Emil Kirdorf
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Geheimer Kommerzienrat Dr. Ing. E-h. Emil Kirdorf (* 8. April 1847 in Mettmann bei Düsseldorf; † 13. Juli 1938 in Mülheim an der Ruhr) war ein deutscher Industrieller. Kirdorf war einer der ersten bedeutenden angestellten Ruhrindustriellen, die "nur" Manager und nicht, wie beispielsweise August Thyssen oder Hugo Stinnes, selbst Eigentümer ihrer Konzerne waren.
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[Bearbeiten] Leben
Kirdorf wurde als Sohn eines Webereibesitzers in wohlhabenden Verhältnissen geboren. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre im Familienunternehmen und volontierte ab 1864 ein Jahr in Hamburg in einem Exportunternehmen. Ein Jahr später beteiligte er sich an einem Krefelder Textilunternehmen. Die Weigerung der Geschäftsführung, einen mechanischen Webstuhl einzuführen, führte zum Bankrott der elterlichen Weberei, was die Übernahme des elterlichen Betriebs als berufliche Perspektive für Kirdorf ausschloss.
Kirdorf wechselte, vermittelt durch seinen Bruder, in den Bergbau, wo er als Buchhalter bei der Grubenverwaltung der Zeche Holland in Wattenscheid begann. 1871 wurde Kirdorf Direktor der Zeche Holland.
Der Unternehmer Friedrich Grillo wurde auf Kirdorf aufmerksam und bot ihm 1873 die Stellung als kaufmännischer Direktor bei der soeben gegründeten Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG) an. 1893 wurde Kirdorf Generaldirektor der GBAG, zu dieser Zeit das nach Fördermenge größte deutsche Bergbauunternehmen. Kirdorf war entscheidend am Aufbau der GBAG beteiligt und lenkte das Unternehmen durch die Krise der 1870er Jahre. Diese Position hatte er bis 1926 inne. Unter seiner Leitung wurde die GBAG zum größten Kohlebergbauunternehmen Europas. Er erwarb sich so den spöttischen Titel eines "Schlotbarons". Durch die Übernahme der Zechen Hansa, Zollern und Germania erweiterte Kirdorf die GBAG, gliederte ihr 1904 den von Grillo gegründeten "Schalker Gruben- und Hüttenverein" an und baute durch die Übernahme von Kohlehandels- und Reedereiunternehmen die GBAG zu einem gemischten Konzern aus.
Aufgrund einer akuten Absatzkrise war Kirdorf 1893 einer der wesentlichen Mitgründer des Rheinisch-Westfälischen Kohlesyndikats, dessen Aufsichtsratsvorsitz er bis 1913 inne hatte. In diesem Syndikat verpflichteten sich 98 Bergwerksunternehmen des Ruhrgebiets, ihre Produkte fortan ausschließlich über das Syndikat zu vermarkten, was das Dumping verhindern sollte.
Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des 1891 gegründeten Alldeutschen Verbandes und des Vereins Freie Ukraine, sowie des Kolonialvereins und des Flottenvereins.
Kirdorf war Mitbegründer der "Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte" die das Kapital für das Presseimperium von Alfred Hugenberg bereitstellte.
Am 15. Juni 1915 forderte er in seiner Kriegszieldenkschrift Siedlungsland in Russland, um die Wehrkraft und Ernährungsbasis des deutschen Volkes sicherzustellen.
Im September 1918 verlangte er die Abdankung des Kaisers Wilhelm II..
Nach dem Ersten Weltkrieg verlor die GBAG ihre Bedeutung als gemischter Konzern und wandelte sich zu einem reinen Kohleunternehmen zurück. In der GBAG verlor Kirdorf seine tonangebende Stellung zugunsten von Hugo Stinnes, mit dem er heftige Meinungsverschiedenheiten über die Unternehmenspolitik hat. Stinnes beabsichtigte die GBAG zum Fundament eines deutschen Kohle-Trusts zu machen, wogegen Kirdorf Widerstand leistete. Da er auch nach dem Tode von Stinnes 1924 sich nicht durchsetzen konnte, gab Kirdorf seine Stellung bei der GBAG 1926 auf und schiedt aus dem Vorstand aus.
1926 war er an der Gründung der Vereinigten Stahlwerke beteiligt, in die auch die von Kirdorf 1920 mitgegründete Siemens-Rhein-Elbe-Schuckert-Union integriert wurde.
Kirdorf war Mitglied des Provinziallandtages, bis zum 08. September 1989 Ehrenbürger der Stadt Gelsenkirchen und bis 1995 Ehrenbürger der Stadt Mülheim an der Ruhr.
[Bearbeiten] Emil Kirdorfs Rolle im Nationalsozialismus
Kirdorf war zeitlebens als Reaktionär für seine autoritären Ansichten bekannt. Er lehnte die Weimarer Republik ab, die er "Pöbelherrschaft" nannte und bekämpfte die Arbeiterbewegung und die Gewerkschaften. Nach seiner Überzeugung hätte der Staat und Unternehmer die soziale Ordnung festzulegen. Den demokratischen Staat bekämpfte er.
So wurde er aktiver Förderer des Aufstiegs Adolf Hitlers. Am 4. Juli 1927 traf er sich erstmals mit Hitler; er unterstützte die NSDAP vor allem mit Geld. Am 1. August 1929 war Kirdorf Ehrengast beim Parteitag der NSDAP in Nürnberg.
Auf seine Veranlassung hin verfasste Hitler eine Broschüre mit dem Titel "Der Weg zum Wiederaufstieg", die von Kirdorf an andere Unternehmer verteilt wurde. 1927 trat Kirdorf der NSDAP bei, die er wegen des nach seiner Meinung zu großen Einflusses des Parteiflügels um Gregor Strasser schon 1928 wieder verließ. 1934 trat er der Partei wieder bei.
Hauptsächlich unterstützte er die NSDAP, um die Arbeiterklasse vom Marxismus abzubringen und sie wieder in die nationale Gemeinschaft einzugliedern, so schrieb Kirdorf 1937 über Hitler:
- „Vor allem befreite er uns von dem mörderischen Klassenkampf. Der ganz große Gewinn im Innern ist in der Wiedererstehung und Wiedererstarkung der Volksgemeinschaft zu erblicken.“[1]
Am 26. Oktober 1927 hörten sich 14 "Wirtschaftsführer" einen Vortrag Hitlers im Hause Kirdorfs an. Im August 1931 organisierte Kirdorf einen Meinungsaustausch Hitlers mit 30 bis 40 Vertretern der Kohle- und Stahlindustrie. In sein Tagebuch macht Joseph Goebbels unter dem 15. November 1936 die Eintragung: "Führer erzählt, wie er sich einmal erschießen wollte, weil ihm die Wechselschulden über den Kopf wuchsen. Da hat ihm Kirdorf mit 100.000 Mark geholfen." Hitler umschmeichelte Kirdorf als "nationale Legende". Dessen Geburtstage ließ er mit Fackelzügen feiern. Kirdorf war Träger des Goldenen Parteiabzeichens. Am 10. April 1937 notierte Goebbels in sein Tagebuch: "Der Führer ist sehr lieb zu Kirdorf. Er verdankt ihm aus der Kampfzeit die Rettung seiner Partei und seiner Person."
Zum seinem 90. Geburtstag verlieh Hitler ihm den Adlerschild, die höchste zivile Auszeichnung des Dritten Reiches. Bei Kirdorfs Tod am 13. Juli 1938 ließ Hitler ihn mit einem Staatsbegräbnis beisetzen.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Dieter Halfmann, Der Anteil der Industrie und Banken an der faschistischen Innenpolitik, Köln 1974, S. 18
[Bearbeiten] Literatur
- Henry Ashby Turner, Faschismus und Kapitalismus in Deutschland, Göttingen 1972
- Kurt Gossweiler, Aufsätze zum Faschismus, Berlin 1988
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Emil Kirdorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KirdorfEmil/
- http://www.route-industriekultur.de/geschi/abschn/index.htm?a_gri.htm
Personendaten | |
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NAME | Kirdorf, Emil |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Industrieller und Protegé Adolf Hitlers |
GEBURTSDATUM | 8. April 1847 |
GEBURTSORT | Mettmann bei Düsseldorf |
STERBEDATUM | 13. Juli 1938 |
STERBEORT | Mülheim an der Ruhr |