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Heinrich Mann

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Heinrich Mann im Jahr 1906
Heinrich Mann im Jahr 1906

Luiz Heinrich Mann (* 27. März 1871 in Lübeck; † 12. März 1950 in Santa Monica, Kalifornien) war ein deutscher Schriftsteller. Er ist der ältere Bruder von Thomas Mann.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Heinrich Mann wurde als erstes Kind des Lübecker Kaufmanns Thomas Johann Heinrich Mann und dessen Ehefrau Julia geboren. Ihm folgten der Bruder Thomas (1875-1955), die Schwestern Julia (1877-1927) und Carla (1881-1910) sowie sein jüngster Bruder Viktor (1890-1949). Er wuchs in wohlhabenden Verhältnissen in Lübeck auf, wo sein Vater ab 1877 Senator für Wirtschaft und Finanzen war, bis er 1891 starb.

Nachdem Heinrich Mann das Gymnasium 1889 in der Unterprima verließ, lernte und arbeitete er als Buchhandlungslehrling in Dresden und 1891 bis 1892 als Volontär beim S.Fischer Verlag in Berlin. Zugleich betrieb er Studien an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Er erlitt in jungen Jahren eine Lungenblutung und hielt sich 1892 deswegen in einem Sanatorium, später zu Kuraufenthalten auf.

Heinrich und Thomas Mann
Heinrich und Thomas Mann

1893 zog die Familie nach München, von wo aus Heinrich Mann mehrere Reisen unternahm, nachdem er 1884 bereits eine Reise nach Sankt Petersburg unternommen hatte. Ab 1899 und bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges war Mann ohne festen Wohnsitz. In dieser Zeit hielt er sich, zum Teil in Begleitung seines Bruders Thomas, länger in Italien auf.

1910 starb die jüngste Schwester Carla durch Suizid, ein Verlust, den er nur schwer verarbeiten konnte.

Heinrich Mann heiratete 1914 die Prager Schauspielerin Maria Kanová. Wohnsitz wurde erneut München. Die Tochter Leonie Mann (1916-1986) und einziges Kind Heinrich Manns kam zwei Jahre später zur Welt.

Nach Erscheinen von Thomas Manns Gedanken im Kriege im Jahr 1915, in denen Thomas sich deutschnational äußerte, brach er den Kontakt zu ihm ab. Heinrich Mann stand anders als sein Bruder dem Kommunismus nahe und lehnte die Teilnahme Deutschlands am Ersten Weltkrieg grundsätzlich ab. Gemeinsam mit Käthe Kollwitz und Albert Einstein unterzeichnete er später Aufrufe zur Aktionseinheit der Kommunistischen Partei Deutschlands und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gegen die Nationalsozialisten.[1]

Erst 1917 wird auf Betreiben von Thomas Ehefrau Katia Mann eine Annäherung versucht, und 1922 gelang die Aussprache, nicht aber die Versöhnung. Im Folgejahr starb die Mutter, und 1927 tötete sich auch Schwester Julia. Nach der Trennung von seiner ersten Ehefrau, auf die 1930 die Scheidung folgte, zog Heinrich 1928 nach Berlin. Maria Kanová ging mit der gemeinsamen Tochter zurück nach Prag. Von 1940 bis 1944 war sie wegen ihrer jüdischen Herkunft im Konzentrationslager Theresienstadt interniert. Sie starb 1947 an den Folgen der dort erlittenen Folter. Seine spätere Ehefrau Nelly Kröger lernte Heinrich Mann bereits 1929 kennen.

1931 wurde Heinrich Mann Präsident der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste, in der er seit 1926 Mitglied war. Im selben Jahr machten er und Albert Einstein in einem offenen Brief an die New York Times auf die Ermordung des kroatischen Intellektuellen Milan Šufflay aufmerksam. 1933 wurde sein Ausschluss aus der Preußischen Akademie erzwungen.

Er verließ Deutschland 1933 noch vor dem Reichstagsbrand und emigirierte über Paris, Nizza und dann 1940 weiter über Spanien und Portugal in die USA. Seine Zeit im Ausland schlug sich in seinem Werk nieder. Während der Emigration wurde Mann Vorsitzender des Vorbereitenden Ausschusses der deutschen Volksfront (Lutetia-Kreis) und darüber hinaus zum Ehrenpräsidenten der SPD gewählt.

1949 wurde er Präsident der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin, starb jedoch 1950 noch vor der geplanten Rückkehr nach Deutschland in Santa Monica, wo inzwischen auch sein Bruder Thomas mit seiner Familie lebte und wurde dort begraben. 1961 wurde seine Urne nach Deutschland überführt und auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt.

Nach ihm wurde der Heinrich-Mann-Preis benannt.

[Bearbeiten] Literarischer Werdegang

Ab 1885 erschienen erste erzählerische und ab 1887 auch erste poetische Gehversuche. 1891 erschienen erste Rezensionen in Die Gesellschaft und 1892 auch in Die Gegenwart.

Im Jahr 1894 erschien der Roman In einer Familie. Von März 1895 bis Juli 1896 war Heinrich Mann als Herausgeber der nationalkonservativen Monatsschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt tätig. Im Jahr 1897 erschien Das Wunderbare und andere Novellen und im Folgejahr Ein Verbrechen und andere Geschichten.

Zur Zeit des wilhelminischen Kaiserreiches entstanden politische und kulturkritische Essays, so erschien 1900 Im Schlaraffenland. Ein Roman unter feinen Leuten, 1903 Die Göttinnen oder Die drei Romane der Herzogin von Assy und der Roman Die Jagd nach Liebe. 1905 folgte der Roman Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen und weitere Veröffentlichungen.

In den Jahren 1910 bis 1913 wurden in Berlin alljährlich Schauspiele Heinrich Manns uraufgeführt.

An dem Roman Der Untertan arbeitete Mann ab 1912. Der Vorabdruck in der Zeit im Bild fiel der Zensur zum Opfer und wurde mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbunden. Das Werk erschien 1915 zuerst auf Russisch und ab 1916 als Privatausgabe in deutscher Sprache. Erst nach Kriegsende 1918 wurde der Roman in nennenswerter Auflage in Deutschland veröffentlicht.

[Bearbeiten] Werk

 Grab Heinrich Manns, Dorotheenstädtischer Friedhof, Berlin.

In den frühen Romanen Die Göttinnen und Die kleine Stadt verarbeitete Heinrich Mann Eindrücke, die er durch seinen, gemeinsam mit seinem Bruder Thomas verbrachten, längeren Aufenthalt in Italien wie in Palestrina gewonnen hat. Die kleine Stadt schildert die Verhältnisse in einer italienischen Kleinstadt. Die örtlichen Freimaurer und Klerikalen, beide etwas schablonenhaft dargestellt, geraten in Streit anlässlich des bevorstehenden Auftritts einer durchreisenden Schauspieltruppe. In den Göttinnen werden die Abenteuer von Angehörigen der „besseren Gesellschaft“ dargestellt. Die Schilderung rauschhafter Entzückungen und schwelgerischen Kunstgenusses sowie die leicht manierierte Sprache, die diese Romane auszeichnet, nimmt Stilelemente voraus, die sich später in den Romanen Gabriele D'Annunzios wieder finden und dem heutigen Zeitgeschmack weniger entsprechen.

Die Romane Professor Unrat und Der Untertan sind von ganz anderer Art. Hier übte er in pointierten, zuweilen ausgesprochen erheiternden Formulierungen scharfe Kritik an den politischen Verhältnissen im Wilhelminischen Deutschland, am Untertanengeist des deutschen Bürgertums und an der sozialen Ungerechtigkeit dieser Zeit. Die moralische Entrüstung über die heuchlerische Wohlanständigkeit seiner Zeit- und Standesgenossen, ihren dumpfen Nationalismus und ihre rücksichtslose Ausbeutung der arbeitenden Bevölkerung war auch das Thema vieler seiner Erzählungen, die auch heute noch auf Grund ihrer spannungsreichen Handlung und sprachlichen Prägnanz mit Interesse gelesen werden. Die Kritik Heinrich Manns war jedoch nicht klassenkämpferisch, sondern moralisch motiviert. Der Opportunismus von Gewerkschaftsfunktionären und SPD-Funktionären wird ebenso schonungslos kritisiert wie der Ungeist der Bourgeoisie, der er sich selbst zugehörig fühlte und von deren positiven Werten, Leistungs- und Bildungswillen er sich auch nie distanzieren konnte und wollte.

Die beiden Bände Die Jugend des Königs Henri Quatre von 1935 und Die Vollendung des Königs Henri Quatre von 1938 sind literarisch besonders interessant und bilden den Höhepunkt im erzählerischen Schaffen Heinrich Manns.

Das essayistische Schaffen lohnt eine ganz eigene Würdigung. Zu nennen sind hier mindestens die Essays „Gustave Flaubert und George Sand“ (1905/1906), „Geist und Tat“ (1910), „Zola“ (1915, der Essay veranlasste möglicherweise u. a. Thomas Mann, Heinrichs Bruder, die „Betrachtungen eines Unpolitischen“ zu schreiben und zu veröffentlichen), sowie die Essay-Bände „Macht und Mensch“ (1919), „Diktatur der Vernunft“ (1923), „Geist und Tat“ (1932), „Der Haß“ (1933) und „Mut“ (1939) Heinrich Mann schrieb auch – wie sein Bruder – für die deutschsprachige ungarische Zeitung Pester Lloyd in den 30er Jahren zahlreiche Beiträge.

[Bearbeiten] Quellen

  1. http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MannHeinrich/index.html

[Bearbeiten] Werke

[Bearbeiten] Werkausgaben

  • Gesammelte Werke. - Berlin : Cassirer, [1909]. 4 Bände
  • Gesammelte Romane und Novellen. - Leipzig [u.a.] : Wolff, 1917. 10 Bände
  • Gesammelte Werke. - Berlin [u.a.] : Zsolnay, 1925-1932. 13 Bände
  • Ausgewählte Werke in Einzelausgaben. - Berlin : Aufbau-Verlag, 1951-1962. 13 Bände
  • Gesammelte Werke in Einzelausgaben. - Hamburg [u.a.] : Claassen, 1958-1988. 18 Bände
  • Gesammelte Werke. - Berlin : Aufbau-Verlag, 1965-1988. Geplant waren 25 Bände, erschienen sind die Bände 1-18 (alle vollendeten Romane außer „In einer Familie“, sämtliche Novellen) und Band 24 („Ein Zeitalter wird besichtigt“)
  • Werkauswahl in zehn Bänden. - Düsseldorf : Claassen, 1976
  • Studienausgabe in Einzelbänden. - Frankfurt am Main : Fischer Taschenbuch Verlag. Erscheint seit 1986, bisher 27 Bände (Stand: 2006)
  • Gesammelte Werke in Einzelbänden. - Frankfurt am Main : S. Fischer. Erscheint seit 1994, bisher 11 Bände (Stand: 2006)

[Bearbeiten] Forschungsliteratur zu Heinrich Mann

  • Edith Zenker: Heinrich-Mann-Bibliographie : Werke. - Berlin [u.a.] : Aufbau-Verlag, 1967
  • Brigitte Nestler: Heinrich-Mann-Bibliographie. Morsum/Sylt : Cicero-Presse. Bd. 1. Das Werk. - 2000. - ISBN 3-89120-019-6 (ersetzt die Bibliographie von E. Zenker)
  • Peter Stein: Heinrich Mann. Stuttgart/Weimar: Metzler, 2002 (Sammlung Metzler; 340), ISBN 3-47610-340-4
  • Walter Delabar/Walter Fähnders (Hg.): Heinrich Mann (1871-1950). Weidler: Berlin, 2005 (MEMORIA; 4), ISBN 3-89693-437-6
  • Michael Stübbe: Die Manns; Genealogie einer deutschen Schriftstellerfamilie. Verlag Degener & Co., Insingen bei Rothenburg o.d.T. 2004, ISBN 3-7686-5189-4
  • Manfred Flügge: Heinrich Mann. Eine Biographie. Reinbek: Rowohlt Verlag, 2006, ISBN 3-498-02089-7

[Bearbeiten] Filmografie

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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