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Berlin-Lichtenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Lichtenberg
Ortsteil von Berlin

Lage von Lichtenberg im Bezirk Lichtenberg
Koordinaten Koordinaten: 52° 31′ 16″ N, 13° 29′ 48″ O52° 31′ 16″ N, 13° 29′ 48″ O
Einwohner 31.624 (31. Dez. 2005)
Postleitzahlen 10365, 10367
Ortsteilummer 1103
Verwaltungsbezirk Lichtenberg
Quelle: statistik-berlin.de

Lichtenberg ist ein Ortsteil im gleichnamigen Bezirk Lichtenberg von Berlin. Zur Abgrenzung spricht man auch von Alt-Lichtenberg.

Der heutige Ortsteil geht zurück auf das im 13. Jahrhundert im Barnim gegründete Dorf Lichtenberg. Dieses Dorf blieb über viele Jahrhunderte eine kleine, landwirtschaftlich geprägte Siedlung mit wenigen hundert Einwohnern im Osten der Stadt Berlin. Erst Ende des 19. Jahrhunderts stieg durch die Industrialisierung die Einwohnerzahl Lichtenbergs um ein Vielfaches, so dass der Ortschaft 1907 das Stadtrecht verliehen wurde. Durch die Gründung von Groß-Berlin im Jahre 1920 wurde die Stadt Lichtenberg jedoch nach Berlin eingemeindet und bildet seitdem den namensgebenden Ortsteil für den Berliner Bezirk Lichtenberg.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lage

Der Ortsteil Lichtenberg liegt etwa in der Mitte des Verwaltungsbezirks Lichtenberg. Im Norden wird er von der Storkower Straße, Vulkanstraße und Landsberger Allee und im Osten von der Rhinstraße begrenzt. Im Süden und Westen bildet der Verlauf der Berliner Ringbahn die Grenze des Ortsteils.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Ursprünge und Namensgebung

Das Angerdorf Lichtenberg entstand im Zuge der deutschen Kolonisation des Barnim um 1230. Es wird jedoch erst am 24. Mai 1288 urkundlich in einem Grenzvertrag erwähnt, in dem der Streit über die Grenze zwischen dem zu Berlin gehörenden Dorf Stralau und dem Dorf Rosenfelde beigelegt wird. Die Bezeichnung Lichtenberg wird von den großen Waldgebieten abgeleitet, die zu dieser Zeit den Barnim bedeckten. Der Name deutet darauf hin, dass die Siedlung Lichtenberg in diesen Wäldern wahrscheinlich auf einer erhöht gelegenen, hellen Lichtung entstand.

[Bearbeiten] Das Dorf Lichtenberg

Die alte Dorfkirche am Loeperplatz
Die alte Dorfkirche am Loeperplatz

Im 13. Jahrhundert wurde die Lichtenberger Dorfkirche am heutigen Loeperplatz errichtet. Dieser alte Dorfkern bildet noch heute das historische Zentrum des Bezirkes. 1364 befand sich Lichtenberg überwiegend im Besitz der Familie von Rüthenick, deren Vorfahren vermutlich an der Gründung des Dorfes beteiligt waren. 1375 war Alt-Lichtenberg 62 Hufen groß (etwa 1000 Hektar) und besaß einen Krug (Wirtshaus).

1391 wurde Lichtenberg wie andere Dörfer im Umkreis von der Stadt Berlin gekauft und wurde Kämmereidorf. Die Berliner Ratskämmerei verfügte dadurch über Ober- und Untergerichtsbarkeit in Lichtenberg und betrieb im Ort ein Vorwerk (Gutswirtschaft).

1527 besaß Lichtenberg 60 Hufen. Um 1620 wurde eine Schmiede errichtet. Die Bevölkerung wuchs in den ersten Jahrhunderten kaum. 1624 werden 219 Bewohner gezählt.

Der Dreißigjährige Krieg (16181648) traf das Dorf hart: Das Vorwerk wurde während des Krieges vollständig ruiniert und konnte erst nach dem Wiederaufbau 1688 wieder verpachtet werden. Ein 1652 verfasster Bericht des Landreiters Ulrich Gärtner an den Großen Kurfürsten spricht von nur noch 9 Hüfnern und 9 Kossäten in Lichtenberg gegenüber 17 Hüfnern und 13 Kossäten im Jahr 1624. Erst 1696 erhöhte sich die Zahl der Vollbauernhöfe wieder auf 12, 1705 auf 13 und schließlich ab 1744 bis in das 19. Jahrhundert auf 14. Mit den zusätzlichen 11 Kossätenstellen war Lichtenberg im Vergleich zu anderen Dörfern dieser Zeit relativ groß. Um 1750 wurde in Lichtenberg eine Windmühle angelegt, 1771 folgte die Gründung der Colonie Friedrichsberg in der Lichtenberger Gemarkung. Im Jahr 1777 wurde neben der Kirche auf dem Dorfanger eine Schule erbaut und mit einer geräumigen Stube [...] zum Seidenbau ausgestattet, um so einen finanziellen Zuschuss von der königlichen Regierung zu erlangen. 1778 und 1795 wurden im Ort zwei Brunnen bzw. Pumpen angelegt.

Die Beziehungen zu Berlin blieben bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts eher gering. Die Lichtenberger Untertanen entrichteten ihre Abgaben und Dienste an das Vorwerk im Ort. Dieses umfasste 1729 etwas mehr als 455 Morgen. Zum Gehöft gehörten

das Magistrats-Hauß, des Arrendators Wohnung, der Kuh-Stall, der Lämmer-Stall, die Scheune, 2 Hammel-Ställe, des Schäfers Wohnung, des Schäfers Stall und auf dem Hofe ein Wagen-Schauer und Schweine-Stall, ein brettern Tauben-Hauß, ein Brunnen auf dem Hofe und ein Brunnen auf der Straße. (nach Hans-Jürgen Rach, Die Dörfer in Berlin)

Im Jahr 1783 wurde das Gut aus der Feld- und Flurgemeinschaft mit dem Dorf abgetrennt und in Erbpacht gegeben, die Ländereien erfuhren eine Teilseparation. 1806 wurde das Gut teilweise und 1815 schließlich ganz vom Staatskanzler Karl August von Hardenberg gekauft.

Das Dorf Lichtenberg um 1800, von Süden betrachtet
Das Dorf Lichtenberg um 1800, von Süden betrachtet

1783 entstand der Lichtenberger Kietz auf einem schon 1571 als „Kietzer Lacken“ bezeichneten Flurstück durch den Bau von vier Doppelhäusern für acht Büdner an der heutigen Lückstraße.

Die Beziehungen zu Berlin intensivierten sich erst im späten 18. Jahrhundert, als mehrere wohlhabende Familien, Offiziere und hohe Beamte aus Berlin in Lichtenberg Landsitze und Villen errichteten. Unter diesen befand sich auch der Gouverneur von Berlin, General W. J. H. Graf von Möllendorff (17241816), der um 1780 seinen schlossartigen, wenn auch nur einstöckigen Landsitz baute. Dabei wurden nicht nur der große Saal und weitere Zimmer des „Möllendorffschen Schlößchens“ prächtig ausgemalt, sondern auch ein Park und ein Wirtschaftshof angelegt. Auf diese Weise wurde Lichtenberg zum zeitweisen Wohnort einiger wohlhabender Familien aus Berlin und durch seine neu entstandene Gastronomie zugleich ein beliebtes Ausflugsziel für die Berliner Bevölkerung.

Das eigentliche alte Dorf Lichtenberg blieb von diesen Veränderungen auch anfangs des 19. Jahrhunderts noch unberührt. Einer Zählung zufolge lebten im Jahr 1800 in Lichtenberg 326 Einwohner, davon 14 Bauern, 10 Kossäten, 5 Büdner und 17 Einlieger oder Mieter. Zu dieser Zeit waren die einzigen gewerblichen Betriebe in Lichtenberg Schmiede, Wirtshaus, Windmühle und Ziegelei. K. Gutzkow beschrieb 1852 in seinen Erinnerungen Aus der Knabenzeit das Dorf Lichtenberg um 1820/30 wie folgt:

Kleine niedrige Lehmhäuser mit dichten Strohdächern, eine düsterschattende Linde vor dem Tore, Räder, Deichseln, Latten den Eingang hemmend. Die Tracht war ländlich, kurze Jacke, lederne Hosem, bunte Nachtmützen; die Sprache plattdeutsch.

Tatsächlich herrschten in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Lichtenberg weitgehend agrarische, zumeist noch vom 18. Jahrhundert geprägte Verhältnisse. Auch das Gut bestand außer dem ziegelgedeckten, massiven Wohnhaus nur aus strohgedeckten Fachwerkhäusern. Diese wurden bei einer verheerenden Feuersbrunst am 10. September 1833 fast vollständig vernichtet. Weitere Brände vernichteten 1838, 1839 und 1840 insgesamt neun Gehöfte. Von den Lichtenberger Gebäuden aus dieser und aus früherer Zeit sind heute einzig die Grundmauern der Dorfkirche erhalten geblieben. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden massive Wohnhäuser und seit etwa 1860 auch steinerne Wirtschaftgebäude angelegt.

[Bearbeiten] Industrialisierung

Das neugotische Rathaus an der Möllendorffstraße, errichtet von 1896 bis 1898
Das neugotische Rathaus an der Möllendorffstraße, errichtet von 1896 bis 1898

Zwischen 1870 und 1925 siedelte sich immer mehr Industrie in Lichtenberg an, ab 1890 entstanden viele Fabriken zwischen der heutigen Herzbergstraße und der Josef-Orlopp-Straße. An der Landsberger Allee wurde von 1889 bis 1893 das Zwischenpumpwerk Allee für das Wasserwerk Friedrichshagen nach Entwürfen von Henry Gill errichtet. Das Werk wurde zwischen 1925 und 1928 erweitert und – wie viele andere Industrieanlagen in Lichtenberg auch – nach der Deutschen Wiedervereinigung 1991 geschlossen.

Am 11. November 1898 wurde nach zweijähriger Bauzeit das Rathaus Lichtenberg fertig gestellt. Das neugotische Backsteingebäude kostete 396 335 Mark und ist noch heute das Rathaus des Verwaltungsbezirks Lichtenberg.

[Bearbeiten] Stadtrecht

Die Gemeinde Lichtenberg mit ihren 67 978 Einwohnern erhielt am 15. November 1907 das Stadtrecht. Zum ersten Bürgermeister wurde Oskar Ziethen gewählt. Zwischen 1911 und 1914 entstand das Hubertus-Krankenhaus, 1932 bekam es den Namen „Oskar Ziethen“. Eine erhebliche Vergrößerung der Bevölkerung sowie einen starken Zuwachs an industriellen und gewerblichen Unternehmen erfuhr die Stadt Lichtenberg 1912 durch die Eingemeindung der Landgemeinde Boxhagen-Rummelsburg.

Durch die Gründung von Groß-Berlin wurde die Stadt Lichtenberg 1920 nach Berlin eingemeindet und ist seitdem der namengebende Ortsteil für den im gleichen Jahr gegründeten Berliner Bezirk Lichtenberg. Zum Zeitpunkt der Eingemeindung galt Lichtenberg als das mit Abstand am weitesten urbanisierte ehemalige Dorf des östlichen Berliner Umlands. Es brachte bei der Vergrößerung Berlins eine Grundfläche von mehr als 1000 Hektar und eine hochentwickelte städtische Struktur ein.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Aufgeführt sind die Einwohnerzahlen Lichtenbergs ab der ersten Nennung im Jahre 1624 bis zur Gründung von Groß-Berlin und der daraus resultierenden Eingemeindung Lichtenbergs nach Berlin 1920. In der Grafik gut zu erkennen ist das nur langsame Wachstum der Bevölkerung über Jahrhunderte und der plötzliche Anstieg der Einwohnerzahlen zwischen dem Beginn der Industrialisierung 1870 und der Eingemeindung 1920.

Bevölkerungsentwicklung
Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner-
zahlen
1624 219
1734 255
1772 211
1791 ¹ 397
1801 326
1817 336
1840 663
1858 907
1871 3 244
1875 12 379
1880 13 077
Jahr Einwohner-
zahlen
1885 16 358
1890 22 905
1895 30 314
1896 32 822
1897 35 150
1900 43 371
1905 55 391
1907 67 978
1910 ² 133 141
1920 144 662

¹ zusammen mit der Kolonie Friedrichsberg und dem Lichtenberger Kietz ² zusammen mit Boxhagen-Rummelsburg

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • E. Unger: Geschichte Lichtenbergs bis zur Erlangung der Stadtrechte. Berlin 1910
  • Hans-Jürgen Rach: Die Dörfer in Berlin. Ein Handbuch der ehemaligen Landgemeinden von Berlin. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1988, ISBN 3-345-00243-4

[Bearbeiten] Weblinks

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