Wennigsen (Deister)
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Region Hannover | |
Koordinaten: | Koordinaten: 52° 16′ N, 9° 34′ O52° 16′ N, 9° 34′ O | |
Höhe: | 99 m ü. NN | |
Fläche: | 53,78 km² | |
Einwohner: | 14.168 | |
Bevölkerungsdichte: | 263 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 30974 (alt: 3015) | |
Vorwahlen: | 05103, 05109, 05105 und 05045 | |
Kfz-Kennzeichen: | H | |
Gemeindegliederung: | 8 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 1-2 30974 Wennigsen (Deister) |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Christoph Meineke (parteilos) |
Wennigsen am Deister ist eine waldreiche Kommune in der Region Hannover und liegt mit seinen rund 15.000 Einwohnern ca. 15 km südwestlich von Hannover.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Wennigsen grenzt – im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden – an die Städte Gehrden, Ronnenberg, Springe und Barsinghausen. Der höchste Punkt Wennigsens mit 405 m über NN ist der Bröhn auf dem Kamm des Deisters.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Entstehung Wennigsens lässt sich nicht mehr genau feststellen, urgeschichtliche Funde fehlen fast vollständig. Vermutlich entstanden Wennigsen und die Nachbarorte in der Siedlungs- und Rodungsperiode des fränkischen Reiches zwischen dem 5. Jahrhundert und 8. Jahrhundert[1].
Die älteste Nachricht (zwischen 1199 und 1206)[2] über den Ort Wennigsen, die uns nur in einer Abschrift des 13. Jahrhunderts im Copialbuch des Klosters Amelungsborn überliefert ist, befindet sich in einer Urkunde des Bischofs Hartbert von Hildesheim. In diesem Dokument wird beurkundet, dass Graf Bernhard von Poppenburg aus Wennigsen auf die Verwaltung des vom Kloster Amelungsborn seinem Vater übertragenen Salzwerkes in Swalenhusen[3] bei Hemmendorf verzichtet. Aus der Existenz dieser Urkunde ergibt sich, dass zu dieser Zeit in Wennigsen eine Ansiedlung des Grafen Bernhard von Poppenburg vorhanden ist. Graf Poppenburg führte im Siegel ein Wappen mit einem Querbalken, auf dem sich drei fünfblättrige Rosen befanden[2]. Diese Poppenburger Rose benutzt die Gemeinde Wennigsen noch heute als Wappen[4].
Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort nahezu vollständig zerstört.
Herzog Georg Wilhelm von Hannover (später von Braunschweig-Lüneburg) teilte dem Ort nach der Teilung der Großvogtei Calenberg im neu gegründeten Amt Calenberg die Gerichtsbarkeit zu, das Amtsgericht Wennigsen besteht bis heute.
Starken wirtschaftlichen Aufschwung brachte die Entdeckung von Steinkohle im Deister. Die erste urkundliche Erwähnung des Kohlebergwerks am Bröhn datiert auf das Jahr 1639. Auf Grund der schlechten Qualität war die Kohle für Schmiedearbeiten ungeeignet und wurde vorwiegend für Kalkbrennerei in Linden oder in Glashütten wie in Steinkrug eingesetzt.
Von 1859 bis 1885 war Wennigsen Hauptort des Amtes Wennigsen, das das Gebiet der heutigen Städte Barsinghausen, Gehrden, der Gemeinde Wennigsen sowie die westlichen Teile der Stadt Ronnenberg umfasste. Im Jahre 1885 wurde das Amt Wennigsen mit dem Amt Linden zum Landkreis Linden vereinigt, der bis 1932 bestand und dann dem Landkreis Hannover zugeschlagen wurde.
Im Jahre 1872 wurde die Bahnstrecke von Linden nach Haste (Deisterbahn) in Betrieb genommen. Diese Bahnstrecke bildet heute einen Teil der Linien S1 und S2 der S-Bahn Hannover.
Auf einer Konferenz vom 5. bis 7. Oktober 1945 wurde nach der NS-Diktatur im damaligen Bahnhofs-Hotel Petersen (heute: Calenberger Hof) die SPD wiedergegründet. Ausgewählt wurde der Ort unter anderem wegen der Bahnverbindung zum Flughafen Bückeburg sowie der sozialdemokratischen Tradition des Ortes. Auf dem als erste zentrale Zusammenkunft von Sozialdemokraten bezeichnete Treffen kamen Sozialdemokraten aus allen Teilen Deutschlands sowie dem Londoner Exilvorstand zusammen. Die Versammlung entschied, Dr. Kurt Schumacher mit der Leitung beim Wiederaufbau der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in den drei westlichen Besatzungszonen zu beauftragen. Eine Gedenktafel am heutigen Hotel Calenberger Hof in der Bahnhofstraße sowie ein Denkmal gegenüber dem Bahnhof erinnern an dieses Ereignis.
Im August 1957 wurde Horst Mohnhaupt (* 1927; † 2006) zum Gemeindedirektor ernannt und übte dieses Amt 12 Jahre aus[5].
Im Jahre 1969 wurde der Zusammenschluss mit den Nachbargemeinden Argestorf, Bredenbeck, Degersen, Evestorf, Holtensen und Sorsum zur Einheitsgemeinde Wennigsen (Deister) zum 1. Januar 1970 beschlossen. Erster Gemeindedirektor der neuen Großgemeinde ist Reinhard Feldkamp[5].
Bis zum 31. Dezember 2004 gehörte Wennigsen zum ehemaligen Regierungsbezirk Hannover, der, wie alle niedersächsischen Regierungsbezirke, aufgelöst wurde.
Am 24. September 2006 wurde der 1979 geborene Christoph Meineke (parteilos) zum künftigen hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Er hat sein Amt am 1. Januar 2007 von Renate Borrmann (SPD) und Gemeindedirektor Kunibert Ewert (CDU)übernommen und ist der jüngste hauptamtliche Bürgermeister Niedersachsens.
[Bearbeiten] Kloster Wennigsen
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Kloster Wennigsen in einer Urkunde aus dem Jahre 1224. Graf Adolf III. verzichtet darin auf Ansuchen des Bischofs Konrad I. von Rüdenberg (Bischof von Minden) auf seine vogteilichen Rechte an den Kirchengütern des Klosters Wennigsen zu Gunsten des Bischofs. Die Schaumburger Grafen waren Gografen des hiesigen Bezirks und seit über 100 Jahren im Deister-Vorland begütert. Dieser Umstand brachte es mit sich, daß Graf Adolf III. von Schauenburg und Holstein vogteiliche Rechte besaß.
Die Gründung des Klosters ist nicht mit Bestimmtheit festzustellen; es wird vermutet, daß Graf Bernhard von Poppenburg das Kloster stiftete, als er die Grafschaft Spiegelberg begründete. Dieses war vermutlich 1215. Graf Bernhard, der sich seit dieser Zeit von Poppenburg und Spiegelburg nennt, wird seine in Wennigsen gelegenen Güter der Kirche zur Gründung eines Klosters zur Verfügung gestellt haben. Konrad I. von Rüdenberg, Bischof von Minden 1209 bis 1236, hat mit diesen Mitteln – ebenso wie in Barsinghausen – ein Augustinernonnenkloster eingesetzt.
Später sind zu diesen Poppenburgschen Gütern zahlreiche Stiftungen anderen adligen Besitzes hinzugekommen, darunter auch Schaumburger Eigentum; den Grafen von Schauenburg und Holstein wurde die Vogtei des Klosters unterstellt. Die Grafen von Poppenburg - später Spiegelberg -, saßen weitab und hatten keinerlei Machtbefugnisse in Wennigsen. Sie kamen deshalb als Klostervögte kaum in Betracht.
Von 1261 bis 1284 war das Kloster ein Wallfahrtsort.
Das Kloster entwickelte sich durch die reichlichen Zuwendungen der adligen Familien des Calenberger Landes sehr gut. Im 13. Jahrhundert wurden dem Kloster Land, Höfe und Zehnten der umliegenden Orte zum großen Teil geschenkt - zum Beispiel von den Herren von Goltern und den Welfen sämtliche Besitzungen der edlen Herren von Sorsum - jedoch wurde das Kloster auch 1331 nicht ein eigener Klosterort wie zum Beispiel Barsinghausen, als die Grafen von Spiegelberg dem Kloster den Ort "Spoltholtensen", heute Holtensen, einen Ortsteil von Wennigsen, schenkten[2].
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
Im Zeitraum 1994–2004 hat Wennigsen eine positive Einwohnerentwicklung zu verzeichnen. Ende 1994 hatte Wennigsen 13.037 Einwohner, 10 Jahre später waren es 14.145 Einwohner (davon 5.856 direkt in Wennigsen mit Waldkater) und damit 8,5 % mehr. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen hat sich im gleichen Zeitraum in der Gemeinde Wennigsen von 2.235 auf 1.960 um 12.3 % negativ entwickelt. Die Zahl der Pendler, die außerhalb Wennigsens – zumeist in der Region Hannover – in 2004 gearbeitet haben, betrug 3.576 gegenüber 1.252 Menschen, die aus anderen Orten Ihrer Arbeit in Wennigsen nachgingen.[6]
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Gemeinderat
Bei den Wahlen zum Gemeinderat am 10. September 2006 kam es zu folgenden Ergebnissen:
Partei | 10. Sept. 2006 | 2001 | ||
SPD | 42,8 % | 8.421 | 13 Sitze | 14 Sitze |
CDU | 33,83 % | 6.641 | 11 Sitze | 12 Sitze |
Bündnis 90/Die Grünen | 13,38 % | 2.628 | 4 Sitze | 3 Sitze |
FDP | 9,91 % | 1.947 | 3 Sitze | 2 Sitze |
Wahlbeteiligung | 6.848 von 11.587 | – | ||
59,1 % | – |
[Bearbeiten] Ortsteile
Seit der Gebietsreform 1970 gehören zu Wennigsen neben dem Kernort Wennigsen die Ortschaften Argestorf, Bredenbeck, Degersen, Evestorf, Holtensen, Sorsum und Wennigser Mark.
[Bearbeiten] Verkehr
Am östlichen Rand des Gemeindegebiets verläuft die Bundesstraße 217. Sie verläuft auf einer im Jahre 2002 freigegebenen Umgehungsstraße östlich am Ortsteil Evestorf vorbei, durchquert dann den Ortsteil Holtensen und führt dann westlich von Steinkrug über den Deister in Richtung des Springer Stadtteils Völksen.
Im Ortsgebiet von Wennigsen befinden sich zwei Haltepunkte der S-Bahn Hannover. Dies sind zum einen der Bahnhof Wennigsen mit den Linien S1 und S2 entlang der Deisterstrecke Richtung Barsinghausen/Haste und der Haltepunkt Holtensen/Linderte mit der Linie S5 an der Strecke nach Hameln.
Nur wenige Meter außerhalb des Gemeindegebietes liegt der Haltepunkte Lemmie (Stadt Gehrden) und der Bahnhof Egestorf (Stadt Barsinghausen). Durch die unmittelbare Nähe zur den Wennigser Ortsteilen Sorsum bzw. Wennigser Mark dienen diese Haltestellen ebenfalls zur Anbindung des Gemeindegebietes an den öffentlichen Nahverkehr.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
Für die Naherholung von Bedeutung sind vor allem der Deister mit den Wasserrädern am Bröhn, das zum Wasserpark umgebaute Freibad sowie das alle 3 Jahre stattfindende Historische Freischießen.
Der Spazierweg Mühlendammweg führt vom Kloster entlang des Wennigser Mühlbachs zum Bröhnweg und verbindet dabei die noch bestehenden ehemaligen Mühlteiche miteinander. Am Feuerwehrplatz führt es dabei am Spritzenhaus vorbei, dem ehemaligen Gerätehaus der Feuerwehr Wennigsen, in dem sich heute ein Zentrum für kunsthandwerkliches Arbeiten befindet. Unterhalb des oberen Mühlteiches befindet sich das Heimatmuseum Wennigsen, in dem sich neben wechselnden Ausstellungen zu verschiedenen Themen auch Dauerausstellungen zur Ortsgeschichte, alten Handwerksberufen, dem Deisterbergbau sowie der vorherigen Nutzung des Gebäudes als Wassermühle befinden.
[Bearbeiten] Bildung
Im Gemeindegebiet befinden sich die Grundschulen in Wennigsen und Bredenbeck. In Wennigsen selbst befindet sich die Sophie Scholl Gesamtschule, eine kooperative Gesamtschule, die aus dem ehemaligen Schulzentrum Wennigsen mit Orientierungsstufe, Haupt- und Realschule, hervorging. Im Ortsteil Sorsum befindet sich eine Waldorfschule mit angegliedertem Kindergarten.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Adolph Freiherr Knigge (1752–1796), deutscher Schriftsteller – bekannt durch seine aufklärerische Literatur, v.a. sein Werk "Über den Umgang mit Menschen".
- Holger Sporleder, Vize-Weltmeister im Pfahlsitzen.
- Ilse Gottwald, freischaffende, regional bedeutsame Künstlerin.
- Heinz Erhardt, wohnte zeitweise in der Wennigser Mark (Ortsteil von Wennigsen), wie auch Teresa Orlowski.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ frühe Geschichte http://www.findcity.de/30974b/?p=00000003 am 2. Juni 2006
- ↑ a b c 750 Jahre Wennigsen 1200–1950 , Herausgegeben vom Vorbereitenden Ausschuß für die 750-Jahrfeier der Gemeinde Wennigsen Gedruckt 1950 bei den Buchdruckwerkstätten Hannover, S. 8-9
- ↑ Entstehung der Ortsnamen und Ihre Bedeutung http://www.salzhemmendorf.de/pages/historisch/extraortsnamen.htm am 3. Juni 2006
- ↑ Web-Seite Deisterkreisel http://deisterkreisel.de/include.php?path=content/content.php&contentid=19&PHPKITSID=83dd315838508e260a684acafda129bc am 28. Mai 2006
- ↑ a b Calenberger Zeitung Früherer Gemeindedirektor gestorben am 7.10.2006
- ↑ Internetseite Unternehmerbüro Hannover – Trends und Fakten 2006 http://www.unternehmerbuero-hannover.de/deutsch/LoadAnhang?nodeid=1478 am 14. Juni 2006
[Bearbeiten] Weblinks
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