Arktis
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Die Arktis ist der nördlichste zirkumpolare Erdgürtel und bedeckt Teile von Russland, Alaska (USA) und Kanada sowie Grönland (Dänemark), Lappland (Norwegen, Schweden, Finnland) und Spitzbergen (Norwegen), ferner den großenteils von Eis bedeckten Arktischen Ozean (Nordpolarmeer). Während Arktis früher als „Region nördlich des Nordpolarkreises“ (66º 33 nördliche Breite) definiert wurde, sind heute klimatische und vegetationsgeografische Kriterien, unter anderem die Juli-Isotherme von 10 ºC und die Baumgrenze, maßgebend für die Abgrenzung gegenüber den südlicheren Regionen der Erde.
Anders als der südlichste zirkumpolare Erdgürtel, die im Wesentlichen als ein eigener Kontinent charakterisierte Antarktis, erstreckt sich die Arktis über Nordamerika, Asien und Europa. Der geografische Nordpol liegt nicht auf Festland, sondern inmitten des an dieser Stelle 4.087 Meter tiefen, ganzjährig zugefrorenen Arktischen Ozeans.
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Die arktische Region
Polaris, der Polarstern, liegt mit einer Abweichung von nur knapp 44 Bogenminuten nahezu über dem Nordpol und gehört zum Sternbild Ursa Minor (Kleiner Bär). Er ist von Sternen umgeben, die das Sternbild Ursa Major oder Großer Bär bilden. Die Bezeichnung Arktis leitet sich von dem altgriechischen Wort arktós für Bär ab. Arktikòs bedeutete Land unter dem Sternbild des Großen Bären. Während in der Südpolarregion das Meer einen eisbedeckten Kontinent umgibt, besteht das Nordpolargebiet aus einem großen von Land umschlossenen Meer.
Vor allem in der Hocharktis bedecken Schnee und Eis ganzjährig einen großen Teil der Land- und Meeresoberfläche, während in den südlicheren Arktisgebieten größere Oberflächenbereiche abtauen und deshalb lebensfreundlicher sind. Insgesamt ist die Arktis jedoch, ungeachtet zunehmender Klimaveränderungen, extremen Umweltbedingungen ausgesetzt.
Arktische Klimaveränderungen
Seit über einem halben Jahrhundert wird eine Abnahme der Meereseisfläche beobachtet und mit der allgemeinen Klimaerwärmung begründet. Die durchschnittliche jährliche Ausdehnung des Meereises dürfte sich je nach Modellrechnung bis 2100 um etwa 10–50 Prozent reduzieren. Laut neuerer Forschungen könnte die ganze Arktis in den Sommermonaten möglicherweise bereits zwischen 2040 und 2080 gänzlich eisfrei sein. Da das Reflexionsvermögen (Albedo) der Meeresoberfläche durch das Verringern der Meereseisfläche insgesamt kleiner wird, führt dies zu vermehrten klimatischen Änderungen und verstärkter globaler Erwärmung.
Nördlicher Polarkreis
Der auf 66° 33' nördlicher Breite gelegene Polarkreis ist einer der fünf speziellen Breitenkreise, welche die Erde in Zonen einteilen. Vom Polarkreis an nordwärts geht die Sonne zur Sommersonnenwende für mindestens 24 Stunden nicht unter, sondern bleibt oberhalb des Horizonts sichtbar. Dementsprechend bezeichnet man die Arktis auch als Land der Mitternachtssonne. Umgekehrt geht dort die Sonne zur Wintersonnenwende für mindestens 24 Stunden auch nicht auf und bleibt für den Betrachter unsichtbar unterhalb des Horizonts verschwunden.
Leben in der Arktis
Bevölkerung
In der Arktis leben gegenwärtig insgesamt etwa eine Million Menschen. Zu den Polarvölkern zählen eskimoische Bevölkerungsgruppen (ca. 150.000), Nenzen (ca. 40.000), Jakuten (ca. 330.000), Samen (ca. 70.000), und Ewenken (ca. 35.000). Außerdem leben in der Arktis zahlreiche Skandinavier, Russen und Nordamerikaner.
Zum Schutz der Umwelt und der Ureinwohner in der Arktis wurde 1996 der Arktische Rat gegründet.
Fauna
Wichtigste Säugetierarten der Arktis
In den arktischen Regionen ist nur eine beschränkte Zahl von Säugerarten heimisch:
- Eisbären
- Lemminge
- Moschusochsen
- Polarfuchs
- Polarhase
- Polarwolf
- Rentiere
- Robben, vor allem Ringel- und Bartrobben, Seehunde, Walrosse
- Vielfraße
- Wale, vor allem Grönlandwale, Weißwale und Narwale
- Ziesel (Erdhörnchen)
Wichtigste Fischarten der Arktis
Auch an Fischarten ist die Arktis nicht reich:
- Arktische Äsche
- Neunstachliger Stichling
- Polardorsch
- Seeforelle
- Seehase (Lump)
- Seesaibling
- Weißlachs
Ausgewählte arktische Vogelarten
Anders als bei Land- und Seetieren weist die Arktis einen großen Reichtum an Vogelarten auf, wozu nicht zuletzt beiträgt, dass hierher viele Zugvögel kommen und brüten:
- Dickschnabellumme
- Enten, u. a. Eiderente, Eisente, Prachteiderente
- Eissturmvogel
- Falken (Gerfalke, Wanderfalke)
- Gänse, u. a. Kanadagans, Ringelgans, Schneegans
- Gänsesäger
- Regenpfeifer, u. a. Goldregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer
- Große Raubmöwe (Skua)
- Gryllteiste (Schwarzlumme)
- Kanadakranich
- Kolkrabe
- Krabbentaucher
- Küstenseeschwalbe
- Möwen, u. a. Bonapartemöwe, Dreizehenmöwe, Eismöwe, Elfenbeinmöwe, Rosenmöwe, Schwalbenmöwe, Silbermöwe, Thayermöwe
- Raubmöwen (Falkenraubmöwe, Schmarotzerraubmöwe)
- Raufußbussard
- Schneeammer
- Schnee-Eule
- Schneehuhn (Alpen- und Moorschneehuhn)
- Spornammer
- Steinadler
- Steinwälzer
- Strandläufer
- Taucherarten, u. a. Eistaucher, Gelbschnabel-Eistaucher, Prachttaucher, Seetaucher, Sterntaucher
- Tundraschwan
Arktische Insekten- und Spinnenarten
Die Zahl der in arktischen Regionen vorkommenden Insektenarten wird auf rund 1.000 geschätzt. Eine besondere Bedeutung kommt dabei blutsaugenden Stech- und Kriebelmücken, aber auch Hummeln und Schmetterlingen zu. Außerdem tritt in den Tundren eine größere Zahl von Spinnenarten auf.
Flora
In den arktischen Regionen wachsende Pflanzen sind überwiegend mit in den Alpenregionen vorkommenden Arten verwandt, doch wird ihr Lebenszyklus durch die deutlich extremeren Umweltbedingungen von Tundren und Eiswüsten geprägt. Arktische Umweltfaktoren sind starke Temperaturunterscheide, Permafrost, extrem wechselnde Sonneneinstrahlung und heftige Winterstürme, welche die Vegetation durch Abrieb beeinflussen.
Die Arktis in der Urzeit
Aus Fossilienfunden mumifizierter Wälder geht hervor, dass in der Arktis vor 40-50 Millionen Jahren subtropische Temperaturen herrschten und hier riesige Mammutbäume wuchsen. Auch das Nordpolarmeer hatte zu dieser Zeit subtropische Wassertemperaturen. In Bohrkernen wurden Reste von Süßwasserpflanzen entdeckt, die unter anderem in Reiskulturen vorkommen. Deshalb wird vermutet, dass die gesamte Arktis vor mehr als 40 Millionen Jahren ein gigantischer abgeschlossener Süßwassersee gewesen sein könnte.
Andere Funde zeugen von heftigen biologischen Umwälzungen und vom plötzlichen Aussterben vieler Organismen in der Folgezeit.
Literatur
- Wolf Dieter Blümel: Physische Geographie der Polargebiete., B. G. Teubner, Stuttgart 1999, ISBN 3-519-03438-7
- Brando Quilici: Arktis., vgs, Köln 2001 (2. Aufl.), ISBN 3-8025-2829-8
Siehe auch
Portal: Arktis – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Arktis |