Franz Zingerle
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Franz Zingerle (* 11. Dezember 1908 in Axams, Tirol; † 12. Juni 1988 ebendort) war ein österreichischer Skiläufer und Weltmeister im Abfahrtslauf.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Biographie
Zingerle wuchs als ältestes von acht Kindern einer armen Tiroler Bauernfamilie auf und fühlte sich bereits in seiner Kindheit zum Skisport hingezogen. Seine Ski bastelte er sich selbst aus Zirbenholz und bog die Spitzen an den Enden in siedendem Wasser auf. Als Jugendlicher arbeitete er zuerst als Hilfsarbeiter und erlernte dann das Maurerhandwerk. Mit 17 Jahren kaufte er sich erstmals Ski und schloss sich dem Skiclub Axams an, der auf der Birgitzer Alm erste Skirennen abwickelte. Kurz nach seinem Eintritt wurde er 1926 erster Vereinsmeister des Klubs und begann damit seine rennsportliche Karriere.
Mit 21 Jahren kam er zum Skiclub Tirol wo er sich ab dem Winter 1929/30 regelmäßig an Skirennen beteiligen konnte. Bereits in der darauffolgenden Saison wurde er Abfahrts- und Slalomsieger in Seefeld. Im Winter 1932 gewann er in Zell am See den Kombinationsbewerb bei den Österreichischen Meisterschaften und nahm in Cortina d'Ampezzo erstmals an den später zur Weltmeisterschaft deklarierten FIS-Rennen teil, wobei er sein bestes Resultat mit dem fünften Platz im Slalom herausfuhr. Mit der schnellsten Zeit in der Abfahrt holte er sich im selben Jahr auch den Sieg in der Kombination bei der Deutschen Meisterschaft am Feldberg im Schwarzwald, danach schloss er die Saison mit einem Sieg im Slalom bei den Kandahar-Rennen in St. Anton ab. Im Winter 1933 gewann er die Tiroler Meisterschaft im Abfahrtslauf und den Langlaufbewerb bei den Meisterschaften von Vorarlberg. Mit diesen Leistungen qualifizierte er sich für das ÖSV-Aufgebot der Heimweltmeisterschaft in Innsbruck wo er nach einem guten vierten Rang in der später annullierten Spezialabfahrt mit dem siebten Platz in der Kombinationsabfahrt und einem Ausfall im Torlauf enttäuschte. Einen Achtungserfolg erreichte er im Langlaufbewerb über 50 km in dem er sich als zweitbester Österreicher auf dem 15. Rang platzieren konnte. Bei den nachfolgenden österreichischen Meisterschaften in Kitzbühel belegte der mittlerweile 24jährige Axamer den zweiten Platz und sicherte sich auch den im Kampf um den „Goldenen Ring“ von Seefeld.
1934 legte Franz Zingerle erfolgreich die staatliche Skilehrerprüfung ab und sicherte sich damit ein zweites berufliches Standbein. Im selben Jahr übernahm er erstmals einen Posten als Betreuer und wurde Nationaltrainer der tschechoslowakischen Mannschaft. Aufgrund dieser Tätigkeit trat er in diesem Jahr nur sporadisch bei einigen größeren Rennen an und versäumte auch die Weltmeisterschaft in St. Moritz. Seinen einzigen bedeutenden Erfolg feierte er in der Saison 1933/34 mit dem Sieg im in der Abfahrt vom Glungezer, einem Kräfte raubendem Rennen, das zu jener Zeit immer größere Tradition erlangte. Im Winter 1935 konzentriere sich Zingerle wieder auf seine Karriere als Rennläufer und feierte mit dem Sieg im Abfahrtslauf bei der Weltmeisterschaft in Mürren seinen größten Triumph in seiner relativ kurzen Laufbahn. Dazu erreichte er Spitzenplätze bei den österreichischen Meisterschaften in Zell am See und agierte sehr erfolgreich bei internationalen Rennen im Ausland, wo er den Grand Prix der ČSR in der Hohen Tatra und die Abfahrt auf der Marmolata in den Dolomiten für sich entscheiden konnte.
Seine Qualitäten in der Abfahrt bewies er auch 1936 mit dem Gewinn der Gesamtwertung des Sechs-Tage-Rennens in Sestriere, die aus Abfahrtsläufen an sechs aufeinander folgenden Tagen bestand. Daneben gewann er erneut das Glungezer-Rennen und belegte einen zweiten Platz beim Glocknerrennen. An den Olympischen Spielen in Garmisch-Partenkirchen durfte er aufgrund seiner Skilehrertätigkeit nicht teilnehmen, bei der ebenfalls im selben Jahr stattfindenen Heimweltmeisterschaft in Innsbruck verzichtete er freiwillig auf sein Antreten. Im Winter 1937 startete er letztmalig bei einer Weltmeisterschaft, vermochte aber mit einem enttäuschenden 13. Rang im Slalom nicht mehr an vorangegangene Leistungen anzuschließen. Seinen einzigen Podestplatz der Saison holte er sich als Dritter der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen. Weitere gute Resultate erreichte er mit einem fünftem Platz im Abfahrtslauf und dem siebenten Rang im Torlauf beim Grand Prix von Megève. Danach beendete Franz Zingerle seine aktive Karriere und bestritt nur noch regionale Rennen, wobei er 1939 noch einmal den Titel des Tiroler Meisters in der Abfahrt für sich entscheiden konnte.
Bereits während seiner letzten Saison als Aktiver war er 1937/38 auch als Trainer der französischen Damen-Nationalmannschaft tätig. Im Winter 1938/39 übernahm er die polnische Nationalmannschaft, musste sich nach Kriegsbeginn jedoch von diesem Amt zurückziehen. Im Zweiten Weltkrieg geriet Franz Zingerle in Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr in die Heimat ging er wieder seiner alten Tätigkeit als Maurer nach und kümmerte sich um die familieneigene kleine Landwirtschaft. Den Skisport verfolgte er nur noch als Förderer seines einzigen Kindes, seiner Tochter Christine, die während der Schul- und Jugendzeit durchaus Talent zeigte, sich jedoch schließlich nicht für eine Laufbahn als Rennfahrerin begeistern konnte. In seiner Tiroler Heimatgemeinde erinnert heute der Franz-Zingerle-Weg an den einstigen Skihelden.
[Bearbeiten] Erfolge
[Bearbeiten] Weltmeisterschaften
- Goldmedaille und Weltmeister im Abfahrtlauf in Mürren 1935
- 4. Platz im annullierten Abfahrtslauf in Innsbruck 1933
- 6. Platz im Slalom in Cortina d'Ampezzo 1932
- 7. Platz im Kombinations-Abfahrtslauf in Innsbruck 1933
- 11. Platz in der Kombination in Cortina d'Ampezzo 1932
- 13. Platz im Slalom in Chamonix 1937
- 14. Platz im Abfahrtslauf in Cortina d'Ampezzo 1932
- 15. Platz im 50-km-Langlaufbewerb in Innsbruck 1933
[Bearbeiten] FIS-Rennen
[Bearbeiten] Erste Plätze
- Abfahrt und Slalom in Seefeld 1931
- Abfahrt beim Kandahar-Rennen in St. Anton 1932
- Abfahrt und Kombination bei den Österr. Meisterschaften in Zell am See 1932
- Kombination bei den Deutschen Meisterschaften in Feldberg 1932
- Kombination in Seefeld 1933 („Goldener Ring“)
- Abfahrt beim Glungezer-Rennen 1934
- Abfahrt und Slalom beim Grand Prix der ČSR 1935
- Abfahrt auf der Marmolata 1935
- Abfahrt beim Glungezer-Rennen 1936
- Kombination in Sestriere 1936
[Bearbeiten] Zweite Plätze
- Abfahrt in Kitzbühel 1932
- Abfahrt und Slalom bei den Deutschen Meisterschaften am Feldberg 1932
- Slalom und Kombination bei den Österr. Meisterschaften in Kitzbühel 1933
- Abfahrt, Slalom und Kombination bei den Österr. Meisterschaften in Zell am See 1935
- 4. Abfahrt in Sestriere 1936
- Abfahrt beim Glocknerrennen 1936
[Bearbeiten] Dritte Plätze
- 5. Abfahrt in Sestriere 1936
- Abfahrt in Wengen 1937
1931: Walter Prager | 1932: Gustav Lantschner | 1933: Walter Prager | 1934: David Zogg | 1935: Franz Zingerle | 1936: Rudolf Rominger | 1937: Émile Allais | 1938: James Couttet | 1939: Hellmut Lantschner | 1948: Henri Oreiller | 1950: Zeno Colò | 1952: Zeno Colò | 1954: Christian Pravda | 1956: Anton Sailer | 1958: Anton Sailer | 1960: Jean Vuarnet | 1962: Karl Schranz | 1964: Egon Zimmermann | 1966: Jean-Claude Killy | 1968: Jean-Claude Killy | 1970: Bernhard Russi | 1972: Bernhard Russi | 1974: David Zwilling | 1976: Franz Klammer | 1978: Josef Walcher | 1980: Leonhard Stock | 1982: Harti Weirather | 1985: Pirmin Zurbriggen | 1987: Peter Müller | 1989: Hans-Jörg Tauscher | 1991: Franz Heinzer | 1993: Urs Lehmann | 1996: Patrick Ortlieb | 1997: Bruno Kernen | 1999: Hermann Maier | 2001: Hannes Trinkl | 2003: Michael Walchhofer | 2005: Bode Miller | 2007: Aksel Lund Svindal
Personendaten | |
---|---|
NAME | Zingerle, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | war ein österreichischer Skiläufer und Weltmeister im Abfahrtslauf |
GEBURTSDATUM | 11. Dezember 1908 |
GEBURTSORT | Axams, Tirol |
STERBEDATUM | 12. Juni 1988 |
STERBEORT | Axams, Tirol |