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Sparkasse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Sparkassen-Logo
Das Sparkassen-Logo

In Deutschland sind Sparkassen öffentlich-rechtliche Kreditinstitute nach § 1 Kreditwesengesetz (KWG), die auf Grund der Sparkassengesetze der Bundesländer und der dazu für jede einzelne Sparkasse erlassenen Satzung Bankgeschäfte betreiben. Die Bezeichnung Sparkasse ist nach § 40 KWG gesetzlich geschützt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Rechtsform

Sparkassen sind in Deutschland im Regelfall Anstalten des öffentlichen Rechts. Träger einer Sparkasse ist eine kommunale Gebietskörperschaft (Stadt, Landkreis) oder ein kommunaler Zweckverband. Häufig deutet der Namen auf den kommunalen Träger hin, z. B. Stadtsparkasse oder Kreissparkasse. Rechtsgrundlagen sind das Sparkassengesetz des jeweiligen Bundeslandes, in dem die Sparkasse ihren Sitz hat, und eine vom Träger erlassene Satzung. Organe der Sparkasse sind der Vorstand als geschäftsführendes Gremium und der Verwaltungsrat als Aufsichtsgremium. In verschiedenen Bundesländern bilden die Sparkassen als weiteres Organ einen Kreditausschuss.

Darüber hinaus gibt es in Deutschland sieben Freie Sparkassen, die nicht als Anstalt des öffentlichen Rechts organisiert sind, sondern eine andere Rechtsform haben.

[Bearbeiten] Geschäftsmodell

Die Sparkassen betreiben als Universalkreditinstitute alle üblichen Bankgeschäfte mit privaten Haushalten, Unternehmen, Kommunen und institutionellen Kunden. Sparkassen unterliegen dem Regionalprinzip. Danach umfasst das Geschäftsgebiet einer Sparkasse im allgemeinen das Gebiet des jeweiligen kommunalen Trägers.

Daneben unterscheiden sich die Sparkassen von den privaten Banken dadurch, dass „die Erzielung von Gewinn nicht der Hauptzweck des Geschäftsbetriebes“ ist. (So z.B. niedergelegt in § 3 Abs. 3 des Sparkassengesetzes von Nordrhein-Westfalen.) Anders als bei den privaten Banken steht hier nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund. Ein erzielter Gewinn wird, soweit er nicht in die Rücklagen fließt, an den Träger (Zweckverband, Landkreis, Stadt) ausgeschüttet und kommt somit der Allgemeinheit zugute. Viele Sparkassen haben auch Stiftungen gegründet, deren Gelder sozialen Belangen zufließen.

Die Sparkassen-Finanzgruppe ist in vielen Geschäftsfeldern der Finanzdienstleistungsbranche Marktführer in Deutschland. Der Gesamtverband aller Sparkassen ist der Deutsche Sparkassen- und Giroverband.

[Bearbeiten] Geschichte der Sparkassen

[Bearbeiten] Gründung der Sparkassen

Rechnungsbuch der Spar- und Waisenkasse Salem von 1882
Rechnungsbuch der Spar- und Waisenkasse Salem von 1882

Die ersten deutschen Sparkassen wurden ursprünglich auf Initiative von Landesherrschaften oder Privatleuten gegründet, um ärmeren Bevölkerungsschichten die Möglichkeit zu eröffnen, eine langfristige, sichere und verzinsliche Rücklage für die Bewältigung der Widrigkeiten des Lebens (Krankheit, Alter etc.) zu bilden. Vorläufer der Sparkasse waren Waisenkassen und Leihhäuser, wie z.B. die 1749 von der Reichsabtei Salem zur Verwaltung von Waisenrenten eingerichtete Kasse und das Herzoglich-braunschweigische Leihhaus, das 1765 gegründet wurde. Erste Sparkassen nach modernem Verständnis entstanden 1778 in Hamburg, 1786 in Oldenburg, 1796 in Kiel und 1801 in Altona, 1817 in Lübeck und 1818 in Berlin. 1818 wurde in Stuttgart die Württembergische Spar-Casse für das ganze Königreich Württemberg gegründet. Die Anzahl der Sparkassen stieg von da an rapide an (1836: 300 Sparkassen, 1860: ca. 1.200, 1913: ca. 3.100 Sparkassen). Die meisten davon entstanden als kommunale Institute, als erste beispielsweise die Sparkasse Göttingen (1801).

[Bearbeiten] Modernisierung und Konsolidierung

In den 1920er Jahren erlebten die Sparkassen eine starke Modernisierungsphase, unter anderem weil sie den bargeldlosen Zahlungsverkehr aufnahmen (siehe Sparkassenreformer Johann Christian Eberle), ab 1929 ins Bauspargeschäft einstiegen und Versicherungen anboten. Weitere Meilensteine waren z. B. die Aufnahme des Konsumentenkredites mit seinen Vorformen ab 1952 sowie die zunehmende Automation des Zahlungsverkehrs ab den frühen 1970er Jahren. Ab Mitte der 1990er Jahre begann eine erste Konsolidierung im Sparkassensektor. Durch betriebswirtschaftlich bedingte Fusionen nahm die Zahl der Sparkassen bis 2005 auf rund 480 ab (2002: 519). Der Statistik des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DGSV) zufolge wiesen die rund 460 deutschen Sparkassen Ende 2005 eine Bilanzsumme von mehr als 1.000 Mrd. Euro aus[1].

[Bearbeiten] Sicherungssystem der Sparkassen

Die Einlagen der Sparkassenkunden werden durch ein eigenes Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe gesichert. Dies setzt sich aus den regionalen Sparkassenstützungsfonds, der Sicherungsreserve der Landesbanken sowie dem Sicherungsfonds der Landesbausparkassen zusammen. Das Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe ist in einem Haftungsverbund zusammengeschlossen, so dass in einem Krisenfall das Gesamtvolumen aller Fonds für institutssichernde Maßnahmen zur Verfügung steht. Der Haftungsverbund sichert die angeschlossenen Institute (Institutssicherung) und gewährleistet ihre Liquidität und Solvenz.

[Bearbeiten] Sparkassen-S

Das Sparkassen-S gehört zu den bekanntesten Markenzeichen in Deutschland. Das S mit Punkt soll eine Spardose mit Münze (Pfennig) stilisieren und wurde erstmals 1938 verwendet. Entworfen wurde es von Louis Gaigg. Damals sollte das Logo die durch die Inflation zutiefst verunsicherten Bürgerinnen und Bürger zum Sparen animieren. Bis zirka 1981 war auf dem S auch der Einwurfschlitz angedeutet. Die rote Farbe (HKS 13) bekam das Logo erst 1972. Es ist markenrechtlich geschützt.

[Bearbeiten] Sparkassen außerhalb Deutschlands

Sparkassen gibt es weltweit in 86 Ländern.

[Bearbeiten] Finnland

In Finnland bestehen 39 Sparkassen in der Rechtsform einer Stiftung mit 213 Filialen, 1.130 Mitarbeitern und einer Gesamtbilanzsumme von 4.447 Millionen Euro (Stand: 31. Dezember 2004). Sparkassen sind in Finnland seit der Bankenkrise in den frühen 1990er Jahren nicht mehr flächendeckend vertreten. Durch die Neugründung der Nooa Savings Bank 2003 gibt es wieder eine Sparkasse auch in der Hauptstadt Helsinki. Zentralinstitut der Sparkassen ist seit 1995 die Aktia Savings Bank plc, die 1991 aus der Fusion der Sparkasse von Helsinki mit sieben weiteren Sparkassen entstand. Aktia wurde 1993 in eine Aktiengesellschaft (plc) umgewandelt.

[Bearbeiten] Frankreich

Im Jahre 1818 wurde die erste französische Sparkasse in Paris gegründet.

[Bearbeiten] Italien

Bis in die 1990er Jahre waren in Italien die meisten Sparkassen als Stiftung aktiv. Im Zuge einer landesweiten Konsolidierung im Bankensektor wurden die meisten Sparkassen in Aktiengesellschaften umgewandelt. Während die Stiftungen als Holdinggesellschaften bestehen blieben, setzte bei den Banken ein Fusionsfieber ein, bei den Raiffeisenbanken (Cassa di Risparmio), Volksbanken (Banca Popolare) und kommerzielle Banken zusammengingen. Als letztes gemeinsames Bindeglied besteht der Sparkassenverband ACRI (Assoziazione delle Casse di Risparmio e delle Fondazioni di Origine Bancaria) weiter.

[Bearbeiten] Luxemburg

In Luxemburg gibt es die Staatsbank und Staatssparkasse Banque et Caisse d'Epargne de l'Etat(BCEE).

[Bearbeiten] Norwegen

Das Sparkassenwesen in Norwegen ist in zwei Lager gespalten. Zum einen ist die Sparebanken NOR am Markt aktiv, die aber im Jahr 2004 mit der DnB zur größten Bank des Landes fusionierte.

Auf der anderen Seite steht eine Gruppe von Regionalsparkassen, die unter dem Namen SpareBank1 landesweit in Erscheinung treten.

[Bearbeiten] Österreich

In Österreich besteht der Sparkassensektor aus 53 Regionalsparkassen. Das Spitzeninstitut ist die Erste Bank. Es wird auch das bekannte Sparkassen-S benutzt.

[Bearbeiten] Polen

Die Sparkasse in Polen wurde auf Betreiben von Piłsudski 1919 als Pocztowa Kasa Oszczędności (Postsparkasse) gegründet. Heute firmiert sie unter dem Namen PKO BP, was für Powszechna Kasa Oszczędności Bank Polski (Allgemeine Sparkassenbank Polens) steht. Bis 2004 war das Unternehmen vollständig in Staatsbesitz, 2006 gehörten dem polnischen Staat noch 51,51 Prozent der Aktien[2].

[Bearbeiten] Russland

Die staatliche Sparkasse in Russland wurde bereits 1841 gegründet. Seit 1991 firmiert sie als Aktiengesellschaft unter dem Namen Сбербанк России (Sberbank).

[Bearbeiten] Spanien

Das Sparkassenwesen in Spanien ist regional organisiert. Jede Region hat eine oder zwei Sparkassen. Diese sind ähnlich wie in Deutschland öffentlich-rechtlich organisiert und arbeiten teilweise ohne Gewinnstreben. Der spanische Sparkassenverband ist die CECA (Confederación Española de Cajas de Ahorros). Es gibt derzeit (Stand: Sep. 2006) 46 Sparkassen, fusionsbedingt dürfte diese Zahl in den nächsten Jahren weiter sinken.

[Bearbeiten] Internationale Sparkassenvereinigungen

[Bearbeiten] Europäische Sparkassenvereinigung (ESV)

In der Europäischen Sparkassenvereinigung (ESV) sind die Sparkassenorganisationen aus 15 EU-Mitgliedstaaten und aus neun weiteren europäischen Ländern vertreten.

[Bearbeiten] Weltinstitut der Sparkassen (WIS)

Das Weltinstitut der Sparkassen (WIS) ermöglicht den weltweiten Erfahrungsaustausch unter den Sparkassenorganisationen. Außerdem vertritt es die Standpunkte der Sparkassen auf internationaler Ebene, wie zum Beispiel gegenüber der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfonds.

[Bearbeiten] EUFISERV

Das Gemeinschaftsunternehmen EUFISERV wurde von den europäischen Sparkassen 1990 gegründet. EUFISERV zielt mit seinem internationalen Netzwerk hauptsächlich auf den bargeldlosen Finanzverkehr bei Transaktionen an Geldautomaten.

[Bearbeiten] Literatur

Hans Pohl / Bernd Rudolph / Günther Schulz: Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Sparkassen im 20. Jahrhundert (Sparkassen in der Geschichte, Forschung 18), Stuttgart 2005, Deutscher Sparkassenverlag, ISBN 978-3-09-303000-0

Regionalgeschichte der Sparkassen-Finanzgruppe. Band 1 (Sparkassen in der Geschichte, Forschung 19), Stuttgart 2006, Deutscher Sparkassenverlag, ISBN 978-3-09-303810-5

Josef Wysocki: Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Sparkassen im 19. Jahrhundert. Vollständiger Nachdruck der Originalausgabe von 1980 (Sparkassen in der Geschichte, Reprint 10), Stuttgart 2005, Deutscher Sparkassenverlag, ISBN 978-3-09-303896-9

[Bearbeiten] Quellennachweis

  1. Reuters, 22.12.2006 über Financial Times Deutschland, 23.12.2006 Sparkassen wollen gemeinsam Berliner Landesbank kaufen. Link: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/144587.html
  2. http://www.pkobp.pl/index.php/id=rel_akc/zone=-1/section=ri

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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