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Zweiter Tschetschenienkrieg - Wikipedia

Zweiter Tschetschenienkrieg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

ausgebrannter Präsidentenpalast, Grosny
Zweiter Tschetschenienkrieg
Beginn 1999
Ende andauernd
Ergebnis
Kontrahenten
Russland Tschetschenien
Schlachten
{{{SCHLACHTEN}}}
Friedensabkommen
{{{KRIEGSENDE}}}
Verluste
 ??  ??

Der Zweite Tschetschenienkrieg ist ein militärischer Konflikt in der russischen Kaukasusrepublik Tschetschenien, welcher 1999 begann und bis heute andauert.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Hintergründe

Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Chasawjurt 1996 wurde Tschetschenien de facto, allerdings nicht de jure eine unabhängige Republik. Die Macht rissen jedoch bald die intensiv aus dem Ausland unterstützten islamistischen Gruppierungen an sich. Der 1997 noch demokratisch gewählte Präsident Aslan Alijewitsch Mashadow musste schon bald einwilligen, die Scharia einzuführen und seine Macht mit den Warlords und ihren wahhabitischen Mentoren aus dem arabischen Raum teilen. Dem Aufbau der staatlichen Exekutivstrukturen widersetzten sich kriminelle Klans, die sich gar selbst zu solchen ernannten. Bis zum Jahr 1999 verwandelte sich Tschetschenien auf diese Weise in ein sicheres Rückzugsgebiet für Mitglieder mafiaähnlicher Vereinigungen, die im ganzen GUS-Raum operierten. Parallel dazu fand eine erzwungene Islamisierung des öffentlichen Lebens, Übergriffe auf nicht-moslemische Minderheiten und ihr Massenexodus statt.

[Bearbeiten] Kriegsverlauf

Wikipedia:Quellenangaben
Quellenangaben
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Nachdem eine Gruppe tschetschenischer Kämpfer um Schamil Bassajew in der Nachbarrepublik Dagestan eingefallen waren, marschierte am 1. Oktober 1999 die russische Armee in Tschetschenien ein, um die aus der Sicht Russlands kriminelle und die Rebellen unterstützende Regierung von Aslan Alijewitsch Maschadow von der Macht zu entfernen. Schon bald eroberte die Armee den Großteil des tschetschenischen Flachlandes und die Hauptstadt Grosny. Maschadow und die islamistischen Gruppierungen tauchten in den Untergrund ab und zogen sich in die schwer zugänglichen südlichen Gebirgsregionen zurück, wo sie vor der russischen Armee sicherer waren. Die eigentliche militärische Phase der russischen Invasion endete demzufolge bereits im Frühjahr 2000. Ihre Truppen blieben jedoch vor Ort stationiert, um eine Rückkehr der Rebellen zu verhindern und sie, wenn möglich, gänzlich aus ihren Rückzugsgebieten zu vertreiben.

Die verbliebenen tschetschenischen Verbände, unter denen sich auch internationale Dschihad-Kämpfer befanden, gingen in der Folge zu einer Guerilla-Taktik über, indem sie kleine (10 bis 50 Mann) Kampfeinheiten bildeten und auf überfallartige Angriffe und Anschläge gegenüber der russischen Armee setzten, bei denen oft auch tschetschenische Zivilisten starben. Ab 2000 traten auch erstmals weibliche Selbstmordattentäter, die so genannten „Schwarzen Witwen“ in Erscheinung. Von Beobachtern werden ausländische Geldgeber als Finanziers der Rebellen vermutet, wobei Georgien aufgrund seiner Lage als Operationsbasis vermutet wird.

2001 startete Russland eine breit angelegte so genannte „Antiterror-Operation“ mit dem Ziel der Zerschlagung des tschetschenischen Widerstandes. In ihrem Verlauf gelang es den Russen nach und nach, wichtige Führungspersonen des tschetschenischen Widerstandes auszuschalten, darunter tschetschenische und internationale Größen wie Ibn al-Chattab, Abu al-Walid, Salman Radujew, Ruslan Gelajew und Aslan Maschadow. Ein Erfolg bei der Auffindung des wohl gefährlichsten Terroristen Schamil Bassajew blieb lange aus, am 10.Juli 2006 wurde sein Tod gemeldet. Diesen Nachrichten zufolge wurde er durch eine russische Geheimdienstaktion getötet.

Bei der Geiselnahme im Moskauer Dubrowka-Theater vom 23. Oktober bis 26. Oktober 2002 nahmen tschetschenische Selbstmordattentäter, darunter auch mehrere Frauen, unter Führung von Mowsar Barajew etwa 700 Geiseln und forderten die Beendigung des Krieges und den sofortigen Abzug des russischen Militärs. Zur Beendigung des Dramas setzten die russischen Behörden ein zuvor ungetestetes Betäubungsmittelgas (Carfentanyl) ein. Dabei starben alle 41 Geiselnehmer sowie 129 Geiseln: Die bewußtlosen Geiselnehmer durch Genickschüsse der russischen Einsatzkommandos, die Theaterbesucher überwiegend aufgrund der Betäubungsmittelüberdosis und der unzureichenden medizinischen Versorgung nach ihrer Befreiung.

Ein Bombenanschlag auf das tschetschenische Regierungsgebäude in Grosny am 27. Dezember 2002 forderte 72 Todesopfer. Im Februar 2003 erließen die USA Sanktionen gegen tschetschenische Rebellengruppen und setzen sie auf ihre Liste terroristischer Organisationen, unter anderem infolge der Bombenattentate in Moskau. Außerdem wurden Bankkonten eingefroren. Bei einer Volksbefragung in Tschetschenien am 23. März 2003 stimmten laut offiziellem Ergebnis 95,5 % der Bevölkerung für den Verbleib in der Russischen Föderation. Beobachter bezweifelten allerdings die Rechtmäßigkeit des Wahlergebnisses.

Am 5. Oktober 2003 fanden in Tschetschenien Präsidentenwahlen statt. Russlands Präsident Wladimir Putin, der diese Wahlen angeordnet hatte, schaffte es, seinen Kandidaten Achmad Kadyrow, den Chef der Verwaltungsbehörde, durchzusetzen, indem er erwirkte, dass alle Kandidaten, die in Umfragen vor Kadyrow lagen, nicht kandidierten. Aslambek Alsachanow bekam als Gegenleistung für den Rückzug seiner Kandidatur einen Posten als Putins Beauftragter in Tschetschenien-Fragen, Malik Saidullajews Kandidatur wurde vom Obersten Gerichtshof für ungültig erklärt. Die Wahl, zu der die OSZE nach offiziellen Angaben aus Sicherheitsgründen keine Beobachter entsandt hatte, wurde sowohl von westlichen Politikern als auch von Menschenrechtsorganisationen als Farce bezeichnet. Kadyrow kündigte an, noch härter gegen seine Gegner vorzugehen.

Sieben Monate später, am 9. Mai 2004 wurde Kadyrow bei einem Bombenanschlag getötet. Putin ernannte daraufhin den tschetschenischen Regierungschef Sergej Abramow zum provisorischen Präsidenten.

Nach einem Radiointerview des von Moskau nicht anerkannten, im Untergrund lebenden Präsidenten Aslan Maschadow im Juni 2004, in dem er eine Taktikänderung bei den Separatisten ankündigte, griffen am 22. Juni 2004 (am Jahrestag des deutschen Russlandfeldzugs) tschetschenische Rebellen die Nachbarrepublik Inguschetien an. Nach Augenzeugenberichten umzingelten etwa 200 schwer bewaffnete Rebellen mehrere Polizeistationen, Posten der Verkehrspolizei und eine Kaserne von Grenzsoldaten und erschossen alle anwesenden Polizisten, Soldaten sowie Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft und des Inlandsgeheimdienstes FSB. In dem Blutbad starben 90 Menschen, darunter 62 lokale Sicherheitskräfte, sowie der inguschetische Innenminister Abukar Kostojew, einer seiner Stellvertreter und der Gesundheitsminister.

Im September 2004 starben bei der Geiselnahme in einer Schule im nordossetischen Beslan nach offiziellen Angaben 338 Zivilisten und Sicherheitskräfte sowie die etwa 30 Geiselnehmer. Das Kommando hatte am Einschulungstag eine große Anzahl von Schülern, Lehrern und Eltern in ihre Gewalt gebracht und drohte mit der Sprengung der Turnhalle, in der sie sich mit den Geiseln aufhielten, falls Russland sich nicht aus Tschetschenien zurückzöge. Der Aktion waren die Entführung und spätere Sprengung zweier russischer Passagiermaschinen mit etwa 90 Menschen an Bord sowie ein Anschlag auf eine Station der Moskauer Metro mit 12 Todesopfern vorausgegangen. Die Verantwortung übernahm jeweils der tschetschenische Rebellenführer Schamil Bassajew.

Am 8. März 2005 gelang es den Russen, den nicht anerkannten Rebellen-Präsidenten Maschadow bei Tolstoj-Jurt zu stellen und im Verlauf der nicht näher aufgeklärten Operation zu töten. Während im Westen in diesem Zusammenhang Warnungen vor einer Radikalisierung des tschetschenischen Widerstandes geäußert wurden, gehen viele russische Beobachter, denen Maschadow als Drahtzieher und Mitorganisator zahlreicher Anschläge galt, von einer Minderung der Zahl der Terrorakte und einer Stabilisierung der Lage aus. Mittlerweile kann man behaupten, dass der Krieg an sich vorbei ist. Die wenigen verbliebenen Rebellen zogen sich den Umständen entsprechend mehr und mehr aus dem Vorhaben eines Krieges gegen Russland zurück. Man schätzt ihre Anzahl auf etwa 100–200 Mann je nach Quelle. Da jedoch auch diese nicht zusammen arbeiten, sondern in kleinen und kleinst-Gruppen von 2–4 und höchstens 10–15 Mann operieren, beschränkt sich deren Tätigkeit auf unbedeutende Überfälle und meist wenig erfolgreiche Einzelattentate. Um eigenes Fortbestehen zu finanzieren, sind die einzelnen Gruppen auch vermehrt zum Drogenhandel übergegangen.

[Bearbeiten] Menschenrechtssituation

Auch in diesem Krieg wurden und werden schwere Menschenrechtsverletzungen durch russische Einheiten (Soldaten, Truppen des Innenministeriums, „OMON“-Sondereinheiten) und Rebellen verübt. Seit Beginn des Krieges sind Tausende von Zivilisten, vorwiegend junge tschetschenische Männer, unter dem Vorwurf des Terrorismus verschleppt, gefoltert und ermordet worden. Teilweise bieten russische Soldaten die verstümmelten Leichen den Verwandten zum Kauf an. Vergewaltigungen und Plünderungen, sowie Erpressungen der Zivilbevölkerung durch die Sicherheitskräfte an den zahlreichen Kontrollpunkten halten an. Seit 2002 sind dafür zunehmend die paramilitärischen, zum Großteil aus ethnischen Tschetschenen geformten Einheiten verantwortlich, die von Ramsan Kadyrow, Sohn des 2003 von Moskau installierten, 2004 jedoch bei einem Attentat getöteten Präsidenten der Republik Achmad Kadyrow, kontrolliert werden.

[Bearbeiten] Sonstiges

Das georgische Pankissi-Tal stand wiederholt im Verdacht, tschetschenisch-islamistische Terroristen zu beherbergen.

siehe auch:

[Bearbeiten] Literatur

  • Arkadi Babtschenko: Die Farbe des Krieges. Rowohlt, Berlin 2007, ISBN 3-87134-558-6
  • Martin Malek: Russlands Kriege in Tschetschenien. »Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung«, »Antiterror-Operation« oder Völkermord?. Aus: Zeitschrift für Genozidforschung Nr. 5/2 2004, S. 101–129
  • Anna Politkowskaja: Tschetschenien. Die Wahrheit über den Krieg (dt. Übers. der russ. Ausgabe Вторая Чеченская = Der Zweite Tschetschenienkrieg). Dumont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2003, ISBN 3832178325.
  • Hans Krech: Der Zweite Tschetschenien-Krieg (1999–2002). Ein Handbuch. Verlag Dr. Köster, Berlin 2002, (Bewaffnete Konflikte nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes, Bd. 11), ISBN 3-89574-480-8
  • Johannes Rau: Der Dagestan-Konflikt und die Terroranschläge in Moskau 1999. Ein Handbuch. Verlag Dr. Köster, Berlin 2002, (Bewaffnete Konflikte nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes, Bd. 10), ISBN 3-89574-470-0
  • Yuri Felshtinsky, Alexander Litwinenko: Blowing Up Russia: Terror from within. Acts of terror, abductions, and contract killings organized by the Federal Security Services of the Russian Federation. S.P.I. Books, New York 2002, ISBN 1561719382

[Bearbeiten] Weblinks

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