Samische Sprachen
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Samisch (Sámegiella) |
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Gesprochen in | Norwegen, Finnland, Schweden und Russland | |
Sprecher | ca. 20.000 | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | als Minderheitensprache anerkannt in einzelnen Gemeinden in Finnland, Norwegen und Schweden | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1: | se | |
ISO 639-2: | (B) sma, sme, smi, smj, smn, sms | (T) - |
SIL ISO 639-3: | LKS, LPB, LPC, LPD, LPI, LPL, LPK, LPR, LPT, LPU, SIA |
Sami (auch Samisch oder Saami, in der älteren Literatur auch als Lappisch bezeichnet) ist eine Gruppe von finno-ugrischen Sprachen, die von ca. 20.000 Menschen in Lappland gesprochen werden, einer Region, die sich von Norwegen über Schweden und Finnland bis auf die Halbinsel Kola erstreckt. Es gibt je nach Art und Gesichtspunkt der Einteilung 10 oder mehr samische Sprachen oder Dialekte. Eine gegenseitige Verständigung zwischen den Sprechern verschiedener samischer Sprachen ist nicht immer oder oft nur schwer möglich. Von ihnen ist Nord-Sami die am weitesten verbreitete und auch am häufigsten medial genutzte Variante. Der Language Code ist se
für Nord-Sami (nach ISO 639).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Auch wenn das Samische mit den ostseefinnischen Sprachen nahe verwandt ist, gehören Samen und Finnougrier anthropologisch nicht zusammen. Es muss angenommen werden, dass die Samen die heutige finno-ugrische Sprache von einem anderen Volk übernommen haben. Dafür spricht auch, dass das Samische über zahlreiche Worte verfügt, die weder finno-ugrischer noch germanischer Herkunft sind. Außerdem verfügt das Samische über weitaus mehr altertümliche Lehnworte aus nordischen germanischen Sprachen als andere finnische Sprachen.
Für die ursprünglich nur gesprochenen samischen Sprachen wurden bis in die 1970er und 1980er Jahre hinein Schriftsprachen entwickelt und die jeweilige Grammatik kodifiziert. Um mit der gesellschaftlichen und technologischen Entwicklung Schritt halten zu können, wurden jedoch viele Wörter aus den Nachbarsprachen, so vor allem aus dem Norwegischen und dem Schwedischen als Lehnwörter übernommen und an die samische Grammatik angepasst.
[Bearbeiten] Einteilung der Sprachen
Es gibt verschiedene Klassifikationen. Entweder wird zwischen Ostsamisch, Zentralsamisch und Südsamisch unterschieden, oder die samischen Sprachen werden in eine west- und eine ostsamische Gruppe eingeteilt.
[Bearbeiten] West-Sami
- Südsamisch (Norwegen, Schweden): ca. 500 Sprecher.
- Umesamisch (Norwegen, Schweden): ca. 20 Sprecher, fast ausgestorben.
- Pitesamisch (Norwegen, Schweden): ca. 10 Sprecher, fast ausgestorben.
- Lulesamisch (Norwegen, Schweden): ca. 1.500 Sprecher, zweitgrößte samische Sprache.
- Nordsamisch (Norwegen, Schweden, Finnland): ca. 15.000 Sprecher, 75 % aller Sami-Sprecher.
[Bearbeiten] Ost-Sami
- Skoltsamisch (Finnland: Russland), ca. 400 Sprecher.
- Inarisamisch (Finnland): 300-400 Sprecher.
- Kildinsamisch (Russland): ca. 500 Sprecher.
- Tersamisch (Russland): sechs Sprecher, fast ausgestorben.
Die letzte Sprecherin des Akkalasamischen starb 2003, damit ist die Sprache heute ausgestorben. Eine weitere samische Sprache, Kemisamisch, ist schon seit über 100 Jahren ausgestorben.
[Bearbeiten] Schriftsprachen
Im Jahr 2001 gab es zehn bekannte samische Sprachen. Sechs davon konnten sich zu Schriftsprachen entwickeln, die übrigen vier werden kaum noch gesprochen, d. h. es gibt nur noch unter 100 Sprecher. Da die einzelnen Sprachen bzw. Dialekte teils so weit von einander entfernt sind, dass eine Interkommunikation zwischen den Sprechern nicht oder nur schwer möglich ist, genießt das Nordsamische gewissermaßen den Rang einer lingua franca unter den Samen. So werden die meisten Sendungen in Rundfunk und Fernsehen in Nord-Sami ausgestrahlt. Die Samischen Sprachen benutzen das lateinische Alphabet unter Hinzunahme von diakritischen Zeichen, Kildin-Sami wird mit kyrillischen Buchstaben geschrieben.
[Bearbeiten] Offizieller Status
[Bearbeiten] Norwegen
In der 1988 angenommenen Verfassung für das Königreich Norwegen wird in Artikel 110a festgelegt: „Es ist Aufgabe der Staatsorgane Bedingungen zu schaffen, die den Samen die Pflege und die Entwicklung ihrer Sprache, Kultur und Lebensweise ermöglichen.“ Ein Gesetz über die Samische Sprache trat in den 1990er Jahren in Kraft. Darin werden die Kommunen Karasjok, Kautokeino, Nesseby, Porsanger, Tana und Kåfjord zum zweisprachigen Gebiet erklärt, das heißt, Sami ist im Verkehr mit den Behörden zugelassen.
[Bearbeiten] Finnland
Durch das Sprachgesetz von 1992 haben die samischen Sprachen in Finnland im sogenannten „Heimatgebiet“ der Samen, das die Gemeinden Enontekiö, Inari, Utsjoki und den Nordteil der Gemeinde Sodankylä umfasst, einen offiziellen Status. In allen vier Gemeinden ist Nordsamisch anerkannt, in Inari daneben auch Inarisamisch und Skoltsamisch. Damit ist Inari die einzige viersprachige Gemeinde Finnlands.
Der Status der samischen Sprachen garantiert den Samen das Recht, diese als Verkehrssprache in Behörden und Krankenhäusern zu verwenden. Alle öffentlichen Bekanntmachungen werden im Heimatgebiet der Samen auf Finnisch und Samisch gemacht. In den Schulen einiger Gebiete ist Nordsamisch die erstrangige Schulsprache.
[Bearbeiten] Schweden
Am 1. April 2002 wurde Sami eine der fünf offiziell anerkannten Minderheitensprachen in Schweden. Sami kann im amtlichen Verkehr in den Kommunen Arjeplog, Gällivare, Jokkmokk und Kiruna verwendet werden, d. h., dass jeder Same das Recht hat, in seiner Sprache mit den Behörden des Staates und der Kommune zu verkehren und eine Antwort in seiner Sprache zu bekommen. Samische Eltern können wählen, ob sie ihre Kinder in eine samische Schule mit Schwedisch als Fremdsprache einschulen möchten oder umgekehrt.
In allen drei genannten Ländern gibt es „Parlamente“ (Samething), das heißt Selbstverwaltungsorgane der Samen, die allerdings keinerlei legislative Funktion haben, sondern eher Interessenvertreter der Samen auf kommunaler Ebene darstellen. In Schweden ist die Stellung der samischen Selbstverwaltungsorgane ihren Befugnissen nach durchaus der der Kommunen in Deutschland vergleichbar. So können sie beispielsweise Eingriffe in die Weidegebiete der Rentiere (z. B. durch Wasserbauprojekte) verhindern, wenn auch eventuell nur zeitweise. Die Beschlüsse der samischen Selbstverwaltung können aber „überklagt“ werden (schwedisch att överklaga), wenn übergeordnete Interessen oder Gesetze ihnen entgegenstehen.
Siehe auch: Samen
[Bearbeiten] Weblinks
Wikipedia auf Nord-Sami |
- Die Saami bei der Gesellschaft für bedrohte Völker
- www.samediggi.no – Das norwegische Sami-Parlament (samisch, englisch, norwegisch)
- www.sametinget.se – Das schwedische Sami-Parlament (auch auf Deutsch)
- virtual.finland.fi – Finnische Seite über die Sami (englisch)
- www.samiradio.org – Gemeinschaftsprogramm von NRK und des schwedischen Rundfunks
- Sametinget – Informationen über das samische Volk