Interreligiöser Dialog
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf bitte mit ihn zu verbessern und entferne anschließend diese Markierung. |
Begründung: In der jetztigen Form ist der Artikel mehr eine "Gebrauchsanweisung" für als einer über Interreligiösen Dialog. Die vielen "sollte"-Formulierungen sind dafür kennzeichnend. --robby 13:10, 22. Aug 2006 (CEST)
Die Artikel Interreligiöser Dialog und Dialog der Religionen überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Die Diskussion über diese Überschneidungen findet hier statt. Bitte äußere dich dort, bevor du den Baustein entfernst. Mipago 13:52, 8. Sep 2006 (CEST) |
Interreligiöser Dialog und Dialog der Religionen (von altgriech. dialégomai: sich unterhalten) sind Bezeichnungen für das absichtsvolle Gespräch, die Begegnung oder auch die Zusammenarbeit in Alltag und Theologie zwischen Angehörigen verschiedener Religionen. Der interreligiöse Dialog kann mehrere Religionen gleichzeitig einbeziehen, häufiger sind jedoch Begegnungen zwischen zwei Religionen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Ratschläge für den Dialog
Möglichst realistisch sein und Feindbilder oder illusionäre Freundbilder vermeiden. Eine Grundhaltung, die dem Gegenüber Achtung, Aufrichtigkeit und ein gewisses Maß an Offenheit signalisiert, kann Vertrauen schaffen. Dialogbegegnungen finden häufig auf gleicher Ebene statt (Religionsführer und Religionsführer, Theologen und Theologen, Laien und Laien). Darüber hinaus gibt es den Dialog auf akademischer Ebene, den intermonastischen Dialog (Mönche, Nonnen) und den Dialog von Gemeindegruppen, die jeweils sowohl Amts- und Funktionsträger, als auch aktive Gemeindemitglieder umfassen sowie den Dialog auf Vereinsebene.
[Bearbeiten] Begriffsklärung
Für den interreligiösen Dialog ist es wichtig zu klären, was unter verwendeten Begriffen (Gott, Gebet, Sünde, Erlösung, Opfer) verstanden wird. Besonders zwischen Judentum, Christentum und Islam führen gleiche Begriffe, die aber mit unterschiedlichen Glaubensinhalten gefüllt sind, leicht zu Missverständnissen.
Es ist aber auch zu beachten, wer die "Definitionsmacht" hat und in welchem Bezugsrahmen man sich befindet. So waren „Judentum“ und das „jüdische Volk“ zu christlichen Konstrukten geworden, ohne jegliche Beziehung zu dem, was jüdisches Selbstverständnis an sich beinhaltet.
Häufig findet man eine unausgeglichene Situation vor, in der der eine Teilnehmer eine gewisse Macht vorweisen kann, während der andere sich in einer eher abhängigen Position befindet. Angehörige einer Minderheit nehmen häufig eine gewisse Bedrohung ihres Status wahr. Das kann daher rühren, dass eine reale langanhaltende, bisweilen gesetzliche legitimierte Diskriminierungssituation besteht (z.B. im Falle alteingesessener christlicher Minderheiten in islamischen Ländern). Das Gefühl kann sich auch einstellen oder verstärken, wenn die Angehörigen der Minderheitsreligion aus Einwanderern besteht, die sich als relative Neuankömmlinge in der "Gastgesellschaft" sehen, bisweilen sogar dann, wenn sie bereits seit mehreren Generationen ansässig sind. Auch die Furcht vor dem Verlust der eigenen Identität durch Assimilation oder Akkulturation an die Mehrheitsgesellschaft kann eine Rolle spielen. Angehörige einer Minderheit beginnen nicht auf der gleichen Grundlage und fühlen oft die Zerbrechlichkeit ihrer Position im Gegenüber des anderen. Die Repräsentanten der "Gastgeberkultur" bemerken diese Unsicherheit auf Seiten des "Minderheitenpartners" mitunter nicht.
[Bearbeiten] Risiken
Wer in einen interreligiösen Dialog treten will, sollte sich auch über die Risiken bewusst werden. Das erste Risiko ist, überhaupt in den Dialog einzutreten. Eine unausgeglichene Dialogsituation kann bei der Minderheit Skepsis nähren, wenn nicht genügend Einfühlungsvermögen gezeigt wird. Kopftuch tragende Frauen, die zu Dialogveranstaltungen eingeladen werden, können evtl. tiefe Demütigungen erleben. Christliche Dialogpartner können sich aus dem christlich-islamischen Dialog zurückziehen und tief verletzt sein, wenn das Artikulieren ihrer Furcht vor muslimischen jugendlichen und/oder religiös motivierten Gewalttätern nicht ernst genommen und als Rassismus zurückgewiesen wird. Bei manchen Muslimen kann das Solidaritätsgefühl mit den Palästinensern oder auch Israelhass dazu führen, jedes Treffen mit Juden verdächtig zu machen. Damit zwei Seiten einander begegnen können, muss eine Symmetrie hergestellt werden, die erreicht werden kann, wenn der Unterschied zwischen intellektuellen, emotionalen, geistigen und politischen Lasten erkannt und anerkannt wird. Auch Unterschiede der Handlungs- und Meinungsfreiheit, wie sie zwischen Vertretern liberaler und konservativer Kulturen bestehen, können zu Missverständnissen führen.
Menschen mit regelmäßiger Erfahrung im Dialog erleben häufig, dass sie mit ihren Dialogpartnern mehr gemeinsam haben als mit anderen Menschen. Dies sollte nicht überraschen, da Menschen, die diese Form des Dialogs für sinnvoll halten, wahrscheinlich ähnliche Gedanken teilen. Denn der Wunsch, den anderen zu treffen, oder die Überzeugung, dies sei wichtig, ist bereits eine Gemeinsamkeit. In der Begegnung gibt es häufig eine Art doppeltes Wachstum. Der religiöse „Schub“ des Treffens entlässt die Teilnehmer mitunter offen und neugierig zurück in ihre eigene Tradition. Dialogbefürworter finden sich selbst zuweilen missverstanden oder gar des Verrats angeklagt, was sie verletzt, da sie den Dialog als Weg sehen, mit dem sie ihrer eigenen Gemeinschaft zu einem besseren Ausdruck ihrer Werte verhelfen als auch eine neue und positive Beziehung zu anderen gewinnen können.
Auch heute gibt es Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus, religiös "legitimierten" Terrorismus und anderen Missbrauch menschlicher Würde. Selbst wenn offene Gewalt nicht die Regel ist, besteht die Gefahr, dass Extremismus und Terrorismus Polarisierungen ganzer Gesellschaften mit sich bringen. Dialogaktivisten glauben, dass sie die gefährlichen Einstellungen durch ihre Dialogaktivitäten beeinflussen können.
Wichtig ist jedoch zu erkennen, dass Dialog und gegenseitiges Kennenlernen nicht per se zu besserem Verständnis oder mehr Akzeptanz führen müssen. Insofern Religionen und Kulturen eben auch intolerante, diskriminierende, gewaltverherrlichende, rassistische und andere negative Elemente enthalten können, die auch im Dialog zu Tage treten, ist es durchaus möglich, dass das Unwissen um konkrete Inhalte der Glaubenswelt des "Anderen" zu einem positiveren Urteil führt als eine genaue Einsicht in die fremde Gedankenwelt. In diesem Fall hat der Dialog zwar möglicherweise eine aufklärerische, aber keine versöhnende Funktion, insofern er die Fremdheit des Anderen und Unterschiede erst so recht ins Bewusstsein rückt. Von daher lernen sich im Alltagsleben und in der Zusammenarbeit am Arbeitsplatz Menschen oft unbefangener und ganzheitlicher kennen als in einer initiierten Dialogsituation mit ihren zahlreichen dos and don'ts. Besonders im christlich-islamischen Dialog ist zudem auffällig, dass Dialogangebote, z.B. Foren, häufig von Teilnehmer/-innen genutzt werden, die extreme Positionen vertreten und dass moderate und liberale Dialoginteressierte eher abgeschreckt als eingebunden werden. Gerade die Foren werden nicht selten zu kontraproduktiven Plattformen für Positionen, die sonst kaum Gehör fänden. Dies dürfte auch dem Interesse derjenigen entsprechen, die durch Dialog nicht zu einem besseren Zusammenleben beitragen wollen, sondern aus verschiedenen Gründen an einer Verschärfung der Konflikte interessiert sind. Problematisch ist dabei auch eine gewisse betriebsbedingte Blindheit der vom Dialog Beseelten. So kann ein Staat, der auf Integration von Migranten vor allem durch die Finanzierung von interreligiösen Dialogaktivitäten setzt, u.U. eines Tages vor dem Problem stehen, dass er unbeabsichtigt die Verschärfung von Konflikten und ungewollt Segregation statt Integration gefördert hat. Auffällig ist auch, dass trotz zunehmender Dialogförderung in Deutschland immer mehr konfessionelle und weltanschauliche Schulen entstehen, Eltern also eher auf Abgrenzung setzen, weil der Staat und die staatlichen Schulen insbesondere bezüglich des Problems der Jugendgewalt offenbar nicht mehr überzeugen können. Vor diesem Hintergrund entsteht auch die Frage, ob der Dialog vor bestimmten Problemen die Augen verschließt bzw. sie für ihn nicht erkennbar sind, weil sie nicht in seine genormten Schemata passen. So wird z.B. im christlich-islamischen Dialog häufig die Kopftuch tragende Muslima diskutiert (und als Legitimation für den Dialog angeführt), die gedemütigt wurde, nicht aber der nicht-muslimische, z.B. als "Hurensohn" gedemütigte Jugendliche. Wer dieses Problem anspricht, muss damit rechnen, selbst verunglimpft zu werden, weil der Dialog häufig in zwar gut meinenden, tendenziell jedoch eher kinderlosen akademischen Kreisen fernab sozialer Brennpunkte stattfindet. Scharfmacher jeglicher Couleur machen sich gerade die Tabuthemen des akademischen Dialogs zu eigen, um z. B. Hass, Fremden-, Demokratie- oder Intellektuellenfeindlichkeit zu säen. Hier ist teilweise auch ein Scheitern des staatlich geförderten christlich-islamischen Dialogs in Deutschland zu beobachten, der es nicht schafft, sich von seiner letztendlich bequemen, teilweise gefährlichen und insgesamt hilflosen Haltung (wer den Dialog kritisiert, ist ein Dialogfeind - ein Recht zu Kritik hat nur, wer es besser macht - Abschmettern von Kritik, z. B. an der Aggressivität mancher junger Muslime in sozialen Brennpunkten, mit dem Hinweis, dass Rechtsextremisten schließlich auch nicht besser sind u. Ä.) zu verabschieden. Statt den notwendigen ersten Schritt zu tun und ein Umdenken einzuleiten, um kompetent und glaubwürdig, also überzeugend auf aktuelle Situationen reagieren zu können (und sich so Anerkennung und Förderung zu erarbeiten), werden weiter die alten Wege beschritten (s. o.) und die mangelnde finanzielle Unterstützung des Dialogs beklagt. Hier wird der zweite Schritt vor dem ersten getan. Leidtragende der Fehlentwicklungen sind vor allem jene Jugendlichen in sozialen Brennpunkten, die, egal welchen Glaubens, welcher Weltanschauung oder welcher Herkunft friedlich mit- oder nebeneinander leben möchten.
[Bearbeiten] Ziele
Im interreligiösen Dialog sollte man sich über seine Ziele im Klaren sein. Diese sind sehr unterschiedlich, je nach dem auf welcher Ebene der Dialog angesiedelt ist. Auf hoher Ebene zwischen Verbänden ist Präsentieren sehr wichtig, hohe Vertreter haben bedingt durch ihre Stellung nur bedingte Handlungsfreiheiten, das Gesicht zu wahren ist sehr wichtig. Hier hat man es meist mit „Dialog-Profis“ zu tun, der Nachteil ist, dass diese Art Dialog nur wenige Menschen erreicht und den Eindruck von „Alibi-Veranstaltung“ erwecken könnte. Dialog an der Basis erreicht evtl. mehr Menschen und die Erlebnisse sind oft intensiver, möglicherweise jedoch auch negativer. Zudem ist zu bedenken, dass durch die Medien mehr Menschen erreicht werden, als durch einzelne Vor-Ort-Treffen. Auch fehlen häufig Organisatoren, die Erfahrungen mit Dialogveranstaltungen haben. Dies und die Tatsache, dass immer wieder „Dialog-Anfänger“ dazustoßen, kann leicht zu Problemen oder Scheitern führen. Durch Unachtsamkeit oder Unkenntnis kann schnell das Anfangsinteresse zerstört werden. Daran wird deutlich, wie problematisch solchermaßen initiierte Dialogaktivitäten sein können.
Zumindest sollte Übereinkunft darüber bestehen, was mit der Dialogveranstaltung erreicht werden sollte, zum Beispiel: Erstes Kennenlernen, Vertiefen des Vertrauens, Vertiefung eines speziellen Themas, Erweiterung der eigenen Kenntnisse über die Religion des jeweils anderen, Spannungsabbau im Konfliktfall etc.
Auch die Vermittlung des eigenen Glaubens kann ein Ziel von Dialogveranstaltungen sein. Neben dem Zuhören, der Auseinandersetzung mit der Überzeugung des anderen und deren Prüfung vor dem Hintergrund des eigenen Glaubens bietet der Dialog auch die Chance des Weitergebens und Vermittelns der eigenen Religion, insbesondere auch in Unterscheidung zu anderen. Dadurch können evtl. falsche Vorstellungen ausgeräumt werden. Das Risiko ist, dass solche Dialogveranstaltungen zu Missionsveranstaltungen mit stark apologetischem Charakter werden können.
[Bearbeiten] Chancen
In Zeiten, in denen die Angst gegenüber dem Fremden stark ist (bzw. heutzutage im Zeitalter der Globalisierung nicht die Angst vor "dem Fremden", sondern die Angst vor religiös begründeter Gewalt) und Menschen ihre eigene Identität gefährdet sehen, kann der Dialog möglicherweise zum Abbau von Ängsten und Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts führen. Durch die Auseinandersetzung und "Prüfung" des Anderen aus der eigenen Sicht kann es zu einer Selbstprüfung, zu Reflexion und Vertiefung des Eigenen vor dem Hintergrund des Fremden kommen. In diesem Fall würden fremde Religionen als Wirkungsbereich Gottes gesehen werden, der zur Vertiefung des Glaubens oder sogar erst zur eigenen Identitätsfindung im Glauben führen kann.
[Bearbeiten] Mystik
In der Mystik, einem populären Modell der pluralistischen Religionstheologie, wird von einer mystischen Transzendenzerfahrung ausgegangen, die im Schweigen durch die Meditationswege aller Religionen erreicht werden kann und die sich auf einer Ebene abspielt die über allem Trennenden liegt. Die Ausrichtung auf das Göttliche ist vorrangig, religiöse Lehren und Überzeugungen, v.a. diejenigen die die materielle Welt betreffen, treten an zweite Stelle. Die Ursache sämtlicher Unterschiede zwischen Religionen wird in der Verschiedenheit der Menschen, deren Lebenswelt, Sprache und Erfahrungen gesehen. Bei diesem Modell liegt die Gefahr nahe sämtliche Unterschiede zwischen den Überzeugungen unterzubewerten, alles verschmelzen zu lassen und einen mystischen Monismus zu schaffen. Dies soll nicht das Ziel des Dialogs sein. Dennoch sollte die Gefahr der Vereinheitlichung hier nicht die Suche nach Gemeinsamkeiten auf einer mystischen Ebene verdammen, nur darf die Anerkennung der Gemeinsamkeit auf einer mystischen Ebene nicht die Unterschiede auf anderen Ebenen ignorieren. Wenn ähnliche Erfahrungen auf einer transzendenten Ebene bei Dialogpartner erlebt wurden, dann könnten gerade diese eine gute Basis für den Dialog und den realistisch-achtungsvollen Umgang mit Unterschieden sein.
[Bearbeiten] Ethik
Für das friedvolle und spannungsfreie Zusammenleben der Religionen ist die Suche nach interreligiösen Gemeinsamkeiten im ethischen Bereich sinnvoll. Aber auch dies ist nicht unproblematisch, denn Definition und Stellenwert des Sittlichen unterscheidet sich von Religion zu Religion. Gerade im Entscheidenden, in der Heilsfrage gehen die Ansichten der Religionen auseinander. Eine Zeitlang hat man ein Schlagwort der frühen innerchristlichen Ökumene "Die Lehre trennt, aber der Dienst eint" (Doctrine divides, service unites; Edinburgh 1910) auf den inter-religiösen Dialog zu übertragen gesucht. Problematisch ist hierbei, dass oft gerade in der Ethik extreme und unüberbrückbare Unterschiede bestehen wie die gegenwärtigen Diskussionen mit dem Islam über die Einstellung zur Gewalt, zur Rolle der Frau, der Rechte von Minderheiten usw. zeigen. Im Gegensatz zu den metaphysischen Fragen, in denen mit Friedrich d. Gr. "jeder nach seiner Fasson selig werden" mag, ist in der Ethik in gemischtreligiöser Gesellschaften eine solche Toleranz oft nicht denkbar. Dennoch scheint interreligiöse Ökumene am ehesten im ethischen Bereich sinnvoll und notwendig. Der Dialog, der dem pluralitätsfähigen Umgang mit Religionsvielfalt dienen soll, hat hier die wichtige Aufgabe, eine Basis für das Zusammenleben und gemeinsames Handeln der Religionen zu suchen. Voraussetzung ist, dass in allen Religionen allgemeingültige, uneinschränkbare, ethische Grundgebote zu finden sind. Tatsächlich scheint es auch eine gemeinsame ethische Basis zu geben. Das Projekt „Weltethos“ von Hans Küng ist ein Versuch eine Grundlage von gemeinsamen Werten und Maßstäben, dem alle Religionen zustimmen können, zu formulieren und zu verwirklichen. Die Teilnehmer des zweiten Weltparlaments der Religionen 1993 in Chicago haben dieses Projekt angenommen und die Möglichkeit einer formulierten ethischen Basis der Religionen realisiert. Darüber hinaus muss man bedenken, dass ethisches Handeln in Religionen zwar eine große Rolle spielt, aber Ethos nicht religiösen Ursprungs sein muss und v.a. nicht auf die Religionen beschränkt ist.
[Bearbeiten] Praxis des interreligiösen Dialogs
Interreligiöser Dialog kann viele Formen annehmen: Gespräche im Alltag, Konferenzen von Religionsführern oder Theologen, Führungen in der eigenen Kirche, gemeinsame Frauengruppen, Austausch von Lehrern (auch für einzelne Lektionen), gemeinsame soziale Projekte, Mitarbeit in interreligiösen Organisationen, wie z.B. den Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (zusammengeschlossen im deutschen Koordinierungsrat (DKR) oder den Organisationen, die im Koordinierungsrat der Vereinigungen des christlich-islamischen Dialoges in Deutschland (KCID) zusammengeschlossen sind, wie z.B. den verschiedenen Regionalgruppen der Christlich-Islamischen Gesellschaften (CIG). Gottesdienste unter Beteilung verschiedener Religionen werden oft auch von Befürwortern eines interreligiösen Dialogs abgelehnt, da sie darin ein Überspielen der tatsächlich vorhanden Unterschiede und eine vorgetäuschte Einigkeit sehen, die zu mehr Konflikten führen kann als ein realistisches Anerkennen der Unterschiede.
Am meisten fortgeschrittene Beziehungen bestehen heute zwischen Judentum und Christentum, die ja eine gemeinsame Anfangsgeschichte und im Alten Testament und dem Tanach ein identisches Heiliges Buch haben. Während gemeinsames Gebet und gemeinsame Gottesdienste oft abgelehnt werden, haben sich z. B. beim Unterricht Möglichkeiten aufgezeigt: ein jüdischer Lehrstuhl für Alttestamentliche Theologie an einer theologischen Fakultät, gemeinsamer Hebräisch-Unterricht oder gemeinsames Studium des Alten Testaments können zum gegenseitigen Verständnis beitragen.
Als einer der Hauptakteure im Dialog der Religionen galt der verstorbene Papst Johannes Paul II., der bereits 1986 gegen heftige innerkatholische Widerstände hinweg ein Weltgebetstreffen der Religionen nach Assisi einberief. Die Nachfolgetreffen, die seither jedes Jahr von der Gemeinschaft Sant'Egidio veranstaltet werden und neben hochrangigen Religionsführern auch nicht-religiöse Intellektuelle zusammenbringen, haben das Vertrauen der Religionsführer zueinander gestärkt und zu konkrete Initiativen des interreligiösen Zusammenarbeit für Frieden und Menschlichkeit geführt: So schuf etwa der Besuch der Teilnehmer, darunter auch muslimischer Geistlicher, im Konzentrationslager Auschwitz (nach dem Friedensgebet 1989 in Warschau, Polen) erstmals in der muslimischen Welt ein Bewusstsein für die Realität der Shoah. Das Friedensgebet 1986 im rumänischen Bukarest ermöglichte den späteren Besuch von Papst Johannes Paul II., der mit Rumänien zum ersten Mal ein mehrheitlich orthodoxes Land besuchte. Auch die Initiative für Friedensverhandlungen für Mosambik und Algerien gingen von diesen Friedenstreffen aus.
Weitere Vertreter sind der Theologe Hans Küng mit dem von ihm propagierten Weltethos und der Theologe Eugen Drewermann mit seinem kontinuierlichen Eintreten für ein respektvolles, friedliches und verständnisvolles Miteinander von Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen, das mit dem Erich-Fromm-Preis 2007 gewürdigt wird. Ein Höhepunkt des interreligiösen Dialogs in Deutschland war der Besuch des Dalai Lama auf dem ersten ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin.
Einer der wichtigsten Akteure bei den Muslimen ist der führende türkische Gelehrte Fethullah Gülen zu nennen. Fethullah Gülen spielt seit Jahren bei der Schaffung einer interkulturellen und interreligiösen Dialog-und Toleranzatmosphäre in der Türkei eine bedeutende Rolle.
Die häufigsten Formen des Dialogs sind:
- Buddhistisch-christlicher Dialog
- Christlich-islamischer Dialog
- Christlich-jüdischer Dialog
- Islamisch-jüdischer Dialog
[Bearbeiten] Literaturangaben
- Christiane Sautter: Was uns verbindet und was uns unterscheidet - Die Familie im Kontext der großen Religionen, Verlag für Systemische Konzepte 2005, ISBN 3-9809936-2-0
- Peter Antes, Werner Rück, Bernhard Uhde: Islam, Hinduismus, Buddhismus – Eine Herausforderung des Christentums. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1977
- Erwin Bader (Hrsg.): Dialog der Religionen. Ohne Religionsfrieden kein Weltfrieden. Mit Beiträgen von Religionsvertretern, Theologen und Philosophen. 2. Auflage, LIT-Verlag, 2006, ISBN 3-8258-8929-7
- Michael von Brück: Buddhismus und Christentum: Geschichte, Konfrontation, Dialog. Beck, München 1997, ISBN 3406426468
- Thomas Josef Götz, Thomas Gerold (Hrsg.): Die Mystik im Buddhismus und im Christentum. Und Aspekte des interreligiösen Dialogs. EOS-Verlag, St. Ottilien, ISBN 3-8306-7232-2
- Reinhart Hummel: Religiöser Pluralismus oder Christliches Abendland? Herausforderung an Kirche und Gesellschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994
- Dalai Lama: Das Herz aller Religionen ist eins. Arkana Goldmann, 1999, ISBN 3-442-13278-9
- Dalai Lama, Eugen Drewermann: Der Weg des Herzens. Gewaltlosigkeit und Dialog zwischen den Religionen. Patmos, 2003, ISBN 3-491-69078-1
- Michael Klöcker und Udo Tworuschka(Hrsg.): Ethik der Weltreligionen. Ein Handbuch. Darmstadt 2004
- Magonet, Jonathan: Abraham – Jesus – Mohammed. Interreligiöser Dialog aus jüdischer Perspektive. Gütersloher Verlagshaus, 2000, ISBN 3-579-00735-1
- Sebastian Painadath: Der Geist reißt Mauern nieder. Die Erneuerung unseres Glaubens durch interreligiösen Dialog. Kösel, München 2002, ISBN 3466365910
- Matthias Lutz-Bachmann, Alexander Fidora (Hrsg.): Juden, Christen und Muslime. Religionsdialoge im Mittelalter. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2004, ISBN 3-53417533-6
- Mikel de Epalza: Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen. Interreligiöses Zusammenleben auf der iberischen Halbinsel (6.-17. Jahrhundert). Otto Lembeck, 2002, 3-87476-393-5
- Jürgen Micksch: Abrahamische und Interreligiöse Teams. Otto Lembeck, 2003, 3-87476-421-4
- Genro Laoshi: "Zen-sucht nach dem Wanderer" - Alle Religionen bilden eine untrennbare Einheit, Beirer&Beirer 2005, 3-200-00384-7
[Bearbeiten] Weblinks
- Christlich-Islamische Gesellschaft e.V. mit Sitz in Köln (größte und älteste Basisorganiosation des christlich-islamischen Dialogs in Deutschland, überregional tätig) (CIG)
- Koordinierungsrat der Vereinigungen des christlich-islamischen Dialoges in Deutschland (KCID)
- Interkultureller Rat Deutschland mit seinem Interreligiösen Arbeitskreis und dem Abrahamischen Forum
- Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Deutscher KoordinierungsRat (DKR)
- Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Österreich
- Christlich-jüdische Projekte in der Nordwest-Schweiz
- Interreligiöse Arbeitstelle INTR°A e.V.
- Kategorie Interreligiöser Dialog im Verzeichnis des Open Directory Projects
- Religious Diversity (Pluralism). Eintrag (englisch) in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (inkl. Literaturangaben)
- Interreligiöse Verständigung und Zusammenarbeit Ein Projekt der IVZ
- Bundesfachkongress Interkultur Fachforum zum interkulturellen und interreligiösen Austausch, Stuttgart, Oktober 2006
- Erich-Fromm-Preis 2007 für Eugen Drewermann