Hambacher Schloss
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Das Hambacher Schloss beim Ortsteil Hambach von Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz, Deutschland, gilt wegen des Hambacher Festes, das dort 1832 stattfand, als Symbol der deutschen Demokratiebewegung.
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[Bearbeiten] Lage
Das Hambacher Schloss liegt auf dem nach ihm benannten Schlossberg, einem 325 m hohen Vorberg der Haardt, das den Ostrand des Pfälzer Waldes bildet. Von hier aus bietet sich ein weiter Blick über das schmale Hügelland der Weinstraße (Pfalz) auf die sich östlich anschließende Oberrheinische Tiefebene, die etwa 200 m tiefer gelegen ist. Die Anlage beherrschte sowohl als Schutz- wie auch als Raubritterburg die sich bei Neustadt kreuzenden Handelswege und ebenfalls die Nordroute des vorderpfälzischen Abschnittes des Jakobsweges.
[Bearbeiten] Geschichte vor 1832
- Vorgänger-Bauwerke
Nach Ausweis von Grabungsfunden wurde das Areal des Bergsporns, auf dem sich heute das Hambacher Schloss erhebt, bereits in spätrömischer Zeit genutzt. In spätkarolingisch-ottonischer Zeit wurde eine Fliehburg errichtet, von der sich Reste vor und unter der äußeren Ringmauer erhalten haben.
- Errichtung der Kästenburg
Wohl in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts wurde dann innerhalb der früheren Befestigung eine neue Burg gebaut. Wegen der umliegenden prächtigen Esskastanienwälder) erhielt sie damals den Namen Kästenburg (pfälzisch für „Kastanienburg“). Über ihre Frühzeit ist nur wenig bekannt; eine Gründung als Reichsburg ist eine ebenso belegfreie Spekulation wie die Vermutung, Kaiser Heinrich IV. habe 1076 von hier aus den Gang nach Canossa angetreten. Fest steht allein, dass Bischof Johann I. von Speyer die Anlage aus seinem Eigengut zusammen mit Burg Meistersel zwischen 1090 und 1104 an das Hochstift Speyer überschrieben hat, das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Eigentümer blieb.
- Burkhard und Trushard
Die umfangreiche Anlage galt im hohen und späten Mittelalter als eine der wichtigsten Befestigungen des Hochstifts Speyer, worauf zahlreiche Aufenthalte der Bischöfe seit 1180 hinweisen. Dennoch sind die ersten Burgmannen vordringlich als Reichsministerialen und weniger als Dienstleute der Kirche bekannt geworden, so insbesondere der erste Vertreter, Burkhard von Kästenburg, der von 1154 bis 1186 im Reichsdienst nachweisbar ist. Sein Bruder Trushard, belegt 1178–1201 und ursprünglich wohl aus der speyerischen Dienstmannschaft hervorgegangen, machte am Königs- bzw. Kaiserhof Heinrichs VI. eine glänzende Karriere, während der er die Ämter eines königlichen/kaiserlichen Legaten in der Lombardei (seit 1188), eines Podestà von Chieri und Ivrea (1188) und schließlich sogar eines kaiserlichen Stellvertreters in Italien (1193) bekleidete, bevor er schließlich in Speyer das Hofamt eines Kämmerers ausübte (1192/93, 1198?).
- Spätere Ministerialen
Die Nachkommen Trushards hatten mit der Kästenburg keine Verbindung mehr; auf der Anlage fanden sich andere Burgmannengeschlechter, darunter insbesondere seit 1256 die speyerische Ministerialenfamilie Schnittlauch von Kästenburg. Wie zahlreiche bis weit in die Neuzeit verliehene Burglehen beweisen, gehörten zu den Burgmannen, deren Residenzpflicht seit 1272 nicht mehr uneingeschränkt bestand, zeitweise auch die Grafen von Zweibrücken (1284) und die Grafen von Veldenz (1311).
- Baumaßnahmen
Insbesondere im 13. Jahrhundert fanden größere Baumaßnahmen statt; die Bischöfe Nikolaus I. und Matthias I. unternahmen Ende des 14. und in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts weitere. Grund für diese Arbeiten war allerdings nicht eine häufig für das Jahr 1315 angenommene Zerstörung während der Auseinandersetzungen zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen; eine solche Zerstörung entbehrt jeder Grundlage.
- Rückgang der Bedeutung
Tatsächlich schwand allmählich die Bedeutung der Kästenburg, die erstmals nachgewiesen am Ausgang des 14. Jahrhunderts das bischöfliche Urkundenarchiv beherbergt hatte und in deren Burgkapelle am 12. Juli 1388 Nikolaus I. zum Bischof von Speyer geweiht worden war. Die Bedeutung ging nicht zuletzt zurück wegen der Errichtung der neuen Anlage Hanhofen seit 1414/20 (später Marientraut).
1466 gehörte die Kästenburg zu den Gütern des Hochstifts Speyer, die Kurfürst Friedrich I. für Bischof Matthias in Schutz nahm. Ein zwei Jahre zuvor aufgenommenes Inventar belegt die bescheidene Ausstattung, zu der neben Lebensmitteln und zahlreichem Bettzeug nur ein Esel, zwei Pferde („davon eines blind“) und an Waffen 14 funktionsfähige Armbrüste mit drei Winden und ungefähr 5000 Pfeilen sowie sechs Haken-, eine Stein-, vier Hand- und eine Klotzbüchse gehörten.
- Schäden und Zerstörungen
Im Bauernkrieg wurde die Kästenburg 1525 vom „Nußdorfer Bauernhaufen“ besetzt und ausgeplündert, doch entgegen anderslautenden Meinungen nicht zerstört. Nach der Eroberung und Niederbrennung im Jahre 1552 durch Truppen des Markgrafen und Söldnerführers Albrecht Alkibiades von Brandenburg, dem eine Brandschatzung von 150.000 Gulden verweigert worden war, veranlasste Bischof Marquard von Speyer, der 1560–81 im Amt war, lediglich die notdürftige Wiederherstellung der Wohngebäude und bestimmte die Ruine zum Sitz eines Försters.
Die ehemalige Wehranlage überstand zwar den Dreißigjährigen Krieg wohl ohne weitere Schäden, doch während des Pfälzischen Erbfolgekrieges zerstörten französische Soldaten im September 1688 die mittlerweile verlassene Burg. 1701–03 wurde sie nochmals notdürftig befestigt.
1797 zum französischen Staatsbesitz erklärt, fiel die Ruine 1816 nach dem Wiener Kongress mit der gesamten linksrheinischen Pfalz an das Königreich Bayern. Bald darauf machten Neustadter Bürger die wertlose Anlage dem bayerischen König Maximilian I. zum „Geschenk“. Deshalb wird das Schloss im Volksmund auch „Maxburg“ genannt.
[Bearbeiten] Hambacher Fest
Siehe Hauptartikel: Hambacher Fest
Im Rahmen des Hambacher Festes von 1832 wurde die damalige Schlossruine zum Schauplatz der Unzufriedenheit der pfälzischen Bevölkerung über Repressionsmaßnahmen der 1816 eingesetzten bayerischen Verwaltung. Diese hatte in den Folgejahren wichtige Errungenschaften zurückgenommen, die dem Volk in der Zeit der Besatzung durch französische Revolutionstruppen (1797/98–1815) gewährt worden waren. Seit jenem Fest gilt das Hambacher Schloss als Symbol der Demokratie.
[Bearbeiten] Hambacher Schloss heute
Zum 150-jährigen Jubiläum des Hambacher Festes wurde das Schloss 1980–82 für rund 12 Mio. DM (etwa 6 Mio. €) fast vollständig restauriert. Während einer weiteren Renovierungsphase 2006/07 vor dem 175-jährigen Jubiläum (2007) ist das Schloss auf fast ein Jahr für jeglichen Besucherverkehr gesperrt.
Heute ist das nationale Denkmal Museum und Tagungsstätte mit rund 200.000 Besuchern pro Jahr. Ganzjährig finden dort Veranstaltungen und Empfänge des Landes Rheinland-Pfalz, des Landkreises Bad Dürkheim sowie der Stadt Neustadt an der Weinstraße statt. Ein bedeutender Gast war 1985 US-Präsident Ronald Reagan mit einer Rede „an die Jugend der Welt“. Auch deutsche Bundespräsidenten verbinden ihren Antrittsbesuch in Rheinland-Pfalz meist mit einer Visite der historischen Stätte.
Die „Maxburg“ zu nennen hat insbesondere unter Studenten und Akademikern den Charakter eines Codes der Zugehörigkeit: Sie gilt speziell bei Mitgliedern studentischer Verbindungen als steinernes Symbol der Freiheit und Brüderlichkeit.
Das Schloss stand seit 1969 im Eigentum des damals geschaffenen Landkreises Bad Dürkheim. 2002 wurde es in eine neu gegründete Stiftung eingebracht, deren Träger das Land Rheinland-Pfalz, der Bezirksverband Pfalz, der Landkreis Bad Dürkheim und die Stadt Neustadt an der Weinstraße sind. Der Bund unterstützt die Stiftung finanziell.
Für das Jubiläum 175 Jahre Hambacher Fest (2007) werden umfangreiche Umbauarbeiten durchgeführt, u. a. erfolgen behindertengerechte Installationen samt Einbau eines Aufzuges. Vom 17. Juli 2006 bis 24. Mai 2007 ist das Schloss deshalb für Besucher geschlossen; ab 25. Mai 2007 wird es wieder geöffnet sein.
Nahe beim Schloss und seinem großen Besucherparkplatz befindet sich eine Burgschänke mit Aussicht über die Rebenlandschaft der Haardt und die Rheinebene.
[Bearbeiten] Literatur
- Alexander Thon (Hrsg.): ... wie eine gebannte, unnahbare Zauberburg. Burgen in der Südpfalz. 2., verbesserte Aufl. Schnell + Steiner, Regensburg 2005, S. 68-73, ISBN 3-7954-1570-5
- Alexander Thon, Stefan Ulrich, Dieter Barz: Kästenburg. In: Jürgen Keddigkeit (Hrsg.): Pfälzisches Burgenlexikon. Beiträge zur pfälzischen Geschichte Bd. 12/3, Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2005, S. 83−100, ISBN 3-927754-51-X
- Alexander Thon, Stefan Ulrich: Hambacher Schloss. Kästenburg − Maxburg. 5. Aufl. Schnell + Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-5043-8
- Alexander Thon: Trushard von Kästenburg (vor 1178 – nach 1201). Legat, Podestà, Kämmerer und kaiserlicher Stellvertreter in Italien. In: Karl-Heinz Rothenberger (Hrsg.): Pfälzische Geschichte. Bd. 1, 2., verb. Aufl. Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2002, S. 208–210, ISBN 3-927754-43-9
[Bearbeiten] Weblinks
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Koordinaten: 49° 19′ 29" n. Br., 8° 7′ 6" ö. L.