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Sousse

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Eckturm der Großen Moschee in der Medina von Sousse
Eckturm der Großen Moschee in der Medina von Sousse

Sousse [suːs] (arab. سوسة Sūsa) ist eine Hafenstadt am Mittelmeer und zugleich die drittgrößte Stadt in Tunesien. Der Name ist zweifelsfrei berberischen Ursprungs; entsprechende Parallelen finden sich in Libyen und im Süden Marokkos wird eine ganze Region als bilād al-sūs bezeichnet[1].

Die Stadt Sousse liegt ca. 130 km von der tunesischen Hauptstadt Tunis entfernt, im Süden des Golf von Hammamet am Mittelmeer. Ihre Einwohnerzahl beträgt 450.000(2007). Sie ist Hauptstadt des Gouvernats Sousse und Metropole des tunesischen Sahel.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Die Stadt wurde im 9. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern als Handelsstützpunkt mit den Namen Hadrumetum gegründet und ist seitdem besiedelt. Im 3. Punischen Krieg entging Hadrumetum der Zerstörung durch die Römer, weil es sich rechtzeitig von Karthago losgesagt hatte. Unter der römischen Herrschaft erlebte die Stadt bis ins 3. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit. Repressionen wegen der Teilnahme am Gordianus-Aufstand von 238 führten zum allmählichen Niedergang. Im 5. Jahrhundert folgte die Herrschaft der Vandalen und die Umbenennung in Hunerikopolis (nach König Hunerich). Nach der byzantinischen Rückeroberung durch Belisar im 6. Jahrhundert wurde die Stadt in Justinianopolis (nach Kaiser Justinian I.) umbenannt.

Im 7. Jahrhundert erfolgte die arabische Eroberung und die Zerstörung der Stadt durch Oqba Ibn Nafi. Erst um 800 wurde sie von den Aghlabiden unter dem Namen Sousse (arab. سوسة Susa) neu gegründet und erlebte einen raschen Aufstieg als Hafen von Kairouan und Ausgangsbasis für die arabische Eroberung Siziliens. Während der Zeit der Aghlabiden entstanden der Ribat im Jahr 821, die Festung (Kasbah) 844 und die Große Moschee 851.

Im 12. Jahrhundert wurde Sousse von den Normannen besetzt. Während der türkischen Herrschaft war es wie andere Hafenstädte ein Stützpunkt der Korsaren. Dies hatte Angriffe der Spanier, Franzosen und Venezianer zur Folge, die zum allmählichen Niedergang der Stadt führten. Der Wiederaufstieg erfolgte erst in der französischen Kolonialzeit ab 1881 mit dem Bau der Neustadt und des Hafens, der vor allem der Ausfuhr von Phosphat diente. Sousses stetiger Aufstieg wurde nur vom Zweiten Weltkrieg vorübergehend unterbrochen.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Tourismus

Sousse; Mittelmeerküste
Sousse; Mittelmeerküste

Wie schon in der Antike und im Mittelalter gründet sich Sousses wirtschaftliche Bedeutung auch heute hauptsächlich auf seine Rolle als Ausfuhrhafen. Daneben haben sich in Sousse vor allem die Textilindustrie und die nahrungsmittelverarbeitende Industrie angesiedelt. Als wichtiger Wirtschaftsfaktor hat sich der Tourismus mit etabliert. Im Norden von Sousse befinden sich im Strandbereich Hotels mit einer Kapazizät von 40.000 Betten.

[Bearbeiten] Stadtbild

Blick von Turm des Ribat auf die Stadtmauer der Medina und die Neustadt
Blick von Turm des Ribat auf die Stadtmauer der Medina und die Neustadt

Die Medina (Altstadt) von Sousse geht auf das 9. Jahrhundert zurück und wird von einer 2,25 km langen Stadtmauer umgeben. Die Große Moschee entstand 851 und gehört genauso wie die Kasbah (Festung) aus dem Jahr 859 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Aus der Anfangszeit der Aghlabidenherrschaft stammt der Ribat, eine islamischer Festungsbau.

Am Ostrand der Medina erstreckt sich der ab 1899 angelegte Hafen. Nördlich davon liegt die von den Franzosen angelegte Neustadt. Entlang einer Uferpromenade sind in nördliche Richtung Touristenhotels am Strand aneinandergereiht.

[Bearbeiten] Bauwerke

Der Ribat von Sousse
Der Ribat von Sousse

[Bearbeiten] Ribat

Während der Zeit der Aghlabiden entstand der Ribat (821), der nach der Errichtung der Stadtmauer im Jahre 859 seine militärische Funktion allmählich verloren hat.Die Gründungsinschrift auf einer Tafel aus der Aghlabiden-Zeit ist über dem Tor zum Wachturmaufgang – höchstwahrscheinlich nicht in situ – eingesetzt. Neben einer kleinen Moschee im Obergeschoss mit einem Mihrab sind im Untergeschoss weitere Räumlichkeiten, Magazine und Reste einer Olivenpresse erkennbar. Der imposante Eingang, von zwei korinthischen Säulen flankiert, ist als Doppeltor konzipiert und konnte nach dem Eintritt sowohl von hinten als auch von vorn gesperrt und somit der weitere Zugang zur Festung verhindert werden.

Blick vom Ribatturm über die Medina auf die Kasbah
Blick vom Ribatturm über die Medina auf die Kasbah

[Bearbeiten] Kasbah

Die an der höchsten Stelle der Altstadt gelegene Festung (Kasbah) stammt aus dem Jahr 844. Ihr wurde im Jahre 853 der 30 m hohe Leuchtturm Khalaf al-Fatâ - benannt nach einem Eunuchen des Aghlabidenherrschers Ziyâdat Allâh I. - hinzugefügt. Heute ist in den Räumen der Kasbah das Archäologische Museum von Sousse untergebracht, in dem punische, römische und frühchristliche Exponate ausgestellt sind.

Trivia

Teile der Kasbah bildete die Kulisse der Stadt Jerusalem in Franco Zeffirellis Bibelverfilmung Jesus von Nazareth von 1977.

Die Große Moschee vom Ribatturm gesehen
Die Große Moschee vom Ribatturm gesehen

[Bearbeiten] Große Moschee

Die Große Moschee wurde nach der erhaltenen Bauinschrift, die um die Hoffassaden in kufischem Duktus herumläuft, im Jahre 236 d.H. (zwischen 850-851) vom Aghlabiden-Emir Abu 'l-'Abbâs Mohammed erbaut. Den Betsaal hat man zwischen 894-897 in Richtung Qibla-Wand um drei Schiffe erweitert. Der als Minarett dienende Kuppelpavillon auf dem nördlichen Eckturm der Moschee ist eine spätere Zutat, stammt aber - entgegen der Ansicht von Creswell - aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Denn dieser Kuppel findet schon in der Biographie des Richters von Sousse al-Hasan b. Nasr al-Susî, der 952 starb, wie folgt Erwähnung:

"Zur Zeit des Jahrmarktes, wenn die Kairouaner zum Ribat (nach Sousse) kamen, pflegte er (der Richter) in der Grossmoschee von Sousse unter der Kuppel (qubba) zu sitzen, von der aus zum Gebet gerufen wird und die auf die Tore zum Meer hinausgeht.Immer wenn er einen Mann kommen sah, der einen Jungen bei sich hatte, ließ er ihn kommen. Wenn der Junge mit seinem Vater oder sonst einem Verwandter war, ließ er ihn weitergehen. Wenn er (der Richter) ihn aber (der Homosexualität)verdächtigte, hinderte er ihn, über den Jungen frei zu verfügen."[2]


Gründungsinschrift der Bou-Fatata-Moschee
Gründungsinschrift der Bou-Fatata-Moschee

[Bearbeiten] Bou-Fatata-Moschee

Die älteste Moschee der Stadt liegt in der Nähe des Südtors, am Rande der Märkte: Moschee des Bou Fatata (zwischen 838-841), mit der ältesten sakralen Inschrift in kufischem Duktus in Nordafrika an der Außenwand der Anlage. Der Überlieferung zufolge stammt diese kleine Moschee von nur acht Metern Seitenlänge aus der Zeit des Aglabidenherrschers Abu 'Iqâl und ist nach seinem Freigelassenen Bou Fatata benannt worden.

[Bearbeiten] Die Koranschule al-Zaqqāq

Historische Postkarte: Rue de la Sicilie
Historische Postkarte: Rue de la Sicilie

In der Nähe der Hauptmoschee, in der Rue de la Sicilie, wo die Wohnviertel der Altstadt in die Märkte übergehen, befindet sich die Madrasa al-Zaqqāqiya, deren eigene Moschee von einem Minarett im türkischen Stil flankiert wird. Lokalen Überlieferungen zufolge, geht der Name dieser ehemaligen Schule auf den marokkanischen Gelehrten ʿAlī ibn Qāsim al-Zaqqāq (gest. 1506 in Fes) zurück. Es ist aber wahrscheinlich, dass der Name mit dem wenig bekannten lokalen Gelehrten Abū Dscha'far Aḥmad al-Zaqqāq aus dem späten 9. Jahrhundert zu verbinden ist. In den kleinen Trakten der Schule waren die Schüler untergebracht, die neben dem Koran, Grammatik und Rhetorik studiert haben. Ursprünglich handelte es sich wohl um ein Privathaus, das unter der Hafsiden in eine Schule umgewandelt wurde.

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

[Bearbeiten] Quellen

  1. Lit. H.H.Abdalwahhab
  2. Heinz Halm, a.a.O. 141

[Bearbeiten] Literatur

  • K.A.C.Creswell: Early Muslim Architecture. Oxford 1932-1940.
  • Alexandre Lézine: Sousse. Les monuments musulmans. Editions Ceres Productions. Tunis (o.J.).
  • Alexandre Lézine: Le ribat de Sousse, suivi de notes sur le ribat de Monastir. Tunis 1956.
  • Heinz Halm: Nachrichten zu Bauten der Aġlabiden und Fatimiden in Libyen und Tunesien. In: Die Welt des Orients. XXIII (1992)129-157. ISSN 0043-2547
  • Ḥasan Ḥusnī ʿAbdalwahhāb: Waraqāt ʿani ʾl-ḥaḍāra ʾl-ʿarabiyya bi-Ifrīqiya al-tūnisiyya (حسن حسني عبد الوهاب : ورقات عن الحضارة العربية بافريقية التونسية ) Bd. II. S.15ff. Tunis 1981.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Sousse – Bilder, Videos und/oder Audiodateien


Koordinaten: 35° 49' 28" N, 10° 38' 20" O

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