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Doktor Mabuse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dr. Mabuse ist die von Norbert Jacques erfundene fiktive Romanfigur eines „Superverbrechers“ .

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Geburt des Dr. Mabuse

Die Figur des Dr. Mabuse nahm Gestalt an, als der luxemburgische Schriftsteller Norbert Jacques nach dem Ersten Weltkrieg auf einer Fähre über den Bodensee setzte. Zu dieser Zeit war die Gegend um den Bodensee, wo der Autor gleichzeitig wohnte, ein belebter Umschlagplatz für den in höchster Blüte stehenden Schwarzhandel. Der Autor beobachtete einen Mitpassagier, dessen Statur und Gesicht ihn inspirierten. Im Geiste machte er dann aus dem beobachteten kleinen Schieber mit der berührenden Ausstrahlung einen genialen Großverbrecher, um dessen Gestalt herum er dann den Roman „Dr. Mabuse, der Spieler“ anlegte.

[Bearbeiten] Die ersten beiden Romane und ihre Verfilmungen

[Bearbeiten] Dr. Mabuse, der Spieler

1921 erschien der erste Roman mit dem „James Bond des Verbrechens“, dem zentralen Charakter des Dr. Mabuse. Dieser ist von Beruf Psychoanalytiker, ein Verbrechergenie mit hypnotischen Fähigkeiten und ein Mann mit tausend Gesichtern. Als Superverbrecher versucht er die Weltherrschaft zu erlangen, womit er in der Tradition des französischen Fantômas von Pierre Souvestre und Marcel Allain steht, deren Romane fast gleichzeitig mit Mabuse erschienen.

Seine Fähigkeiten der Verkleidung und der Beeinflussung anderer Personen nutzt Mabuse aus, um sich auch in der High Society frei bewegen zu können. Der Roman nutzt den Charakter, um dem Leser den „schmutzigen Unterleib“ der Weimarer Republik vor Augen zu führen. In den Augen des Verfassers und seines Protagonisten ist Europa verrottet bis auf den Kern, erfüllt vom Leichengestank des vorangegangenen Krieges und bevölkert von Aasgeiern in Frack und Zylinder.

Der Traum der Romanfigur Dr. Mabuse ist die Schaffung einer neuen Gesellschaft, frei von Korruption und Fäulnis. Er plant eine utopische Kolonie in Brasilien namens „Eitopomar“, die er mit den Früchten seiner Verbrechen auf die Beine stellen möchte. (Eine spätere Fortsetzung, „Mabuses Kolonie“, blieb unvollendet.)

Sein Gegenspieler, der Staatsanwalt von Wenk, versucht Mabuse das Handwerk zu legen, doch dieser kann immer wieder entkommen; einmal kommt dabei sogar ein fliegendes Automobil zum Einsatz. Man kann sagen, dass in diesem Roman der Schurke der wahre Held ist, und nicht der Gesetzeshüter (ganz im Gegensatz also zu den späteren Fortsetzungen der Mabuse-Reihe). Im gleichnamigen Film ist diese Dimension ausgespart: dort ist Mabuse eindeutig ein skrupelloser Bösewicht, der über Leichen geht und geradezu wahnsinnig nach Macht strebt.

Der Roman wurde ein großer Publikumserfolg und 1922 von Fritz Lang verfilmt, der damit seinen Durchbruch hatte und später zu einem der größten Starregisseure des Landes aufsteigen sollte. Seine Frau, die deutsche Schauspielerin und Drehbuchautorin Thea von Harbou, schrieb nach Jacques' Roman das Drehbuch für den 1. Teil des Stummfilms „Doktor Mabuse, der Spieler“. Zwar wurde der Film, wie auch der Roman, wegen reißerischer Elemente gerügt, doch konnte dies seinem internationalen Erfolg keinen Abbruch tun.

Lang legte in diesem Film so viel Wert auf die Verkleidungsszenen Mabuses, dass manche sich fragten, woher Mabuse die Zeit nehme, sich um den Rest seiner Verbrecherorganisation zu kümmern. Die Sequenz, die Mabuses hypnotische Macht illustriert, indem seine weit aufgerissenen Augen ins Zentrum der Nahaufnahme rücken, bot Kritikern Anlass zum Spott: „Neuer deutscher Rekord - 1,20 m!“ Dennoch, oder gerade deswegen, gehört Dr. Mabuse bis heute zum großen Triumvirat genialischer Böslinge des deutschen Stummfilms und wird der Film in einem Atemzug genannt mit Dr. Caligari und Nosferatu.

[Bearbeiten] Das Testament des Dr. Mabuse

Nachdem die erste Fortsetzung, „Mabuses Kolonie“, 1930 Fragment blieb, lässt sich Norbert Jacques schließlich von Fritz Lang dazu anregen, „Das Testament des Dr. Mabuse“ zu schreiben, welches er 1932 fertigstellt. Der Roman dient wiederum als Vorlage für Thea von Harbou und Fritz Lang, bleibt jedoch vorerst unveröffentlicht, da Lang dem Autor eine Beteiligung an den Tantiemen des Films zugesagt hatte. 1933 erscheint der Tonfilm „Das Testament des Dr. Mabuse“.

In diesem Film sitzt Mabuse als Wahnsinniger in einer Psychiatrischen Klinik, der unentwegt an einem „Testament“ schreibt, in dem er Anweisungen für Verbrechen und zur Errichtung einer umfassenden „Herrschaft des Verbrechens“ gibt. Diese Anweisungen werden auf geheimnisvolle Weise von einer Verbrecherorganisation ausgeführt, obwohl die Manuskripte unveröffentlicht in der Klinik bleiben. Kommissar Lohmann (der schon in M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931) erfolgreich war), versucht, die Bande dingfest zu machen, scheitert aber an deren perfekter und professionell agierender Organisationsstruktur. Obwohl er immer wieder auf die Spur der Klinik geführt wird, durchschaut Lohmann zunächst auch nicht, welche Rolle der machtlos scheinende Mabuse spielt.

Die Verwirrung steigert sich, als Mabuse plötzlich verstirbt. Aber es ist ihm gelungen, seinen Willen auf den Geist des Leiters der Irrenanstalt, Professor Baum, zu übertragen. Nun führt dieser die verbrecherischen Anweisungen Mabuses aus. Als die Organisation zum ultimativen Schlag ausholt, und eine chemische Fabrik in die Luft jagen will, kann die Polizei dies im letzten Augenblick verhindern. Am Tatort ist auch Baum. Nach einer surrealistischen Autoverfolgungsjagd flieht Baum in seine eigene Anstalt, in der er nun, vollends dem Wahnsinn verfallen, selbst als Patient einbehalten wird. Am Ende sieht man ihn in einer Zelle sitzend, wie er im Zustand völliger Umnachtung Manuskriptseiten zerreißt.

Die deutlichen Anspielungen auf die Terrormethoden der Nazis und auf Adolf Hitler, der Mein Kampf ebenfalls in Gefangenschaft verfasste, ist den Nazis nicht entgangen, und der Film wurde im Dritten Reich verboten. Es gelang jedoch, Kopien ins Ausland zu schmuggeln. Jahrelang war nur eine stark gekürzte Fassung des Films im Umlauf. Erst seit Ende 1973 steht wieder eine rekonstruierte Fassung zur Verfügung.

[Bearbeiten] Schauspieler der ersten beiden Filme

In beiden Filmen spielte der deutsche Schauspieler Rudolf Klein-Rogge die Titelrolle. Unterstützt wurde er dabei im 1. Film von Paul Henckels, Adele Sandrock, Robert Forster-Larrinaga und, als Kuriosität in einer kleinen Nebenrolle, von Gottfried Huppertz (Komponist, u.a. vom Karl-May-FilmDurch die Wüste“ von 1936). In Das Testament des Dr. Mabuse trat u. a. Theo Lingen auf.

[Bearbeiten] Spätere Verfilmungen

1953 verkaufte Norbert Jacques die Rechte an der Figur des Dr. Mabuse an die Berliner CCC-Filmgesellschaft.

Zeitgleich mit den Edgar-Wallace-Filmen der 1960er-Jahre wurde auch Doktor Mabuse wieder für den Film entdeckt. Zwischen 1960 bis 1964 entstanden sechs neue schwarz/weiß-Mabuse-Filme, die aber nur noch Wert auf den Kriminal-Aspekt legten und kaum noch sozialkritische Aspekte aufwiesen.

Eine Ausnahme bildete der erste Film dieser neuen Reihe, „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ (1960), bei dem ebenfalls wieder Fritz Lang Regie führte, der aber trotzdem als schwächer angesehen wird als seine beiden Vorgänger. Die Handlung des Films geht auf den Roman „Mr. Tot aĉetas mil okulojn“ des polnischen Autors Jean Forge (Pseudonym von Jan Fethke) zurück.

In den Nachfolgefilmen

(1961, Regie: Dr. Harald Reinl mit Gert Fröbe, Lex Barker, Daliah Lavi)

(1962, Regie: Werner Klingler mit Gert Fröbe, Senta Berger, Helmut Schmid)

(1962, Regie: Dr. Harald Reinl mit Lex Barker, Karin Dor, Siegfried Lowitz)

(1963, Regie: Paul May mit Peter van Eyck, Sabine Bethmann, Dieter Borsche)

(1964, Regie: Hugo Fregonese mit Wolfgang Preiss, Peter van Eyck, Yvonne Furneaux)

führten die Regie Dr. Harald Reinl (auch in Edgar-Wallace- und Karl-May-Filmen), Paul May, Werner Klingler und Hugo Fregonese (auch in einem Karl-May-Film).

Wiederum wurden die Filme durch bekannte nationale und internationale Darsteller bereichert, darunter Lex Barker, Gert Fröbe, Peter Van Eyck, Wolfgang Völz, Werner Peters, Rudolf Fernau, Siegfried Lowitz, Karin Dor, Daliah Lavi, Klaus Kinski, O.E. Hasse und nicht zuletzt Wolfgang Preiss. Ihm fiel die Rolle des Doktor Mabuse zu.

Der französische Regisseur Claude Chabrol verfilmte den Roman in stark abgeänderter Form als „Dr. M“ (1990).

[Bearbeiten] Sonstiges

1969 entstand der englische Film „Scream and scream again“, der in Deutschland unter dem Titel „Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse“ in die Kinos kam. 1972 wurde in Deutschland „Dr. M schlägt zu“ (spanischer Titel: La venganza del Dr. Mabuse) gedreht, in dem jedoch gar kein Dr. Mabuse vorkommt.

In einigen japanischen Godzilla-Filmen taucht als Bösewicht ebenfalls „Doktor Mabuse“ auf – zumindest in der Eindeutschung des Rollennamens.

In der Comic-Serie „Spirou und Fantasio“ tritt mehrfach der verrückte/kriminelle Wissenschaftler Zyklotrop als Dr.-Mabuse-Persiflage auf.

„Dr. med. Mabuse“ ist ebenfalls der Titel einer seit Jahrzehnten bestehenden kritischen Zeitschrift im Gesundheitswesen.

1983 kehrt Dr. Mabuse in einer Folge der österreichischen Kult-Fernsehserie „Kottan ermittelt“ unter dem unscheinbaren Pseudonym „Dr. Buesam“ wieder zurück.

Auch taucht ein Dr. Mabuse in einer Episode der Fernsehserie „Green Hornet“ auf.

Zudem gibt es zwei Lieder mit dem Titel „Dr. Mabuse“:

Band 55 der Jugendbuch-Reihe „TKKG“ von Stefan Wolf trägt den Titel „Im Schattenreich des Dr. Mubase“ (Hörspiel-Folge Nr. 74). Darin decken die vier Juniordetektive die kriminellen Machenschaften des Dr. Mubase in seiner eigenen Privatklinik auf.

Circa 1986 wurde Franz Josef Strauß von politischen Gegnern als „Alpen-Mabuse“ tituliert.

[Bearbeiten] Literatur

  • Jacques, Norbert: Dr. Mabuse, der Spieler. Reinbek/Hamburg: Rowohlt 1996, ISBN 3-499-13952-9
  • Jacques, Norbert: Das Testament des Dr. Mabuse, Reinbek/Hamburg: Rowohlt
  • Jacques, Norbert: Mabuses Kolonie, Reinbek/Hamburg: Rowohlt

[Bearbeiten] Diskografie

  • "Kriminalfilmmusik No. 4" – mit Musik aus den Mabuse-Filmen der 1960er-Jahre
    2000, BSC Music, Prudence 398.6560.2
Andere Sprachen
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