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Robin Hood

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Robin Hood ist ein englischer Volksheld, ein Geächteter, der nach der Legende von den Reichen stahl und den Armen gab. Er wird auch „Robin von Locksley“ genannt. Seine Braut Lady Marian (engl. Maid Marian) soll ein Mündel des Königs gewesen sein. Mit seinen Gesellen lebte er der Erzählung nach im Sherwood Forest in der Nähe von Nottingham. Weit verbreitet wurden Robin Hoods Legenden durch das Kinder- und Jugendbuch The Merry Adventures of Robin Hood (1883) des amerikanischen Dichters Howard Pyle (1853-1911).

Robin-Hood-Denkmal vor dem Schloss in Nottingham
Robin-Hood-Denkmal vor dem Schloss in Nottingham

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Die historische Existenz von Robin Hood ist nicht bewiesen. Die Geschichten, die im Zusammenhang mit Robin Hood erzählt werden, haben vermutlich keinen realen Hintergrund und streifen oftmals die Mythologie. Möglicherweise stammen einzelne Motive des Charakters und seiner Abenteuer aus der Biographie von William Wallace. Das erste Mal in einem Manuskript wird er erwähnt in William Langlands Piers Plowman (1377), in welchem Sloth, der faule Priester, behauptet: „Ich kenne Reime von Robin Hood“. Drei Jahre später schreibt der schottische Chronist John Fordun, dass Robin Hood „in den Balladen für das größte Entzücken sorgt“.

Gedruckte Versionen von Balladen über Robin Hood erscheinen kurz nach der Einführung des Buchdrucks in England im frühen 16. Jahrhundert. In diesen Balladen ist Robin Hood (gelegentlich auch Robyne Hode) ein Freisasse, was zu dieser Zeit gleichbedeutend mit einem unabhängigen Grundbesitzer oder einem Großbauern ist. Erst am Ende des 16. Jahrhunderts wird er zu einem Edelmann namens Earl of Huntington, Robert von Locksley oder, nochmals später, Robert Fitz Ooth oder auch Robert Fitzood.

Seine romantische Verbindung zu Maid Marian (oder Marion, Marionne, Marianne oder auch Marie-Anne, ursprünglich bekannt als Mathilda) ist ebenso ein Produkt dieser späteren Periode und hat vielleicht mit dem französischen Theaterstück Jeu de Robin et Marion (Adam de la Halle), das etwa 1280 entstand, zu tun. Neben den Namen besteht hier jedoch keine erkennbare Verbindung zu Robin Hood.

Im späten 16. Jahrhundert wird auch die Geschichte Robin Hoods zeitlich zurück versetzt in die 1190er-Jahre, als Richard Löwenherz sich auf einem Kreuzzug befindet. Eine der originalen Robin-Hood-Balladen bezieht sich auf König Edward, Edward II. und Edward III., die England von 1272 bis 1377 regierten. Das Bild Robin Hoods als eines edelmütigen Sachsen, der die Normannen bekämpft, stammt aus dem 19. Jahrhundert, was besonders deutlich wird, wenn man die Rolle betrachtet, die Robin Hood in Sir Walter Scotts Roman Ivanhoe spielt.

Der bäuerliche Robin Hood wurde vom schurkischen Sheriff von Nottingham um sein Land gebracht und so zum Geächteten. Der Sheriff erscheint in den frühen Balladen (Robin tötet und enthauptet ihn), aber keine Angaben sind so deutlich wie im Zusammenhang mit dem Sheriff. Robins andere Feinde umfassen die reichen Äbte der katholischen Kirche und einen Baron und Kopfgeldjäger namens Guy de Gisbourne. Robin tötet und enthauptet ihn ebenfalls. Die frühen Balladen erwähnen nicht, dass Robin seine Beute an die Armen weitergab, obwohl er einem armen Ritter eine große Summe Geld überlässt.

Robin Hood im Sherwood Forest - Filmplakat zum Film von 1922
Robin Hood im Sherwood Forest - Filmplakat zum Film von 1922

Die Legende sagt, dass Robin sich im Sherwood Forest versteckte. Die ursprünglichen Balladen sprechen von seinem Aufenthalt in Barnsdale, das etwa fünfzig Meilen nördlich von Sherwood liegt. Andere behaupten, dann könne er niemals etwas mit dem Sheriff von Nottingham zu tun gehabt haben, der zwei Tagesritte im Süden wohnte. Der Legende nach starb Robin Hood, als er wegen einer schmerzenden Wunde seine Kusine, eine Äbtissin in Kirklees, aufsuchte. Sie behauptete, ihn zur Ader lassen zu wollen, schnitt ihm aber eine Schlagader auf, um ihn zu töten. Mit letzter Kraft blies er in sein Horn. Sein Freund Little John, zu Hilfe eilend, konnte jedoch nichts mehr für ihn tun. Robin Hood schoss einen letzten Pfeil zum Fenster hinaus und wurde an der Stelle begraben, an der der Pfeil auf die Erde fiel.

In den Balladen werden ursprünglich viele andere „fröhliche Gesellen“ (Merry Men) erwähnt: Bruder Tuck, Will Scarlet oder auch Scathlock, Much der Sohn des Müllers und Little John, eigentlich John Small, ein hünenhafter Geächteter, dessen Nachname dazu führte, dass man ihn später ironisch „little“ (klein) nannte, weil er es eben gerade nicht war. Der Barde Alan-a-Dale ist eine spätere Erfindung zu den Theaterstücken mit dem Robin-Hood-Thema.

Lieder, Theaterstücke, Spiele und später auch Romane, Musicals, Filme und Fernsehserien haben Robin Hood und seine Leute je nach den Bedürfnissen der Zeit angepasst, und der Mythos war Mittel ausgiebiger ideologischer Manipulation. Maid Marian beispielsweise, die in der frühen viktorianischen Zeit so etwas wie eine Amazone war, wurde in ihrem Benehmen bis zur völligen Passivität verändert, besonders in der ersten Zeit des Frauenwahlrechts. Als die Emanzipierung an Kraft gewann, machte Marian wieder eine komplette Wandlung durch und bekam eine aktivere Rolle.

Filme und Fernsehserien (Auswahl)

Maid Marian und Robin Hood (Enid Bennett und Douglas Fairbanks), 1922
Maid Marian und Robin Hood (Enid Bennett und Douglas Fairbanks), 1922
  • 1912 - Erste Verfilmung als Stummfilm (30 Minuten Länge) mit Robert Frazer, der danach zwar noch 210 Filme drehte, aber kaum noch in Hauptrollen spielte.
  • 1922 - Regie: Allan Dwan, Douglas Fairbanks, ebenfalls noch ein Stummfilm. In dieser Version ist Robin Hood der athletische, frauenfürchtende „All-American-Boy“ der 1920er-Jahre. Sam De Grasse spielte den Schurken König John. Das Schloss soll die größte je für einen Stummfilm gebaute Dekoration gewesen sein. Alan Hale spielte in diesem Film erstmals den Little John und sollte diese Rolle noch in einigen weiteren Robin Hood Filmen übernehmen, so auch 1938. Fairbanks erhielt 1922 für seine Darstellung die Ehrenmedaille der Photoplay Awards (Den „Oscar“ gab es noch nicht, er wird erst seit 1929 verliehen.).
  • 1938 - Robin Hood, König der Vagabunden (The Adventures of Robin Hood): Errol Flynn ist ein gewitzter, mehr redegewandter Robin Hood - der sich des Feindes, den er bekämpft, sehr bewusst ist, sowie der Zeiten und Menschen, die in dieser etwas düstereren Geschichte um ihn herum sind. Maid Marian beschuldigt Robin: „Du lügst!“. Er antwortet: „Fließend“. Oscars 1938 für beste Ausstattung, bester Schnitt und beste Filmmusik (von Erich Wolfgang Korngold).
  • 1948 - The Prince of Thieves (Robin Hoods große Liebe) mit Jon Hall kommt völlig ohne König Richard, Prinz John und den Sheriff von Nottingham aus.
  • 1951 - Robin Hood, Rebell des Königs (The Story of Robin Hood), in England hergestellte Walt Disney-Produktion mit Richard Todd in der Titelrolle.
  • 1951 - Tales of Robin Hood mit Robert Clarke, amerikanische Low-Budget-Produktion, in der auch kurz Robins Jugend beleuchtet wird.
  • 1952 - Ivanhoe, der schwarze Ritter mit Robert Taylor, Elizabeth Taylor spielt ebenfalls zur Zeit des Konfliktes von König Richard und Prinz John. Die Rolle des Robin Hood (dargestellt von Harold Warrender) ist hier aber eher eine Nebenrolle.
  • 1955-1960 - Die englische Serie Adventures of Robin Hood (bestehend aus einer wöchentlichen halbstündigen Sendung, die auch in den USA gezeigt wurde) zeigt in der Hauptrolle Richard Greene. Episoden, die von Hollywood-Autoren geschrieben wurden, die auf der schwarzen Liste standen, weisen einen hohen Grad an sozialem Gewissen auf. Einige der Episoden wurden zu längeren Spezialfolgen in Farbe umgewandelt:
    • Robin Hood's Greatest Adventures (1956, mit Donald Pleasence)
    • Robin Hood, the Movie (1958)
    • Robin Hood: The Quest for the Crown (1958)
  • 1958 - 'Robin Hood Daffy,' ein von Chuck Jones animierter Cartoon, in dem Daffy Duck die Tradition von Errol Flynn fortführt und in dem ihn Porky Pig als Bruder Tuck nicht ernst nehmen will. Gesprochen werden beide Rollen von Mel Blanc.
  • 1960 - spielt in Robin Hood e i pirati (Robin Hood und die Piraten) Ex-Tarzan und späterer „Old ShatterhandLex Barker den Robin Hood in komplett mediterraner Umgebung. Mit den bekannten Robin Hood-Geschichten hat der Film nichts gemein.
  • 1971 - spielt in L'Arciere di Sherwood (Der feurige Pfeil der Rache) Italo-Western-Star Giuliano Gemma den Robin Hood und Mario Adorf den Bruder Tuck.
  • 1973 - Walt Disney produzierte mit Robin Hood die bekannteste animierte Version der Legende, in der die verschiedenen Charaktere als Tiere dargestellt wurden, wie etwa Robin Hood und Maid Marian als Füchse oder Prinz John als Löwe (im Deutschen wie im Original gesprochen von Peter Ustinov).
  • 1975 - Mel Brooks produziert die Robin-Hood-Persiflage When Things Were Rotten (Robi Robi Robin Hood) als Fernsehserie. Die Regie führte Marty Feldman.
  • 1984-1986 - Die britische Fernsehserie Robin of Sherwood (deutscher Titel: Robin Hood), war eine New Age-Fantasyserie mit Michael Praed als Robin, später ersetzt durch Jason Connery (dem Sohn von Sean Connery) als Robert, genannt Robin. In dieser Version tragen die beiden Robins nur selten Hüte. Die Filmmusik von Clannad gewann 1985 den BAFTA-Fernsehpreis für die beste Original Fernseh-Filmmusik. Autor Richard Carpenter (Catweazle) fügte viele mystische Elemente hinzu, ebenso entstand die Figur des Nasir, eines mit zwei Schwertern kämpfenden Sarazenen. Dieser Begleiter von Robin Hood wurde für die Costner-Verfilmung 1991 für die Rolle von Morgan Freeman übernommen.
  • 1989-1994 - Die englische Kinder-Fernsehserie Maid Marian and her Merry Men (25 Episoden) schrieb die Legende „etwas“ um. Robin war eigentlich ein feiger Schneider aus Kensington und Maid Marian war das „Gehirn“ der Truppe.
Auszeichnungen für Costners Robin Hood:
  • ASCAP Film- und Fernsehmusikpreis 1992 für den besten Filmsong.
  • Goldene Leinwand 1991 in Deutschland.
  • Grammy 1992 für den besten Filmsong.
  • 1997-1999 - Ausstrahlung der Serie The New Adventures of Robin Hood, eine Koproduktion des Turner Network Television und Warner Bros. im Stil der Herkules- und Xena-Serien. Diese Serie war geprägt durch starke Fantasy-Elemente und CGI-Effekte.
  • 2001 - Im computeranimierten Film „Shrek“ erhalten Robin Hood und seine Gesellen Prügel von Shreks Begleiterin, der Prinzessin Fiona.
  • 2004 - Im März 2004 strahlte der Kinderkanal (KI.KA) der ARD die fünfteilige Serie „Drei für Robin Hood“ aus. Neben den drei Hauptakteuren „Bernd das Brot“, „Briegel der Busch“ und „Chili das Schaf“ waren bekannte deutsche Comedy-Größen zu sehen. Hugo Egon Balder spielte den Sheriff von Nottingham.
  • 2006 - Premiere der britischen Fernsehserie Robin Hood, produziert von der BBC, die einen „modernen“ Robin Hood präsentiert.

Sonstiges

  • Robin Hood wird durch Otto Waalkes humoristisch in seinem Kurz-Hörspiel „Robin Hood, der Beschützer von Witwen und Waisen“ interpretiert.
  • Der Name der Umweltschutzorganisation Robin Wood ist angelehnt an die Figur des Robin Hood.
  • Einen Treffer beim Bogenschießen, welcher einen bereits in der Scheibe steckenden Pfeil „aufspießt“, nennt man „Robin-Hood-Schuß“. Die modernen aus Aluminium- oder Carbonrohren bestehenden Pfeile kann man zwar nicht in zwei Hälften spalten, aber trotzdem kommen solche Treffer vor. (Das ist auch dadurch bedingt, daß die Spitze der für den normalen Wettkampf verwendeten Pfeile keine Klinge darstellen sondern die Form einer Granate haben.) Allerdings sind sie sehr selten. (Meistens heben sich die Schützen die zwei Pfeile dann auf.)
  • Der Comic Robin Ausdemwald ist eine Parodie auf Robin Hood.
  • Der „Robin Hood Index“ ist eine der verschiedenen englischen Bezeichnungen für die Hoover-Ungleichverteilung.
  • Ein Kindermusical wurde im Jahr 2006 von den Festspielen Balver Höhle aufgeführt.

Computerspiele

Literatur

  • Stephanie L.Barczewski: Myth and national identity in nineteenth-century Britain : the legends of King Arthur and Robin Hood, Oxford [u.a.] : Oxford University Press 2000, 274 S., ISBN 0-19-820728-X
  • James C. Holt: Robin Hood. Die Legende von Sherwood Forest, Düsseldorf [u.a.] 1991. ISBN 3-430-14771-9 (Sachbuch über die historische Wahrheit hinter dem Mythos)
  • Howard Pyle: Robin Hood, Bindlach 2004. ISBN 3-8112-2438-7 (Titel des 1883 zuerst erschienen Romans amerikanischen Original: „The Merry Adventures of Robin Hood“)

Weblinks

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