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Christlicher Orient

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Christlicher Orient (lat. Oriens Christianus) ist ein seit der frühen Neuzeit geläufiger, zunächst theologischer Fachbegriff und beschreibt die Gesamtheit des Östlichen Christentums, also alle Ostkirchen ohne Rücksicht auf christologisches Bekenntnis (Chalcedonenser, Miaphysiten, sog. Nestorianer), gegenwärtige Konfessions- und Staatsangehörigkeit oder territoriale Verbreitung, kurzum: der Teil der christlichen Welt, der nicht ursprünglich der Westkirche angehört.

Bezugsgröße der Benennung als West- oder Ostkirche ist das spätantike Imperium Romanum. Alles, was sich in seiner Osthälfte oder, dank diverser Missionsbemühungen, östlich seiner Grenzen bis zur Neuzeit an christlichem Leben entfaltete, ist Östliches Christentum, Ostkirche und Christlicher Orient. In diesem Sinne reicht der Christliche Orient von Ost- und Südost-Europa über den Nahen und Mittleren Osten bis nach Indien und in den Fernen Osten. In neuerer Zeit kommt die ostkirchliche Diaspora in den Stamm- oder Missionsgebieten der Westkirche dazu, z. B. in Westeuropa, Amerika und Australien. Anderseits ist auch die historisch gewordene Präsenz eines Christentums lateinischer Prägung in den Ländern des Christlichen Orients zu berücksichtigen.

Angehörige der Kirchen des Christlichen Ostens, insbesondere die Europäer, nennt man nicht „Orientalen“, sondern „Ostchristen“ bzw. nach ihrer Konfession (z.B. „Orthodoxe“, „Melkiten“, „Katholiken“) oder nach ihrer Heimat bzw. Heimatsprache (z.B. „Kopten“, „Armenier“, „Äthiopier“, „christliche Araber“), seltener nach einer historischen oder legendären Gründergestalt „Thomaschristen“, „Jakobiten“, „Maroniten“).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Beteiligte Wissenschaften

Die Wissenschaft vom Christlichen Orient beschäftigt sich mit der Forschung über die christliche Traditionen, Kultur, Religion, Sprachen und Kirchen im östlichen Mittelmeerraum, im genannten Gebiet des Christlichen Orients. Christlicher Orient ist darüebr hinaus Titel eines Studienfachs und von Lehrstühlen und Instituten einiger Universitäten im deutschsprachige Raum (z.B. Tübingen, München, Bonn, Göttingen, Halle, Bamberg u.a.). Gegenüber der Bezeichnung Christentum im Orient umfasst der Begriff Christlicher Orient auch die Entwicklung des Christentums und den christlichen Einfluss im gesamten Arabischen und Slawischen Sprachraum sowie den Einfluss von dort auf Europa, Amerika und weitere Weltgegenden.

Als verwandte wissenschaftliche Disziplinen befassen sich auch die Christliche Archäologie, die Byzantinistik, Patristik, Ägyptologie, Koptologie, Syrologie, Kartvelologie, Armenistik und die philologische Fachgebieten wie die Aramaistik, Gräzistik, Arabistik, Slawistik und die Semitistik sowie die Gesellschaftswissenschaften Soziologie und Politikwissenschaften des Nahen Ostens und insbesondere Theologie, Kirchengeschichte und Ostkirchenkunde mit verschiedenen Themen des christlichen Orients und dienen der Wissenschaft vom Christlichen Orient so als Geschwister- bzw. Hilfsdisziplinen.

[Bearbeiten] Geschichte

Viele orientalische Christen waren und sind als Wissenschaftler, Linguisten, Kulturschaffenden, Übersetzer, Ärzte tätig, die wichtige Beiträge für ihre Kulturräume geleistet haben. Meist wurden die antiken griechischen Werke von Wissenschaftlern christlichen Glaubens – ein bekannter Vertreter ist Hunayn ibn Ishaq – ins Aramäische und später in die Arabische Sprache übersetzt. Somit stand etwa im 825 gegründeten Haus der Weisheit in Bagdad den Wissenschaftlern die griechische Literatur von Aristoteles, Platon und anderen zur Verfügung. Diese Werke kamen später über die wissenschaftlichen Zentren im maurischen Spanien nach Europa. Heute beschäftigt sich die Forschung insbesondere mit dem hellenistischen Einfluss auf die arabischen Wissenschaften und Kultur, mit dem Byzantinismus.

[Bearbeiten] Personen des christlichen Orients

Christen in Nahost haben prozentual im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil eine höhere Schulausbildung durchlaufen. Die ersten Universitäten und Schulen nach westlichen Vorbildern und Standards wurden von westlichen Theologen und Missionaren im Nahen Osten gegründet, so z. B. das Kolleg der Jesuiten Anfang 1810, aus dem die Universität Saint Joseph, Beirut, im Jahre 1875 gegründet, hervorgegangen ist sowie das Syrian Presbytarian College, gegründet 1835, aus dem die Libanesisch-Amerikanische Universität, Beirut, gegründet im Jahre 1994, hervorgegangen ist. Diese Universitäten sind auch für Angehörige anderer Religionsgemeinschaften sowie für Bürger anderer Staaten offen. Viele palästinensische Akademiker haben in Beirut an den Universitäten studiert.

Zudem sind Auslandsaufenthalte (zwecks Studium und Arbeit) sowie die Fremdsprachenkenntnisse der Christen in Nahost Faktoren, die ihre Beiträge zur Weiterentwicklung der lokalen Kultur, der politischen Entwicklung und zur Brückenbildung zwischen den Kulturen förderten.

Dies sind einige der Gründe, weshalb orientalische Christen in der Kultur, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft in ihren Heimatländern meist überproportional vertreten sind.


[Bearbeiten] Heilige aus dem christlichen Orient

Siehe auch Artikel Heilige des christlichen Orients

[Bearbeiten] Kulturschaffende im christlichen Orient

Siehe auch Artikel Christliche Kulturschaffende im Orient

[Bearbeiten] Christliche Herrschaft im Nahen Osten

siehe Artikel Christliche Herrschaft im Orient

Siehe auch Artikel Christliche Politiker im Orient

[Bearbeiten] Emigranten und Nachkommen orientalischer Christen

  • John Abizaid, US-General, Oberbefehlshaber der US-Truppen im Nahen Osten (CENTCOM) (Westpoint-Spitzname "The Mad Arab")

[Bearbeiten] Einführung in die Vornamenkunde des christlichen Orients

Im Nahen Osten tragen viele Christen Vornamen von Heiligen, die man auch in der westliche Welt kennt (z.B. Rita, Aline, Eliane, Jacqueline bei Frauen und z.B. Elie, Edward, Georges, Roger bei Männern etc.). Zudem gibt es Aramäische Vornamen von Heiligen aus dem Orient so wie z.B. Maroun, Charbel sowie Namen die aramäisch, christliche-arabisch oder aus der Bibel stammen so steht z.B. Raif für René, Hunayn für Johannes, Antun für Anton (auch Tanios, Tannous), Butros für Peter, Semaan für Simon), Jeryes für George), Elie für Ilyas (oder Elias), Jibral (Gabriel) oder Beshara für Gute Botschaft d.h. Evangelium) etc. Nicht selten wählen die Eltern christlichen Glaubens für ihre Kinder einen neutralen arabischen Namen, so z.B. Samia, Mirna, Najla bei Frauen und Samir, Tarek, Khalil, Jameel bei Männern, die keine religiöse Bedeutung haben. Die Gründe für diese Namensauswahl ist vielfältig. Neben dem ästhetischen Grund für die Wahl des Vornamens kann auch die Hoffnung verbunden sein, dass das Kind nicht aufgrund seines Namen diskriminiert wird.


Wenn der Vorname des Namensträgers nicht ein christlicher Taufname ist, so wird meist der Taufname als zweiter Vorname verwendet (so z.B. Mirna Rita oder Samir Georges).

Ferner wird als weiterer Vorname der Vorname des Vater in der Namensliste verwendet. In der arabischen Tradition wird der Vorname des Vaters in dem offiziellen Papieren (Reisepass etc.) geführt bzw. wird zur Identifikation verlangt (so z.B. Marie Joel als Vorname einer Frau, wobei der zweite Vornamen der Vorname des Vater ist oder bei einem Mann Maroun Abdallah, wo der zweiter Name ebenfalls der Vorname des Vaters ist).

Im Libanon (und etwas weniger in Syrien) findet man traditionell viele französische Vornamen während man in Palästina, Irak und Jordanien meist englische Vornamen unter Christen findet.

Liste von christlich-orientalischen Vornamen

[Bearbeiten] Orte des christlichen Orients

[Bearbeiten] Sprachen des christlichen Orients

[Bearbeiten] Christliche Ausbildungsinstitutionen

Die Schulausbildung hat im christlichen Orient eine wichtige Bedeutung. Die Kirchen sind einerseits interessiert an der Ausbildung von Priestern und andererseits sind die Eltern, aufgrund des quasi fehlenden staatlichen Rentensystems interessiert an einem familiären Generationenvertrag. Durch die gute Ausbildung der Kinder versprechen sich die Eltern, dass die Kinder eine gute berufliche Position finden. Somit wird eine gute finanzielle Versorgung ihres Lebensabends garantiert. In die Ausbildung der Kinder wird verhältnismäßig viel investiert d.h. in Schulgeld. Viele Eltern versuchen die Kinder auf die besten Schulen und Universitäten zu schicken.

Seit dem 17. Jahrhundert sind viele nichtstaatliche Schulen von Missionaren und kirchlichen Orden meist im Libanon aber auch in den Nachbarländern errichtet worden. Diese Schulen sind für Schüler aller Religionsgemeinschaften zugänglich.

Einige dieser früh gegründeten Schulen haben ihr Ausbildungsprogramm ständig erweitert und insbesondere weiterführende Programme entwickelt. So wurden aus mehreren Schulen und Theologischen Instituten, welche für die Priesterausbildung gegründet wurden, sukzessive Universitäten. Die privaten konfessionellen Universitäten waren lange Zeit, die einzigen Hochschulen in der Region.

Die staatlichen Universitäten im Nahen Osten wurden meist erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet (Libanesische Universität, Birzeit Universität (Palästina), Bethlehem Universität, Syrische Universität, Irakische Universität). Die meisten Universitäten haben kein Promotionsrecht. Eine Ausnahme ist meist die philosophische Fakultät. Viele Studenten gehen daher meist zwecks Promotionsstudium ins westliche Ausland.

Heute besteht unter den Schulen und unter den Universitäten ein Wettbewerb um Schüler bzw. Studenten. Die bekannteren Universitäten ziehen auch Dozenten und Studenten aus dem westlichen und asiatischen Ausland an. Die Studiengebühren, die nur von privaten Universitäten erhoben werden, sind auch für europäische Verhältnisse recht hoch. Die Universitäten sind wiederum beliebte Arbeitgeber für promovierte Akademiker aus der Region.

[Bearbeiten] Christliche Universitäten (Auswahl)

Die folgenden Universitäten haben entweder jeweils einen kirchlichen Trägern bzw. wurden von einem kirchlichen Träger gegründet (AUB)

[Bearbeiten] Theologische Ausbildungsstätten

  • Arab Baptist Theological Seminary in Beirut. Diese akademische Ausbildungsstätte wurde 1960 mit amerikanischer Hilfe gegründet und richtet sich mit seinen Angeboten an Theologiestudenten aus der gesamten arabischen Welt. Im Verwaltungsgremium der Hochschule befinden sich neben Libanesen auch Abgeordnete der Baptisten-Unionen von Jordanien und Ägypten.

[Bearbeiten] Forschung über den christlichen Orient

[Bearbeiten] Institutionen

  • Institute christlicher Orient
    • Forschungsstelle: Christlicher Orient an der Universität Bamberg

[Bearbeiten] Listen von Forschungseinrichtungen im Internet

  • [3] s.u. Links und Institute
  • [4] Uni Tübingen umfasst die Orientalistik insgesamt

[Bearbeiten] Wissenschaftler des christlichen Orients

  • Georg Graf (*1875 1955) Wissenschaftler des christlichen Orients
  • Louis Cheikhô (*1859 † 1927) Wissenschaftler des christlichen Orients
  • Carl Anton Baumstark (1872-1948) Wissenschaftler des christlichen Orients, vergleichende Liturgiewissenschaftler
  • Julius Aßfalg (*1919 † 2001) Wissenschaftler des christlichen Orients
  • Alexander Böhlig (*1912 † 1996) Wissenschaftler des christlichen Orients, Koptologe und Byzantinist.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Titel einiger Zeitschriften (Auswahl)

  • Christian Orient (Kottayam, Indien)
  • Collectanea Christiana Orientalia (Cordoba, Spanien)
  • Het Christelijk Oosten (Nijmegen, Niederlande)
  • Oriens Christianus [5] (München)
  • Orientalia Christiana Periodica (Rom, Italien)
  • Oriente Cristiano (Palermo, Italien)
  • Revue de l’Orient Chrétien (Paris, Frankreich)
  • Studi sull’Oriente Cristiano (Rom, Italien)
  • The Eastern churches quarterly.

[Bearbeiten] Titel einiger Buchreihen

  • Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium (Leuven, Belgien)
  • Cahiers de l’Orient Chrétien (Beirut, Libanon)
  • Orientalia Christiana Analecta (Rom, Italien)
  • Textes et Etudes sur l’Orient Chrétien (TESOC) (Rom, Italien)
  • Archives de l’Orient Chrétien (Paris, France)

[Bearbeiten] Enzyklopädien

  • Hubert Kaufhold [Hg.], Kleines Lexikon des Christlichen Orients, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05382-2; 2. Auflage von Kleines Wörterbuch des christlichen Orients, Julius Aßfalg
  • Dictionnaire de l'Orient chrétien, Julius Aßfalg
  • Dizionario enciclopedico dell'Oriente cristiano, Edward G. Farrugia

[Bearbeiten] Literaturlisten im Internet
  • [6] Uni Tübingen Christlicher Orient
  • [7] s. u. (Thematische) Literaturlisten

[Bearbeiten] Initiativen Christlicher Orient

[Bearbeiten] Museen zum Christlichen Orient

Das christliche Erbe der orientalischen Kirchen wird in verschiedenen Museen dokumentiert: (s.a. Museen zum Christlichen Orient )

[Bearbeiten] Theologische Dialoginitiativen

[Bearbeiten] Siehe auch

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