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Kanton Jura - Wikipedia

Kanton Jura

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Republik und Kanton Jura
Wappen Republik und Kanton Jura
Basisdaten
Hauptort: Delémont französisch
Delsberg deutsch
Fläche: 838 km²
(Rang 14)
Einwohner: 69'100 (2004)
(Rang 20)
Bevölkerungsdichte: 82 Einw./km²
(Rang 21)
Beitritt zur Eidgenossenschaft: 1979
Abkürzung: JU (ISO:CH-JU)
Sprachen: Französisch
Website: Republik und Kanton Jura
Karte
Karte Republik und Kanton Jura

Der Kanton Jura ist ein französischsprachiger Kanton im Nordwesten der Schweiz.

Deutsch: Republik und Kanton Jura; Französisch: République et Canton du Jura; Italienisch: Repubblica e Canton Giura; Rätoromanisch: Republica e Chantun Giura; Englisch: Jura.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Der Kanton liegt im Nordwesten der Schweiz. Er bildet im Westen und Norden einen Teil der schweizerischen Staatsgrenze zu Frankreich. Im Süden grenzen die Kantone Neuenburg und Bern an Jura, im Osten die Kantone Solothurn und Basel-Landschaft.

Der Fläche nach belegt der Kanton Platz 14 von 26, aufgrund der geringen Einwohnerdichte liegt er von der Einwohnerzahl her auf Platz 20.

Der Kanton Jura umfasst die geographischen Regionen Delsberger Becken, Ajoie, Clos du Doubs, Freiberge und das Bergland von Movelier.

Lage des Kantons

[Bearbeiten] Bevölkerung

[Bearbeiten] Sprachen

Amtssprache des Kantons ist französisch. Einzige deutschsprachige Gemeinde ist Ederswiler.
Viele Orte sind aufgrund der Nähe der Sprachgrenze nicht nur unter ihren französischen, sondern auch unter deutschen Namen bekannt, etwa Delémont/Delsberg oder Porrentruy/Pruntrut.

[Bearbeiten] Religionen - Konfessionen

Überwiegend katholisch.

[Bearbeiten] Verfassung

Die gegenwärtige Kantonsverfassung datiert von 1977.

[Bearbeiten] Legislative

Das Parlament (le Parlement) des Kantons Jura besteht aus 60 Volksvertretern.

Weiter ist das Volk direkt an der Gesetzgebung beteiligt, da Verfassungsänderungen obligatorisch und Gesetzesänderungen auf Antrag von mindestens 2000 Stimmberechtigten oder acht Gemeinden der Volksabstimmung (Referendum) unterworfen sind. Mindestens 2000 Stimmberechtigte oder acht Gemeinden können überdies eine Gesetzes- oder Verfassungsänderung beantragen. Ausländer sind seit 1977 stimm- und wahlberechtigt; ausgeschlossen davon ist die Wahlbefähigung zu kantonalen Ämtern.

[Bearbeiten] Exekutive

Die jurassische Regierung (le Gouvernement) besteht aus fünf Mitgliedern.

  • 2 Mitglieder der Parti démocrate-chrétien / Christliche Volkspartei
  • 2 Mitglieder der Parti socialiste / Sozialdemokratische Partei
  • 1 Mitglied der Parti chrétien-social indépendant/Unabhängige Christlich-Soziale Partei

[Bearbeiten] Judikative

Richterliche Behörden sind insbesondere die drei Distriktsgerichte sowie das Kantons- und das Verfassungsgericht.

[Bearbeiten] Vertretung auf nationaler Ebene

Auf Bundesebene entsendet der Kanton Jura je zwei Vertreter in den Ständerat und in den Nationalrat.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Wirtschaftlich ist der Jura einer der schwächsten Kantone der Schweiz. Die Finanzkraft liegt nur bei 30% des gesamtschweizerischen Wertes.


[Bearbeiten] Verkehr

Die Jurabahnen (Chemins de fer du Jura, kurz CJ) betreiben mehrere Eisenbahn- und Autobuslinien.

[Bearbeiten] Geschichte

Das Fürstbistum Basel im 18. Jahrhundert
Das Fürstbistum Basel im 18. Jahrhundert

Der Jura ist der jüngste Kanton in der Schweiz. Er entstand aufgrund von (für Schweizer Verhältnisse massiven) kulturellen Spannungen und den darauf folgenden lokalen und eidgenössischen Volksabstimmungen vom 24. September 1978 am 1. Januar 1979 durch Abspaltung vom Kanton Bern.

Im Mittelalter gehörte das Gebiet des heutigen Kantons Jura zum Fürstbistum Basel. Während die Gebiete des heutigen bernischen Jura durch den Einfluss der Stadt Bern im 16. Jahrhundert zur Reformation übertraten, blieb der nördliche Teil katholisch. Seit der Reformation residierten die Fürstbischöfe nicht mehr in Basel sondern in Porrentruy in der Ajoie. Das Fürstbistum war nur zwischen 1579 und 1717 mit den katholischen Orten der Eidgenssenschaft verbündet. Der Südjura galt aber als Teil der Eidgenossenschaft, weil die fürstbischöflichen Städte La Neuveville und Biel sowie die Propstei Moutier-Grandval mit Bern im Burgrecht standen. Im nördlichen Teil des Fürstbistums wurde 1792 als Folge der französischen Besetzung kurzzeitig die Raurakische Republik ausgerufen. Schon im folgenden Jahr wurde der gesamte Jura allerdings Teil der französischen Republik.

Am Wiener Kongress 1815 wurden die Gebiete des ehemaligen Fürstbistums Basel dem Kanton Bern zugesprochen, um diesen für den Verlust des Aargaus und der Waadt zu entschädigen. In den katholischen Teilen des Jura kam es im 19. Jahrhundert während des Kulturkampfes zu massiven Spannungen zwischen dem Behörden des Kantons Bern und der Bevölkerung. Der Kanton Bern ist politisch eher konservativ, grösstenteils reformiert und deutschsprachig. Die Bewohner des 1815 erworbenen Gebietes sind dagegen eher liberal, mehrheitlich französischsprachig und - in dem den neuen Kanton bildenden Nordteil - katholisch.

Dass der Konflikt, der letzten Endes zur Abtrennung des Kantons Jura von Bern führte, ursprünglich weniger sprachlicher, sondern konfessioneller Art ist, zeigt sich daran, dass bei den Volksabstimmungen über die Kantonsgründung der zwar ebenfalls französischsprachige, aber protestantische Südteil des Berner Juras (Amtsbezirke La Neuveville, Moutier und Courtelary) stets mehrheitlich für den Verbleib bei Bern stimmte. Der deutschsprachige Bezirk Laufen ist zwar katholisch, die Sprache führte aber damals zum Entscheid, bei Bern zu verbleiben. Vom verbleibenden Kantonsgebiet territorial getrennt, wechselte er 1994 zum Kanton Basel-Landschaft.

Der vor allem konfessionelle Gegensatz gilt auch weiterhin, obwohl das Gewicht des Französischen im verkleinerten Kanton Bern geringer geworden ist und sich die Romands demzufolge noch unterdrückter fühlen müssten. Seit 1994 arbeitet die Assemblée Interjurassienne (eine Art von der Schweizerischen Eidgenossenschaft bestellte Kommission) an der Lösung der Jurafrage. Im September 2004 hat sie ein Projekt begonnen, das einen völlig neuen Kanton anvisiert, in dem Nord-Jura (heute Kanton Jura) und der Süd-Jura (Jura bernois) nach den Vorstellungen der Nordjurassier vereinigt werden sollen. Das Projekt soll 2006 abgeschlossen sein. Damit wird ein weiterer Anlauf unternommen, die nach den Vorstellungen des Nordjuras immer noch unterdrückten Bewohner des bernischen Südjuras von Bern zu lösen und damit die (fiktive) Einheit des jurassischen Volkes herzustellen.

[Bearbeiten] Städte und Orte

Städte und Orte des Kantons Jura
Städte und Orte des Kantons Jura

(alle Zahlen per 31. Dezember 2004)

Der Kanton ist sehr stark ländlich geprägt. Nach statistischen Kriterien gibt es denn auch nur eine Stadt, den Hauptort Delémont mit 11'307 Einwohnern.

Alte Städtchen sind:

Weitere grössere Gemeinden:


Für alle 83 Gemeinden siehe: Gemeinden des Kantons Jura

[Bearbeiten] Distrikte

Bezirke des Kantons Jura
Bezirke des Kantons Jura

Der Kanton Jura ist in 3 Distrikte aufgeteilt:

siehe auch: Distrikte des Kantons Jura

[Bearbeiten] Literatur

  • Ganguillet, Gilbert: Le conflit jurassien. Un cas de mobilisation ethno-régionale en Suisse, Zürich 1986.
  • Harder, Hans-Joachim: Der Kanton Jura. Ursachen und Schritte zur Lösung eines Schweizer Minderheitenproblems, Frankfurt am Main 1978.
  • Hauser, Claude: Aux origines intellectuelles de la Question jurassienne. Culture et politique entre la France et la Suisse romande (1910-1950), Diss. Fribourg 1997.
  • Henecka, Hans Peter: Die jurassischen Separatisten. Eine Studie zur Soziologie des ethnischen Konflikts und der sozialen Bewegung, Meisenheim am Glan 1972.
  • Jenkins, John R.G.: Jura Separatism in Switzerland, Oxford 1986.
  • Ruch, Christian: Struktur und Strukturwandel des jurassischen Separatismus zwischen 1974 und 1994, Bern 2001.
  • Schwander, Marcel: Jura. Konfliktstoff für Jahrzehnte, Zürich/Köln 1977.
  • Steppacher, Burkard: Die Jurafrage in der Schweiz, München 1985.

[Bearbeiten] Weblinks


n:
WikiNews
Wikinews: Jura – Nachrichten

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