Carl Gustav Wrangel
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Carl Gustav Wrangel, Graf von Salmis, er selbst schrieb sich zeit seines Lebens „Wrangell“, (* 13. Dezember 1613 auf Skokloster bei Uppsala; † 5. Juli 1676 auf seinem Gut Spyker, Rügen) war ein schwedischer Feldmarschall und Staatsmann.
Wrangel wurde als Sohn des Generalgouverneurs von Livland und Feldmarschalls Hermann Wrangel geboren. Er trat 1627 in Kriegsdienste und kämpfte in den Feldzügen Gustav II. Adolfs in Deutschland mit. Nach dem Tod des Königs (1632) diente er unter Bernhard von Sachsen-Weimar und Banér.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde er 1638 zum Generalmajor ernannt. Wrangel war von 1648 bis zu seinem Tod im Jahr 1676 Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern. Seit 1657 war er Reichsadmiral und im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg gegen das Kurfürstentum Brandenburg wurde er 1674 Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen. 1675 wurde sein Halbbruder Waldemar von Wrangel in der Schlacht von Fehrbellin vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Georg von Derfflinger geschlagen.
[Bearbeiten] Leben
Wrangel entstammte einer Familie, deren männliche Mitglieder traditionell die militärische Laufbahn einschlugen. Er war der Sohn des schwedischen Feldmarschalls und Generalgouverneurs von Livland Hermann Wrangell (1585–1643).
Erste offizielle Erwähnung erfuhr er ab 1637, als er im Heere seines Vaters als Obrist am Feldzug gegen den kaiserlichen Feldmarschall Gallas in Pommern teilnahm.
Nachdem sein Vater 1638 nach Schweden zurückberufen wurde, kämpfte er in Deutschland unter dem schwedischen Feldherrn Johan Banér, einem der hervorragenden Feldherren des dreißigjährigen Krieges, der seine außerordentliche Begabung insbesondere in spektakulären Rückzugsgefechten nachwies. Banér galt als tapfer, herrschsüchtig, ehrgeizig, stolz, skrupellos und aufbrausend. In seiner näheren Umgebung herrschten raue Sitten; er war ein grober, hemmungsloser Rohling. Man kann davon ausgehen, dass Banér Wrangel in seinem Verhalten geprägt hat.
Nach Banérs Tod übernahm Wrangel (mit zwei weiteren Feldherren) als Generalmajor zeitweilig den Heeresbefehl über die schwedischen Truppen, solange der neue Oberbefehlshaber, Torstenson, sich noch in Schweden aufhielt. Unter Wrangels Befehl wurde 1641 ein Angriff der kaiserlichen Truppen unter Erzherzog Leopold Wilhelm und Octavio Piccolomini bei Wolfenbüttel siegreich abgewehrt. Schon unter Banér, der sich vor seinem Tode wenig um Sold, Verpflegung und Disziplin des Heeres gekümmert hatte, waren erste Anzeichen von Meuterei zu erkennen. Jetzt, unter Wrangel, brach die Meuterei im schwedischen Heer offen aus. Mortaigne, ein hoher, sehr angesehener Offizier führte die Meuterei an. Die Meuterer forderten nichts anderes als die sofortige Zahlung des ausstehenden Soldes. Es war allgemein üblich, dass sich höhere Offiziere an den Geldern für den Sold der Truppe bereicherten und dafür den Soldaten „Freiheiten“ bei Plünderungen der eroberten Gebiete einräumten. Im konkreten Fall war die Zahlung des Soldes objektiv nicht möglich, weil die französischen Subsidien nie in vereinbarter Höhe und stets verspätet eintrafen. Die französischen Zuwendungen waren aber in dieser Zeit die einzige wirkliche Geldquelle des schwedischen Heeres.
Auf dem Höhepunkt der Meuterei rettete die Ankunft Torstensons die Lage. Er traf im November 1641 ein und konnte durch mitgebrachte Gelder die Meuterer befriedigen. Die Meuterei wurde auch durch die Ankunft von 7000 schwedischen Soldaten erstickt, deren disziplinierte Regimenter einen ruhigen Gegenpol zu den Meuterern bildeten.
Torstenson war „ein rauer, herrischer, schwer gichtkranker Mann, der aber weder durch Wrangels Jammerberichte noch durch seine Krankheit, die ihn zum Krüppel machte, entmutigt war“. Und er war ein fähiger Feldherr, der Krone treu ergeben und ein hervorragender Organisator. „Wäre er ein weniger fähiger Feldherr gewesen, würde er kaum einer verhängnisvollen Meuterei entgangen sein.“
Wahrscheinlich war Wrangel im ersten Halbjahr 1642 in Schweden, um neue Hilfstruppen anzuwerben, mit denen er im Sommer 1642 in Deutschland eintraf. Torstenson war sofort nach seinem Eintreffen in einem groß angelegten Feldzug über Schlesien und Mähren bis in die Nähe Wiens vorgedrungen, um sich dann vor den überlegenen kaiserlichen Truppen unter Erzherzog Leopold und Piccolomini nach Leipzig zurückzuziehen. Erzherzog Leopold rückte nach, und Torstenson zog sich nordöstlich nach Breitenfeld zurück. Hier befand er sich auf geschichtsträchtigem Boden, denn 1631 besiegte Gustav Adolf in der Schlacht bei Breitenfeld das kaiserliche Heer unter Tilly. Es sollte für die heranrückenden Kaiserlichen die Revanche für die 1631 erlittene Niederlage gegen Gustav Adolf werden. Leopold träumte von einem zweiten Nördlingen, als dort damals die vereinten spanischen und kaiserlichen Truppen den Schweden eine vernichtende Niederlage beibrachten.
Am 2. November 1642 kam es zur Schlacht. Der Erzherzog griff die Schweden mit einer furchtbaren Kanonade an, von der er sich Deckung erhoffte, solange seine Truppen sich noch zum Angriff sammelten. Torstenson erkannte, dass er die überlegenen feindlichen Truppen nur dann schlagen konnte, wenn er sie angriff, bevor sie kampfbereit waren. Wrangel befehligte die Infanterie, die den linken Flügel der Kaiserlichen angriff. Obwohl die kaiserlichen Reiter die Schweden zurückgedrängt hatten und bereits deren Zentrum angriffen, brach der linke Flügel der kaiserlichen Truppen zusammen und gab die Flanke des bis dahin überlegenen Zentrums frei. Ganze Schwadronen der kaiserlichen Reiterei warfen ihre Waffen weg und ergaben sich den Schweden. Der Erzherzog selbst entkam nur mit knapper Not der Gefangennahme. Er verlor 5000 Soldaten durch Tod und rund 4500 durch Gefangennahme, die Hälfte seines Heeres. Die Schweden erbeuteten 46 Kanonen, 50 Wagen mit Munition und die Kriegskasse Leopolds. Der Erzherzog ließ nach der verlorenen Schlacht alle höheren Offiziere des linken Flügels köpfen, die niederen hängen und die Mannschaft durch Erschießen dezimieren. Anschließend ging er zur Beichte und Kommunion.
In den Jahren nach dem militärischen Rückzug König Christian IV. von Dänemark vom deutschen Kriegsschauplatz kam es zu Konflikten zwischen den handelspolitischen Interessen Dänemarks und den expansiven Zielen Schwedens. Christian versuchte durch den Bau einer starken Kriegsflotte die Nord- und Ostsee zu beherrschen, um den Überseehandel zu sichern und zu kontrollieren. Der Dänenkönig hatte in der Folgezeit einige unglückliche diplomatische und militärische Entscheidungen getroffen, die den Schweden genügend Grund gaben, misstrauisch zu bleiben und zu gegebener Zeit alte Rechnungen mit Dänemark zu begleichen. So hatte er einen Handelsvertrag mit Spanien unterschrieben und seinen Sohn an die Tochter des Kurfürsten von Sachsen, einen ehemaligen Verbündeten Schwedens und nunmehr offenen Verbündeten des Kaisers, verheiratet. Die Anhebung der Sundzölle zum Ausgleich der Fehlbeträge in der dänischen Staatskasse machten ihn zum verhassten Mann für die schwedischen Machthaber.
Ohne Kriegserklärung fiel das schwedische Heer unter Torstenson auf Befehl des schwedischen Kanzlers Oxenstierna im Dezember 1643 in Holstein ein und überrannte bis Januar ganz Jütland. Erst dann gab die schwedische Regierung eine Erklärung ab, die ihr Handeln rechtfertigen sollte.
Wrangel war in den Kämpfen in Holstein gegen die Dänen und auch bei Seegefechten zu finden. Als 1644 der schwedische Admiral Klas Larsson Flemingh in der Seeschlacht gegen Christian von Dänemark bei Christianpreis tödlich getroffen wurde, übertrug er Wrangel den Oberbefehl über die Flotte. Gemeinsam mit der holländischen Flotte war Wrangel bei Fehmarn siegreich, eroberte die Insel und versuchte Kopenhagen anzugreifen. Im Seegefecht bei Kolberg, das der Dänenkönig selber befehligte, konnte Christian den schwedischen Angriff auf Kopenhagen vom Meer her verhindern.
Im Januar 1645 war Wrangel erneut als Generalfeldzeugmeister bei Torstenson. Torstenson befand sich zu dieser Zeit an der Elbe, überschritt Anfang 1645 das Erzgebirge und marschierte im Februar in Eilmärschen auf Prag. Bei Jankau, ungefähr fünfzehn Kilometer von Tabor entfernt, schnitt ihm eine aus Kaiserlichen und Bayern bestehende Streitmacht im März den Weg ab. Torstenson ließ es zu keiner richtigen Schlacht kommen, sondern lieferte dem Gegner auf unebenem und bewaldetem Gelände eine Reihe von taktisch außerordentlich geschickt geführten Scharmützeln, in denen er den Gegner einzeln angriff. Der Reitergeneral Götz wurde geschlagen und fiel, General Hatzfeld wurde gefangengenommen, und der Rest der bayerischen und kaiserlichen Reiterei floh nach Prag. Die bayerische Reiterei, das Rückgrat des Heeres, wurde vernichtet. Der Weg nach Prag war frei, und Kaiser Ferdinand III. floh über Regensburg und Linz nach Wien.
Der Sieg von Jankau ließ sich von Schweden nicht in politische Erfolge umsetzen: die Armut Böhmens, welches zwar Wein, aber kein Brot für die schwedischen Eroberer aufbringen konnte, die Unzuverlässigkeit des Siebenbürger Fürsten, auf dessen Hilfe Torstenson gebaut hatte, und der hartnäckige Widerstand der belagerten Stadt Brünn zwangen die Schweden, sich wieder an die Grenzen zurückzuziehen.
Ende 1645 erfüllte sich ein lang gehegter Wunsch Wrangels: die schwedische Regierung hatte der dringenden Bitte Torstensons nachgegeben, ihn wegen seiner Krankheit abzuberufen. Der Oberbefehlshaber der schwedischen Armee in Deutschland war oft wochenlang an sein Bett gefesselt, und die Gichtknoten an seinen Händen machten es unmöglich, Befehle zu unterschreiben. Wrangel wurde zu seinem Nachfolger ernannt.
Den Versuch, im Januar 1646 von Schlesien aus nach Böhmen einzufallen, musste Wrangel aufgeben; die Verteidigung der Kaiserlichen war zu stark. Also beschloss er, gemeinsam mit den Franzosen Bayern heimzusuchen. Strategisch gesehen war der Plan ohne Bedeutung. Er bot lediglich die Möglichkeit, dass seine Leute mühelos Beute machen und damit von einer Meuterei abgehalten werden konnten. Den Franzosen kam Wrangels Plan sehr ungelegen, da sie in dieser Zeit mit dem Kurfürsten von Bayern über eine angestrebte Neutralität seines Landes bei zukünftigen militärischen Auseinandersetzungen mit seinem Schwager, dem Kaiser, in Verhandlungen standen. Sie versuchten (allerdings vergeblich) alle diplomatischen Möglichkeiten auszuschöpfen, um eine Vereinigung beider Heere zu verhindern und Bayern zu schonen.
Zunächst zog Wrangel nach Westfalen und Hessen, eroberte Höxter und Paderborn, und vereinigte sich schließlich bei Gießen mit Turenne, der trotz aller Finessen der Diplomatie nicht passiv bleiben konnte. Im Mai 1646 wurde Wrangel von der schwedischen Regierung zum Feldmarschall und Reichsrat erhoben, und im Sommer 1646 überfluteten die vereinigten Heere Bayern. Der Versuch des kaiserlichen Generals Johann von Werth, die Wucht des Angriffs von Augsburg abzulenken, konnte den weiteren Vormarsch des Feindes nicht verhindern. Maximilian von Bayern verschärfte die Leiden seiner Untertanen noch dadurch, dass er Mühlen und Lagerhäuser zerstören ließ, um die eingefallene Armee auszuhungern. Dass er damit auch sein eigenes Volk dem Hungertod preisgab, bedrückte den gläubigen Katholiken offenbar nicht. Im Gegenteil: er verweigerte seinen wehrlosen Untertanen Waffen aus Furcht vor einem Bauernaufstand. Ende des Jahres hatte Wrangel Kempten besetzt und Bregenz eingenommen und beherrschte damit die Pässe nach Italien, Tirol und der Schweiz.
Im Frühjahr des Folgejahres war Bayern so ruiniert, dass Maximilian dringend um einen Waffenstillstand bat, den er im März unterschrieb; aber erst im April stellte Wrangel die Feindseligkeiten ein.
Wrangels militärische Aktionen waren durch oft überraschende, massierte Angriffe gekennzeichnet. Mitte 1647 stieß er von Franken aus nach Böhmen vor, nahm die Stadt Eger ein, und in einer nächtlichen Überraschungsaktion gelang es ihm, das kaiserliche Lager zu überrumpeln. Um der Gefangennahme zu entgehen, war Kaiser Ferdinand III. „… genöthigt, im Nachtgewande zu entfliehen …“.
Im August des gleichen Jahres revanchierten sich die Kaiserlichen: bei Triebel überfielen sie die schwedisch-französischen Truppen. Dabei fiel im Abwehrgefecht der Vetter Wrangels, General Helm Wrangel – genannt der „tolle Wrangel“.
Der neu ernannte kaiserliche Feldherr Melander (später Graf von Holzappel) setzte Wrangel in Böhmen unangenehm zu. Als sich dann auch noch Turenne wegen militärischer Probleme Frankreichs in Flandern von Wrangel trennte, war Wrangel allein nicht mehr in der Lage, Böhmen zu halten. Ständig von Melander verfolgt, zog er sich nach Hessen zurück.
Seit 1644 wurden Friedensverhandlungen zwischen dem Kaiser und Frankreich in Münster und dem Kaiser und Schweden in Osnabrück geführt. Der Erfolg der französischen Diplomatie bei diesen Friedensverhandlungen wurde durch die Erfolge ihrer Heere bestimmt. Als im Sommer 1647 der bayerische General Werth seine Loyalität dem Kaiser gegenüber erklärte, war dies die Abkehr von der vorher zwischen Bayern und Frankreich vereinbarten Neutralität. Der veränderte politische Kurs Bayerns war ein willkommener Anlass für Frankreich und Schweden, die Positionen Maximilians von Bayern bei den Friedensverhandlungen zu schwächen. Das führte dazu, dass sich der französische Feldherr Turenne und der schwedische Oberkommandierende Wrangel trotz aller bis dahin unterschiedlicher Standpunkte zusammentaten und gemeinsam einen Angriff auf Süddeutschland starteten.
Melander, seit dem Vorjahr kaiserlicher Feldmarschall, wurde die Verteidigung Bayerns anvertraut. Er verschanzte sich an der Donaulinie. Ihm blieb keine Wahl, denn die vereinten bayerischen und kaiserlichen Heere waren schwächer als das französische und schwedische Heer. Melanders Tragik war, dass der bayerische Kommandant Groensfeld ein gemeinsames Vorgehen gegen den Feind verhinderte, weil er den Oberbefehl über die vereinigten katholischen Truppen verlangte.
Noch während der internen Querelen zwischen Melander und Groensfeld wurden ihre Truppen von den angreifenden Feinden am 17. Mai 1648 überrascht. An eine organisierte Abwehr konnte nicht mehr gedacht werden: das Gelände nahe dem Dorf Zusmarshausen ist unzusammenhängend und wellig und macht eine Schlachtaufstellung des Heeres dadurch unmöglich. Die Artillerie wurde bei ihrer Bewegung außerdem durch den unerträglich großen Tross an Heimatlosen, Hurenweibern und Trossbuben behindert. Melander bemühte sich zunächst, die Artillerie und den Tross aus der Gefahrenzone zu bringen und überließ es dem italienischen General Montecuculi, die Nachhut zu verteidigen. Montecuculi zog sich von einem Hügelrücken zum anderen zurück, indem er die Reiterei zur Abwehr der feindlichen Angriffe benutzte, während das Fußvolk zurückwich. Melander, der ihm zu spät zu Hilfe kam, wurde dabei tödlich verwundet. Das bayerische Heer erlitt eine vernichtende Niederlage.
Turenne und Wrangel überrannten nach diesem Sieg Bayern und nahmen an der Bevölkerung furchtbare Rache für die Politik ihres Kurfürsten. Für Maximilian von Bayern gab es nur einen Weg, sein Land vor dem völligen Untergang zu retten: er musste einen bedingungslosen Waffenstillstand schließen.
Die politische und militärische Lage wurde für den Kaiser immer dramatischer: nach dem Verlust Bayerns fiel ein zweites schwedisches Heer unter Königsmarck in Böhmen ein und belagerte Prag. Der Bruder des Kaisers, Erzherzog Leopold, hatte nach anfänglichen Erfolgen als Statthalter in den Niederlanden im August 1648 durch Unachtsamkeit und Unfähigkeit sein gesamtes Heer verloren. Diese drei Ereignisse und der Mangel an erfahrenen militärischen Führern führten letztlich dazu, dass der Kaiser zu einem Frieden bereit war. Zwar versuchte Piccolomini, der nach Österreich zurückkam, die Lage zu retten, aber das kaiserliche Heer oder das, was nach der Schlacht bei Zusmarshausen übriggeblieben war, konnte die Lage nicht stabilisieren.
Das wussten auch Wrangel und Turenne; sie waren nach ihren Siegen sorglos geworden. Als sie eines Tages im Oktober 1648 bei Dachau in der Nähe Münchens auf Hirschjagd waren, wurden sie völlig überraschend von einem Truppenteil des kaiserlich-bayerischen Feldherrn Johann von Werth überfallen. Während ihre Leute aufgerieben wurden, konnten sich beide mit viel Glück vor der drohenden Gefangenschaft retten: vor ihren Augen gelang einem verängstigten Hirsch die Flucht durch den Morast. Dieser Hirschspur folgten sie und konnten bei Verlust ihrer Waffen und ihres Degens ihre Haut retten. Die Verluste der Schweden und Franzosen waren erheblich. Allein 700 Reiter verloren ihr Leben. Wrangel musste sich mit dem Rest seiner Truppen überstürzt über den Lech zurückziehen, wo ihn in der fränkischen Kleinstadt Feuchtwangen die Nachricht vom Abschluss des Westfälischen Friedens erreichte.
Als ihm der Kurier des schwedischen Kanzlers Oxenstierna die Friedensnachricht übermittelte, soll Wrangel geflucht haben und tobend auf seinem Hut herumgetrampelt sein. Alle erdenklichen Verwünschungen galten den Diplomaten, die den Frieden ausgehandelt hatten. Verständlich für ihn und Glücksritter seines Schlages, denn nur im Krieg konnten Gelder und Vermögen geraubt, gesellschaftliche Anerkennung erreicht und durch Adelsprädikate und Grundbesitz der Reichtum gesichert werden. Bis zu diesem Tobsuchtsanfall hatte sich für Wrangel der Krieg bereits ausgezahlt: sein Privatvermögen betrug rund eine Million Reichstaler.
1649 wurde Wrangel durch Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Hierbei wurde Wrangel als Gesellschaftsname der Obsiegende und als Devise entstandenem Ungemach verliehen. Als Emblem wurde ihm Siegeswurzel Mänlein <Allium victorialis L.> zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich Wrangels Eintrag unter der Nr. 523. Dort ist auch das Reimgesetz vermerkt, mit dem sich Wrangel für die Aufnahme bedankt:
- Die Siegeswurtzel kan entstandnem ungemach'
- Obsiegen. Jch ward drum Obsiegend auch geheißen
- Weil man obsiegen sol nicht aus selbst eigner rach':
- Ein held, der seinem feind mit ehren sucht Zu schmeißen,
- Muß sehn auf seinem Gott, auf eine gute sach',
- Und so der wurtzel sich des Sieges erst befleißen.
- Der Sieg bewurtzelt sich, das ungemach vergeht,
- Wan in und außer uns durch krieg ein fried' entsteht.
In den folgenden Jahren hielt sich Wrangel mit dem schwedischen Thronfolger als Gast bei Piccolomini in Nürnberg auf. Erst nachdem Details des Friedensvertrages ausgehandelt waren, kam Wrangel im Oktober 1650 nach Schweden zurück. Vorher gab der Thronfolger Karl Gustav für alle, die an der Formulierung des Vertrages mitgewirkt hatten, ein Friedensbankett, auf dem Wrangel in freudiger Erregung seine Pistole gegen die Decke abfeuerte und feierlich verkündete, dass er nun keine Munition mehr brauche.
Zum letzten Mal kamen die Unterhändler 1650 zu einem Bankett zusammen, das diesmal Piccolomini vor den Toren Nürnbergs gab. Nach einem Streit, den Wrangel mit einem kaiserlichen Feldherrn wegen der Sitzordnung angezettelt hatte, floss dann endlich aus einem friedlichen, hohlen Löwen Wein – auch für die Bevölkerung. Aber erst im Jahre 1654 hatte die schwedische Besatzung von Vechta die zweifelhafte Ehre, als letzte Invasorentruppe aus Deutschland abzuziehen. Im April 1651 wurde Wrangel von der schwedischen Königin Christine für seine Verdienste zum Grafen von Salmis erhoben.
In den Jahren 1654/55 wurden weite Teile Weißrusslands und Litauens von Moskauer Truppen und Kosaken besetzt. Nach der Abdankung der Königin Christine im Jahre 1654 wurde ihr Vetter, Karl X. Gustav, König von Schweden.
Karl Gustav sah durch die Invasion Moskaus die Vorherrschaft Schwedens im Ostseeraum bedroht und begann 1654 den Schwedisch-Polnischen Krieg. Er wollte damit unter anderem auch alte schwedische Thronansprüche durchsetzen. Auch Wrangel nahm als Reichsfeldherr an diesem Feldzug teil, nachdem er vorher im Herzogtum Bremen die schwedische Oberherrschaft wieder eingerichtet hat.
Nach anfänglichen Erfolgen (Einnahme Warschaus am 8. September und Eroberung Krakaus am 16. Oktober) wuchs der polnische Widerstand. Als Fanal im Kampf gegen die schwedischen Okkupanten wird der Kampf der Städte Danzig und Lemberg, aber vor allem die Verteidigung der Mönche des Klosters Jasna Gora bei Czenstochau – seither Polens Nationalheiligtum – aufgenommen. Die militärische Lage verschärfte sich für Schweden, als Moskau Schweden den Krieg erklärte und Livland bedrohte.
In seiner Bedrängnis versprach Karl X. dem Kurfürsten von Brandenburg im Vertrag von Marienburg Großpolen für den Fall einer Waffenhilfe. Gemeinsam errangen die Brandenburger und schwedischen Truppen im Juli 1656 in einer dreitägigen blutigen Schlacht den Sieg über das polnische Heer. Das Oberkommando über das schwedische Heer hatte Wrangel.
Polen gab sich jedoch keineswegs geschlagen und es gelang, am 1. Dezember 1656 ein Schutzbündnis mit Kaiser Ferdinand III. zu schließen, dem später Dänemark und auch Brandenburg beitraten.
Zur Bekämpfung Dänemarks zog Karl X. Truppen ab. Wrangel vertrieb zunächst 1657 die Dänen aus dem Herzogtum Bremen, kämpfte in Jütland, Holstein und eroberte Friedrichsöde.
Im Jahre 1658 marschierte er mit seinen Truppen über die zugefrorene See nach Fünen, eroberte die Insel, besiegte die Dänen in Seeland, besetzte Schloss Kronborg und belagerte und beschoss Kopenhagen. Aber die Dänen kämpften nicht allein: vor Kopenhagen wurde Wrangel von den Holländern angegriffen, und am 24. November konnten die Dänen einen entscheidenden Sieg gegen die Schweden verzeichnen. An dem Sieg waren auch die mit Dänemark verbündeten kaiserlichen, Brandenburger und auch polnischen Truppen beteiligt.
In einem von Frankreich vermittelten Frieden von Oliva wurde 1660 im Wesentlichen der Vorkriegszustand wieder hergestellt.
In den Jahren 1660 bis 1665 ließ Wrangel in Stralsund in der dortigen Heilgeiststraße sein “Wrangelsches Palais” errichten.
Als 1660 der schwedische König Karl X. Gustav gestorben war, wurde Wrangel in der Zeit bis zur Volljährigkeit des Thronfolgers Karl XI. Mitglied des Vormundschaftsrates. Wrangel bekleidete als Reichsmarschall und Reichsadmiral nicht nur höchste militärische Ämter, sondern war auch Präsident des Kriegskollegiums und Regierungsmitglied. 1664 berief ihn die schwedische Reichsregierung zum Reichsfeldherrn, und zwei Jahre später standen die schwedischen Truppen unter seinem Kommando erneut vor Bremen, um die Machtansprüche Schwedens endgültig klarzustellen.
Seinen letzten Feldzug unternahm Wrangel 1674 gegen den Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich Wilhelm. Er fiel im November in die Uckermark ein und stieß 1675 bis zur Havel vor. Während einer Krankheit Wrangels übernahm sein Stiefbruder Wolmar (oder Waldemar) Wrangel den Oberbefehl über die schwedischen Truppen. Unter seinem Kommando wurden grausame Exzesse an der Bevölkerung begangen, über die selbst Carl Gustav Wrangel äußert, dass „… so lange er Soldat sey, (soetwas) nicht vorgekommen und unter Christen unerhört … sey …“
Am 28. Juni 1675 siegten der Kurfürst von Brandenburg und sein Feldherr Derfflinger in der Schlacht bei Fehrbellin über die Schweden. Wrangel musste sich endgültig aus Brandenburg zurückziehen. Seine Krankheit und sein hohes Alter machten es notwendig, dass Wrangel noch im selben Jahr für kurze Zeit Abschied vom Heer nahm – nicht um sich zu pflegen, sondern um Bündnisverhandlungen mit dem Kurfürsten von Bayern zu führen.
1676 waren seine Kräfte erschöpft. Carl Gustav Wrangel starb am 5. Juli 1676 in seinem Schloss Spyker auf der Insel Rügen. Erst im November 1680 wurde er in Anwesenheit des Königs feierlich in Stockholm beigesetzt. Wrangel diente vier schwedischen Königen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Wrangel, Carl Gustav |
KURZBESCHREIBUNG | schwedischer Heerführer und Staatsmann |
GEBURTSDATUM | 13. Dezember 1613 |
GEBURTSORT | Uppsala |
STERBEDATUM | 5. Juli 1676 |
STERBEORT | Schloss Spyker |