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Dialog der Religionen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Die Artikel Interreligiöser Dialog und Dialog der Religionen überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Die Diskussion über diese Überschneidungen findet hier statt. Bitte äußere dich dort, bevor du den Baustein entfernst. Mipago 13:54, 8. Sep 2006 (CEST)

Mit Dialog der Religionen wird der im Idealfall gleichberechtigte, respektvolle, aber wo nötig auch kritische Meinungsaustausch sowie die Zusammenarbeit zwischen Vertretern verschiedener Religionen bezeichnet.

Während mit dem Begriff Dialog der Religionen eher allgemein die symbolische Wirkungsebene (Begegnung ranghoher Religionsführer und Politiker, gemeinsame Erklärungen) bezeichnet wird, bezieht sich der Begriff interreligiöser Dialog eher auf die praktische Alltagsarbeit und -erfahrung.

Das historische Gegenstück zum Dialog der Religionen war und ist die Disputation, in der Vertreter der Religionen einander die Wahrheit ihres jeweiligen Glaubens nachweisen wollen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Aktuelle Bedeutung

Vor dem Hintergrund von Globalisierung, weltweiter Migration und damit globaler Pluralisierung, aber auch religiös legitimierter Konflikte und schließlich des sich zunehmend religiös verstehenden Terrorismus haben der Dialog der Religionen und der interreligiöse Dialog wieder an Bedeutung gewonnen und werden in jüngster Zeit von fast allen Demokratien und vielen Religionsgemeinschaften gefordert und gefördert.

In Deutschland wird aktuell insbesondere der christlich-islamische Dialog unterstützt. Seit 2002 finanziert die Bundesregierung Projekte des christlich-islamischen Dialogs jährlich in Höhe von 425.000 Euro. Dazu gehören z. B. Dialogseminare für Imame (jährlich 50.000 Euro), die Unterstützung des KCID (seit 2003 jährlich 40.000 Euro) und der Muslimischen Akademie (60.000 Euro jährlich seit 2004).

Zudem werden Organisationen wie die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) finanziert, die sich, wie auch die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) u. a. im interreligiösen Dialog engagieren. Auch Universitäten fördern den interreligiösen Dialog, beispielsweise durch dialogpraktische Seminare.

Der Interreligiöse Arbeitskreis des Interkulturellen Rates, in dem die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), der Zentralrat der Juden in Deutschland, der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), die Föderation der Aleviten Gemeinden in Deutschland, die Deutsche Buddhistische Union, der Nationale Geistige Rat der Baha’i und die Weltkonferenz der Religionen vertreten sind, strebt als gemeinsames Ziel eine Kultur der sozialen Solidarität an. Im Abrahamischen Forum des Rates erörtern Vertreter des Zentralrats der Juden, der ACK, des ZMD, der DITIB u. a. interreligiöse Fragestellungen und die Arbeit Abrahamischer (Juden, Muslime und Christen) und anderer Interreligiöser Teams. Sie sind in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit tätig. Im November 2006 startete der Interkulturelle Rat das Clearingprojekt: Zusammenleben mit Muslimen.

Das friedliche Zusammenleben in Deutschland zu stärken ist auch Ziel des Projekts "Weißt du, wer ich bin?" Es unterstützt den Dialog der Religionen auf Basisebene, indem es den Erfahrungsaustausch zwischen Juden, Christen und Muslimen fördert. Beteiligt sind die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der Zentralrat der Juden (ZMD), der Zentralrat der Muslime und die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB). Das Bundesinnenministerium unterstützt das Projekt seit seiner Entstehung 2004 jährlich mit ca. 40.000 Euro.

Die über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit mit ca. 20.000 Mitgliedern und ihr Dachverband, der Deutsche KoordinierungsRat (DKR) e.V., entstanden in Deutschland nach Nationalsozialismus und Holocaust, setzen sich für die Aussöhnung zwischen jüdischen und nichtjüdischen Deutschen, Verständigung zwischen Christen und Juden und ein friedliches Zusammenleben von Völkern und Religionen sowie gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus ein. Seit ihrer Gründung haben sowohl die Einzelgesellschaften als auch ihr Dachverband jeweils eine/n jüdische/n, eine/n evangelische/n sowie eine/n katholische/n Vorsitzende/n. Der Deutsche Koordinierungsrat ist die größte Vereinigung unter den 32 Mitgliedern des Internationalen Rats der Christen und Juden (ICCJ).

Seit 1976 besteht die Islamisch-Christliche Arbeitsgruppe (ICA), in der verschiedene islamische Organisationen und die römisch-katholische, evangelische und griechisch-orthodoxe Kirche vertreten sind. Sie führt Tagungen und Konferenzen durch, berät über interreligiöse Projekte und hat den Austausch über Sachfragen zum Ziel. 2003 entstand der KCID. Er ist der Dachverband von 17 Gruppierungen und Vereinen mit insgesamt ca. 1000 Mitgliedern, die sich im christlich-islamischen Dialog engagieren.

Mit der Zunahme interreligiöser Dialogaktivitäten und deren staatlicher Unterstützung nimmt auch der "Dialog über den Dialog" und die Kritik insbesondere am christlich-islamischen Dialog zu. Viele Einwanderer wünschten sich vom Staat, nicht als Muslime kategorisiert, sondern als Menschen und Bürger/innen wahrgenommen zu werden. Die deutsche Bundesregierung solle als Gesprächspartner hinsichtlich ihrer Integrationsbemühungen demokratische Institutionen statt islamischer Verbände wählen, die andernfalls unangemessen aufgewertet würden, weil sie nicht für die Mehrheit der Muslime stünden. Auch der Publizist Henryk M. Broder spricht sich gegen einen initiierten interreligiösen Dialog aus. Auf der Ebene der persönlichen Beziehungen sei es unpassend, Menschen aufgrund einer bestimmten Religionszugehörigkeit auszuwählen und auf der Ebene der Organisationen ähnele der Dialog der staatlich verordneten Völkerfreundschaft in der DDR. Beides funktioniere nicht. Es sei auch falsch anzunehmen, der interreligiöse Dialog könne Bedrohungen entschärfen.

Auf Dialog durch konkretes Handeln setzen Organisationen wie die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (seit 1958), die Grünhelme (seit 2003) oder auch die Fokolar-Bewegung (seit 1943), die eine weltweite Geschwisterlichkeit durch den Dialog von Menschen verschiedener Konfessionen, Religionen und nicht-religiöser Weltanschauungen zum Ziel hat, die sich in sozialen und humanitären Initiativen konkretisiert. Versöhnung, Vertrauen und Respekt durch praktische Zusammenarbeit zu fördern ist auch das Ziel kleinerer Projekte wie z. B. "fischen versöhnt", wobei versucht wird, die Ursache eines Konflikts aufzugreifen und in diesem Bereich nach einer praktischen Lösung zu suchen, die beide Konfliktparteien einbezieht.[1]

[Bearbeiten] Grundannahmen von Dialogbefürwortern und -kritikern

Über Sinn und Erfolgsaussichten des Dialoges der Religionen gibt es seit Beginn religiöser Aufzeichnungen Auseinandersetzungen. Von den zentralen religiösen Akteuren (wie Moses, Buddha, Jesus und Mohammed) sind fast ausnahmslos Gespräche mit Andersglaubenden überliefert, in denen nicht die Bekehrung des anderen im Mittelpunkt steht, sondern Respekt, Frieden und gegenseitiges Lernen, aber auch die Feststellung von Unterschieden und die Wahrung der eigenen Identität.

Befürworter wie Kritiker des Dialogs der Religionen gehen im Regelfall entweder von essentialistischen oder funktionalistischen Annahmen aus, so dass sich die Diskussion grob in vier Teile gliedern lässt.

[Bearbeiten] 1. Essentialistische Befürworter

Grundannahme dieser Position ist, dass die Religionen in ihrer eigentlichen Substanz die gleiche Wahrheit anstreben und der Streit zwischen ihnen durch historische Einflüsse, mangelndes Wissen und Missbrauch für Zwecke der Politik entstanden ist. Aufgabe des Dialoges sei es, diese tiefe Einheit wieder ans Licht zu bringen.

Kritiker bemängeln an dieser Position, sie akzeptiere keine Unterschiede und könne sie auf Dauer kaum tolerieren. Vielmehr vereinnahme sie schon in ihrem Ansatz die Dialogpartner und verprelle damit jene Menschen, die ihre Grundannahme nicht teilen.

[Bearbeiten] 2. Essentialistische Kritiker

Grundannahme dieser Position ist, dass die Religionen eine je unterschiedliche Substanz besitzen, die nicht veränderbar ist. Meist wird dabei angenommen, dass die eigene Religion Wahrheit, die der anderen aber letztlich Unwahrheit verkündet. Dialog sei gefährlich, weil er die Unterschiede zwischen wahr und unwahr vernebele und er sich evtl. in den Dienst der Unwahrheit stelle. Das Gespräch mit Andersglaubenden müsse Unterschiede betonen und letztlich auf deren Bekehrung zielen.

Die Kritik an dieser Position lautet, sie ermögliche ein friedliches Zusammenleben allenfalls um den Preis der lebensweltlichen Trennung (Segregation); man ginge sich (in Dialogfragen) möglichst aus dem Weg, um Konflikte zu vermeiden. Darüber hinaus könne sie in Verschwörungstheorien münden, da freundliches und liebenswertes Verhalten Andersglaubender evtl. als Teil der Unwahrheit einsortiert werden müsse.

[Bearbeiten] 3. Funktionalistische Befürworter

Vor allem - aber nicht ausschließlich - von Politikern wird der Dialog befürwortet, weil er den inneren Frieden sichere, Familienwerte hochhalte, Integration fördere, das kulturelle Leben bereichere.

Kritik an dieser Position: Sie übergehe den Anspruch der verschiedenen Religionen, wonach aus Wahrheit Frieden erwachse (und nicht umgekehrt). Gläubige sähen sich zudem in der Regel nicht als Vertreter reiner Meinungs- und Neigungsvereine, die gelegentlich Sozialarbeit betreiben, sondern fühlten sich ihrem jeweiligen Glauben verpflichtet. Zum Dialog entschieden sie sich nur freiwillig. Eine Verbesserung des Zusammenlebens durch interreligiösen Dialog stelle sich erst nach sehr langer Zeit ein. Der Dialog tauge daher nicht für Funktionalisierungen in der Hoffnung auf kurzfristige Erfolge bei der Sicherung des sozialen Friedens.

[Bearbeiten] 4. Funktionalistische Kritiker

Vor allem aus dem säkularen Bereich heraus wird die Kritik geäußert, der Dialog diene lediglich dem Machterwerb religiöser Akteure, der Missionierung der je eigenen, möglicherweise indifferent werdenden Glaubensgemeinschaft und könne soziale Probleme ohnehin nicht lösen. Der Dialog gebe Anleitungen und Vorschriften, was nicht funktioniere. Menschen möchten mit anderen Menschen aus individuellen Gründen heraus unabhängig von deren Religionszugehörigkeit zusammenkommen, nicht, weil sie Dialog ausüben wollen oder sollen. Soziale Probleme seien durch Engagement für Bildung, eine gerechtere Verteilung von Wohlstand, eine bessere Politik u.ä. zu lösen. Aus diesen Bereichen gelte es Vertreter der Religionen herauszuhalten.

Kritiker dieser Position wenden ein, der Dialog der Religionen sei grundsätzlich eine religiöse Tätigkeit wie Beten, Meditieren, Predigen und falle damit unter das Menschenrecht der Religionsfreiheit. Friedenstiftende Effekte des Dialoges, etwa sich verbessernde Wahrnehmungen voneinander, seien wissenschaftlich nachweisbar. Ob ein Staat den Dialog fördere oder nicht, gehöre zwar in die politische Entscheidungsfreiheit. Den Dialog verbieten könne jedoch nur ein totalitärer Staat.

[Bearbeiten] Praktische Entwicklung, Erfahrung

Der praktische interreligiöse Dialog entwickelt sich meist in eine mittlere Position hinein: es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede festgestellt und zu respektieren gelernt. Konkrete Ereignisse, etwa ein Krieg oder Attentat, führen meist zu einer erhöhten Nachfrage nach dem Dialog der Religionen, aus dieser besonderen Situation heraus verbleiben meist einige Personen und Institutionen mit längerfristigem Engagement im Dialog. Die Kritik am Dialog wird dabei im Regelfall aufgenommen, indem erkannt und eingeräumt wird, dass Religion zwar ein wichtiger, keinesfalls aber der einzige handlungsleitende Faktor im menschlichen Leben ist und sich also Menschen auch nicht nur durch ihre jeweilige Religionszugehörigkeit definieren lassen.

[Bearbeiten] Die religionshistorische Haltung verschiedener Religionen zum Dialog

In historischer Reihenfolge der Existenz der Religionsgemeinschaften.

[Bearbeiten] Dialog der Religionen im Hinduismus

Der Hinduismus bildet weniger ein geschlossenes Glaubenssystem, als vielmehr einen Strom sehr verschiedener Gemeinschaften und Grundannahmen. Innerhinduistisch gibt es starke Traditionen des Dialoges miteinander, des Aushaltens von Unterschieden und des Bekennens grundlegender Gemeinsamkeiten. Fremde Religionen wurden und werden häufig als Aspekte der eigenen Wahrheit betrachtet und toleriert („Heilsinklusivismus“).

Andere innerindische Religionen wie der Buddhismus, Jainismus oder Sikhismus müssen seit ihrer Entstehung gegenüber ihrem hinduistischen Umfeld immer wieder ihre eigenständige Identität betonen, um nicht aufgesogen zu werden. So deuteten hinduistische Gelehrte den Buddha als Verkörperung (Avatar) des Gottes Vishnu, was neben dem Vordringen des Islamweitgehend zum Erlöschen des Buddhismus in Indien beitrug. Auf manchen modernen hinduistischen Altären sind auch schon Votivbilder etwa von Christus oder Mutter Theresa zu finden, integriert mit anderen hinduistischen Gottheiten und Heiligen, ohne dass die entsprechend Betenden daraus einen Widerspruch oder gar Glaubenswechsel ableiten würden. Viele hinduistische Vertreter beteiligen sich gerne am Dialog der Religionen, betonen dabei aber oft ein Verständnis von Einheit, von dem sich Andersglaubende vereinnahmt fühlen.

Hinduistische Kritiker des Dialoges dagegen sehen in diesem vor allem Missionsversuche, weshalb sie Befürwortern manchmal Naivität unterstellen.

[Bearbeiten] Dialog der Religionen im Judentum

Das Judentum beansprucht keine Heilsexklusivität und sieht daher auch keinen Missionsauftrag: auch Angehörige anderer Glaubensrichtungen können „Anteil an der kommenden Welt“ erlangen, wenn sie bestimmte moralische Grundregeln (siehe Noachidische Gebote) einhalten. Laut Talmud hat Gott den Menschen und Völkern durchaus verschiedene Wege gewiesen bzw. erwählt.

Entsprechend gelten die an Adam und Noah ergangenen Gebote für alle Menschen, ehrt Abraham den fremden Priesterkönig Melchisedech, lässt sich Moses von seinem Schwiegervater, dem midiantischen Priester Jithro beraten und wird der persische König Kyros sogar als Messias beschrieben, der von Gott einen Auftrag (die Erlaubnis der Rückkehr der Juden aus dem babylonischen Exil und Unterstützung beim Wiederaufbau des Tempels) erhält und durchführt.

Bis heute beteiligen sich jüdische Vertreter daher häufig am Dialog der Religionen, insofern sie sich nicht vereinnahmt fühlen müssen. Statt eines auch theologischen Dialogs befürworten sie jedoch häufiger die praktische Zusammenarbeit, da nach jüdischer Überzeugung das Handeln wichtiger ist als der abstrakte Austausch über den letztlich doch das Verständnis übersteigende Gott. (Orthopraxie)

Jüdische Kritiker des Dialoges befürchten meist Vereinnahmung oder auch direkte Missionsabsichten der christlichen oder auch islamischen Gesprächspartner.

[Bearbeiten] Dialog der Religionen im Buddhismus

Der Buddhismus versteht sich mehrheitlich nicht als exklusive Religionsgemeinschaft, sondern als Wahrheitslehre, die sich dem Lernenden und Übenden durch eigene Einsicht und Erfahrung erschließen soll.

Entsprechend gehören Gespräche und Diskussionen des Buddha und nachfolgender Mönche vor allem mit hinduistischen Brahmanen bereits zum ältesten Bestand buddhistischer Schriften. Dabei geht es jedoch eher um eine Weitergabe der Lehre als um einen gleichberechtigten Austausch. So können Götter aus buddhistischer Sicht durchaus geachtet werden, stellen jedoch selbst auch nur vorläufige Existenzen dar. Ob dies aus buddhistischer Sicht auch für den einen Gott der abrahamischen Religionen gilt, oder ob dieser wie das Nirwana eine unfassbare Wirklichkeit bezeichnet, ist ein häufiges Thema des Dialoges Andersglaubender mit dem Buddhismus.

Buddhistische Vertreter beteiligen sich daher häufig am Dialog der Religionen, sprechen jedoch mit wenigen Ausnahmen (wie dem Dalai Lama) meist nur für sich bzw. für kleinere, buddhistische Schulen.

Buddhistische Kritiker des Dialoges wenden ein, die Beteiligung am Dialog der Religionen impliziere, dass der Buddhismus lediglich eine Religionsgemeinschaft und ein Glaubenssystem sei. Dies entspreche aber nicht dem buddhistischen Selbstverständnis.

[Bearbeiten] Dialog der Religionen im Christentum

Laut NT beschränkt Jesus die Verkündung des Evangeliums zeit seines Lebens vorwiegend auf das jüdische Volk, reagiert aber auch positiv auf den Glauben anderer. So nimmt er die Samaritanerin am Brunnen an (Joh 4,7-9) und lobt den Glauben des römischen Hauptmann von Kafernaum, ohne diesen weiter zu bekehren (Mt 8,10). Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter präsentiert er sogar einen Andersglaubenden als Vorbild für die Frommen (Lk 10,29-37), und in der Heilung der Tochter der kanaanäischen Frau lässt Jesus sich sogar dahingehend belehren, dass er seine Sendung nicht auf das Volk Israel beschränken soll (Mk 7,27-29).

Die ökumenischen Organisationen unterstreichen die Bedeutung des interreligiösen Dialogs, so etwa die Konferenz Europäischer Kirchen in der Charta oecumenica.

Für die evangelische Kirche in Deutschland ist "Dialog auf allen möglichen Ebenen notwendig und ohne Alternative."[2]

Die katholische Kirche hat den Heilsexklusivismus früherer Jahrhunderte im 2. Vatikanischen Konzil aufgegeben. In Konzilstexten wie Lumen Gentium und Nostra Aetate werden (in dieser Reihenfolge) andere Christen, Juden, Muslime, Anders- und auch Nichtglaubende als auf Gottes Wahrheit hingeordnet beschrieben, insofern sie nicht ohne göttliche Gnade ein gerechtes Leben zu führen sich bemühen. Es wird anerkannt, dass sich Strahlen der Wahrheit auch in anderen Religionen finden lassen. Begegnungen mit dem Papst sind seit einigen Jahrzehnten zu den vielleicht stärksten Symbolen des Dialoges der Religionen geworden.

Christliche Kritiker des Dialogs bemängeln die Art, in der interreligiöse Begegnungen vom Papst geführt werden und werfen die Frage auf, ob diese als Dialog zu bezeichnen sind. Andere fürchten die Vernebelung des Unterschiedes zwischen Wahrheit und Unwahrheit, die Preisgabe der Mission und generell Religionsvermischung durch interreligiösen Dialog. Auch eine mögliche Naivität gegenüber den "wahren" Zielen Andersglaubender im Dialog wird als Gefahr gesehen.

[Bearbeiten] Dialog der Religionen im Islam

Laut Koran gelten Judentum, Christentum und unter Umständen auch andere Religionen als Vorläufer der islamischen Gemeinschaft, deren Glauben sie (laut Mehrheitsmeinung) ebenfalls zu Gott führen könne. Der Islam sei freilich der bessere und beste Weg. Neben zahlreichen Hadithen berufen sich islamische Befürworter des Dialoges gerne auf das Glaubensgespräch des Propheten Muhammad mit den Christen von Nadschaf, das zwar ohne Einigung, aber in gegenseitigem Respekt geführt und beendet wurde und auch im Koran gewürdigt wird. Einige islamische Theologen vertreten die Auffassung, dass das Wort Islam neben der Bezeichnung des konkreten Glaubenssystems auch eine Haltung der Gotteshingabe ausdrücke, die auch von Christen, Juden und anderen praktiziert werden könne. In diesem Sinne könne ein guter Gottgläubiger auch dann Islam praktizieren, wenn er sich selbst nicht als Muslim im engeren Wortsinn verstehe.

Ein weiteres Problem im Dialogverständnis des Islam ist praktischer Art. Im Islam sind für andersreligiöse Gruppen, gleichgültig ob diese in muslimisch beherrschtem Gebiet eine Mehrheit (wie im mittelalterlichen Spanien) oder eine Minderheit (z.B. in den meisten nordafrikanischen Staaten und in Ägypten nach der islamischen Eroberung dieser ehemaligen Kerngebiete des Christentums) darstellen, nur Bürgerrechte zweiter Klasse als sog. "Dhimmi" vorgesehen. Dadurch ist beim interreligiösen Gespräch im Islam stets ein starkes Machtgefälle zwischen dem moslemischen und dem andersgläubigen Vertretern gegeben, das ein freies gleichberechtigtes Gespräch im Grunde ausschließt.

Obgleich Muslime häufig den Dialog der Religionen befürworten, brauchen Andersglaubende oft viel Geduld, um wirklich auf eine Ebene des gleichberechtigten Austauschs zu gelangen. Hierbei gilt es insbesondere zu beachten, dass gläubige Muslime sich einer Missionierungspflicht, der sog. Dawa, unterworfen sehen. Zu deren Erreichung, der Konvertierung des Gegenüber zum Islam, sind auch Mittel der Täuschung legitimiert und werden durch die im Islam verbreiteten Taqiya-Techniken praktiziert. Auch finden sich Juden und Christen im Dialog mit Muslimen häufig als Vorläufer des Islam einsortiert, deren Übereinstimmungen mit dem islamischen Glauben zwar vorgeblich gewürdigt, abweichende Haltungen aber als bedauerliche Verfälschungen abgetan werden. Nachfolgende Religionsgemeinschaften wie Bahai, Drusen oder Aleviten sehen sich häufig entweder vereinnahmt oder als vom Glauben Abgefallene (Apostaten), denen als solche die Todesstrafe droht, abgelehnt. Dennoch haben einige islamische Reformer und Basisinitiativen neue Ansätze des Dialoges auf den Weg gebracht, die es jedoch wegen der konfliktreichen Weltlage derzeit sehr schwer haben.

Muslimische Kritiker des Dialoges halten diesen für eine Taktik des Westens, um die islamische Welt zu spalten und den Islam zu vernichten. Muslimen, die sich am Dialog beteiligen, werfen sie daher Naivität oder sogar Verrat vor. Entgegen anderslautender Suren des Koran betrachten diese Kritiker zudem Juden oft pauschal als von Gott Abgefallene und Christen vor allem wegen der Dreieinigkeit und der bildlichen Darstellungen in Kirchen als Polytheisten. Sie haben die Bekehrung Andersglaubender zum Ziel, und damit eine Gemeinsamkeit mit christlichen Fundamentalisten.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. http://www.ems-online.org/fileadmin/download/darum-journal/Darum-Reg-2004-06_Web.pdf
  2. http://www.ekd.de/ezw/42787_42920.php
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