Mátyás Rákosi
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Mátyás Rákosi [ˈmaːcaːʃ ˈraːkoʃi], ursprünglicher Name bis 1904 Rosenfeld (* 14. März 1892 in Ada, Österreich-Ungarn (heute Vojvodina, Serbien); † 5. Februar 1971 in Nischni Nowgorod, Sowjetunion) war ein ungarischer Politiker in der Zeit des Kommunismus. Er hatte den Ruf eines äußerst harten Stalinisten und floh im Vorfeld des ungarischen Volksaufstandes in die Sowjetunion.
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[Bearbeiten] Vom Soldaten zum Komintern-Chef
Während des Ersten Weltkrieges diente Rákosi in der österreichisch-ungarischen Armee, bis er an der russischen Front in Gefangenschaft geriet. Im revolutionären Russland wurde er überzeugter Marxist und kehrte nach Ungarn zurück, wo er 1919 Mitglied der kommunistischen Revolutionsregierung der Räterepublik unter Béla Kun wurde. Als diese nach vier Monaten scheiterte, setzte er sich schließlich in die Sowjetunion ab.
Bei seiner Rückkehr nach Ungarn im Jahre 1924 wurde er verhaftet. Nach seiner Freilassung 1940 ging er wieder nach Russland, wo er Führer der Komintern wurde. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er mit der Roten Armee in seine Heimat zurück.
[Bearbeiten] „Stalins bester Schüler“
Als Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg in den sowjetischen Machtbereich gerät und die Kommunisten mit unsauberen Methoden an die Macht gelangt waren, wird Rákosi zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei Ungarns berufen. Er führt die Partei sehr autoritär, festigt seine Macht und organisiert 1945–49 die schrittweise „Sowjetisierung“ des Landes. Alle "nichtstalinistischen" Organisationen werden verboten bzw. gleichgeschaltet.
Rákosi bezeichnete sich selbst als „Stalins bester ungarischer Schüler“. Für seine systematische Sowjetisierung griff er den vom politischen Gegner geprägten Begriff „Salamitaktik“ auf, um zu beschreiben, wie man eine demokratische Opposition Stück für Stück eliminiert. 1949 beginnt Rákosis Staatsterror – die „Sicherheitspolizei“ ÁVO geht energisch gegen alle Regimegegner vor, einige Tausend kommen ums Leben.
Im Jahr 1952 wird Mátyás Rákosi zusätzlich zum Generalsekretär der Partei der Ungarischen Werktätigen (Magyar Dolgozók Pártja), der kommunistischen Partei in Ungarn. Somit wird er auch Ministerpräsident und legt den Ungarn eine sehr autoritäre Herrschaft auf. Das Land geriet in schwere wirtschaftliche Probleme mit massiver Verschlechterung der Produktionsverhältnisse und einer Krise der Landwirtschaft. Deshalb - und wegen des Todes seines Förderers Stalin - zwang ihn die sowjetische Führung im Juni 1953, das Amt des Premierministers zugunsten von Imre Nagy aufzugeben. Er blieb jedoch Parteichef der Kommunistischen Partei. Anfang 1955 riss die Gruppe um Rákosi die Macht wieder an sich. Nagy wurde am 14. April 1955 seiner Ämter enthoben und András Hegedűs zu seinem Nachfolger bestimmt. Rákosi blieb aber weiterhin KPU-Generalsekretär, obwohl sich der Ungarische Volksaufstand schon abzeichnete, und ließ Tausende Regimegegner verhaften oder umbringen.
Als Chruschtschow im Februar 1956 seine berühmt gewordene Geheimrede auf dem 20. Parteitag der KPdSU hielt und diese Wende gegen den stalinistischen Personenkult in die anderen Ostblockländer durchdrang, musste Rákosi fünf Monate später sein Amt niederlegen. Er wurde durch Ernő Gerő als Generalsekretär der KPU ersetzt und floh erneut in die Sowjetunion, wo er noch 15 Jahre lebte. Aus der KP wurde er allerdings erst 1962 ausgeschlossen.
[Bearbeiten] Literatur und Links
- Vorgeschichte des Ungarischen Volksaufstandes
- Ilse Hell et al., Lexikon der Weltgeschichte, 450 p., Sonderedition Trautwein-Lexikon, Compact-Verlag München 2002.
- Burgenländische Sonderausstellung: Vom Traum zum Trauma. Ungarns Geschichte 1945–1991 und Ungarnaufstand 1956
- Der bahnbrechende Film zur stalinistischen Ära in Ungarn: "Der Zeuge" von Peter Bacso (wurde 1981 in Cannes premiert)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Mátyás Rákosi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Zoltán Tildy | Ferenc Nagy | Lajos Dinnyés | István Dobi | Mátyás Rákosi | András Hegedűs | Imre Nagy | János Kádár | Ferenc Münnich | János Kádár | Gyula Kállai | Jenő Fock | György Lázár | Károly Grósz | Miklós Németh | József Antall | Péter Boross | Gyula Horn | Viktor Orbán | Péter Medgyessy | Ferenc Gyurcsány
Personendaten | |
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NAME | Rákosi, Mátyás |
KURZBESCHREIBUNG | ungarischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 14. März 1892 |
GEBURTSORT | Ada, Österreich-Ungarn |
STERBEDATUM | 5. Februar 1971 |
STERBEORT | Nischni Nowgorod, Sowjetunion |