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Böhlitz-Ehrenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Böhlitz-Ehrenberg ist ein Ortsteil des Stadtbezirkes Altwest von Leipzig. Am 31. Dezember 1997 lebten 8429 Einwohner auf einer Fläche von 8,7 km². Der Ortsteil umfasst die beiden Gemarkungen Böhlitz-Ehrenberg (mit den Ortslagen Böhlitz, Ehrenberg und Barneck) und Gundorf (mit dem alten Ortskern von Gundorf). Er entstand zum 1. Januar 1999 durch Eingemeindung der bisherigen Gemeinde Böhlitz-Ehrenberg in die Stadt Leipzig in Folge des Stadt-Umland-Gesetzes.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lage

Böhlitz-Ehrenberg liegt am westlichen Stadtrand von Leipzig und dehnt sich in Nord-Süd-Richtung etwa zwischen der Merseburger Straße (B 181) und dem nördlichen Auenwald aus. Im Westen und Süden schließen sich die Leipziger Ortsteile Burghausen und Rückmarsdorf an, stadteinwärts Leutzsch.

[Bearbeiten] Geschichte

Die früheste bekannte Erwähnung des Dorfes "Beliz" findet sich in einer Urkunde des Peter-Paul-Klosters zu Merseburg aus dem Jahre 1091. Diese Urkunde verlieh dem Abt des Klosters die Rechte über "Beliz", "Gunthorp" und "Zscherneddel". Die Ortsnamen von Böhlitz selbst sowie den Orten der näheren Umgebung, z. B. Leutzsch, Lützschena oder Barneck weisen auf eine slawische Besiedlung hin. Ehrenberg hingegen ist wohl eine Gründung deutscher Siedler, die oft in der Nähe bestehender slawischer Siedlungen rodeten und eigene Orte gründeten. Böhlitz und Ehrenberg gehörten zum im 10. Jahrhundert gegründeten Amt Schkeuditz.

1269 wurde die Vogtei (s. Punkt 1 unter Vogtei) über "Guntdorf", "Belic", "Irrenberg" und andere Orte vom Markgrafen Heinrich III. von Meißen dem Merseburger Bischof Friedrich überlassen. Während des Schmalkaldischen Krieges brannten im Jahre 1547 Truppen des ernestinischen Kurfürsten Johann Friedrich Böhlitz nieder. Das Peter-Paul-Kloster von Merseburg fiel schließlich im Jahre 1562 an den Kurfürsten August von Sachsen. 1631 wurde Böhlitz im Zuge des Dreißigjährigen Krieges von Truppen Tillys erneut eingeäschert.

Die Vereinigung der beiden Orte zur Gemeinde Böhlitz-Ehrenberg wurde im Januar 1839 beschlossen. Am 22. April 1839 wurde in der Böhlitzer Schenkwirtschaft der erste Gemeinderat gewählt. Außerdem wurde der Name "Böhlitz-Ehrenberg" festgelegt, und das Gemeindesiegel bestimmt.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts behielt der Ort seinen ländlichen Charakter. Einzig das Sägewerk von Franz Schlobach sowie eine 1877 gegründete Dampfziegelei waren Vorboten späterer Entwicklungen. Mit dem Bau der Thüringer Eisenbahn wurde dann der Industrialisierung Vorschub geleistet. Vorreiter war Carl Hinné, der 1900 ein Areal erwarb und eine Schleifscheibenfabrik gründete. Es folgten 1903 die Eröffnung einer Armaturen- und Metallwarenfabrik durch Otto Schaaf sowie 1908 die Firma Koch & Schilling, die Schuhteile fertigte. 1906 war bereits der Umzug der fünf Jahre zuvor in Plagwitz gegründeten Reform Motoren-Fabrik nach Böhlitz-Ehrenberg abgeschlossen, aus der 1948 der VEB Dieselmotorenwerk Leipzig wurde. 1910/11 wurde in der heutigen Ludwig-Hupfeld-Straße die Pianofortefabrik errichtet, in der die Ludwig Hupfeld AG Klaviere und Klavier-Abspielapparate baute. Während des 2. Weltkrieges wurden hier Flugzeugkomponenten gefertigt. Nach Kriegsende enteignet, hieß das Werk VEB Leipziger Pianofortefabrik, später Deutsche Pianounion Leipzig.

1890 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet, die heute ihren Sitz neben dem Wasserturm hat.

Durch den hohen Personalbedarf der neu entstehenden Betriebe entwickelte sich eine rege Bautätigkeit. Durch die Beschränkung der Gebäudehöhe auf zwei Etagen (zu denen noch der mitunter auch mit Wohnungen versehene Dachstuhl kam) wurde das Entstehen düsterer "Mietskasernen" unterbunden. Der Böhlitz und Ehrenberg trennende Bach namens Biela wurde verrohrt. In den 1930er Jahren entstand im Süden Böhlitz-Ehrenbergs die sogenannte "Randsiedlung", an deren nach verschiedenen Vogelarten benannten Wegen Doppelhäuser gebaut wurden.

Einen Straßenbahnanschluss erhielt Böhlitz-Ehrenberg im Mai 1907, nachdem Grundbesitzer über 60000 RM für den Bau einer Linie gespendet hatten. Die Wagen waren damals mit Schildern in verschiedenen Formen gekennzeichnet. Die über Böhlitz-Ehrenberg nach Gundorf führende Linie trug ein mit der Spitze nach oben zeigendes Dreieck, was der Bahn den Spitznamen "Meierkelle" einbrachte.

1934 erfolgte die Eingemeindung der Nachbargemeinde Gundorf, die fortan offiziell Böhlitz-Ehrenberg-West hieß. Damit hatte sich das Gebiet Böhlitz-Ehrenbergs bis an die sächsisch-preußische Grenze ausgedehnt.

Böhlitz-Ehrenberg hat einen Gemeindesaal der evangelischen Kirche sowie eine katholische Kirche. Der Bau einer evangelischen Kirche war in den 1920er Jahren geplant worden, kam aber nicht zu Stande. Inzwischen ist das damals dafür vorgesehene Areal neben dem 1927 eingeweihten Gemeindehaus am Johannes-Weyrauch-Platz anderweitig bebaut. Die katholische Kirche in der Pestalozzistraße wurde 1953 errichtet.

In den 1990er Jahren mussten viele der ansässigen Betriebe schließen, so 1998 das Dieselmotorenwerk. Ehemals zu Industriebetrieben gehörende Areale wurden zu Eigenheimsiedlungen (ehem. Holzveredlungswerk zwischen Kastanienallee und Schönauer Landstraße) oder wurden zur Schaffung von Einkaufsmöglichkeiten genutzt (so am Lessingplatz). Von 1993 an wurde auf ehemaligen Feldern ein neues Ortszentrum mit Wohngebäuden, Geschäften und einem Neubau für die Verwaltung errichtet.

Mit der Eingemeindung nach Leipzig endete die Eigenständigkeit von Böhlitz-Ehrenberg am 1. Januar 1999.

[Bearbeiten] Bauwerke

[Bearbeiten] Kirche Gundorf

Die Kirche in Gundorf wurde wohl bereits im 12. Jahrhundert aus Bruchsteinen und Mörtel erbaut. Die Kanzel stammt aus dem Jahre 1626, das Taufbecken von 1720. Die Emporen wurden erst bei einer Renovierung 1902 eingebaut. Die Glocken der Kirche, deren älteste 1450 gegossen worden war, mussten während des 2. Weltkrieges abgeliefert werden. Drei neue Glocken wurden 1959 geweiht.

[Bearbeiten] Schloss Gundorf

Das Herrenhaus wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet, der kleine Turm ist ein Anbau aus dem frühen 20. Jahrhundert. Der anschließende Park wurde von Peter Joseph Lenné gestaltet. Heute befindet sich ein Reiterhof auf der Anlage, und das Gebäude selbst wurde renoviert.

[Bearbeiten] Schule

Im Jahre 1903 erfolgte der Bau eines neuen Schulgebäudes, nachdem das bisherige, später als Gemeindeamt genutzte Gebäude trotz mehrfacher Anbauten die wachsenden Schülerzahlen nicht mehr fassen konnte. Im Oktober 1903 wurde die neue Schule geweiht, und bereits 1912 wurde der Bau eines zusätzlichen Gebäudeflügels beschlossen. Dieser konnte im April 1914 eröffnet werden. Die ursprünglich in der zweiten Etage vorhandene Aula wurde später zu zwei Klassenzimmern umgebaut.

Wasserturm
Wasserturm

[Bearbeiten] Wasserturm

Die zunehmende Bevölkerung machte Anfang des 20. Jahrhunderts eine zentrale Wasserversorgung notwendig, im Rahmen derer in den Jahren 1911/12 der Wasserturm errichtet wurde. Mit seiner Höhe von heute 57 m ist er das weithin sichtbare Wahrzeichen Böhlitz-Ehrenbergs. Die Uhr des Turmes mit drei Zifferblättern wurde von Carl Hinné gespendet. Der Hochbehälter fasst bis zu 500 m³ Wasser und dient nach dem Anschluss der örtlichen Wasserversorgung an eine Hauptwasserleitung als Ausgleich für Verbrauchsspitzen sowie der Erhaltung eines gleichmäßigen Wasserdruckes. Die ursprünglich höhere Turmspitze fiel einer kurzzeitigen Beschießung des Turmes durch amerikanische Truppen gegen Ende des 2. Weltkrieges zum Opfer. Spuren der Beschießung waren bis zum Beginn der derzeit laufenden Sanierung auch an den Außenmauern zu erkennen. Die neue Spitze hat eine geringere Höhe als die ursprüngliche. Die Außensanierung des Turmes soll Ende 2006 abgeschlossen sein. Die Turmspitze wurde Ende Oktober 2006 neu aufgesetzt. Ende Dezember 2006 wurde die Sanierung der Außenfassade des Wasserturmes abgeschlossen.[1]

[Bearbeiten] Waldbad

In den Jahren 1937/38 wurde im Norden Böhlitz-Ehrenbergs am Rande des Auenwaldes das Waldbad errichtet, das bald rege besucht wurde. 1959 wurde es wegen durch den hohen Grundwasserspiegel verursachter Schäden geschlossen und von 1963 bis 1966 saniert. Gegen Ende der 1980er Jahre traten erneut Risse in den Becken auf, und es hätte einer erneuten Sanierung bedurft, deren Finanzierung jedoch nicht gewährleistet war. 1990 wurde das Bad geschlossen und 1992/93 abgetragen sowie die Becken verfüllt. Ein Neubau-Projekt am gleichen Standort wurde nicht verwirklicht. Das Gelände ist heute eine Rasenfläche und teilweise mit Bäumen bepflanzt.

[Bearbeiten] Verkehr

Bis zur Stilllegung der Eisenbahnstrecke Leipzig-Merseburg verfügte Böhlitz-Ehrenberg über einen Haltepunkt. Dieser lag unmittelbar an der Grenze zu Burghausen. Zur Zeit ist Böhlitz-Ehrenberg mit der Bahn nur über den Bahnhof Leipzig-Leutzsch und den Haltepunkt Rückmarsdorf (an der Bahnstrecke Leipzig–Großkorbetha) zu erreichen. Alle drei Stationen befinden bzw. befanden sich jedoch an der Peripherie des Ortsteiles.

Für den Bahnreisenden ist das Ortszentrum günstig vom Leipziger Hauptbahnhof mit der Straßenbahnlinie 7 zu erreichen, die in den Hauptverkehrszeiten einen 10-Minuten-Takt bietet. Die Fahrzeit vom Hauptbahnhof bis zum Ortszentrum beträgt etwa 25 Minuten.

Für den Individualverkehr ist Böhlitz-Ehrenberg über die A 9, Ausfahrt Leipzig-West, und von dort die B 181 (Leipzig-Merseburg) zu erreichen.

[Bearbeiten] Sonstiges

Der Rollhockey-Klub RHC Aufbau Böhlitz-Ehrenberg e. V. hat seine Spielstätte am Ende der Ludwig-Jahn-Straße. Der Club war mehrmaliger DDR-Meister.

Die Partnerstadt von Böhlitz-Ehrenberg ist Buchen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Förderverein f. Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg: Die Straßen von Böhlitz-Ehrenberg. Böhlitz-Ehrenberg 2006
  • Gemeindeverwaltung Böhlitz-Ehrenberg: Informationen für den Bürger. Böhlitz-Ehrenberg 1996
  • Förderverein f. Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg: Die Industriegeschichte von Böhlitz-Ehrenberg. Böhlitz-Ehrenberg o. J. (2002)
  • 900 Jahre Böhlitz-Ehrenberg 1091-1991.


[Bearbeiten] Quellen

  1. Pressemitteilungen der Kommunalen Wasserwerke Leipzig vom 23.10.2006 und 20.12.2006

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 51° 21' 30" N, 12° 17' 35" O

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