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ISO 639 - Wikipedia

ISO 639

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

ISO 639 ist ein internationaler Standard der International Organization for Standardization, welcher Kennungen für Namen von Sprachen (Sprachcodes) definiert. Der Standard besteht aus mehreren Teilnormen. Zwei Teile für Kennungen mit zwei Buchstaben (ISO 639-1) und drei Buchstaben (ISO 639-2) sind bereits verabschiedet und weit verbreitet; darauf aufbauend sind mit ISO 639-3 bis -5 weitere Teile in Entwicklung (Stand: Januar 2007).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Anwendung

Die in der Norm definierten Kennungen werden unter anderem in der Lexikographie, Linguistik, in Bibliotheken, Informationsdiensten und im Datenaustausch verwendet. Sie dienen zur eindeutigen Angabe von Sprachen und ihrer Kennzeichnung in Dokumenten. Sie wurden zwar nicht primär als Abkürzungen eingeführt [1], gelten aber vor allem im deutschsprachigen Raum aufgrund ihrer Struktur gemeinhin als solche[2], auch wenn eine Ähnlichkeit mit der bezeichneten Sprache nicht in jedem Fall gegeben ist.

Eine Verwendung kann beliebig in Groß- und Kleinschreibung erfolgen, doch gibt es darauf aufbauende Normen, die eine gewisse Schreibung festlegen.

[Bearbeiten] Teilnormen

Die offiziell eingeführten Teilnormen sind:

  • ISO 639-1:2002 − Codes for the representation of names of languages - Part 1: Alpha-2 code
  • ISO 639-2:1998 − Codes for the representation of names of languages - Part 2: Alpha-3 code

Weitere Teile befinden sich derzeit noch in Entwicklung:

  • ISO 639-3 − Codes for the representation of names of languages - Part 3: Alpha-3 code for comprehensive coverage of languages
  • ISO 639-4 − Codes for the representation of names of languages - Part 4: Implementation guidelines and general principles for language coding
  • ISO 639-5 − Codes for the representation of names of languages - Part 5: Alpha-3 code for language families and groups

Übersicht der Teilnormen ISO 639-1 bis ISO 639-3 und ISO 639-5.

[Bearbeiten] ISO 639-1

Der Teilstandard ISO 639-1 wurde für den Einsatz in Terminologie, Lexikographie und Linguistik erstellt. Bis zu seiner offiziellen Verabschiedung 2002 wurde er unter dem Namen ISO 639 geführt. Vorläufer sind die Request for Comments RFC 1766 (März 1995) und RFC 3066 (Januar 2001). ISO 639-1 soll nicht nur die meist verbreiteten Sprachen im Bezug auf Literatur abdecken, sondern auch die am weitesten „entwickelten“ Sprachen mit einem „spezialisierten“ Vokabular aufnehmen[1]. Dabei werden nicht nur Einzelsprachen, sondern auch Sprachfamilien aufgenommen. Jede Sprache wird durch eine Kennung aus zwei Buchstaben repräsentiert. Beispiele steht de für die deutsche Sprache oder fr für die französische Sprache. Insgesamt sind durch Nutzung der 26 lateinischen Buchstaben 262 = 676 verschiedene Kennungen möglich, von denen 185 belegt sind (Stand: Januar 2007[3]). Verwaltet wird die Norm von dem durch die UNESCO gegründeten International Information Center for Terminology (Infoterm)[4].

Aufnahmen weiterer Sprachcodes sind vorgesehen, jedoch nur für Kennungen, die gleichzeitig der ISO 639-2-Norm hinzugefügt werden. Für bereits bestehende Einträge der ISO 639-2 werden keine zwei-Buchstaben-Kennungen mehr vergeben. Dies soll Kompatibilität sicherstellen[5].

[Bearbeiten] ISO 639-2

Die spätere Norm ISO 639-2 erweitert die ISO 639-1 durch eine größere Menge an Sprachen. Jeder in diesem Standard definierte Sprachcode findet sich mit einem Code aus drei Buchstaben auch in ISO 639-2 wieder.

Für die zweite Norm der ISO 639 wurde die Kennung auf drei Buchstaben erweitert, so dass theoretisch 263 = 17.576 Sprachcodes möglich sind. Bislang sind mehr als 480 (Stand: Januar 2007 [3]) Kennungen für Einzelsprachen und Sprachfamilien aufgenommen. Ziel der Norm ist der Einsatz in „Terminologie und Bibliographie“ um unter Anderem den Bedürfnissen des Bibliothekswesen nachzukommen und eine möglichst weite Auszeichnung von Werken der Welt zu ermöglichen. Aufgenommen wurden Sprachen für die eine als geeignet empfundene Menge an Literatur herausgegeben wurde. Da der Schwerpunkt auf der geschriebene Sprache liegt, wurde auf eine Unterscheidungen für Sprachen verzichtet, die in der geschriebenen Form zwar gleich sind, doch in ihrer gesprochenen Form abweichen. So gibt es zum Beispiel keine Unterscheidung für die chinesischen Sprachen wie Hochchinesisch und Kantonesisch[1].

Die US-amerikanische Library of Congress übernimmt die Pflege dieser Teilnorm[3].

Der Standard ISO 639-2 erweitert ISO 639-1 und führt alle dortigen Sprachcodes. Die dortigen Kennungen aus zwei Buchstaben werden in dieser Norm mit drei Buchstaben fortgesetzt, wobei lediglich ein weiterer Buchstabe hinzugenommen und eine Ähnlichkeit damit sichergestellt wird. Damit wird die Benennung in der nachfolgenden Norm fortgeführt (siehe unten für den Spezialfall der Kennungen ISO 639-2/B). Die Basis für die Sprachcodes dieser Norm war die MARC Code List for Languages, die seit 1968 verwendet und ebenfalls von der Library of Congress verwaltet wurde.

Unter den hinzugekommenen Kennungen sind historische Sprachen wie Mittelhochdeutsch (gmh für German, Middle High) oder Althochdeutsch (goh für German, Old High) und Dialekte wie Niederdeutsch (nds für Low Saxon).

Eine Beschreibung für die Zuordnung von Einzelsprachen zu einer der durch ISO 639-2 angebotenen kollektiven Sprachcodes findet sich nicht in dem Standard. Die Library of Congress verweist allerdings auf die oben genannte Liste der MARC Code List for Languages, die diese Funktion erfüllen kann.

[Bearbeiten] Kollektive Sprachcodes

Eine Besonderheit sind kollektive Sprachcodes (englisch collective language codes), die in der Norm ISO 639-1 nicht vorgesehen sind. Sie ermöglichen eine Kennzeichnung von Sprachen, für die eine Zuordnung einer eigenen Sprachkennung nicht angedacht ist. Dies kann für kleine Sprachen erfolgen, für die lediglich eine geringe Zahl an literarischen Werken vorhanden ist oder für die keine erhebliche Zunahme angenommen wird. Sie fassen einerseits Sprachfamilien zusammen wie die Irokesischen Sprachen unter der Kennung iro oder bieten eine Sammelbezeichnung für übrige Einzelsprachen einer Familie, wenn diesen keine eigene Kennung zugeordnet wird wie smi für die Familie der samischen Sprachen, bei der die zugehörige nordsamische Sprache bereits eine eigene Kennung besitzt. In der Tabelle der Sprachcodes wird für erstere Gruppen in der Regel der Bezeichner languages (deutsch „Sprachen“), für letztere der Bezeichner (other) (deutsch „andere“) an den Namen angehängt, um kollektive Sprachcodes auszuzeichnen. Ist ein Sprachcode für eine einzelne Sprache verfügbar, soll dieser vorgezogen werden und keine Zuordnung eines kollektiven Codes erfolgen. Dies kann auch Sprachcodes betreffen, die neu in den Standard aufgenommen werden.

[Bearbeiten] Terminologische und bibliographische Sprachcodes (T/B)

Ein weiterer Unterschied zu ISO 639-1 und auch den anderen Teilnormen ist die Verwendung terminologischer (terminology code) und bibliographischer Kennungen (bibliographic code), die mit ISO 639-2/T und ISO 639-2/B bezeichnet werden. Diese Unterscheidung wird für 23 Einträge gemacht[6] und rührt weitestgehend daher, dass vor Einsatz der Norm bereits Konventionen im Bibliothekswesen für Drei-Buchstaben-Kennungen bestanden, die von der Benennung der bereits festgelegten Norm ISO 639-1 für zwei Buchstaben stark abwichen. Da in der Benennung eine Fortführung der ISO 639-1 angestrebt war, wurde in den Fällen abweichender Bezeichner entschieden, zwei Codes einzuführen. Die terminologische Kennung führt also die Benennung nach ISO 639-1 weiter, während die bibliographische Kennung aus Kompatibilitätsgründen geführt wird und die vorherige Benennung reflektiert. Der Standard erlaubt die Mischung von T- und B-Codes nicht und mahnt eine Festlegung der verwendeten Art vor dem Datenaustausch durch die betroffenen Parteien an.

[Bearbeiten] Änderungen

Ein Hinzufügen und Ändern von Sprachcodes sowie das Ändern ihrer Beschreibung ist möglich, dabei wird auf Stabilität im beschriebenen Standard geachtet. Sprachcodes nach ISO 639-2/B, die nun Kompatibilität gewährleisten sollen, sind von Änderungen jedoch ausgeschlossen. Ein nach Änderungen aufgegebener Code soll frühestens nach fünf Jahren wiederverwendet werden.

[Bearbeiten] ISO 639-3

Die sich in Entwicklung befindende Norm ISO 639-3 soll aufbauend auf die ersten beiden Teilnormen eine umfassende Abdeckung aller Sprachen der Welt ermöglichen. Diese wiederum baut auf der vorhergehenden Norm ISO 639-2 auf und kann auch wie sie theoretisch über 17.576 verschiedene Kennungen verfügen. Aufgenommen werden alle bekannten Sprachen, worunter auch alle lebendigen, ausgestorbenen, historischen sowie auch konstruierten Sprachen fallen. Mehr als 6.900 Sprachen sind bisher in den Standard aufgenommen worden.

Verwaltet wird sie von der Organisation SIL International.

Kennungen der ISO 639-2 finden sich mit Ausnahme der kollektiven Sprachkennungen in dieser Norm wieder. Eine Erweiterung ist der Gebrauch einer Makrosprache.

[Bearbeiten] ISO 639-4

Eine Erklärung zur Anwendung der Normen aus ISO 639 wird sich in dem Standard ISO 639-4 finden, der noch nicht erschienen ist. Diese Norm selbst wird keine Sprachcodes definieren[7].

[Bearbeiten] ISO 639-5

Eine Erweiterung der kollektiven Kennungen aus ISO 639-2 wird ISO 639-5 bieten, die sich derzeit noch in Entwicklung befindet. Dabei werden die bereits vorhanden Kennungen aufgenommen. Dieser Teilstandard wird keine Sprachcodes mit ISO 639-3 teilen, die Mengen der geführten Kennungen sind disjunkt[7].

Darstellung der durch die Teilnormen definierten Mengenbeziehungen.
Darstellung der durch die Teilnormen definierten Mengenbeziehungen.

[Bearbeiten] Verwaltung

Die Verwaltung der Kennungslisten übernehmen ausgewählte Registrierungsstellen (Registration Authorities), deren Aufgabe in der Annahme und Prüfung der Anfragen zur Aufnahme neuer Kennungen sowie Änderungen bestehender Einträge ist[8]. Die Registrierungsstelle für ISO 693-1 ist Infoterm, für ISO 639-2 die Library of Congress und ISO 639-3 wird von SIL International verwaltet.

Die Benennung der Kennungen soll möglichst der landessprachlichen Bezeichnung der kodierten Sprache folgen. Ausnahmen werden unter Umständen gemacht, wenn Ländern, in denen die betroffene Sprache gesprochen wird, eine andere Benennung wünschen.

[Bearbeiten] Spezielle Kennungen

Die beiden Normen ISO 639-2 und ISO 639-3 verfügen über spezielle Kennungen, um einen flexiblen Umgang mit der Identifizierung von Texten zu ermöglichen.

Die Kennungen von qaa bis qtz (inklusive der alphabetisch dazwischen liegenden Kennungen) sind für die lokale Verwendung registriert und werden von der Registrierungsstelle nicht vergeben.

Für eine Kennzeichnung für Dokumente ohne sprachlichen Inhalt wurde die Kennung zxx erst später eingeführt[9]. Sie kann für die Kennzeichnung von Dokumenten verwendet werden, die keinen Text enthalten, z. B. Notendrucke oder Fotos[10].

Mit mul (von englisch multiple languages für „mehrere Sprachen“), welches für die Auszeichnung mehrerer Sprachen gedacht ist, wenn eine Kennzeichnung durch alle einzelnen Kennungen nicht angebracht ist, und und (von englisch undetermined für „unbekannt“) für eine nicht identifizierbare Sprache gibt es zwei besondere Kennungen[11].

[Bearbeiten] Bezeichnung der Sprache nach Request for Comments 4646

Eine Kombination der Sprachcodes der ISO 639 Norm mit weiteren Normen zur Kennzeichnung von Sprachen und Schriften wird durch die Request for Comments 4646 gegeben. Dort wird das Zusammenspiel von Sprachcodes (ISO 639), geographischen Codes (ISO 3166-1) und Schriftcodes (ISO 15924) beschrieben.

Die Norm ISO 3166-1 kennzeichnet geographische Entitäten und kann so für die Bezeichnung von Sprachen und Dialekten einer bestimmten Region genutzt werden. Wie ISO 639-1 verwendet auch ISO 3166-1 zwei-buchstabige Kürzel, es gibt dort aber die Empfehlung geographische Codes in Großbuchstaben darzustellen. Die Menge der jeweiligen Kodierungen überschneiden sich in den beiden Standards, so bezeichnet de nach ISO 639-1 die Deutsche Sprache und DE nach ISO 3166-1 das Land Deutschland, fr die Französische Sprache und FR analog das Gebiet des Staates Frankreich. Es können aber gleiche Codes in den verschiedenen Standards auch unterschiedliche Begrifflichkeiten markieren, wie BE für Belgien und be für die Weißrussische Sprache („Belarussisch“), EU für die Europäische Union und eu andererseits für die Baskische Sprache („Euskara“).

Mit ISO 15924 können Schriftsysteme identifiziert werden. Typischerweise werden sie mit einem vier-buchstabigen Code dargestellt, dessen erster Buchstabe groß geschrieben wird. So stehen Cyrl für die Schrift nach dem Kyrillischen Alphabet und Latn für die Schrift nach dem Lateinischen Alphabet.

Ein Beispiel für einen Code nach RFC 4646 ist fr-Latn-CA für Französisch nach dem Lateinischen Alphabet wie es in Kanada geschrieben wird.

[Bearbeiten] Beispiel der Sprachkennungen nach ISO 639

Diese Tabelle zeigt (sortiert nach Sprachcodes) die verschiedenen Spracheinträge und stellt Zusammenhänge zwischen den Teilnormen der ISO 639 dar. So werden lebendige, historische und künstliche Sprachen aufgeführt. Manche Kennungen existieren nicht in den anderen Normen, oder sie existieren in einer anderen Form.

Sprache ISO 639-1 ISO 639-2 (T/B) ISO 639-3
Bihari bh bih (kollektive Kennung) -
Altkirchenslawisch cu chu chu
Deutsch de deu/ger deu
Esperanto eo epo epo
Friesisch fy fry fry (Makrosprache)
Obersorbisch - hsb hsb
irokesische Sprachen - iro (kollektive Kennung, Sprachfamilie) -
ladakhische Sprache - Einordnung unter kollektiver Kennung sit lbj
Sanskrit sa san san
nordsamische Sprache se sme sme
andere samische Sprachen - smi (kollektive Kennung, andere) -
Klingonisch - tlh tlh
Jiddisch yi yid yid (Makrosprache)
chinesische Sprachen zh zho/chi zho (Makrosprache)

[Bearbeiten] Weitere Vorläufer und verwandte Standards

  • Im deutschen Sprachraum wurde früher die 1986 verabschiedete Norm DIN 2335 verwendet.
  • Die Library of Congress verwendete bislang die MARC Code List for Languages [12].

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. a b c Library of Congress (Hrsg.): Frequently Asked Questions (FAQ) - Codes for the representation of names of languages (Library of Congress). In: ISO 639-2 Registration Authority (Zugriff am 24.10.2006)
  2. Sprachcodes nach ISO 639-1. (Zugriff am 04.11.2006)
  3. a b c Registration Authority bei der Library of Congress
  4. http://www.infoterm.info/standardization/iso_639_1_2002.php
  5. H. Alvestrand: RFC 3066Tags for the Identification of Languages. Januar 2001
  6. Library of Congress (Hrsg.): Codes for the Representation of Names of Languages-Part 2: Alpha-3 Code – Normative Text. In: ISO 639-2 Registration Authority, 02.06.2006 (Zugriff am 30.10.2006)
  7. a b John Cowan und Peter Constable: What's the plan for ISO 639-3 and RFC 3066 ter?. E-Mail-Austausch zwischen John Cowan und Peter Constable auf der Mailingliste ietf-languages, 20.08.2004
  8. siehe z. B. die Änderungsmitteilung zu ISO 639-2: ISO 639-2/RA Change Notice (englisch)
  9. Library of Congress (Hrsg.): ISO 639-2/RA Change Notice. In: ISO 639-2 Registration Authority, 29.09.2006 (Zugriff am 26.10.2006)
  10. Hessisches BibliotheksInformationsSystem (Hrsg.): Aktualisierung der Sprachcodes nach ISO 639-2. 26.10.2006 (Zugriff am 26.10.2006)
  11. Library of Congress (Hrsg.): Codes for the representation of names of languages (Library of Congress). In: ISO 639-2 Registration Authority (Zugriff am 24.10.2006)
  12. http://www.loc.gov/marc/isochange_ann.html

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