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Todesmarsch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschreibt eine Zwangsmaßnahme. Weitere Bedeutungen finden sich unter Todesmarsch (Begriffsklärung).

Ein Todesmarsch ist ein Marsch, zu dem eine Gruppe von Menschen – meist Häftlinge oder Kriegsgefangene – gezwungen werden und auf dem ein großer Teil der Marschierer aufgrund der Bedingungen umkommt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Umstände

Die hohe Todesrate bei solchen Märschen kann auf Gleichgültigkeit bei den Bewachern und ihren Vorgesetzten zurückzuführen sein – die Todesfälle werden zwar nicht aktiv angestrebt, aber auch nicht als Problem betrachtet, sondern schlicht billigend in Kauf genommen. Daher sind die Marschbedingungen so, dass viele der Marschierer aufgrund von Unterernährung, Überbeanspruchung oder Krankheit sterben, ohne dass Gegenmaßnahmen getroffen werden.

Todesmärsche können aber auch bewusst so gestaltet werden, dass viele oder alle der Marschierer sterben sollen. Dann kommen oft zu den oben genannten Bedingungen noch Gewalttaten durch Aufseher oder auch durch eine feindliche Bevölkerung.

[Bearbeiten] Beispiele

[Bearbeiten] Trail of Tears

US-Regierung ließ im Herbst und Winter 1838/1839 unter Präsident Martin van Buren diverse Indianerstämme, u. a. Cherokee, in Reservate umsiedeln; siehe Pfad der Tränen

[Bearbeiten] Armenier 1915

durch die türkische Regierung; siehe Völkermord an den Armeniern

[Bearbeiten] Todesmarsch von Bataan (1942)

Der Todesmarsch von Bataan führte 70.000 amerikanische und philippinische Gefangene an 6 Tagen über 100 km in japanische Kriegsgefangenschaft. 16.000 Gefangene starben auf dem Weg.

[Bearbeiten] Die Tragödie von Bleiburg

Die Tragödie von Bleiburg war ein Massenmord an Zivilisten und unbewaffneten Soldaten, hauptsächlich Kroaten, der kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, am 15. Mai 1945, in der Nähe der Stadt Bleiburg begann und von Tito-Partisanen verübt wurde; siehe Massaker von Bleiburg.

[Bearbeiten] Todesmärsche in der Zeit des Nationalsozialismus

Viele Verlegungen aus KZs 1944 und 1945 waren Todesmärsche. Beim Herannahen der jeweiligen Befreiungsarmeen (US-Armee, Rote Armee) wurden die Häftlinge der KZs auf Märsche geschickt, die in entgegengesetzter Richtung zu anderen Lagern oder zu Schiffen führten. Das Ziel war, die KZ-Häftlinge zu ermorden, bevor sie von den Alliierten befreit werden konnten.

Die Todesmärsche gingen von den KZs auch in Richtung Ostsee, da die SS dort Schiffe bereitgestellt hatte wie die Cap Arcona, Thielbek, Athen, und andere Schiffe, um die Häftlinge zu versenken. Am 3. Mai 1945 trieben die Cap Arcona, die Thielbek, die Athen und die Deutschland schutzlos in der Lübecker Bucht zwischen Neustadt (Holstein) und Scharbeutz. Sie wurden versehentlich von alliierten Fliegern beschossen. Rund 7.000 bis 8.000 Insassen des KZ Neuengamme ertranken. Überlebende wurden am Ufer von der SS erschossen.

An vielen Orten, besonders in Ostdeutschland, sind Stellen, an denen Menschen auf Todesmärschen starben, auf den Straßen mit Gedenksteinen markiert. Jedoch geben diese Mahnmale keinen Hinweis, um welche Menschen es sich jeweils handelte.

Die Anzahl der auf diesen Todesmärschen zu Tode gekommenen Menschen ist nicht bekannt.

Einzelne Märsche:

  • Vom Neuengamme zu Schiffen an der Ostsee: siehe Cap Arcona. Der Todesmarsch von 2.500 bis 3.000 Häftlingen begann am 9. April in Farge und führte über Neuengamme an die Lübecker Bucht, wo die Überlebenden zusammen mit anderen Opfern der Evakuierungsmärsche auf die „Cap Arcona“, „Thielbeck“ und „Athen“ verladen wurden, mit der Absicht, sie zu versenken. Die Schiffe wurden versehentlich durch britische Bomber beschossen, die Insassen kamen fast alle ums Leben. Ein Teil der Transportunfähigen wurde im Kriegsgefangenenlager Sandbostel mit Flecktyphus und Ruhr zurückgelassen. Alleine in Brillit/Kreis Rotenburg wurden über 300 Tote begraben.
  • Vom KZ Fürstengrube - Todesmarsch von 1.283 Gefangenen, der mit einer Erschießungaktion begann und zunächst in das schleswig-holsteinische Ahrensbök, den Heimatort des Lagerleiters, führte. Die überlebenden 400 Häftlinge wurden auf die Cap Arcona verbracht, die am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht von Flugzeugen der Alliierten versenkt wurde.
  • Von Flossenbürg nach Dachau: Der spätere DDR-Wirtschaftsminister Fritz Selbmann beschreibt in seinem Buch Die lange Nacht den Todesmarsch aus Flossenbürg, auf dem er fliehen konnte. Veranlasst hatte den Marsch der Lagerkommandant Max Koegel. Nach Kriegsende wurden über 5.000 Tote entlang der Routen entdeckt.
  • Von Dachau: Vom KZ Dachau aus fanden mehrere Todesmärsche statt. Eine Übersichtskarte findet sich hier: [1]
Dieser Marsch nahm nach den vorliegenden Zeugenaussagen am 4. April 1945 seinen Ausgang im Konzentrationslager Buchenwald. Er soll zu Beginn etwa 1.500 Häftlinge umfasst haben und über Flossenbürg nach Oberbayern gelangt sein, wo er am 29. April bzw. 1. Mai 1945 in zwei Kolonnen in Kraiburg ankam.
Es ließ sich feststellen, dass eine Marschkolonne KZ-Häftlinge am 29. oder 30. April und eine weitere wahrscheinlich am 1. Mai 1945 durch Kraiburg zog. Die erste Kolonne marschierte von Kraiburg über Ensdorf, Oberneukirchen mit dem Ziel, über Laufen nach Österreich zu gelangen, während die zweite von Kraiburg aus in Richtung Wasserburg zog. Auf ihrem Weg wurden laufend marschunfähige Häftlinge von der SS-Bewachungsmannschaft erschossen. Die Leichen wurden jeweils neben der Straße liegen gelassen oder nur ganz oberflächlich mit Erde überdeckt.[1]
  • Todesmarsch mit Ende in Isenschnibbe bei Gardelegen am 13. April 1945: Massaker in einer
    Isenschnibber Feldscheune
    Isenschnibber Feldscheune
    Scheune bei Isenschnibbe bei Gardelegen. 1017 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, darunter 63 jüdische Häftlinge, wurden dabei von NSDAP-Aktivisten wie Walter Biermann und Arno Brake ermordet. Der Haupttäter NSDAP-Kreisleiter Gerhard Thiele, konnte fliehen und lebte unter falschem Namen in der Bundesrepublik. Erst nach seinem Tod gelang es einem Kriminalbeamten, Thieles Identität aufzudecken. 24 Stunden vor der Befreiung durch die US-Armee wurden die Häftlinge am Ende des Todesmarsches in eine steinerne Scheune eingepfercht und diese anschließend angezündet. Bei einem ersten Versuch konnten die Gefangen das Feuer austreten, doch beim zweiten Versuch wurde mit Maschinengewehren auf alles geschossen, was sich bewegte. Zusätzlich warf man Handgranaten in die Scheune.
  • Von KZ Sachsenhausen und KZ Ravensbrück nach Raben Steinfeld südlich von Schwerin wurden 16.000 Menschen geschickt. Entlang der Hauptrouten sind seit 1976 200 Gedenktafeln angebracht. Die DDR eröffnete im Belower Wald 1981 ein Museum zu den Todesmärschen. Im September 2002 wurde ein Brandanschlag auf das Museum verübt und Nazisymbole und antisemitische Parolen angebracht.
  • Von der burgenländischen Grenze nach Mauthausen: In den letzten Kriegsmonaten wurden tausende ungarische Juden, die beim Bau des sogenannten Südostwalls eingesetzt waren, in Todesmärschen durch die Steiermark in das KZ Mauthausen getrieben. Traurige Berühmtheit erlangten die Ereignisse im April 1945 am Präbichl, wo Mitglieder des Eisenerzer Volkssturms in die Reihen der ausgehungerten Menschen feuerten. Dieses Massaker forderte etwa 200 Tote, die Anzahl der bei den Märschen ums Leben gekommenen bzw. ermordeten Menschen ist aber ungleich höher. 1946 werden 12 Männer für diese Verbrechen von britischen Militärgerichten in drei Prozessen zum Tode verurteilt. Seit Juni 2004 erinnert ein Mahnmal am Präbichl an die Opfer des Massakers.
  • Siehe auch: So genannte Endphaseverbrechen und deren Strafverfolgung in Deutschland und Österreich nach 1945

[Bearbeiten] Todesmärsche nach dem Kriegsende

Nach dem Kriegsende 1945 begann für die Deutschen im Osten und Südosten die Vertreibung von über 15 Millionen Menschen. 3 Millionen überlebten die Vertreibung nicht. In zahlreichen Todesmärschen wurden die Deutschen aus ihren Heimatorten und -städten gejagt. Der bekannteste ist der Brünner Todesmarsch mit 35.000 Beteiligten und 1.700 bis 5.200 Toten, ferner etwa der Todesmarsch der Komotauer (Sudetenland) nach Sachsen.

[Bearbeiten] Todesmärsche in der ehemaligen Sowjetunion

Nach Beginn des Deutschen Krieges gegen die Sowjetunion am 22. Juni 1941 ermordeten vor allem die Dienststellen des NKWD politische Gefangene. Eine Form der Ermordung waren Todesmärsche, die häufig mit laufender oder abschließender Erschießungen auf Befehl der übergeordneten Dienststellen einhergingen. Unter den sogenannten politischen Gefangenen befanden sich Angehörige der polnischen, ukrainischen, weißrussischen und jüdischen Bevölkerung der nach dem 1. September 1939 aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes durch die Sowjetunion eingenommenen Gebiete. [2]

Die in russische Gefangenschaft geratenen Deutschen Soldaten der 6. Armee, die in Stalingrad eingekesselt worden war, wurden – in Eiseskälte und durch die Einkesselung total ausgezehrt – auf Todesmärsche in „Arbeitslager“, sogenannte Gulags, getrieben. Wer vor Erschöpfung nicht mehr weiterlaufen konnte, bekam von russischen Aufsehern einen Genickschuß. Wer es lebend bis ins Arbeitslager geschafft hatte, starb meist an Hunger, Kälte und der mörderischen Arbeit. Von den 91.000 gefangenen deutschen Soldaten, die in Stalingrad kapitulierten, kehrten nur 6.000 lebend in ihre Heimat zurück.

Große Teile der ehemaligen Provinz Ostpreußen sollten nach dem Sieg über Deutschland entsprechend der Vereinbarung der Alliierten des 2. Weltkriegs (Erklärung von Jalta und dem späteren Potsdamer Abkommen) künftig unter sowjetischer Verwaltung stehen. Zwar blieb eine abschließende Regelung vorbehalten, doch begannen die sowjetischen Kommandos und später Dienststellen unverzüglich mit Terror gegen die deutsche Zivilbevölkerung [3]. Der Terror waren nicht etwa durch marodierende Soldaten begangene Ausschreitungen, vielmehr handelte es sich um Aktionen, zu denen durch Armeekommandos mittels Reden und Flugblätter[4] aufgerufen wurde. Nach Plünderungen und systematischen Vergewaltigungen wurde die Zivilbevölkerung auf Todesmärsche geschickt. [5] Von den Todesmärschen betroffen waren neben der deutschen Zivilbevölkerung von der Wehrmacht Kriegsgefangene Franzosen und in dem Gebiet befindliche Angehörige anderer Nationen, so Polen und Juden.

[Bearbeiten] Literatur

  • Joseph Freeman: The road to hell : recollections of the Nazi death march. - St. Paul, Minn. : Paragon House, 1998. - ISBN 1-55778-762-X
  • Netzwerk für demokratische Kultur e.V. (Hrsg.): Verschleppt, gequält, ausgebeutet, vertrieben. - Wurzen : Netzwerk, 2002. - ISBN 3-9808903-2-5
  • Erich Selbmann: Die lange Nacht : Roman. - Halle : Mitteldeutscher Verlag, 1979, 4. Aufl.

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. Angaben aus den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsakten beim Landgericht München I, 119 b u. JS 3/71
  2. Bogdan Musial: "Konterrevolutionäre Elemente sind zu erschießen" Die Brutalisierung des deutsch-sowjetischen Krieges im Sommer 1941. Berlin / München: Propyläen 2000
  3. Michael Wieck: Zeugnis vom Untergang Königsbergs. Ein „Geltungsjude“ berichtet. Heidelberg: Schneider 1988
  4. Abb. eines Flugblattes von Ilja Ehrenburg in: Gerhard von Glinski / Peter Wörster: Königsberg. Die ostpreußische Hauptstadt in Geschichte und Gegenwart. Berlin / Bonn: Westkreuz-Verlag 1990 S. 124
  5. Hans Graf von Lehndorff: Ostpreußisches Tagebuch. München 1961; sowie zahlreiche weitere Berichte von Opfern

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen
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