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Sokołowsko - Wikipedia

Sokołowsko

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Sokołowsko
Wappen fehlt
Hilfe zu Wappen
Sokołowsko auf der Karte von Polen
Sokołowsko
Sokołowsko
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Landkreis: Wałbrzych
Geographische Lage: Koordinaten: 50° 41' N, 16° 14' O50° 41' N, 16° 14' O
Höhe: 540 m n.p.m.
Einwohner: 750 ()
Postleitzahl: 58-350
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DBA
Wirtschaft & Verkehr
Straße: WałbrzychMieroszów
Nächster int. Flughafen: Breslau

Sokołowsko [sɔkɔˈwɔfskɔ] (deutsch Görbersdorf) ist ein Ort im Südwesten Polens und Ortsteil der Stadt- und Landgemeinde Mieroszów, die dem Powiat Wałbrzyski der Woiwodschaft Niederschlesien angehört. Sokołowsko ist ein beliebtes Ausflugsziel im Waldenburger Bergland, wird aufgrund seiner Geschichte als Standort bekannter Bergsanatorien häufig auch „schlesisches Davos“ genannt und verfügt über zahlreiche Gästebetten.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie und Verkehr

Sokołowsko liegt auf 540-600 m ü. NN im Südteil des Waldenburger Berglands, der als Góry Kamienne („Steine-Gebirge“) bekannt ist, etwa 5 km östlich von Mieroszów und 15 km südlich von Wałbrzych. Nach Wałbrzych und Mieroszów bestehen regelmäßige Busverbindungen.

Die Ortschaft ist Mittelpunkt eines äußerst malerischen Hochtals, das der nach Westen abfließende Flusslauf Sokołowiec als Einschnitt in die Góry Suche (Heidelgebirge), die höchste Bergkette der Góry Kamienne, bildet. Das Hochtal ist rings von steilen und bewaldeten Bergflanken umgeben. Die Erhebungen, von denen der Bukowiec (Buchberg) (898 m) im Nordosten und die Włostowa (Hohe Gebirge) (903 m) im Südosten des Ortes zu den bedeutendsten zählen, sind überwiegend aus Porphyrgestein aufgebaut und weisen Schluchten auf. Etwa 3 km südlich von Sokołowsko verläuft die Staatsgrenze zu Tschechien.

[Bearbeiten] Geschichte

Blick ins Hochtal von Sokołowsko (Görbersdorf). Postkarte, um 1930
Blick ins Hochtal von Sokołowsko (Görbersdorf). Postkarte, um 1930

Gegründet wurde Görbersdorf von Benediktinern aus dem nahegelegenen böhmischen Broumov, die auf Veranlassung der polnischen Breslauer Piasten im 13. Jahrhundert Teile der schlesischen Mittelsudeten kolonisierten. Die erste schriftliche Erwähnung von Görbersdorff datiert auf das Jahr 1357, als Schlesien bereits zu Böhmen gehörte. Seit 1509 und bis ins 20. Jahrhundert hinein befand sich Görbersdorf im Besitz der Reichsgrafen von Hochberg-Fürstenstein auf Schloss Fürstenstein, die das Dorf von den Herzögen von Schweidnitz-Jauer erworben hatten. 1742 fiel Schlesien an Preußen, noch 1745 fand in Görbersdorf eine Schlacht zwischen preußischen und österreichischen Truppen statt.

Dr. Brehmers Sanatorium in Görbersdorf (Sokołowsko) in den 1870er Jahren
Dr. Brehmers Sanatorium in Görbersdorf (Sokołowsko) in den 1870er Jahren
„Marienhaus“, das Sanatorium der Gräfin Rückler, Anfang des 20. Jahrhunderts
„Marienhaus“, das Sanatorium der Gräfin Rückler, Anfang des 20. Jahrhunderts
Sokołowsko – Ruine der ehemaligen Brehmerschen Heilanstalt
Sokołowsko – Ruine der ehemaligen Brehmerschen Heilanstalt

Die Entwicklung Görbersdorfs zum heilklimatischen Kurort setzte 1849 ein, als Gräfin Colomb, eine Nichte Generalfeldmarschall Blüchers, entzückt von der Lage des Ortes, ihren Schwager Dr. Hermann Brehmer davon überzeugte, hier ein Sanatorium für Tuberkulosepatienten zu gründen. Die Eröffnung des Sanatoriums von Dr. Brehmer fand 1855 statt. Brehmer wandte die von Vincenz Prießnitz entwickelte Methode der Hydrotherapie an und entwickelte überdies ein eigenes Konzept zur heilklimatischen Behandlung Lungenkranker (Luftkuren an Gebirgsluft, Bewegungstherapie, fünf ausgiebige Mahlzeiten täglich, strikt geregelter Tagesablauf). Das Heilkonzept Brehmers wurde beispielgebend für alle anderen Lungensanatorien der Epoche. Es findet sich auch in Thomas Manns Roman Der Zauberberg wieder, der zu Anfang des 20. Jahrhunderts im schweizerischen Kurort Davos spielt. Görbersdorf wurde oft „schlesisches Davos“ (polnisch „śląskie Davos“) genannt; richtiger wäre es allerdings, Davos als das „schweizerische Görbersdorf“ zu bezeichnen, da es Brehmer war, der die Schaffung von Höhenluftkurorten initiierte. Ein wichtiger Mitarbeiter Brehmers war der polnische Internist Prof. Alfred Sokołowski von der Universität Warschau, dem zu Ehren später die Umbenennung Görbersdorfs in Sokołowsko erfolgte und der gemeinsam mit Dr. Tytus Chałubiński ähnliche Luftkurorte im polnischen Teil der Karpaten ins Leben rief. Weitere Assistenten Hermann Brehmers waren Dr. Peter Dettweiler und Dr. Wilhelm Achtermann, der 1897 von Görbersdorf nach Bad Laubbach bei Koblenz wechselte, um das dortige Sanatorium für Physikalische Medizin zu übernehmen.

Skisprungschanze in Görbersdorf (Sokołowsko) zu Beginn der 1930er Jahre
Skisprungschanze in Görbersdorf (Sokołowsko) zu Beginn der 1930er Jahre

Görbersdorf entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten und auch teuersten Kurorte Europas, Kurgäste strömten insbesondere aus Deutschland, Österreich, Polen, Russland und Skandinavien herbei. Um 1900 besaß der Ort eine Aufnahmekapazität von über 1100 Sanatoriumsplätzen bei rund 1000 Einwohnern. Reiseführer über Görbersdorf wurden unter anderem in Paris, Zürich, Wien, Budapest, Warschau und Sankt Petersburg herausgegeben, der Dichter Albert Emil Brachvogel lebte hier eine Zeit lang. 1876 hatte Dr. Theodor Römpler eine zweite große Heilanstalt eröffnet, dem 1894 das von Gräfin Rückler gegründete dritte große Haus folgte. Im gesamten Hochtal entstanden Villen, für die russischen Gäste wurde eine noch heute als orthodoxe Gemeindekirche dienende russisch-orthodoxe Kapelle erbaut, die skandinavischen Gäste bürgerten den Skisport in Görbersdorf ein. Anfang der 1930er Jahre wurde eine Skisprungschanze angelegt.

1871 war Görbersdorf zusammen mit dem übrigen Preußen Teil des Deutschen Reichs geworden. Nach der Übernahme Niederschlesiens in polnische Verwaltung und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Görbersdorf 1945 in Sokołowsko umbenannt und war fortan Ortsteil der Gemeinde Mieroszów, die 1975 bis 1998 der Woiwodschaft Wałbrzych angehörte. Seit 1999 gehört sie zur neuen Woiwodschaft Niederschlesien.

Auch in der Zeit der Volksrepublik Polen (1945-1989) setzte sich der Sanatoriumsbetrieb in Sokołowsko fort, allerdings sollte der Ort primär zum Wintersportzentrum ausgebaut werden. Prof. Stanisław Domin betrieb die Ausweitung des Therapiespektrums auf allgemeine Atemwegsbeschwerden. Nach der politischen Wende von 1989 setzte zudem eine Umorientierung hin zur Gerontopsychiatrie ein. Heute besteht in Sokołowsko neben dem Woiwodschaftszentrum für Lungenerkrankungen auch eine Privatklinik mit Pflegeheim für Demenzerkrankungen und Alzheimer.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Die russisch-orthodoxe Kapelle von Sokołowsko
Die russisch-orthodoxe Kapelle von Sokołowsko

Sehenswert ist die gesamte Umgebung von Sokołowsko. Der vulkanische Charakter der Góry Kamienne ist in dieser Form in Polen einzigartig. Die Berge erinnern entfernt an den Schweizer Jura, das Netz der Wanderwege ist umfassend und ausgesprochen dicht. Im Ort selbst können die ehemaligen Kurvillen besichtigt werden sowie die teils ruinierten, teils restaurierten und umgebauten alten Sanatorien. Entlang der Hauptstraße (ul. Główna) hat sich die Bebauung aus dem 18. und 19. Jahrhundert mit Holzhäusern erhalten. Darüber hinaus kann man der russischen Kapelle von 1901 einen Besuch abstatten. Im Winter ist Sokołowsko beliebtes Skilanglaufrevier.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hermann Brehmer, Die Therapie der chronischen Lungenschwindsucht, Wiesbaden (Bergmann) 1887
  • Wilhelm Achtermann, Dr.Brehmer´sche Lungenheilanstalt Görbersdorf in Schlesien; Chefarzt Dr. Wilhelm Achtermann, Leipzig: (Loes) o.J.(vermutl. 1894)
  • Reinhard Ortmann, Görbersdorf. Dr. Brehmers Heilanstalt für Lungenkranke, in: Europäische Wanderbilder Nr. 34 u.35, Zürich (Orell Füssli & Co.) o.J.(ca. 1891)
  • Marius Piéry, Julien Roshem, Histoire de la tuberculose, Paris (G. Doin & Cie) 1931
  • Robert Y. Keers, Pulmonary Tuberculosis: A Journey down the Centuries, London (Baillaire-Tindall) 1978

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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