Peter Klöckner
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Peter Klöckner (* 8. November 1863 in Koblenz; † 5. Oktober 1940 in Duisburg) war ein deutscher Großindustrieller.
[Bearbeiten] Person
Klöckner wurde als zweites Kind von zehn eines Koblenzer Schiffsbaumeisters und Werftbesitzers geboren. Auf der Werft in Koblenz wurden als Spezialität Moselfähren (Ponten) gebaut. Da der älteste Sohn die Werft übernehmen sollte, erlernte Peter Klöckner im seinerzeit größten deutschen Stahlhandelskonzern Carl Spaeter in Köln den Kaufmannsberuf und Managementtechniken.Danach schloss sich eine Phase als Buchhaltungskorrespondent der Luxemburger Bergwerks- und Saarbrücker Eisenhütten AG in Burbach an. Dort erwarb er zusätzlich die technischen Kenntnisse der Stahlherstellung.
In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre übernahm er in Duisburg die Vertretung der Fa. Spaeter im Ruhrgebiet. Da diese Niederlassung bald in eine selbständige Firma umgewandelt wurde, trat er in diese Firma als Teilhaber ein. Diese Teilhabe erfüllte aber nicht seine Vorstellungen. Gemeinsam mit seinem Bruder Florian Klöckner gründete er 1906 ein Eisen- und Stahlhandelsunternehmen in Duisburg, aus dem die spätere Klöckner & Co hervorging. Ihr besonderes Augenmerk galt maroden Unternehmen, an denen sie sich die Kapitalmehrheit sicherten, bevor sie sie erfolgreich sanierten. Hierzu zählten insbesondere Hüttenwerke, Kohlezechen und Erzgruben. So erwirbt er sich den spöttischen Ruf des „Sanitätsrats für kranke Werke“.
Bereits 1898 leitete er das Hasper Eisen- und Stahlwerk.Im Jahre 1900 übernahm er die Leitung des 1897 gegründeten Lothringer Hüttenvereins Aumetz-Friede und gründete 1917 die Lothringer Hütten- und Bergwerksverein AG, einem vertikalen Zusammenschluss von Zechen, Hütten- und Walzwerken(die Werke Aumetz-Friede, Hauts-Fourneaus Lorrains de la Paix und die Fentsche Hüttenwerke in Kneuttingen; weiterhin besaß Klöckner die Kohlenzeche "General" bei Bochum). Mit dem Friedensvertrag von Versailles fielen alle Kohlezechen und Erzgruben in Lothringen an Frankreich.
1923 fusioniert er alle ihm gehörenden Stahlbeteiligungen an dem Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein in der Nähe von Osnabrück, an den Eisen- und Stahlwerken in Hagen-Haspe, an den Mannstaedt-Werken in Troisdorf sowie den Eisen- und Drahtindustrie in Düsseldorf zur Klöckner-Werke AG Rauxel-Berlin in Castrop-Rauxel. Im gleichen Jahr 1926 übernahm er lehnte Klöckner es ab, seine Firma in die Vereinigten Stahlwerke einzubringen. Er zog es vor, unabhängig zu bleiben.
1925 gelang den Brüdern Klöckner die Übernahme der Humboldt-Deutz-Motoren AG in Köln-Deutz, aus der sie die Klöckner-Humboldt-Deutz AG schufen, ein Unternehmen, das sich mit der Herstellung von Motoren, Maschinen und Fahrzeugen (Traktoren, Diesellokomototiven, Lastkraftwagen) beschäftigte. 1930 wurde die Motorenfabrik Oberursel, die sich mit Flugzeugmotoren beschäftigte, übernommen und 1936 die C. D. Magirus AG in Ulm integriert. Die spätere Nutzfahrzeugmarke Magirus-Deutz ging auf diesen Zusammenschluss zurück. 1938 erfolgte der Organvertrag zwischen der Klöckner-Humbold-Deutz AG und den Klöckner-Werken. Im gleichen Jahr wechselte der Sitz der Hauptverwaltung von Castrop-Rauxel nach Duisburg.
Peter Klöckner starb am 5. Oktober 1940.
[Bearbeiten] Unternehmen
Während des Zweiten Weltkrieges produzierte Klöckner neben Eisen- und Stahlprodukten in Georgsmarienhütte und Hagen vor allem Rüstungsgüter in Köln. Dabei hielten in der Hasper Hütte sehr viele aus Osteuropa und Frankreich verschleppte Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und italienische Militärinternierte die Produktion aufrecht. Zwischen 1940 und 1944 übernahm Klöckner & Co das lothringer Stahlwerk Kneutingen (Knutange).
Auf alliierten Beschluss wurden die Klöckner-Werke 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg liquidiert. Das bedeutete jedoch nicht das Ende der Unternehmen. Die Hasper Hütte produzierte beispielsweise weiter unter alliierter Kontrolle. Ab 1952 wurden die einzelnen Bergwerks- und Eisen-Stahl-Unternehmen allmählich unter der Holding Nordwestdeutsche Hütten- und Bergwerksvereins AG wieder zusammengefasst. Die Verbindungen zwischen der Klöckner-Humboldt-Deutz AG und der neuen Holding wurden entflochten. Dennoch blieb die Klöckner & Co zu fast 50 % Eigentümer der Klöckner-Humboldt-Deutz AG. Das Handelshaus Klöckner & Co gehörte zu 100 % der Peter-Klöckner-Familienstiftung sowie Mitgliedern der Familie Günther Henle. 1954 firmierte die Nordwestdeutsche Hütten- und Bergwerksvereins AG wieder unter ihrem alten Namen Klöckner-Werke AG. Hauptaktionär wurde die N.V. Internationale Industriele Beleggingmaatschappij Amsterdam in Voorburg, hinter der die Henle-Familie als Eigentümer stand. Zahlreiche ehemals zum Konzern gehörende Unternehmen wurden wieder unter der Leitung der Klöckner-Werke versammelt.
1954 begannen die Klöckner-Werke mit dem Kauf von Grundstücken in Bremen, auf denen 1957 ein integriertes Stahlwerk aus Hochofen, Stahlwerk, Warmbreitbandwalzwerk und Kaltwalzwerk seine Produktion aufnahm.
Während der 1960er Jahre expandierte der Konzern im Bereich der Kunststoffverarbeitung und im Maschinenbau. So begann Klöckner die Produktion von Kunststoffhartfolien bei Klöckner Pentaplast in Montabaur. Die Kunststofffolien waren ein solcher Erfolg, dass Klöckner 1979 in den USA ein Zweigwerk eröffnete. Im gleichen Jahr stieg der Konzern mit dem Kauf von Holstein und Kappert in die Getränkemaschinenproduktion ein. Auch in der Abfüll- und Verpackungstechnik und der Automotivesparte engagierte sich Klöckner.
Noch 1977 griff der Klöckner-Konzern nach der bayrischen Maxhütte und erhielt nicht geringe öffentliche Subventionen. Gemeinsam wurde 1980 das Klöckner-Maxhütte-Stahlherstellungsverfahren (KMS-Verfahren) entwickelt. Aber bereits zwischen 1972 und 1978 wurden in Hagen-Haspe die Kapazitäten infolge der Stahlkrise stillgelegt.
In der Stahlkrise der späten 1970er und frühen 1980er Jahre hielt sich Klöckner nicht an die innerhalb des Stahlkartells Eurofer 1 vereinbarten Produktionsquoten und erstritt sich vor Gericht höhere. Dafür wurden die Klöckner-Werke aus der mächtigen Wirtschaftsvereinigung Eisen und Stahl ausgeschlossen. Das Management gliederte den Stahlsektor aus dem Unternehmen unter der Firmierung Klöckner Stahl GmbH aus.
In den frühen 1990er Jahren geriet Klöckner in eine tiefgreifende Krise. Angesichts der Stahlkrise verdiente der Konzern nicht mehr so gut wie in den „goldenen 1960er Jahren“. Die Deutsche Bank als Hausbank des damals selbständigen Konzerns entsandte Karl Josef Neukirchen als Sanierer, da die gesamte Gruppe angesichts der Stahlkrise drohte zu kollabieren. 1994 verschwand die Georgsmarienhütte im Wege des Management-Buy-outs aus dem Klöckner-Konzern, während die Klöckner Hütte Bremen an den belgischen Cockerill-Sambre Konzern verkauft wurde.
Bis 1994 wurde das investitions- und risikoträchtige Geschäft in der Automobilzuliefererbranche verkauft. Stattdessen wurde in die renditeträchtigere Foliensparte investiert.
2001 erwarb ein Werkstoffhändler, die britische Balli Group plc das traditionsreiche Handelshaus Klöckner & Co. vom E.ON-Konzern. Klöckner & Co. beschäftigte 10.000 Mitarbeiter und setzte jährlich € 4,8 Mrd. um. Dabei hatten die beiden iranischen Inhaber eine interessante Methode der Übernahmefinanzierung des ca. € 1,1 Mrd. Deals gewählt: Hassan und Valid Alaghband gestanden schließlich, noch vor der Übernahme € 47,5 Mio. des Klöckner-Konzerns zur Finanzierung von den Klöckner-Konten abgezogen zu haben. Zuvor war von € 120 Mio. die Rede, die von Klöckner-Konten in die Schweiz geflossen seien. Nach deutschem Recht ist der sogenannte Leveraged Buy-out nicht zulässig. Die Brüder wurden jeweils zu eineinhalb Jahren Bewährungsstrafe und Geldstrafen zwischen € 1,75 Mio. und € 2,25 Mio. wegen Untreue bzw. Anstiftung zur Untreue verurteilt. Im Prozess um die Finanzierungsmethode beklagten die beiden Inhaber, die WestLB habe im Wissen um Ballis Finanzierungsprobleme einen €-150-Mio.-Kredit verweigert, um vom Pfandrecht an den Klöckner-Aktien auf Kosten Ballis Gebrauch und selbst ein gutes Geschäft zu machen.
Zwei Jahre nach der Übernahme verkaufte Balli 94,5 % des Stahl- und Metallhandelshauses an die WestLB und 5,1 % an die Hamburgische Landesbank. Bereits ein halbes Jahr nach diesem Coup verkauften WestLB und HSH Nordbank ihre Anteile an den New Yorker Finanzinvestor Lindsey Goldberg und Bessemer (LGB) weiter. Dessen Chef ist der frühere Thyssen-Vorstandsvorsitzende Dieter Vogel, der ankündigte, Klöckner & Co. nicht zerschlagen zu wollen.
Aus den Resten der traditionsreichen Klöckner-Werke war zwischenzeitlich ein Anlagenbauer entstanden, an dem die Beteiligungsgesellschaft WCM beteiligt ist.
[Bearbeiten] Quellen
- Felix Pinner (Frank Faßland), Deutsche Wirtschaftsführer, Verlag die Weltbühne, Charlottenburg 1925, S. 99-104
- Georg Wenzel, Deutsche Wirtschaftsführer, Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg - Berlin - Leipzig, 1929, S. 1167
Personendaten | |
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NAME | Klöckner, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Industrieller |
GEBURTSDATUM | 8. November 1863 |
GEBURTSORT | Koblenz |
STERBEDATUM | 5. Oktober 1940 |
STERBEORT | Duisburg |