Wirtschaft der Slowakei
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Wirtschaft der Slowakei Quelle: Economist Intelligence Unit |
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BIP | 48,4 Mrd US$ (2005) | |
BIP (in KKP) | 84,7 Mrd US$ (2005) | |
BIP pro Kopf | 8.893 US$ (2005) | |
BIP pro Kopf (in KKP) | 15.551 US$ (2005) | |
BIP-Wachstum (Durchs., p.a.) |
4,7% (2001 bis 2005) | |
Nachfragewachstum (Durchs., p.a.) |
4,0% (2001 bis 2005) | |
Inflation (Durchs., p.a.) |
5,8% (2001 bis 2005) | |
Leistungsbilanzüberschuss (Durchs., p.a.) |
-5,3 (2001 bis 2005) | |
ausländische Direktinvestitionen (Durchs., p.a.) |
7% des BIP (2001 bis 2005) |
Dieser Artikel befasst sich mit der Lage und Entwicklung der Wirtschaft der Slowakei in den letzten 15 Jahren.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aktuelle Lage
[Bearbeiten] Einleitung
Etwa im Jahr 2003 war die seit 1990 dauernde Privatisierung der Volkswirtschaft abgeschlossen. Auch die Transformation zur Marktwirtschaft kann 14 Jahre nach dem Fall des Kommunismus und fast ein Jahr nach dem EU-Beitritt als abgeschlossen angesehen werden. Makroökonomische Stabilitität wurde erreicht, strukturelle Reformen sind weit fortgeschritten, der Bankensektor ist fast vollständig in ausländischen Händen und ausländische Investitionen nehmen zu. Das Wirtschaftswachstum ist derzeit das höchste in Mitteleuropa, das nominelle Lohnniveau hingegen das geringste in Mitteleuropa. Die Wirtschaft ist stark exportorientiert.
Die aktuellen Wirtschaftsdaten der Slowakei sind:
- jährliches Wirtschaftswachstum Dez. 2006: 8,3 %
- Arbeitslosigkeit September 2006 : 13,5 % lt. Slowakischem Statistikamt (Stichprobe) bzw. 9,8 % lt. Arbeitsamt ("evidierte Arbeitslosigkeit")
- Durchschnittslohn lt. Slowakischem Statistikamt (4. Quartal 2006): 21131 SKK = etwa 603 EUR (bei einem Wechselkurs von 1/35)
- Wechselkurs: 1 SKK = etwa 1/34 EUR, Tendenz: Aufwertung der SKK
- Jahresinflation Dez. 2006: 4,2%
[Bearbeiten] Steuerreform und Investoren
Die wichtigste Neuerung ist seit 1. Januar 2004 die Einführung einer so genannten Einheitssteuer (flat tax): Es gibt in der Slowakei nunmehr einen einzigen Steuersatz für die Einkommenssteuer, Körperschaftssteuer, Umsatzsteuer und andere Steuern, nämlich 19 %. Das heißt unter anderem, dass man immer nur 19 % bezahlt, unabhängig davon, ob man ein Millionär oder ein armer Student ist. Kombiniert mit der Tatsache, dass das slowakische Lohnniveau (in Euro ausgedrückt, nicht jedoch von der Kaufkraft her) eindeutig das niedrigste in Mitteleuropa ist, sowie mit der günstigen Lage des Landes, hat das Land nun einen eindeutigen Standortvorteil und zieht massenweise neue ausländische Direktinvestoren an (Peugeot, Hyundai, Samsung, Ford usw.).
In einer Umfrage der Deutschen Handelskammer im März 2004 haben 50 % der deutschen Unternehmer die Slowakei als den derzeit besten Investitionsstandort gewählt. Der IWF sowie die OECD erklärten zudem Ende 2004 die Slowakei für das "reformfreudigste" ihrer Mitgliedsländer.
[Bearbeiten] BIP
Nach einer Liste des IWF betrug das Pro-Kopf-BIP (Kaufkraftparität) der Slowakei im Juni 2004 14.059,707 USD und nahm damit den 43. Platz in der Weltrangliste ein.
In absoluten Zahlen beträgt das Bruttoinlandsprodukt (absolut heißt ohne Berücksichtigung der Kaufkraft) umgerechnet 21 Milliarden Euro (2003). Daraus ergeben sich in absoluten Zahlen 3.878 Euro Pro-Kopf-BIP. In Deutschland erarbeitet man pro Kopf zirka 7 mal soviel.
Das BIP des Jahres 1989, also des letzten Jahres vor Transformationsbeginn, wurde 1997 wieder erreicht. Die Slowakei war damit das zweite Land Osteuropas nach Polen, das diese imaginäre Grenze erreichte.
Das BIP-Wachstum erreichte 2002 vor allem dank inländischer Nachfrage 4,6 %. Im Jahre 2003 hingegen verhalfen vor allem die rasant angewachsenen Exporte zu einem Wirtschaftswachstum von 4,5 %, obwohl die Nachfrage der Haushalte gesunken ist. Im Jahre 2004 dürfte das erwartete Wirtschaftswachstum von 5,5% zu einem gewissen Teil auf den EU-Beitritt zurückzuführen sein. 2005 nahm das BIP um 6%.
Das Wirtschaftswachstum erreichte im September 2006 entgegen sämtlichen Schätzungen, die bei 6% lagen, 9,8%. Laut Slowakischem Statistikamt soll es sich dabei sogar um eine vorsichtige, d.h. eher niedrige, Schätzung handeln. Dies war die höchste Wachstumsrate des slowakischen BIPs seit 1989 und eine der höchsten oder die höchste in der EU.
[Bearbeiten] Drei Sektoren
Anteile der drei Sektoren am BIP (2002):
- Landwirtschaft 4%
- Industrie 29%
- Dienstleistungen 67%
In den letzten Jahren war ein deutlicher Zuwachs des Anteils der Dienstleistungen zu verzeichnen.
Hinsichtlich der Anteile der Erwerbstätigen verhielten sich die Zahlen wie folgt:
- Landwirtschaft 6.2%
- Industrie 38.4%
- Dienstleistungen 55.4%
[Bearbeiten] Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit stieg im Zuge der radikalen Reformen der Dzurinda-Regierung von 14,9 % Ende 1998 auf 19,2% Ende 2001 an (saisonbereinigte harmonisierte Arbeitslosigkeit), sank dann aber wieder auf 16,6% am Ende des Jahres 2003. 2004 ist die Arbeitslosigkeit wieder leicht gestiegen.
[Bearbeiten] Inflation
Die Inflation sank von einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 12% im Jahre 2000 auf nur 3,3 % im Wahljahr 2002, sie nahm aber 2003-2004 aufgrund der Durchführung von notwendigen Steuer- und Preiserhöhungen seitens der Regierung wieder zu. 2004 betrug sie etwa 7,5 %, da es aber keine Preise und Steuern gibt, die noch zu deregulieren wären, ist ab 2005 eine deutlich geringere Inflation zu erwarten (weniger als die Hälfte).
[Bearbeiten] Budgetdefizit
Das Budgetdefizit bewegt sich derzeit leicht über 3 % des BIP. Spätestens ab 2008 soll es unter 3% liegen, um die Einführung des Euro 2009 zu ermöglichen. Nach den Maastricht-Kriterien darf das Budgetdefizit 3 % nicht überschreiten.
Gäbe es allerdings nicht die umfangreiche slowakische Rentenreform, die in der Anlaufphase ab 2005 das slowakische Staatsbudget ein paar Jahre lang ausnahmsweise belasten wird, wären die 3 % bereits 2007 erfüllt.
Die vormalige slowakische Regierung plant, ihr Budgetdefizit 2006 auf 2,9 Prozent zu verringern. Das sollte durch ein umfangreiches Privatisierungsprogramm ermöglicht werden, dessen Erlöse nach Erwartungen der Regierung 40 Mrd Kronen betragen sollen. Nach dem Wahlsieg der bisherigen Opposition wurden jedoch einige Privatisierungsvorhaben gestoppt.
[Bearbeiten] West-Ost-Gefälle
Das größte Problem der Slowakei bleibt ein riesiges (eigentlich schon seit gut 200 Jahren bestehendes) wirtschaftliche Gefälle zwischen dem armen Osten des Landes und dem moderneren und ausländische Investitionen anlockenden Westen des Landes, in dem sogar der Großraum Bratislava mit etwa 108% des durchschnittlichen BIPs der EU die zweitreichste Region der (ehemaligen und künftigen) Beitrittsländer Mittel- und Osteuropas darstellt. Da jedoch im Osten auch die Löhne deutlich geringer sind als im Westen, interessieren sich ausländische Investoren neuerdings vor allem für den Osten, was das Gefälle mit der Zeit etwas mildern sollte.
[Bearbeiten] Währung und Euroeinführung
In der Slowakei zahlt man noch mit der 1993 eingeführten slowakischen Krone. Wenn nichts Unvorhersehbares passiert, wird der Euro in der Slowakei am 1. 1. 2009 eingeführt. Auch die neue Regierung steht fest zu diesem Ziel.
Die slowakische Währung steht im Wechselkursmechanismus II mit einem Leitkurs von 1 Euro = 38,4550 SKK und darf maximal zu 15% dieses Kurses schwanken. Dieser Leitkurs musste ab 19. 3. 2007 nach Abstimmung mit der Europäischen Zentralbank auf 35,4424 SKK aufgewertet werden, da es der Nationlbank nach einer "Flut" positiver Wirtschaftsdaten praktisch unmöglich wurde, eine weitere schnelle Aufwertung der Krone aufzuhalten.
[Bearbeiten] Außenwirtschaft
Importiert werden (2003): 15,0 % Transportmittel, 14,2 % Maschinen, 13,1 % mineralische Erzeugnisse, 12,2 % elektrische Ausrüstungen, 9,0 % unedle Metalle, 7,7 % chemische Erzeugnisse
Exportiert werden: 29,0 % Transportmittel, 13,5 % unedle Metalle, 9,8 % Maschinen, 9,0 % elektrische Ausrüstungen, 6,0 % mineralische Erzeugnisse, 5,2 % Kunststoff, Kautschuk, 5,1 % Textilien, 3,8 % Papier, 3,4 % chemische Erzeugnisse
Die wichtigsten Importländer sind: 25,5 % Deutschland, 14,3 % Tschechien, 10,7 % Russland, 6,2 % Italien, 4,4 % Österreich, 4,2 % Frankreich, 3,5 % Polen, 3,4 % Ungarn
Die wichtigsten Exportländer sind: 30,8 % Deutschland, 12,9 % Tschechische Rep., 7,5 % Italien, 7,4 % Österreich, 5,3 % USA, 4,9 % Ungarn, 4,8 % Polen, 3,5% Frankreich
[Bearbeiten] Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 19%
- das Bildungswesen bei 11%
- das Militär bei 5%
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Anfangsphase der Transformation
Nach dem Sturz des Kommunismus und der damit verbundenen zentralen Planwirtschaft (Ende 1989) folgte - wie bei allen ehemaligen Ostblockstaaten - eine anfänglichen Übergangsphase (in der Slowakei 1990 - 1993), in der das BIP deutlich gesunken ist. Bis dahin war der Außenhandel zum Hauptteil auf die Länder des ehemaligen RGW beschränkt. Nachdem die Märkte im Osten teilweise zusammengebrochen waren, kam es folgerichtig zu Problemen der Märkte der einzelnen Ostblockstaaten, einschließlich der Tschechoslowakei.
In der Slowakei wurde der allgemeine vorübergehende BIP-Rückgang zusätzlich durch zwei Faktoren gefördert. In erster Linie dadurch, dass auf dem Gebiet der Slowakei im Rahmen der Tschechoslowakei vor allem die Rüstungsindustrie und sonstige Schwerindustrie (Letzteres für den RGW) konzentriert war, die durch die neuen Verhältnisse in Europa ihre Absatzmärkte verlor. Sekundär auch dadurch, dass die Tschechoslowakei 1993 aufgelöst wurde, was den sich bereits 1992 bemerkbar machenden Wiederaufschwung um ein Jahr verschoben hat. Da jedoch mit Tschechien weiterhin Handel getrieben wurde, sollte man die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen der Teilung nicht überschätzen.
Die wirtschaftliche Transformation, also der Übergang von einer Planwirtschaft hin zu einer freien Marktwirtschaft, erforderte außerdem im Rahmen der Liberalisierung der Wirtschaft eine Freigabe der vormals staatlich regulierten Preise. In der Slowakei passierte dies vor allem zum 1. 1. 1991 und führte wie erwartet zu einer drastisch erhöhten Inflation von 61,2 % im Jahr 1991 (vorher betrug die Inflation fast 0 %). Hinsichtlich der Preise ist jedoch zu beachten, dass im Gegensatz zu Ländern wie Polen, Russland oder Ungarn die Inflation in der Slowakei, genauso wie in Tschechien, mit Ausnahme dieses einen Jahres nie ein wirkliches Problem dargestellt hat.
Auch eine Liberalisierung der Außenwirtschaft war notwendig: Export und Import wurden um einiges erleichtert, vor allem durch Abschaffung der ehemaligen Mengenbeschränkungen hinsichtlich des Besitzes von Fremdwährungen.
Eine große Herausforderung für die Regierung war zudem eine zügige Privatisierung, unter der die Teilbereiche Restitution, also eine Rückgabe von Gütern an alte Besitzer, als auch die eigentliche Privatisierung von staatlichen Betrieben fällt. In der Tschechoslowakei entschied man sich bei der eigentlichen Privatisierung für eine Coupon-Privatisierung mittels Couponverteilungen, die jedoch unter der letzten Mečiar-Regierung (1994 - 1998) 1995 eingestellt und weiter mittels Direktverkäufen betrieben wurde. Diese Änderung wird im Nachhinein eher positiv gewertet.
Auf dem Arbeitsmarkt gab es anfang der 1990er Jahre einen drastisch erhöhten Anstieg der Arbeitslosenquote von 1,5 % im Jahr 1990 auf 11,8% im folgenden Jahr, da viele Betriebe, vor allem in der Rüstungsindustrie, aus den oben genannten Gründen schließen mussten. Während der Regierungsphase unter Meciar war die Erwerbslosenrate noch etwas niedriger als unter der folgenden Dzurinda-Regierung (siehe unten).
[Bearbeiten] Entwicklung seit 1993
Seit Ende 1993/Anfang 1994 verzeichnete die (nunmehr selbständige) Slowakei ununterbrochen ein relativ hohes Wirtschaftswachstum, das sogar (mit Ausnahme eines Jahres) jedes Jahr höher war als das Wirtschaftwachstums Tschechiens. Etwa 1997-1998, d. h. gegen Ende der Amtsperiode der letzten Regierung Mečiar, wurde das Wirtschaftswachstum auch durch deutliche staatliche Investitionen in den Bausektor angekurbelt. Diese erhöhten zwar die Verschuldung des Landes deutlich, der Verschuldungsgrad des Landes war aber 1998 immer noch der zweitniedrigste in ganz Mittel- und Osteuropa (unter 60 % des BIP).
Die Regierungen Meciar versuchten stets (teils aufgrund strategischer Überlegungen, teils aufgrund egoistischer politischer Kalkulationen) sicherzustellen, dass die strategisch wichtigen Großunternehmen des Landes in den Händen slowakischer physischer und natürlicher Personen bleiben.
Ende 1998 kam die erste Regierung Dzurinda an die Macht, die sozusagen eine Wendung um 180 Grad gemacht hat. Früher oder später wurden alle Betriebe zur Privatisierung durch ausländische Firmen freigegeben, der Autobahnbau und andere Großprojekte wurden sofort fast zur Gänze gestoppt und viele bis dato eher "dahinvegetierenden" Betriebe ließ man in Konkurs gehen. Die Folge war ein massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit (etwa um 6 Prozentpunkte) - der sich aber inzwischen (2004) wieder etwas "gelegt" hat -, ein vorübergehender deutlicher Rückgang des Wirtschaftswachstums, anfangs auch eine Stagnierung der Reallöhne sowie eine Vergrößerung des West-Ost-Gefälles (siehe oben), da es im Osten bis heute praktisch keine Autobahnen gibt.
Das Vertrauen ausländischer Investoren war aber wieder hergestellt. Außerdem führte die erste (1998-2002) sowie die zweite (ab 2002) Regierung Dzurinda diverse Preisderegulierungen, Steuerreformen und andere rasante Reformen durch. In einer späteren Phase wurden auch neue Industrieparks geschaffen und lohnenswerte Projekte wie die Ansiedlung von Autoherstellern aus staatlichen Mittel gefördert. Die staatlichen Förderungen werden zum Teil als übertrieben angesehen. Die wichtigste Neuerung, die das Image des Landes in den Unternehmerkreisen deutlich verbesserte, war seit 1. Januar 2004 die Einführung einer so genannten Einheitssteuer (siehe oben).