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Baienfurt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Baienfurt
Baienfurt
Deutschlandkarte, Position von Baienfurt hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Ravensburg
Gemeindeverwal-
tungsverband
:
Mittleres Schussental
Koordinaten: Koordinaten: 47° 50′ N, 9° 39′ O47° 50′ N, 9° 39′ O
Höhe: 459 m ü. NN
Fläche: 16,02 km²
Einwohner: 7198 (1. Jan. 2007)
Bevölkerungsdichte: 449 Einwohner je km²
Postleitzahl: 88255 (alt: 7982)
Vorwahl: 0751
Kfz-Kennzeichen: RV
Gemeindeschlüssel: 08 4 36 011
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Marktplatz 1
88255 Baienfurt
Webpräsenz:
Bürgermeister: Robert Wiedemann

Baienfurt ist eine Gemeinde in Oberschwaben am Rande des Schussentals. Sie ist Teil des geschlossenen Siedlungsgebiets im mittleren Schussental, das sich von Eschach im Ravensburger Süden über die Städte Ravensburg und Weingarten bis nach Baienfurt und Baindt im Norden erstreckt. Die Gemeinde gehört zum Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Schussental.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Durch Bodenfunde sind keltische Siedlungsspuren im Gemeindegebiet belegt. Aus der Hallstattepoche gibt es einen Grabhügel. Auf dem Gebiet der heutigen Teilorte Rain und Kickach gab es römische Landgüter.

Die Siedlung Baienfurt ist wahrscheinlich im 9. Jahrhundert entstanden. Der Name Baienfurt, in frühen Dokumenten auch Baier, Beierfurt oder Paigerfurt geschrieben, geht auf eine Furt durch die Wolfegger Ach zurück. Baien wird von baie, beige (= Öffnung) abgeleitet, andere Quellen nennen eine Herkunft von Bai (= Riedgras).

Wahrscheinlich vor 1090 unter Welf IV. erhielten die Herren von Waldburg den Ort als Lehen. 1143 wird der Ort Binningen erstmals als Eigentum des Klosters Weingarten urkundlich genannt, Kickach wird 1148 erstmals urkundlich erwähnt. 1278 wurde eine Blasiuskapelle in Briach errichtet. 1525 waren Baienfurt und seine Umgebung ein Schauplatz des Deutschen Bauernkriegs. Die Truchsessen von Waldburg hatten die Herrschaft bis 1587 inne, als sie die Landeshoheit in einem Vergleich der vorderösterreichischen Landvogtei Schwaben mit Sitz im benachbarten Altdorf (heute Weingarten) übertrugen. Baienfurt wurde Kameralort der Landvogtei, Grundbesitz hatten neben der Landvogtei aber auch die Klöster Weingarten und Baindt. 1806 wurde Baienfurt mit der Landvogtei Schwaben Teil des Königreichs Württemberg (Oberamt Ravensburg, Amt Um-Altdorf).

1826 wurde der Ort zusammen mit anderen Teilen des ehemaligen Amtes Um-Altdorf und der Siedlung um das Kloster Baindt zur Gemeinde Baindt vereinigt, deren Schultheissensitz Baienfurt war. Schon 22 Jahre später hatten die stetigen Bemühungen der Baienfurter um Selbständigkeit jedoch Erfolg, als die Gemeinde am 20. September 1848 zur selbständigen Schultheißerei ernannt wurde.

Mit der Entstehung einer Papierfabrik ab 1870 wurde das bis dahin bäuerlich geprägte Dorf Industriestandort und wuchs seither stetig.

1970-1977 wurde ein modernes Ortszentrum mit Rathaus, Gemeindehalle, Marktplatz und Hallenschwimmbad errichtet. Eine zunächst vorgesehene Fusionierung der Gemeinde mit Ravensburg, Weingarten und Baindt im Zuge der Gemeindereform 1975 kam wegen mangelnder Zustimmung der Bevölkerung im Schussental nicht zustande.

[Bearbeiten] Bevölkerungsentwicklung

  • 1849: 800 Einwohner
  • 1999: 7200 Einwohner
  • 2004: 7247 Einwohner
  • 2005: 7293 Einwohner
  • 2007: 7198 Einwohner

[Bearbeiten] Wappen

Wappenbeschreibung: In Grün eine goldene (gelbe) Weberkardel.

Von 1850 bis ca. 1918 wurden in Baienfurt Kardeln (Weberdisteln) angebaut. Kardeln dienten zum Aufrauhen von Leinentuchen und wurden bei einem eigenen Kardelnmarkt in Baienfurt verkauft, der durch das Aushängen von blau-weißen Fahnen angekündigt wurde. Der Kardel wurde im Juli 2000 auf dem Platz vor der evangelischen Kirche ein bronzenes Denkmal gesetzt.

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Kunst, Musik, Theater

  • Im denkmalgeschützten Speidlerhaus von 1673 veranstaltet der Kulturverein Manufaktur seit 1997 Konzerte, Theateraufführungen, Kleinkunstveranstaltungen und Ausstellungen.

[Bearbeiten] Bauwerke

  • Kirche St. Mariä Himmelfahrt (Marienkirche). Die katholische Pfarrkirche wurde 1925-1927 von Otto Linder erbaut. Der Eisenbetonbau mit charkateristischem Parabelgewölbe ist nicht zuletzt durch die gut erhaltene, von dunkelblauen Tönen geprägte stimmungsvolle Ausmalung von Alois Schwenk ein einzigartiges Beispiel der Kirchenbaukunst des Expressionismus der 1920er Jahre. Der Turm wurde erst 1953 vollendet.

[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen

  • Die Begeisterung der Baienfurter für die schwäbisch-alemannische Fasnet seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist wohl von den nahen Fasnetshochburgen Bad Waldsee und Weingarten beeinflusst. Am Fasnetssamstag findet in Baienfurt ein Narrensprung statt. Die Blumen- und Vogelmasken der 1936 begründeten Baienfurter Narrenzunft „Henkerhaus“ wurden nach dem Zweiten Weltkrieg neu geschaffen. Zum 60jährigen Zunftjubiläum 1996 entstand mit dem "Kardelhannes" eine weitere geschichtsbezogene Fasnetfigur. Seit 2004 ist sie Mitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Die Zunft wurde nach dem historischen Henkerhaus der Reichsabtei Weingarten benannt. Als die Landvogtei Schwaben die Hohe Gerichtsbarkeit über Baienfurt im späten 17. Jahrhundert gegen ein Darlehen für zwanzig Jahre an den Weingartener Abt verpfändete, erbaute dieser einen Galgen und ein großzügiges Wohnhaus für den Henker. Schon 1705 zog der Henker wieder in die Siedlung Altdorf unterhalb des Klosters Weingarten, und in das Henkerhaus zogen Klosterknechte ein - daher heißt der Standort heute noch "Knechtehaus". Das Haus selbst fiel 1972 einem Brand zum Opfer.
  • Der Weingartener Blutritt am Tag nach Christi Himmelfahrt, eine Reiterprozession mit knapp 3000 Pferden, führt auch durch Baienfurt.
  • Marktplatzfest, jährlich im Juli

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

Neben wenigen landwirtschaftliche Betrieben (mit Dauergrünland, Ackerland und Obstbau) und Forstwirtschaft (etwa 20% der Gemeindefläche sind Waldgebiet) ist der Ort weitgehend von Industrie, Handwerk und Handel geprägt. Schon im 13. Jahrhundert wurden an der Wolfegger Aach drei Mühlen betrieben. Im 19. Jahrhundert war der Fluss Grundlage für die Entstehung einer Papierfabrik (1870-1873), die heute zur finnisch-schwedischen Stora Enso-Gruppe gehört. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden außerdem eine Zigarrenfabrik und eine Eisen- und Metallgießerei.

[Bearbeiten] Verkehr

[Bearbeiten] Bildung

  • Grund- und Hauptschule Aachtalschule
  • Förderschule Wilhelm-Hoffmann-Schule (benannt nach einem Wegbereiter der Sonderschulpädagogik in Baden-Württemberg)
  • Außenstelle Baienfurt der Volkshochschule Ravensburg-Weingarten

[Bearbeiten] Literatur

  • Baienfurt St. Maria. Kunstführer Nr. 1427. Schnell und Steiner, München 1983
  • Baienfurt. Bilder aus vergangenen Tagen. Geiger, Horb 1986 ISBN 3-924932-84-0
  • Baienfurt. Im Wandel der Zeit. Geiger, Horb 1989 ISBN 3-89264-336-9
  • Siegfried Diercks: Hinterlassene Spuren. Begegnung mit tausend Jahren Baienfurter Geschichte. 900 Jahre Köpfingen. Festschrift zum Jubiläum. Gemeinde Baienfurt, Baienfurt 1994
  • Johann Daniel Georg von Memminger: Gemeinde Baindt. In: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836 (Volltext bei Wikisource)

[Bearbeiten] Weblinks

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