Bahnhof Berlin-Friedenau
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Der Bahnhof Berlin-Friedenau ist ein an der Wannseebahn gelegener oberirdischer Bahnhof mit einem Bahnsteig und zwei Gleisen. Er wurde 1891 in seiner jetzigen Form eröffnet und besitzt einen Zugang im so genannten „Gewächshausstil“ . Bereits 1874 wurde an dieser Stelle ein erster Bahnhof eingerichtet.
Der Zugang zum Bahnsteig ist nur von der südwestlichen Seite über die Baumeister- /Bahnhofstraße bzw. über den Dürerplatz möglich. Ein nordöstlicher Ausgang in Richtung Rubensstraße würde das Umsteigen zur Buslinie 187 erleichtern, konnte aber bislang nicht realisiert werden. Im Rahmen des Baus der Stadtautobahn A 103 (Westtangente) östlich der Wannseebahn wurden ältere Gleisanlagen, Lagerflächen und Kleingebäude geräumt. Der Ausgang vom S-Bahnhof Friedenau zum Dürerplatz wird seitdem unter der Stadtautobahn hindurchgeführt.
Inzwischen besitzt der Bahnhof Friedenau auch einen Personenaufzug, dieser führt vom Bahnsteig zum Bahnsteigtunnel. Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste können hier in Richtung Dürerplatz aussteigen. In Richtung Bahnhof- /Sponholz- /Baumeisterstraße gibt es keinen Aufzug.
Der Bahnhof Friedenau liegt im engeren Sinn nicht im gleichnamigen Ortsteil Friedenau, sondern in Schöneberg. Vom hinteren (nordöstlichen) Ende des Bahnsteigs sieht man auf der linken Seite den trutzigen patinaüberzogenen Atelierturm des in den 1920er Jahren dort wirkenden Künstlers Hans Baluschek, der die sehenswerte denkmalgeschützte Wohnanlage der Ceciliengärten nach Süden hin begrenzt.
Im bahnamtlichen Betriebsstellenverzeichnis wird Berlin-Friedenau als „BFRU“ geführt.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Stammbahn Berlin - Potsdam wurde bereits 1838 in Betrieb genommen; bis 1847 war die Strecke zweigleisig ausgebaut. Um die zwischen Berlin und Steglitz verkehrenden Lokalzüge der Potsdamer Bahn auch in der Nähe von Friedenau halten zu lassen, wurde hier am 1. November 1874 ein erster Bahnhof in Betrieb genommen. Hierfür stellte der Kaufmann und Grundbesitzer August Sponholz das dafür notwendige Land zur Verfügung. Damals gab es noch keine Unterführungen, Bahnsteigtunnel und hochgelegte Bahnsteige. Als Empfangsgebäude wurde ein Fachwerkhaus im damals häufiger verwendeten „Schweizerhausstil“ auf der Westseite an der Bahnhofsstraße errichtet.
Am 1. Oktober 1891 wurde dann parallel zur Stammbahn die Neue Wannseebahn eröffnet. Dies war ein eigenes Gleispaar für den Nahverkehr zwischen dem Potsdamer Bahnhof und Zehlendorf sowie zwischen Wannsee und Potsdam. Der Nahverkehr konnte somit unabhängig vom Fernverkehr betrieben werden, damit war eine dichtere Zugfolge möglich. Im Rahmen des viergleisigen Ausbaus der Stammbahn wurden die Straßenkreuzungen durch Unterführungen ersetzt (z.B. Rubensstraße, Bergstraße, Albrechtstraße, Hindenburgdamm, Drakestraße) sowie Bahnsteigtunnel angelegt. Außerdem wurden 1891 weitere Bahnhöfe angelegt (Lichterfelde West, Schlachtensee, Griebnitzsee).
Auch der Bahnhof Friedenau wurde 1891 umgestaltet, erhielt einen höheren überdachten Bahnsteig, den Bahnsteigtunnel und den „Gewächshauszugang“ von der Bahnhofsstraße. Das alte Empfangsgebäude verlor seine Funktion und wurde später an andere Nutzer vermietet.
Die Züge der Wannseebahn fuhren nur selten bis Potsdam, da die Verbindung über die Stadtbahn und die Wetzlarer Bahn schneller war und in Wannsee umgestiegen werden konnte. Zwischen 1900 und 1902 wurde ein elektrischer Probebetrieb auf der Strecke eingeführt. Parallel und nach dieser Zeit fuhren die Züge bis 1933 mit Dampf in den Bahnhof ein.
Ab dem 15. Mai 1933 konnte die Strecke auch im Regelverkehr der Berliner S-Bahn elektrisch befahren werden, so dass die Triebwagen der bereits zuvor beschafften Baureihe ET 165 (Wannseebahn) auf ihr eingesetzt werden konnten. In diesem Zusammenhang wurden auch gleichzeitig weitere Bahnhöfe (Schöneberg, Feuerbachstraße, Sundgauer Straße) errichtet.
Nachdem 1939 der Nord-Süd-Tunnel in voller Länge fertig gestellt war, konnte man mit der S-Bahn erstmals von Wannsee über Friedenau und die Berliner Stadtmitte bis Oranienburg fahren. In den letzten Kriegstagen 1945 wurde der Nord-Süd-Tunnel durch Sprengungen unter dem Landwehrkanal und unter der Spree geflutet. Bis zur vollständigen Wiederherstellung der Tunnelstrecke mussten die Züge der Wannseebahn zunächst bis zum Sommer 1946 wieder im oberirdischen Potsdamer Bahnhof, dann im unterirdischen Anhalter Bahnhof wenden. Erst ab November 1947 konnten sie wieder bis Oranienburg durchfahren. Diese Verbindung musste allerdings infolge des Mauerbaus 1961 bis Frohnau erneut gekürzt werden. An den Tunnelbahnhöfen mit Ausnahme des Bahnhofs Friedrichstraße, der als Grenzübergang den Zugang nach Ost-Berlin ermöglichte, fuhren die Züge ab dem August 1961 ohne Halt durch.
Nach einem Streik der West-Berliner Beschäftigten der Reichsbahn 1980 wurde die Wannseebahn für den Fahrgastverkehr stillgelegt. Es fanden lediglich Betriebsfahrten zwischen dem Betriebswerk Wannsee und dem Anhalter Bahnhof statt, um die Züge der verbliebenen Nord-Süd-Strecken Heiligensee ↔ Lichtenrade/Lichterfelde Süd austauschen zu können.
Erst nach der Übernahme der West-Berliner S-Bahn durch den Berliner Senat am 9. Januar 1984 konnte die Strecke nach intensiven Sanierungsarbeiten an den Bahnhöfen am 1. Februar 1985 wiedereröffnet werden. Zu dieser Zeit erwachte auch der Bahnhof Friedenau aus seinem Dornröschenschlaf. Der genannte Eröffnungstermin war nur zu halten, weil im Winter 1984/85 trotz Frosttemperaturen durchgearbeitet wurde; einige Arbeiten mussten später wiederholt werden. Eine Verschiebung der Eröffnung kam jedoch angesichts der Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am 10. März 1985 nicht in Frage, da die S-Bahn-Reaktivierung in der Öffentlichkeit auf großes Interesse stieß und zum Wahlkampfthema avancierte.
Aktuell halten am Bahnhof Friedenau die Züge der S-Bahnlinie 1, die zwischen Oranienburg und Wannsee verkehren. Während der Bauarbeiten auf der Stadtbahn in den letzten Jahren war die S1 für einige Zeit bis Potsdam verlängert.
Das Umfeld des Bahnhofs am Zugang der Bahnhofstraße hat sich in den letzten Jahren positiv verändert. An der schräg gegenüber liegenden Ecke Sponholz- /Baumeisterstraße befindet sich eine bereits seit längerer Zeit beliebte Eckkneipe mit Biergarten. Direkt neben dem Zugang entstand ein kleines Café (mit Biergarten an der Bahntrasse und Straßencafe auf dem Vorplatz). Das alte Bahnhofsgebäude von 1874 neben den Gleisen konnte saniert werden und wird seit 2004 für Ausstellungen und Konzerte genutzt. An der anderen Zugangsseite auf dem Dürerplatz findet regelmäßig ein Wochenmarkt statt, wenngleich dieser Platz gestalterisch etwas aufgewertet werden könnte.
[Bearbeiten] Siehe auch
Koordinaten: 52° 28′ 12" N, 13° 20′ 26" O