Es war einmal in Amerika
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Es war einmal in Amerika |
Originaltitel: | Once Upon a Time in America |
Produktionsland: | Italien, USA |
Erscheinungsjahr: | 1984 |
Länge (PAL-DVD): | 220 Minuten (Director's Cut) bzw. 139 Minuten |
Originalsprache: | Englisch |
Altersfreigabe: | FSK ab 16 |
Stab | |
Regie: | Sergio Leone |
Drehbuch: | Sergio Leone Leonardo Benvenuti |
Produktion: | Arnon Milchan |
Musik: | Ennio Morricone |
Kamera: | Tonino Delli Colli |
Schnitt: | Nino Baragli |
Besetzung | |
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Es war einmal in Amerika ist der letzte Kinofilm von Regisseur Sergio Leone aus dem Jahr 1984. Die Handlung basiert auf dem autobiografischen Roman „The Hoods“ von Harry Grey, die Hauptrollen spielen Robert De Niro und James Woods. Weltweit existieren verschiedene Versionen des Films: Diese unterscheiden sich in der zeitlichen Länge und teilweise in der Erzählstruktur.
Der Film gilt als dritter Teil von Leones Es war einmal...-Trilogie. Die ersten beiden Teile sind Spiel mir das Lied vom Tod (1968) und Todesmelodie (1971).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Anhand dreier Zeitausschnitte erzählt Leone sein amerikanisches Märchen von einer Bande krimineller Jungen in New York (1922/23), die durch Schutzgelderpressungen, gewaltsame Ausschaltung von Konkurrenten und durch den Schwarzhandel von Alkohol während der Prohibitionszeit zu schnellem Reichtum und Macht gelangt, und 1932/1933 erwachsen geworden, vor der Frage steht, im großen Stil ins mafiöse Geschäft einzusteigen: organisiertes Verbrechen, Korruption, Politik. Um Max (James Woods, als Kind: Rusty Jacobs) von einem halsbrecherischen Banküberfall abzuhalten, denunziert Noodles seine Freunde. Doch außer ihm, der bald untertaucht, werden alle Gangmitglieder bei einer Polizeiaktion erschossen statt verhaftet. 1968: Ein Brief lockt Noodles an den alten Schauplatz zurück. Er trifft den totgeglaubten Freund wieder: Max hat ein Arrangement mit der Polizei, eine neue Identität „Staatssekretär Bailey“ bekommen, ist inzwischen Staatssekretär und lebt mit Deborah (Elizabeth McGovern, als Kind: Jennifer Connelly), der Jugendliebe von Noodles, zusammen. Der Verräter, der sich die ganzen Jahre über Vorwürfe gemacht hat, ist in Wahrheit der Verratene.
Die Originalversion mit ihren Zeitsprüngen wurde in Kontinentaleuropa und England stets im Original gezeigt. Für die USA existierte eine zusätzliche Variante ohne Zeitsprünge, die dem dortigen Publikum das Verständnis erleichtern sollte.
[Bearbeiten] Kritiken
„Lexikon des internationalen Films“: Amerika-Epos von ausufernder Pracht, klassischem Format und mythischer Wucht.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
Sergio Leone war 1985 in der Kategorie Bester Regisseur für den Golden Globe Award nominiert, Ennio Morricone in der Kategorie Beste Musik.
[Bearbeiten] Alternative Versionen
[Bearbeiten] Die nie gefilmte Eröffnungsszene
Ursprünglich sollte der Übergang von 1933 bis 1968 viel kunstvoller dargestellt werden, aber schließlich stellte sich die Szene als einfach zu schwierig heraus und hätte auch finanziell den Rahmen des Budgets gesprengt, da Leone diese Sequenz ohne Schnitt drehen wollte. Vom originalen Drehbuch:
„Man sieht Noodles in einem 1933er Truck an einem Gleis stehen. Im Hintergrund ist eine weite Naturlandschaft. Man hört das Geheule der Räder eines Zuges und das laute Geschrei der Pfeife. Es ist ein Zug auf dem Weg von Detroit nach New York, der von links nach rechts durch das Bild fährt. Die Sicht über die Gleise ist von der Lokomotive, dem Tender und den Wagons versperrt - Wagon nach Wagon ist beladen mit 1933er Fords. Dann kommt ein weiterer Zug von der anderen Seite. Der Zug fährt weiter vorbei, aber die Wagons sind nicht mehr mit 1933 Fords beladen. Es sind 1968er Fabrikate in rosa, türkis und smaragdgrün geworden, die den Titel verkünden, der auf dem Bildschirm erscheint: ES WAR EINMAL IN AMERIKA. Der Zug und seine Geräusche verschwinden und die Schranken erheben sich. Aber wir starren nicht mehr auf eine offene Naturlandschaft. Stattdessen sehen wir eine endlose Reihe von Hochhäusern. Man sieht Noodles nun nicht mehr in einem 1933er Truck sitzen, sondern in einem 1960er Chevy. Noodles 35 Jahre später…“
[Bearbeiten] Unveröffentlichte Szenen
Das originale Drehbuch, das im Oktober 1981 vollendet war, hatte eine Länge von 317 Seiten.
Nach Drehende hatte Leone ungefähr 8 bis 10 Stunden Filmmaterial. Mit seinem Cutter Nino Baragli schnitt Leone dieses auf ungefähr 6 Stunden zusammen und wollte den Film in zwei dreistündigen Teilen veröffentlichen.
Die Produzenten lehnten dies ab (teilweise wegen des kommerziellen Misserfolges von Bertoluccis Zweiteiler „Novecento - 1900“) und Leone war gezwungen, die Länge seines Filmes weiter zu kürzen. Daraus ergab sich ein vollständiger (d. h. synchronisierter, geschnittener und mit Musik unterlegter) Film von 229 Minuten (NTSC).
Leone sagte, er hätte den Film „zwischen vier Stunden zehn Minuten und vier Stunden fünfundzwanzig Minuten“ (250 Minuten zu 265 Minuten) als ideal angesehen und dass so ein Schnitt hauptsächlich dazu gedient hätte, Szenen wiederherzustellen, die die Beziehungen von Noodles zu Frauen erläutern.
Wichtige Szenen, die nicht in der 229-Minuten-Fassung erschienen:
- Der junge Noodles kehrt zu seiner Mietswohnung zurück, entdeckt seine Eltern beim Gebet und kein Abendessen steht auf dem Tisch. Als seine Eltern ihn als „gottlos“ beschimpfen, erwidert Noodles, dass Geld sein Gott sei.
- Eine kurze Szene in der Sequenz 1921, die den lokalen Gangsterboss Bugsy (James Russo) und seine Gang zeigt, wie sie von der Polizei wegen dem Alkoholschmuggel verhaftet werden, während Noodles und seine Gang zusahen. Dies würde direkt vor dem Treffen der Gang mit den Capuano-Brüdern am Hafen stattfinden. Die Hauptbedeutung dieser Szene wäre, zu begründen, warum die Gang von Noodles mit den Capuanos arbeitet. Dialoge von dieser Szene deuten an, dass Bugsy mit ihnen gearbeitet hatte, aber weil er und seine Schläger jetzt eingesperrt worden sind, haben Noodles und seine Freunde seinen alten Job übernommen.
- Aufnahmen von einer schwarzen Limousine, die Noodles beschattet.
- Ein ominöser Müllabfuhrwagen, der als eine Verbindung zwischen 1933 und 1968 dient.
- Staatssekretär Bailey, der sich mit einem älteren Jimmy O'Donnell über eine Pensionsbetrug streitet, kurz vor dem Treffen mit Noodles.
- Eine auf Opium begründete Rückblende von Noodles und der Gang als Kinder.
- Szenen von Louise Fletcher als Direktorin des Riversdale-Friedhofes.
- Noodles erstes Treffen mit Eve und viele andere triviale Szenen mit Eve. In dem originalen Drehbuch geschieht dies nach seiner Vergewaltigung von Deborah (die bei Nacht bzw. am frühen Morgen geschieht). Ein sehr betrunkener Noodles trifft Eve in einer Flüsterkneipe, geht mit ihr ins Bett und nennt sie „Deborah“.
- Szenen von Noodles, wie er Deborah in einem Nachtclub beobachtet, die in einer Busby-Berkeley-Musical-Szene auftritt, gerade vor ihrer Verabredung, sowie Szenen von Shakespeares „Antonius und Cleopatra“ (Die Bildergalerie der DVD beinhaltet ein Bild von Elizabeth McGovern, gekleidet als Cleopatra und eine Schlange in der Hand haltend).
- Eine Szene von Noodles, wie er mit dem Limousinen-Fahrer vor der Verabredung mit Deborah spricht. Es gibt eine klare Feindschaft zwischen den zwei Charakteren, mit dem Höhepunkt in der Weise, in welcher jüdische Gangster von bürgerlichen Juden wahrgenommen werden. Der Grund, warum diese Szene geschnitten wurde, war, weil Produzent Arnon Milchan, der den Chauffeur spielte, meinte, dass er keine erkennbare Rolle im Film haben sollte und er wollte nicht, dass die Leute eine große Sache aus seinem Auftritt machen.
- Eine lange Szene, die Police Chief Aiello (Danny Aiello) und dessen Verwicklung mit den Streikbrechern zeigt (Einiges vom Dialog der Szene wurde nochmals im kurzen Interview mit Aiello auf den Stufen der Polizeiwache aufgearbeitet). Als eine Fortsetzung dazu gibt es eine Szene, in der die Gang die berühmte Babytauschszene mit dem krummen Politiker Sharkey (Robert Harper) plant. Noodles will Aiello töten, wird aber von Max und Sharkey davon abgebracht.
- Eine kurze Szene während des Urlaubs von Noodles, Max, Carol und Eve in Florida, in der ein Rettungsschwimmer, der von der Aufhebung der Prohibition gehört hat, eine Flasche Alkohol aus dem Sandstrand gräbt und diese durstig trinkt.
- Eine ältere Carol (Tuesday Weld), die Noodles offenbart, dass Max Syphilis hatte. In dem originalen Drehbuch erläutert Carol in dieser Szene (sie liegt vor der Federal Reserve Bank; zwischen der oben beschriebenen Strandszene und Carols und Noodles' Szene) Noodles auch die Details vom Tode Eves: „Oh, wie sie wartete, aber du bist nie aufgetaucht… Sie machte die Fenster zu und schloss die Tür ab und niemand störte, um nach ihr zu sehen. Sie war die ganze Zeit da drin, mit ihren kleinen Kapseln …es war niemand beim Begräbnis außer mir“ (Der letzte Teil dieser Szene ist vielleicht sogar nie gefilmt worden, weil der Tod von Eve im Film ganz anders geschildert wird).
Diese Szenen wurden alle gedreht und das Filmmaterial existiert immer noch. Aber es ist in einem vollkommen unbearbeiteten Zustand, nicht synchronisiert und ungeschnitten. Leone und sein Cutter wollten diese Szenen für eine spätere Veröffentlichung vollenden, aber dies wurde durch den Tod Leones verhindert.
[Bearbeiten] Fälschlicherweise vermutete Szenen und Versionen
Es gab Gerüchte einer längeren Version, die im italienischem Fernsehen erschien, aber nach Christopher Fraylings Buch „Something To Do With Death“ sind diese Gerüchte falsch und die längste, vollständigste Version ist die 229-Minuten-Version (NTSC), die in Cannes gezeigt wurde und jetzt auf DVD verfügbar ist.
Viele Leute nehmen an, dass Joe Pescis kurzer zweiter Auftritt Teil einer längeren Szene war. In dem originalen Drehbuch ist dieser Auftritt nur da, um Max' weitergehende Verwicklung mit dem Zusammenschluss zu begründen. Andere glauben auch, dass mehrere zusätzliche Szenen mit Pescis Charakter gefilmt wurden, aber das Originaldrehbuch zeigt, dass dieses Gerücht falsch ist (Der Grund warum Pesci, ein Schauspieler mit großem Namen, in so einer relativ kleinen Rolle genommen wurde, war, weil ihm die Rolle von Max versprochen worden war, aber dies wurde von Leone verhindert, der Woods bevorzugte. Als ein Gefallen gegenüber De Niro erlaubte Leone Pesci, eine Rolle von mehreren verfügbaren auszuwählen und er wählte die Rolle von Frankie).
Viele Leute (einschließlich Filmkritiker Richard Schickel, der den Audiokommentar der DVD übernahm) nehmen auch an, dass die Szene der fliegenden Frisbeescheibe Teil einer längeren Sequenz war. Leone-Biograph Christopher Frayling hat hierfür eine andere Interpretation:
„Es ist ein so intelligenter Moment, als Robert De Niro entlang geht und ein Frisbee kommt über seinen Kopf und eine Hand erscheint, die die Hand von James Woods wird, die einen Koffer aufhebt. Es ist wie die Szene in ‚2001: Odyssee im Weltraum‘ von Stanley Kubrick, als der Knochen sich in ein Raumschiff verwandelt. 5000 Jahre menschlicher Geschichte in zwei Bildern.“
Während die erste Drehbuchfassung noch viel mehr Betonung auf dem Gewerkschaftsplot hatte, wurde dieses aus der überarbeiteten Fassung sehr stark heraus genommen. Allerdings gibt es kaum so viele entfernte Gewerkschaftsszenen, wie viele Leute glauben.
[Bearbeiten] DVD-Veröffentlichung
Der Film wurde in Deutschland erstmals im Jahr 2003 auf DVD veröffentlicht, erntete aber seitens der Fans größtenteils heftige Kritik wegen einer vollständig neuen Synchronisation der deutschen Tonspur, wodurch der ursprüngliche und bekannte Charme des Originals verlorengegangen sei. Robert De Niro wurde nun von seiner bekannten deutschen Synchronstimme Christian Brückner synchronisiert, während diese Rolle 1984 noch von Joachim Kerzel, der bis heute gültigen deutschen Stimme von Jack Nicholson, gesprochen wurde. Für diese Arbeit musste Brückner sich vorwerfen lassen, er lasse den jungen Robert De Niro - immerhin seine „Parade-Stimme“ - bloß noch arrogant, gelangweilt und gefühllos erscheinen.