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Michail Iwanowitsch Glinka

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Michail Glinka
Michail Glinka

Michail Iwanowitsch Glinka (russisch Михаил Иванович Глинка, wiss. Transliteration Michail Ivanovič Glinka; * 20. Mai/1. Juni 1804 in Nowospasskoje bei Smolensk, Russland; † 3./15. Februar 1857 in Berlin) war ein bedeutender russischer Komponist. Er gilt als Schöpfer der klassischen Musik Russlands.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Bedeutung

Michail Glinka wurde in dem Dorf Nowospasskoje bei Smolensk als Sohn eines Adligen geboren. Seine ersten sechs Lebensjahre verbrachte er im überheizten Raum seiner Großmutter väterlicherseits, die ihn von allen äußerlichen Eindrücken abzuschirmen versuchte. So beschränkten sich seine ersten musikalischen Eindrücke auf den Vogelgesang im Garten seiner Familie, die Lieder seines Kindermädchens und die durchdringend lauten Kirchenglocken, für welche die Region Smolensk berühmt war. Nach dem Tode seiner Großmutter 1810 kam er in die Obhut seiner Eltern und hatte nun endlich die Möglichkeit, andere Musik zu hören. Als er nach etwa vier Jahren ein Klarinettenquartett des finnischen Klarinettisten Bernhard Henrik Crusell hörte, weckte dieses Erlebnis sein Interesse für die westliche Musik.

Michail Glinka, Gemälde von Ilja Repin
Michail Glinka, Gemälde von Ilja Repin

Um 1817 begann er am Adelsinstitut von Petersburg zu studieren. Er nahm drei Klavierstunden beim irischen Komponisten John Field, und bei einem Treffen mit Hummel auf dessen Russlandreise hinterließ er bei diesem einen positiven Eindruck. 1823 unternahm er eine Reise in den Kaukasus, wo ihn die Naturschönheiten und lokalen Gebräuche faszinierten, kehrte für ein halbes Jahr an seinen Geburtsort zurück und übernahm nach seiner Rückkehr nach St. Petersburg 1824 eine anspruchslose Stelle als Untersekretär im Staatsdienst. In seiner Freizeit erweiterte er seinen Bekannten- und Freundeskreis. Der bekannte Dichter und Literat Wilhelm Küchelbecker, der nach dem Aufstand der Dekabristen am 14. Dezember 1825 nach Sibirien verbannt wurde, machte Glinka mit dem russischen Nationaldichter Puschkin bekannt. Glinkas Verbindungen zu dem bekannten Poeten und die politischen Wirren der Zeit beeinflussten das Denken und Handeln des späteren Komponisten. Ab 1830 ging er auf eine Reise nach Italien, wo er während drei Jahre seine Kenntnisse über die Oper erweitern konnte. Während dieser Zeit lernte er in Mailand Bellini, Donizetti und Felix Mendelssohn Bartholdy kennen. 1833 führte er in Berlin weitere Musikstudien bei Siegfried Dehn durch.

1836 wurde im Petersburger Großen Theater seine Oper Ein Leben für den Zaren (Libretto von Baron Georg Rosen) uraufgeführt. Sie war die erste auf Russisch gesungene klassische Oper Russlands. Die Geschichte erzählt von den Heldentaten des Bauern Iwan Sussanin, der in der Zeit der Wirren Anfang des 17. Jahrhunderts gelebt haben soll. Der Legende nach hatte Sussanin polnische Besatzer in unwegsame Wälder geführt, aus denen sie nicht mehr zurückfanden. Kurz darauf wurde er erschlagen.

In Glinkas Nationaloper spielen einfache Menschen und Bauern die Hauptrolle, was den Angehörigen des Adels nicht gefiel. Nur um nicht den Unmut des Zaren zu erregen, wählte er für sein Werk nicht den Titel Iwan Sussanin, sondern Ein Leben für den Zaren. Die Oper wurde ein großer Erfolg, und man berief Glinka zum Kapellmeister der Petersburger Kapelle.

1842 folgte seine zweite Oper Ruslan und Ljudmila (Libretto von Valerian Fjodorovich Schirkov und Nestor Kukolnik), die nach einem Gedicht Puschkins entstand und sehr volkstümlich gehalten ist. Ab 1844 begab er sich wieder auf Reisen, diesmal nach Paris, wo er sich öfters mit Berlioz traf, und im nächsten Jahr nach Spanien (Valladolid, Madrid und Sevilla). Hier begeisterte er sich für die traditionelle Musik Spaniens und schrieb seine Erste Spanische Ouvertüre, mit der Jota aragonesa.

Nach weiteren Reisen in Polen, wo er Einflüsse von Chopin aufnahm, und Frankreich brach er im Mai 1856 zu seiner letzten Reise nach Berlin auf, wo er seine Kontrapunktstudien bei Siegfried Dehn an Werken J. S. Bachs wieder aufnahm. Nach einem Konzert im Januar 1857, an dem Meyerbeer einen Ausschnitt aus „Ein Leben für den Zaren“ dirigierte, erkältete sich Glinka und verstarb drei Wochen später am 15. Februar 1857 in der preußischen Hauptstadt.

Um das Ausmaß der Leistungen Glinkas zu begreifen, muss zunächst die musikalische Situation Russlands, in die er hineingeboren wurde, in Betracht gezogen werden. Im Laufe des 18. Jahrhunderts waren Stileinflüsse aus Westeuropa in der russischen Kultur dominierend geworden. Sogar das russische Volkslied war vor fremden Einflüssen nicht gefeit, denn in den Städten entwickelte sich das Stadtlied, wo sich der westliche Einfluss in regelmäßigen Rhythmen und dem verstärkten Gebrauch von Sequenzen bemerkbar machte.

Glinkas wichtigstes Vermächtnis liegt jedoch nicht so sehr in seinen stilisierten Volksliedern, sondern vor allem in seiner ganz persönlichen, sehr russisch geprägten Musiksprache, in der er im Gegensatz zur deutschen Musik auf die zergliedernde und kombinierende Durchführung kleinräumiger Themen verzichtet und stattdessen Variationen von längeren melodischen Phrasen komponiert.

[Bearbeiten] Interessantes

Glinkas Klavierkomposition Motif de chant national war unter dem Titel Patriotisches Lied von 1990 bis 2001 Nationalhymne der Russischen Föderation.

Glinkas Werk Slawsja (Sei geehrt) dient seit 1995 als Vorlage für eine der beiden Melodien der Kremlkuranten. Bemerkenswert ist dabei, dass die Glocken der Kuranten nicht ausreichen, um die gesamte Melodie zu spielen. Drei zusätzlich benötigte Töne werden im Moment automatisch erstellt, die fehlenden Glocken befinden sich immer noch in der Produktion.

[Bearbeiten] Dies und Das

Eine Ururenkelin Michail Glinkas ist die Berliner Schauspielerin und Performancekünstlerin Miriam Glinka.

In Berlin-Mitte gibt's eine Glinkastraße. Dort findet sich ein großes Wandrelief mit dem Kopf Glinkas und dem Ausspruch „Es ist das Volk, das die Musik schafft. Wir Musiker arrangieren sie nur“.

[Bearbeiten] Weblinks

Anmerkung: Doppelte Daten sind erstens gemäß julianischem Kalender angegeben, zweitens gemäß gregorianischem Kalender. Der Wechsel des Kalenders fand, je nach Staat, zwischen 1582 und 1812 statt, in einigen Staaten Osteuropas erst Anfang des 20. Jahrhunderts (beispielsweise in Russland zur Oktoberrevolution 1917).
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