Museum Wiesbaden
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Das Museum Wiesbaden in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden ist neben den Häusern in Kassel und Darmstadt eines der drei Hessischen Landesmuseen. Es ist ein Dreispartenhaus. Es gibt eine Kunstsammlung, eine Naturhistorische Sammlung und eine Sammlung Nassauischer Altertümer.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Gründung der ursprünglich drei Museen geht auf die Bürger der Stadt und den 1814/1815 in Wiesbaden zur Kur weilenden Johann Wolfgang von Goethe zurück, der sehr auf die Gründung einer solchen Kultureinrichtung hingewirkt hatte. Er veranlasste 1825 den Frankfurter Privatsammler Johann Isaac Freiherr von Gerning, seine umfangreiche Sammlungen von Kunstwerken, Altertümern und Naturalien dem Herzogtum Nassau gegen Zahlung einer Leibrente zur Verfügung zu stellen. In Verantwortung der neu gegründeten Vereine, aber durch die herzögliche Regierung kontrolliert, konnten durch die Bürger Wiesbadens und der Region diese Sammlungen schnell erweitern.
Zusammen mit den Stücken des seit 1812 bestehenden Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung kristallisierten sich drei ursprünglich selbständige Museen heraus. Träger dieser Museen waren neben dem Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung der Nassauische Verein für Naturkunde und der Nassauische Kunstverein.
Dem tragischen Umstand des Ablebens des alten Herzogs ist es zu verdanken, dass das für seinen Sohn gebaute Erbprinzenpalais an der Wilhelmstraße nun für andere Zwecke zur Verfüging stand. Im Gegensatz zu anderen Städten konnten schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt Räume für die auch von der Bürgerschaft zusammengetragenen Kulturgüter gefunden werden. Die drei Museen und die Landesbibliothek konnten so ab 1821 in das Palais einziehen, das heute Sitz der Industrie- und Handelskammer ist.
Durch rege Sammeltätigkeit und Neuerwerbungen wurde das Gebäude schon Mitte des 19. Jahrhunderts zu klein. Der Ruf nach einem Neubau wurde immer lauter.
Nachdem die drei Museen 1866 unter preußische Kontrolle gerieten, übernahm 1899 die Stadt Wiesbaden diese Einrichtungen. Die allgemeine Zustimmung fand dieser Wechsel auch deshalb, weil Wiesbaden am Ende des 19. Jahrhunderts über ausreichende Mittel verfügte, Kultur zu fördern.
Nach Plänen des Architekten Theodor Fischer konnte 1913 der Grundstein für einen Neubau mit drei Flügeln an der Ecke Wilhelmstraße/Rheinstraße gelegt werden. Die Innenarchitektur der drei Häuser wurde maßgeblich von den drei Direktoren und den Kustoden beeinflußt, da doch unterschiedliche Bedürfnisse bestanden.
Als erstes wurde am 1.10.1915 die Gemäldegalerie eröffnet. Im gleichen Jahr konnte die Naturwissenschaftliche Sammlung zwar ebenfalls in den Neubau einziehen, aber erst nach Ende des Ersten Weltkriegs kam es am 15.7.1920 zur Wiedereröffnung des Naturwissenschaftlichen Museums und des Museums Nassauischer Altertümer.
Die Hälfte der Gemäldegalerie sollte für wechselnde Ausstellungen dienen, welche in den 1920er und frühen 1930er Jahren vom Nassauischen Kunstverein qualitätsvoll durchgeführt wurden. In dieser Zeit trugen auch Wiesbadener Bürger zu wichtigen Ergänzungen der Sammlungen bei. Die Naturwissenschaftlichen Sammlungen zeigten insbesondere systematische Ausstellungen zu Themen der Geologie, Paläontologie und Biologie. Erstmalig wurden auch ökologische Aspekte präsentiert.
Im Zweiten Weltkriegs wurde der Bau zum Teil für militärische Zwecke genutzt. Mit wenigen Ausnahmen haben die Sammlungen den Krieg unbeschadet überlebt. Allerdings waren die Ausstellungen demontiert und die meisten Vitrinen beschädigt. Nur langsam konnten die Räume nach Sanierung ihre eigentliche Aufgabe zurückgewinnen. Diese Verzögerung hatte einen weiteren Grund: Die Amerikaner, die nach 1945 in Wiesbaden Station bezogen, machten das Museum zu einem Central Collecting point. Dabei wurden temporär eingelagerte Kunstschätze, wie die Büste der Nofretete oder das damals Rembrandt zugeschriebene Gemälde Der Mann mit dem Goldhelm, gezeigt.
Nach deren Rückgabe wurden ab den 1950er Jahren mit sehr sparsamen Mitteln wieder eine Sammlung aufgebaut. Der damalige Direktor Clemens Weiler des Kunstmuseums hatte maßgeblichen Anteil am Aufbau der Jawlensky-Sammlung, die heute die bedeutendste Sammlung des Hauses ist. Das Naturwissenschaftliche Museum wurde maßgeblich durch Dr. Friedrich Heineck wieder aufgebaut, der während des Krieges seiner Ämter enthoben war. In den Ausstellungen sollten insbesondere die Biome präsentiert werden. Leider gelang der Wiederaufbau nicht vollständig, auch deshalb, weil weiterhin Räume frend genutzt wurden (z.B. eine amerikanische Bibliothek und ein städtisches Archiv).
1973 kamen die drei Museen in den Besitz des Landes Hessen. Seit dieser Zeit sind sie in einem Dreispartenhaus, dem Museum Wiesbaden, vereint. Der Nassauische Kunstverein, der bis dahin im Museum untergebracht war, wurde in unmittelbarer Nachbarschaft in die historische Villa an der Wilhelmstraße 15 verlegt. Seit 1987 ist Dr. Volker Rattemeyer Direktor des Museums.
Von 1994 bis 1997 wurden durch die Kasseler Architekten Schultze und Schulze die Räume der Kunstsammlung, von 2003 bis 2006 die Dächer, der Eingangsbereich und der Vortragssaal grundlegend saniert und neue Ausstellungsräume der Kunstsammlung erschlossen. Ab 2007 sollen dann Nord- und Südflügel saniert werden. Im Nordflügel soll ab 2009 die Naturhistorische Sammlung MWNH wieder aufgebaut werden. Laut Presseberichten und Meldungen der Landesregierung wird das Dreispartenhaus ab Frühling 2007 um die Sammlung Nassauischer Altertümer SNA reduziert. Das Nassauische Kulturgut soll dann der Stadt Wiesbaden übereignet und bis zum Bau eines zweiten städtischen Museums in Magazinen der Stadt untergebracht werden. Im Südflügel sollen dann die Alten Meister gezeigt werden.
[Bearbeiten] Kunstsammlung
Die Kunstsammlung des Museums geht auf die ehemalige Sammlung des Frankfurters Johann Isaak von Gerning zurück. Durch Ankäufe, Schenkungen und Leihgaben ist die Kunstsammlungen eine der wichtigsten in Deutschland, vor allem im Gebiet des 19.- und 20. Jahrhunderts geworden.
[Bearbeiten] Skulpturen-Sammlung
In der Kunstsammlung des Museum Wiesbaden spielen die Skulpturen keine bedeutende Rolle. Allerdings sind einige interessante Arbeiten vertreten. Die französische Skulptur des ausgehenden 19.- und beginnenden 20. Jahrhunderts wird mit einem Werk eines ihrer Hauptvertreter präsentiert, Aristide Maillol ("Badende"/ o.J.). Die deutschen Bildhauer der ersten Hälfte es 20. Jahrhunderts sind vertreten durch Max Klinger ("Bildnisbüste Friedrich Nietzsche"/ um 1910), Georg Kolbe, Wilhelm Lehmbruck und Ernst Barlach ("Der Tod"/ 1925"). Für Informationen über Skulpturen nach 1945 lesen Sie bitte "Kunst nach 1945".
[Bearbeiten] Grafische Sammlung
Im Vergleich zur Gemäldesammlung ist die grafische Sammlung weniger bedeutend. Arbeiten vor 1800 sind nur spärlich vorhanden. Im 19. Jahrhundert hingegen gibt es einige Blätter, unter anderem von Ludwig Knaus, Arnold Böcklin, Hans von Marées und Max Slevogt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stechen die Expressionisten hervor, die, vor allem Jawlensky (siehe "Jawlensky-Sammlung"), hervorragend mit Zeichnungen, Holzschnitten und Lithographien vertreten sind. Zu nennen sind Blätter von "Die Brücke" Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel oder Karl Schmidt-Rottluff und Arbeiten der Künstler um "Der Blaue Reiter". Hervorzuheben sind hier Arbeiten von Franz Marc, August Macke und vor allem Wassily Kandinskys Aquarell "Allerheiligen" (1910) aus der Sammlung Hanna Bekker vom Rath. Aber auch Arbeiten anderer Künstler dieser Zeit wie etwa Edvard Munch, Otto Dix, Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz oder Pablo Picasso sind zu finden. Die Grafiken der Konstruktivisten, zu nennen sind László Moholy-Nagy, das Künstlerehepaar Robert Michel und Ella Bergmann-Michel sowie Friedrich Vordemberge-Gildewart, bilden einen weiteren Schwerpunkt. Sehr umfangreich ist die grafische Sammlung der Kunst nach 1945, weshalb hier nur einige Namen genannt seien. Die informelle Grafik wird repräsentiert durch Arbeiten von Karl Otto Götz, Otto Greis und Bernard Schultze. Weitere Blätter der 40er und 50er Jahre stammen von Willi Baumeister, HAP Grieshaber und vor allem von der umfangreichen Ernst Wilhelm Nay Sammlung. Minimalistische Tendenzen zeigen Arbeiten von Sol Le Witt. Die Kunst des Pop Art wird unter anderem durch Thomas Bayrle vertreten.
[Bearbeiten] Sammlung der Alten Meister
Im Vergleich zur Sammlung des 19.- und 20. Jahrhunderts sind die „Alten Meister“ im Museum Wiesbaden eher rar vertreten. Der Schwerpunkt liegt auf den italienischen und niederländischen Künstlern ab dem 15. Jahrhundert. Die wichtigsten Italiener sind Prospero Fontana, Luca Giordano, Francesco Solimena und Sebastiano Ricci. Die niederländische Malerei wird durch Künstler wie Joos van Cleve ("Christuskind mit Weintraube"), Otto van Veen, Joos de Momper, Gerald van Honthorst, Willem van de Velde, Jan Lievens, Frans Snyders ("Stilleben") und Nicolaes Berchem repräsentiert. Die deutsche Kunst dieser Jahrhunderte ist vertreten durch Lucas Cranach der Ältere, Bartholomäus Bruyn der Ältere, Johann Conrad Seekatz, Januarius Zick und Angelika Kauffmann ("Bildnis Johann Isaak von Gerning"/ 1798).
[Bearbeiten] Sammlung des 19. Jahrhunderts
Das 19. Jahrhundert ist in der Sammlung hervorragend vertreten. Zwar fehlen die ganz großen Namen sowie der französische Impressionismus, doch ein breiter Überblick für diese Epoche ist gewährleistet. Einsetzend mit Künstlern wie Wilhelm von Kobell und Carl Morgenstern ist vor allem die deutsche Genremalerei gut vertreten. Der Wiesbadener Ludwig Knaus, der zu seiner Zeit gleichbedeutend mit Adolph von Menzel war, ist hier so gut wie in keinem anderen Museum vertreten. Sein "Spaziergang im Tuileriengarten" (um 1855) ist ein früher Ansatz zum Impressionismus, von dem er sich aber später wieder entfernte. Die Düsseldorfer Malerschule ist durch mehrere Arbeiten der Brüder Andreas Achenbach und Oswald Achenbach sowie durch Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach ("Nanna"/ 1861), Karl Friedrich Lessing und Johann Wilhelm Schirmer vertreten. Carl Spitzweg ("Der Schmetterlingfänger"/ um 1840), Wilhelm von Kaulbach und Franz von Lenbach bilden den zeitgleichen Gegenpol als Vertreter des süddeutschen Raums. Der Münchner Leibl-Kreis ist umfangreich vertreten, vor allem durch Wilhelm Trübner, aber auch Hans Thoma, Carl Schuch und Otto Scholderer sind mit Gemälden in der Sammlung vertreten. Der französisch Realismus wird mit Arbeiten von Gustave Courbet und Jean-Francois Millet, der russische Realismus durch ein Werk des Jawlensky Lehrers Ilja Repin präsentiert. Die Sammlung dieses Jahrhunderts schließt ab mit den Werken der Hauptvertreter des deutschen Impressionismus, Max Liebermann und vor allem Lovis Corinth, von dem das Museum fünf Gemälde besitzt ("Bildnis Frau Halbe"/ 1898).
[Bearbeiten] Jawlensky-Sammlung
Herausragend in der Sammlung des Museum Wiesbaden sind die Arbeite des russischen Künstlers Alexej von Jawlensky, der die letzten zwanzig Jahre seines Lebens in Wiesbaden verbrachte. Mit 57 Gemälden und 35 Grafiken besitzt das Museum die größte Sammlung dieses Künstlers neben dem Norton Simon Museum in Pasadena. Die Sammlung umfasst frühe Werke wie das "Stilleben mit Krug und Buch" (um 1902), viele expressive Hauptwerke wie "Dame mit Fächer" (1909), "Nikita" (1910) oder "Selbstbildnis" (1912) und vor allem auch viele Werke der Bilder in Serie, wie etwa den "Variationen" ("Von Frühling, Glück und Sonne"/ 1917) oder den in Wiesbaden entstandenen "Abstrakten Köpfen" ("Kopf in Rot-Weiss-Gold"/ 1927) und den Meditationen ("Mein Geist wird weiterleben"/ 1935). Unter den Stillleben herausragend ist das Gemälde "Stilleben mit schwarzer Vase" (1910) und unter den Landschaften die Arbeit "Blaue Berge" (1912). Die Sammlung der Grafiken umfasst Lithographien ("Liegender weiblicher Akt"/ 1912) und Zeichnungen ("Konstantinowka mit geneigtem Kopf"/ um 1912). Zuletzt wurde die Sammlung durch elf Gemälde und drei Zeichnungen aus der Sammlung Hanna Bekker vom Rath 1987 umfangreich erweitert, darunter auch das "Bildnis Marianne von Werefkin" aus dem Jahr 1906.
[Bearbeiten] Expressionisten und die Sammlung Hanna Bekker vom Rath
Schon vor dem 2. Weltkrieg besaß das Museum Wiesbaden eine bedeutende Sammlung mit Werken der Expressionisten. Zudem wurde regelmäßig die Sammlung des Wiesbadener Kunstsammlers und Mäzens Heinrich Kirchhoff ausgestellt, mit der viele Arbeiten der Moderne gezeigt werden konnten. Mit der Beschlagnahmungsaktion der Nationalsozialisten unter dem Titel "Entartete Kunst" wurden sämtliche modernen Werke aus dem Museum entfernt, so dass man nach dem Krieg neu beginnen musste. Es wurden qualitätvolle Arbeiten von Paula Modersohn-Becker, Otto Mueller ("Liebespaar"/ 1925), Emil Nolde, Walter Jacob, Conrad Felixmüller (Familienbildnis Kirchhoff/ 1920), Josef Eberz, Karl Hofer und vor allem von Jawlenskys Weggefährtin Marianne von Werefkin (Schindelfabrik/ um 1910) erworben. Zudem erfolgte der Ankauf einer Arbeit der Russin Natalja Gontscharova. Ein Meilenstein in der Geschichte der Kunstsammlung war der Erwerb eines großen Teils der Sammlung Hanna Bekker vom Rath. Mit dieser Sammlung bekam das Museum nicht nur elf Gemälde und drei Zeichnungen von Jawlensky sondern 16 weitere Werke der Klassischen Moderne. Grafiken von Wassily Kandinsky und August Macke sowie je ein Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel ("Maske vor Buschbockfell"/ 1913), Adolf Hölzel, Ida Kerkovius, Willi Baumeister und Ernst Wilhelm Nay bereichern seitdem die Sammlung. Dazu kommen noch fünf Gemälde von Karl Schmidt-Rottluff ("Selbstbildnis"/ 1919) und zwei Gemälde von Max Beckmann, darunter der berühmte "Weibliche Akt mit Hund" (1927). Nach dieser großen Bereicherung wurden weitere, einzelne Arbeiten aus dieser Sammlung erworben, zu erwähnen vor allem Jawlenskys "Heilandsgesicht: Ruhendes Licht" aus dem Jahr 1921.
[Bearbeiten] Konstruktive Künstler
In der Sammlung des Museums Wiesbaden stellt die konstruktive Kunst einen Schwerpunkt dar. Zwar fehlen zum Teil die großen Namen doch trotzdem bietet die Sammlung einen guten Überblick. In dieser vertreten sind unter anderem László Moholy-Nagy ("Architektur III"/ 1920), Erich Buchholz, Walter Dexel sowie die Nachkriegskünstler Klaus Staudt, Günther Fruhtrunk und Francois Morellet. Große Werkkomplexe existieren von dem Künstlerehepaar Robert Michel und Ella Bergmann-Michel, Anton Stankowski sowie vor allem von Friedrich Vordemberge-Gildewart ("Composition 116"/ 1940), dessen Archiv das Museum betreut.
[Bearbeiten] Kunst nach 1945
Die Kunstsammlung des Museums Wiesbaden gehört auf dem Gebiet der Kunst nach 1945 zu den wichtigsten in Deutschland. Es fängt an mit der informellen Kunst. Hier werden die deutschen Künstler Karl Otto Götz ("Krakmo"/ 1958), Otto Greis, Heinz Kreutz, Fred Thieler, Emil Schumacher, Hann Trier, Gerhard Hoehme und Bernard Schultze ("Venen und Tang"/ 1955), von dem das Museum mehrere seiner "Migofs" besitzt, gezeigt. Die anderen Positionen der Kunst der 40ger und 50ger werden durch Ernst Wilhelm Nay ("Afrikanisch"/ 1954), Willi Baumeister, Max Ackermann, Rolf Cavael, Fritz Winter und vor allem dem Wiesbadener Otto Ritschl ("Komposition"/ 1955) vergägenwertigt. Auf diese Künstler folgen die Abstrakten Rupprecht Geiger, Ulrich Erben, Bruno Erdmann und Gotthard Graubner. Die Gruppe "Zero" und die kinetische Kunst sind ebenfalls vertreten durch Künstler wie Günther Uecker ("Spirale Weiß"/ 1963), Rolf Kissel, Hermann Goepfert, Heinz Mack und Adolf Luther. Sigmar Polke und vor allem Gerhard Richter sind in der Sammlung vertreten, letzterer mit fünf Gemälden, darunter das berühmte "Ein Wunder rettete" von 1964. Im Wiesbadener Museum fand 1962 das legändere erste Fluxus-Festival statt. Das Museum besitzt aus dieser Zeit Werke von Joseph Beuys, Wolf Vostell und Nam June Paik ("Zen for Head"/ 1962). Auch die amerikanische Nachkriegskunst ist durch einige ihrer Hauptvertreter gegenwärtig. Arbeiten von Mark Rothko, Ad Reinhardt und Agnes Martin bilden den Einstieg. Ebenfalls in der Sammlung vertreten sind Künstler wie Sol Le Witt, Donald Judd, Robert Mangold, Fred Sandback, Dan Flavin und Brice Marden. Das Museum besitzt zudem die größte Sammlung von Werken (Grafiken, Gemälde und Objekte) der Deutschamerikanerin Eva Hesse. Von ihr ist unter anderem das Wandobjekt "Eighter from Decatur" (1965) zu sehen. Die Malerei der 70ger und 80ger Jahre wird bestimmt durch Künstler wie Georg Baselitz ("Stilleben"/ 1969), Eugen Schönebeck, Jörg Immendorff und Thomas Bayrle. Einen herausragenden Schwerpunkt der Sammlung bildet die Installations- und Objektkunst der letzten dreißig Jahre. Hier sind die wichtigsten deutschen Künstler Dorothee von Windheim ("Fassade III"/ 1979), Christiane Möbus, Norbert Radermacher, Franz Erhard Walther, Dietrich Helms, Thomas Huber, Vollrad Kutscher, Jeppe Hein, Rebecca Horn und Ingeborg Lüscher. Dazu kommen noch die Arbeiten der international renommierten Künstler Ilya Kabakov ("Der Rote Waggon"/ 1991), Micha Ullman, Richard Serra, Jochen Gerz ("Der Transsibirische-Prospekt"/ 1977) und Christian Boltanski. Die Skulptur der Moderne ist unter anderem vertreten durch Katsura Funakoshi ("A Tale of the Sphinx"/ 2004).
[Bearbeiten] Kunstpreise
Zwar vergibt das Museum Wiesbaden selber keine Kunstpreise, jedoch sind zwei Preise eng mit dem Haus verbunden.
Alexej-von-Jawlensky-Preis
Zu seinem 50. Todestag 1991 richtete die Stadt Wiesbaden den mit 18.000 Euro dotierten Alexej-von-Jawlensky-Preis ein. Alexej von Jawlensky (1864-1941) war ein bedeutender russischer Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der die letzten zwanzig Jahre seines Lebens in Wiesbaden verbrachte. Er wird im Turnus von etwa fünf Jahren verliehen und wurde bisher vier Mal vergeben. Mit dem Preis verbunden ist der Ankauf einer Arbeit für das Museum Wiesbaden sowie eine Sonderausstellung zum Werk des Preisträgers im Museum Wiesbaden. Die bisherigen Preisträger waren:
- 1991 Agnes Martin
- 1996 Robert Mangold
- 2001 Brice Marden
- 2006 Rebecca Horn
Otto-Ritschl-Preis
Der Otto-Ritschl-Preis wurde vom Museumsverein Otto Ritschl e.V. 2001 ins Leben gerufen. Otto Ritschl (1885-1976) war ein bedeutender deutscher Nachkriegskünstler, der bis zu seinem Tod in Wiesbaden lebte. Eine international besetzte Jury verleiht in unregelmäßigem Abstand den Preis, der mit einem Geldpreis und einer Ausstellung im Museum Wiesbaden verbunden ist. Die bisherigen Preisträger waren:
- 2001 Gotthard Graubner
- 2003 Ulrich Erben
[Bearbeiten] Naturhistorische Sammlung MWNH
Das Wiesbadener Naturkundemuseum wurde zusammen mit dem Nassauischen Verein für Naturkunde 1829 durch Bürger der Region und mit Unterstützung des Herzogs gegründet. Das beginnende neunzehnte Jahrhundert war geprägt durch die Industrialisierung und die gewaltigen Entdeckungen in den Naturwissenschaften. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch in Wiesbaden der Wunsch nach einer festen Institution aufkam. Einerseits bot sich so die Möglichkeit einen bedeutsamen Bildungsort für die Bevölkerung zu etablieren, andererseits konnte man so auch selbst aktiv den Fortschritt der Wissenschaften begünstigen.
Das Museum bezog einige große Räume im ehemaligen Erbprinzenpalais auf der Wilhelmstraße. Vieles war zu Beginn noch improvisiert und zwischen öffentlicher Ausstellung und wissenschaftlicher Sammlung wurde nicht unterschieden. Dem Vereinsmitglied dienten die Sammlungen als wissenschaftliche Arbeitsgrundlage und Anschauungsobjekte für die öffentliche Präsentation. Der Schwerpunkt der Sammlungen lag auf der Dokumentation der lokalen, also nassauischen Natur. Da es an einer Universität mangelte, konnten Dank des Museums einige wichtige Aufgaben von diesem übernommen werden, die der Forschung dienten.
Der Sammlungsschwerpunkt sollte primär auf dem Gebiet Nassaus liegen. Dieser Anspruch war allerdings schon mit der Gründung verwirkt, handelte es sich bei einer der umfangreichsten Gründungssammlungen um eine weltweit angelegte. Diese vom Frankfurter Bankier Johann Christian Gerning aufgebaute Insekten-, insbesondere Schmetterlingssammlung gehört auch heute noch zu den Schmuckstücken des Museums - nicht nur aus wissenschaftlicher -, auch aus kulturgeschichtlicher Sicht. Enthält diese Sammlung doch auch einiges Material aus den Händen von Maria Sibylla Merian.
Neben der noch etwas in den Kinderschuhen stehenden öffentlichen Ausstellung diente das Museum auch als Versammlungsort der verschiedenen Interessensgruppen, wie beispielsweise der botanischen Sektion. Herbare waren die Arbeitsgrundlage der Pharmakologen und die medizinische Bedeutung der Botanik war noch allgemein bekannt. Mit etwa 100.000 Pflanzenpräparaten findet sich in Wiesbaden auch heute noch ein Dokument mit überregionaler Bedeutung für die Botanik und Pharmazie.
Einhergehend mit den Naturobjekten konnten auch zahlreiche wissenschaftliche Schriften gesammelt werden, die den Grundstock der heute noch oft genutzten Bibliothek bildeten. Einem einzelnen war es meist gar nicht möglich, sich die notwendige Literatur zu beschaffen. Auch diente das Museum dem Zeitschriftentausch mit anderen naturwissenschaftlichen Vereinigungen. Diesem ab 1930 der Landesbibliothek übertragenen Schriftentausch ist es auch zu verdanken, dass nicht nur Vereinsmitgliedern naturwissenschaftliche Literatur zur Verfügung stand.
Der zur Verfügung stehende Platz im Erbprinzenpalais reichte schon bald nicht mehr aus und mit dem von der Stadt Wiesbaden angebotenen Neubau an der heutigen Friedrich-Ebert-Allee gelang der entscheidende Schritt in die Zukunft. Mit dem Einzug im Kriegsjahr 1915 kam es zu gewaltigen Veränderungen. Erstmals standen ausreichend Platz für die Werkstätten und Studierzimmer, die Bibliothek, die Magazine und Ausstellungen zur Verfügung. Nur wenigen Städten im damaligen Deutschen Reich war ein solcher Luxus vergönnt. Erkennbar ist dies auch heute noch, benötigt die Naturkunde doch kaum mehr Platz als den damals eingeplanten für die Verwirklichung heutiger Ansprüche.
Einhergehend mit dem Wechsel in den Neubau konnten deutlicher die reinen Schausammlungen von den wissenschaftlichen Sammlungen getrennt werden. Der Anspruch auf allumfassende Präsentation hatte nicht mehr oberste Priorität und erste Ansätze zu einer modernen Präsentationsform konnten verwirklicht werden. Zu diesen zählen die nachgebauten Lebensräume (Dioramen) von Burger, die auch heute noch attraktiv sind. Die 1920 bis 1930er Jahre gelten bezüglich der Schausammlungen als die effektivsten. Zwar wüteten die Weltwirtschaftskrise und politischer Fanatismus in Deutschland, dennoch konnte Dank des Engagements ein gewaltiger Grundstock aufgebaut werden. Mit dem Zweiten Weltkrieg verstummte aber auch das Museum.
Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, überstanden die Sammlungen den Krieg unversehrt. Lediglich die Räumlichkeiten und Vitrinen mussten instandgesetzt werden. Dank zahlreicher ehrenamtlicher Helfer gelang es dem Naturkundemuseum, als erstes seine Pforten zu öffnen. Allerdings kam es zunehmend zu einer Entfremdung von Verein und Museum und mit der Übernahme und Vereinigung der drei Wiesbadener Museen zu einem Verbundmuseum durch das Land Hessen war der Einfluss des Vereins aufgehoben.
Die MWNH besitzt Sammlungen aus den Bereichen: Zoologie, Botanik, Geologie, Mineralogie, Paläontologie und Ethnographica. Seit 1829 werden von den Mitarbeitern diese Sammlungen gepflegt und weiterentwickelt. Mit dem heutigen Bestand gehört die MWNH zu den 15 größten naturkundlichen Sammlungen in Deutschland. Insbesondere durch die Bearbeitung zahlreicher Wissenschaftler finden sich sehr viele Typen (Musterexemplare), deren Erhalt und Pflege besondere Beachtung finden (u.a. die Sammlung Carl Ludwig Kirschbaum, Arnold Pagenstecher, Walter Gieseking).
Ein Großteil der Objekte ist in Katalogen und auf Karteikarten dokumentiert. Zahlreiche Daten konnten zwischenzeitlich auch EDV erfasst werden. Größere Lücken bestehen insbesondere in den Bereichen der Geologie und bei den Wirbellosen Tieren. Die Anzahl der Objekte lässt sich daher in manchen Bereichen nur schätzen, insgesamt berherbergen die Sammlungen etwa 1 Mio. Objekte.
Die Naturhistorische Sammlung bietet derzeit Dauerausstellungen auf einer Gesamtfläche von 800 m². Dabei handelt es sich um einen Saal mit Exponaten zur der Geologie, Mineralogie und Paläontologie im Hochparterre, die Wirbeltiere Mitteleuropas im 1. Obergeschoss und einen Saal mit Tieren der großen Bewuchszonen (Bioma) im 2. Obergeschoss (Tropischer Wald, Savanne, Wüste, Arktis).
Nachdem die Ausstellungs- und Magazinräume der Kunst saniert werden konnten, sollen bis 2007 auch die Ausstellungsräume der Naturwissenschaft saniert werden. Im Mittelpunkt der geplanten Ausstellung sollen Begriffe und Phänomene aus der belebten und unbelebten Natur stehen, die von ganz unterschiedlicher Seite beleuchtet und erfahrbar gemacht werden. Jeder der 4 Hauptsäle des 1. und 2. Obergeschosses soll ein Thema behandeln, das ein übergreifendes Phänomen beschreibt. Als Themen sind nach gegenwärtigem Planungsstand folgende Begriffe vorgesehen: Form, Farbe, Raum & Zeit und Bewegung.
[Bearbeiten] Sammlung Nassauischer Altertümer SNA
Die Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA) ist eine der größten Altertums-, Historien- und Kunsthandwerksammlungen in Hessen. Begründet wurde sie durch den Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung e.V.. Sie umfasst Zeugnisse frühester menschlicher Zivilisationen, eine hervorragende Sammlung römischer Gegenstände, Kunsthandwerk des frühen Mittelalters bis ins 20. Jahrhundert (Sammlung Demmin), sakrale Skulptur, die Sammlung Stadtgeschichte Wiesbadens sowie Zeugnisse des Herrscherhauses der Nassauer. Da die Sammlung zur Zeit des letztgenannten begründet wurde trägt sie dessen Namen. Die SNA soll 2009 den Standort vom Museum Wiesbaden in das dann fertiggestellte Stadtmuseum wechseln.
[Bearbeiten] Die Römersammlung
In der Sammlung der SNA bildet die Römersammlung einen Schwerpunkt. Besonders die Steindenkmäler sind einmalig. Wichtigstes Stück der gesamten SNA ist der "Mithrasstein", ein Altarild des römischen Kultgotts aus Frankfurt am Main-Heddernheim. Der Stein war bis 2003 in einem extra von der Architektur Theodor Fischers gestalteten "Mithräum" untergebracht, das dem Umbau weichen musste. Daneben zeugen Denkmäler wie die "Jupitergigantensäule" (221 n. Chr.) aus Wiesbaden-Schierstein, die Statuen eines aufwändig gestaltetes "Familiengrabes" (Mitte 1. Jh. n. Chr.) aus Ingelheim sowie der "thronende Jupiter" (2. Viertel 3. Jh. n. Chr.) aus Wiesbaden-Igstadt vom ehemals regen römischen Leben in der Region. Ein "Genius" (230 n. Chr.) aus Frankfurt am Main-Heddernheim rundet die Steindenkmälersammlung, zu der noch viele weitere Steine, vor allem Grabsteine, gehören, ab.
[Bearbeiten] Literatur
- Schmidt, Ulrich Dr.: Städtisches Museum Wiesbaden - Gemäldegalerie/ 1967
- Weiler, Clemens: Die Gemäldegalerie des Wiesbadener Museums/ 1968
- Kopp, Klaus: 200.000 Jahre Kultur und Geschichte in Nassau/ 1993
- Czysz, Walter: 175 Jahre Nassauischer Verein für Naturkunde und Naturwissenschaftliche Sammlung des Museums Wiesbaden 1829-2004/ 2004
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 50° 4' 39" N, 8° 14' 45" O