Ferdinand Lassalle
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Ferdinand Lassalle (* 11. April 1825 in Breslau als Ferdinand Lassal; † 31. August 1864 in Carouge/Schweiz nahe Genf) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker, Staatssozialist und Arbeiterführer.
Als erster Präsident des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) war er 1863 der Gründer der ersten Vorgängerorganisation der bis heute bestehenden SPD im damaligen Preußen, und gilt damit als einer der Gründerväter der deutschen Sozialdemokratie.
[Bearbeiten] Jugend und Schuljahre
Ferdinand Lassalle war Sohn eines wohlhabenden jüdischen Seidenhändlers names Heyman Lassal (auch „Loslauer“ genannt). Seine Mutter war Rosalie Lassal, geb. Heizfeld (* 8. Mai 1797; † 13. Februar 1870). Seine Schwester hieß Friederike. Sein Bruder Rochus starb im Alter von drei Jahren an Schwindsucht. Er besuchte von 1835 bis 1840 das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau. Sowohl Lassalles dortige Mitschüler (u.a. August Meitzen), als auch diejenigen der Handelsschule in Leipzig, die er in den Jahren 1840 und 1841 besuchte, beschrieben ihn als einen Menschen mit einem stark ausgeprägten Selbstbewusstsein, der sich zu behaupten und anderen Kontra zu bieten wusste.
[Bearbeiten] Studienjahre
Lassalles großer Kampfgeist lässt sich in den Eintragungen erkennen, die er schon während seiner Jugendzeit in seinem Tagebuch niederschrieb. So beschrieb er bereits im Alter von 15 Jahren Deutschland als einen „großen Kerker mit Menschen, deren Rechte von Tyrannen mit Füßen getreten werden“. Ferdinand Lassalle verließ die Handelsschule vorzeitig, weil es ihm nicht genügte, sein Leben einzig und allein dem Handel zu widmen. Er wolle sich mit intellektuelleren Dingen beschäftigen und diese studieren. Vor dem Hintergrund dieser Motivation beschloss er am 26. August 1840, Schriftsteller zu werden und sich für die Freiheit und Rechte der Menschen und der Völker einzusetzen. 1843 legte er in Breslau die Reifeprüfung ab. Er kehrte gegen den Willen des Vaters ins Elternhaus zurück (für den Geist der damaligen Zeit ungewöhnlich) und versteckte sich mit der Deckung von Mutter und Schwester in einem Dachstübchen. Dort studierte er die Texte, die er brauchte, um das Examen zu bestehen, damit er sich an der Universität Breslau bzw. später an der Humboldt-Universität zu Berlin für die Fächer Geschichte, Archäologie, Philosophie und Philologie einschreiben konnte. Er bestand dieses Examen und präsentierte nun seinem Vater das Ergebnis. Der gab daraufhin, wenn auch widerwillig, sein Einverständnis zum Universitätsstudium Ferdinands. Er war in Sorge darüber, sein Sohn könne sich mit diesen Studien nicht ernähren. Mit Beginn seines Studiums wurde Lassalle in die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks aufgenommen.
[Bearbeiten] Hinwendung zur Philosophie
Ferdinand Lassalle war schon früh von Hegels Ideen fasziniert. Er übernahm die Idee Hegels, dass der Staat eine „Einheit der Individuen in einem sittlichen Ganzen, eine Einheit, welche die Kräfte aller einzelnen millionenfach vermehrt“ sei. Diese Ideen übertrug Lassalle später auf die deutsche Sozialdemokratie.
In seinen Jahren als Student widmete er sich fast ausschließlich der Auseinandersetzung mit Texten und der Ausarbeitung eigener Ideen. Er vernachlässigte sogar alltägliche Dinge wie Essen, um so möglichst viel Zeit für seine wissenschaftliche Arbeit zu haben. Auch hier ließ sich in seinem gesamten Verhalten ein ungewöhnlicher revolutionärer Kampfgeist erkennen. Einige Zeitgenossen bezeichneten Lassalle gar als Wunderkind.
In seiner Hochschulzeit von 1843 bis 1846 widmete sich Ferdinand Lassalle ganz der wissenschaftlichen Arbeit und studierte die Texte Hegels, Heines, Goethes, Fichtes und etlicher anderer bedeutender deutscher Dichter sowie des antiken vorsokratischen Philosophen Heraklit. Lassalles philosophisch äußerst anspruchsvolles Hauptwerk war „Die Philosophie Herakleitos des Dunkeln von Ephesos“. Mit dieser Arbeit wollte er Anerkennung in Intellektuellen Kreisen erreichen und schließlich die Möglichkeit erlangen, zum Universitäts-Professor berufen zu werden. Unter dem Einfluss der Schriften von Ludwig Börne, Heinrich Heine, der Junghegelianer und des utopischen Sozialismus wandte er sich frühzeitig demokratischen und sozialistischen Ideen zu. Vor diesem theoretischen Hintergrund begrüßte er einen der ersten proletarischen Aufstände im Deutschen Bund, den schlesischen Weberaufstand vom Juni 1844.
Die einzelnen Geschichtsepochen betrachtete Lassalle als verschiedene Entwicklungsstufen der Idee der Freiheit, die Klassen als Träger unterschiedlicher Prinzipien, in denen sich die Selbstbestimmung der Idee verkörpere. Den Volksmassen schrieb er keine revolutionäre Kraft zu. Sie waren für ihn nur das Objekt der zur Erkenntnis der Idee gelangten Führer. Den Staat fasste er als Verkörperung der allgemeinen menschlichen Sittlichkeit auf.
[Bearbeiten] Persönliche Entwicklungen und juristische Erfolge
Mit 20 Jahren lernte er die doppelt so alte Sophie Gräfin von Hatzfeldt in Berlin kennen. Sie suchte nach Wegen, sich von ihrem Ehemann, mit dem sie verheiratet worden war, zu trennen, weil dieser sie ständig mit anderen Frauen betrog. Lassalle nahm sich ihrer Probleme an und vertrat sie, nach eingehenden Studien im Fachgebiet Rechtswissenschaften, über neun Jahre hinweg (von 1846 bis 1854) vor 36 Gerichten. Lassalle tat dies aufgrund seines Rechtsverständnisses, aber wohl auch aus persönlichen Gründen. Denn er gewann durch den Prozess ein beachtliches Vermögen. Darüberhinaus wohnte Lassalle in den Jahren 1856/57 im Hause der Gräfin in Düsseldorf.
Ob Ferdinand Lassalle eine Beziehung mit der Gräfin führte, ist nicht bekannt, jedoch stark anzunehmen, da sie ihn in seinen Gedanken und Ideen stützte und ihn über Jahre hinweg unterstützte. Im Februar 1848, noch während der Hatzfeldschen Prozesse, war Lassalle ein halbes Jahr inhaftiert, weil er der Verleitung zum Diebstahl einer Kassette mit wichtigen Dokumenten bezichtigt wurde (sog. „Kasettenprozeß“). Von seiner Eloquenz zutiefst beeindruckt, sprachen die Geschworenen Lassalle im August 1848 frei.
Inzwischen hatte in den Staaten des Deutschen Bundes die liberale Märzrevolution begonnen, vor allem mit der Zielsetzung einer deutschen Reichseinigung und demokratischen Reformen. Nach seinem Freispruch engagierte sich Lassalle wieder im demokratischen Volksklub. Er trat dabei in persönlichen Kontakt zu Marx und Engels und zählte sich selbst zu deren Mitstreitern. Er las das „Kommunistische Manifest“ und verfolgte aufmerksam die von Karl Marx in Köln herausgegebene „Neue Rheinische Zeitung“, für die er auch einige Artikel verfasste. Seit 1847 schrieb er seinen Nachnamen in französischer Fassung, was möglicherweise auf enge Kontakte zu französischen Sozialisten zurückzuführen ist.
[Bearbeiten] Lassalles Aktivität in der Revolutionszeit
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Als die Nationalversammlung aus Frankfurt am Main ausgewiesen und in Berlin der Belagerungszustand verhängt wurde, rief Lassalle im November 1848 zur Steuerverweigerung und zur Bewaffnung der Bürger auf. So schrieb er im sog. „Bauernführer“: „[...] sorgt für Munition. In Düsseldorf geht der Kampf bald los“. Einen Tag nach der Veröffentlichung des Textes wurde Ferdinand Lassalle erneut verhaftet. Zwar sprachen ihn die Geschworenen frei, jedoch ließ man ihn nicht gehen, weil er vor das Korrektionstribunal gestellt wurde, das ihn im Juli 1849 zu weiteren sechs Monaten Haft verurteilte. Später erwiesen sich die Gefängnisaufenthalte als glücklicher Zufall für Lassalle, denn er konnte so nach der fehl- und niedergeschlagenen Revolution 1848 nicht in den Kommunistenprozess von 1849 verwickelt werden.
Im Gegensatz zu anderen Sozialisten und Kommunisten war er einer der wenigen führenden linksrevolutionären Revolutionsbeteiligten, die sich nicht ins Exil absetzten und ohne weitere Verfolgung deswegen in Deutschland bleiben konnten. Aus diesem Umstand heraus bezeichnete er sich selbst gelegentlich als den „letzten Mohikaner“. Lassalle stand nach seinem Gefängnisaufenthalt in regem Kontakt zur Arbeiterklasse. Er wurde in Düsseldorf von der Polizei überwacht und von den staatlichen Behörden als extrem gefährlich eingestuft. Das Verhältnis zu Karl Marx, das er von 1849 bis 1862 aufrecht erhielt, verschlechterte sich über die Jahre, weil er nun in direkter Konkurrenz zu ihm stand.
Philosophisch blieb er dem Hegelianismus verbunden. Eine materialistische Weltanschauung eignete er sich nicht an. Er arbeitete zwar mit dem Bund der Kommunisten zusammen, seine Aufnahme als Mitglied lehnte die Kölner Zentralbehörde wegen seiner Verstrickung in den Hatzfeldprozess jedoch ab. 1851 gründete Lassalle einen illegalen Zirkel revolutionärer Arbeiter in Düsseldorf und propagierte sozialistische Ideen. 1851/1852 unterstützte er die Angeklagten im Kölner Kommunistenprozess.
Da er von der Gräfin v. Hatzfeldt, deren Prozesse er letztlich aufgrund der Aufgabe des klagenden Grafen gewonnen hatte, unterhalten wurde, hatte er die Möglichkeit, sich unabhängig von materiellen Zwängen voll zu entfalten. In den darauffolgenden Jahren schrieb Lassalle einige seiner wichtigsten Werke, darunter auch Dichtungen wie das Drama „Franz von Sickingen“ (1858) und sein juristisches Werk „Das System der erworbenen Rechte“ (1861). Er studierte auch wieder seinen Lieblingsphilosophen Heraklit. Gegen Ende des Jahres 1858 gelang es Lassalle, dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Berlin zu erlangen.
Während der politischen Krise 1859 veröffentlichte er die Schrift „Der italienische Krieg und die Aufgabe Preußens“, in der er auf eine Stärkung der Stellung Preußens in Deutschland orientiert, von Marx und Engels aus London heftig kritisiert wurde. Lassalles staatstragende - im Prinzip preußenfreundliche - Haltung brachte ihm auch später Kritik von anderen sozialistischen und sozialdemokratischen Organisationen ein, was die Einheit der deutschen sozialdemokratischen Bewegung bis zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches verhinderte und nachträglich behinderte.
In seiner Berliner Zeit wohnte und arbeitete Ferdinand Lassalle in den Jahren 1859 bis 1863 in der Bellevuestraße 13 im Wohnhaus Uphoff. Im Jahre 1861 war Karl Marx in diesem Wohnsitz Lassalles Gast für ganze elf Tage und Nächte. In dieser Zeit hielten sie eingehende Gespräche und nutzten die Gelegenheit, gemeinsame Interessen und Vorhaben persönlich und nicht mehr über den langen Weg des Briefkontakts, auszutauschen. An diesem Haus brachte die Stadtverwaltung Berlins 1928 eine Gedenktafel an, die aber bereits 1933 wieder von den Nationalsozialisten gewaltsam entfernt wurde. Das Haus selbst musste 1938 den Planungen zur „Welthauptstadt Germania“ weichen. Am 11. April 2005 wurde im Gehweg am ehemaligen Standort des Wohnhauses eine Gedenktafel enthüllt, in der die alte, ursprüngliche Tafel zitiert und Lassalle selbst geehrt wird.
[Bearbeiten] Erster Versuch einer politischen Betätigung
In den Jahren 1862 bis 1864 erreichte Lassalle den Höhepunkt seiner politischen Aktivitäten. König Wilhelm I. von Preußen löste aufgrund der Ablehnung seines Antrags nach Stärkung der Militärmacht den Preußischen Landtag auf. Nach den Neuwahlen des Landtags, der zumeist aus liberalen Bürgern und konservativen Gutsherren (Junkern) bestand, wurde der Antrag erneut abgelehnt. Der König ließ den Landtag erneut auflösen, jedoch brachte eine weitere Wahl nicht die erhoffte Lösung. Im Gegenteil – die Opposition war noch stärker als zuvor. Deshalb holte Wilhelm I. den Vertreter des pommerschen Adels Otto von Bismarck in die preußische Regierung. Dieser setzte sich über die Verfassung hinweg und genehmigte die Erweiterung und den Ausbau der militärischen Macht. Der Kampf zwischen der alten Königs- und der neuen Parlamentsmacht war entfacht. Lassalle nutzte die Gunst der Stunde und sah in der ganzen Aufregung die Gelegenheit, wirksam in die Politik einzugreifen. Er versuchte zuerst mit der Fortschrittspartei, die oppositionell zur monarchischen Herrschaft stand, in Einklang zu kommen und sie für den Kampf gegen den König und für die Demokratie zu gewinnen. Dies gelang ihm jedoch nicht. Von da an kritisierte er die Fortschrittspartei aufs schärfste.
Im April 1862 wandte sich Lassalle mit einem Vortrag, in dem er die Rolle der Arbeiter für den geschichtlichen Fortschritt betonte, an die wieder auflebende deutsche Arbeiterbewegung. Im Sommer 1862 besuchte er Marx in London und versuchte ihn für eine gemeinsame Arbeiteragitation in Deutschland zu gewinnen. Das lehnte Marx ab, da er eine Kompromittierung durch Lassalle befürchtete. Das Leipziger Zentralkomitee der Arbeiterzentrale, das einen Arbeitskongress vorbereitete und von Lassalle ein revolutionäres Programm erwartete, bat Lassalle im Dezember 1862 um dessen Ausarbeitung.
[Bearbeiten] Erste politische Veröffentlichungen
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Im April 1862 veröffentlichte Ferdinand Lassalle seine detailliert ausgearbeiteten Reden „Über den besonderen Zusammenhang der gegenwärtigen Geschichtsperiode mit der Idee des Arbeiterstandes (Arbeiterprogramm)“ und „Über Verfassungswesen“. Das „Arbeiterprogramm“ war die Einführung in die durch seine Ideale und Ideen geprägte Vorstellung von Sozialismus. Es wandte sich komplett vom liberalen Bürgertum ab und fand Anklang in der Arbeiterschaft. Lassalle war der Meinung, dass Bismarck das Bürgertum vollkommen kontrolliere. Lassalle versuchte in seiner Vorstellung von je her genau das zu tun, was die Deutschen in der Märzrevolution erreichen wollten. Dazu gehörte unter anderem die Redefreiheit. Lassalle schrieb und redete ungehindert und nicht zurückhaltend. Dies brachte ihm jedoch auch seine Gefängnisstrafen ein. So saß Lassalle ab dem 20. April 1863 wieder einen Monat im Gefängnis, weil er sich in seiner Verteidigungsrede unvorteilhaft zur Anklage wegen des „Arbeiterprogramms“ über den Sohn des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling ausgelassen hatte. Bei der Anklage wegen des „Arbeiterprogramms“ musste er eine Strafe von weiteren vier Monaten hinnehmen. Lassalle klagte auch den Verfassungsbruch Bismarcks an und hielt dazu zwei eindrucksvolle Reden.
[Bearbeiten] Beitrag zur Gründung der deutschen Sozialdemokratie
Ende 1862 wurde Lassalle von Otto Dammer, Julius Vahlteich und Friedrich Wilhelm Fritzsche vor das Komitee der Leipziger Arbeiterzentrale geladen. Er solle seine Ideen einbringen und die Mittel darbieten, deren sich die Arbeiterbewegung zu bedienen hätte. Das Offene Antwortschreiben war der Anstoß zur Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV), der ersten Vorgängerorganisation der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die heute die älteste Partei Deutschlands ist.
Die Arbeiter müssten sich, so Lassalle, zu einer eigenen Partei zusammenschließen, ihre Interessen bündeln und Genossenschaften gründen, um so ihre „legitimen Interessen befriedigen zu können“. Lassalle schien schon nahezu übermütig, als er an einen Freund schrieb, dass diese „Wirkung des Schreibens erstaunlich sein wird“. Aber der vor Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit strotzende Lassalle wusste, was er tat.
[Bearbeiten] Zur Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins
Ferdinand Lassalle wurde für fünf Jahre zum Präsidenten des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV), gegründet am 23. Mai 1863, gewählt. Seine Hauptforderungen waren:
- das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht
- Errichtung von Produktivgenossenschaften mit staatlichen Vorzugskrediten
Er erweckte die Zuversicht, mit Hilfe des bestehenden Staates friedlich in den Sozialismus hineinwachsen zu können. Im ADAV bildete sich um Julius Vahlteich und Wilhelm Liebknecht eine Opposition gegen Lassalle. Besonders wurde Lassalle verübelt, dass er für eine Einigung Deutschlands unter Führung des preußischen Staates eintrat.
Lassalle trat seit Mai 1863 einige Male in Kontakt mit Bismarck, um ihn zur Einführung des allgemeinen Wahlrechts zu überreden. Im Gegenzug wollte er Bismarck unterstützen. Er richtete seine Angriffe immer einseitiger gegen das liberale Bürgertum und nicht gegen den preußischen Staat mit seinem Junkertum und erweckte den Anschein der Meinung, als könne die Hohenzollern-Monarchie in ein Volkskönigtum verwandelt werden.
Bismarck machte ihm konkrete Versprechungen, die er auch nach dem Krieg gegen Österreich (bereits nach Lassalles Tod) unter der ADAV-Präsidentschaft Johann Baptist von Schweitzers einlöste.
Zuvor jedoch sprach Lassalle vor dem Staatsgerichthof, der ihn im März 1864 wegen Hochverrat anklagte, weil er die Verfassung zu stürzen beabsichtigt habe. In seiner Rede sagte Lassalle, dass er es nicht nur beabsichtigt habe, sondern es sogar sehr bald soweit sein werde, dass die Verfassung gestürzt wäre - und zwar ohne Blutvergießen. Die Hilfe Bismarcks erwähnte er in seiner Rede nicht. Lassalle beabsichtigte, im September 1864 für die Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen zu werben, doch dazu kam er nicht mehr.
[Bearbeiten] Tod nach Duell
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Bevor Lassalle 1864 starb, erlebte er noch große Triumphe. Er wurde überall mit Freude und Jubel empfangen. Lassalle verliebte sich bei einem Kuraufenthalt in eine Frau namens Helene von Dönniges. Er wollte sie heiraten, aber ihre Eltern waren gegen die Heirat. So forderte Lassalle (Angehöriger der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks, jetzt in Bonn) Helenes Vater, den Historiker und Diplomaten Wilhelm von Dönniges (Angehöriger des Corps Rhenania Bonn), zum Duell. Dieser jedoch erschien nicht selbst, sondern beauftragte Helenes früheren Verlobten, den rumänischen Adligen Bajor Janko von Racowicza (Corps Neoborussia zu Berlin, jetzt zu Bochum). Am Morgen des 28. August 1864 machte sich Ferdinand Lassalle in einer Droschke in die Genfer Vorstadt Carouge auf. Der Adjutant von Lasalle war Wilhelm Rüstow. Um 7.30 Uhr standen sich dort die beiden Nebenbuhler mit gezückten Pistolen gegenüber. Racowita feuerte als erster und zerschoss die Geschlechtsteile Lassalles, der sein Ziel verfehlte. Drei Tage später, am 31. August 1864, starb er im Alter von 39 Jahren in Carouge.
Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Breslau bestattet. Ein Gedenkstein, der von den Nationalsozialisten zerstört wurde, trug folgende Inschrift: „Hier ruhet, was sterblich ist, von Ferdinand Lassalle, dem Denker und Kämpfer“. Die Polnische Sozialistische Partei PPS errichtete ihm 1946 einen neuen Gedenkstein.
Lassalle selbst äußerte sich noch wenige Wochen vor seinem Tode zu seinem eigenen Leben:
„Ich habe die Inventur meines Lebens gemacht. Es war groß, brav, wacker, tapfer und glänzend genug. Eine künftige Zeit wird mir gerecht zu werden wissen.“
Freunde, Bekannte und Befürworter widmeten seinem Tode zu Ehren viele gedenkende Worte. So schrieb z.B. Jakob Audorf zu Lassalles Totenfeier die „Deutsche Arbeiter-Marseillaise“, das wohl beliebteste Arbeiterlied des 19. Jahrhunderts, um.
Als Friedrich Engels von Lassalles Tod erfuhr, sagte er:
„Lassalle mag sonst gewesen sein, persönlich, literarisch, wissenschaftlich, wer er war, aber politisch war er sicher einer der bedeutendsten Kerle in Deutschland. Welcher Jubel wird unter den Fabrikanten und unter den Fortschrittsschweinehunden herrschen; Lassalle war doch der einzige Kerl in Deutschland selbst, vor dem sie Angst hatten.“
Der Lassalle nicht immer gewogene Karl Marx urteilte 1868 in einem Brief an Johann Baptist von Schweitzer: „Nach fünfzehnjährigem Schlummer rief Lassalle - und dies bleibt sein unsterbliches Verdienst - die Arbeiterbewegung wieder wach in Deutschland.“
[Bearbeiten] Nachlass von Lassalle
Bestände aus dem Nachlass von Ferdinand Lassalle sind als Beutekunst in Russland. Über die Rückgabe dieser Bestände wird zwischen Deutschland und Russland verhandelt.
[Bearbeiten] Werke
- Die Philosophie Herakleitos des Dunklen von Ephesos, 1858
- Der italienische Krieg und die Aufgabe Preußens, 1859
- Franz von Sickingen, Drama, 1859
- Das System der erworbenen Rechte, juristisches Werk, 1861
- Arbeiterprogramm, Rede vom 12. April 1862
- Über Verfassungswesen, Vortrag vom 16. April 1862
- Die Wissenschaft und die Arbeiter, Verteidigungsrede vom 16. Januar 1863
- Offenes Antwortschreiben, Schreiben vom 1. März 1863
- Zur Arbeiterfrage, Rede vom 16. April 1863
- Arbeiterlesebuch, Rede vom 17. und 19. Mai 1863
- Herr Bastiat-Schulze von Delitzsch der ökonomische Julian oder: Kapital und Arbeit., Streitschrift, 1864
[Bearbeiten] Literatur
- Hans Peter Bleuel: Ferdinand Lassalle oder der Kampf wider die verdammte Bedürfnislosigkeit, Fischer TB, 1982, ISBN 3-596-25107-9
- Stefan Heym: Lassalle, Btb Bei Goldmann, 1998, ISBN 3442723523
- Paul Kampffmeyer: Lasalle, Erwecker der Arbeiterkulturbewegung. Verlag J.H.W. Dietz, Weimar 1925
- Thilo Ramm: Ferdinand Lassalle: Der Revolutionär und das Recht, Berlin: BWV - Berliner Wissenschafts-Verlag, 2004, ISBN 3830506376
- Arno Schirokauer: "Die Macht der Illusion, die Illusion der Macht" Paul List Leipzig 1928
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Ferdinand Lassalle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ferdinand Lassalle. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 17, S. 740.
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften: Ferdinand Lassalle. Nachgelassene Briefe u. Schriften
- „Über Verfassungswesen“
- „Zur Arbeiterfrage“
- „Die Wissenschaft und die Arbeiter“
- Hugo Ball: „Zur Kritik der deutschen Intelligenz“, 4. Kapitel (über Ferdinand Lassalle)
- Briefwechsel mit Bismarck 1863-64
- Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn
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Personendaten | |
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NAME | Lassalle, Ferdinand |
ALTERNATIVNAMEN | Lassal, Ferdinand |
KURZBESCHREIBUNG | Begründer der deutschen Sozialdemokratie und Arbeiterbewegung |
GEBURTSDATUM | 11. April 1825 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 31. August 1864 |
STERBEORT | Carrouge, Schweiz |