Karte (Kartografie)
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Eine Karte ist eine Visualisierungsmöglichkeit räumlichen Wissens. Sie kann zur Orientierung, Planung oder Darstellung von Sachverhalten angewandt werden. Werden mehrere einzelne Karten in loser oder gebundener Form gesammelt, wird dies dann Kartenwerk oder Atlas genannt. Größere Gebiete müssen meist als Kartenwerk auf mehreren Blättern abgebildet werden, die einheitliche Merkmale aufweisen.
Anhand von Kartenmaterial lassen sich Landschaftsveränderungen nachvollziehen. Sie können zusätzliche Informationen über ein Objekt vermitteln. Bei kleiner werdenden Maßstäben können Objekte generalisiert, also zusammengefasst werden. Informationen aus Kartenmaterial gelten als räumlicher Bezug. Karten können auch einen zeitlichen Bezug vermitteln. Mit ihnen kann man gleichfalls Ursachenforschung betreiben.
Je nach Zweck wählt man eine geeignete Kartenprojektion. So erhält man z.B. flächentreue, streckentreue oder winkeltreue Karten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Bestandteile einer Karte
Eine Karte kann aus vielen verschiedenen Elementen bestehen.
- Kartenbild (auch Blattspiegel, Kartenspiegel oder Kartenfeld)
- Karteninhalt
- Kartennetz oder Koordinatennetz (Koordinatensystem)
- Gradnetz (bei geographischen Koordinaten)
- Gitternetz (bei kartesischen Koordinaten z.B. UTM oder Gauß-Krüger-Koordinatensystem)
- Projektionsart (z.B. Flächen- o. Zylinderprojektion; Mercator, Robinson etc.)
- Kartenrahmen oder Rahmen
- Blattrandlinie, Kartenfeldbegrenzung, Kartenschnittlinie
- Koordinatenangaben
- Blatteckenwerte (Koordinaten der Blattecken)
- Abschlussnomenklatur (Blattnummern der anschließenden Kartenblätter)
- Abgangsschrift (Bei Straßen, die am Kartenrand enden, z.B. Musterstadt 15 km)
- Zugangsschrift (üblich bei Gebirgsnamen)
- Kartenrand
- Kartenblattbezeichnung evt. in einer Kartusche
- Kartentitel oder Blattname (z.B. Trier)
- Kartenwerk (z.B. Topografische Karte 1:50.000)
- Blattnummer oder Nomenklatur (z.B. L6304)
- Legende oder Zeichenerklärung
- Nordpfeil (nicht auf topografischen Karten)
- Nebenkarte (überregionale Einordnung der Karte)
- Maßstab
- grafisch (Maßstabsleiste)
- numerisch (z.B. 1:50.000)
- Neigungsmaßstab
- Blattübersicht (Übersicht über die Nachbarkartenblätter bei Kartenwerken)
- Kartenautor oder Herausgeber (z.B. Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz)
- ISBN (z.B. Landkarte der Stadt Trier des Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz: ISBN 3-8963-7180-0)
- Bearbeitungsvermerk (z.B. 6. Auflage 1996)
- Copyright
- Kartenblattbezeichnung evt. in einer Kartusche
[Bearbeiten] Kartenuntergliederung
[Bearbeiten] Nach Art der Datenhaltung und Präsentation
Damit wird die klassische Landkarte von digital verfügbaren Geoinformationen (Digitalkarten) unterscheiden, die von entsprechenden elektronischen Geräten bzw. Computern (Navigationssystem) visuell ausgegeben werden (z.B. Display, Bildschirm).
[Bearbeiten] Nach Maßstab
Man teilt Landkarten auch nach der Größe ihrer Darstellung (Maßstab) ein. Dabei wird eine Karte mit kleiner Maßstabszahl als großmaßstäblich bezeichnet, weil sie ein (kleines) Gebiet groß darstellt; entsprechend ist eine Karte mit großer Maßstabszahl kleinmaßstäblich, eine Karte 1:5000 hat also einen größeren Maßstab als eine Karte 1:25.000. Vom Maßstab ist auch die Genauigkeit der Karte abhängig.
Karten sind im wesentlichen maßstäbliche Darstellungen der Erdoberfläche. Im Gegensatz zu Plänen werden bei Karten jedoch auch Generalisierungsmethoden und symbolische Darstellungen eingesetzt. Das kann dazu führen, dass Karten in einzelnen Bereichen nicht exakt maßstäblich oder nicht lagerichtig sind. Beispiele:
- In einem engen Tal ist nicht genug Platz, um Fluss, Eisenbahn und Straße lagerichtig darzustellen. Daher werden Bahnlinie und Straße nicht genau ihrer tatsächlichen Lage eingezeichnet
- Eine Straße wird durch eine symbolische Doppellinie gezeichnet. Die Breite der Straße kann nicht maßstäblich aus der Karte herausgemessen werden.
[Bearbeiten] Nach Inhalt
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In der Kartografie untergliedert man Karten nach Thema:
- topografische Karten haben das Thema Topografie
- thematische Karten stellen andere Themen in den Mittelpunkt
Eine scharfe Trennung der topografischen von den thematischen Karten ist aber nicht möglich, da auch die Topografie des Georaums ein Thema ist.
[Bearbeiten] Nach Georaum
Karten können auch nach dem auf ihnen abgebildeten Georaum geordnet werden:
- Land
- Weltkarte
- Landkarte
- Stadtkarte
- Wasser
- Seekarte
- Flusskarte
- Himmel
[Bearbeiten] Nach Nutzergruppe
- Fachkarten
- Blindenkarte
- Schulkarte (siehe auch Stumme Karte)
[Bearbeiten] Nach Alter
Für alte Karten setzt sich in letzter Zeit der Fachbegriff Altkarten durch. (Aktuelle) Karten, die historische Themen darstellen (z.B. die Französische Revolution), werden hingegen Geschichtskarte genannt. Der Begriff historische Karte ist nicht eindeutig, da er umgangssprachlich sowohl für alte Karten als auch für Geschichtskarten verwendet wird.
[Bearbeiten] Der Blattschnitt
Wenn ein größeres Gebiet kartografisch erfasst werden soll, das nicht auf einem Kartenblatt Platz findet, so wird dieses auf mehrere Blätter aufgeteilt. Dabei wird häufig ein regelmäßiges Raster verwendet, durch das diese Aufteilung vorgenommen wird. Dieses kann mit dem Gitter der Geographischen Koordinaten oder dem Koordinatensystem der Kartenabbildung in der Ebene zusammenfallen. Dieses Raster wird als Blattschnitt bezeichnet.
Fällt der Blattschnitt mit ganzzahligen Meridianen und Breitenkreisen zusammen, spricht man auch von Gradabteilungskarten.
[Bearbeiten] Geschichte
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden topografische Karten gedruckt. Erste Aufnahmen wurden in Deutschland 1855 gemacht. Seit den 1970er Jahren hat die Speicherung von Karteninformationen auf elektronischen Datenträgern zugenommen.
Siehe auch: Abschnitt Geschichte im Artikel Kartografie
[Bearbeiten] Berühmte Karten
- Schule von Milet: Anaximander und Hekataios
- Weltkarte des Herodot um 450 v.Chr.
- Eratosthenes, 3. Jhd. v. Chr.
- Geographike Hyphegesis - erste Weltkarte mit Koordinatensystem, um 150 n. Chr.
- Weltkarte des Andreas Walsperger
- Ebstorfer Weltkarte
- Karte des Piri Reis
- Tabula Peutingeriana
- Vinland-Karte
- Dufourkarte
- Liniennetzplan der Londoner U-Bahn (Der erste Liniennetzplan mit dieser neuen Art der Darstellung.)
[Bearbeiten] Kartenherstellung
Die ersten Karten wurden in Tontafeln oder Tierknochen geritzt. Später konnte man sie auf Papyrus oder Pergament zeichnen, aber eine Vervielfältigung war eine mühsame Arbeit. Erst nach der Einführung der Drucktechnik im 15. Jahrhundert konnten höhere Stückzahlen gedruckt werden. Von der Karte wurde je nach Technik eine Vorlage geschaffen, die dann im Druckprozess vervielfältigt wurde. Durch verbesserte Verfahren konnten immer feinere Elemente in die Karte aufgenommen werden und auch der Mehrfarbdruck eingesetzt werden.
[Bearbeiten] Holzschnitt
Der Holzschnitt, im Beginn der Kartografie noch oftmaliger Anwendung, ist aus derselben fast gänzlich verdrängt worden. Der Zeit nach reichen Holzschnitt und Kupferstich bis in das letzte Viertel des 15. Jahrhundert zurück.
[Bearbeiten] Kupferstich
In ersterer Beziehung liefert der Kupferstich in Bezug auf Schärfe und Tiefe des Strichs sowie Weichheit und Feinheit der Ausführung unstreitig die schönsten Karten, durch galvanisch erzeugte Hilfsplatten unterstützt, auch in beliebiger Menge; Korrekturen sind nicht schwierig auszuführen, namentlich auf den Hochplatten, doch erfordern sie mehr Zeitaufwand und Kosten.
[Bearbeiten] Stahlstich
Der Stahlstich, eingeführt ca. 1820, eignet sich für sehr große Auflagen von der Mutterplatte, wird aber, seit der Kupferstich sich die Galvanoplastik dienstbar gemacht hat, der Schwierigkeit der Plattenkorrekturen wegen kaum noch angewandt.
[Bearbeiten] Lithografie
Die Lithografie datiert vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Billiger produziert die Lithografie in Verbindung mit dem Steindruck mittels Schnellpresse, welcher die weitestgehende Ausnutzung von farbigem Druck gestattet.
Im 19.Jahrhundert hat die Lithografie in Verbindung mit der Buchdruckpresse glänzende Erfolge erreicht. Indem lithografisch gravierte Karten durch Überdruck auf Zink (Chemigrafie oder Zinkografie) in Hochdruckplatten verwandelt werden, um in der Buchdruckpresse zur Benutzung zu gelangen. Auch bei dieser Art der Vervielfältigung kann farbiger Druck in ausgedehntestem Maß zur Verwendung kommen, doch ist das Verfahren nur bei sehr großen Auflagen von Vorteil, da umfassendere Korrekturen stets eine Erneuerung der Druckplatten erforderlich machen.
[Bearbeiten] Weitere Reproduktionsverfahren
Kartenabdrücke jeder Art können auch durch das anastatische Verfahren reproduziert werden, doch wird man nur noch selten zu demselben greifen, seitdem man mit Hilfe der Fotografie in technischer Beziehung weit günstigere Resultate zu erlangen vermag. Denn durch Fotolithografie und Heliografie können Originalzeichnungen unmittelbar auf Stein oder Kupfer übertragen, auch je nach Wunsch verkleinert oder vergrößert werden.
[Bearbeiten] Typografische Herstellung
Die typografische Herstellung (d.h. der Buchdruck mit beweglichen Lettern) von Landkarten ist öfters schon versucht (1478, 1777, 1839, 1862) und wieder verlassen worden.
[Bearbeiten] Gravur
Bis in die 1990er Jahre galten die Gravierutensilien, der Leuchttisch und die Tuschefeder als Werkzeug des Kartografen. Damit konnte er auf die einzelnen Folien oder Glasplatten gravieren und retuschieren, die zur Herstellung der Druckplatten benötigt wurden.
[Bearbeiten] Computerbasierte Herstellung
Doch die fortschreitende Entwicklung der Computertechnik ermöglichte dann den Umstieg von der analogen zur digitalen Kartenherstellung. Anfangs wurden im starken Maße Grafikprogramme (z. B. Freehand von Macromedia) eingesetzt. Im Zuge der Entwicklung kamen auch kartografische Spezialprogramme (z. B. OCAD oder Themak von GraS) auf den Markt. Heute werden die meisten Karten mit Hilfe von Geoinformationssystemen (z. B. ArcGIS) auf Grundlage von Geobasisdaten (beispielsweise ATKIS) und anderen Geodaten hergestellt. Die Geodäsie und die Fernerkundung liefern die Daten, die von den Kartografen dann in Karten umgesetzt werden.
[Bearbeiten] Herstellung von Echt-3D-Karten in Lentikulartechnik
Echt-3D-Landkarten lassen den Betrachter Höhenrelationen, Hangneigungen und Reliefformen erkennen. Möglich wird dies, durch den Einsatz sog. Lentikularfolien, auf deren Oberseite sich tunnelförmige Mikrolinsen befinden. Diese filtern je nach Blickwinkel unterschiedliche Bildelemente heraus, welche den Augen des Betrachters getrennt dargestellt werden. So wird das dreidimensionale Sehen ermöglicht. Zusätzliche stereoskopische Betrachtungshilfen sind daher nicht mehr notwendig.
[Bearbeiten] Kartennutzung
Karten dienen zur Orientierung und Navigation zu Lande, im Wasser und in der Luft. Weiterhin werden sie zur Planung eingesetzt. Dabei kann man mit ihnen Entfernungen, Winkel oder Flächen messen beziehungsweise schätzen. Als Hilfsmittel können dabei dienen Kompass, Streckenteiler, Planimeter, Kurvimeter oder Lineal.
Eine Karte kann je nach der zu Grunde gelegten Projekton entweder flächentreu, längentreu oder winkeltreu sein. Alle drei genannten Attribute in einer Darstellung weist nur der Globus auf.
Allen Seekarten liegt eine winkeltreue Projektion zu Grunde. Diese Projektion nennt man auch Mercatorprojektion. Hier werden die beiden polnahen Regionen genauso lang wie der Äquator als Linie dargestellt. Alle Längen- und Breitengrade sind Geraden und verlaufen parallel zueinander. Auf diese Weise kann die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten als gerade Linie dargestellt werden, obwohl man auf dem Globus eine Kurve beschreibt. Diese Kartendarstellung kann deshalb nicht längentreu sein.
Historische Karten des Mittelalters sind in sich aufgeteilt, zum Beispiel als Rad (Radkarte; „TO-Karte“), Herz (Oronce Fine, Paris 1536) oder Kleeblatt (Weltkarte von Buenting 1581).
[Bearbeiten] Sonstiges

- Die Darstellung der Kontinente in Weltkarten ist bei bestimmten Ländern verschieden, so stellen manche Länder Amerikas oder Asiens ihren Kontinent in den Mittelpunkt (siehe Abbildungen). In den in Europa und Afrika verwendeten Weltkarten ist es üblich, dass Europa mittig dargestellt wird.
- Jede Landkarte lässt sich mit 4 Farben färben, so dass benachbarte Länder verschiedene Farben haben, siehe auch Vier-Farben-Satz.
- Für spezielle Anwendungen gibt es Karten, in denen diese Anforderungen berücksichtigt werden, z.B. Fahrradkarten, Wanderkarten, Seekarten und Stromkarten.
- Es gibt einen Schmetterling mit dem Namen Landkärtchen.
[Bearbeiten] Siehe auch
sowie:
- Wikipedia:Karten - Linksammlung kostenloser Kartenquellen
- Hilfe:Karten - Allgemeine Hinweise zur Erstellung von Karten
- Wikipedia:Kartenwerkstatt - Praktische Hilfe der Erstellung von Karten
- Wikipedia:Kartenwerkstatt/Karten - Exzellente Beispiele aus der Wikipedia
[Bearbeiten] Literatur
- Barber, Peter (Hrsg.): Das Buch der Karten: Meilensteine der Kartographie aus drei Jahrtausenden. Darmstadt: Primus, 2006. ISBN 3-89678-299-1
- Bollmann, Jürgen; Koch, Wolf Günther (Hrsg.): Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag, 2001–2002. ISBN 3-8274-1055-X (Bd. 1), ISBN 3-8274-1056-8 (Bd. 2)
- Dipper, Christof; Schneider, Ute (Hrsg): Kartenwelten: der Raum und seine Repräsentation in der Neuzeit. Darmstadt: Primus, 2006. ISBN 3-89678-289-4
- Hake, Günter; Grünreich, Dietmar; Meng, Liqiu: Kartographie: Visualisierung raum-zeitlicher Informationen. 8., vollständig neu bearb. und erw. Aufl. Berlin: de Gruyter, 2002. (De Gruyter Lehrbuch) ISBN 3-11-016404-3
- Sammet, Gerald: Der vermessene Planet: Bilderatlas zur Geschichte der Kartographie. Hamburg: GEO, 1990. ISBN 3-570-03471-2
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Atlas (Commons Kartensammlungen) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Commons: Historische Karten – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Landkarten & Stadtplan Index - Suchmaschine für weltweite Landkarten und Stadtpläne
- Perry-Castañeda Library Map Collection (engl.) - sehr umfangreiche Online-Kartensammlung (auch historische Karten)
- Katalog von Karten im Internet der ETH Zürich
- Oddens’ Bookmarks (engl.) - Umfangreiche Linksammlung zu Karten und Kartografie
- Weltkarte.com - Weltkarten, Landkarten und Stadtpläne aus aller Welt
- Welt-Atlas.de - Über 600 Karten aus aller Welt mit Informationen über die gezeigten Gebiete
- pdfkarte - Weltkarte oder Kartenausschnitte zum Export als PDF
- Landkartenarchiv.de - Online Sammlung von original historischen Weltatlanten, Landkarten, Stadtpläne und Autoatlanten von 1860 bis 1989