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Rokoko - Wikipedia

Rokoko

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Palast von Peterhof, Fassade zur Ostsee mit der Großen Kaskade im Vordergrund
Der Palast von Peterhof, Fassade zur Ostsee mit der Großen Kaskade im Vordergrund
Putte im Kloster Obermarchtal
Putte im Kloster Obermarchtal
Die päpstliche Basilika in Ottobeuren (1750)
Die päpstliche Basilika in Ottobeuren (1750)
Jordantreppe im Winterpalast in Sankt Petersburg
Jordantreppe im Winterpalast in Sankt Petersburg
Rokoko-Kapitelle in Steinhausen
Rokoko-Kapitelle in Steinhausen
Schloss Solitude in Stuttgart, Südfassade
Schloss Solitude in Stuttgart, Südfassade

Rokoko, auch Spätbarock genannt, ist eine Weiterentwicklung der kunstgeschichtlichen Epoche des Barock in den Jahren 1735 bis 1770/1790. Umstritten ist, ob das Rokoko als eigene Kunstform gelten darf, da es aus dem Barock entstanden ist; viele Kunsthistoriker verwenden daher den Begriff des Spätbarocks anstelle des Rokokos. Dieser Begriff wird allerdings synonym auch für den Übergang des Barock zum Klassizismus gebraucht und meint hier die Abkehr vom üppig-schwülstigen hin zu klaren Linien.

Stiltypisch sind überbordende Verzierungen an Bauten, Innenräumen, Möbeln, Geräten usw. und vor allem die Aufgabe jeglicher Symmetrie, die im Barock noch als wichtiges Element verwendet wurde. An die Stelle fester Formen treten leichte, zierlich gewundene Linien und häufig rankenförmige Umrandungen. Die Rocaille (franz.: Muschelwerk) soll namensgebend für diese Kunstrichtung gewesen sein. Diese bewusste Abkehr von Symmetrie wurde später im Jugendstil wieder aufgegriffen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Höfisches Leben und Malerei

Das Rokoko brachte eine Verfeinerung des gesamten höfischen Lebens mit sich. Im Barock hatte Ludwig XIV. von Frankreich noch versucht, sein Leben quasi zum öffentlichen Ereignis zu machen. Der Adel konnte so am Hofe gehalten und durch Gunstbeweise bzw. Entzug der Gunst gelenkt werden. Im Rokoko findet eine Gegenbewegung mit einem Rückzug ins Private statt. An die Stelle monumentaler Machtentfaltung und kraftvoller Dynamik des Barock traten nun kultivierte Lebensführung und ein leichtfüßiges, feinsinniges Lebensgefühl, gepaart mit vornehm-zarter Sinnlichkeit und galanten Umgangsformen. In der Plastik und vor allem in der Malerei tauchen sehr häufig private oder gar erotische Themen auf (Fragonard - Schaukel usw.).

siehe hierzu: Kleidermode des Rokoko

[Bearbeiten] Literatur

In der Literatur bezeichnet Rokoko eine Epoche der Frühaufklärung, die noch stark von Schäferdichtung und Barock beeinflusst ist und entsprechend spielerische und auch erotische Elemente aufnimmt, andererseits jedoch durch ihre subjektive Gefühlströmung der Empfindsamkeit nahe steht und bei aller Sinnenfreudigkeit eine individuell und rational begründete Erlebniswelt ausdrückt. Siehe auch Anakreontik.

[Bearbeiten] Bedeutende Autoren

[Bearbeiten] Musik

siehe hierzu: Spätbarocke Musik, Vorklassik und Wiener Klassik

[Bearbeiten] Mobiliar

Während im Früh- und Hochbarock bei den Möbeln trotz ihrer mannigfachen Gliederung und dominanten Ornamentik vorwiegend kantig-strenge Grundformen vorherrschten, hob das Rokoko das statische Rahmenwerk und die lineare Strenge auf und führte fast jedes Element in geschweifte und gebogene Formen über, zeigte sich überaus „verspielt“, entsagte sich der Symmetrie und erschien als Epoche der ausgeschmückten, schwellenden und schmiegsamen Eleganz. Zentrales Motiv des Rokoko ist auch hier die Rocaille, eine asymmetrische Muschel.

Um es den Frauen mit den großen Reifröcken zu ermöglichen sich hinzusetzen, mussten zwangsläufig die Armlehnen zurücktreten. Die Sitzmöbel hatten fast immer geschweifte Füße. Die Möbelfüße zeigen häufig Schnitzereien oder Metallapplikationen in Form von Pflanzen, Tierfüßen oder Muschelmotiven.

Eine Weiterentwicklung stellt der Konsoltisch dar, der nur noch zwei Füße benötigt, da er an der Wand befestigt ist. Eine Neuentwicklung stellt das Chaiselongue (franz. Langer Stuhl) dar, welches ein Sesselchen mit seiner Fußbank zu einem Möbelstück zusammen zieht.

[Bearbeiten] Architektur

Die Architektur verliert ihren pompösen Charakter, die Schlösser erscheinen kleiner, Hauptgebäude trennen sich teilweise von Dienstgebäuden (z.B. Schloss Benrath). Neben den offiziellen pompösen Repräsentationsräumen finden sich jetzt auch kleinere Privaträume, oder gar Privathäuser/-schlösschen (siehe Versailles: Petit Trianon, sowie das Hameau der Königin). Das Lebensgefühl fordert eine heitere, leichte Architektur, mit eleganten und verspielten Details.

Die Asamkirche in München steht an der Schwelle zum Rokoko, doch tritt hier die typische Leitform im Ornament, die Rocaille, noch nicht auf. Man findet sie zuerst in den späten 1730er Jahren, doch herrschen auch in dieser Zeit noch florale Ornamentmotive vor, z.B. in der Amalienburg in München-Nymphenburg. Das Rokoko und die Rocaille werden aus Frankreich vor allem durch Ornamentstichvorlagen nach Deutschland importiert, das Zentrum solcher Stiche ist Augsburg. Von daher geht sie in das Formenrepertoire vieler süddeutscher Stukkateure über, bis die Ausstattungskunst des Rokoko im Werk Dominikus Zimmermanns ihren Höhepunkt erreicht: Im Chor der Wieskirche erscheinen "gebaute Rocaillen". Ebenfalls hervorzuheben ist sein Wirken bei der Errichtung und Stuckierung der Wallfahrtskirche Steinhausen (1727-1733) zwischen Bad Schussenried und Biberach.

Ein herausragendes Werk des Rokoko in Deutschland stellt das Schloss Solitude in Stuttgart dar. Das Schloss wurde über eine völlig geradlinige Straßenverbindung mit der damaligen Hauptresidenz Württembergs, dem Residenzschloss Ludwigsburg verbunden.

Einen eleganten Sonderweg ging das Friderizianische Rokoko in Preußen, der nicht so verspielt und überbordend ist, sondern die gerade Linie betont, allerdings dennoch nicht streng und hart wirkt sondern zart und sensibel, luftig und elegant. Beispielhaft sind dafür die Innenausstattungen von Schloss Sanssouci (Konzertzimmer).

In Österreich gibt es nur vereinzelte Beispiele für den Rokoko, etwa die Inneneinrichtung von Schönbrunn sowie Schloss Leopoldskron in Salzburg, das dem internationalen Salzburg Seminar gehört. Hier geht der Barock um 1765 fast ohne Zwischenstufen in den Klassizismus über.

[Bearbeiten] Bedeutende Bauwerke des Rokoko im ehem. Heiligen Römischen Reich

[Bearbeiten] Bedeutende Baumeister

[Bearbeiten] Bedeutende Maler

[Bearbeiten] Bedeutende Bildhauer

[Bearbeiten] Literatur

  • Alfred Anger: Literarisches Rokoko, Metzler, Stuttgart 1990 ISBN 3-476-10025-1
  • Matthias Luserke-Jaqui u.a.: Literatur und Kultur des Rokoko, Vandenhoeck & Ruprecht, Stuttgart 2001, ISBN 3-525-20700-X
  • Friedrich Sengle: Aufklärung und Rokoko in der deutschen Literatur, Winter, Heidelberg 2005, ISBN 3-8253-5010-X

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