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Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - Wikipedia

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Gründungsjahr 1502 (Wittenberg) und
1694 (Halle)
Ort Wittenberg (Sachsen-Anhalt), Halle (Sachsen-Anhalt)
Rektor Prof. Dr. Wulf Diepenbrock
Studiengänge 100
Fakultäten 8
immatrikulierte Studenten 18.690 (WS 2005/2006)
Frauenquote ca. 55%
Professoren 405 (Soll)/335 (Ist)
wissenschaftliche
Mitarbeiter
5.017
Anschrift Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
06099 Halle (Saale)
www.uni-halle.de

Die heutige Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ist eine Universität in Deutschland, die aus zwei Universitäten entstanden ist.

Die ältere wurde 1502 in Wittenberg gegründet, die jüngere 1694 in Halle (Saale). Nach einer wechselvollen Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen wurden beide Universitäten 1817 vereinigt.

Ihren heutigen Namen "Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg" erhielt sie am 10. November 1933.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Universität Halle-Wittenberg

Halle Universitätsplatz mit Löwe und Audimax
Halle Universitätsplatz mit Löwe und Audimax

Nachdem im Jahre 1994 das 300-jährige Gründungsjubiläum des halleschen Zweiges gefeiert wurde, fanden im Jahre 2002 die Feierlichkeiten zum großen gemeinsamen 500-jährigen Jubiläum der Wittenberger Universitätsgründung statt.

Durch ihre lange Geschichte ist die Universität mit der Stadt Halle räumlich eng verwoben. Die Universität ist stetig gewachsen und hat sich langsam aber sicher über die gesamte Innenstadt, teilweise auch weit darüber hinaus, verbreitet. Viele Institute sind in alten Villen oder historischen Gebäuden untergebracht. Daneben wurden aber auch viele Universitätsgebäude neu errichtet oder umfassend renoviert. Das Empfangsgebäude der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg liegt direkt am Martin-Luther-Erinnerungs-Wanderweg.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Universität Wittenberg

Gründungsurkunde Kaiser Maximilians für die Universität Wittenberg, ausgestellt in Ulm am 6. Juli 1502 Pergament mit anhängenden Siegel
Gründungsurkunde Kaiser Maximilians für die Universität Wittenberg, ausgestellt in Ulm am 6. Juli 1502 Pergament mit anhängenden Siegel

Am 18. Oktober 1502 wurde auf Bestreben des Kurfürsten Friedrich III. (genannt "der Weise") von Sachsen die Universität Wittenberg "Leucorea" als erste Universität nach der Leipziger Teilung auf dem ernestinischen Kurfürstentum Sachsen gegründet. Die Gründung galt der Ausbildung von Juristen, Theologen und Medizinern für die sächsische Ernestinische Landesverwaltung. Fünf Jahre nach der Gründung verband Kurfürst Friedrich die neue Hochschule mit dem Stift Allerheiligen. Der erste Rektor war Martin Pollich, sowie der Theologe Johann von Staupitz. Lehrer wie Andreas Bodenstein aus Carlstadt lehrten in der frühen Folgezeit an der Universität. Staupitz bewirkte 1508 die Berufung eines weiteren Augustinermönches: Martin Luther. Später wurden noch Nikolaus von Amsdorf und für die griechische Sprache Philipp Melanchthon berufen.

Inhaltlich wie strukturell orientierte sich die Wittenberger Universität an den bereits bestehenden Universitäten in Deutschland. Die Übertragung der Rechte Friedrichs des Weisen verlieh der Universität im 16. Jahrhundert einen Sonderstatus mit eigener Gerichtsbarkeit. In dieser Zeit entwickelte sie sich zu einem der wichtigsten theologischen Zentren Europas.

Napoléon Bonaparte ließ die Universität Wittenberg 1813 schließen. Mit dem Wiener Kongress 1815 kamen die sächsischen Gebiete um Wittenberg zu Preußen. Infolgedessen wurde die Universität von Wittenberg nach Halle verlegt, wo am 12. April 1817 die Vereinigte Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg gegründet wurde. Als Ersatz bekam Wittenberg das evangelische Predigerseminar, das heute in den Räumen des Augusteums seinen Sitz hat. Das Fridericianum wurde zur Kaserne umgebaut und in seiner späteren Entwicklung als Wohnraum genutzt. Wittenberg hatte damit seine wichtigste Institution verloren und entwickelte sich fortan als Garnisons- und Industriestadt weiter. Initiativen zur Wiedergründung blieben lange erfolglos. Erst nach der Wende 1990 wurde in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am 26. April 1994 die Stiftung Leucorea als Stiftung öffentlichen Rechtes gegründet.

[Bearbeiten] Universität Halle

Auf Bestreben Friedrich III. (Kurfürst von Brandenburg und später König Friedrich I. in Preußen) sollte im südlichen Bistum Magdeburg eine neue Universität entstehen. Die in Halle vorhandene Ritterakademie reichte schon lange nicht mehr für die Bedürfnisse der aufstrebenden Stadt aus. Nach längerem Hintertreiben dieser Pläne an den Höfen von Wien und Dresden, weihte Kaiser Leopold I. die alma mater hallensis 1694 ein. Die herausragenden an der Gründung beteiligten Gelehrten waren der Rechtsgelehrte und Philosoph Christian Thomasius (gleichzeitig erster Rektor der Universität) und der Philosoph Christian Wolff. Durch die praktischen ethischen Schriften Thomasius wurde die hallesche Universität zu einem Ausgangspunkt der deutschen Aufklärung. In den Folgejahren entstanden jedoch Konflikte mit den 1698 gegründeten Franckeschen Stiftungen, die das Zentrum des deutschen Pietismus wurden. Als Konsequenz der Unnachgiebigkeit Wolffs wurde dieser vom preußischen König unter Androhung der Todesstrafe des Landes verwiesen. Wolff, der mit Leibniz die Philosophie Deutschlands dominierte, emigrierte nach Marburg, wo er umjubelt eintraf. Nachdem die Konflikte zwischen Wolff und den halleschen Pietisten abgeschwollen waren, holte Friedrich II. Wolff 1743 wieder an die Universität Halle zurück.

1717 eröffnete J. Juncker an den Franckeschen Stiftungen das erste deutsche Universitätsklinikum. Als erste Frau an einer deutschen Universität promovierte Dorothea Christiane Erxleben 1754 in Halle.

[Bearbeiten] Universität Halle-Wittenberg

[Bearbeiten] nach 1817

Das Universitätsgebäude in Halle 1836
Das Universitätsgebäude in Halle 1836

Die vom Preußischen Staat durch die Zusammenlegung erwarteten Synergieeffekte traten nach 1817 auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und der Medizin tatsächlich ein. Bis zur Reichsgründung war die Universität jedoch einem ständigen Säuberungsprozess ausgesetzt. Nach 1817 wurden Professoren, die sich mit der Napoleonischen Fremdherrschaft arrangiert hatten, zurückgestuft oder entlassen. In den 1830-er Jahren tobte ein heftiger Streit in der Theologischen Fakultät, der zur Ausgrenzung und Entlassung von Altlutheranern und Rationalisten führte. Zugleich wurde das studentische Leben einer scharfen Kontrolle unterworfen, die zum Absterben jeglicher politischer Regung führte. Nach der gescheiterten demokratischen Bewegung von 1848 wurden erneut mehrere Mitglieder des Lehrkörpers entlassen oder ins Exil gedrängt. Seit den 1860-er Jahren gehörte die Universität jedoch – nicht zuletzt durch einen Generationswechsel in der Professorenschaft – wieder zu den bedeutendsten im deutschen Sprachraum. Größere Investitionen verdankt die Universität den Reparationen des Krieges 1870/71, etwa neue Universitätskliniken und die heutige Universitäts- und Landesbibliothek. In der Studentenfrequenz stand Halle jedoch immer hinter Berlin, Leipzig und München zurück. Seit dieser Zeit ist ein für Halle typisches Phänomen zu beobachten: die Durchgangsuniversität. Wegen begrenzter finanzieller Ressourcen werden hier üblicherweise vergleichsweise junge, talentierte Forscher berufen, die dann nach Berlin, Leipzig oder – seit 1945 – nach Westdeutschland etwa Bonn, Mainz, Göttingen oder München wechseln.

[Bearbeiten] nach 1918

Seit dem 10. November 1933 trägt die Universität Halle-Wittenberg den Namem des berühmten Reformators Martin Luther
Seit dem 10. November 1933 trägt die Universität Halle-Wittenberg den Namem des berühmten Reformators Martin Luther

In der Weimarer Republik galt die Universität als reaktionär und nicht förderungswürdig. Investitionen fanden nicht statt, berufen wurden üblicherweise Gelehrte der zweiten Reihe. In der Zeit des Nationalsozialismus verfestigte sich Halles Ruf als "akademisches Workuta", nicht zuletzt deshalb, weil viele aus politischen Gründen "nicht tragbare" Gelehrte nach Halle strafversetzt wurden. Zugleich war die Universität erneut Säuberungen ausgesetzt, als Grund für die Entlassung von mehr als einem Dutzend Professoren und Dozenten wurden jüdische Abstammung, jüdische Ehefrauen, politisches Engagement für die Sozialdemokratie oder Homosexualität angegeben. Während des Zweiten Weltkrieges engagierten sich mehrere Professoren in der deutschen Kriegswirtschaft, vor allem als externe Berater von Industrieunternehmen oder auf dem Gebiet kriegswichtiger Grundlagenforschung. Zu nennen sind hier vor allem Chemiker, Physiker, Geologen und Landwirtschaftswissenschaftler. Drei Mediziner beteiligten sich an Massenmorden oder Menschenexperimenten. Zahlreiche Professoren und Dozenten gehörten der NSDAP an und engagierten sich im Sinne des Regimes. Inwiefern der Umbau der Universität zur "nationalsozialistischen Gebrauchshochschule" (so Rektor Johannes Weigelt 1944) gelang, ist in der Forschung umstritten. 1944/45 gründeten einige Professoren Widerstandsgruppen, was 1945 die beinahe friedliche Übergabe der Stadt Halle an das amerikanische Militär zur Folge hatte. Ein Professor gehörte zu den Verschwörern des 20. Juli 1944, ein Ehrensenator wurde wegen seiner Beteiligung an den Umsturzplänen hingerichtet.

[Bearbeiten] nach 1945

Im Schatten der amerikanischen Besatzungsmacht gelang der Universität eine tatsächlich demokratische Erneuerung, die von der Sowjetischen Militäradministration jedoch als nicht zukunftsfähig eingestuft wurde. Auf Druck der SMAD kamen ab 1947 wieder einstige Nationalsozialisten an die Universität, darunter Karrieristen, aber auch Männer mit gebrochenen Biographien, die z. B. dem Nationalkomitee Freies Deutschland angehört hatten. Zugleich war die Universität stalinistischen Säuberungen ausgesetzt: Studenten und Mitarbeiter verschwanden, einigen Angehörigen des Lehrkörpers gelang in letzter Minute die Flucht in die Westzonen. Am Volksaufstand des 17. Juni 1953 beteiligten sich Studenten und Lehrbeauftragte. Professoren beobachteten den Aufstandsversuch mit Sympathie und engagierten sich später für Verhaftete. 1958 kam es zu einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen führenden SED-Mitgliedern und konservativen Professoren. Bis 1961 flohen wenigstens 30 Dozenten und Professoren aus politischen Gründen in die Bundesrepublik. Die genaue Zahl derer, deren Karrieren zerstört wurde oder die Nachteile in Kauf zu nehmen hatten, ist bisher noch nicht ermittelt. Die SED erreichte durch den ausgeübten Druck jedoch ihr Ziel, eine gesellschaftskonforme Ausbildungsstätte kommunistischer oder Funktionseliten zu schaffen. Trotzdem gab es, wie in der Zeit des Nationalsozialismus auch, einige Professoren und Dozenten, die sich staatlichen Vorgaben widersetzten oder sie trickreich unterliefen. Nicht zuletzt durch erhebliche Investitionen in naturwissenschaftliche Institute und medizinische Kliniken sowie eine studentennahe Infrastruktur konnte die Universität Halle, nach Leipzig und Berlin, ihre Stellung als bedeutende wissenschaftliche Einrichtung wieder erlangen.

[Bearbeiten] Gegenwart

Im Zuge der "friedlichen Revolution" nach 1989 erneuerte sich die Martin-Luther-Universität grundlegend. Die im Einzelfall als ungerechtfertigt empfundenen Säuberungen konnten durch die Berufung von in der Mehrzahl qualifizierten Wissenschaftlern aus den alten Bundesländern kompensiert werden. Die Qualität einzelner Lehrstuhlinhaber ist erstaunlich. In jedem Fachbereich finden sich Hochschullehrer von nationalem Ruf. In den sogenannten Orchideenfächern,welche mit der Einführung der BA und MA Studiengänge auslaufen, lehren oft internationale Kapazitäten, die sich durchaus der oft großartigen Geschichte ihrer Lehrstühle bewusst sind.

[Bearbeiten] Fakultäten

  • Theologische Fakultät
  • Juristische und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
    • Juristisches Institut
    • Wirtschaftswissenschaftliches Institut
  • Medizinische Fakultät und Universtätsklinikum
  • Philosophische Fakultät I
    • Sozialwissenschaften
    • historische Kulturwissenschaften
  • Philosophische Fakultät II
    • Philologien
    • Kommunikationswissenschaften
    • Musikwissenschaften
  • Philosophische Fakultät III
    • Erziehungswissenschaften
  • Naturwissenschaftliche Fakultät I
    • Institut für Biochemie/Biotechnologie
    • Institut für Biologie
    • Institut für Pharmazie
  • Naturwissenschaftliche Fakultät II
    • Institut für Physik
    • Institut für Chemie
  • Naturwissenschaftliche Fakultät III
    • Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften -
    • Institut für Geowissenschaften mit Geologischem Garten
    • Institut für Mathematik
    • Institut für Informatik
  • Zentrum für Ingenieurwissenschaften

[Bearbeiten] Angeschlossene Einrichtungen

  • Leucorea - Stiftung des öffentlichen Rechts
  • HALESMA A.N.D. (Hallesche Europäische Journalistenschule für multimediale Autorschaft / Alfred Neven DuMont)
  • Institut für Unternehmensforschung und Unternehmensführung Halle
  • Institut für Hochschulforschung Wittenberg

[Bearbeiten] Im Umfeld der Universität

Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt

[Bearbeiten] Akademiker

[Bearbeiten] Universität Halle (1694-1818)

nach Geburtsjahr geordnet:

[Bearbeiten] Universität Wittenberg (1502-1817)

nach Geburtsjahr geordnet:


siehe auch: Liste der Wittenberger Hochschulehrer

[Bearbeiten] Universität Halle-Wittenberg (ab 1817)

nach Geburtsjahr geordnet:

siehe auch Liste der Hochschullehrer der Universität Halle

[Bearbeiten] Berühmte Studenten

[Bearbeiten] Universität Wittenberg (1502-1817)

nach Geburtsjahr geordnet:


Siehe auch:Liste Wittenberger Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Universität Halle (1694-1817)

nach Geburtsjahr geordnet:

[Bearbeiten] Universität Halle-Wittenberg (ab 1817)

nach Geburtsjahr geordnet:

[Bearbeiten] Neuere Literatur

  • Marita Baumgarten: Professoren und Universitäten im 19. Jahrhundert. Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 1997 ISBN 3525357842
  • Manfred Brümmer: Staat contra Universität. Böhlau, Wismar 1991
  • Henrik Eberle: Die Martin-Luther-Universität in der Zeit des Nationalsozialismus. Mdv, Halle 2002 ISBN 389812150X
  • Ralph Jessen: Akademische Elite und kommunistische Diktatur. Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 1999 ISBN 3525357974
  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817. Böhlau, Köln 2002 ISBN 3412044024
  • Heiner Lück, Heiner Schnelling, Karl-Ernst Wehnert: 150 Jahre Juristisches Seminar der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Stekovics, Halle, 2005 ISBN 3899231066
  • Günter Mühlpfordt, Günter Schenk: Der Spirituskreis 1890–1958. Hallescher Verlag, Halle 2001
  • Steffen Reichert: Unter Kontrolle. Die Martin-Luther-Universität und das Ministerium für Staatssicherheit 1968–89. Mdv, Halle 2006. ISBN 3-89812-380-4

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 51° 29' 11" n. Br., 11° 58' 08" ö. L.

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