/2001 „Tod am Tajo“, S. 37
  36. Salvador de Madariaga, Spanien, S. 386
  37. abgesehen von Gibraltar, welches Spanien allerdings auch heute noch beansprucht, und abgesehen von den Ethnien an den Rändern des Staates wie den Basken und Katalanen, wobei allerdings der besondere politische Druck auf diese Gebiete weniger durch die Hispanidad als vielmehr durch den franquistischen Zentralismus veranlasst war. Es gibt, wie unten noch gezeigt werden wird, Argumente dafür, dass an dieser Feststellung wohl auch das viel zitierte Treffen mit Hitler in Hendaye 1940, in welchem Franco die tatkräftige Unterstützung der Achsenmächte unter bestimmten Bedingungen wie insbesondere territorialer Gewinne für Spanien in Aussicht stellte, nichts Wesentliches ändert.
  38. http://www.dur.ac.uk/m.p.thompson/civwar/cruzada.htm
  39. Dem ist allerdings hinzuzufügen, dass die mit dem Schicksalsjahr 1898 eng in Verbindung gebrachte Generación del 98 aus diesem Schlüsselereignis der spanischen Geschichte die genau entgegengesetzten Schlüsse zog, unter anderem sollte Spanien endlich sein Wunschdenken und Schwelgen in der Vergangenheit ablegen. Bekannt ist das Schlagwort Joaquín Costas, eines der führenden Köpfe der 98er: ¡Cerrad con siete llaves el sepulcro del Cid! – „Verschließt mit sieben Schlüsseln das Grab des Cid!“
  40. So führt Salvador de Madariaga den Aufstieg Juan Peróns in Argentinien auf die englische und amerikanische Haltung gegenüber dem Franco-Regime zurück. Das peronistische System ähnelt dem Franquismus in vieler Hinsicht, während freilich der Populist Juan Perón unter ganz anderen Umständen an die Macht gelangte als Franco. Auch Augusto Pinochet in Chile sah in Franco ein Vorbild, vgl. z. B. hier
  41. Payne, Geschichte des Faschismus, S. 325
  42. http://www.fortunecity.es/imaginapoder/humanidades/587/franquismo.htm - eine knappe Zusammenfassung des Meinungsstandes von Juan J. Linz bis Payne über die Typisierung des Regimes (span.)
  43. Payne, Geschichte des Faschismus, S. 325
  44. Bernecker, in: „Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg“, S. 82. Um ein vollständiges Bild abzugeben, sei allerdings hinzugefügt, dass sich Spanien – von den schon erwähnten Konzentrationslagern für Flüchtlinge einmal ganz abgesehen – auch insoweit insgesamt wenig gastlich zeigte, als zur Einreise ein französisches Ausreisevisum verlangt wurde, welches die Flüchtlinge selten beibringen konnten, so dass nur die illegale Einreise blieb. Zudem operierten deutsche Diplomaten und später die Gestapo im spanischen Hinterland. Spanien wurde in der Regel als Transitland angesehen, das man besser umgehend hinter sich ließ. Dass die Flucht über die iberische Halbinsel Tausenden Flüchtlingen das Leben rettete, ist in erster Linie der Haltung Portugals zu verdanken, welches ab 1941 die Verfolgung der Flüchtlinge weitgehend einstellte.
  45. Bernecker, Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S. 82
  46. http://www.yale.edu/lawweb/avalon/wwii/spain/sp16.htm (engl.)
  47. in: Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, S.77
  48. Renzo De Felice, Der Faschismus, Klett-Cotta, 1975, ISBN 3-12-910500-X, S. 65
  49. Laqueur, Faschismus Gestern-Heute-Morgen, S. 70
  50. Laqueur, Faschismus Gestern-Heute-Morgen, S. 176
  51. Spanien-Lexikon, S. 242
  52. Spanien-Lexikon, S. 207
  53. Spanien-Lexikon, S.206
  54. Payne, Geschichte des Faschismus, S. 324
  55. Payne, Geschichte des Faschismus, S. 325
  56. Spanien, S. 452
  57. Bernd Rill, in: Geschichte 2/2001, S. 36
  58. vgl. http://www.yale.edu/lawweb/avalon/wwii/spain/sp06.htm und http://www.yale.edu/lawweb/avalon/wwii/spain/sp07.htm (engl.)
  59. Payne, Geschichte des Faschismus, S. 325
  60. vgl. hierzu in Wikisource: Die Beziehungen der Mitglieder der Vereinten Nationen mit Spanien, 1946 (engl., span.)
  61. Winston Churchill äußerte sich am 10. Dezember 1948 dahin, dass in Spanien kein Brite oder Amerikaner getötet worden und Francos Verhalten gegen Hitler und Mussolini ein Beispiel von Undankbarkeit gewesen sei. Bei dieser Gelegenheit ließ er außerdem durchblicken, dass er selbst nur darum einem Ausschluss Spanien befürwortet habe, um Stalin für eine Unterstützung der Charta der Vereinten Nationen zu gewinnen (Salvador de Madariaga, Spanien, S. 401)
  62. Aufgrund des Abkommens operierten die USA in Spanien auch mit Nuklearwaffen. In Palomares kam es hierbei 1966 nach dem Absturz einer B-52 zu dem bislang folgenreichsten Unfall mit Waffen dieser Kategorie, siehe http://www.atomwaffena-z.info/geschichte/gesch_unfaelle_beispiele.html
  63. Bereits 1950 schreibt Arthur Koestler (The Trail of the Dinosaur, London 1950, S. 200): We consider Franco's totalitarian régime to be as abhorrent as any other tyranny. But […] we refuse to fall into the trap of Cominform propagandists who want to divert our attention and energies from the real threat into a crusade against Francisco Franco.
  64. Spanien-Lexikon, S. 207
  65. Die Texte können unten im Originaltext nachgeschlagen werden (span.)
  66. http://www.verfassungen.de/es/verf78.htm
  67. Salvador de Madariaga, Spanien, S. 405
  68. Bernhard Schmidt, in: Spanien-Lexikon, S. 298 ff
  69. Zu diesem Themenkreis vgl. allgemein Sören Brinkmann, Zwischen Apokalypse und Erlösung: Die Mythen des Franquismus (dt., pdf)
  70. Die militärisch nicht gebotene Entsetzung Toledos trug andererseits wahrscheinlich dazu bei, dass Franco vor Madrid Zeit verlor und die Stadt nicht im Handstreich genommen werden konnte.
  71. Von den 100 linken Geiseln allerdings, welche die Verteidiger mit sich in den Alcazár genommen hatten, fehlt bis heute jede Spur (Beevor, Der Spanische Bürgerkrieg, S.161)
  72. Luis starb allerdings erst einen Monat später als Vergeltung für einen Luftangriff (Beevor, der Spanische Bürgerkrieg, S. 161)
  73. Hugh Thomas schildert diese Episode in: Der Spanische Bürgerkrieg, S. 165 f. Der Dialog ist in verschiedenen, voneinander im Wortlaut abweichenden Fassungen überliefert. Einige Beispiele (alle span.): [6], [7]
  74. vgl. http://webdoc.gwdg.de/edoc/p/fundus/3/schmigalle.pdf (S. 6 des pdf-Dokuments bzw. S. 82 des Werks).
  75. Der Spanische Bürgerkrieg, S. 145
  76. „Dem eher zynischen Terror der Rechten stand ein zügelloser der Linken gegenüber. Fast wahllos ergriffen selbst ernannte Rächergruppen, die sich als ‚Tschekas‘ bezeichneten, Leute auf, die ihnen irgendwie rechts, klerikal oder eben nur verdächtig erschienen, und erschossen sie ohne viel Federlesens.“ (Dr. Hans-Peter von Peschke, in: Geschichte 2/2001, S. 31)
  77. Beevor (Der Spanische Bürgerkrieg, S. 111 f.) verortet solche Ausschreitungen vor allem in Aragón, Katalonien und Valencia. Dagegen wurde im Baskenland „die Kirche nicht angetastet“ (Beevor aaO).
  78. Dieses Bild aus dem Bestand des Instituto Municipal de Historia, Barcelona, zeigt Angehörige einer nicht näher identifizierten republikanischen Miliz bei der Entweihung einer Kirche in Barcelona (Milicianos durante la profanación de una iglesia en Barcelona). Als Bauern verkleidete Ordensangehörige werden im Bischöflichen Palais von Sigüenza festgenommen (Frailes vestidos de paisano detenidos por los milicianos en el palacio episcopal de Sigüenza, Guadalajara).
  79. Salvador de Madariaga, Spanien, S. 331
  80. Hugh Thomas, Der Spanische Bürgerkrieg, S. 157
  81. Hugh Thomas nennt (in Der Spanische Bürgerkrieg, S. 143 ff.) als Beispiel den Brand in der Bibliothek der Kathedrale von Cuenca, welche u. a. den Catecismo de Indias enthielt.
  82. Geschichte Spaniens, S. 217
  83. ibid. S. 217
  84. Innerhalb Spaniens war die Religion nicht die einzige Verbindung zwischen den einzelnen Provinzen, aber sie war das größte (sic) Bindeglied. Niemals war Marx' Feststellung, dass die Religion das Opium der Armen (sic) ist, unrichtiger. In allen sozialen Auseinandersetzungen dieser Zeit […] waren es die Mönche, die das Volk leiteten und unterstützten. Wie im heutigen Deutschland (sic, geschrieben um 1940) bewirkte allein die Kraft der nationalen Religion ein Land (sic), in dem bisher die Aufspaltung in Adel und Plebejer besonders krass gewesen war, ab 1620 bemerkenswert egalitär zu werden. […] Klassenunterschiede verloren ebenfalls an Bedeutung. Franzosen und Italiener waren erschreckt über die Frechheit, mit der der kleinste Händler, ausgerüstet mit Mantel und Degen, auch wenn er zu Hause nichts zu essen hatte, die erlauchtesten Grafen anrempelte. (Brenan, Geschichte Spaniens, S. 54
  85. Spanien, S. 332. Bezeichnenderweise geschah protestantischen Kirchen nichts, und sie blieben während des Krieges geöffnet. Es gab aber nur etwas über 6.000 Protestanten in ganz Spanien. (Hugh Thomas, S. 143
  86. Hugh Thomas (Der spanische Bürgerkrieg, S. 151), berichtet zwar von „einigen“ Einzelfällen, in welchen Priester tatsächlich mit der Waffe in der Hand an den Kampfhandlungen teilnahmen, wobei hier aber offenbar die Ausnahme die Regel bestätigte. Waffenverstecke in Kirchen und Klöstern mag es gegeben haben, allerdings soll es sich – ebenso wie Fälle, in welchem das Feuer von Kirchtürmen aus eröffnet worden sein sollte – hierbei zumeist um Gerüchte gehandelt haben, vgl. Salvador de Madariaga, Spanien, S. 332. Beevor berichtet von aus Barcelona von Schüssen von Kirchtürmen, doch habe es sich hierbei um verschanzte Soldaten, nicht um den Klerus gehandelt (Der Spanische Bürgerkrieg, S. 95)
  87. Salvador de Madariaga, Spanien, S. 331
  88. Der spanische Bürgerkrieg, S. 144
  89. zit nach: Hugh Thomas, Der Spanische Bürgerkrieg, S. 144
  90. Zu den Zahlen des Vatikan vgl. den unten stehenden Link über die Seligsprechungen im Jahr 2001. Die Rede ist im Einzelnen von 13 Bischöfen, 4.184 Priestern, 2.365 Ordensbrüdern und 283 Ordensschwestern. Diese Zahlen werden von Anthony Beevor (Der Spanische Bürgerkrieg, S. 111) bestätigt. Salvador de Madariaga spricht von etwa 6.800 getöteten Geistlichen, Ordensmännern und Ordensfrauen. Auch diese Quelle gibt an: Cerca de 7000 religiosos fueron asesinados.
  91. Salvador de Madariaga, Spanien, S. 338.
  92. Hugh Thomas, Der spanische Bürgerkrieg, S. 150 f.
  93. vgl. hier auf www.vatican.va (span.). Dem schlossen sich 2005 weitere Seligsprechungen an
  94. Der Spanische Bürgerkrieg, S. 144 f.
  95. Beevor (Der Spanische Bürgerkrieg, S. 111) verweist auf den Umstand, dass sogar die amtliche spanische Aufzählung der Verbrechen der Republik aus dem Jahr 1946 keinen einzigen solchen Fall belegt und nur einen vermutet.
  96. Vgl. hier.
  97. Hugh Thomas, Der Spanische Bürgerkrieg, S. 146
  98. Anthony Beevor (in: Der Spanische Bürgerkrieg, S. 111) berichtet von einem nationalischen Massaker an an 16 Angehörige des Klerus, darunter den Erzpriester von Mondragon, sowie von der Ermordung von 20 protestantischen Geistlichen. Der Bischof von Vitoria veranlasste daraufhin den Papst, bei Franco gegen die Exekutionen zu protestieren. Hugh Thomas fügt hinzu (Der Spanische Bürgerkrieg, S. 349), dass daneben 278 Pfarrer und 125 Ordensbrüder abgesetzt, eingesperrt oder strafversetzt wurden.
  99. Francis L. Carsten, Der Aufstieg des Faschismus in Europa, S. 237
  100. Hugh Thomas, der Spanische Bürgerkrieg, S. 197.
  101. vgl. etwa diese Abbildung
  102. vgl. dieses Interview mit dem englischen Historiker Paul Preston: http://www.welt.de/data/2005/05/26/723007.html?prx=1
  103. Vollständiger Text und mp3 von „Tenemos un Caudillo“ (span.)
  104. Bernd Rill, Geschichte 2/2001, S. 38
  105. Zur dreißigsten Wiederkehr dieses Datums 2005 vgl. http://www.zeit.de/2005/47/A-Franco
  106. Francos Testament in Wikisource (span.): [8]
  107. zit. nach: Karin Schneider-Ferber, M. A., in: Geschichte 2/2001, S.40
  108. zit. nach: Karin Schneider-Ferber, a. a. O.
  109. Karin Schneider-Ferber, a. a. O., S. 41
  110. Laqueur, Faschismus Gestern-Heute-Morgen, S. 177 f.
  111. Umfrage zum Image der Franco-Diktatur in Spanien 30 Jahre nach Francos Tod (span.)
  112. Zum Themenkreis der spanischen Vergangenheitsbewältigung während und nach der Transición vgl. Julia Machter, Verdrängung um der Versöhnung willen? (dt., pdf) sowie dieses Interview mit Walther L. Bernecker und mit Paul Preston. Siehe auch hier
  113. Eine Zusammenfassung des Films kann hier nachgelesen werden.
  114. vgl. etwa hier
  115. Zu den Vorfällen in Madrid 2005.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Antony Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg. C. Bertelsmann, München 2006, ISBN 3-570-00924-6
  • Walther L. Bernecker: Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg. C.H.Beck, München 1988, ISBN 3-406-42684-0 (Standardwerk für eine detaillierte Geschichte und Charakterisierung des franquistischen Systems)
  • Walther L. Bernecker, Hans-Jürgen Fuchs, Bert Hoffmann u. a.: Spanien-Lexikon. C.H.Beck, München 1990, ISBN 3-406-34724-X
  • Walther L. Bernecker: Spaniens „verspäteter“ Faschismus und der autoritäre „Neue Staat“ Francos. In: Geschichte und Gesellschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1986,2, S.183-211. ISSN 0340-613X
  • Walther L. Bernecker: Neuere Tendenzen in der Erforschung des spanischen Bürgerkrieges. In: Geschichte und Gesellschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997,3, S.446-475. ISSN 0340-613X
  • Gerald Brenan: Die Geschichte Spaniens. Über die sozialen und politischen Hintergründe des Spanischen Bürgerkrieges. Karin Kramer Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-87956-034-X (engl. Originaltitel: The Spanish Labyrinth. An Account of the Social and Political Background of the Civil War by Gerald Brenan. At the University Press, Cambridge 1947, 1960. ISBN 0-521-09107-1)
  • Francis L. Carsten: Der Aufstieg des Faschismus in Europa. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1968, 1969.
  • Walter Laqueur: Faschismus Gestern-Heute-Morgen. Propyläen-Verlag, New York 1996, Berlin 1997, ISBN 3-549-05602-8
  • Salvador de Madariaga: Spanien. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979 (3. Aufl.). ISBN 3-421-01925-8
  • Dr. Franz Metzger (Hrsg.): „Tod am Tajo. Spanien zwischen Volksfront und Falange“. in: G - Geschichte. Menschen, Ereignisse, Epochen. Johann Michael Sailer, Nürnberg 2001,2. ISSN 1617-9412
  • Ernst Nolte: Die faschistischen Bewegungen. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1966, 1973. ISBN 3-423-04004-1
  • Stanley Payne: Geschichte des Faschismus. Aufstieg und Fall einer europäischen Bewegung. Tosa-Verlag im Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2006, ISBN 3-85003-037-7
  • Hugh Thomas: Der Spanische Bürgerkrieg. Büchergilde Gutenberg/Ullstein, Frankfurt am Main 1961, 1964.

[Bearbeiten] Weblinks

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Franquismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
s:
Wikisource
Wikisource: Von Franco an Benito Mussolini und Adolf Hitler vergebene Auszeichnungen (span.) – Quellentexte
s:
Wikisource
Wikisource: Die Beziehungen der Mitglieder der Vereinten Nationen mit Spanien, 1946 (engl., span.) – Quellentexte
s:
Wikisource
Wikisource: Testament Francisco Francos (span.) – Quellentexte

Grundgesetze des franquistischen Staats:

Die Grundgesetze (hier eine Auswahl) sind als TIF-Dateien unter den nachfolgenden Weblinks Seite für Seite aufrufbar. Quelle: Suchseite für spanische Gesetzestexte (offizielle BOE-Seite) von 1875-1967. Eine Auswahl auf Spanisch in HTML-Format gibt es hier; eine deutsche Übersetzung der wichtigsten Grundgesetze ist hier zu finden.

  • Decreto aprobando el Fuero del Trabajo (mit Text desselben): BOE 505/1938, S. 6178-6181 (Burgos). [9], [10], [11], [12].
  • Ley de creación de las Cortes Españolas: BOE 200/1942, S. 5301-5303: [13], [14], [15].
  • Fuero des los Españoles: BOE 199/1945, S. 358-350: [16], [17], [18] (sowie in Wikisource)
  • Ley de 22 de octubre de 1945 por la que el Jefe del Estado podrá someter a reférendum aquellas Leyes que su transcendencia lo aconseje o el interés público lo demande (Ley de Referéndum Nacional), BOE 297/1945, S. 2522: [19].
  • Ley de Sucesión en la Jefatura del Estado: BOE 208/1947, S. 4238-4239, [20], [21].
  • Ley de Principios del Movimiento Nacional: BOE 119/1958, S. 4511 – 4513, [22],[23],[24],[25].
  • Ley Orgánica del Estado, número 1/1967, de 10 de enero, BOE 9/1967, S. 466-477 [26], [27], [28], [29], [30], [31], [32], [33], [34], [35], [36], [37].
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