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Wiener Becken

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Blick über das nördliche Wiener Becken Richtung Wien
Blick über das nördliche Wiener Becken Richtung Wien

Das Wiener Becken bezeichnet aus geologischer Sicht ein tektonisches Becken im Nahtbereich zwischen Alpen und Karpaten. Die weite Ebene hat einen spindelförmigen Grundriss mit einer Ausdehnung von 50 x 200 km und liegt zu über 50% in Niederösterreich. Teile liegen auch in Tschechien und in der Slowakei. Aus geographischer Sicht wird meist nur das annähernd dreieckige Becken südlich der Donau bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Das Becken in geographischer Sicht

Der Teil südlich der Donau wird weiters in die sogenannte Feuchte Ebene im Norden und die Trockene Ebene, auch Steinfeld genannt, im Süden eingeteilt. Die Grenze des Wiener Beckens stellt am sichtbarsten die Thermenlinie im Westen und die Donau im Norden dar. Im Süden wo das Becken leicht ansteigt wird es durch die Bucklige Welt und das Semmeringgebiet begrenzt. Die östliche Grenze bilden das Rosaliengebirge, die Ödenburger Pforte, das Leithagebirge und die Hundsheimer Berge.

Im Becken und an seinem westlichen Rand, der Thermenlinie, wo das Gelände von 800 bis 2000 m auf eine Höhe von nur mehr 150-200 m ü. A. in der Ebene abfällt, kommt es regelmäßig zu kleineren Erdbeben. An der Thermenlinie finden sich hydrothermale und Mineralwasser- Quellen. Zahlreiche bekannte Bade- und Kurorte liegen an den Beckenrändern, zum Beispiel am westlichen Rand Baden, Bad Vöslau, Oberlaa, Bad Fischau und am Ostrand Bad Deutsch-Altenburg und Bad Sauerbrunn.

Verwaltungstechnisch liegen im Wiener Becken Teile der Bezirke Mödling, Baden, Bruck an der Leitha, Wien-Umgebung, Neunkirchen und Wiener Neustadt.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Im Osten herrscht noch die Landwirtschaft vor, wobei hauptsächlich Getreide und Zuckerrüben angebaut werden. Aber auch hier macht sich der Strukturwandel bemerkbar, so wurde zum Beispiel die Zuckerfabrik in Bruck an der Leitha stillgelegt. An Stelle dieser wurde ein Ölmühle für Biodiesel errichtet und die Bauern setzen vermehrt auf den Anbau von Raps und Sonnenblumen.

Durch die Lehmvorkommen entstand schon Ende des 19. Jahrhunderts eine starke Ziegelindustrie südlich von Wien. In dieser Zeit kamen auch viele Zuwanderer aus den Kronländern ins Wiener Becken. Noch heute spricht man umgangssprachlich von den so genannten Ziegelböhmen oder Ziegelbehm. In der Folge der Ziegeleien sind auch viele Ziegelteiche entstanden, die heute zum Teil unter Naturschutz gestellt wurden oder als Badeteiche genutzt werden. Die meisten Ziegelteiche wurden im Zuge der Industrieansiedlungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder zugeschüttet. Am südlichen Rand Wiens, am Wienerberg, begann auch die Geschichte der Ziegelproduktion der Firma Wienerberger AG.

Wirtschaftlich zählt vor allem der nördliche Teil des Wiener Beckens, das zum Umland von Wien gehört, zu den wirtschaftlich stärksten Regionen Österreichs. So ist im Bezirk Mödling das höchste Pro-Kopf-Steueraufkommen Österreichs zu verzeichnen. Erwähnenswert ist hier das größte Industriegebiet von Eco Plus in Wiener Neudorf und die Shopping City Süd in Vösendorf. Aber auch der Flughafen Wien-Schwechat mit der um ihn angesiedelten Wirtschaft stellt einen Wachstumsmotor dar. Bis Wiener Neustadt, dass in den letzten Jahren wieder wirtschaftlich aufgeholt hat, sind Zonen, die Dank der Wasserkraft von Schwechat und Triesting schon sehr zeitig vor allem mit Textilindustrie industrialisiert waren, durch den Strukturwandel große Probleme durchmachen mussten dies betrifft zum Beispiel auch ehemalige Paradeunternehmen, wie Semperit in Traiskirchen. So müssen heute viele Menschen in Richtung Wien auspendeln. Vereinzelt werden wieder neue Industriebetriebe wie Magna International mit der Europazentrale in Oberwaltersdorf angesiedelt.


Verkehrstechnisch wurde das Gebiet schon sehr zeitig erschlossen. So sind bereits alte Römerstraßen bekannt oder auch die Bernsteinstraße führte durch das Wiener Becken. Auch in der Neuzeit wurden hier zeitig Eisenbahnen gebaut. So führen heute etwa 10 von Wien aus gehende Bahnlinien, 5 Autobahnen durch die Ebene und rund 20 Bundesstraßen verbinden die Verkehrsknoten der Region.

An der Thermenlinie, die auch als Wetterscheide fungiert, gibt es seit der Römerzeit Weinbau, hier liegen die bekannten Weinorte Sooß und Gumpoldskirchen.

Im südlichen Teil, dem sogenannten Steinfeld, ist der Boden durch eiszeitliche Schotterablagerungen sehr karg und der sogenannte Schneebergwind aus dem Westen verbläst die wenigen Zentimeter fruchtbare Erde. Deswegen wurde unter Maria Theresia begonnen, Schwarzföhrenwälder anzupflanzen, einerseits, um Harz für die Pecherei zu gewinnen und andererseits, um den Boden zu befestigen.

Probleme verursachen zum Teil die im Zuge der Industrialisierungswelle in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg angelegten Mülldeponien, wie die Fischer-Deponie, die schlecht abgedichtet ihre Schadstoffe, vor allem Kohlenwasserstoffe, langsam an das Grundwasser abgeben. Mit teuren, meist von der öffentlichen Hand durchgeführten, Sanierungen werden aber die Grundwasservorkommen im östlichen Teil, der so genannten Mitterndorfer Senke, als Trinkwasser wieder verwendbar gemacht. Diese Vorkommen können auch zusätzlich zur Wiener Hochquellenwasserleitung die Stadt Wien mit Wasser versorgen. Aber auch andere Ortswassernetze wie das von Mödling oder der Triestingtaler Wasserleitungsverband haben hier zusätzliche Quellen.

[Bearbeiten] Das Becken in geologischer Sicht

  • Wiener Becken im engeren Sinn. Der Teil in Tschechien heißt Dolnomoravský úval, der slowakische Teil heißt Borská nížina (Bor Tiefland)
  • Marchfeld (Österreich)
  • Leithagebirge (Österreich)
  • Chvojnická pahorkatina (Chvojnice Hügelland) (Slowakei)

Der Oberbegriff für das Bor Tiefland und das Chvojnice Hügelland lautet Záhorská nížina (Záhorie Tiefland).

Die „prätertiäre“ Basis des Beckens sank im mittleren Tertiär – gegen Ende der alpinen Gebirgsbildung vor etwa 20 Millionen Jahren – langsam in die Tiefe, da die Erdkruste im Bereich Wiens eine Schwächezone hat. Diese Bewegung hält mit 1 – 2 mm pro Jahr auch heute noch an. Das führt im Jahr zu circa drei bis vier spürbaren Beben, vor allem im südlichen Bereich rund um Wiener Neustadt. Stärkere treten nur alle 20 – 30 Jahre auf.

In den Jahrmillionen seit seinem Absinken wurde das Wiener Becken mit Meeres- und Fluss-Sedimenten aufgefüllt, deren Mächtigkeiten bis zu 6 km erreichen kann. Sie stammen vom hier befindlichen Meer und aus den Ostalpen, vom Wienerwald und den Karpaten. Die obersten Zehnermeter wurden in den letzten Eiszeiten abgelagert.

Die Sedimente sind – wie auch im ungarischen Pannonien und im südwestdeutschen Rheingraben – vornehmlich Schotter, Sande, Mergel und der „Wiener Tegel“. Sie sorgen für teilweise fruchtbare Ackerböden und gutes Trinkwasser im Untergrund.

Der vor-tertiäre Beckenboden besteht aus Sandstein beziehungsweise Flysch, Kalkstein, Grauwacke und Kristallin und spiegelt die lokalen Gesteine an der Erdoberfläche wieder. Er hat eine spezifische Dichte zwischen 2,6 und 2,8 g/cm³, wogegen die Sedimente an der Oberfläche nur etwa 2,0 besitzen.

Der resultierende Dichtekontrast von 0,4 bis 0,8 g/cm³ wurde schon früh mit gravimetrischen Methoden untersucht, aber auch mit Seismik. Denn in Tiefen von etwa 500 bis 4000 m befinden sich große Mengen an Erdöl und Erdgas, die seit den 1930ern gefördert werden.

[Bearbeiten] Siehe auch

Erdölbohrungen, Grundwasser, klastisches Sediment, Heilquellen, Heuriger, Industrie, Kurorte, Marchfeld, Pannonisches Becken, Steinfeld, Weinbau, Weinviertel, Tornado in Wiener Neustadt 1916, Thermenlinie, Pannonisches Klima

[Bearbeiten] Weblinks

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