Salzgitter-Ringelheim
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Salzgitter-Ringelheim ist mit 1.908 (Dezember 2006) Einwohnern der sechstgrößte Stadtteil von Salzgitter in Niedersachsen. Er befindet sich im äußersten Südwesten des Stadtgebietes an der Innerste.
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[Bearbeiten] Geschichte
Ringelheim entstand in vorfränkischer Zeit an der Kreuzung zweier Heeres- und Handelsstraßen (Braunschweig, Goslar, Hildesheim). Es hatte die Gerichtsbarkeit im Salzgau des heutigen Salzgitteraner Südens. Wahrscheinlich in der Regierungszeit des ostfränkischen Königs Heinrich I. und Mathildes von Ringelheim 919–936 wurde ein königliches Jungfrauenstift an der Innerste errichtet, möglichweise auch erst 940 durch Graf Immat aus dem Geschlecht der Immedinger.
1152 wurde die Abtei in ein Benediktinerkloster für Männer umgewandelt und dem Bistum Hildesheim unterstellt. 1523 jedoch beendete der Quedlingburger Rezess die Hildesheimer Stiftsfehde und teilte mit dem Großen Stift auch Ringelheim dem Herzogtum Braunschweig zu. In der Folge wurde ab 1568 auch Ringelheim protestantisch. 1578 brach die Pest aus, darunter auch im Badehaus in Ringelheim. Im Dreißigjährigen Krieg versuchten die Kaiserlichen, das Große Stift für Hildesheim zurückzuerobern. 1626 lag Ringelheim zwischen den Heeren Tillys (Oelber am weißen Wege), Wallensteins (Liebenburg) und Christians IV. von Dänemark (Wolfenbüttel). In der Schlacht bei Lutter am Barenberge unterlag Christian und wurde im Kloster Ringelheim gesund gepflegt. Nach der Schlacht bei Thiede 1641 schlossen die Herzöge Frieden mit dem Kaiser und stimmten im Goslarer Akkord der Rückgabe des Großen Stifts an Hildesheim zu. Das Kloster wurde den Benediktinern zurückgegeben.
Bei einem großen Feuer 1711 wurden fast alle Häuser Ringelheims zerstört. Die meisten Höfe sind erst nach dem Brand errichtet worden; das älteste Wohnhaus, das noch heute steht, stammt von 1703/04.
Im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 wurde das Kloster säkularisiert und 1817 von Graf Friedrich von der Decken gekauft, der es in ein Schloss umwandelte. 1847 legte sein Sohn Adolf den weitläufigen englischen Schlosspark mit dem verzweigten Seesystem an.
1856 wurde Ringelheim an das Eisenbahnnetz angeschlossen (Braunschweig–Wolfenbüttel–Börßum–Salzgitter–Ringelheim (Harz)–Seesen–Kreiensen). 1875 folgte eine zweite Strecke (Hannover–Hildesheim–Derneburg–Ringelheim (Harz)–Goslar) und ein Bahnhofsgebäude, das 1960 abgerissen wurde.
Mit der Eisenbahn bot Ringelheim gute Voraussetzungen für die Ansiedlung mehrerer kleiner Betriebe sowie einer Konservenfabrik (1868), einer Zuckerfabrik (1870/71), einem Elektrizitätswerk (1896) und dem pharmazeutischen Unternehmen Schaper & Brümmer (1923); von diesen existiert heute (2007) nur noch das letztgenannte. Der 1939 – 1941 geteufte Schacht Johannes wurde 1977 geschlossen.
Ringelheim gehörte seit 1885 zum Landkreis Goslar. 1942 wurde es zusammen mit Salzgitter, Hohenrode und Groß Mahner der neu gegründeten Stadt Watenstedt-Salzgitter eingemeindet. Diese inzwischen fünf Stadtteile bildeten 1951 die Ortschaft Süd.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Als größte Sehenswürdigkeit gelten Schloss und Park Ringelheim.
[Bearbeiten] St. Abdon und Sennen
Ursprünglich war St. Abdon und Sennen die Klosterkirche; nach dessen Auflösung ist es eine katholische Kirche. Die im 10. Jahrhundert erbaute zunächst romanische Kirche besaß ursprünglich einen Westturm mit einer pyramidenförmigen Haube sowie zwei Kapellen. Sie und der Turm wurden nach einem Brand 1596 abgerissen. 1485–1504 wurde die Klosterkirche um einen spätgotischen Chor erweitert. Nach mehrmaligem Konfessionswechsel wurden die Mauern 1694 erhöht, mit einem höheren Chor, einem neuen Dach mit Spitzgauben und einem Dachreiter (1695) zwischen Langhaus und Chor, der zwei achteckige Laternen trägt. An der Stelle des alten Westturms entstand die Westfront mit einem Barockgiebel 1730, als auch mit dem Bau der renommierten Orgel begonnen wurde, welcher 1750 abgeschlossen war. Die klassizistische Innengestaltung geht auf den letzten Abt Godehard Arnold (1794–1803) zurück, darunter das Altarbild des Hochaltars mit den heiligen Bischöfen Bernward und Blasius von Sebaste, das der Hildesheimer Maler Pötinger 1802 anfertigte. Zu dem Kirchschatz zählen u.a. Leuchter und Monstranz von 1701, vor allem aber das 162 cm hohe Lindenholm-Kruzifix, das Bernward um 1000 anfertigen ließ. Es ist nach dem Gerokreuz im Kölner Dom das älteste Großkreuz Deutschlands.
In St. Abdon und Sennen finden alljährlich die "Ringelheimer Orgeltage" mit namhaften Organisten statt.
[Bearbeiten] Gutshof
Auf dem Gutshof, der sich westlich an das Schloss und die Kirche anschließt und diese mit dem Marktplatz verbindet, waren die Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude des Klosters untergebracht. Die meisten Bauten stammen aus dem 17. Jahrhundert, so zum Beispiel das Inspektorenhaus, der Schafstall, der Pferdestall (1607) und die Klostermühle (1699), die von 1898 bis 1930 das Elektrizitätswerk beherbergte. Der 1710 errichtete Taubenturm mit einer achtseitigen Haube wie die Kirche wurde 1748 um einen Schulanbau ergänzt. Später diente er als Kurzzeitgefängis bis zur Überstellung des Häftlings an das Amt Liebenburg. 1740 wurde der Gutshof um einen Kuhstall und 1792 um eine weitere Scheune ergänzt. Heute befindet er sich in Privatbesitz.
[Bearbeiten] St. Johannis
Die Johannes dem Täufer geweihte evangelische Kirche St. Johannis am Marktplatz wurde als Kirche der Dorfbewohner entgegen der Kirche für die Mönche erbaut. 1050 wird sie erstmals als „Archidiakonatskirche“ erwähnt. Es handelt sich um eine massive Saalkirche, mit einem quaderförmigen wehrhaften Westturm und Chor im Osten. Der ursprüngliche Bau war wahrscheinlich aus Holz; der Turm kam erst um 1200 dazu, der Chor in der Gotik. 1819 wurde eine neue Turmbekrönung gebaut in Form einer achtseitig offenen Laterne, 1868 die kleinen Fenster durch größere ersetzt. An der Nordwand befindet sich das Grabmal des 1621 gestorbenen Pastors Kirchhoff. St. Johannis besitzt eine romanische Taufschale aus dem Jahr 1487. Die Innenausstattung ist jünger: Bis auf den monolithischen Sandsteinaltar und das Kruzifix von 1300 stammt sie von 1698, die Bemalung der Kirchendecke durch Graf von der Decken erst von 1883. Möglichweise war der Künstler, der die Ringelheimer Kirchen ausstattete, derselbe. Die Orgel stammt ebenfalls aus den 1880er Jahren.
[Bearbeiten] Mausoleum
Als 22. Mai 1840 der Besitzer des Schlosses Graf Friedrich von der Decken starb, plante sein Sohn Adolf, ein Mausoleum für ihn und seine Familie nordöstlich der Schlosskirche zu errichten. Ein erstes Mausoleum bot nicht genug Platz für nachfolgende Generationen, weshalb von der Decken eine Erweiterung plante, die aber erst nach seinen Tod 1886 zu bauen begonnen wurde. In dem 10×12 m großem Bauwerk wurden bis 1907 mehrere Familienmitglieder beigesetzt. Nach dem Verkauf des Schlosses 1938 und dem Umzug der Grafenfamilie nach Pommern verfiel das Mausoleum, das nach wie vor im Besitz derer von Decken war. Die Ahnen wurden 1976 auf den Friedhof von St. Johannis überführt. 1996 begann der Bürgerverein die Restaurierung der Ruine, die ihm dazu 1998 übereignet wurde.
[Bearbeiten] Infrastruktur
Salzgitter-Ringelheim besitzt nach wie vor einige Einkaufsmöglichkeiten (Supermarkt, Drogerie, Einzelhandel). Hinzu kommen verschiedene Gaststätten und Kioske, eine Sparkasse und eine Volksbank, zwei Allgemeinmediziner, ein Zahnarzt und eine Apotheke. Ferner befinden sich in Ringelheim die etwas außerhalb gelegene Fachklinik Erlengrund, ein Rehabilitationszentrum für suchtkranke Männer und Frauen, und das Judith-Heim, eine Wohnstätte für Menschen mit seelischer Behinderung.
In Ringelheim gibt es zwölf Vereine, darunter den Sportverein STV Ringelheim. Die Sportstätten befinden sich im Schlosspark.
[Bearbeiten] Verkehr
Hier befindet sich der wichtigste Bahnhof Salzgitters am Kreuzungspunkt der Strecken Hannover–Hildesheim–Salzgitter-Ringelheim–Goslar–Halle (Saale) und Braunschweig–Salzgitter-Ringelheim–Seesen. Im Zuge der Expo 2000 wurde der Bahnhof modernisiert. Momentan ist eine Verschönerung geplant, im Zuge derer die Bäume auf dem Rasenstück auf Bahnsteig 2/6 zwecks folgender baulicher Maßnahmen gefällt wurden.
Salzgitter-Ringelheim verfügt außerdem über Busanbindungen nach Baddeckenstedt, Salzgitter-Bad und Seesen.
[Bearbeiten] Literatur
- Stadtarchiv Salzgitter (Hrsg.): Ortschaft Süd. Band 4 der Reihe „Beiträge zur Stadtgeschichte“, Salzgitter 1989.
- Joachim Salzwedel: Die ehemalige Klosterkirche zu Salzgitter-Ringelheim (= Grosse Baudenkmäler, Heft 260). München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1971. - 15 S.
- Monika Tontsch ; Dirk Nothoff (Fotos): St. Abdon und Sennen Salzgitter-Ringelheim (= Kunstführer Nr. 2184). Regensburg: Schnell und Steiner, 1. Auflage 1995. - 19 S.
- Hansjürgen Classen: Die hydrogeologischen Verhältnisse der Innerste-Mulde. Unter besonderer Berücksichtigung des Eisenerzbergbaues bei Ringelheim. Universität Bonn, Dissertation vom 19. Dezember 1957.
- Åse: Wie Ringelheim zu seinem Namen gekommen sein könnte. Eine Fabel. Sehlde: Klaus Bliesener Illustration & Papierdesign, 2006. [Mappenedition auf Büttenpapier]
[Bearbeiten] Quellen und Weblinks
- Bürgerseite mit detaillierter Geschichte der Baudenkmäler
- Website der Stadt Salzgitter mit Informationen zur Stadtgeschichte, den einzelnen Stadtteilen und Sehenswürdigkeiten
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Koordinaten: 52° 2' N, 10° 18' O