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Textverarbeitung - Wikipedia

Textverarbeitung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Textverarbeitungsprogramm ist ein Computerprogramm zum Verfassen von Texten und Briefen. Das erstellte Dokument kann abgespeichert und ausgedruckt werden. Der Übergang zu anderen Programmen ist fließend, da sich in vielen Textverarbeitungsprogrammen heute auch Grafiken und Tabellen einbinden lassen.

Textverarbeitungsprogramme bieten im Gegensatz zu reinen Texteditoren in der Regel erweiterte Layout- und Formatierungsfunktionen an. Neben der Textüberarbeitung erhöhen Rechtschreibprüfung, Indexerstellung, Such- und Ersetzfunktionen den Nutzen für den Anwender. Formatvorlagen vereinfachen zudem eine einheitliche Gestaltung der zu veröffentlichenden Dateien, Textbausteine die Einbindung von wiederkehrenden Inhalten.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Textverarbeitung als Werkzeug

Ein guter „Textverarbeiter“ beherrscht neben den Raffinessen moderner Textverarbeitungsprogramme auch die Feinheiten, die für eine rationelle Textverarbeitung unentbehrlich sind. Dies sind Arbeitstechniken wie das Tastschreiben, die Phonotypie, die Autorenkorrekturzeichen und die Formgestaltung unter Berücksichtigung der Gestaltungsregeln (DIN 5008).

[Bearbeiten] Geschichte

Eine der ältesten Kulturtechniken, das Schreiben, verstand sich noch nie allein auf das bloße Eingeben von Zeichen zur Niederlegung von Informationen. Schon seit frühester Zeit wurden Schriftstücke äußerlich ansprechend gestaltet, indem beispielsweise die Anfangsbuchstaben des Textes oder eines Absatzes kunstvoll und aufwendig verziert wurden. Werden die heutigen Texte auch mit anderen technischen Mitteln erstellt, so bleibt der Wunsch, aber auch ein Bedarf, an äußerlichem Gestalten erhalten.

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die Textgestaltung kann von der einfachen Verschönerung bis hin zum Konzept für die Ausgestaltung von Informationen unter dem Aspekt der Wirkungssteigerung erfolgen. Entsprechend gestaltete Texte verbessern deren Verständlichkeit nachgewiesenermaßen sehr.

Seit Einführung des Personal Computers hat sich auf dem Textverarbeitungssektor so einiges getan. Das heutige Ergebnis sind Programme, bei denen der reine Textverarbeitungsteil programmiertechnisch wohl noch den geringsten Aufwand erforderte. Vielmehr wurden sie angereichert mit Funktionen, die zuvor einzeln von anderen Programmen und oft auch anderen Herstellern bezogen werden mussten. Heutige Textverarbeitungsprogramme integrieren die reine Texterfassung mit den Möglichkeiten der Grafikeinbindung, Tabellenerstellung, Formelgenerierung oder der Präsentationsgrafik. Nicht selten kommen sie dabei den Fähigkeiten von Desktop-Publishing-Programmen sehr nahe.

Die Einführung der grafischen Benutzeroberfläche des Apple Macintosh 1984 und später Microsoft Windows ermöglichte erst den Schritt in diese Richtung, verhalf sie doch den Programmen, auf Techniken wie dem Datenaustausch über eine zentrale Zwischenablage, dem dynamischen Datenaustausch oder dem Objekt-verbinden-und-einbetten zurückzugreifen. Auch die Möglichkeit, den Text gemäß dem Prinzip WYSIWYG (engl. What You See Is What You Get) bereits auf dem Bildschirm so präsentiert zu bekommen, wie er auch später ausgedruckt erscheint, wird erst durch diese grafische Oberfläche erreicht.

[Bearbeiten] Die ersten Textverarbeitungsprogramme: ASCII-Editoren

Die ersten Textverarbeitungsprogramme, treffender bezeichnet als „Texterfassungsprogramme“, waren so genannten ASCII-Editoren, die sich aus dem Zeichenvorrat der normierten ASCII-Tabelle bedienten. ASCII beschreibt eine festgelegte Zeichentabelle aus Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen, die den Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Programmen standardisiert. Da der Zeichenvorrat dieser Tabelle 256 vordefinierte Zeichen umfasst, ist dementsprechend auch die Textein- und -ausgabe auf genau diese Zeichen begrenzt. Der Befehlsumfang solcher ASCII-Editoren geht in der Regel über das Speichern, Laden und Drucken nicht hinaus. Erweiterte Programme bieten noch Funktionen wie die Textmarkierung sowie das Ausschneiden, Kopieren und Versetzen von Textabschnitten an. Das heutige Einsatzgebiet solcher Editoren ist das Erstellen von Programm-Quellcodes bei Programmiersprachen.

[Bearbeiten] Zeichenorientierte Textverarbeitung und der SAA-Standard

Die Kategorie der im Funktionsumfang erweiterten zeichenorientierten Textprogramme (Character Used Interface) verwendet ebenfalls, wie die ASCII-Editoren auch, den normierten und beschränkten ASCII-Zeichensatz als Grundlage. Die fest definierten Zeichensätze werden sowohl für die Bildschirmdarstellung als auch für den Ausdruck verwendet. Der Abstand der Zeichen untereinander ist fest vorgegeben, wie auch die Zeichen selber statisch sind. Diese „Statik“ bedeutet, dass alle Zeichen des Zeichenvorrats vorgeformt und fertig zur Verfügung stehen. Hier liegt der große Vorteil der CUI-Programme begründet: die Arbeitsgeschwindigkeit. Da alle Zeichen in Größe und Form fertig vorliegen, bedarf es keiner ständigen Neuberechnung deren Bildschirmdarstellung. Die Hardware-Anforderungen beim Einsatz von CUI-Programmen sind entsprechend gering. Der dadurch erkaufte Nachteil ist jedoch genau die heute gewünschte Darstellungsqualität, das WYSIWYG eben. Proportionale Schriftarten oder von der Standardschrift abweichende Größen, Schriftauszeichnungen wie fett, kursiv oder unterstrichen sowie Gestaltungselemente wie Umrahmungen werden auf dem Bildschirm nicht dargestellt und sind daher erst beim Ausdruck ersichtlich. Die hier oft überraschenden Ergebnisse führten zur Entwicklung einer Zusatzfunktion, dem sogenannten Preview, der Seitenvorschau. Diese Funktion schaltet von der zeichenorientierten zur grafischen Darstellung um und zeigt den Text an, wie er später auch auf dem Ausdruck zu erwarten ist. Meistens zwar ist der Textinhalt selber nicht mehr zu lesen, jedoch sind die Proportionen, die Ränder und die Position der Grafiken zu erkennen. Einige Hersteller gingen noch einen Schritt weiter und implementierten eine Möglichkeit des Zoomens, also der Vergrößerung dieser Seitenansicht.

Der von IBM geschaffene Standard für Anwendungsprogramme prägte die weitere Gestaltung der zeichenorientierten Textprogramme. Die meisten Hersteller richteten sich an diese Konventionen der Programmierung, es entstanden die sogenannten COW-Programme. COW steht für Character Oriented Windows, also zeichenorientierte Window-Programme. Die Handhabung dieser Programme erfolgt unter den einheitlichen SAA-Konventionen. SAA-Programme arbeiten fensterorientiert mit Pull-Down-Menüs, Rollbalken, gesteuert mit der A-Taste oder der Maus. Ist die Bedienung der Oberfläche einmal erlernt, so fällt der Wechsel zu anderen SAA-Programmen leicht, da die Bedienung zumindest immer dieselbe ist.

[Bearbeiten] Die Gegenwart: Grafische Textverarbeitungsprogramme

Die grafisch orientierten Programme basieren auf dem GUI, dem Graphical User Interface. Ebenfalls beruhend auf der SAA-Technik existieren hier jedoch keine „vorgefertigten“ und starren Zeichensätze mehr. Alle Zeichen sind in Form und Größe variabel. Am Bildschirm können also Formatierungen und Schriftgrößen exakt so angezeigt werden, wie sie formatiert wurden und später auch auf dem Ausdruck erscheinen. Ermöglicht wird dies durch die getrennte Handhabung von Druckerschriften zum einen und Bildschirmschriften zum anderen. Der Preis hierfür ist jedoch ein enormer Rechenaufwand für die ständige Aktualisierung und Neuberechnung der Bildschirmanzeige. Wichtig geworden sind deshalb neben der reinen Prozessorleistung des Rechners Komponenten wie die Grafikkarte und der Bildschirmspeicher. Bauteile, über die sich in den Zeiten ohne Windows für die Textverarbeitung wohl keiner größere Gedanken machte. Die Entwicklung geht sogar soweit, Grafikkarten mit eigener Prozessorleistung auszustatten, um den Hauptprozessor beim rechenintensiven Bildschirmaufbau zu unterstützen. Die Bezeichnung „Windows-Karten“ bringen deutlich zum Ausdruck, dass erst die grafische Oberfläche zur Einführung solcher Komponenten geführt hat. Die WYSIWYG-Darstellung geht jedoch noch weit über die 1:1-Darstellung von Zeichen hinaus. Auch eingebundene Grafiken, Tabellen oder Formeln werden natur- und druckgetreu angezeigt. Die Bildschirmanzeige selber kann obendrein von der 100-%-Ansicht stufenlos verkleinert oder vergrößert werden. Alle Proportionen bleiben dabei selbstverständlich erhalten, wofür wieder die separaten Bildschirmschriften Sorge tragen.

Die Haupterwartung und Anforderung an grafische Textverarbeitungsprogramme im Vergleich zu deren charakterorientierten Mitbewerbern dürfte wohl das oft erwähnte Zauberwort WYSIWYG sein. Das Druckergebnis soll also exakt dem entsprechen, was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Oder anders ausgedrückt: Alles, was und wie man es auf dem Bildschirm sieht, soll auch genauso ausgedruckt werden. Des Weiteren ist eine möglichst vollständig integrierte Mausbenutzung zu realisieren. Neuere Techniken wie das Drag and Drop oder die Smarticons zum Schnellaufruf wichtiger Befehle gehen eindeutig in diese Richtung. Weitere Anforderungen betreffen die sonst nur schwachen oder gar nicht vorhanden Bereiche der Tabellenerstellung und der Grafikeinbindung.

[Bearbeiten] Kritik

Die Gefahr der Benutzung von Textverarbeitungs-Programmen liegt in der Versuchung, nur am Bildschirm zu arbeiten (geringer Überblick über den Text und daher Tendenz zur fachidiotischen Schmalspursicht), und Texte mittels Copy & Paste zusammenzustückeln statt sie kraftvoll mit rotem Faden neu zu formulieren. Dieses Phänomen ist nicht auf ergoogelte Plagiate beschränkt, zeigt sich dort aber im Extrem. Stefan Weber spricht von einer "Textkultur ohne Hirn" [1]. Texte werden nicht mehr selbst erstellt und durchdrungen, und auch kaum noch gelesen.

[Bearbeiten] Dateiformate

Jedes Textverarbeitungsprogramm hat bis jetzt noch sein eigenes Dateiformat für die Speicherung von Dokumenten. Eine gewisse Standardisierung ist durch das Rich Text Format erreicht worden, mit dem aber die Einheitlichkeit des Layouts auf verschiedenen Rechnern nicht gewährleistet ist.

Im Moment wird an der Standardisierung von Dateiformaten durch XML gearbeitet. Nachdem die Autoren von KOffice seit Projektbeginn 1998 an auf ein XML-Format setzten, hat OpenOffice.org im Jahr 2002 mit seinen auf XML basierenden Dateiformaten ein besser spezifiziertes Format vorgelegt. Aufgrund einiger Unterschiede in den Implementierungen kam es jedoch nie zur Übernahme des jeweils anderen Formats.

Dies wird sich künftig ändern: Die Organisation OASIS spezifizierte das offene Austauschformat OpenDocument. Dieses Format basiert auf dem OpenOffice.org-Dateiformat und wird von OpenOffice.org, StarOffice, KOffice, AbiWord und TextMaker in zukünftigen Versionen verwendet werden. Es wurde von Mitarbeitern der Firma Sun Microsystems und KOffice-Entwicklern entwickelt und wird nach seiner Verabschiedung ein offener Standard sein.

Eines der am weitesten verbreiteten Dokumentenformate zum Austausch von nicht weiter zu bearbeitenden Dokumenten ist PDF. Dieses kann auf so gut wie jedem Betriebssystem eingelesen werden und behält dabei das Aussehen. Ein Export der Texte in plattformunabhängiges HTML ist ebenfalls bei manchen Programmen möglich.

[Bearbeiten] Liste von Textverarbeitungsprogrammen und -systemen

  • Fremdsprachige Programme
    • Madhyam für indische Sprachen
    • Pladao Office OpenOffice.org-Abkömmling für Thailändisch

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Referenzen

  1. Stefan Weber: Das Google-Copy-Paste-Syndrom. Wie Netzplagiate Ausbildung und Wissen gefährden. Verlag Heinz Heise, Hannover 2006, ISBN 3-936931-37-2
  2. [1] XyWrite in der englischen Wikipedia

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